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Dienstprotokoll von Jacob Bookman, 15. April, 15:00 Uhr:

Wieder einmal hatte ich meiner Herrin Bericht über den Stand meiner Ermittlungen abzulegen: »Hast du in der letzten Woche irgendetwas Neues herausgefunden?«

»Wenig«, muss ich zugeben. »Ich als Privatmann bekomme von den Gardistinnen nur schwer die Informationen, die ich brauche. Leider sind die immer schon zuerst am Tatort und können alle Spuren sichern. Mir bleiben dann jedes Mal nur die Reste.«

Herrin Regina schweigt. Stolziert um mich herum. Ihre Stöckelschuhe knallen auf dem Steinboden. Knie nackt und mit leicht geöffneten Beinen vor ihr. So wie immer. Sie zieht an ihrer Zigarette.

»Ich habe mir schon etwas dabei gedacht«, erwidert sie schließlich, »neben den offiziellen Ermittlungen dich selbständig und auf privater Ebene tätig werden zu lassen. Ich hoffte allerdings, dass du etwas … kreativer, etwas findiger sein würdest.«

»Es tut mir sehr leid, Herrin. Wenn Ihr mich für meine Unfähigkeit bestrafen möchtet, bin ich gerne bereit …«

»Schweig! So einfach kommst du mir diesmal nicht davon. Das ist ein Fall, von dessen schnellstmöglicher Klärung das Schicksal von ganz Gynopolis abhängen könnte! Kommt doch keiner mehr hierher, wenn er auf Dauer damit rechnen muss, in jeder Bar von einer Bombe in Stücke gerissen zu werden – ob Herrin oder Sklave. Noch können Patrizia, ich und die anderen da den Deckel draufhalten. Aber lange klappt das nicht mehr.« Stößt den Rauch aus und sieht verächtlich auf mich runter. »Ich weiß nicht, ob du geistig in der Lage sein wirst, in den nächsten beiden Wochen noch irgend etwas Relevantes herauszubekommen. Dieser Spielverderber scheint dir erbärmlichen Kreatur ja in jeder Hinsicht überlegen zu sein. Lange schaue ich mir dein elendiges Versagen nicht mehr an, da kannst du sicher sein. Wenn du weiter unfähig bist, deine Aufgaben zu erledigen, kann ich mit dir nichts mehr anfangen. Dann bist du die längste Zeit mein Sklave gewesen.«

Ich erschauere. Einige Sekunden lang kann ich nicht sprechen. »Ihr braucht euch keine Gedanken zu machen, Herrin«, stammle ich endlich hervor. »Ich werde noch viel härter arbeiten, werde alles tun, was in meiner Macht steht. Und ich werde Erfolg haben. Ganz bestimmt!«

»Das hoffe ich für dich, Sklave.«

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Tagebuch Karin Mistral vom 16.4.:

Dass Männer zu Hunden heruntergemacht wurden, das habe ich noch öfter erlebt in der GVA 1. Heute zum Beispiel wieder. Samira und ich, wir konnten diesmal durch so eine Scheibe, die von der anderen Seite aussah wie ein Spiegel, in ein Zimmer hineinschauen, in dem eine der Bestraferinnen zugange war. Ihr Name war Carmen, und sie mochte bei ihrer Tätigkeit nicht so gerne Uniformen tragen wie wir Wärterinnen und die allermeisten anderen Bestraferinnen, sondern ein knappes Cocktailkleid, lange halterlose Netzstrümpfe und Stöckelschuhe. Ich frage Samira noch, ob das nicht ein bisschen sehr unsicher ist – sobald sie einer angreift, hat sie ja überhaupt keinen Halt mehr und liegt sofort ungeschützt zu Boden. Aber Samira beruhigt mich, dass Carmen das schon länger macht und genau weiß, was sie tut, und dass ihre Macht über die Sklaven auf psychischer Ebene so groß ist, dass sie sich körperlich noch nie zur Wehr setzen brauchte.

