Читать книгу Das kann's doch nicht gewesen sein! - Britta Irmgard Bauer - Страница 10

3. Haben Sie schon Pläne für Ihre Rentenphase?

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Im Vorfeld zu diesem Buch habe ich einige Menschen befragt, die innerhalb der nächsten ein bis zehn Jahre in Rente gehen. Hier ein Auszug meiner Recherche.

Diese Fragen habe ich gestellt:

• Freuen Sie sich auf die Rente?

• Haben Sie sich im Vorfeld Gedanken gemacht, wie Sie diese Zeit nutzen möchten?

• Wenn ja, sind Ihre Ideen schon konkret ausgereift oder eher vage?

• Wenn Sie schon Pläne haben, wann haben Sie begonnen, sich darauf vorzubereiten?

• Haben Sie Erwartungen an Ihre Zeit als Rentner?

• Gibt es etwas, wovor Sie Bedenken, Sorge oder sogar Angst haben?

In einem waren sich alle Beteiligten einig: auf die Rente freut sich jeder. Aber eine konkrete Idee, was sie mit ihrer Rentenzeit anfangen möchten, hatte nur die Hälfte der Befragten. Bei all diesen waren einschneidende Erlebnisse oder Schicksalsschläge wie Scheidungen, Krankheiten, der Verlust des Arbeitsplatzes oder der Tod eines geliebten Menschen der Auslöser für eine konkrete Beschäftigung mit der Zukunft als Rentner. Wichtig ist den Menschen vor allem, lange gesund zu bleiben, auch wenn sie noch keine Vorstellung von dem haben, was sie mit ihrer Zeit anfangen möchten. Auch die Furcht vor Krankheiten und Demenz treibt fast alle Befragten um, einige machen sich auch Sorgen um ihre finanzielle Sicherheit.

Stimmt Sie das Ergebnis auch nachdenklich? Haben Sie schon darüber nachgedacht wie das bei Ihnen ist?

Das Ergebnis meiner Befragungen macht mich ganz unruhig. Bis das Rentenalter endlich erreicht ist, befinden sich die meisten Menschen auf einem Aktivitätslevel von 80%-150%, sie haben immer etwas zu tun, sind umtriebig und ausgelastet. Dann kommt die Rente und plötzlich beschäftigen sich die Menschen nur noch zu 30%-50%. Sie schrauben ihre Aktivitäten runter, ruhen sich aus und lassen sich einfach dahintreiben. Je länger man aber in diesem Ruhemodus verharrt, desto schwieriger wird es, sich aus eigenem Antrieb wieder aufzuraffen und die Zeit aktiv zu nutzen.

Meine Vermutung leite ich aus anderen gesellschaftlichen Beobachtungen ab. Aus Erfahrungen mit Langzeitarbeitslosen haben wir gelernt, dass eine Wiedereingliederung immer schwerer wird, je länger sie auf sich warten lässt. Je länger die Menschen ohne Arbeit sind, desto mehr sinkt der eigene Antrieb und auch die Fähigkeit, für eine Veränderung der Situation zu sorgen, geht zunehmend verloren. Auch aus Erkenntnissen mit unseren Senioren wissen wir, dass mit dem Einzug in Alters- und Pflegeeinrichtungen oder dem Wegfall von alltäglichen Aufgaben die mentale und körperliche Vitalität schlagartig sinkt.

Ein Mensch hat das natürliche Bedürfnis, gebraucht zu werden, er will etwas tun und er wird sich immer mit etwas beschäftigen wollen. Die Frage ist nur: Mit was?

Was meinen Sie, was könnte mit dieser Babyboomer-Generation passieren, wenn sie aus ihrem Hamsterrad aussteigt und ihr Leben in die Hand nimmt?

In einigen Großunternehmen weiß man das Potential von Rentnern zu schätzen, da werden Führungskräfte schon einige Jahre vorher auf den Tag X vorbereitet. Sie übernehmen im Anschlussbeispielsweise in unternehmenszugehörigen Vereinen Vorstandsaufgaben. In anderen Fällen werden ihre Kompetenzen genutzt, um den Nachwuchs zu fördern. Das ist alles gut, doch in diesen Genuss kommt nur ein Bruchteil der zukünftigen Rentner.

Wir finden auch häufig Eigeninitiative in der Form, dass engagierte Menschen von sich aus soziale Dienste in Gemeinden oder Organisationen übernehmen. Sie bringen sich in das gesellschaftliche Leben ein, weil sie es wollen und es ihnen wichtig ist. Wieder andere suchen sich einen Nebenjob, teils um beschäftigt zu sein, teils zum Gelderwerb und teils um der Einsamkeit zu entfliehen. Ganz Mutige machen sich selbstständig.

