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Kapitel 1 Jeromes Geständnis
ОглавлениеFreundschaft
„Schön, dass du doch noch gekommen bist. Es sind schon ne Menge Leute da“, umarmte Marina ihre beste Freundin.
Janine wäre lieber zu Hause geblieben, aber das konnte sie Frank nicht antun. Er war ihr bester Freund, Vater ihres Kindes und immer für sie da. Deshalb war sie der Einladung gefolgt. Sicher wäre er enttäuscht gewesen, wenn sie nicht erschienen wäre. Als Frank sie entdeckte, kam er auf sie zu und begrüßte sie herzlich mit einer Umarmung und einem leichten Kuss auf die Wange. Man sah ihm an, wie er sich darüber freute. Die Partys von Frank waren immer etwas besonderes, er war ein guter Gastgeber und ließ sich immer wieder was Neues einfallen. In der gemütlichen Bar wurde man von einem Barkeeper mit leckeren Drinks verwöhnt. Auf der Terrasse, die vom riesigen Wohnzimmer zu erreichen war, spielte eine Band und lud zum Tanzen ein. Ein riesiges Buffet war aufgebaut und ließ es an nichts fehlen.
„Unterhaltet euch gut. Ich muss kurz noch meine anderen Freunde begrüßen. Der erste Tanz gehört mir“, wandte er sich an Janine.
Dabei küsste er sie wieder auf die Wange. Janine und Marina gesellten sich zu einer Schar junger Leute, die sie schon eine Weile nicht mehr gesehen hatten. Alle begrüßten sich freudestrahlend. Janine blickte sich um, um zu sehen, wem sie noch „Hallo“ sagen konnte. Ihr Blick blieb plötzlich an einem jungen, unbekannten Mann hängen. Sie hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Auch er schaute zu ihr herüber. Oder täuschte sie sich? Verlegen schaute sie zu Boden. Doch irgendetwas zog sie magisch an. Wieder schaute sie in die selbe Richtung. Der Fremde stand immer noch dort und schaute zu ihr herüber. Sein Gesicht war ernst. Er lächelte nicht, er blickte sie nur an. Janine drehte sich um, sie konnte diesem Blick einfach nicht stand halten. Wer war er? Warum starrte er sie so an?
„Was ist los, Janine?“, wollte Marina wissen.
Sie hatte die plötzliche Veränderung bemerkt.
„Ich weiß nicht. Ich fühle mich nicht ganz wohl. Hab wahrscheinlich heute zu wenig gegessen. Bitte entschuldige, ich geh mal etwas an die frische Luft.“
„Soll ich die begleiten?“
„Nein, lieb von dir. Bin gleich wieder zurück.“
Marina schaute Janine besorgt nach, als diese zur Terrasse ging. Was ist mit Janine los?, fragte sie sich.
Frank hatte bemerkt, dass Janine nach draußen ging, ohne Marina.
„Was ist mit Janine?“, wollte Frank von Marina wissen.
„Sie fühlte sich nicht ganz wohl. Hat anscheinend zu wenig gegessen. Wollte etwas frische Luft schnappen. Hattet ihr vielleicht Streit?“
Marina blickte Frank fragend an.
„Nein, wie kommst du darauf?“
„Na, es wäre ja nicht das erste mal.“
Frank fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
„Wir sahen uns in letzter Zeit, außerhalb des Büros, selten. Die private Auszeit tat uns, glaube ich, ganz gut. Wir verstehen uns wieder besser. Ich bin froh, dass Janine heute Abend gekommen ist. Es macht mich glücklich.“
Marina bedauerte Frank.
„Du hast sie doch nicht wieder gefragt?“
„Nein. Ich möchte nicht immer dieselbe Antwort hören. Sie weiß genau, wie sehr ich sie liebe. Nicht nur wegen Dirk. Aber ich muss ihr Zeit lassen. Vielleicht versuche ich es irgendwann wieder.“
Traurig ging sein Blick zur Terrasse.
„Ich weiß, Frank. Ich verstehe ja auch nicht, warum sie so zögert.“
„Ich sollte mal nach ihr sehen. Vielleicht ist ja etwas mit Dirk?“
„Nein, dass hätte sie dir doch als erstes erzählt, so was würde sie dir doch nicht vorenthalten.“
„Ich werde sie suchen.“
Frank machte sich auf den Weg zur Terrasse, wurde aber von seinen Freunden aufgehalten.
Janine stand am Geländer der Terrasse. Gelächter und Gerede drangen zu ihr. Viele tanzten fröhlich auf der Terrasse. Trotzdem hörte sie Schritte. Plötzlich schlug ihr Herz bis zum Hals. Ist er es? Nur nicht umdrehen. Bleib stehen und reiß dich zusammen. Die Schritte kamen immer näher. Sie spürte hinter sich den Atem des Fremden. Starke Hände legten sich auf ihre Schultern und drehten sie langsam um. Janine sah in seine dunklen Augen. Ihre Blicke trafen sich. Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Ein paar Minuten standen sie nur so da. Er kam ganz nah.
„Was soll das werden?“, flüsterte Janine.
Er sagte kein Wort, zog sie einfach sachte an sich und küsste sie zärtlich. So was ist ihr noch nie vorher passiert. Der Verstand setzte aus, sie hatte keinen Willen mehr. Die Welt stand still. Sie wusste nicht, wie lange sie schon in seinen Armen lag, als sie sich löste. Ihr Verstand setzte wieder ein. Wie versteinert stand Janine da, als sie ihren Namen rufen hörte.
„Lass mich“, konnte sie nur sagen.
Sie schaute den Fremden noch einmal an und wollte davon laufen. Er formte zärtlich ihren Namen und hielt sie sanft am Arm fest. Doch sie löste sich ruckartig und verschwand.
Es war Frank, der ihren Namen rief. Er ahnte nicht, dass gerade sein bester Freund Jerome Janine geküsst hatte. Janine kam auf Frank zugelaufen und fiel ihm in die Arme.
„Was ist los, Janine?“
Frank hielt sie fest an sich gepresst. Es war lange her, dass er sie in seinen Armen hielt. Er wunderte sich darüber. Es war sonderbar. Irgendetwas war anders.
„Was ist los?“, wollte er nochmal wissen.
Janine war aufgewühlt, wollte es aber Frank nicht zeigen.
„Ist etwas vorgefallen? Geht es dir nicht gut? Es ist doch nicht mit Dirk?“
„Nein. Mit Dirk ist alles in Ordnung. Ich habe nur etwas Kopfschmerzen. Es geht mir wieder etwas besser“, log sie.
Tränen stiegen in ihre Augen, denn sie wusste, dass sie Frank gerade belogen hatte. Sie wusste, was er für sie empfand.
„Komm ich möchte dich meinem Freund vorstellen. Er ist endlich wieder nach Hause gekommen.“
„Deinen Freund?“, schaute sie ihn erstaunt und irritiert an.
