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Dienstprotokoll von Jacob Bookman, 14. April, 9:30 Uhr:

Gibt eine Menge durchgeknallter Figuren auf dieser Insel. Dabei ist das im Prinzip eine einfache Sache: Wer hierher kommt, hat sich auch an die herrschenden Regeln zu halten. Stattdessen schien es jemand zu seiner Lebensaufgabe zu machen, dagegen zu verstoßen. Mit Drohungen, Bombenterror, Mord. Kann ich nicht zulassen.

Sitze wieder in meinem Büro. Vergleiche das im »Caliban’s« gefundene Bekennerschreiben mit jenen aus meiner Sammlung. Stammt eindeutig aus derselben Hand. Ebenso interessant ist eine Info von einer der Gardistinnen: Es hatte fast zum selben Zeitpunkt einen weiteren Anschlag am anderen Ende der Stadt gegeben. Dieser mit einem Mollie. Ohne Liebesbrief an uns. Wobei aber das zeitliche Zusammenfallen ein klares Zeichen ist: derselbe Absender. Und damit die Botschaft: kein Einzeltäter. Vielleicht sogar schon ziemlich viele. War aber eh schon klar.

Verstehe immer noch nicht, was hier abgeht. Wer das System von Gynopolis nicht akzeptieren kann, warum bleibt der nicht einfach weg? Gibt keinen Zwang, hierher zu kommen. Und warum setzt der Typ gegen die freiwillige Verknechtung der Männer so brutale Gewalt? Gewalt, bei der die edlen Damen UND die Sklaven zu Tode kommen? Die Sklaven, die doch eigentlich beschützt werden sollen?

Noch immer der Gestank verschmorter Brüste in meiner Nase. Die hinterlassenen Botschaften geben wenig Hinweise. Einen Hang zur Selbstgerechtigkeit, mehr nicht. Ein religiöser Eiferer? Ein Frauenfeind? Schenke mir noch einen Whisky ein. Betrachte die Fotos des Tatorts. Helfen mir keinen Schritt weiter. Unser selbst ernannter Männerbefreier hat das »Caliban’s« offenbar ebenso betreten wie andere Zielobjekte zuvor. Seine Brandbombe und die feuerfeste Hülse mit dem Brief unauffällig unter eine der Bänke geschoben.

Dann adios. Wenige Minuten später verwandelt sich der Raum, wo er gegessen und getrunken hat, in einen Ort der Verwüstung. Aus Ordnung wird Chaos.

Aber selbst diese feige Taktik zieht nicht ewig. Irgendwann macht der Typ einen Fehler. Dann packe ich ihn. Hatte mir das geschworen. Mir und meiner Herrin. Was bedeutete, dass ich Erfolg haben muss. Falls nicht, bestraft sie mich auf eine Weise, die selbst mir schwer zu schaffen machen wird.

Aber diesen äußeren Druck brauche ich gar nicht. Dieser Spielverderber versucht, alles zu zerstören, was mir heilig ist. Aber das werde ich nicht zulassen. No way. Der Kerl ist reif. Irgendwann stehen wir uns gegenüber. Dann wartet eines von zwei Dingen auf ihn: Eine Kugel aus meinem Revolver, direkt zwischen die Augen, oder das innerste Betonverließ in der Zuchtanstalt GZA 1. Verbunden mit jahrelanger Knechtschaft unter der göttlichen Regina Mirbeau. Und es ist sehr die Frage, welches von beidem ihm schwerer bekommen wird.

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»Aus dem Leben einer Göttin. Die Memoiren Regina Mirbeaus«

Gynopolis-Press 2005, Auszug aus Kapitel 8:

… Ich zog seine Arme über seinen Kopf und fesselte ihm die Handgelenke an das Holzgitter am Kopfende meines Bettes.

