Читать книгу Omega - Die letzten Tage der Erde - Camille Flammarion - Страница 5
II.
ОглавлениеDer Fremdkörper war langsam aus den Tiefen des Raumes gekommen. Anstatt plötzlich aufzutauchen, wie es schon oft bei großen Kometen der Fall war, entweder erst unmittelbar nach ihrer Passage durch das Perihel oder weil eine Folge von Stürmen oder Mondscheinnächten die Kometenjäger bei ihrer Suche am Nachthimmel behindert hatte; dieser schwebende Sternenstaub war zunächst in Bereichen geblieben, die nur für das Teleskop sichtbar waren, und konnte nur von Astronomen beobachtet werden. Viele Tage nach seiner Entdeckung konnten nach wie vor nur die mächtigsten Teleskope der Observatorien seine Anwesenheit feststellen. Aber die gut Informierten machten sich schon bald auf, ihn selbst zu untersuchen. Nur wenige wohlhabende Familien hatten kein Teleskop, und kein Haus war komplett ohne eine Bibliothek, die mit wissenschaftlichen Büchern gut ausgestattet war.
Der Komet wurde sozusagen von dem Moment an, als er für Instrumente mittlerer Stärke sichtbar wurde, von allen beobachtet. Vom ersten Moment seiner Sichtbarkeit an waren die auf öffentlichen Plätzen aufgestellten Teleskope von ungeduldigen Menschenmassen umgeben, und die Einnahmen ihrer Vermieter wurden jeden Abend größer und erreichten unglaubliche Dimensionen. Aber auch viele Menschen mit geringeren Einkommen hatten ihre eigenen Instrumente, vor allem in den Provinzen, und der Gerechtigkeit und Wahrheit halber muss man anerkennen, dass der erste Entdecker des Kometen (außerhalb der professionellen Beobachter) nicht ein reicher Potentat, ein Unternehmer oder Akademiker gewesen war, sondern ein einfacher Arbeiter in der Stadt Soissons, der den größten Teil seiner Nächte unter den Sternen verbrachte und es geschafft hatte, sich von seinen mühsam zur Seite geschafften Ersparnissen ein ausgezeichnetes kleines Teleskop zu kaufen, mit dem er in seiner Freizeit die Wunder des Himmels studierte. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass vor dem zwanzigsten Jahrhundert fast alle Bewohner der Erde gelebt hatten, ohne zu wissen, wo im Kosmos sie sich genau befanden; als ob sie blind wären, verspürten die meisten Menschen nicht einmal die Neugierde, danach zu fragen; aber innerhalb von hundert Jahren hatte die Menschheit begonnen, das Universum um sie herum zu beobachten und zu ergründen.
Dann war der Komet mit bloßem Auge sichtbar. In einer Neumondnacht, als die Atmosphäre vollkommen klar war, wurde er von einigen scharfen Augen ohne Fernglas erkannt, unweit des Zenits am Rande der Milchstraße südlich des Sterns Sirrah im Sternbild Andromeda. Er sah aus wie ein blasser Nebel, eine sehr feine Rauchwolke, ziemlich klein, fast rund und leicht in die Länge gezogen in einer Richtung entgegengesetzt zur Sonne – eine gasförmige Verlängerung, die einen rudimentären Schwanz umriss. So hatte er tatsächlich ausgesehen, seit man ihn das erste Mal im Teleskop entdeckt hatte. Dieses eher harmlose Aussehen hätte niemals die tragische Rolle vermuten lassen, die dieser neue Stern in der Geschichte der Menschheit spielen sollte. Allein die Analysen zeigten auf, dass er seinen Weg zur Erde nehmen würde.
Aber der mysteriöse Stern näherte sich schnell. Schon am nächsten Tag hatte die Hälfte derjenigen, die danach suchten, ihn auch entdeckt, und am nächsten Tag konnten ihn nur noch die Kurzsichtigen mit unzureichenden Brillen verfehlen. In weniger als einer Woche hatte ihn jeder gesehen. Auf allen öffentlichen Plätzen, in jeder Stadt, in jedem Dorf standen Menschen beieinander, die ihn beobachteten oder anderen zeigten.
