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Vierter Brief

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Fiekchen an Ernestinchen

Liebes Ernestinchen!

Ich habe deinen Brief richtig erhalten. Wär’ er um acht Tage eher gekommen, so würd’ ich mich über die Sachen, die du mir geschrieben, höchst verwundert haben; aber ich bin seit dieser Zeit so aufgekläret worden, dass mir jedes Wort ein neuer Grund zu frischem Gelächter war.

Sage mir doch, mein gutes Kind, – wenn dir der Herr Rittmeister die Hand auf den Hintern leget, dich so an sich drücket und küsset, – spürest du nicht, dass sich dann eine eben solche Gattung von Leberwurst, umgekehrten Klingelbeutel oder wildem Tiere in seinen Hosen erzürnet und dir durch die Schürze einige modeste Schneller oder Drücke gibt? – Indessen eröffn’ ich dir im Vertrauen, dass ich nun die Ehre habe, dieses Ding persönlich zu kennen. Höre!

Vorigen Sonnabendnachmittag kam mein Papa gleich aus der Beichte nach Hause. Er küsste die Mama und fragte: »Wo ist Fiekchen?« Ich stak hinter dem Ofen und rührte mich nicht, weil ich kurz zuvor sein Trinkglas zerbrochen und Schläge fürchtete. Er trug, nachdem er zuvor seine Beichtgroschen auf den Tisch geworfen hatte, die Mama auf das Bette, über welches er sie hinlegte, und kam unter seinem Priesterrocke mit einer Maschine hervor, die eher einer großen Stange Rapée* als einer Leberwurst gleich sah. Er deckte der Mama, die aus Furcht die Augen zuhielt, die Röcke in die Höhe und setzte sie ihr an den bloßen Bauch. Sie zuckte erst ein bisschen. Als er es ihr aber in etlichen Stößen in den Leib geschoben hatte, hielt sie zu meiner Verwunderung ganz still, schlang die Arme um ihn und spielte mit den Lippen an seinen leinenen Gesetzestafeln. Er wackelte nun ganz entsetzlich mit dem Hintern; endlich pfropfte er noch einmal so geschwind als im Anfange, und plötzlich hört’ er auf und sank mit der Nase über der Mama Schulter hin. Ich benutzte diesen Augenblick und schlich zur Türe hinaus.

Nachdem ich mich etliche Tage lang dem tiefsten Nachdenken überlassen, macht’ ich endlich den Schluss, dass mehr Männer dergleichen Dinger haben müssten; fand auch wirklich, dass unser Wilhelm eines habe, weil ich es durch seine Beinkleider wahrnahm und sogar auf den Raub befühlte. Gestern war ich mit ihm im Garten, Salat zu holen. Wir kollerten eine Weile auf dem Grase; endlich fragte er, ob wir nicht ein Spiel machen wollten. Ich schlug ihm das Papaspiel vor; aber er versicherte mich bei seiner Ehrlichkeit, dass er es nicht kenne, bat mich, es ihm zu lernen, und – ich gewährte seine Bitte.

Ich sah mich um und erblickt’ ein trockenes Mistbeet, auf welches ich ihn mich tragen hieß. Jetzt fragt’ er mich, was er weiter anfangen solle; es fiel mir schwer zu sagen, aber ich half mir mit Winken. Schon hatt’ er den Oberrock in die Höhe gehoben, als die Gartentüre aufging und der Papa mit der Frau eines Hanswursts, der nebst seinem Herrn, dem Zahnarzt, eben bei uns auf dem Jahrmarkte war, eintrat.

Er sah mich in dieser Positur liegen und fragte mich, was Wilhelm mit mir gemachet habe. Ich antwortete ihm weinend: »Der lose Junge! – Da hat er mir meine Nuss aufschlagen wollen, die mir der Herr Kantor schenkte; und weil ich sie ihm nicht gab, wollt’ er mir den Hintern klatschen.« Wilhelm sagte, es sei nicht wahr, und wollte weiterreden, als ich ihm winkte. Er verstand es und schwieg. »Nicht doch, Kinder«, sagte Papa, »lasst mir die Nüsse stehen, bis sie reif sind. – Und du, Wilhelm, der Arsch meiner Tochter ist nicht mit in dein Kostgeld eingedungen. – Jetzt geht nur nach Hause.« Wir nahmen unsere Salatbündel und gingen.

Siehest du, liebstes Fiekchen, wie herrlich ich mich aus der Affäre gezogen habe? – Ja, lügen kann ich ganz passabel und will es (mit Gottes Hilfe) darin auch noch weiter bringen.

Ich habe gehöret, dass es Leute gebe, die das, was sie lügen, zuletzt selbst glauben. So weit möcht’ ich kommen. – Da würde ich ja im Glauben stark werden; denn mein Papa spricht immer von der Kanzel dem Volke zu: »Stärket euren Glauben! – Selig sind, die da nicht sehen und doch glauben!« – Auf solche Art wäre der letzte Ausspruch gewiss vollkommen erfüllet; denn wer so lügt, der sieht nichts und hat es nie gesehen und glaubet es dennoch mit vollkommener Stärke. – –

Der Papa hat oft gesagt, die Hanswürste sehen eine sündliche Profession und man könne mit gutem Gewissen keinen kommunizieren lassen. Vermutlich hat er deswegen seine Frau mit in den Garten genommen, um ihr unter vier Augen den bösen Lebenswandel ihres Mannes zu Gemüt zu führen und sie zuerst zu bekehren. – Lebe wohl; ich küsse dich und bin

Dein Fiekchen.

Priap's Normalschule oder Die Folge guter Kinderzucht

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