Einen Augenblick trat ich zurück und betrachtete ihn, so wie er da nackt, hilflos und gefangen mitten auf meinem riesigen Bett

kniete, die Beine dicht unter der Brust, den Hintern anbietend in die Höhe gereckt, die Arme nach vorne gestreckt, jeder Muskel in ihm angespannt, zitternd vor Erwartung. Das Atmen konnte ihm nicht besonders leicht fallen mit meiner Unterwäsche, tief in seinen Rachen geschoben, den gesamten Mundraum ausstopfend und vor seinem Gesicht festgezurrt mit meinem BH. Aber dafür war er umfangen vom Duft seiner Göttin, und schon das war mehr, als er verdiente.

Die anderen Frauen um mich herum schwiegen in angespannter Erwartung, während ich mir den Dildo umlegte. Jessica kicherte. Ich tauschte kurz einen Blick mit Patrizia aus, bevor ich hinter meinem Sklaven auf mein Bett stieg. Ich ergriff seine Pobacken und zog sie auseinander. Noch einen Augenblick lang zögerte ich, genoss meine Vorfreude und seine Angst, die durch seine Haut deutlich zu spüren war. Eine seiner verwundbarsten Stellen bot sich mir offen dar.

Und dann stieß ich mit meinem Dildo mitten in ihn hinein.

Er bäumte sich auf oder versuchte es zumindest, aber die Fesseln waren sehr fest. Er wusste auch zu gut, was ihn erwartete, wenn er ernsthaft versucht hätte, meinem Zugriff zu entkommen. Ich sank wieder zurück auf meine Fersen, dann wieder vor, zurück, hinein, heraus, hinein. So fickte ich ihn, so vergewaltigte ich ihn, diesen entzückenden, erbärmlichen männlichen Arsch. Stoß um Stoß verpasste ich ihm, wühlte mich hinein. Trotz aller mühevoller Zurückhaltung tobte sein Körper in unwillkürlichen Bewegungen unter mir. Stoß um Stoß. Jessica begann im Takt zu klatschen. Die anderen Frauen, die um mein Bett herumstanden, begannen zu lachen, dann fielen sie in das Klatschen ein, im Rhythmus meiner Stöße. Es war eine Vergewaltigungs-Party, wie wir sie schon seit Wochen nicht mehr gehabt hatten. …

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Tagebuch Karin Mistral vom 7.4.:

Ich hatte meine Vespa an diesem Morgen kaum vor unserer Schule geparkt, da stand Samira schon neben mir und fragte mich, wie weit ich mit dem Buch sei, das sie mir geliehen hatte. Ich fand es im Großen und Ganzen okay und sagte ihr das auch, aber so ganz konnte ich ihre Begeisterung auch nicht teilen. Manche Stellen waren eben echt heftig, das fand ich dann schon wieder ein bisschen ZU krass. Samira lachte mich aus und meinte, genau das sei ja das, was die Autorin wollte, ganz radikal und rückhaltlos von ihrer Herrschaft beschreiben und auch genau schildern, wie sich die Männer unter ihr winden. Damit wollte sie für uns alle neue Horizonte eröffnen, was unser Denken und schließlich unser Tun anging. Vermutlich hatte Samira Recht, und ich war da einfach zu empfindlich. Naja, sie ist schließlich auch ein Dreivierteljahr älter als ich. Bei meiner Tante hab ich ja nie so viel mitgekriegt-

Naja, auf jeden Fall sind wir dann hoch zur Schule, und Samira fragt mich erst noch ein bisschen über das Buch aus, wie mir diese Szene gefallen hätte oder jenes Kapitel, und dann kommt sie aber endlich zur Sache und will wissen, ob ich schon gespannt auf den Unterricht heute bin. Ich weiß, was sie meint, und zucke einfach nur mit den Schultern. So cool wie Miss Samira Cerim bin ich schon lange. Wobei ihre aufgesetzte Coolness heute wirklich brüchig ist, je näher der Anfang der Stunde rückt, desto aufgekratzter wird sie. Na ja, okay, eigentlich war ich auch ganz schön gespannt, was da auf uns zukommen würde.