Tag für Tag wurde er größer. Im Teleskop ließ sich langsam sein leuchtender Kern vom Rest unterscheiden. Gleichzeitig nahm die Aufregung zu und kroch in jeden Verstand. Als er sich nach dem ersten Viertel und während des Vollmonds nicht mehr zu bewegen schien und sogar etwas von seiner Leuchtkraft verlor, obwohl man erwartet hatte, dass er schnell noch größer werden würde, hoffte man, dass die Berechnungen doch fehlerhaft waren, und es folgte eine Zeit der Ruhe und Erleichterung. Nach dem Vollmond fiel das Barometer schnell. Ein heftiges Sturmzentrum, das vom Atlantik kam, passierte die Britischen Inseln nördlich davon. Zwölf Tage lang war der Himmel über fast ganz Europa völlig verdunkelt.
Dann strahlte die Sonne wieder in der vom Sturm gereinigten Atmosphäre, die Wolken lösten sich auf und der blaue Himmel erschien wieder rein und unverdunkelt; die Menschen warteten gespannt auf den Sonnenuntergang – zumal mehrere Piloten, die über der Wolkendecke geflogen waren, als auch die Astronauten auf der Raumstation ISS behauptet hatten, der Komet sei nun deutlich größer. Emails, die von den Bergen Asiens und Amerikas verschickt wurden, bestätigten sein rasantes Näherkommen. Umso größer war die Überraschung, als bei Einbruch der Dunkelheit jedes Auge nach oben gerichtet war, um den flammenden Stern zu suchen. Es sah nicht mehr aus wie ein Komet – wie ein klassischer Komet, den viele schon zuvor gesehen hatten – , sondern wie eine Aurora Borealis unbekannter Art, ein gigantischer himmlischer Fächer mit sieben Ausläufern, aus denen sieben grünliche Bänder in den Weltraum schossen, die von einem Punkt unterhalb des Horizonts aus zu kommen schienen.
Niemand hatte den geringsten Zweifel daran, dass diese fantastische Aurora borealis der Komet selbst war, was durch die Tatsache bestätigt wurde, dass der ehemalige Komet nirgendwo im sternenklaren All gefunden werden konnte. Die Erscheinung unterschied sich zwar von allen allgemein bekannten Formen eines Kometen, und die sternförmigen Strahlen des mysteriösen Besuchers waren von allen Formen die am wenigsten erwarteten. Aber diese gasförmigen Körper sind so bemerkenswert, so unberechenbar, so vielfältig, dass einfach alles möglich ist. Außerdem war es nicht das erste Mal, dass ein Komet ein solches Aussehen hatte. In den Aufzeichnungen der Astronomie fand sich der Bericht über einen riesigen Kometen, der 1744 beobachtet und über den immer wieder viel diskutiert wurde, und dessen Skizze, die der Astronom Chèzeaux in Lausanne de visu angefertigt hatte, ihn ziemlich berühmt gemacht hatte. Aber selbst, wenn nie etwas dergleichen zuvor gesehen worden war, die Beweise durch die eigenen Augen waren untrüglich.
Unterdessen vervielfachten sich die Diskussionen, und in den wissenschaftlichen Zeitschriften der ganzen Welt begann ein wahres astronomisches Turnier – die einzigen Zeitschriften, die inmitten des Schlagzeilen-Wahnsinns, von dem die Menschheit so lange besessen war, noch vertrauenswürdig waren. Da es nunmehr keinen Zweifel mehr daran gab, dass sich der Stern direkt auf die Erde zubewegt, war die Hauptfrage die nach seiner täglichen Position –eine Frage, die von seiner Geschwindigkeit abhing. Ein junger Mitarbeiter der Pariser Sternwarte, Leiter der Abteilung für Kometen, sandte jeden Tag eine diesbezügliche Nachricht an das Amtsblatt der Europäischen Union.
