Читать книгу Der geistige Weg zum Überleben - Brunhild Börner-Kray - Страница 9
Die Wandlung, die wir Tod nennen
ОглавлениеDas größte Abenteuer ist es wohl, sich selbst zu entdecken. Wer bin ich eigentlich?
In unserer Zeit scheinen viele sich aus der Enge hergebrachten dogmatischen Denkens zu lösen, weil sie fühlen, dass es keine Geborgenheit vermittelt, die sie als göttliche Geschöpfe ersehnen und auch beanspruchen können. Viele haben bisher nicht gefunden, was sie suchten, um auch mit sich selbst ins Reine zu kommen, um zu erfahren, was ist, wenn dieses Leben hier zu Ende geht.
Alle guten Eltern bemühen sich, ihr Kind auf das Leben vorzubereiten, ihm Wegweiser, Wegbereiter zu sein, damit es sich später im Leben besser zurechtfinden kann.
Um wie viel mehr können wir dem Schöpfer vertrauen, dass er unseren Weg nicht in unergründliche Geheimnisse hüllt. Er wäre wirklich kein liebender Vater, würde er uns ganz der Unwissenheit überlassen, würde er uns nicht zeigen, wie der Weg aussieht, der letztendlich zu ihm, zu dem uns bestimmten Ziel führt. Alle Regeln für das Spiel unseres Lebens hat er uns bekanntgegeben. Es liegt an uns selbst, ob wir diese erkennen lernen, denn Unwissenheit entbindet uns nicht von den Folgen, die wir bei ihrer Nichtbeachtung zu tragen haben. Das ist auf dem irdischen Plan ebenso wie auf dem geistigen.
Zu allen Zeiten hat es Weise, Propheten, Auserwählte und Lehrer gegeben, denen die Göttlichen Gesetze bekannt waren und die sich ausersehen fühlten, diese den Menschen weiterzugeben.
Wir könnten die ewigen Wahrheiten auch aus dem eigenen Höheren Selbst erfahren, wenn wir noch den Bezug zu unserem wahren, göttlichen Wesen hätten. Da wir ihn verloren haben, sind wir in eine Gottferne gerückt, und darum können wir auch nicht erwarten, dass der Geist der Erleuchtung über uns kommt. Wir haben uns aus der schützenden Einheit entfernt und die Welt in uns eindringen lassen. Zwar müssen wir in der Welt sein, aber sie soll uns nicht ausfüllen.
Mancher mag sagen, ja, wir sind nun mal hier in der Welt und müssen mit ihr fertig werden. Das stimmt! Aber wie werden wir denn mit ihr und unserem Leben fertig? Krankheit, Sorge, Unzufriedenheit, Disharmonie, Unfriede, Angst rings um uns her. Das alles erleben wir täglich. Unser eigenes Leben verläuft nicht so mühevoll, weil das Leben nun mal so ist, sondern weil wir uns und ihm gegenüber einen falschen Standpunkt haben. Wir identifizieren uns mit dem vergänglichen Körper, dadurch ist unser Verstand begrenzt. Wüssten wir um unsere wahre Identität, fühlten wir uns in erster Linie als geistige Wesenheit, so würden wir aus diesem erweiterten Bewusstsein heraus die Welt und das persönliche Leben besser meistern. Der Verstand würde von Göttlicher Intuition geleitet und könnte keine Fehlurteile und Fehlentscheidungen treffen, denn diese sind es, die uns in Schwierigkeiten bringen.
Das geistige Erwachen des Menschen ist die Basis für Selbstfindung. Er will nicht mehr blind glauben oder gar nicht glauben, sondern er will wissen und sucht eine Antwort auf die Fragen: „Wer bin ich, woher komme ich und wohin gehe ich?" Wer fragt, bekommt auch Antwort. Das drückte Jesus Christus so aus: „Bittet, und ihr werdet empfangen, klopfet an und es wird euch aufgetan." Wer aber nicht fragt und nicht nachdenkt, kann auch keine Antwort bekommen oder gar eine Erleuchtung.
Die Frage nach dem Sinn unseres Daseins lässt sich nur in Verbindung mit dem Wissen um eine Existenz über den physischen Tod hinaus beantworten; denn ein Leben, angefüllt mit Arbeit, Mühe, Problemen, Krankheit und Schicksalsschlägen hätte wohl kaum einen Sinn, wenn danach alles zu Ende sein sollte.