An diesem Nachmittag ist sie damit beschäftigt, einem Sklaven beizubringen, wie man anständig Bälle apportiert. Ich traue meinen Augen ja kaum, als der auf allen vieren durch eine vielleicht hüfthohe Klappe in den Raum hereinkriecht: ein unglaublich attraktiver und leicht muskulöser Typ mit einem sehr ansprechenden, athletischen Körperbau. Keine Spur von Bauch, soweit ich das von meinem Standort sehen kann, und sein Gesicht sieht auch klasse aus. Vor drei oder vier Jahren hatte ich solche Kerle noch als Poster in meinem Zimmer hängen gehabt. Jetzt kriecht er da durch den Raum und küsst Herrin Carmen die Schuhspitzen. Dann nimmt sie einen Tennisball und wirft ihn durch den Raum, und er muss ihn apportieren. Wenn er nicht schnell genug ist, trifft sie sein Hinterteil mit einer Elektrorute. Ich halte die Luft an. Als ich ihn so herumkrauchen sehe, mit dem Ball im Maul, löst dieser Anblick etwas in mir aus, das mich fast umwirft. Ich weiß gar nicht, ob ich das überhaupt richtig beschreiben kann: Da ist dieser Kerl, der früher mal ein Traummann war und so vom Äußeren her immer noch sein könnte, und er ist total dieser stolzen Frau ausgeliefert, die ihn in ihrem scharfen Outfit völlig gefügig macht. Dieser Kontrast: seine viehische, unterwürfige Haltung, dieser Ball in seinem Maul, der wohl auch einen leichten Speichelfluss auslöst, so dass es aussieht, als würde er sabbern und dagegen die langen, netzbestrumpften Beine und die stolze Haltung von Carmen – Wahnsinn! Ich glaube, ich habe in diesem Moment das Machtgefälle der Frauen über die Männer erst richtig kapiert. Es war wie ein Fanal für mich, dass wir hier mit jedem, aber auch wirklich jedem Mann buchstäblich anstellen können, was uns in den Sinn kommt. Jetzt befiehlt sie ihm Männchen zu machen. Er hechelt, blickt in unsere Richtung, kann uns aber nicht sehen. Sein Ding ist ganz steif, rot und zuckt. Carmen zieht etwas Kreppband hervor, dann klebt sie ihm sein Ding an den Bauch. Daraufhin jagt sie ihn wieder im Raum herum, und befiehlt ihm mit dem »Schwanz« zu wedeln, also eigentlich mit seinem Hinterteil. Samira lacht, aber ich bin irgendwie immer noch völlig fertig von diesem Schauspiel. Ich kann das gar nicht richtig fassen.

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Authentisch reisen: Gynopolis. Land und Leute jenseits des Massentourismus. Von Richard Verdana. 3. Auflage, Globetrotter-Verlag 2005, S. 72 f.:

Auszug aus Kapitel 7: Sklaven und Hengste – Die Instrumentalisierung des männlichen Geschlechts

… Neben den Arbeitssklaven sieht die soziale Struktur Gynopolis indes noch eine weniger beachtete Nischenposition für Männer vor, zu deren Charaktereigenschaften besondere Unterwürfigkeit eher nicht zählt. Die Rede ist von den sogenannten »Studs« oder »Hengsten«. Hierbei handelt es sich um vor allem erotisch attraktive, muskulöse, breitschultrige, häufig langmähnige und auch ansonsten gut ausgestattete Männer, die Gynopolis als Urlaubsaufenthalt oder dauerhaften Wohnsitz erwählt haben. Bevor sie allerdings das Recht erhalten, sich auf der Insel niederzulassen, müssen sie zwar eine sorgfältige Auswahl überstehen, haben dann allerdings deutlich mehr Rechte als jeder andere männliche Bewohner, insbesondere auf ungezügelten sexuellen Kontakt mit der weiblichen Bevölkerung.

Der Gedanke dahinter ist, dass dieses System allen drei beteiligten Parteien etwas bietet: Die »Studs« kommen für einen angemessenen Preis in den Genuss eines lustvollen Inselaufenthaltes und zahlreicher heißer Nächte mit reizvollen jungen Frauen. Diese stolzen Herrinnen der Insel wiederum können ihr eigenes Begehren mit »echten Kerlen« stillen, statt mit den winselnden Geschöpfen, von denen sie sonst ständig umgeben sind. Stattdessen ziehen sie oft einen besonderen Genuss daraus, diese stets leicht oder auch stärker erregten Sklavenkreaturen dadurch zu verspotten, dass sie sich vor deren Augen in den Armen eines Macho-Mannes verwöhnen lassen. Und die Sklaven selbst werden noch zusätzlich gedemütigt, wenn die Frau, auf die sich ihr ganzes leidenschaftliches Begehren richtet, vor ihren Augen fast demonstrativ Erfüllung in den Armen eines um so vieles stattlicheren Mannes findet.

Einige der Herrinnen Gynopolis’ machen sich einen Spaß daraus, ihre Diener der Lust nicht in »Sklaven« und »Hengste« zu unterteilen, sondern nach Umfang und Länge ihres primären Sexualorgans in »Stummelschwänze« und »Rammböcke«. Der direkte Vergleich der dadurch gezogen wird, ist für manches von der Natur weniger beeindruckend ausgestattete männliche Geschöpf oft besonders erniedrigend. Diese Erniedrigung wird ab und an durch die Regelung intensiviert, dass es die Aufgabe der »Stummelschwänze« ist, die »Rammböcke« zuvor mit ihrer Zunge zu säubern und für deren erotischen Einsatz in Stimmung zu bringen. …

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Tagebuch Karin Mistral vom 17.4.:

Mit Samira konnte man echt verdammt viel Spaß haben, so viel stand fest. An manchen Nachmittagen schmissen wir uns zum Beispiel in unsere aufreizendsten Klamotten, ich schulterfrei und mit kurzem Rock und Samiras Bluse halb durchsichtig, und so gingen wir ins »Caliban«. Das Witzige an diesem Teil war, dass dort die Kerle alle total nackt servierten, und wegen so elektrisch gesicherten Armbändern auch nicht ihre Hände vor ihren Pimmel halten konnten. Außerdem werden die auch alle ständig megageil gehalten, meint Samira, genau wie unsere Häftlinge. Kommt also so ein Tropf auf uns zu, um uns die Karte zu bringen, und wir kriegen natürlich voll mit, wie sehr er sich beherrschen muss, dass ihm nicht die Glubscher aus dem Kopf fallen. Als er dann unsere Bestellung abholen will, ist bei ihm offenbar wirklich Ende Gelände, und seine Latte fängt an auszufahren. Ich war voll fasziniert, wie er da so vor uns steht, und sein Ding richtet sich mehr und mehr auf, ganz von selbst und ohne dass er das irgendwie verhindern kann, und Samira, das Biest, bestellt absichtlich ganz langsam und aufreizend, und dabei mustert sie ihn immer eindringlicher, als ob sie irgendwie voll schockiert wäre oder entsetzt, weil eigentlich gilt das hier ja als Beleidigung, wenn die Kerle den Damen gegenüber ihre Geilheit so unverhohlen zum Ausdruck bringen. Strenggenommen hätten wir ihn dafür bestrafen dürfen, und das wusste er auch. Er kann sein Teil aber einfach nicht unten halten, also steht er da zitternd vor uns und nimmt unsere Bestellung auf, Samira starrt mit maliziösem Blick auf sein Ding, ein bisschen spöttisch, ein bisschen als ob da ein ekliger Fremdkörper auf ihrem Tisch gelandet wäre, und dem Kerl bricht wohl ein bisschen der Schweiß aus und er kann gar nicht schnell genug abdampfen mit unserer Bestellung. Er ist erst ein paar Meter entfernt, da können Samira und ich uns nicht mehr zurückhalten und wir fangen an loszuprusten und freuen uns schon darauf, wenn er mit dem Essen wiederkommt und dann mit der Rechnung.

Danach gingen Samira und ich Schuhe kaufen, was auch ganz schön krass war. Wir fläzten und räkelten uns in der Bestuhlung, als ob wir die Herrinnen der Welt wären, und dieser arme Hansel von Verkäufer hatte hurtig ein Paar Schuhe nach dem anderen heranzuschleppen und es unseren edlen Füßen anzupassen, während er auf Knien vor uns herumrutschte. »Geht das nicht ein bisschen schneller?« fragte Samira ab und an in einem zugleich scharfen, kühlen und herablassenden Tonfall, worauf der Typ, der mindestens doppelt so alt war wie wir, regelrechte Spurts hinlegte, um uns junge Dinger auch ja zufrieden zu stellen. »Dass du es ja nicht wagst, meine Haut zu berühren«, schärfte ihm Samira ein, während er so vor ihr herumkroch und ihr ergeben ein Paar Sandalen, Sneaker und Stiefeletten nach dem anderen darbot, worauf er ergeben mit dem Kopf nickte und sich dann schleunigst zu mir herüberwandte, um auch meine Wünsche zu befriedigen, bevor ich auch noch ungeduldig werden würde. Es war echt eine scharfe Nummer, die wir da abzogen. Wir hätten beinah angefangen, uns gegenseitig zu befummeln, so heiß machte uns das beide. Zum Schluss hatten wir zwar immer noch kein einziges Paar Schuhe gefunden, aber den Nachmittag super herumgekriegt.

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»Aus dem Leben einer Göttin. Die Memoiren Regina Mirbeaus«

Gynopolis-Press 2005, Auszug aus Kapitel 14:

… Ich liebte es, meinem impotenten Leibwächter ab und zu und immer wieder eine erotische Berührung zukommen zu lassen und dann mit anzusehen, wie sehr er doch versuchte, sich mir gegenüber den in ihm aufsteigenden Schmerz nicht anmerken zu lassen. Sie müssen dazu wissen, dass ich Jacob nicht einfach habe kastrieren lassen, wie Patrizia es mit einigen ihrer Sklaven anstellte. Stattdessen verhielt es sich so, dass ich Jacob schon zu meiner Verfügung hatte, noch bevor das System der Studs in Gynopolis eingeführt wurde, und er mir insofern auch als Lustsklave diente. Selbstverständlich bestimmte allein ich über die Art und Weise, wie ich seinen Körper und insbesondere seinen Schwanz benutzte. Am meisten Spaß hatte ich, wenn ich sehr grob und umstandslos zugange war und Jacob einfach zuritt, sobald mich die Lust gerade wieder packte. Offenbar war ich eines Tages etwas arg brutal, denn urplötzlich gab es ein ploppendes Geräusch unter mir und Jacobs bestes Stück knickte in sich zusammen. Mein Sklave wand sich unter mir vor Schmerz und war auch durch scharfe Befehle nicht wieder zur Besinnung zu bringen. Als er zwei Tag später immer noch vor sich hin wimmerte, schaffte ich ihn endlich genervt zum Krankenhaus der Insel. Dort erfuhr ich, dass eines von Jacobs Penisbändern gerissen war und dass es für einen ärztlichen Eingriff mittlerweile zu spät war – der hätte innerhalb weniger Stunden erfolgen müssen. Jetzt gleicht Jacobs Schwänzchen einem geschrumpelten Ballon, und er ist nur noch zu verbogenen Erektionen in der Lage, die für ihn sehr schmerzhaft sind. Für mich war er überhaupt nicht mehr zu gebrauchen, und ich musste mir einen neuen Sklaven suchen, wovon ich nicht gerade begeistert war. Erst Patrizia heiterte mich wieder etwas auf, als sie mich auf die Idee brachte, Jacob zu quälen, wenn ich gerade wieder sadistische Gelüste in mir verspürte, indem ich ihn erotisch reizte und mich dann an seinem Anblick weidete, wenn sich sein Gesicht vor Schmerz verzerrte, weil er seine Erektion nicht zurückdrängen konnte. Patrizia war der Ansicht, dass man Vergleichbares mit allen Sklaven machen sollte, aber sie konnte sich damit im Frauenrat nicht durchsetzen.

