Читать книгу Die zehnte Göttin des Gesangs - Carina Burman - Страница 4
Neun Kreise Journal einer Forschungsarbeit
ОглавлениеSophia Elisabeth Brenner, geborene Weber, Schriftstellerin, geb. 29. Apr. 1659 in Stockholm, verst. daselbst am 14. Sept. 1730. Betrieb für eine Frauensperson ungewöhnliche Sprachstudien und dichtete in lateinisch, italienisch, französisch und deutsch. Ihre Verse sind von außergewöhnlicher Korrektheit und Leichtflüssigkeit, ihre Sprache ist über die Maßen gewählt, und sie kann als eine derjenigen betrachtet werden, die das Programm der Sternhielmschen Schule – die unbearbeitete Muttersprache in ein gefügiges Werkzeug des Gedankens zu verwandeln – am besten verwirklicht haben. Auch wurde sie im eigenen Vaterland wie außerhalb mit Ruhm überhäuft und bald als »zweite Sappho«, bald als »zehnte Sangesgöttin« gepriesen. Teils beruhte ihre große Popularität gewiß auf dem Faktum, daß sie als erste Frau Schwedens öffentlich der Dichtkunst huldigte. Doch ihre an Alltagsreflexionen reichen, gewöhnlich in Alexandrinern abgefaßten Gedichte sind bei aller Trockenheit und allem Pomp geprägt von der Frömmigkeit und Zuversicht des karolinischen Zeitalters und verleihen der naiven Denkungsart des Bürgertums jener Zeit Ausdruck. In ihren Brautschriften schlug sie bisweilen einen heitereren Ton an. 1709 veröffentlichte sie ihre Poetischen Verse, vornehmlich bestehend aus Hochzeits-, Gedenk- und Gratulationsschriften (2. Aufl. 1713; der zweite Teil erschien 1732, nach ihrem Tod), und 1727 wurde die Geschichte der allerheiligsten Peinen Unseres Herrn und Erlösers Jesu Christi, in Reimen betrachtet herausgegeben. Das »Prachtweib« B. war eine einzigartig fähige und kraftvolle Frau und rühmte sich in ihren Gedichten, Mutter von fünfzehn Kindern zu sein.
(Aus: Nordisches Familienbuch, 2. Aufl. 1905)