Wenn wir einen Blick ins Universum tun, von dessen Ausmaß wir keine Vorstellung haben, und sich vor unseren Augen Milchstraßensysteme und Spiralnebel auftun, dann fällt es wahrhaft schwer, an Zufälligkeiten, an Vergänglichkeit und totalen Zerfall zu denken. Aus dieser Sicht muss auch der Mensch einen Platz in der Schöpfung haben und dem großen Evolutionsprozess sinnvoll eingeordnet sein, stets am kosmischen Spiel beteiligt. Dass wir von Tod und Ende sprechen, wenn wir diese physische Ebene verlassen müssen, beweist nur, wie begrenzt wir im Denken und im Wissen sind. Aber wir selbst errichten uns diese Begrenzungen durch falsches Denken.
Wie in der Puppe schon die Anlage zu einem schönen Schmetterling liegt und dieser nach der Metamorphose sich abmüht, die begrenzende Hülle zu verlassen, um in einen sonnendurchfluteten Äther zu schweben, könnte doch in unserem physischen Körper auch schon die Anlage zu einem höheren Wesen liegen, und es wäre nicht richtig, von Tod und völligem Ende zu sprechen, wenn die große Umwandlung mit dem Ablegen des physischen Körpers geschieht.
Tod ist ein Wort, das es in dieser endgültigen Auslegung nicht geben dürfte. Es erschreckt all jene Menschen, die in geistiger Unwissenheit leben. Manche schieben den aufkommenden Gedanken beiseite, weil er ihnen unangenehm ist und Angstgefühle auslöst.
Viele Menschen sind an ihren Besitz gekettet und erleben im tiefsten Innern ein Unbehagen, ja eine Auflehnung, wenn sie daran denken, dass sie sich einmal von dem lösen müssen, was sie sich so mühsam erarbeitet haben. Sie wissen nicht, wann dieses Ereignis eintritt, ob heute, morgen oder erst in einigen Jahren. Und so richten sie ihr Leben aus, als seien sie ewig auf dieser Erde. So zu leben führt zu verzerrten Gefühlen und bringt keine reine Freude. Unbewusst befinden sich diese Menschen in ständiger Spannung und Angst, die sich auf den physischen Körper und auf die Seele auswirken.
All unsere Gedanken und Gefühle drücken sich in Schwingungen, Vibrationen aus, die im Gefüge des Körpers wie eine Niederschrift zum Ausdruck kommen und damit für die Beschaffenheit unseres Zustandes ausschlaggebend sind. Diese Niederschrift wirkt wie die Arbeit eines Bildhauers, der seine Gedanken, Ideen und Vorstellungen in seinem Kunstwerk darstellt.
Ein Mensch, der nicht den rechten Bezug zum Sinn seines Lebens hat und von Weg und Ziel seiner Seele nichts weiß, kann nicht in Harmonie leben. Es gibt immer wieder Ereignisse, die ihn aus seiner scheinbaren Harmonie herausreißen. Dies könnte z. B. eine schwere Krankheit eines nahestehenden Menschen sein oder der Tod eines lieben Menschen. Dann fühlt er sich elend und nicht mehr im Gleichgewicht, sein Innenleben ist in Unordnung geraten. Er kann selbst krank werden, empfindet Ängste und gar zu oft kommen Depressionen. Eine kürzere oder längere Zeit lebt er so in Spannung und leidet. Aber auf diese Weise zu leben ist nicht erstrebenswert. Resigniert zu sagen: „So ist dieses Leben nun mal", ist zwar einfach, aber unerfreulich und lüftet nicht den Schleier der Unwissenheit. So muss es nicht sein!
Wir haben die Möglichkeit, uns Klarheit über den Sinn unseres Daseins zu verschaffen und auch darüber, nach welchen Lebensgesetzen wir uns auf diesem irdischen Plan zu richten haben. Jede Religion gibt uns dazu wertvolle Hilfen, wenn wir tief genug in sie eindringen. Hier ist nicht die Meinung einiger Priester gemeint, die wenig Trost und Licht geben können. Ein Priester kann auch nur das vermitteln, was er selbst empfindet und wozu er sich durchgerungen hat. Wer beharrlich forscht und sucht, bekommt eines Tages Antwort, und die sicherste Antwort liegt in uns selbst. Wenn es still genug in und um uns geworden ist, wenn wir es vermögen, in die eigene Tiefe, in unsere Seele einzutauchen, kommen wir zum Quell der Antworten. Weil die heutigen Menschen aber hauptsächlich nach außen leben, ist der Zugang zu unserem Göttlichen Selbst versperrt. Wie sollten wir dann einen Bezug zu unserem wahren, ewigen Sein bekommen?