Frank entdeckte seinen Freund, wie er gerade das Wohnzimmer betrat. Janine erschrak. Sollte er Franks Freund sein? Das war doch nicht möglich.
„Hey, mein Freund. Schön, dass du gekommen bist. Ich freue mich, dich endlich wiederzusehen. Darf ich dir meine Freundin Janine vorstellen?“
„Janine“, sagte er zärtlich.
Dann riss er sich zusammen und umarmte seinen alten Freund Frank und reichte Janine die Hand, die er etwas länger als normal festhielt.
„Ich freue mich auch, endlich wieder hier zu sein. War lange genug weg. Freut mich, dich kennenzulernen, Janine. Ich wusste ja nicht, dass du die Freundin von Frank bist.“
Jerome schaute sie dabei eigenartig an.
„Ihr kennt euch schon?“, war Frank erstaunt.
„Ja, ich habe sie vorhin auf der Terrasse getroffen. Tut mir leid, dass ich dich einfach so geküsst habe.“
Frank wusste in diesem Moment, warum Janine vorhin so seltsam war. Das war es also. Sie hatten sich geküsst.
„Was? Du hast sie einfach so geküsst? Diese Masche kenne ich von dir. Du machst vor nichts halt.“
Frank war zornig und wollte Jerome am Kragen packen.
„Frank, bitte, was hast du vor? Lass es. Es hatte nichts zu bedeuten“, hielt ihn Janine zurück.
„Jerome du bist mein bester Freund, aber auch der größte Playboy den ich kenne und ich kenne einige. Wie viele Frauen hast du schon abgeschleppt? Ich kann sie schon nicht mehr zählen. Länger als zwei Wochen hielt keine deiner Beziehungen. Dann suchst du dir wieder ein neues Abenteuer.“
„Ich habe doch nicht gewusst, dass sie deine Freundin ist. Es tut mir wirklich leid. Ich entschuldige mich bei dir und bei Janine. Es wird nie wieder vorkommen. Deine Freundin ist für mich tabu.“
„Ich werde dich im Auge behalten. Lass die Finger von ihr, oder wir bekommen richtig Ärger.“
„Ich habe doch gesagt, dass es mir leid tut. Mach jetzt kein Drama daraus. Es war nur ein Kuss. Wir sind doch immer noch Freunde?“
„Ok. Ich vertraue dir. Komm her. Vergessen wir alles.“
Beide umarmten sich und wollten, so schnell wie möglich, die Angelegenheit vergessen.
„Jerome“, kam es zärtlich über die Lippen von Janine, als er ihre Hand zur Entschuldigung entgegenstreckte.
Frank war es nicht entgangen. Er hatte Angst um Janine. Sie durfte sich nicht in Jerome verlieben. Er wusste, dass er sie ebenso schnell verlassen würde, wie all die anderen. Frank zog Janine an sich und küsste sie sanft auf die Stirn. Jerome entfernte sich von den beiden und ging in die Bar.
„Janine, du weißt, dass ich dich liebe und ich möchte nicht, dass du enttäuscht wirst. Ich hoffe nicht, dass du dich in Jerome verliebst. Er ist war mein bester Freund, aber auch ein Frauenheld. Janine, ich möchte, dass du meine Frau wirst.“
„Bitte, Frank, ich kann dir in diesem Moment keine Antwort geben. Ich glaube, du hast mich nicht verdient. Das hat nichts mit diesem Kuss zu tun. Doch ich bin einfach noch nicht so weit. Aber deine Freundschaft möchte ich nicht verlieren.“
Frank war enttäuscht.
Jerome unterhielt sich mit Marina.
„Du kennst Janine?“, irritiert schaute Marina Jerome an.
„Ja. Sie ist wundervoll.“
„Du weißt schon, dass Frank sie heiraten will?“
„Jetzt ja. Ich dachte, sie wäre nur seine Freundin?“
Marina schüttelte den Kopf.
„Ich hoffe, es gibt keine Schwierigkeiten zwischen dir und Frank. Du hast doch hoffentlich keine Absichten? Janine und Frank haben einen Sohn zusammen. Wusstest du das nicht?“
„Nein. Ich war lange im Ausland und Frank hat nicht viel über sein Privatleben erzählt, wenn er mich mal besucht hat.“
„Oh. Wo warst du die ganze Zeit?“
„In den USA.“
„Wow. Und Frank hat nie über Janine erzählt?“
„Nein. Es tut mir leid, dass ich sie geküsst habe. Ich möchte mich gerne nochmal bei ihr entschuldigen. Könntest du das für mich arrangieren?
„Ich weiß nicht. Frank ist ein Freund von mir. Ich möchte ihm nicht in den Rücken fallen.“
„Bitte, Marina. Es wäre mir sehr wichtig.“
„Also gut. Ich suche Janine.“
„Du kannst sitzen bleiben, Marina. Er wird Janine nicht sehen und schon gar nicht mit ihr sprechen!“
Verdutzt schaute Marina von einem zum anderen.
„Jerome, ich sage dir jetzt nur einmal, lass die Finger von Janine. Sie ist zu Schade für deine Spielereien. Ich weiß, wie du bist. Ich hab es oft genug erlebt. Ich liebe sie schon lange und möchte sie heiraten. Wir haben einen Sohn zusammen. Unsere Freundschaft ist mir wichtig, deshalb Finger weg. Außerdem habe ich Janine nochmal erzählt was für ein Frauenheld du bist und ich glaube kaum, dass sie noch etwas von dir wissen will.“
„Ich verstehe. Es tut mir leid. Trotzdem hätte ich gerne die Chance mich bei ihr zu entschuldigen. Ich möchte ihr gerne selbst nochmal sagen, dass mir die ganze Sache leid tut.“
„Nein. Es ist besser so. Du weißt jetzt Bescheid!“
Frank drehte sich um und ging zurück zu Janine.
„Was ist hier überhaupt los. Ich verstehe gar nichts mehr.“
„Besser so. Trink mit mir Marina.“
Janine hatte sich inzwischen wieder beruhigt. Sie dachte an ihren Sohn und im gleichen Augenblick an Jerome. Wenn er wirklich so ist, wie Frank ihn beschrieben hat, dann war es besser, ihn zu vergessen. Versuchen musste sie es.
„Komm Janine. Wir wollen tanzen.“
Frank nahm sie am Arm.
„Ich wollte eigentlich nach Hause fahren.“
„Bitte bleib. Du wirst das alles bald vergessen haben. Vor allem brauchst du jetzt etwas Ablenkung. Erzähl mir von unserem Sohn. Ist alles in Ordnung?“
Janine ließ sich von Frank mitziehen und berichtete freudestrahlend über Dirk. Während des Tanzens gingen ihre Gedanken immer wieder zu Jerome. Sie suchte seine Blicke und schmiegte sich gleichzeitig an Frank. Vergessen musst du ihn, sagte sie sich selbst. Aber das war nicht so einfach. Jerome saß immer noch an der Bar, zusammen mit Marina und nahm einen Drink nach dem anderen.