Wir gehen dann also alle miteinander kichernd in unser Klassenzimmer und setzen uns an unsere Bänke. Frau Pestalozzi tritt vor uns, wartet, bis still ist, und dann hält sie eine kleine Ansprache: Von wegen, dass wir Mädchen jetzt alle in dem Alter wären, das hier als Volljährigkeit definiert wird und dass es darum an der Zeit ist, uns allmählich mit unserer Aufgabe vertraut zu machen, nämlich der Verwaltung unserer Stadt und vor allem unserer Herrschaft über die Männer hier, und heute sollten wir den ersten Schritt dazu machen und bla. Damit macht sie uns eigentlich nur noch hippeliger, weshalb sie dann auch schnell ein Ende findet und für eine Minute das Klassenzimmer verlässt. Wir stecken natürlich alle die Köpfe zusammen und tuscheln.

Als Frau Pestalozzi zu uns zurückkommt, hat sie an einer Leine einen nackten Mann im Schlepptau. Den lässt sie vor uns Aufstellung nehmen. Er scheint ganz schön nervös zu sein, aber das ist kein Wunder, so wie er da vor 25 jungen Dingern vorgeführt wird, denke ich mir. Und die meisten von uns sind schon ziemlich attraktiv. Er sieht aber auch nicht gerade hässlich aus, ein bisschen dürr vielleicht. Natürlich kann man sich in Gynopolis kaum bewegen, ohne irgendwelchen halb- oder ganz nackten Kerle zu sehen, da brauch ich ja nur an die Rikschaboys zu denken. Insofern ist dieser Anblick nicht wirklich ein Schock für uns. Aber allein darum geht’s ja auch nicht.

Erst fängt Frau Pestalozzi an, ein bisschen über den Burschen zu berichten, wie er in der GVA 1 zur Umerziehung lebt und wie er dort zum Sklaven ausgebildet wird. Währenddessen steht er stocksteif da. Samira schubst mich leicht in die Seite und deutet mit dem Kopf grinsend in Richtung seines Unterkörpers. Und ehrlich wahr, ich glaub’s ja selber nicht so richtig, beginnt sich langsam sein Schwanz aufzurichten. Wieder kichern einige von uns. Jetzt muss er selber von den Dingen erzählen, die zu seinem Tagesablauf gehören, und irgendwie scheint ihm das unheimlich peinlich zu sein, aber gleichzeitig wird sein Ding immer härter und fängt sogar ganz schwach an, hin und her zu zucken. Was das wohl für ein Gefühl sein muss: Er steht da und labert, schämt sich ganz furchtbar, ist aber gleichzeitig furchtbar spitz, und wir alle starren nur direkt auf seinen Schwanz.

Frau Pestalozzi bemerkt das natürlich auch, und sie nutzt das aus, um uns zu erklären, wie geil die Kerle ständig nach uns seien. Diese Geilheit in den Griff zu bekommen und für unsere Zwecke auszunutzen, wäre das oberste Prinzip unserer Stadt, denn sie ist es, die die Grundlage von unserm Machtgefälle bildet. Die Geilheit der Männer macht unsere weibliche Macht nämlich erst real, weil sich viele Kerle wegen ihr überhaupt erst bereit erklären, sich unter unsere Fuchtel zu begeben. Ein Typ, der ständig erregt gehalten und ständig befriedigt wird, lässt halt alles Mögliche mit sich anstellen, damit er wenigstens ab und zu mal in diesen Genuss kommt. Darum durchzieht das unsere Gesellschaft wie ein Leitmotiv, sagt Frau Pestalozzi, von der privaten Sklavenhaltung über die Bestraferinnen, die Kliniken, Ausbildungs- und Erziehungsinstitute bis zu Strafanstalten wie der GVA. Frau Pestalozzi fragt auch ihr Vorführobjekt, ob er geil wäre, und der sagt mit hochrotem Kopf ja. Gelächter. Dann sagt sie, sie erlaube ihm, sich zu wichsen, wenn er es gar nicht mehr aushalten könne. Und tatsächlich – der Spast packt seinen Schwanz und schubbert sich vor uns einen ab! Ich fand das ja nur noch krass, in dem Moment, aber nach der Stunde hat mir Samira erklärt, dass die Männer aus der GVA 1, die Klassen wie uns später als Anschauungsobjekt dienen sollen, dass die wochenlang einen Keuschheitsgürtel tragen müssen und gleichzeitig immer wieder von den Wärterinnen scharf gemacht werden, so dass sie irgendwann gar nicht mehr wissen, wohin mit ihrer Geilheit. Und sie wissen auch, dass ihr Auftritt vor uns einer der wenigen Momente ist, wo ihr Schwanz freikommt, weil die nachher gleich wieder den Gürtel drummachen. Also holt er sich jetzt vor uns einen runter, aus lauter Verzweiflung, obwohl ihm das in Wirklichkeit schweinepeinlich ist.

