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Am Anfang

Finn machte sich also auf den Weg in Richtung Parthe. Aber wo die Wanderung beginnen? Am besten wäre, von der Parthenquelle bis zur Mündung in die Weiße Elster zu laufen, immer mit dem Wasserstrom, entlang der Uferböschung durch Wälder und Wiesen streifend.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Finn hatte den Weg über ein Feld mit goldgelben Getreideähren eingeschlagen, das sich weit vor ihm ausdehnte. Am anderen Rande des Ährenfeldes führte der Pfad auf eine geräumige Fläche hinaus. Und Finn stand vor den Toren eines großen Bauernhofes.

Es war Mittag und die Sonne brannte gnadenlos vom wenig bewölkten Himmel herab. Er hatte vergessen, seine Trinkflasche in den Rucksack zu packen und nun blieb ihm nichts weiter übrig, als den Hof zu betreten und um ein Glas Limonade zu bitten.

Sperlinge meldeten ihn fröhlich an. Die Schwalben unterm Dachfirst hatten keinen Blick für ihn, sie fütterten ihre nimmersatten Jungschnäbel. Auch Finns Magen begann zu knurren. Irgendjemand schien Kuchen und Brot zu backen. Ein lieblicher Duft stieg in den Himmel hinauf.

Der junge Troll trat in das Haus und gelangte über einen breiten, weiß getünchten Flur in eine geräumige Küche. Die Bauersfrau stand am Herd und schälte Äpfel.

„Guten Tag. Mein Weg ist noch weit und in der Sonnenglut versagen meine Beine ihren Dienst. Darf ich eine kleine Rast machen und ein großes Glas Limonade bekommen?“

„Hier ist keine Gaststätte“, antwortete die Frau barsch und schälte ihre Äpfel weiter. „Der Kuchen muss auch noch fertig werden.“

Finn drehte sich augenblicklich auf seinem Schuhabsatz herum und wollte wieder von dannen ziehen, da sprach die Frau: „Nun gut, es war nicht so gemeint. Setz dich.“

Erleichtert ließ er sich auf den hölzernen Stuhl am großen Tisch fallen. „Kann ich beim Äpfelschälen helfen?“

„Lass nur gut sein. Stärke dich erst einmal mit frischem Brot und Wasser. Und dann erzähl mir, was dich in unsere Gegend verschlagen hat.“ Nebenbei stellte sie noch ein Näpfchen mit Salz, einen Schmalztopf und frische Brühgurken vor seine Nase.

Finn ließ es sich munden und erzählte von seinem Vorhaben.

„Du suchst das Kraut der Bescheidenheit? Davon habe ich auch schon gehört. Damals war ich in deinem Alter, gefunden habe ich es nie. Früher, übrigens, bekam ich von meinem Vater eine Backpfeife, wenn ich mehr wollte, als ich gebrauchen konnte.“

Ihm blieb der Bissen im Halse stecken und seine Ohren begannen hitzig und rot zu werden. Hatte er doch recht ordentlich bei der Mahlzeit zugelangt, als ob er wochenlang nichts zu essen bekommen hätte. Mit der Hälfte der Ration wäre er auch satt geworden. Oh, kleiner Finn, du musst noch viel lernen ...

„Der Weg, den du eingeschlagen hast, ist richtig, gehe ihn nur guten Mutes. Am Ende wird es sich gelohnt haben. Gleich hinterm Haus führt er weiter und bis zum Nachmittag hast du die Parthenquelle erreicht.“

Sogleich sprang er auf, bedankte sich brav für die gute Bewirtung und eilte zur Tür hinaus. Was mag das nur für ein Kraut sein, das er finden soll?

Geschichten aus dem Schwemmsandland

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