„Wollen wir nicht mal zusammen tanzen?“, riss Marina ihn aus seinen Gedanken.
Er tat ihr leid, obwohl sie einiges über ihn erfahren hatte. Denn Jerome hatte ihr einiges über sich erzählt. Er hatte nichts beschönigt. Jerome stand auf, nahm Marina an der Hand und führte sie zur Tanzfläche.
„Du hast recht, Marina, warum soll ich mich noch mehr volllaufen lassen. Wir zeigen denen mal wie getanzt wird.“
Jerome und Marina tanzten, als hätten sie nie was anderes getan. Man räumte die Tanzfläche, um den beiden Platz zu schaffen und klatschte und feuerte sie noch mehr an. Dann wurde ein langsames Stück gespielt. Auch den tanzten beide zusammen. Jerome zog Marina näher an sich. Aber Marina bemerkte, dass es freundschaftlich gemeint war. Er benahm sich ihr gegenüber tadellos. Auch Janine und Frank tanzten diesen Tanz zusammen.
„Siehst du Janine, Jerome hat schon Ersatz gefunden. Er tanzt mit Marina, eng umschlungen. Er nimmt das alles nicht so ernst.“
Janine antwortete nicht. Ihre Blicke hingen an Jerome. Jetzt hatte er auch sie entdeckt. Einen Augenblick blieb er stehen, formte leise ihren Namen. Marina hatte es bemerkt und schaute in die Richtung von Janine. Sie bemerkte, dass Janine nur Augen für Jerome hatte.
„Hallo, Jerome. Alles klar soweit?“
„Ich muss unbedingt mit Janine sprechen. Das bin ich ihr schuldig.“
„Also gut. Du tust mir leid. Du sollst deine Chance zur Aussprache mit Janine bekommen. Aber dann musst du sie in Ruhe lassen. Ich möchte nicht, dass Frank noch mehr Kummer hat. Er ist auch mein Freund und ich möchte seine Freundschaft nicht verlieren.“
„Danke, Marina. Du bist ein Engel“, küsste er sie auf die Wange.
Janine sah es und wandte sich ab. Hatte er sie wirklich schon vergessen. Doch warum schaute er sie immer noch so an. Wäre ich nur nicht hierher gekommen, dann hätte ich ihn nie getroffen.
„Lass uns bitte in die Bar gehen“, bat Janine Frank.
Sie wollte sich der Anziehungskraft seiner Blicke entziehen. Marina sah, dass Janine und Frank zur kleinen Bar gingen.
„Jerome, ich werde jetzt Frank zum Tanzen mit mir überreden. In der Zeit kannst du dich mit Janine aussprechen.“
Marina ging zur Bar. Jerome verschwand auf die Terrasse.
„Hallo ihr beiden. Wie wär‘s , wenn du auch mal mit deine zweitbesten Freundin tanzen würdest?“, scherzte Marina.
„Das tu ich gern“, lachte Frank.
„Du entschuldigst, Janine. Man verlangt nach mir.“
„Klar doch“, lächelte sie.
Marina zog Frank mit sich. Janine war froh, dass Marina gekommen war und Frank mitgenommen hat, so konnte sie sich wieder ihren Gedanken widmen. Plötzlich wurde sie unruhig. Ein seltsames Gefühl überkam sie und das Herz klopfte fast zum Zerspringen. Langsam drehte sie sich um. Sie schloss für einen Moment die Augen. Träumte sie, oder stand er wirklich vor ihr.
„Janine, ich muss mit dir reden. Bitte, hör mich an.“
Janine blickte ihn an.
„Ich möchte mich bei dir entschuldigen. Aber ich fühlte mich so zu dir hingezogen, dass ich dich einfach küssen musste. Noch nie ist mir eine Frau wie du begegnet.“
Jerome machte eine kleine Pause und schaute sie sehnsuchtsvoll an.
„Frank hat dir ja inzwischen einiges über mich erzählt. Das ist wahr. Ich streite nichts ab und beschönige nichts. Doch ich möchte dir sagen, dass ich mich Hals über Kopf in dich verliebt habe. Das habe ich noch nie erlebt und auch noch nie zu einer Frau gesagt. Ja, ich hatte viele Frauen. Es war unwichtig und für mich nur Spielerei. Ich rühme mich nicht damit. Doch bei dir ist das anders. Ich musste es dir sagen. Deine Freundin Marina hat dieses Gespräch möglich gemacht und ich danke ihr sehr dafür. Ich liebe dich Janine. Und das ist die Wahrheit. So etwas ist mir noch nie passiert. Das wollte ich dir sagen.“
Jerome drehte sich um und wollte gehen.
„Jerome, bitte. Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann. Doch ich glaube, du machst dir was vor. So schnell kann man sich nicht verlieben und auch nicht ändern. Schon gar nicht, wenn man so ein Leben wie du geführt hat. Du weißt, dass Frank mich heiraten will und wir einen Sohn zusammen haben?“
Janine war selbst erstaunt über ihre Worte.
„Ich weiß das alles. Aber glaubst du, dass würde mich stören. Bitte, lass uns einmal zusammen tanzen. Ich möchte dich noch ein einziges mal in meinen Armen halten. Dann werde ich dir nie wieder zu nahe kommen.“
Jerome schaute ihr in die Augen. Er führte sie hinaus zur Terrasse um mit ihr zu tanzen. Sie konnte sich ihm nicht entziehen. Jerome nahm sie zärtlich in die Arme und flüstere immer wieder ihren Namen.
„Janine, ich liebe dich. Ich bin sehr glücklich, dass ich dich in meinen Armen halten darf.“
Janine sehnte sich danach ihn zu küssen. Sie schloss die Augen.
„Janine!“
Eine zornige Stimme riss sie aus ihren Träumen. Es war Frank, der sie schon gesucht hatte.
„Ich möchte mit dir tanzen, bitte.“
Seine Stimme wurde sanfter und flehender.
„Du sollst sie endlich in Ruhe lassen.“
„Frank, er hat sich nur bei mir entschuldigt. Bitte, mach ihm keinen Vorwurf“, bat Janine nicht ganz wahrheitsgemäß.
„Ok, alter Freund. Ich werde gehen. Es tut mir leid. Ich wünsche euch noch viel Spaß und alles Glück. Sie hat sich ja für dich entschieden. Du kannst dich glücklich schätzen.“
Jerome schaute noch einmal Janine an und lächelte. Dann verließ er das Fest.
„Jerome“, kam es leise über Janines Lippen.
Inzwischen war auch Marina hinzugekommen und hatte alles mit angesehen. Sie stand da, wie ein begossener Pudel.