Zwischen der Geschwindigkeit eines Kometen und seinem Abstand zur Sonne besteht eine sehr einfache mathematische Beziehung. Wenn man den ersteren Wert kennt, kann man den zweiteren sofort berechnen. Tatsächlich ist die Geschwindigkeit eines Kometen einfach die Geschwindigkeit eines Planeten multipliziert mit der Quadratwurzel von zwei. Nun wird die Geschwindigkeit eines Planeten, unabhängig von seiner Entfernung, durch Keplers drittes Gesetz bestimmt, nach dem die Quadrate der Umlaufzeiten sich wie die dritten Potenzen der großen Halbachsen ihrer Bahnen zueinander verhalten. Nichts könnte also einfacher sein. So bewegt sich beispielsweise der prächtige Planet Jupiter mit einer Geschwindigkeit von 13000 Metern pro Sekunde um die Sonne. Ein Komet in diesem Abstand bewegt sich also mit der oben genannten Geschwindigkeit, multipliziert mit der Quadratwurzel aus zwei, also mit der Zahl 1,4142. Seine Geschwindigkeit beträgt somit 18380 Meter pro Sekunde.
Der Planet Mars dreht sich um die Sonne mit einer Geschwindigkeit von 24000 Metern pro Sekunde. Bei dieser Entfernung beträgt die Geschwindigkeit eines Kometen 34000 Meter pro Sekunde.
Die mittlere Geschwindigkeit der Erde in ihrer Umlaufbahn beträgt 29460 Meter pro Sekunde, etwas weniger im Juni und etwas mehr im Dezember. In der Nähe der Erde beträgt die Geschwindigkeit des Kometen daher 41660 Meter, unabhängig von der Beschleunigung, die die Erde hervorrufen könnte.
Auf diese Tatsachen machte der Mitarbeiter des Instituts die Öffentlichkeit aufmerksam, die zudem bereits selbst einige allgemeine Vorstellungen von der Theorie der Himmelsmechanik hatte.
Als der bedrohliche Stern in derselben Entfernung zur Sonne stand wie der Mars, war die allgemeine Angst schon lange keine vage Befürchtung mehr; sie war nun sehr klar umrissen und definiert und stützte sich auf die genaue Kenntnis der Annäherungsgeschwindigkeit des Kometen. 34000 Meter pro Sekunde bedeuteten 2040 Kilometer pro Minute, oder 122400 Kilometer pro Stunde!
Da die Entfernung der Umlaufbahn des Mars von der der Erde nur 76000000 Kilometer beträgt, wäre diese Entfernung bei einer Geschwindigkeit von 122400 Kilometern pro Stunde in 621 Stunden oder etwa 26 Tagen zurückgelegt. Aber je mehr sich der Komet der Sonne näherte, desto schneller würde er werden, da seine Geschwindigkeit in der Entfernung der Erde bereits 41660 Meter pro Sekunde betragen würde. Aufgrund dieser Geschwindigkeitssteigerung würde die Entfernung zwischen den beiden Umlaufbahnen von einem Kometen in 558 Stunden oder in 23 Tagen, sechs Stunden, zurückgelegt werden.
Aber zum Zeitpunkt der Begegnung mit dem Kometen wäre die Erde nicht genau an dem Punkt ihrer Umlaufbahn, der von einer Linie vom Kometen zur Sonne geschnitten wird, denn ersterer bewegte sich nicht direkt auf letztere zu; die Kollision würde daher fast eine Woche später stattfinden, nämlich: um etwa Mitternacht am Freitag, den 13. Juli. Es ist unnötig hinzuzufügen, dass unter diesen Umständen die üblichen Vorkehrungen für die Feier des Nationalfeiertags am 14. Juli vergessen wurden. Nationalfeiertag! Kein Mensch hatte daran gedacht. War dieses Datum nicht viel wahrscheinlicher für den gemeinsamen Untergang aller Menschen und Dinge? Der Jahrestag dieses berühmten Datums war von den Franzosen seit über zwei Jahrhunderten gefeiert worden. Selbst unter den Römern hatte es kaum vergleichbare Jubiläen gegeben, und viele Franzosen waren sowieso der Meinung, dass der 14. Juli seinen Wert weitestgehend verloren hatte.
Mittlerweile war es Montag, der 8. Juli. Fünf Tage lang war der Himmel völlig klar gewesen, und jede Nacht war der fächerartige Komet weiter durch die Tiefen des Himmels in Richtung Erde geschwebt. Sein Kopf – oder Kern – war deutlich sichtbar und mit Lichtpunkten übersät, die durchaus feste Körper von mehreren Kilometern Durchmesser sein konnten, und die nach den Berechnungen als erstes die Erde treffen würden, wobei sein Schweif in einer von der Sonne abgewandten Richtung ausgerichtet war und im vorliegenden Fall hinter ihm und schräg zur Bewegungsrichtung stand. Der neue Stern brannte im Sternbild Fische. Nach den Beobachtungen vom Vorabend, dem 8. Juli, war seine genaue Position: Rektaszension, 23h, 10m, 32s; Deklination Nord, 7°, 36´, 4˝. Der Schweif verdeckte das Sternbild Pegasus vollständig. Der Komet stieg um 21:49 Uhr auf und war die ganze Nacht über sichtbar.