Wir können alle mit ansehen, wie er immer schneller atmet und immer schneller rubbelt, und es ist klar, dass er nicht mehr lange braucht. Die Frau Pestalozzi steht lächelnd neben ihm und hält das andere Ende der Leine in ihren Fingern, das um das Gelenk von seiner Hand geschlungen ist, mit der er seinen Kolben massiert. Und dann verdrehen sich seine Augen ein bisschen, wir halten alle den Atem an – und dann kommt er. Aber in derselben Sekunde reißt Frau Pestalozzi an der Leine, seine Hand fliegt weg, und sein Schwanz ragt uns ganz nackt entgegen, während er kurz davor steht zu kommen. Sein Gesicht sieht unglaublich dämlich aus, in diesem Moment. Er macht ein paar heftige Bewegungen mit seiner Hüfte, so als ob er die Luft ficken wollte. Dann kommt er tatsächlich. Er spritzt ab, vor unser aller Augen. Aber so beeindruckend sieht das ja nicht gerade aus, eher ein bisschen erbärmlich, so als ob er pissen wollte, es aber nicht ganz schafft. Stattdessen erbricht sein Schwanz so eine widerliche weiße Flüssigkeit. Einige von uns stöhnen angewidert. Der Kerl da vorne sieht auch nicht gerade glücklich aus. Sein ekliges Zeug tropft runter und klatscht vor ihm auf den Boden von unserem Klassenzimmer.

Jetzt tadelt ihn Frau Pestalozzi, weil er sich überhaupt nicht mehr beherrschen konnte, und mir ist nicht ganz klar, macht sie sich über ihn lustig oder meint sie das im Ernst. Auf jeden Fall, sagt sie, ginge das nicht, dass er unsere Klassenzimmer mit seinem Sulch voll saut, und er soll das gefälligst wegmachen. Und dann wird’s WIRKLICH krass, denn er hat ja nichts zum Wegmachen dabei. Deshalb lässt sie den Spast in die Knie gehen und sein eigenes Zeug auflecken! Wir beugen uns vor über unseren Pulten, ein paar von uns stehen sogar auf, Samira zum Beispiel, damit ihnen nichts davon entgeht, wie der Kerl vor ihnen kauert und leckt. Ich bleibe erst mal sitzen, ich sehe genug. Ich muss mir das nicht auch noch in allen Einzelheiten geben.

Nach der Stunde meint Samira zu mir, jetzt hätte unsere Einweihung begonnen, aber ich könnte mir gar nicht vorstellen, was noch alles auf mich warten würde. Sie wäre schon gespannt, wie mir mein Praktikum ab nächster Woche gefallen würde. Das bin ich auch.

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Reisejournal Stefan Maverick und Denise Rotbuch vom 15. April:

Unser zweiter Tag in Gynopolis. Noch immer wirkte diese Stadt mehr als fremdartig auf mich.

Näheres über die Villa Mirbeau herauszufinden gestaltete sich alles andere als schwierig. Es war eines der bekanntesten Gebäude der Stadt. Offenbar handelte es sich bei ihrer Besitzerin Regina Mirbeau, die auch als »Goddess« oder »Göttin« bezeichnet wurde, um eine der einflussreichsten Personen im Gefüge der Frauenherrschaft, und ihre Villa war ein Ort, an dem sie und die anderen Herrinnen von Gynopolis sich sehr gerne zu unterhaltsamen Abenden trafen. Diese Herrinnen hatten übrigens, so stellte ich fest, innerhalb von Gynopolis geradezu den Status von Kultstars und wurden von manchen jungen Männern und Frauen ähnlich verehrt wie Britney Spears, die Hussies oder andere Pop-Größen von vivahörigen Teenies in Deutschland. Besonders »Patrizia die Grausame« sei echt hart drauf, ließ ich mir sagen, und sie prangte in stolz-sadistischer Pose besonders häufig auf dem Cover des »Gynopolis-Magazins«.

