Читать книгу Die Abenteuer des kleinen Drachen Johann - Burgitta Egg - Страница 6
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Der kleine Drache Johann bei den Urulus
Erster Berg
Tatsächlich lebte vor langer, langer Zeit, als es noch Drachen gab, der kleine Drache Johann mit Mama und Papa Drache sieben Jahre bei den Menschen. Nach der Befreiung begann der lange beschwerliche Flug nach Hause über das Gebirge mit den elf Riesenbergen.
Durch seinen Mut und mit Hilfe des Paradiesvogels Drahnil hatte er das kleine Kunigundchen wieder gefunden. Zum Dank schenkten ihnen die Menschen die Freiheit. Und so begann der lange beschwerliche Flug nach Hause.
Der kleine Johann saß auf dem Rücken von Papa Drache, weil er noch nicht fliegen konnte. Und da die Dracheneltern viele Jahre nicht mehr geflogen waren, wurden sie schnell müde. Deshalb landeten sie schon bald nach dem Aufbruch auf einer Waldlichtung. Auf der mit weichem Gras gepolsterten Wiese schliefen Mama und Papa Drache sofort ein.
Johann war nicht müde, ihm war furchtbar langweilig. Auch war er ein bisschen traurig, weil er seine Freunde hatte verlassen müssen. Aber die Aussicht auf ein Leben im Drachenwald entschädigte ihn für den Verlust.
Er spazierte über die Wiese und wie mit magischen Kräften zog ihn der Wald an. Im Wald schimmerte etwas, ganz hinten, weit weg und ganz klein. Ohne an seine Eltern zu denken, ging Johann auf das Licht zu. Als er sich durch das Laub kämpfte, gab plötzlich der Waldboden nach und Johann stürzte in ein sehr tiefes Loch. So tief, dass er beim Fallen bis sieben zählen konnte. Johann fiel auf ein Netz und wurde wieder und wieder nach oben geschleudert. So oft, bis er endlich benommen liegen blieb. Als er die Augen aufmachte, schauten ihn fünf große Nasen an. Die Nasen gehörten zu kleinen, runden Gesichtern mit dicken Bäckchen und winzigen Äuglein. Sie blickten äußerst interessiert auf den Drachen hinab. In dem dämmerigen Licht sah Johann mit seinen scharfen Drachenaugen, dass sie auf einer Leiter standen. Ängstlich sah er in die Gesichter der dicken Wesen, die ziemlich schmutzig waren. Wie Kartoffeln, die man gerade aus der Erde geholt hat. Ihr Geruch erinnerte Johann an Marzipan, das er bei den Menschen lieben gelernt hatte. Die kleinen Wesen fassten ihn an und zogen an ihm. Sie zwickten Johann in seine kleinen Beinchen und er musste herzlich lachen. Da lachten sie auch mit ihren hohen fiepsigen Stimmchen. Es hörte sich so unglaublich lustig an, dass Johann noch mehr lachte und dabei vergaß er seine Angst.
Er erfuhr, dass die kleinen Wesen Urulus waren und keine Zwerge! Auf diese Tatsache bestehen sie resolut. Zwerge sind für sie bäh. Zwerge begehren die Schätze der Urulus und versuchen seit Jahrhunderten, ihnen ihre Diamanten zu stehlen. Die Urulus wohnen zu Tausenden tief unter der Erde. Und wie Johann außerdem erfuhr, ernähren sie sich vom Sternenstaub. Die Urulus sammeln den Sternenstaub in der Nacht, wenn er dicht vom Himmel fällt. Dafür haben sie die Löcher gegraben, um den Sternenstaub nicht oben auf dem Waldboden ernten zu müssen, zumal das sehr gefährlich ist. Die Urulus werden nämlich oft mit Kartoffeln verwechselt.
Das Ernten geht folgendermaßen vonstatten:
Der Sternenstaub fällt in das Loch nach unten durch ein feinmaschiges Netz. Johann war auch auf so einem Netz gelandet. Unter dem Netz steht ein großer Bottich der den Sternenstaub auffängt. Der feine Staub fällt aber nicht immer exakt hinein. Daher bestimmt der Sternenstaubbeauftragte jeden Tag eine andere Gruppe Urulus, die den kostbaren Staub zusammenzufegen soll. Kein Urulu arbeitet gerne und jeden Tag streiten sie, warum ausgerechnet sie kehren müssen und nicht die anderen. Das Geschrei geht so lange, bis der Sternenstaubbeauftragte laut brüllt. Erst dann erledigen sie widerwillig die Arbeit. Damit es schneller geht, benutzen die Urulus einen großen Besen. Sieben Urulus stellen sich übereinander und kehren mit dem Besen den wertvollen Sternenstaub zusammen. Dabei passieren häufig Unfälle, aber ohne große Verletzungen, denn Urulus können hüpfen wie Bälle.