Später liebte ich es vor allem, wenn Jacob zugegen war, wenn ich es mir von Roman, meinem persönlichen Lieblingshengst, so richtig besorgen ließ. Mein unterwürfiger Leibwächter hatte dabei neben dem Bett, in dem ich mich mit Roman wälzte, Aufstellung zu nehmen und durfte uns zusehen. Und Acht geben, dass sich unsere Geilheit nicht wieder auf ihn übertrug. Dabei lag genau derselbe dümmlich-ergebene Ausdruck auf seinem Gesicht wie zu praktisch jeder anderen Gelegenheit. Ich bin mir sicher, für Roman war es ein ebenso erheiternder Anblick wie für mich selber, wie Jacob da so stand, splitterfasernackt, die Hände an den Hintern gelegt und mit knallrot angepinselten Zehennägeln. Ein Bild für die Götter: mein hilfloser Eunuch, meine männliche Hure!

Obwohl also zu diesem Zeitpunkt alles ideal war, stellten sich damals meine ersten Schwierigkeiten ein, einen Orgasmus zu erlangen. Offenbar waren für eine Frau mit meiner Finesse und meinem sexuellen Appetit weitergehende sexuelle Reize vonnöten. Ich verabschiedete mich also von Roman und machte mit Patrizias Hilfe einen anderen Stud ausfindig, der zwar ebenfalls eine starke Männerbrust und muskulöse Oberarme zu bieten hatte, wie ich es brauchte, aber vom Wesen her erstaunlich unterwürfig und bereit war, sich auch weitgehendsten Forderungen zu beugen. Ein echter Sklavenhengst also! Ihm brachte ich bei, dass er sich nur dann mit mir in den Laken wälzen durfte, wenn er sich zuvor nicht nur einen Cockring hatte anlegen, sondern sein edelstes Stück mit einem Lokalanästhetikum behandeln lassen. Anfangs hatte ich ihm zusätzlich noch verboten, sich zu ergießen, solange er sich in meinem Bett befand, aber schnell stellte ich fest, dass das gänzlich überflüssig war: Der Ärmste war absolut nicht in der Lage, auch nur das geringste bisschen an Erregung zu empfinden, wenn er in mich eindrang. Der Cockring verhinderte das Zurückfließen seines Blutes, so dass sein Prügel steif blieb, und ich konnte Mike benutzen wie einen menschlichen Dildo. Er fickte mir das Hirn aus dem Leibe und spürte nichts dabei, während Jacob daneben stand, mit großen Augen auf uns starrte und vermutlich sehr viel fühlte, aber nichts, was er wirklich fühlen wollte. Als ich mich so zwischen meinen beiden Eunuchen höher und höher hinaufschraubte in meiner Lust, da eroberte ich nicht nur meinen Orgasmus zurück, sondern ich kam und ich kam und ich kam …

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Reisejournal Stefan Maverick und Denise Rotbuch vom 16. April:

Am folgenden Morgen machten wir uns auf zur Villa Mirabeau oder »Lady Reginas Palast«, wie man es an der Hotelrezeption bezeichnete, wo man uns freundlich den Weg beschrieb. Es handelte sich um eine langgewundene, steile Straße, die aus der Stadt hinausführte. Ein kühler Wind wehte den Salzgeruch des Meeres zu uns hinüber, und wir konnten zu unserer Rechten in einiger Entfernung den weißen Strand von Gynopolis sehen, wo sich die Herrinnen von ihren Sklaven einölen, Luft zufächeln oder den Sonnenschirm halten ließen. Die blanke, schroffe Felslandschaft mit ihren trockenen Böden, in der wir anfangs unterwegs waren, ging bald über in grüne Hügel mit einer üppigen Vegetation von Mispeln, Guaven und Avocados. Der Kontrast war bemerkenswert; man glaubte kaum, noch auf derselben Insel zu sein.

Etwa eine Dreiviertelstunde waren wir strammen Schrittes unterwegs, bis wir das Grundstück erreichten, zu dem uns die Richtungsangabe geführt hatte. Es war von einigen Bäumen umgeben, zu wenig um sie als Wäldchen zu bezeichnen, vor allem aber umzäunte es eine bestimmt fünf Meter hohe steinerne Mauer. Wir gingen an ihr entlang, bis wir auf ein schmiedeeisernes Tor stießen, das halb offen stand. Bevor wir ganz heran waren, hörten wir hinter uns das Tappen nackter Füße auf der steinigen Straße. Wir wandten uns halb um und sahen, wie eine Rikscha an uns vorbeizog, gezogen von einem leicht übergewichtigen nackten Sklaven. Irgendjemand saß offenbar in ihr drin, aber von unserem Winkel aus konnten wir lediglich die bestrumpften Beine erkennen. Die Rikscha verschwand durch das Tor.