„Ich glaube, es ist besser, wenn ich nach Hause fahre. Ich habe genug angerichtet“, entschuldigte sich Janine.
„Du musst nicht gehen. Bleib doch bitte noch“, bat Frank.
„Ich habe jetzt wirklich Kopfschmerzen.“
„Ich werde Janine begleiten“, schlug Marina vor
„Ja, bitte tu das. Ich danke dir Marina.“
„Ich melde mich morgen bei dir. Vielleicht können wir einen kleinen Ausflug mit Dirk unternehmen“, verabschiedete sich Frank mit einem zärtlichen Kuss.
Marina bestellte ein Taxi und brachte Janine nach Hause.
Während der ganzen Fahrt redeten sie kein einziges Wort. Janine schloss die Augen und dachte an die Worte von Jerome.
„Janine, wir sind da, ich geh noch kurz mit hinauf.“
Janine öffnete die Augen und nickte kurz. In der Wohnung eilte sie sofort zu Dirk ins Kinderzimmer. Dirk schlief fest. Marina stand neben Janine, als diese sich nach unten beugte und dem Kleinen einen sanften Kuss auf die Wange gab. Dann verließen sie das Zimmer.
„Ihr habt wirklich einen süßen Sohn.“
Marina wollte Janine in ein Gespräch verwickeln, aber es gelang ihr nicht.
Inzwischen war auch Frau Rausch hinzugekommen.
„Sie sind schon zurück?“
„Ja, Mathilde, sie können gerne nach Hause gehen.“
„Ist gut, ich hol noch meine Sachen.“
Frau Rausch verabschiedete sich und verließ die Wohnung. „Marina, du kannst ruhig nach Hause fahren oder zurück zur Party gehen.“
„Fühlst du dich besser. Ich kann auch gern über Nacht bleiben? Wir könnten noch über den Abend und Jerome reden?“
„Mir geht es gut. Ich bin erwachsen und weiß genau, was ich tue. Es gibt nicht zu reden. Schon gar nicht über Jerome.“
„Bist du sicher? Ich hoffe es.“
Marina verließ verletzt die Wohnung und fuhr mit dem Taxi zurück zu Frank. Janine fand in dieser Nacht keinen Schlaf. Wo mag er sein. Jerome, ich sehne mich nach dir. Kann es wirklich sein, dass sie sich in ihn verliebt hatte? So schnell? Sie kannte ihn doch gar nicht und hatte nichts gutes über ihn gehört. Warum konnte er jetzt nicht hier sein, bei ihr. Er ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Erst gegen Morgen fand sie etwas Schlaf.
Bereits gegen 8.00 Uhr klingelte es an der Tür. Sie saß mit Dirk noch immer am Frühstückstisch. Jerome war das einzige was sie dachte und lief zur Tür. Doch es war nicht Jerome, wieso auch, er wusste ja ihre Adresse gar nicht, es war Frank.
„Du bist noch gar nicht angezogen? Wo ist Dirk?“
„Wir sind in der Küche.“
Man hörte auch schon das lustige Geplapper des Kleinen.
„Hallo, mein Süßer.“
Frank hob seinen Sohn in die Höhe und küsste ihn.
„Wir werden mit Mami einen kleinen Ausflug unternehmen.“
Während Frank den Kleinen ankleidete, duschte Janine schnell und machte sich ebenfalls fertig. Frank spielte unterdessen noch mit Dirk, der schon eine paar Schritte versuchte. Beide hatten riesigen Spaß. Janine stand an der Tür und sah das Spiel der beiden. Vielleicht wäre es doch besser, wenn sie Frank endlich heiraten würde. Frank ist ein liebevoller Vater und der Kleine ist glücklich, wenn sie zusammen sind. Ich muss Jerome vergessen. Schon wegen Dirk. Sie packten noch die notwendigen Sachen und Proviant zusammen. Dann ging‘s los. Sie fanden einen ruhigen Platz am Ufer eines kleinen Sees. Frank stellte den Kinderwagen in den Schatten eines Baumes. Dirk war von der Fahrt etwas müde und schlief gleich ein. Frank und Janine breiteten eine Decke aus. Es war wunderschönes Wetter. Janine zog ihr Kleid aus und legte sich in die Sonne. Sie trug einen knappen Bikini, der ihre tadellose Figur toll zur Geltung brachte. Frank legte sich neben sie. Auch er hatte einen makellos, durchtrainierten Körper. Er war braungebrannt und von großer Statue. Frank hatte markante Gesichtszüge, braunes lockiges Haar und blaue Augen, die immer freundlich blickten. Frank liebte diese Frau und sehnte sich nach ihr, nach ihrem Körper, der so reizvoll neben ihm lag. Janine drehte sich auf den Bauch.
„Kannst du mich bitte eincremen“, bat sie ihn.
Dabei streichelte er ihren Rücken und die Schultern, küsste ihren Nacken und flüsterte.
„Ich liebe dich. Bitte, lass es wieder so werden, wie es damals zwischen uns war. Du hast mich doch geliebt.“
Janine drehte sich langsam um und schaute ihn an.
„Frank, ich weiß nicht, ob ich dich so geliebt habe, wie du es verdient hast. Ich hatte es geglaubt und die Zeit mit dir war wunderschön. Aber ob meine Liebe so stark ist, dass sie für ein ganzes Leben reicht, weiß ich nicht. Bist du dir denn sicher?“
„Du willst also damit sagen, dass du dich in Jerome verliebt hast? Siehst du nicht, dass er dir nur was vorgemacht hat. Hätte er sonst so schnell aufgegeben?“
„Er tut es, weil du sein Freund bist. Er will diese Freundschaft nicht verlieren. Außerdem bin ich nicht in Jerome verliebt. Du wirst für mich immer an erster Stelle stehen. Aber lass mir Zeit, mir über meine Gefühle klar zu werden. Vielleicht wäre es sogar das Beste, wenn ich dich heiraten würde, denn ich fühle mich wohl bei dir.“
Diese Aussage reichte Frank im Augenblick. Er beugte sich über sie und küsste sie. Streichelte dabei ihren Körper. Ja er liebte sie. Er konnte warten und er würde um sie kämpfen, denn er wollte mit ihr sein Leben teilen. Er sehnte sich nach ihrer samtweichen Haut, ihren Küssen, nach ihrer Liebe. Janine musste ihm Einhalt gebieten, denn sie wusste, was passieren würde, wenn sie jetzt nachgeben würde. Mit den Händen fuhr sie ihm zärtlich durch sein wirres Haar.
„Dirk wird gleich wach und er hat bestimmt großen Hunger. Du weißt ja, dein Sohn hat einen gesunden Appetit“, schaute sie ihn zärtlich an.
