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Viertes Kapitel

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Seltsame Lichtsignale

Jan richtete sich auf und blickte ihnen nach. Er hätte gern gewusst, weshalb sich die beiden jungen Leute geprügelt hatten. Es musste sich schon um eine ernste Meinungsverschiedenheit gehandelt haben. Allerlei wirre Gedanken schossen ihm durch den Kopf, während er nach dem Lager zurückkehrte. Seine Kameraden empfingen ihn mit vielen neugierigen Fragen. Jan erklärte kurz, was er gesehen hatte. Dann fragte er Jesper: «Wie sieht Inges Bruder aus?»

«Inges Bruder?» wiederholte Jesper etwas verwundert. «Eigentlich recht flott.»

«Hat er schwarze Haare?»

«Noch schwärzer könnten sie kaum sein.»

«Ist er gross? Hat er breite Schultern?»

«Ja, das stimmt.»

«Dann war es sicher Inges Bruder, der sich mit Jörgen geprügelt hat», meinte Jan.

«Das kann ich nicht glauben», entgegnete Jesper. «Soviel ich weiss, sind Jörgen und Preben dicke Freunde.»

Jan zuckte die Schultern. «Ich kann nur sagen, was ich gesehen habe, Krümel. Aber merkwürdig ist die ganze Geschichte. Hat Inge ihren Bruder gern?»

«Sicher! Inge und Preben haben sich immer gut verstanden, soviel ich weiss ...»

Jan schwieg und blickte sinnend vor sich hin. Schliesslich sagte er: «Wir wollen uns nicht nutzlos den Kopf zerbrechen. Gibt es Nachmittagskaffee, Dicker?»

Kein Stichwort wäre Erling lieber gewesen. Er schickte Jesper auf der Stelle nach Wasser und traf die nötigen Vorbereitungen.

Der Rest des Tages verlief friedlich. Erling brachte ein Abendessen zuwege, bei dessen Anblick den andern schon das Wasser im Munde zusammenlief. Als es dunkel wurde, flammte am Strande ein Lagerfeuer auf. Die Buben legten sich im Kreise um die knisternden Flammen und führten teils muntere, teils nachdenkliche Gespräche, bis das Lagerfeuer zu verglimmen begann. Erling unterdrückte mühsam ein Gähnen.

«Liebe Freunde», sagte er. «Ihr müsst mich jetzt entschuldigen. Ich habe viel versäumten Schlaf nachzuholen.»

«Zieh dich nur ruhig zurück, Dicker», lächelte Jan. «Kann sein, dass wir morgen einen sehr geschäftigen Tag haben.»

Erling liess sich das nicht zweimal sagen. Es dauerte nicht lange, so verkündeten tiefe, regelmässige Atemzüge aus dem Innern des Zeltes, dass er Kräfte für den nächsten Tag sammelte.

Bald darauf wurde auch Carl müde. Als er ins Zelt gekrochen war, fragte Jan lächelnd den kleinen Jesper: «Na, Krümel? Willst du nicht auch bald in die Koje?»

Jesper schüttelte den Kopf: «Nein, ich bin nicht müde.»

«Dir geht wohl die Sache mit deinem Vetter nicht aus dem Kopf? Das verstehe ich gut. Hoffentlich gelingt es uns bald, die peinliche Geschichte aufzuklären.»

Eine Weile sassen die beiden Buben schweigend an dem beinahe erloschenen Lagerfeuer. Dann fragte Jan: «Wollen wir etwas am Strand spazierengehen?»

«Ja, gern», stimmte Jesper zu.

Die Dunkelheit war längst hereingebrochen. Hell leuchteten die Sterne am Himmel. Kleine Wellen plätscherten an das Ufer. Sonst herrschte tiefe Stille.

Die beiden Freunde waren ein paar hundert Meter am Rande des Wassers entlanggewandert, als Jan plötzlich stehenblieb und über die weite Fläche starrte. Schliesslich sagte er verwundert: «Das ist doch merkwürdig ...»

«Was ist merkwürdig?» fragte Jesper, der nicht ahnte, was Jan meinte.

Jan deutete über das Wasser. «Siehst du das Blinken dort drüben?»

«Ja. Was ist damit?»

«Da werden Morsezeichen gesendet. Pass einmal genau auf, Krümel! Jetzt: Lang ... kurz ... lang ... kurz ... lang ...»

«Das sind sicher die Marineflieger, die eine Übung abhalten», meinte Jesper. «Das Blinken kommt ja von Avnö.»