Was wir Tod nennen, ist nur ein Zurückziehen Göttlicher Energie aus dem physischen Körper, der dann den Weg alles Stofflichen geht, ein Zurückziehen der Seele aus dem Körper. Er war auf diesem Plan die Hülle für unsere Seele, damit sie hier wirken konnte, um die Dinge zu lernen, die sie sich nur auf dieser Ebene aneignen kann. Wem das in einer Lebensspanne nicht geglückt ist, dem wird nach dem kosmischen Gesetz erneut eine Möglichkeit gegeben, sich weitere Kenntnisse zu erwerben. So dient der physische Tod wirklich nur unserer geistigen Entwicklung, weil er der Seele die Möglichkeit gibt weiter zu schreiten, um allmählich höhere Freiheit zu gewinnen. In dieser höheren Freiheit auf einer anderen Daseinsebene lebt sie voll bewusst weiter. Bewusstsein ist nicht nur ein Aspekt unseres physischen Körpers, sondern ebenso und primär einer unserer Seele. Beim phys. Tod zieht sich das Bewusstsein mit der Seele aus dem Körper zurück, und die Wesenheit lebt bewusster als vorher in einer Sphäre, die ihrer Beschaffenheit angepasst ist.
Jede Seele geht ihren ganz individuellen Weg der Entwicklung, den sie sich allein suchen muss. Niemand kann einem anderen eine Wegstrecke abnehmen, wohl aber eine Hilfe sein. Das Miteinandergehen hier ist ein vorübergehender Zustand. Er ist wie eine Schule, die einmal verlassen wird, wonach dann jeder Mitschüler seinen Weg ins Leben allein gehen muss. Das sollten wir uns alle klar machen und anerkennen, wenn einst der Tag kommt, da die Entwicklung auf der physischen Ebene beendet ist und die Seele auf einer anderen weitergeht, um der Vollendung entgegen zu reifen.
Wenn wir um unser Ziel wissen und erkannt haben, dass jede Seele auf dem Weg zur Vollendung ist und unsere Wege uns mit unseren Weggenossen auf höherer Daseinsebene wieder und wieder zusammenführen, weil es in der ganzen Schöpfung nur Einheit und keine Trennung, aber ständige Fortentwicklung gibt, dürfte uns der eigene physische Tod und der unserer Lieben nicht so erschrecken, da er doch nur zu einer vorübergehenden Trennung auf der irdischen Ebene führt, bis man sich auf einer höheren wieder begegnet. Das ist eine Metamorphose, die jeder durchmachen muss. Ein Festhalten an einem Zustand wäre ein Stillstand in der Entwicklung. Was wir Tod nennen, ist aus dieser Sicht eine notwendige Gelegenheit, die Seele von den Missklängen der Erde zu befreien.
Die Verkörperung auf Erden hat den Sinn, den Menschen durch Leid und Erkenntnis seiner Vollendung näher zu bringen, bis er sich seiner Gotteskindschaft wieder voll bewusst geworden ist und gelernt hat, nur dem „Ewigen Gesetz der Liebe und des Lebens" zu dienen. Dieses ist es, was ihn schließlich vom Kreislauf der Geburt, des Todes und der Wiederverkörperung erlöst und alle Fragen des menschlichen Daseins entschwinden lässt. An ihre Stelle wird die Freude sich ewig ausweitender Entwicklung treten. Schöpfung ist immerwährende Bewegung und Evolution, ein selbsttätiger Strom sich stets erweiternder Vervollkommnung.
Trauer und Gram über den Tod eines geliebten Menschen steht dem geistigen Weiterschreiten beider im Wege. In Wirklichkeit sind das Auflehnen und die Trauer ein Aufbäumen gegen die Gesetze der Evolution, damit gegen Gott und im Grunde meist Selbstmitleid.
Wenn es die wahre Liebe ist, die uns erfüllt, dann sollten wir uns nicht grämen, da der Heimgegangene doch nun an einem besseren Ort als dem bisherigen ist. Er hat dieses irdische Leben mit seiner Enge überwunden. Erfüllt uns die wahre Liebe, die Göttliche Liebe, dann wird sie nie aufhören und wird uns nach dem Gesetz zur rechten Zeit wieder zu ihm hinführen, den wir lieben und immer lieben werden; denn die echte Liebe, die selbstlose, kennt keine Trennung.