Der Abend näherte sich. Man packte alles wieder zusammen und verstaute es im Wagen. Es war ein wunderschöner Tag. Dirk war glücklich, Frank war glücklich. Und Janine? Sobald sie die Augen schloss, sah sie ihn. Seine dunklen wunderschönen Augen, die sie wie ein Magnet anzogen. Sie spürte seine Hände, seinen Kuss. Ihre Gedanken drehten sich nur um ihn. Sie versuchte sich zusammenzureißen. Sie musste ihn vergessen. Aber das war leichter gesagt als getan. Zu Hause angekommen wurde Dirk gebadet, gefüttert und zu Bett gebracht. Frank stand noch eine Weile an seinem Bettchen und schaute den Kleinen liebevoll an. Nur zu gerne würde er das jeden Abend tun. Aber er musste Geduld haben. Frank hätte gerne hier übernachtet, wollte jedoch Janine nicht unter Druck setzen.
„Janine, darf ich noch einen Kaffee bei dir trinken?“
Er hoffte, dass sie ihm anbot hier zu übernachten.
„Gern Frank. Es war ein wunderschöner Tag. Den Kaffee trinken wir beide auf dem Balkon. Es ist ja noch schön warm“, bot sie an.
„Ich geh schon mal nach draußen.“
Janine hatte eine kleine, aber sehr schöne Wohnung mit einem geräumigen Balkon. Den Garten durfte sie auch mitbenutzen. Der liebevoll und gepflegt angelegt war. Die Wohnung hatte ihr Frank besorgt. Sie lag nah an seiner. Janine wollte nicht in seinem Haus leben, nur weil sie ein Kind zusammen hatten. Sie wollte selbständig bleiben, bis sie sicher war, dass sie zu Frank ziehen wollte, weil sie ihn liebte. Aber diese Frage hatte sie sich immer wieder gestellt. Liebte sie ihn? Frank war ein liebevoller Mann und sie hatte ihn wirklich sehr gern. Eine zeit lang war sie auch verliebt in ihn, dass dachte sie auf jeden Fall. Seit sie Jerome begegnet war, wusste sie gar nichts mehr. Sie setzte sich zu Frank und sie unterhielten sich angeregt über den kleinen Dirk und über ihre Arbeit. Nach dem Kaffee bot sie ihm ein Glas Wein an. Er nahm es erfreut an. Seit langer Zeit führten sie wieder eine richtig gute Unterhaltung. Aus dem einen Glas wurden zwei, drei.
„Ich sollte nach Hause fahren“, beschloss Frank.
„Du kannst hier übernachten. Ich möchte nicht, dass du jetzt noch heimfährst.“
Frank klopfte das Herz und er schöpfte neue Hoffnung, dass das Verhältnis zwischen ihnen nun besser werden würde.
„Wenn es dir nichts ausmacht. Ich würde mich freuen, morgen früh mit euch beiden zu frühstücken.“
„Ich freue mich auch darauf.“
„Dann haben wir noch einen schönen gemeinsamen Sonntag. Ich schlafe natürlich im Wohnzimmer.“
Er wollte sie nicht bedrängen, obwohl er sich nach ihr sehnte. Janine war erleichtert, dass er von sich aus den Vorschlag machte. Sie wollte es langsam angehen lassen und hoffte, dass alles wieder so werden würde, wie am Anfang. Frank stand Janine immer zur Seite, seit sie ihre Eltern und ihr Elternhaus verlor und in der Firma von ihm arbeitete. Sie war ihm sehr dankbar dafür.
Am nächsten Morgen wurde Janine durch ein Gestrampel und Geplapper geweckt. Frank hatte den kleinen Dirk zu ihr ins Bett gebracht und legte sich neben sie. Er ließ ihn auf seinem nackten Oberkörper herumtoben.
„Haben wir dich geweckt, dass tut mir sehr leid“, lachte er verschmitzt.
Er kam mit Dirk näher zu ihr und küsste sie plötzlich. Dirk rief abwechselnd Mama und Papa und lachte vergnügt. Janine stiegen Tränen in die Augen. Schnell wischte sie diese weg, damit Frank sie nicht bemerkte. Dirk konnte die beiden Kosenamen schon schön sprechen. Nach einer Weile standen sie auf. Der Kleine bekam Hunger und musste frisch gemacht werden.
„Geh du unter die Dusche, ich kümmere mich um unseren Sohn. Dann machen wir beide mal das Frühstück“, scherzte er mit seinem Sohn.
„Ok, ich beeile mich, danach kannst du auch duschen“, dabei betrachtete sie den nackten Oberkörper von Frank und musste wieder einmal feststellen, wie gut er aussah.
„Ist gut Mami“, winkten beide lachend Janine hinterher.
Entspannt frühstückten sie zusammen. Es war ein harmonischer Sonntagmorgen. Dirk spiele in seinem Laufgitter während Janine den Tisch abräumte und Frank schnell unter die Dusche sprang. Janine rief noch schnell Marina an und entschuldigte sich bei ihr wegen ihrer Bemerkung. Marina war eine treue Seele und deshalb nicht böse. In dem Moment kam Frank mit nassen Haaren in die Küche zurück und alberte mit Dirk herum.
„Du bist nicht allein, wie ich höre?“
„Nein, Frank ist hier.“
„Frank? So früh schon?“
„Ja, er hat hier übernachtet.“
„Habt ihr euch wieder versöhnt? Hast du ihm endlich das Jawort gegeben?“, rollte Marina mit den Augen.
„Marina, du bist wirklich unmöglich. Ja, wir haben uns versöhnt. Vielleicht sage ich auch ja.“
„Das wäre toll. Du hast ihn lange genug zappeln lassen. Wollt ihr nicht heute Nachmittag zu mir kommen? Es kommen ein paar Freund. Aber wirklich nur ein paar.“
„Du ich weiß nicht. Ich habe dem Kindermädchen gesagt, dass sie heute nicht zu kommen braucht. Ich möchte ihr den Sonntag nicht nehmen.“
„Ihr bringt den Kleinen einfach mit. Wenn er müde ist, legen wir ihn in mein Bett. Wir werden sicher viel Freude mit dem Kleinen haben. Er ist so ein goldiger Kerl. Einverstanden?“
„Moment, ich frage Frank.“
Frank stimmte zu und so verabredete man sich für den Nachmittag mit Marina. Frank verabschiedete sich nach einer Weile von den beiden.
„Ich hole euch gegen 15.00 Uhr ab. Ist das in Ordnung?“
Als sie am Nachmittag bei Marina eintrafen, wurden sie mit einem freudigen „Hallo“ begrüßt. Einige waren erstaunt, dass beide zusammen kamen und so harmonisch miteinander umgingen. Das war eine zeit lang nicht so. Aber an diesem Nachmittag war Frank so ausgelassen, wie lange nicht mehr. Der kleine Dirk wurde angehimmelt, weil er so brav herumkrabbelte und lustig quietschte. Frank ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
„Ihr habt wirklich einen süßen Sohn“, lachte Selina und schaute dabei Christoph an.