Ich besprach mit Denise, ob wir noch heute die Villa Mirbeau aufsuchen sollten, um Thorsten möglichst dicht auf der Spur zu bleiben. Denise war das allerdings zu übereilt. »Einen Tag hätte ich schon ganz gerne, um mich in dieser Stadt hier zu akklimatisieren und überhaupt mal zu verstehen, wie das alles hier läuft. Du solltest dir diese Zeit auch nehmen. Umso effektiver können wir dann zuschlagen. Hast Du überhaupt schon eine Idee, wie wir in diese Villa reinkommen sollen?«

»Wäre vielleicht das Beste, wenn wir da einfach hingehen. Wenn mit Thorstens Verschwinden wirklich Dinge verbunden sind, die nicht ganz koscher sind, wäre es möglicherweise nicht optimal, wenn wir die Verantwortlichen vorher warnen würden.«

»Also gut, dann würde ich vorschlagen, wir tauchen da morgen Vormittag ganz überraschend auf und fragen nach.«

Ich war einverstanden. Den Rest dieses Tages verbrachten wir also mit einem Stadtbummel durch Gynopolis, indem wir diese Stadt auf uns wirken ließen. Wir sahen die hohen Gebäude mit den glänzenden Glasfassaden, wie sie unser Reiseführer beschrieben hatte, viel Stahl und Marmor; verschiedene architektonische Stile waren zum Teil kunstvoll aneinander gefügt. So wie in den Bistros und Cafés halb oder völlig nackte Männer kellnerten, sahen wir solche auch in manchen größeren Geschäften als lebende Schaufensterpuppen aufgestellt, die verschiedene Kleidungsstücke und sexuelle Spielzeuge präsentierten. Auf der Straße zuckelte ab und zu eine Rikscha vorbei, nur äußerst selten einmal ein Auto – und wenn, dann schien es einer der höher gestellten Damen dieser Stadt zu gehören.

Am frühen Abend erlebten wir wieder einmal etwas Außergewöhnliches. Wir saßen in einem der Straßencafés in der City. Nicht weit von unserem Tisch entfernt hatte eine Gruppe von Frauen Platz genommen, an deren Lautstärke und Verhalten jeder klar erkennen konnte, dass sie alle von mehr beschwipst waren als nur ihrer Macht, so wie die beiden Mädchen gestern. Nein, diese Frauen hatten offensichtlich schon einiges an Alkohol konsumiert und waren noch lange nicht bereit, damit aufzuhören. Denise löffelte ein Pistazieneis, ich schaute die Straße herunter und sah, wie ein junger Mann in eng anliegenden Balletthosen auf unser Café zukam. Ich erinnerte mich daran, in meinem Reiseführer gelesen zu haben, dass der Zweck dieser extrem engen Hose darin bestand, deutlich herauszustellen, was ihr Träger biologisch zu bieten hatte, so dass eine Frau schnell seinen Nutzwert erkennen konnte.

Er war gerade dabei, an dem Tisch mit den alkoholisierten Schnepfen vorbeizugehen, als er von ihnen aufgehalten wurde. Sie sprachen ihn an, befahlen ihn zu sich herüber und machten eindeutige Bemerkungen hinsichtlich des Inhalts seiner Hose. Eine griff nach seinem Oberschenkel. Der junge Mann versuchte, sich ihrem Zugriff ebenso höflich wie demütig zu entwinden. Mit mittlerweile leicht gerötetem Kopf erklärte er auf ihre unverblümten Fragen, dass er einer festen Herrin unterstellt sei, die es gewiss nicht schätze, wenn er mit anderen Frauen zugange war – oder es sich auch nur selbst besorgte, um sich von seinem Druck zu erleichtern. Um ihr Verbot durchzusetzen und seine Einhaltung zu überprüfen, habe sie ihm ein so genanntes Sicherheitskondom umgelegt, das über seinen Hüftgürtel hinter seinem Rücken mit einem Zahlenschloss gesichert sei, von dem nur sie selbst die Kombination kenne. Sobald sie nur die kleinsten Spuren von Sperma in seinem Kondom fände, würde sie ihn gnadenlos und auf sehr schmerzhafte Weise bestrafen.