Ich warf Denise kurz einen fragenden Blick zu. Sie nickte. Also traten auch wir hinein. Ein gepflegter, sich mehrfach verzweigender Kiesweg führte durch mehrere Wiesen auf eine prachtvolle, burgunderfarben verklinkerte Villa zu. Ich ließ meine Augen schweifen und entdeckte in ihrer unmittelbaren Nähe Stallungen und einen Hundezwinger. Bevor ich mich aber weiter umsehen konnte, wurde mein Blick auf eine junge Frau mit gelocktem dunkelblondem Haar gelenkt, die sich nicht weit von uns entfernt befand. Sie trug kniehohe Stulpenstiefel, Netzstrümpfe und einen schwarzen Latexbody – verführerische Kleidung in der Nähe zum Fetisch, die in Gynopolis hin und wieder zu sehen war. Das eigentlich Gewöhnungsbedürftige an ihrem Anblick war jedoch, dass sie auf dem Rücken eines nackten, knienden Mannes thronte, der eine Tiermaske mit langen Stoffohren trug. Vermutlich drückte ihn der Kies höchst unangenehm in Hände und Knie. Der Kontrast zwischen dieser lächerlichen Gestalt und der auf ihr sitzenden erotisch wirkenden Frau konnte kaum größer sein. Die junge Dame schien sich zu sonnen, hatte uns aber in diesem Moment bemerkt und sah uns fragend an.

Ich wandte mich an Denise. »Vielleicht machst du …?«

Sie runzelte kurz die Stirn, nickte dann aber und sprach die Blonde an. »Guten Tag«, begann sie, »mein Name ist Denise Rotbuch, und das hier ist mein Kollege Stefan Maverick. Wir sind Journalisten aus Deutschland und auf der Suche nach einem Kollegen von uns. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen?«

Die Blonde musterte uns ein wenig blasiert. »Hier war schon ewig kein Presseheini mehr. Also keiner, der wo nicht selber von der Insel war. Das wüsst ich.«

Denise lächelte unbeeindruckt. »Es kann ja sein, dass er rein privat hier war. Jedenfalls hat er uns bei unserem letzten Kontakt diese Adresse genannt. Sein Name ist Thorsten Geling, er ist einen halben Kopf größer als ich, hat eine strohblonde Stoppelfrisur und ein kantiges Kinn.«

Das Mädchen zuckte mit den Schultern. »Nie gehört, nie gesehen.« Sie sprach sehr gedehnt, als ob sie fürchterlich gelangweilt wäre. Irgendwie hatte ich den Eindruck, sie war nicht gerade die Hellste.

»Vielleicht können wir kurz mit der … äh … Hausherrin selber sprechen?«

Sie schüttelte mit dem Kopf. »Ist nicht zu Hause. Tagsüber ist sie meistens im Senat oder im Verlag.«

»Wir kommen gerne abends nochmal wieder.«

»Da ist hier alles zu. Außerdem wohn ich hier seit über einem Jahr. Wenn wir da so einen Besuch gehabt hätten, hätte ich das mitgekriegt. Ist aber nicht.«

»Sie wohnen hier?«

»Ja, klar. So wie ‘n paar andere Frauen.«

»Und Männer?«

»Die auch. Aber keinen wie den, den sie suchen.«

Inzwischen war eine andere Frau auf uns aufmerksam geworden. Sie war nicht ganz so gertenschlank wie die Blonde, trug Jeans und ein T-Shirt; ihr rötlich-braunes Haar war wild zerzaust. »Kann ich irgendwie helfen?« fragte sie, als sie auf uns zutrat.

Denise wiederholte unser Anliegen und Thorstens Beschreibung. Aber auch diese zweite Frau schüttelte den Kopf. »Der ist hier unbekannt«, sagte sie.

»Also gut«, lenkte Denise schließlich ein. Sie zog ihren Notizblock und einen Kugelschreiber hervor. »Ich hinterlasse Ihnen mal eben die Adresse des Hotels, in dem wir zu erreichen sind, falls einer von Ihnen oder Ihren Mitbewohnern doch noch etwas einfällt. Wenn wir nicht in unseren Zimmern sind, können Sie problemlos eine Nachricht hinterlassen, wir rufen dann zurück.« Sie riss den beschriebenen Zettel ab, strahlte die beiden Frauen an und überreichte ihn der etwas Fülligeren. »Wir wären Ihnen sehr dankbar.«

»Ich kann den gerne weitergeben, aber es wird nichts bringen.«

»Aber vielleicht fällt ja wenigstens jemandem noch irgendwas ein. Das wäre sehr nett.«

Die Blonde richtete sich auf und drückte Denise zum Abschied die Hand, bevor sie sich zu ihrer Sitzgelegenheit umwandte. »Komm, Fido, zurück ins Haus.« Sie schritt davon – mich hatte sie ignoriert – »Fido« krabbelte ihr hinterher. Die andere hingegen blieb mit dem Zettel in der Hand stehen und sah uns nach. Ich konnte ihren Blick förmlich in meinem Rücken spüren, bis wir durch das Tor getreten und wieder auf der Straße waren.