„Was soll das heißen“, schmunzelte er und umarmte sie.
„Was ist eigentlich los mit euch beiden. Ihr seid so ausgelassen?“, wollte Christoph wissen.
„Wir haben uns ausgesprochen und versöhnt“, nahm Frank Janine in die Arme.
„Vielleicht gibt es bald ein Fest“, schaute er sie sehnsüchtig an.
„Ja, vielleicht“, gab sie zurück.
Der Nachmittag verging wie im Flug. Sie verabschiedeten sich von ihren Freunden und fuhren nach Hause, zumal Dirk langsam ins Bett musste. Diesmal verabschiedete sich Frank, nachdem er seinen Sohn ins Bettchen brachte und ihm einen sanften Kuss gab. Wir sehen uns morgen im Büro. Bis dann. Diesmal küsste er Janine leidenschaftlich zum Abschied. Sie ließ es geschehen. Auch Janine ging heute zeitig zu Bett. So viele Gedanken schwirrten in ihrem Kopf. Soll sie wirklich Franks Frau werden. Was ist mit Jerome. Sie sehnte sich nach ihm, obwohl sie wusste, dass sie ihn ja eigentlich vergessen wollte. Ja, ich werde Frank heiraten, dann ist Jerome Vergangenheit. Mit diesen Gedanken schlief sie endlich ein.
Früh musste sie wieder raus und Dirk zu seiner Tagesmutter bringen. Die erwartete ihn schon. Die Woche verging. Insgeheim wartete Janine auf ein Zeichen von Jerome. Vergebens. Auch die zweite und dritte Woche verging. Nichts geschah. Frank hörte auch nichts von seinem Freund und machte sich doch etwas Sorgen. Er wollte keinen Streit mit ihm. Nur das Versprechen, dass er Janine in Ruhe ließ.
1 Was war los mit Jerome?
„Janine, ich bin mal kurz außer Haus. Bitte nimm alle meine Anrufe entgegen, du weißt ja über unsere Mandanten Bescheid und kannst ihnen weiter helfen, wenn es notwendig ist. Ich muss mal kurz nach Jerome sehen, er hat sich seit Tagen nicht gemeldet.“
„Wenn du gerade von ihm sprichst. Wieso hast du mir nie von ihm erzählt? Oder habe ich da etwas nicht mitbekommen.“
„Kann sein, dass ich seinen Namen nicht erwähnt habe, aber ich habe dir doch von einem Freund erzählt, der in Amerika lebt. Oder?“
„Ja, stimmt. Es fällt mir wieder ein. Also, dass ist Jerome gewesen?“
„Ja. Er ist seit ein paar Tagen wieder zurück und ich selbst habe ihn auch erst wieder auf meiner Party gesehen. Er lebte 6 Jahre in den USA. Ich erzähl dir Näheres, wenn ich wieder zurück bin.“
Frank küsste Janine auf die Wange und verließ das Büro. Jetzt konnte sie sich an einige Erzählungen erinnern. Frank flog auch ein paar mal in die USA. Aber nur kurz und viel berichtet hat er dann auch nicht. Sie erinnerte sich nur an einmal, als Frank verärgert sagte „der ändert sich nie“.
An der Wohnung angelangt, läutete Frank. Er hatte zwar einen Schlüssel, da er auf die Wohnung während der Abwesenheit von Jerome aufpasste, aber er wollte nicht einfach hineingehen. Keiner öffnete. Er läutete wieder. Wieder nichts. Er schloss die Tür auf und betrat die Wohnung.
„Hallo, Herr Heller, wollen sie zu Herr Dauten? Hat er ihnen nicht geöffnet?“
„Hallo, Frau Brand. Nein, Jerome hat nicht geöffnet. Ist er nicht zu Hause? Hab mehrmals geläutet, aber keiner öffnet.“
„Doch ich glaube schon“, wunderte sich die ältere Dame, die gerade an der Wohnung vorbei kam.
„Er kommt jede Nacht sehr spät nach Hause, nicht immer ganz leise. Da ich schlecht schlafe, habe ich ihn schon mehrmals gehört. So kannte ich ihn gar nicht. Er tut mir wirklich etwas leid. Ansonsten ist er ja ein liebenswerter, charmanter Kerl.“
„Ich werde mich mal umschauen. Danke, Frau Brand. Entschuldigen sie bitte das Benehmen meines Freundes. Ich werde mich um ihn kümmern.“
Frau Brand ging weiter und Frank durchsuchte die Wohnung.
„Jerome, bist du zu Hause? Jerome?“
Die Wohnung war aufgeräumt wie immer. Plötzlich hörte er aus dem Schlafzimmer eine Stimme.
„Frank, bist du das?“
Frank betrat das Schlafzimmer.
„Wie siehst du denn aus. Wieso liegst du mit deinen Klamotten im Bett? Hier riecht es ja wie in einer Kneipe. Warst du betrunken?“
„Zu viele Fragen auf einmal. Mir brummt der Schädel.“
Jerome strich sich mit den Fingern durch seine Haare.
„Wieso bist du eigentlich hier? Ist was passiert?“
„Nein, aber anscheinend ist etwas mir dir nicht in Ordnung. Du hast dich nicht gemeldet. Da machte ich mir Sorgen. Am besten gehst du unter die Dusche. Ich mach dir einen starken Kaffee.“
„Jawohl Häuptling, wird gemacht. Ist ne gute Idee“, grinste Jerome.
Frank ging zur Küche und bereitete 2 doppelte Espresso zu.
„So, jetzt fühl ich mich besser“, kam Jerome nur mit einem Handtuch bekleidet in die Küche.
Seine nassen, schwarzen Haare hingen ihm ins Gesicht und seine dunklen Augen schauten wieder schelmisch Frank an. Kein Wunder, dass Frauen auf ihn fliegen, dachte Frank. Aber Janine wird er nicht bekommen.
„Tut gut, dein Kaffee. Aber warum machst du dir Sorgen. Mir geht es gut. Hab etwas lange gefeiert. Du kennst mich doch, die hübschen Mädels“, verdrehte Jerome die Augen.
„Frau Brand hat mir erzählt, dass dies nicht das erste mal war, sondern jeden Abend. Sie macht sich etwas Gedanken. Du weißt ja, dass du so etwas wie ein Sohn für sie bist. Also, was ist los?“
„Na, jetzt ist‘s genug. Du bist doch nicht nur deshalb gekommen. Hallo, ich bin schon erwachsen. Wie du weißt. So und jetzt raus mit der Sprache?“
„Bevor du es von unseren Freunden erfährst, möchte ich es dir selbst sagen.“
„Mach nicht so geheimnisvoll.“
„Janine und ich werden wahrscheinlich heiraten. Ich möchte dich bitten, da Janine noch nicht zugesagt hat, sie dir aus dem Kopf zu schlagen. Trotzdem möchte ich, wenn es soweit ist, dich bitten mein Trauzeuge zu werden.“
Frank betrachtete Jerome aufmerksam. Jerome war einen Moment wie erstarrt. Also doch. Anscheinend hat sie sich für Frank entschieden. Er musste sich zusammenreißen. Frank durfte nicht merken, dass er Janine liebte.