Doch was ist mit all den anderen? Es geht nicht darum, ein Hamsterrad gegen ein anderes auszutauschen, das dann vielleicht nur etwas langsamer läuft. Es geht darum, dass wir, die Babyboomer-Generation, eine „bezahlte Freizeit“ von möglichen 20 bis 60 Jahren vor uns haben. Die Frage wird somit lauten: „Was wird diese Zeit mit uns machen, wenn wir nicht wissen, was wir mit ihr anfangen sollen?“ Eine fundierte Antwort werden wir nicht auf die Schnelle bekommen, dafür ist das Thema zu komplex. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht damit beschäftigen sollten. Im Gegenteil: Wir sollten sofort damit anfangen!

Fakt ist, dass uns sehr viele Jahre zur Verfügung stehen. Es beginnt gerade mal die zweite Hälfte unseres Lebens! Ich frage mich:

• Könnte es sich lohnen, sich im Vorfeld darüber Gedanken zu machen, wie wir wenigstens einen Teil davon Sinn bringend verbringen wollen?

• Können wir das Leben leben, das uns Spaß macht, von dem wir immer schon geträumt haben?

• Wissen wir überhaupt noch, wovon wir träumen?

• Könnte es einen Unterschied machen, wenn wir ein erfülltes, glückliches Leben führen oder geführt haben?

• Könnte es Auswirkungen auf Gesundheit, Wohlbefinden und Finanzen haben, wenn ich Antworten finde?

Ich gebe zu, es wird vermutlich ein hartes Stück Arbeit werden, bis wir passende Antworten finden. Ganz besonders schwierig wird es, uns unsere Träume bewusst zu machen. Etwas einfacher ist es für unsereins, wenn wir für den Beginn in die Vergangenheit gehen und uns von dort in Richtung Zukunft bewegen.

Erinnern Sie sich noch an Ihre Antwort, als Sie gefragt wurden „Was willst Du mal werden?“ Ich hatte viele Talente, aber wenig Lust auf die angebotenen Ausbildungen und es war damals üblich, einen Termin zur Berufsberatung wahrzunehmen. Rückblickend habe ich das Gefühl, dass wohl jeder, der eins und eins zusammenzählen konnte, den gleichen Rat bekommen hat: Industriekaufmann werden. So auch ich und ich habe mich danach gerichtet. Für mich lief es ganz gut, doch das Empfinden, in einem Traumjob zu sein, hatte ich nicht, aber die Ausgangsbasis für gute weitere Qualifikation war vorhanden und das war mir wichtig. Die Jahre vergingen und die Vorstellungen vom erfüllenden Job ebenfalls. Wie viel mehr Menschen haben wir unter uns, die täglich ihre Pflicht tun und die nur arbeiten, um das Geld für ihren Lebensunterhalt zu verdienen? Sie gehorchen der Notwendigkeit, aber sie haben keine Freude daran. Das ist schade, denn es kostet sehr viel Energie. Es ist die Energie, die fehlt, um Pläne zu schmieden und diese auch umzusetzen. Selbst wenn es keine Nöte und Verpflichtungen mehr gibt, wird die Fähigkeit, Träume umzusetzen, nicht mehr greifbar sein.

Wie gefällt Ihnen dagegen der Gedanke, die bisherige Lebenszeit als Ausbildungs- und Vorbereitungszeit für unsere „Meisterzeit“ zu sehen? Wir haben viel gelernt und sehr viele Aufgaben gelöst. Mit all unserem Wissen und unseren vielfältigen Fähigkeiten könnte man jede Menge anfangen. Erlaubt ist alles, was Ihnen Spaß und Freude macht.

Ich habe bereits im Alter von 40 Jahren begonnen, mir Gedanken über meine Rentenzeit zu machen. Um Spaß zu haben und vital zu bleiben, brauche ich den Kontakt zu vielerlei Menschen mit unterschiedlichen Berührungspunkten. Dazu gehören Gespräche, gemeinsame Aktivitäten, verschiedene Orte. Ich erlebe Geschichte, Kunst, Musik, Singen, Tanzen, Reisen, Wandern, Schwimmen, Yoga, Kochen usw. doch am liebsten gemeinsam mit anderen Menschen.

Sehr schnell habe ich festgestellt, dass sich meine Bedürfnisse in meinem bisherigen Umfeld nur bedingt realisieren lassen. Hinzu kommt, dass es sein könnte, dass ich zu wenig Geld für die Realisierung meiner Träume habe. Daraus hat sich für mich die permanente Frage entwickelt:

„Was kann ich heute schon für mich tun, um meine Träume zu leben?“

Die Fähigkeit zur Beantwortung dieser Frage, liebe Leser, ist ein Prozess. Spontan werden Sie vermutlich nur wenige Antworten finden. Aber stellen Sie sich diese Frage von jetzt an immer und immer wieder, dann werden Sie früher oder später Ihre Antworten bekommen. Ich verspreche Ihnen, Sie werden sich automatisch besser fühlen, wenn Sie wissen, wo Ihre Reise hingeht.

Das kann's doch nicht gewesen sein!

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