Die versammelten Frauen allerdings fanden seine Geschichte nichts weiter als erheiternd, warfen spöttische Kommentare hin und her und zeigten, dass sie sich dadurch nur noch weiter angeturnt fühlten. Sie zogen den jungen Mann weiter in ihre Mitte und ließen ihre Hände über seine Schenkel gleiten. Panisch blickte er sich um, wusste allerdings sehr wohl, dass es in Gynopolis für einen Sklaven nicht sehr gesund war, sich den Wünschen dominanter Damen zu widersetzen. An der Ausbuchtung seiner Hose war deutlich zu erkennen, wie erregt er sich in seiner Hilflosigkeit fühlte. Eine der Frauen legte ihre schmale Hand dagegen und begann leicht zu reiben. Ihr Opfer wand sich, stammelte abwehrende Worte und Satzfetzen, konnte sich dem allerdings nicht entziehen, wie sie ihn durch den Stoff hindurch befriedigte. Sekunden später kam er, trotz all seines Widerstandes, stöhnend vor hilfloser Lust und Demütigung, quasi mitten auf der Straße.

Während ich meinen Blick bis dahin nicht von dieser Szene fortwenden konnte, drehte ich mich jetzt endlich zur Seite. Ein Teil der Scham, die dieser arme Kerl empfand, war auf mich übergegangen. Als ich meinen Kopf wandte, sah ich für einen Moment direkt in Denises Augen. Sie waren weit geöffnet, ihr Gesicht leicht gerötet. Ihr Atem ging heftig. Ich weiß nicht, warum mir dieser Anblick so durch und durch fuhr.

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Tagebuch Karin Mistral vom 14.4.:

Heute war mein erster Tag in meinem Praktikum als Aufseherin im Vollzugslager. Ich war zuerst meganervös, und ich glaube, ich hätte nicht ausgerechnet diesen Praktikumsplatz angenommen, wenn ich dabei nicht mit meiner besten Freundin Samira hätte zusammenarbeiten können. Sie hat mir wirklich Mut gemacht. Ich konnte mir das zuerst überhaupt nicht vorstellen, wie ich große, kräftige Männer unter Kontrolle halten könnte, die zwanzig oder noch mehr Jahre älter waren als ich. Aber das war dann doch überraschend einfach. Zum einen hat sich mir kein einziger von den Kerlen je widersetzt. Im Gegenteil, sie gehorchten jedem Befehl und krochen vor mir nackt auf dem Boden herum, folgten mir schon auf ein knappes Kommando hin auf Schritt und Tritt. Ich glaube, die haben überhaupt nicht gemerkt, wie nervös ich war. Schließlich bin ich ja auch absichtlich besonders resolut aufgetreten, um das zu überspielen. Tja und zum anderen hat mich Samira wirklich von Anfang an am Arm genommen und hat mir gezeigt, wie ich auftreten muss: Knappe, eindeutige Befehle. Ein Tonfall, der dem Angesprochenen klar macht, dass du genau weißt, was Du tust, selbst wenn das einmal nicht der Fall sein sollte. Dich nicht damit zufrieden geben, dass sie gehorchen – sie können es immer noch ein bisschen besser, also zum Beispiel immer noch ein bisschen schneller krabbeln oder die Schuhe noch ein bisschen gründlicher sauber machen. Nicht sparen mit kleinen Gemeinheiten, zum Beispiel einem Tritt in die Seite, auch wenn es eigentlich gar keinen Grund für eine Bestrafung gibt – das demonstriert einfach nur noch einmal das Herrschaftsgefälle und trägt zur ständigen Verunsicherung der Häftlinge bei. All solche Dinge eben. Samira meint, ich sei noch ein bisschen zaghaft, aber das würde wohl noch werden. Mit welcher beiläufigen Selbstverständlichkeit und ohne sich irgendwelche Gefühle anmerken zu lassen sie ihre Grausamkeiten bei denen austeilt, die ihr unterstellt sind, das kann ich allerdings nur bewundern. Ich hab da noch nicht ganz die Nerven zu, bin da noch zu zimperlich.

