Читать книгу So schlank wie ich will! - Brigitte van Hattem - Страница 6

Gibt es eine Pille gegen Übergewicht?

Оглавление

Nach all meinen Erfahrungen muss ich diese Frage leider verneinen. Es gibt ja noch nicht einmal einen Königsweg, der für alle den gleichen Effekt hat. Selbst Sport schützt – leider – nicht vor Übergewicht. Wird nach dem Training hemmungslos drauflos gefuttert, schlägt die Schweinshaxe bei Läufern genauso an wie beim Couch-Potatoe. Selbst eine dauerhafte Umstellung der Ernährung garantiert uns keine Traumfigur.

Es muss bei allem Fortschritt doch irgendjemand geschafft haben, diätetische Sünden mittels einer kleinen, möglichst nebenwirkungsarmen Pille ungeschehen zu machen! Tatsächlich lässt der verzweifelte Griff nach pharmazeutischer Hilfe bei Übergewicht bei den Pharmafirmen die Kassen klingeln.

Bärbel Drexel beispielsweise, Dirndl-Trägerin beim Münchener Einkaufssender HSE Home Shopping Europe, hat uns 2003 sogenannte Low Carb-Presslinge angeboten, die sie angeblich „nur für uns“ aus ihrem Urlaub mitgebracht hatte. „Wenn Sie die nehmen, dann können Sie bis zu 2.000 Kohlenhydratkalorien essen, ohne dass sie anschlagen“, erklärte Drexler vollmundig und ohne über das Wortungetüm „Kohlenhydratkalorien“ zu stolpern. „…Also, wenn Sie mal was vorhaben, eingeladen sind, zu einer Hochzeit oder so, da ist das ideal!“ Doch wenn es das Zaubermittel schlechthin gewesen wäre, auf das wir alle gewartet haben, warum hat sie es nicht selbst genommen? Sie ist schließlich auch nicht gerade zierlich.

Vermutlich handelt es sich hierbei um ein Faserstoff-Produkt, das Kohlenhydrate im Darm bindet. Meist führe das zu fürchterlichen Blähungen, so Dr. Harry König, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilkunde in Karlsruhe. „Im schlimmsten Fall kommt es sogar zu einer Unterzuckerung!“

Als ähnlich unangenehm hat sich auch das verschreibungspflichtige Medikament Xenical erwiesen. Es wurde 1998 auf dem europäischen Markt zugelassen und soll dafür sorgen, dass das Fett unserer Schweinshaxe gar nicht erst verstoffwechselt wird. Tatsächlich hemmt der in Xenical enthaltene Wirkstoff Orlistat das im Darm vorkommende fettspaltende Enzym Lipase. So kann nur noch etwa 60% des aufgenommenen Fettes vom Körper verwertet werden. Die Folge: fettige und flüssige Stühle, Blähungen und andere Magen-Darm-Beschwerden. Lohn der Mühe: Amerikanischen Studien zufolge soll Xenical in Verbindung mit einer fettarmen (!) Diät und Bewegung tatsächlich zu einer Gewichtsabnahme führen. Doch wird die Diät gelockert, ist auch das mit Xenical verlorene Gewicht schnell wieder drauf. Und auch hier warnt der Fachmann: „Fettlösliche Vitamine, wie beispielsweise das Vitamin E, bleiben bei Xenical auf der Strecke“, so Dr. Harry König.

Die preiswerte Alternative gibt’s rezeptfrei in der Apotheke und heißt Formoline L 112. Der Inhalt: Chitosan. Was Ernährungsmediziner und Ernährungswissenschaftler lange vermuteten, hat eine wissenschaftliche Studie bewiesen: Der angebliche „Fettmagnet“ Chitosan macht nur den Geldbeutel schlanker. „Die aus Krabbenschalen gewonnene Substanz bewirkt keinen klinisch signifikanten Gewichtsverlust im Vergleich zu einem Placebopräparat“, so der Artikel im International Journal of Obesity 2004.

Zu dem gleichen Ergebnis kamen auch die Autoren eines Übersichtsartikels zur Bewertung verschiedener Schlankheitsmittel in der anerkannten Fachzeitschrift „Ernährung & Medizin“. „Den chito­sanhaltigen Medizinprodukten fehlt ein wissenschaftlich fundierter Leistungsnachweis, so dass deren Rechtmäßigkeit in Frage gestellt werden muss“, so Mitautor Professor Dr. N. Andreas von der Universität Hannover.

Eine weitere Pille auf dem Schlankheitsmarkt heißt Reductil und greift als Appetitzügler in den Stoffwechsel unseres Gehirns ein. Wir fühlen uns satt, kämpfen aber mit teils heftigen Nebenwirkungen. „Die Patienten klagen über Verstopfung, Übelkeit, Mundtrockenheit und Schlaflosigkeit, ihnen ist schwindlig, sie haben Schweißausbrüche, einen erhöhten Blutdruck und einen schnellen Puls“, beschreibt Dr. Harry König das Martyrium der Abnehmwilligen.