In den Tagen, in denen das bereits erwähnte Sturmtief die Sicht auf den Kometen verdeckt hatte, hatte es einen Meinungsumschwung in der Öffentlichkeit gegeben. Aus einer Reihe rückblickender Berechnungen hatte ein Astronom bewiesen, dass die Erde bereits mehrmals auf Kometen gestoßen war und als Ergebnis jedes Mal nur ein harmloser Schauer von Sternschnuppen folgte. Einer seiner Kollegen hielt ihm jedoch entgegen, dass der gegenwärtige Komet in keinster Weise mit einem Meteoritenschwarm verglichen werden konnte, da er gasförmig war und sein Kern aus festen Körpern bestand; in diesem Zusammenhang wies er auf die Beobachtungen hin, die an einem der berühmten Kometen der Geschichte, dem von 1811, durchgeführt wurden.
Dieser Komet rechtfertigte in gewisser Weise die allgemeine Besorgnis. Man rief sich seine Dimensionen in Erinnerung: seine Länge von 180 Millionen Kilometern – mehr als die Entfernung der Erde von der Sonne – und die Breite seines Schweifes an seinem Endpunkt, 24 Millionen Kilometer. Der Durchmesser seines Kerns betrug 1800000 Kilometer, vierzigtausend Mal so viel wie der der Erde, und sein nebulöser und bemerkenswert regelmäßiger elliptischer Kopf war ein Punkt, der hell wie ein Stern war und selbst einen Durchmesser von nicht weniger als 200000 Kilometern hatte. Der Punkt schien von großer Dichte zu sein. Man beobachtete ihn sechzehn Monate und zweiundzwanzig Tage lang. Aber das bemerkenswerteste Merkmal dieses Kometen war die immense Entwicklung, die er an den Tag legte, ohne dabei der Sonne sehr nahe zu kommen; er kam ihr nie näher als 150 Millionen Kilometer und blieb somit mehr als 170 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Da Kometen größer werden, je näher sie der Sonne kommen, hätte dieses Exemplar für den Betrachter sicherlich noch wunderbarer und zweifellos erschreckender ausgesehen, wenn es der Aktivität der Sonne mehr ausgesetzt gewesen wäre. Seine Masse war mitnichten geringfügig, und bei einem direkten Sturz in die Sonne hätte seine Geschwindigkeit von etwa fünf- oder sechshunderttausend Metern pro Sekunde zum Zeitpunkt der Kollision dazu geführt, dass sich die mechanische Energie in Wärmeenergie verwandelt und die Sonneneinstrahlung abrupt so stark erhöht, dass innerhalb weniger Tage jede Spur pflanzlichen und tierischen Lebens auf der Erde völlig zerstört worden wäre.
Es war in der Tat ein Physiker gewesen, der diese merkwürdige These aufstellte, dass ein Komet gleicher Größe wie der von 1811 – oder noch größer – ohne Kontakt zu Erde das Ende derselben herbeiführen könnte, nur durch eine Art Eruption von solarem Licht und Wärme, ähnlich einer Nova. Der Sturz in die Sonne würde eine Menge an Wärme freisetzen, die sechsmal so groß wäre wie die, die bei der Verbrennung der gleichen Masse an Kohle entstünde.
Würde ein solcher Komet nicht in die Sonne stürzen, sondern mit unserem Planeten kollidieren, bedeutete dies das Ende der Welt durch Feuer. Eine Kollision mit dem Jupiter würde hingegen die Temperatur dieses Planeten so weit erhöhen, dass er sein verlorenes Licht wiederherstellen und für eine Weile zu einer Sonne werden könnte; die Erde würde also von zwei Sonnen beschienen werden, wobei der Jupiter eine Art kleinerer Nachtsonne wäre, weit heller als der Mond. Sein eigenes Licht würde ihn rubinrot oder granatrot leuchten lassen und er bräuchte zwölf Jahre für eine Umkreisung der Erde. Eine nachtaktive Sonne! Das heißt, es würde nie mehr wirklich Nacht auf der Erde.