Jan schüttelte den Kopf. «Sehr unwahrscheinlich, Jesper. Hast du Papier und Bleistift bei dir?»

«Ja.»

«Dann mach schnell! Schreib auf, was ich dir diktiere! Fertig?»

«Ja.»

«Schreib: Verhindert ... heute ... abend ... punkt ... unerwartet ... dienst ... punkt ... kann ... erst ... dienstag ... senden ... punkt ... dieselbe ... zeit ... punkt ... einverstanden ... fragezeichen ...»

Das Blinken auf Avnö brach ab. Jan sagte schnell: «Jetzt wartet er auf die Antwort von einem, der hier von der Landzunge aus morst. Kannst du auf dieser Seite der Förde Lichtsignale sehen?»

«Nein ...»

«Ich auch nicht. Dann werden wir wohl einige Minuten warten müssen. Nein, da ist der in Avnö schon wieder! Schreib: In ... Ordnung ... punkt ... Dienstag ... dieselbe ... zeit ... schluss.»

Jan wartete noch eine Weile, obwohl er überzeugt war, dass nach dem Schlusszeichen nichts weiter kommen würde. Dann bat er: «Zeig mir, was du geschrieben hast, Krümel!»

«Bei dieser schlechten Beleuchtung wird meine Schrift nicht sehr leserlich sein», meinte Jesper, während er Jan das Blatt Papier reichte.

Jan konnte aber bei dem schwachen Mondlicht ohne grosse Mühe lesen, was Jesper geschrieben hatte: «Verhindert heute abend. Unerwartet Dienst. Kann erst Dienstag senden. Dieselbe Zeit. Einverstanden?» Die nächste Mitteilung war kurz: «In Ordnung. Dienstag dieselbe Zeit.»

«Das ist ja aufregend», sagte Jesper, unwillkürlich die Stimme dämpfend. «Was mag das zu bedeuten haben?»

«Das kann alles mögliche bedeuten», erwiderte Jan nachdenklich. «Drüben auf Avnö ist jemand, der für heute abend eine Verabredung getroffen hat, nun aber verhindert ist, weil er unerwarteterweise Dienst hat. Daraus geht wohl hervor, dass der Betreffende zur Luftwaffe gehört. Ich bin sehr gespannt, was er am Dienstag abend senden wird.»

Jesper war in eine solche Aufregung geraten, dass er kaum die Worte herausbrachte: «Du, Jan ... glaubst du ... glaubst du, es handelt sich um Spionage?»

Jan blickte seinen Freund überrascht an. «Merkwürdig, dass du das sagst, Krümel. Ich hatte genau den gleichen Gedanken. Aber es klingt ziemlich phantastisch. Andererseits handelt es sich sicher nicht um eine dienstliche Meldung. Und man soll nie etwas von vornherein für unmöglich erklären.»

«Was gedenkst du zu tun?»

«Wir müssen bis Dienstag warten.»

«Glaubst du nicht, es wäre das beste, wenn wir ... wenn wir die Kriminalpolizei benachrichtigten?» fragte Jesper bedenklich.

Aber Jan schüttelte den Kopf. «Ich fürchte, man würde uns auslachen, Krümel. Vielleicht handelt es sich um eine einfache Verabredung zwischen zwei Freunden. Vielleicht morsen die beiden nur zu ihrem Vergnügen über die Förde hinüber. Die Sache kann jedenfalls ganz harmlos sein. Wir wollen lieber nichts übereilen.»

Die beiden Buben kehrten zum Lager zurück. Boy sprang sofort auf und blickte Jan fragend an. Sein Herr streichelte ihn und sagte: «Nein, mein Freund, im Augenblick gibt es für dich keine Arbeit. Leg dich nur ruhig wieder hin und pass gut auf!»

Boy gehorchte auf der Stelle. Er tat sich so in der Zeltöffnung nieder, dass nur seine Schnauze ins Freie hinausragte. Das war seine Lieblingsstellung. So leise wie möglich legten sich die beiden Buben neben ihren Kameraden zur Ruhe. Jesper schlief bald ein; Jan aber blieb noch lange wach und starrte in die Dunkelheit. Er musste immer wieder an die Schlägerei im Walde denken und an die geheimnisvollen Lichtsignale von der Marinebasis. Die letzten Stunden waren wirklich spannend gewesen!

Schliesslich fiel auch Jan in Schlaf. Aber er träumte allerlei wirres Zeug von Marinefliegern, die sich im Walde prügelten, und von Dieben mit blinkenden Taschenlampen.

Jan gewinnt die dritte Runde

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