Die in Liebe geknüpfte geistige Verbindung ist eine große Kraft, die es möglich werden lässt, das geistige Nahsein unserer Lieben zu fühlen. Und wenn wir still genug werden, vermag diese verwandelnde Kraft es, die Tätigkeit unserer groben Sinne zu erhöhen, auszuweiten, so dass wir auf mentaler Ebene in Kommunikation mit den Lieben treten können. Es gibt viele Menschen, denen das möglich ist. Diese Kommunikation ist nichts anderes, als die völlige Anerkennung des Gesetzes der Einheit in der ganzen Schöpfung. Unsere Verstandestätigkeit und unsere Skepsis dem gegenüber, was die nichtmaterielle Ebene des Lebens betrifft, sind die trennenden Faktoren. Wären wir uns zu allen Zeiten unseres Göttlichen Selbst bewusst und lebten wir stets mit dem Göttlichen in Harmonie, könnten wir nur Vollkommenes offenbaren und erleben.
In allem was wir denken und tun, sollte unsere Konzentration auf diese vollkommene Göttliche Gegenwart in uns ausgerichtet sein durch Bewusstwerdung und Anerkennung.
All unsere Tätigkeit nach außen richtet sich dann nach dem Gesetz des Lebens und der Liebe aus. Damit könnten wir nur Harmonie und Einheit zum Ausdruck bringen.
Der physische Tod ist nichts anderes als ein Vorgang einer großen und tiefen Umwandlung im Leben unserer Seele. Er ist die Brücke zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Er nimmt uns nur, was der Erde, der Vergänglichkeit angehört, nicht aber das, was wir uns durch Liebe und Erkenntnis errungen haben.
Was wir Tod nennen und so sinnlos fürchten und beweinen, ist nichts anderes, als der Flug der Seele in Göttliche Sphären. Das Sterben des Körpers ist die Auferstehung der Seele in der Welt des Geistes, denn die Seele ist unser wahres, ewiges Sein, das, von den irdischen Fesseln befreit, den Weg der Erkenntnis und Wahrheit schreitet, um zurückzukehren in die Göttliche Einheit, in den Schoß des Vaters, in den wir doch alle einmal einmünden sollen. Das ist das Gesetz des Lebens.
Wir haben nicht das Recht, einer Seele diesen Weg zu verwehren und sie an ihrer Höherentwicklung zu hindern, indem wir sie in irgendeiner Weise festzuhalten, an die Materie zu binden suchen. Es sollte unser ständiges Bemühen sein, den Weg aus der Zwiespältigkeit, Begrenzung und Trennung zu finden, damit wir uns in die ewige Harmonie und Einheit einschwingen können.
Wir sind nach dem Bilde Gottes geschaffen. Unsere wahre Natur ist unsterblich. Wenn wir an einen guten, liebenden, ewigen Schöpfer glauben, nach dessen Bilde wir geschaffen sind, so ist doch der Gedanke, dass unsere Feinstofflichkeit unvergänglich ist, nur eine logische Folgerung. Wie unbefriedigend wäre es für einen Schöpfer, wenn seine Geschöpfe sich mit dem physischen Tod in ein Nichts auflösen würden. Ein denkender Mensch kann das nicht glauben.
Es war Göttliche Liebe, die uns den physischen Körper gab. Wenn all diese Liebe an uns gewendet wurde, dürfen wir wohl mit Recht annehmen, dass wir ein wichtiger Teil der Schöpfung sind. Göttliche Liebe war es, die uns auf der langen Wanderung durch die Zeiten einhüllte, beschützte, belehrte und erhalten hat, auf dass wir einmal unseren Daseinsgrund erkennen.
Können wir ermessen, wie viel Liebe bis zum heutigen Tage in uns investiert wurde? Sie war es, die uns gehalten und getragen hat bis zu dem, was wir heute sind und offenbaren. Tief und innig sollten wir die Verantwortung fühlen, dass diese für uns aufgewendete Liebe nun erwidert werden muss. Es ist die Zeit gekommen, da die Menschheit sich aus ihrer Verblendung, ihrer Ichbezogenheit erheben muss, um den Weg der Evolution zu erkennen, der in der geistigen, ethischen und moralischen Entwicklung jedes einzelnen liegt. Der Tag ist nah, an dem jeder aus ehrlichem Herzen und in Selbstaufgabe vor dem großen kosmischen Geist sein Haupt ehrfurchtsvoll und in tiefempfundener Dankbarkeit beugen sollte. Freudig möge er die Verantwortung auf sich nehmen, seinen Göttlichen Plan jetzt zu erfüllen, wofür ihn Liebe seit Äonen erhalten hat. Groß wird einst die Stunde für jedes Wesen sein, wenn es in voller Erkenntnis und Freiheit vor seinen Schöpfer hintreten und ihm, in Liebe sein erfülltes Leben darbringend, sagen kann: „Unendlicher Geist, Vater meiner Seele, ich bringe Dir mein Leben, Es ist vollendet!"