Man konsultierte die Klassiker unter den astronomischen Abhandlungen Kapitel über Kometen, die Newton, Halley, Maupertuis, Lalande, Laplace, Arago, Faye, Newcomb, Holden, Denning, Robert Ball und deren Nachfolger verfasst hatten, wurden erneut gelesen. Laplaces Meinung hinterließ den tiefsten Eindruck und er wurde sogar wörtlich zitiert: "Die Erdachse und die Rotation verändern sich; Ozeane verlassen ihre alten Betten und strömen in Richtung des neuen Äquators; die meisten Menschen und Tiere werden von dieser universellen Flut überschwemmt oder sterben durch den heftigen Einschlag; ganze Arten werden vernichtet; jedes Denkmal menschlichen Fleißes wird gestürzt; das sind die Katastrophen, die die Kollision mit einem Kometen hervorbringen wird."
So folgten Diskussionen, Forschungen in der Vergangenheit, Berechnungen, Vermutungen und Hypothesen schnell aufeinander. Was aber den tiefsten Eindruck auf jeden Menschen hinterließ, war erstens, dass der gegenwärtige Komet, wie die Beobachtungen zeigten, einen Kern von beträchtlicher Dichte besaß, und zweitens, dass Kohlenmonoxid zweifellos der am meisten vorkommende chemische Bestandteil war. Angst und Schrecken breiteten sich sofort wieder aus. Es wurde an nichts anderes gedacht oder darüber gesprochen als an den Kometen. Einige erfinderische Köpfe suchten bereits einen mehr oder weniger praktikablen Weg, um der Gefahr zu entrinnen. Chemiker gaben vor, einen Teil des Sauerstoffs der Atmosphäre auffangen zu können. Es wurden Verfahren zur Isolierung dieses Gases aus Stickstoff und seiner Lagerung in riesigen Behältern aus hermetisch abgedichtetem Glas entwickelt. Ein kluger Apotheker behauptete, er habe es in Pastillen verdichtet und innerhalb von zwei Wochen acht Millionen für Werbung ausgegeben. So schlug der Handel aus allem Kapital, sogar aus dem weltweiten Tod. Aber es wurde nicht alle Hoffnung aufgegeben. Die Menschen stritten zwar miteinander, zitterten, hatten Angst, schauderten, und starben sogar – aber sie hofften weiter.
Die neueste Nachricht war, dass der sich weiter vergrößernde Komet, wenn er einmal den thermischen und elektrischen Einflüssen der Sonne unterlag, im Moment des Aufpralls einen Durchmesser haben würde, der das 65-fache des Durchmessers der Erde oder 828000 Kilometer betrug.
So war also die gesamte Welt in einem Zustand umfassender Angst, als die Sitzung des Instituts eröffnet wurde, dessen Worte sozusagen als letztes Orakel galten.
Der Direktor der Pariser Sternwarte war natürlich als erster Redner vorgesehen; das größte Interesse der Öffentlichkeit galt allerdings der Meinung des Präsidenten der Akademie der Medizin bezüglich der wahrscheinlichen Auswirkungen des Kohlenmonoxids. Der Präsident der geologischen Gesellschaft Frankreichs sollte auch eine Rede halten, und das generelle Ziel der Sitzung war es, alle Möglichkeiten, wie unsere Erde ihr Ende finden könnte, zu überprüfen. Ganz selbstverständlich würde jedoch die Diskussion über die Kollision mit dem Kometen den ersten Platz bei den Statements einnehmen.
Nach wie vor hing der bedrohliche Stern sprichwörtlich über jedem Kopf; jeder konnte ihn sehen; er wurde von Tag zu Tag größer und näherte sich mit zunehmender Geschwindigkeit; man wusste, dass er nur noch knappe 18 Millionen Kilometer entfernt war und dass er diese Entfernung in fünf Tagen überwunden haben würde. Jede Stunde brachte diese Bedrohung um 149000 Kilometer näher. In sechs Tagen würde die besorgte Menschheit wieder frei atmen – oder gar nicht mehr.