»Das war scheiße«, sagte Denise. »Unsere einzige Spur ist soeben im Sand verlaufen.«

Ich war noch nicht wieder ganz bei der Sache. »Was für eine groteske Veranstaltung«, sagte ich. »Hast du den Kerl gesehen, auf dem sie hockte? Ich schwöre, der hat sich die ganze Zeit über kaum einen Zentimeter bewegt.«

Denise grinste. »Vermutlich war ihm das bei Strafe verboten.«

Ich schüttelte den Kopf, als könne ich ihn dadurch wieder freibekommen von diesem Anblick. »Absolut schräg. Das macht einen ja ganz wirr, das alles, sobald man nur ein paar Tage da ist. Diese Maske, und diese Ohren … absolut lächerlich! Ich hatte die ganze Zeit den Eindruck, als wäre das gar kein Mensch, sondern so eine absurde Mischform aus Mensch und Tier.« Ich erschauerte. »Wie bei der Spanischen Inquisition.«

»Entschuldige?«

»Naja, wenn die Spanische Inquisition jemanden verbrennen wollte, hat sie ihn erst von Kopf bis Fuß kahl scheren lassen, hat ihn gefoltert, bis er nur noch sabbern konnte, und ihm dann eine Narrenkappe mit Kostüm und Schminke verpasst. Das war dann eine alberne, verachtenswerte Gestalt, mit der man machen konnte, was man wollte, und keine Person mehr, vor der man Respekt haben musste. Irgendwie habe ich mittlerweile den Eindruck, vieles, was in dieser Stadt hier abgeht, funktioniert nach demselben Prinzip.« Ich seufzte frustriert auf. »Und irgendwie macht mich das ganz und gar nicht glücklich, was Thorstens spurloses Verschwinden hier in Gynopolis angeht.«

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Tagebuch Karin Mistral vom 21.4.:

Heute durfte ich zum ersten Mal dabei sein, wie ein Insasse der GVA gefoltert wurde, also einer von den Terroristen. Yvonne, unsere Blockleiterin, hat uns dreien (Samira, Zoe und mir) vorher das Gestell gezeigt, auf dem er festgebunden wurde: das war so ein stählernes Teil mit einem metallenen Dildo statt mit einer Sitzfläche, und auf den wurde der Kerl dann mit dem Hintern aufgepflanzt. Das war schon mal ungemütlich, kann ich mir vorstellen, aber außerdem bekam er alle möglichen Klammern um seine Arme und Beine gelegt. Das alles wiederum war mit so einer Art Schaltpult verbunden, über das man elektrischen Strom in die Metallteile schießen lassen konnte, in den Dildo genauso wie in die Klammern. Der Typ war kreidebleich, als er da festgemacht wurde, aber Yvonne hat uns erklärt, der hätte das erstens gar nicht anders verdient für das, was er angestellt hat, und zweitens würden solche Strafen ja auch seiner Erziehung dienen. Dann hat sie uns gezeigt, wie das alles geht, also einen Schalter umgelegt – dann ist der schon mal zusammengezuckt, daran konnte man sehen, dass da Strom geflossen ist – und dann einen Regler hochgedreht. Irgendwann hat er dann angefangen rumzuzappeln und zu schreien, aber Yvonne ist ganz cool geblieben. Das war schon beeindruckend, wie die sich unter Kontrolle hatte. Aber sie meinte, das können wir auch, wenn wir uns ein bisschen zusammennehmen würden, das wäre alles eine Sache der Übung.

Dann hat sie uns noch was anderes gezeigt, indem sie uns auf den Kerl hat zutreten lassen und ihn ganz leicht berühren, an der Brust und zwischen den Schenkeln und so. Auf einmal ist sein Teil hoch, das war eh schon in der Waagrechten, aber jetzt ist es ganz prall geworden und hat hin und her gezuckt. Yvonne hat uns erklärt, das ist ein Zeichen, dass er das trotz allem im Innersten immer noch genießt, sonst wäre er nämlich nicht so geil. Sie hat uns beide es auch mal in die Hand nehmen lassen. Auf einmal hat der Kerl mir in die Augen geguckt und mich angefleht, ich sollte ihn losbinden. Ich war ganz verdattert, aber Yvonne ist dann sofort dazwischen und hat ihm eine gescheuert, weil er versucht hätte, mich als die Jüngste gezielt zu manipulieren. Es gäbe schließlich einen Grund, warum er da wäre, wo er jetzt ist.

Yvonne hat uns noch genauer gezeigt, wie das Schaltpult funktioniert, und meinte dann, sie würde uns jetzt mal eine halbe Stunde alleine lassen, damit wir das selbst ausprobieren könnten. Wir bräuchten keine Angst zu haben, es würde danach keine Bewertung geben oder so, aber das sei halt ein wichtiger Lernschritt, wenn wir wirklich dominant werden wollten. Dann ist sie raus. Samira hat sich als Erste getraut, ihm eine zu verpassen. Nach ihr war Zoe an der Reihe und hat den Regler hochgedreht, da hat der Kerl plötzlich wie blöde angefangen zu brüllen, da hat sie ihn schnell wieder zurückgedreht vor lauter Schreck. Es war aber überhaupt nichts passiert. Wir haben uns angeguckt und mussten laut loslachen. Danach haben wir uns immer wieder abgewechselt, ich bin auch ein paar Mal drangekommen, und wir sind irgendwie so richtig gegeneinander angetreten, wer von uns die tougheste ist und sich am meisten traut. Ab und zu ist Samira zu ihm rüber und hat ihn ein bisschen mit ihrem Körper aufgegeilt und ihn berührt, da ist der Typ immer wieder voll drauf abgefahren. Das war auch lustig. Wir waren ganz überrascht, als Yvonne auf einmal wieder da war; so schnell ist mir die Zeit noch nie vergangen.