„Wenn es soweit ist, gerne. Nun, ich beneide dich nicht. Ich liebe meine Freiheit. Aber du hast es verdient, glücklich zu werden. Ich wünsche dir, dass sie dir bald das „Jawort“ gibt.“
„Danke, Jerome.“
Frank umarmte seinen Freund.
„Ich möchte, dass wir die Sache zwischen mir und Janine vergessen. Dass sie deine Freundin ist, konnte ich ja nicht wissen. Also, nochmal entschuldige bitte.“
„Schon vergessen.“
„Aber eins muss ich dir sagen, Frank. Sie ist eine tolle Frau. In dieser Hinsicht beneide ich dich doch.“
Jerome klopfte Frank auf die Schulter. Beide unterhielten sich noch eine Weile.
„Wie sieht es aus, Jerome, dein Projekt in den USA ist beendet. Du wirst wieder bei deinem Vater einsteigen? Oder sehe ich das falsch?“
„Nein, du siehst es richtig. Für ein paar Jahre werde ich das wohl tun. Dann sehe ich weiter.“
„Das freut mich, dann sehen wir uns jetzt wieder öfter. So, jetzt muss ich wieder zurück ins Büro. Melde dich. Tschüss.“
„Mach ich. Muss mich jetzt auch mal bei meinem Vater blicken lassen. Bis dann.“
Jerome und Frank trafen sich von nun an häufiger, auch mit den anderen Freunden. Janine aber wollte nicht dabei sein. Endlich hatte Janine sich entschieden. Sie wollte Frank‘s Frau werden. Frank war überglücklich und berichtete es bei einem ihrer nächsten Treffen seinen Freunden.
„Nach langem Flehen hat sie mich endlich erhört und „Ja“ gesagt.“
„Herzlichen Glückwunsch.“
Alle klatschten und prosteten ihnen zu.
„Na endlich. Du hast ja auch lange genug warten müssen“, klopfte ihm Christoph auf die Schulter.
„Wie hast du das geschafft? Meinst du, ich sollte Selina auch mal einen Heiratsantrag machen?“
„Tu das. Mein alter Freund. Bin gespannt, ob du sie rum‘ kriegst“, lachte Frank.
Auch Janine hatte diese freudige Nachricht ihren Freundinnen erzählt. Sie saß mit Marina zusammen, um über die Hochzeitsfeier zu reden. Auch Selina kam hinzu, sie wollte sich um das Hochzeitskleid von Janine kümmern. Auch der Termin stand mittlerweile fest. Es gab viel zu planen. Die Gästeliste wurde erstellt, das Menue ausgewählt und mit Jan und Moritz besprochen. Die Trauung sollte im Garten von Franks Haus stattfinden. Die Einladungen wurden verschickt. Frank bestand unbedingt noch auf eine Verlobungsfeier. Dazu musste man auch die Einladungen an die besten Freunde verschicken.
Die Tage vergingen. Janine und Jerome gingen sich aus dem Weg, so gut es ging. Endlich war der Tag der Verlobungsfeier gekommen. Frank war aufgeregt. Als Janine die Treppe mit Dirk herunter kam und die Freunde begrüßte, konnte Frank den Blick nicht von ihr lassen.
„Du siehst wundervoll aus.“
Frank nahm lächelnd Dirk auf den Arm. Janine trug ein leichtes kurzes lachsfarbenes Sommerkleid aus Tüll mit tiefem Rückenausschnitt und schmalen gerafften Trägern. Der Rock umspielte ihre Hüfte und Beine. Dazu trug sie silberfarbene Sandaletten mit hohen Absätzen. Sie sah bezaubernd aus. Viele Freunde waren schon gekommen. Selina und Christoph kamen gleichzeitig mit Marina und Gunther. Nach und nach waren alle da. Iris, Holger, Max, Kathrin, Jan, Christine, Moritz und Ina. Sie freuten sich, dass es endlich eine Hochzeit der beiden gab. Franks Eltern wollten den weiten Weg zur Feier nicht antreten. Sie freuten sich aber auf die Hochzeit der beiden. Dann wollten sie ein paar Tage länger bleiben. Einer fehlte noch unter den Freunden.„Wo bleibt Jerome? Hat ihn jemand von euch gesehen?“, fragte Frank in die Runde.
Alle schüttelten den Kopf. Dirk wurde mittlerweile von dem Kindermädchen versorgt. Denn es wurde doch etwas zu viel für den Kleinen. Vielleicht kommt Jerome nicht, dachte Janine. Das wäre vielleicht besser. Sie wusste aber auch, dass Frank ihn eingeladen hatte und ihn dabei haben wollte. Janine wollte gerade mal nach Dirk sehen, da blieb sie wie erstarrt stehen. Jerome stand bei Dirk und dem Kindermädchen. Dirk quietschte vor Freude und auch das Kindermädchen musste lachen. Jerome erblickte Janine.
„Hallo, Janine“, ging er ihr entgegen.
„Hallo, Jerome. Frank hat dich schon vermisst“, wollte sie das Gespräch gleich beenden.
„Und du, Janine?“, hielt er sie sanft am Arm fest.
„Du wurdest eingeladen, Jerome. Natürlich haben wir dich vermisst.“
Es klang gleichgültig, doch sie war es nicht. Sie hatte sich nach ihm gesehnt und hatte auch Angst vor der Begegnung. Schnell löste sie sich und suchte Dirk auf, um ihn ins Bett zu bringen. Jerome wurde schon von den anderen bemerkt und herzlich begrüßt. Marina kam gleich auf ihn zu und freute sich, dass er endlich gekommen war. Sie verstanden sich sehr gut.
„Du siehst wundervoll aus, Marina. Die neue Frisur steht dir ausgezeichnet.“
„Danke, für das Kompliment, Jerome. Wie geht es dir?“
„Wie soll es mir gehen, sieht man es mir nicht an?“
„Nein“, entgegnete Marina lächelnd.