Was mich zuerst auch gewundert hat, war, dass man hier bei relativ vielen Kerlen immer wieder mal einen Harten sieht, obwohl wir doch gar nicht so sexy angezogen sind. Samira hat mir dann erklärt, dass viele von denen schon unsere strengen Uniformen ziemlich scharf finden. Ja, und außerdem sei es bei einigen das Ziel ihres Aufenthalts im GZA 1, dass sie endlich stubenrein werden sollen, also sich ohne ausdrückliche Erlaubnis keinen mehr runterholen dürfen. Klar, die Keuschhaltung – da fiel mir ein, dass Frau Pestalozzi uns das schon erklärt hatte. Nachdem die also über doch sehr lange Zeit ihren sexuellen Druck nicht loswerden dürfen, werden die wohl ständig auf so einem Pegel relativ starker Geilheit gehalten. Deshalb müssen wir da auch immer mit dem Daumen drauf. »Wenn die so könnten, wie sie wollten«, hat mir Samira erklärt, »hätten die uns beide längst flachgelegt und wir bräuchten vor morgen früh nicht wieder aufzustehen.« Dann hat sie gelacht. »Zu schade, dass für diese armen Würstchen ›Vollzugsanstalt‹ genau das Gegenteil von dem bedeutet, was da an Wortsinn drinsteckt.«

So ging dann also der Tag rum. Am Morgen hat Samira mir die ganzen Gänge mit den Zellen gezeigt, den Speisesaal und die unterirdischen Kerker für die ganz schweren Kerle und für spezielle Maßnahmen (die wollte sie mir vorführen, wenn ich mich hier erst mal eingewöhnt hätte). Bei der Gelegenheit wurde ich auch den Häftlingen als neue Herrin vorgestellt, der sie genauso absolut zu gehorchen hätten wie jeder anderen. Dann mussten sie mir die Stiefelspitzen küssen, wobei ich ja fast wieder mit Kichern angefangen hätte. Nach dem Essen haben Samira und ich dann ein paar Kerle mit Schläuchen eiskalt abgespritzt, die vorher zu Leibesübungen im Hof draußen waren. Den Hof hat mir Samira dann auch gerade gezeigt, mit all seinen Aufbauten und Balancierbalken, wo die Sklaven dann auf Händen und Knien drübergejagt werden, besonders wenn sie zu fett sind.

Um mich vollständig zu beruhigen, hat mich Samira bei dieser Gelegenheit zuschauen lassen, wie so ein Sklave bestraft wurde, der sich vor ein paar Tagen Befehlen seiner Wärterinnen widersetzt und den Aufstand geprobt hatte. Zuerst hatten sie ihm dreißig Peitschenhiebe verpasst, dabei hat er wohl das Bewusstsein verloren. Als er aus der Ohnmacht erwacht ist, hat er sich angekettet in einer Hundehütte hinter dem Hauptgebäude wiedergefunden, wo wir ihn auch besichtigt haben. Samira hat ihm einen Teller Suppe hingestellt, die sollte er fressen. Löffel gab es nicht. In die Hand nehmen durfte er den Teller auch nicht. Sondern er muss ihn leer schlabbern, mit seiner Zunge, wie ein Hund halt. Er ist unser Hundeersatz. Dann noch einen Teller und noch einen und noch einen. Bis er gekotzt hat. Das Erbrochene musste er dann fein säuberlich auflecken. Samira hat mir erzählt, dass sie nach der Vorführung bei uns in der Klasse auf die Idee gekommen ist. Mir ist selber schon wieder eklig. Samira sagt mir, immer wenn Wärterinnen so wie wir vorbeikommen, muss das Viech Männchen machen. Kommen andere Sklaven, muss er bellen. Wir fanden das eigentlich sehr witzig, Samira und ich.

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Gynopolis

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