Es sprach sich herum, was in einer ihrer Sternenstaubfallen gefunden worden war. Neugierig kamen die Urulus angehopst und schauten sich den kleinen Drachen genau an. Und das dauerte Stunden. Johann war vom vielen Anschauen und Begrüßen sehr müde geworden. Ein fürsorglicher Urulu, der erkannte wie fertig Johann war, schickte die anderen weg und führte Johann zu einem Bettchen. Es war ein bisschen zu kurz. Aber das störte Johann nicht. Er schlief sofort ein.
Am Morgen holte eine kleine Gruppe Urulus Johann zum Frühstück ab. Danach wollten sie ihm ihr unterirdisches Reich zeigen. Jeder Urulu hatte eine kleine Schale für das Frühstück dabei. Die Schalen waren aus Diamanten gemacht. Denn wenn die Urulus niesen mussten, kamen Diamanten aus ihren großen Nasenlöchern geschossen. Und niesen mussten sie, wenn sie an etwas Schönes dachten. Hatschi, schon waren wieder ein paar Diamanten geboren. Jeder Urulu hatte einen Beutel um den dicken Bauch geschnallt. Da hinein kamen die Diamanten, die aus der Nase flogen. Manch ein Urulu brauchte Wochen, wenn nicht gar Monate, um seinen Beutel zu füllen. Andere, lustigere Urulus schafften das an einem Tag. Die Diamanten entstehen durch den Sternenstaub, den die Urulus essen. Und diesen Sternenstaub servierten sie jetzt Johann zum Frühstück. Wie du ja weißt, reagiert Johann auf Sternenstaub mit Feuer spucken, weil er ganz doll in seiner Nase kitzelt. Das wussten die Urulus noch nicht. Johann schaffte es nicht mehr, die Urulus zu warnen. Der kleine Drache nieste und stieß eine kleine Feuerfontäne aus. Einige Urulunasen wurden ein bisschen angekokelt. Erschrocken fielen sie durcheinander und schrien furchtbar herum. Feuer war ihnen unbekannt und sie fürchteten sich davor. Aufgeschreckt kamen immer mehr Urulus angehopst. Über das Missgeschick war Johann so traurig, dass ein paar Tränen über sein Gesichtchen kullerten. Der größte und schlaueste Urulu der Gruppe, er hieß Nilodirf, erkannte den großen Nutzen des Feuers. Er tröstete den kleinen Drachen. Sogleich verriet Johann Nilodirf, wie er das Feuer zähmen und zum Wohl aller Urulus gebrauchen kann. Das Feuermachen hatte Johann von seinen Eltern gelernt. Jetzt war er froh, dass er damals bei der Lernstunde gut aufgepasst hatte.
Die großen Räume waren ab sofort nie mehr dunkel und die Diamanten schimmerten und schillerten in allen wunderbaren Farben. Selbst Johann funkelte und glitzerte im Feuerschein wie ein grüner Edelstein.
Die Urulus verstanden schnell die Vorteile des Feuers und bedankten sich. Um Johanns Beine entstand ein dickes Knäuel aus Urulus. Einige hüpften auf seinen Rücken und versuchten ihn zu umarmen. Bei diesem Ansturm lachte der kleine Drache und war nicht mehr ganz so traurig wegen der angeschmorten Nasen. Er brauchte aber gar nicht traurig zu sein, da die Urulus die Verletzungen mit den Diamanten heilten. Sie legten einen auf die verwundete Stelle und sogleich verschwanden die Schmerzen. Die Haut erholte sich vor ihren Augen. Der kleine Johann war sehr erleichtert.