Die Zauberpille ganz ohne Nebenwirkungen könnte aus einer ganz anderen Richtung kommen. Dr. Jürgen Reimann, Sachverständiger für Nahrungsergänzungsmittel und diätetische Lebensmittel und Fachapotheker für Arzneimittelinformation und pharmazeutische Analytik in München verweist auf das große Geheimnis des Ex-Brustschwimm-Weltmeisters Mark Warnecke: „Er hat mit Hilfe von Aminosäuren innerhalb kürzester Zeit 18 Kilogramm abgenommen, gleichzeitig Muskulatur zugelegt und seine Leistung hat nicht darunter gelitten.“

Aminosäuren stehen in vielen Bereichen der Gesunderhaltung hoch im Kurs. „Sie können eine ganzheitliche Adipositastherapie mit reichlich Bewegung wirksam unterstützen“, kommentiert Professor Dr. Jürgen Spona, Aminosäurenexperte aus Wien und wissenschaftlicher Beirat der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik. Dabei fördern sie zum einen die Fettverbrennung und zügeln gleichzeitig den Appetit. Bei diesen Prozessen spielen vor allem die Aminosäuren Arginin, Ornithin, Lysin und Phenylalanin eine entscheidende Rolle. „Arginin, Ornithin und Lysin gelten als Stimulanzen des Wachstumshormons, das die Fettmobilisierung und Fettverbrennung fördert“, erläutert Professor Spona. Phenylalanin stimuliert die Produktion eines weiteren Hormons, nämlich die des Cholecystokinins, von dem bekannt ist, dass es den Hunger dämpft.

So richtig überraschen dürften diese neuen Erkenntnisse eigentlich nicht, denn Aminosäuren sind Eiweißbausteine und eine eiweißreiche Ernährung kam in den letzten Jahren nicht nur in Sportlerkreisen zu Ruhm und Ehre. In einem von dem Fernsehsender RTL 2005 ausgerichtetem Diät-Duell traten vier Teams gegeneinander an: Low Carb gegen Weight Watchers gegen Brigitte-Diät gegen Strunz forever young. Bei Low Carb wird auf Kohlenhydrate wie Brot, Reis und Nudeln verzichtet, Obst, Gemüse und Salat sind jedoch Bestandteil der täglichen Ernährung. Die Weight Watchers geben ihren Lebensmitteln Punkte, von denen sie eine Gesamtzahl am Tag nicht überschreiten dürfen. Die Brigitte-Diät setzt auf ein Kalorienlimit bei einer insgesamt fettarmen Ernährung, während die Strunz forever young Diät Eiweiß und viel Bewegung zu den Abnehm-Garanten erklärte.

Der klare, aber überraschende Sieger dieses Diät-Duells war das Team um Dr. Strunz. Die Probanden hatten schon nach zwei Monaten über 18 Kilo mehr als jedes der anderen Teams abgespeckt. Damit wurde zum ersten Mal bewiesen, wie wichtig sowohl ein hoher Eiweißanteil in der täglichen Ernährung als auch regelmäßig betriebener Sport für die schlanke Linie ist. Tatsächlich finden sich in diesem Buch auch einige Fallbeispiele von Frauen, die mit einer eiweißreichen Diät einfach und wirkungsvoll abgenommen haben.

Dass Eiweißstoffe beim Abnehmen helfen, bestätigt auch der Internist und Orthomolekular-Experte Dr. Friedrich Douwes aus Bad Aibling, der seinen Patienten gelegentlich ein entsprechendes Präparat empfiehlt. „Gleichzeitig wird auch die Libido angeregt, was den Effekt noch unterstützt“, schmunzelt der Wahlbayer, der jedoch – zugegeben – auch ständig gegen die Zentnerlast der eigenen Pfunde kämpft.

Und auch Nahrungsergänzungsmittelexperte Dr. Jürgen Reimann entspricht rein äußerlich dem Bild eines „ganzen Mannes“ und trägt Bauch. Aber er sieht es gelassen. „Glauben Sie mir, wenn es wirklich ein Mittel gäbe, das dagegen hilft, würde ich anders aussehen!“, sagte er mir im Interview.

Aber: Es gibt Menschen, die trotz der fehlenden Wunderpille abgenommen haben. Lesen Sie, wie sie es geschafft haben und suchen Sie sich von den vielen aufgezeigten Wegen den Weg aus, der Ihrer sein kann. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute dabei!

P. S.: Dieses Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Ihr eigener Weg zur Gewichtsabnahme anders aussah, aber erfolgreich war, dann schreiben Sie mir bitte.

Brigitte van Hattem

So schlank wie ich will!

Подняться наверх