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Reisejournal Stefan Maverick und Denise Rotbuch vom 15. April (Fortsetzung):

Denise und ich hatten den Rückweg zu unserem Hotel angetreten. Als wir durch die Straßen der Stadt marschierten, fiel mir ein weiteres Mal auf, wie viele auf sie selbst gemünzte Werbeslogans an allen möglichen Orten zu sehen waren. »ABSOLUTE MACHT: IN GYNOPOLIS WERDEN TRÄUME WAHR!« verkündete etwa ein Banner, das über einer der Hauptstraßen schwebte. »ABSOLUTE UNTERWERFUNG: IN GYNOPOLIS WERDEN TRÄUME WAHR!« behauptete analog dazu die Werbetafel im Schaufenster einer Buchhandlung, die sich vor allem auf Titel über dominante Frauen und devote Männer spezialisiert zu haben schien.

Ebenfalls überraschend zahlreich vertreten waren Coffee-Shops nach niederländischem Vorbild, also kleine Läden, in denen man problemlos Haschisch kaufen konnte. Ich hielt wenig davon, aber Denise schienen sie durchaus anzusprechen. Als wir an dem vierten vorbeikamen, teilte sie mir mit, sie werde sich dort jetzt eine kleine Tüte besorgen. »Hey, wir sind beruflich hier und haben eine knifflige Aufgabe vor uns«, versuchte ich einzuwenden. »Da wäre es gut, wenn wir einen klaren Kopf behalten.«

»Ach, du hast doch nur Angst, die Kontrolle zu verlieren«, lachte sie. »Außerdem fühle ich mich spätestens seit gestern total überdreht. Vielleicht hilft mir das, ein bisschen runterzukommen.«

Dass Denise mittlerweile ziemlich aufgekratzt war, hatte ich ebenfalls bemerkt. Also sparte ich mir weitere Einwände und ließ sie machen, was sie wollte. Wenige Minuten später setzten wir uns auf eine kleine Mauer am Rande eines Platzes, auf dem ein unbenutzter Pranger stand. Denise zog an einem gewaltigen Joint. Ich versuchte, den Stand unserer Ermittlungen zusammenzufassen, wozu ich nicht weit ausholen musste.

»Eine Sackgasse«, stellte Denise lapidar fest. »Wir hatten eine einzige Adresse als Spur, und die hat sich als totes Ende erwiesen.«

»Glaubst du dem Mädchen, mit dem wir gesprochen haben? Die hat doch total gemauert.«

Sie zuckte die Schultern. »Warum sollte sie uns anlügen? Außerdem hat das die andere ja bestätigt. Thorsten scheint nie da gewesen zu sein. Niemand kennt ihn dort.«

»Aber warum schreibt er uns dann davon?«

»Männerphantasien? So eine typische Urlaubskarte halt: Ihr glaubt gar nicht, was ich hier alles erlebe, mit den scharfen Weibern von Ibiza … und in Wirklichkeit ist total tote Hose.« Sie kicherte albern.

»Aber für so was ist Thorsten nicht gerade der Typ …«

»Weißt du’s? Welche Theorie hast du denn?« Wieder kicherte sie. »Die Villa von dieser Tusse ist die Zentrale eines geheimen Männerhändlerrings? Ich habe die Geschichten auch gelesen, die sich um diese Stadt hier ranken. Moderne Großstadtlegenden, nichts weiter.«

»Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte ich. »Irgendwas gefällt mir an der Sache überhaupt nicht.«

Aber ich wusste auch nicht, wo ich weiter ansetzen sollte. Also saßen wir eine Zeitlang nur schweigend da. Denises Joint wurde immer kleiner. Etwas geistesabwesend sahen wir den Passanten zu, die an uns vorbeizogen. Ich fuhr direkt zusammen, als Denise unvermittelt einem jungen Mann, der in der Nähe herumlungerte, etwas zurief.

»Hey, du, was ist denn mit dir los?«

Er sah sie nur stumm an, verdattert und etwas schuldbewusst. Ich sah, dass er in ein weißes, rüschiges Herrenhemd und eine dieser eng anliegenden Balletthosen gekleidet war.

»Komm mal her«, forderte sie ihn auf, mit Nachdruck in der Stimme.

Ich war etwas irritiert. Der junge Mann wirkte inzwischen ein wenig verängstigt.

»Komm mal hier her!« Jetzt herrschte sie ihn geradezu an.

»Denise?«

Sie ignorierte mich. Mit knallrotem Kopf trottete der Jüngling jetzt tatsächlich auf sie zu. Als er nur noch wenige Schritte von uns entfernt war, erkannte ich die Ausbuchtung seiner Hose. Denise deutete unverhohlen darauf. »Was ist das denn, hm?«

»Ich …«

»Du glotzt mich doch schon die ganze Zeit an, oder? Glaubst du, das hätte ich nicht bemerkt? Und du machst dir offenbar schöne Gedanken dabei.« Sie schien ernsthaft verärgert zu sein.