Johann verbrachte eine wunderbare Zeit mit den Urulus. Er schloss die kleinen Geschöpfe in sein Herz und Nilodirf wurde sein bester Freund. Er lernte von ihm das Springen, wie es die Urulus taten. Der kleine Johann stellte sich gar nicht dumm an. Gemeinsam sprangen sie durch die Hallen, zum Ärger von manch anderem Urulu. Denn hin und wieder ging etwas zu Bruch bei der Herumhüpferei. Dann machten sich die beiden lachend aus dem Staub. Und wegen des Sternenstaubs, der in Johanns Nase kitzelte, hatte Nilodirf auch eine Lösung gefunden. Er verstopfte Johanns kleine Nasenlöcher mit Diamanten, schon war das Problem gelöst. Und da Johann essen musste und Sternenstaub auf gar keinen Fall in Frage kam, wusste sich Nilodirf ebenfalls zu helfen. Er hatte einen Neffen namens Draherg. Draherg beschaffte jede Menge Marzipan für Johann. Von wem und woher Draherg das Marzipan hatte, verriet er natürlich nicht. Draherg war sehr geheimnisvoll und verschwiegen, aber das ist eine andere Geschichte.
Eines Tages war eine Sternenstaubfalle mit einem Schweinchen verstopft. Das Schweinchen quiekte und zappelte mit seinen kurzen Beinchen. Dadurch verkeilte es sich noch mehr in dem Loch. Nilodirf und Johann kletterten den Schacht hinauf. Sie versuchten zu helfen, aber das war gar nicht so einfach. Die beiden drückten kräftig mit ihren kurzen Beinchen gegen den Po des Ferkels. Nach mehreren kräftigen Stößen flutschte es mit einem Plopp aus dem Loch und landete unsanft auf dem Waldboden. Nilodirf und Johann schauten aus dem Schacht und beobachteten das kleine Schwein. Es schüttelte sich kurz und begann sofort mit dem Rüssel das Laub zu durchwühlen. Dabei schimpfte es vor sich hin.
»Undank ist der Welt Lohn«, grinste Nilodirf und die zwei zogen sich lautlos zurück.
Ein Abenteuer jagte das andere und so verging die Zeit. Allmählich wuchs bei Johann das Heimweh nach Mama und Papa Drache. Zudem er war beunruhigt, weil er so lange wegblieb. Mama und Papa Drache waren bestimmt krank vor Sorge. Es wurde Zeit zum Aufbruch. Das verstanden die Urulus natürlich. Sie waren eine große Familie und wenn einer fehlte, waren sie auch traurig.
Schweren Herzens ließen sie Johann ziehen. Sie schenkten ihm so viele Diamanten, wie er tragen konnte und betrübt verabschiedeten sie sich voneinander.
Als Johann durch den Wald ging, bekam er Angst. Er wusste nicht, wie er den Eltern sein langes Wegbleiben erklären sollte. Wahrscheinlich würde es gleich ein gehöriges Donnerwetter geben.
Er kam auf die Wiese und fand seine Eltern friedlich schlafend vor. Er weckte sie. Die Eltern taten als ob nichts geschehen wäre. Hatten sie ihn denn gar nicht vermisst? Sogleich kam ihm ein Verdacht. Während unter der Erde Wochen vergangen waren, war auf der Erde anscheinend nur eine Nacht vergangen. Diese Erkenntnis behielt er für sich. Lieber erzählte er seinen Eltern was er erlebt und wen er alles kennengelernt hatte. Johann sprach ein bisschen komisch, so als ob du dir die Nase zuhält und gleichzeitig redest. Mama Drache sah in seiner Nase nach und entdeckte die Diamanten. Ein kräftiges Schnäuzen und sie schossen heraus. Alle drei lachten, aber nicht lange. Seine Eltern waren verärgert, weil Johann ohne zu fragen in den Wald gegangen war. Was da alles hätte passieren können! Die Eltern grummelten ein bisschen, beruhigten sich aber bald wieder und drückten Johann fest an sich. Sie waren froh, dass ihm nichts geschehen war.
Mama und Papa Drache zweifelten ein wenig an Johanns Geschichte, aber die Diamanten überzeugten sie dann doch. Zum Beweis holte Johann die anderen Diamanten hervor, die Nilodirf ihm geschenkt hatte. Er öffnete den Beutel und schüttete den Inhalt in Mamas Hände. Es glitzerte und funkelte. Da staunten die Dracheneltern nicht schlecht.
Glücklich darüber, wieder bei seinen Eltern zu sein, stieg der kleine Drache auf Papas Rücken.
Die Diamanten nahm Mama Drache. Diamanten waren ein sehr begehrtes Gut in der Drachenwelt.
Dann überflogen sie den ersten mächtigen Berg des Gebirges, hinter dem der Drachenwald liegt, wo alle Drachen wohnen.
Ob dies geschah oder nicht, erfährst du in der nächsten Gschicht.