»Denise, bitte, wir …«

Sie wehrte mich mit einer unwilligen Handbewegung ab. »Du weißt schon, wo du bist, oder? Das hier ist nicht irgendwo auf dem Festland, wo du wildfremde Frauen anglotzen und dir dann einen runterholen kannst. Ist dir eigentlich klar, wie beleidigend das ist? Hier gibt es Gesetze gegen so was.«

»Ich … ich wollte Sie nicht wütend machen … b-bestimmt nicht …«

»Passt deine Herrin nicht genügend auf dich auf, oder was? Ich hätte gute Lust, eine der Gardistinnen herbeizuwinken.« Sie deutete auf ein Dreiergrüppchen uniformierter Frauen, das in einiger Entfernung beisammen stand.

»Hören Sie, das ist wirklich nicht nötig. Ich bin sofort verschwunden und werde es auch nie wieder tun.«

»Komm ja nicht auf die Idee, dich abzusetzen … Sklave 4817.« Sie deutete auf ein Namens- bzw. Zahlenschildchen, das sich auf der Brusttasche seines Hemdes befand. »Ich merke mir deine Nummer, und dann bist du sofort identifiziert. Du bekommst echte Schwierigkeiten.«

Seine Stimme klang immer weinerlicher. »Was wollen Sie denn von mir?«

»Tja, du bist offenbar geil auf mich, und ich denke, diese Geilheit sollte befriedigt werden. Ich möchte, dass du dir deine Hose runterziehst und onanierst. Hier. Vor mir.«

»DENISE!« fuhr ich auf.

Sie ignorierte mich, als ob ich nicht da wäre. Die ganze Zeit über fixierte sie diesen Typen mit ihrem Blick. »Was ist?« fragte sie mit eisiger Stimme. »Das war doch eine direkte Aufforderung. Worauf wartest du?«

So hatte ich sie noch nie erlebt. Der junge Mann war offenbar ebenfalls überfordert. Ein paar Sekunden lang schien er noch einen inneren Kampf auszufechten, wand sich geradezu hin und her, dann packte er endlich den Saum seiner Hose und zerrte sie hinunter. Ein erigierter Penis sprang heraus. Ich sah in eine andere Richtung und stützte den Kopf halb in die Hand. Am liebsten wäre ich in diesem Moment vom Erdboden verschwunden. Ich konnte mir nur erklären, dass Denise der Joint nicht besonders gut bekommen war. Vielleicht mischten sie hier noch ein paar andere Dinge mit hinein als auf dem Kontinent.

Der Typ schubberte sich einen. Ich sah ihm nicht direkt dabei zu, aber ich hörte es. Andere Passanten blieben stehen. Bei weitem nicht so viele wie wenn dasselbe in Stuttgart oder Berlin passiert wäre, dazu war man hier zu viel gewohnt. Aber doch einige. Stimmen tuschelten oder versetzten bissige Bemerkungen. Endlich hörte ich Sperma auf das Pflaster klatschen.

»Da ist was auf meinem Schuh gelandet«, hörte ich Denise sagen. »Knie dich hin und leck es ab.«

Ich war so geschockt, dass ich wieder hinsah. Der junge Mann richtete seinen Blick erst flehentlich auf Denise, dann auf mich. Ich war wie versteinert und blickte hilflos zurück. Was sollte ich auch tun? Erst jetzt, wo ich dieses Erlebnis in mein Diktiergerät spreche, kommt es mir in den Sinn, dass er mich anhand meines Benehmens möglicherweise für Denises Sklaven gehalten haben könnte. Jedenfalls ergab sich der Arme nach einigen Sekunden in sein Schicksal, kniete auf dem Trottoir nieder und leckte Denise das Sperma vom Schuh.

Nachdem er sich so weit vor ihr erniedrigt hatte, erlaubte sie ihm endlich, sich die Hose wieder hochzuziehen und zu verschwinden. Auch der kleine Menschenauflauf löste sich auf. Ich brauchte noch ein paar Minuten, bis ich meine Kollegin wieder ansehen konnte.

»Wozu war das jetzt nötig?« fragte ich sie.

»Wenn du nach Rom kommst, benimm dich wie die Römer«, sagte sie und grinste mich an. »Man muss sich wie die Einheimischen verhalten, wenn man ein Gefühl für einen Ort bekommen möchte. Außerdem … ich wollte einfach zu gern wissen, ob es funktionieren würde. Ich meine: auch bei mir.«

Ich atmete tief durch und stand dann auf. »Wir machen wohl besser, dass wir ins Hotel zurückkommen.«

Auch Denise erhob sich. »Aye, Captain.« Einen Moment lang sah sie mich so strahlend an, wie ich sie auch noch nie gesehen hatte. Sie glühte geradezu von innen heraus. Dann, offenbar aus einem Impuls heraus, umarmte sie mich, schmiegte ihren Körper an meinen. »Danke, dass du mich das hast ausprobieren lassen«, flüsterte sie mir ins Ohr.

Ich spürte, wie sich mein Glied bei Denises Umarmung spontan versteifte. Eine groteske Angst stieg in mir auf, dass sie auch meine Erektion bemerken würde …

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Gynopolis

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