Beide unterhielten sie prächtig. Als Janine zurückkam, sah sie, wie gut die beiden sich verstanden. Auf keinen Fall durfte sie eifersüchtig sein, denn es ging sie ja nichts an. Sie hatte sich ja für Frank entschieden. Jerome ließ Janine nicht aus den Augen. Wie toll sie heute aussah. Wenn er doch nur an Franks Stelle wäre. Er musste der glücklichste Mensch der Welt sein. Marina war nicht entgangen, dass Jerome immer wieder seine Blicke auf Janine richtete. Wie soll das weitergehen. Sie ist vergeben. Trotzdem machte sie sich etwas Sorgen um die beiden. Es wurde Abend. Jerome trank sehr viel. Seine Versuche mit Janine zu tanzen missglückten immer wieder. Wie gern hätte er sie in seinen Armen gehalten. Aber er wollte auch seinen Freund nicht hintergehen. Er musste seine Liebe vergessen. Frank tanzte ausnahmsweise mal nicht mit Janine, sondern mit Marina. Janine holte sich einen Drink und ging zur Terrasse. Plötzlich hielt sie jemand sachte am Arm zurück. Ihr Herz pochte wie wild. Ohne sich umzudrehen wusste sie, dass es Jerome war.
„Janine, bitte tanze einmal mit mir, bevor ich verschwinde“, hauchte er in ihr Ohr.
„Das bringt doch nichts, bitte lass mich“, flüsterte sie.
„Bitte einen Tanz, dann wirst du für immer Ruhe vor mir haben“, flehte er.
Janine drehte sich um und sah ihn erstaunt an. Was soll das heißen? Will er wieder ins Ausland? Sie sahen sich tief in die Augen und Janine ließ sich von Jerome schweigend zur Tanzfläche führen. Jerome nahm sie zärtlich in die Arme und beide schwebten über die Tanzfläche. Sie vermieden es sich anzusehen. Keiner sollte bemerken, welche Gefühle sie füreinander hatten. Vor allem nicht Frank. Jerome lenkte ihre Schritte zurück zur Terrasse. Einige ihrer Freunde suchten dort auch etwas Abkühlung und schauten zu ihnen herüber.
„Hallo ihr beiden. Wollt ihr auch etwas Abkühlung“, rief Holger.
„Ja, hier ist es etwas angenehmer“, nickte Janine ihm zu.
Da erst wurden die beiden aus ihren Träumen gerissen.
„Ich muss wieder zu Frank zurück“, wandte sie sich schnell an Jerome.
„Warte noch. Ich muss dir etwas sagen“, hielt er sie zurück.
„Warum? Es gibt nichts zu sagen“, schüttelte Janine den Kopf.
„Janine, bitte sieh mich an. Ich weiß, du glaubst mir nicht, nach allem was du über mich gehört hast, aber dies ist kein Spiel für mich. Ich liebe dich. Das sollst du wissen.“
Dabei hob er ihren Kopf, damit sie ihn ansehen musste. Ihre Blicke trafen sich. Janine sah seine wunderschönen, dunklen Augen, sein gut geschnittenes Gesicht, die schwarzen Haare, die etwas in sein Gesicht hingen.
„Bitte, Jerome, lass mich, ich muss zu Frank. Ich werde seine Frau. Das musst du akzeptieren.“
Beide waren etwas weiter in den angrenzenden Garten gegangen. Sie waren allein. Er konnte nicht widerstehen. Er nahm sie in seine Arme und küsste sie, voller Leidenschaft. Janine wollte nicht, aber sie konnte nicht anders. Die Sehnsucht nach ihm war zu groß. So ließ sie es geschehen.
„Ich möchte mit dir zusammen sein, dir zeigen, dass ich es ernst meine“, hauchte er ihr ins Ohr.
„Jerome, bitte. Das ganze hat doch keinen Sinn.“
„Bist du dir so sicher? Ich liebe dich, Janine. Schon als ich dich zum ersten mal gesehen habe.“
Er zog sie an sich. Sie bekam fast keine Luft mehr. Dann sagte sie etwas, was sie nie sagen wollte.
„Jerome, ich liebe dich.“
Sie vergaßen alles um sich herum und liebten sich leidenschaftlich.
„Jerome, bitte, was hab ich getan? Das kann ich Frank nicht antun. Er darf es nie erfahren.“
Sie sprang auf und floh, ohne ein weiteres Wort. Jerome wusste, dass er auch einen Fehler gemacht hatte. Nicht Janine gegenüber, aber Frank. Trotzdem wollte er Janine zeigen, wie sehr er sie liebte und nun wusste er, dass auch sie ihn liebte. Was sollte er jetzt tun. Langsam ging er zu den anderen zurück. Janine lief, unbemerkt von Frank, zu Dirk ins Kinderzimmer, setzte sich an sein Bettchen und weinte. Das Kindermädchen saß im angrenzenden Zimmer und wunderte sich. Frank sah sich suchend nach Janine um.
„Marina, hast du Janine gesehen?“
„Nein, sie wird bei Dirk sein“, entgegnete sie mit einem unguten Gefühl, weil sie auch Jerome vermisste.
„Ich werde sie suchen, Frank. Werde mal bei Dirk vorbeischauen.“
Marina ging nach oben.
„Ist Janine bei Dirk?“, wollte sie vom Kindermädchen wissen.
„Ja, sie kam eben.“
Leise öffnete Marina die Tür zum Kinderzimmer. Im Lichtschein sah sie weinend Janine.
„Was ist los, Janine? Was bedrückt dich? Heute solltest du glücklich sein.“
„Das bin ich ja, ich weine vor Glück“, log sie.
„Janine, ich bin deine Freundin. Mir kannst du nichts vormachen. So sieht das nicht aus. Rede mit mir, ich möchte dir gerne helfen.“
„Es ist alles in Ordnung, wirklich“ , genervt stand sie auf.
„Nix ist in Ordnung. Ich bin doch nicht blind. Es geht um Jerome. Die Blicke, die ihr euch zugeworfen habt, sprachen Bände. Ich hoffe, Frank und die anderen haben nichts bemerkt. Du hast dich in ihn verliebt? Stimmt das? Seit du ihn zum ersten mal gesehen hast.“
Janine sah Marina mit großen Augen an.
„Was sagst du da? Ich liebe Frank und werde ihn heiraten.“
„Du machst dir ja selber was vor. Du kannst mit mir offen reden, ich werde schweigen, dass weißt du doch.“
Janine sank in sich zusammen.
„Ich habe einen großen Fehler gemacht,“ fing sie an zu erzählen.
„Was für einen Fehler? Etwa, dass du Frank heiraten willst?“
„Nein, dass ist es nicht. Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen und mit dir über alles reden kann, aber das wirst auch du mir nicht verzeihen, schon wegen Frank. Ich verzeih mir selbst nicht.“
„Du hast mit Jerome geschlafen?“, schaute Marina ihre Freundin schockiert an.
„Ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.“
„Ich mag Jerome, ich mag dich und mag Frank. Aber du weißt doch, wie Jerome ist. Es tut mir leid für Frank. Aber du und Frank, ihr gehört zusammen. Was willst du jetzt machen?“
„Heiraten, wie abgemacht. Ich habe Frank gern und werde ihn nicht enttäuschen. Jerome muss ich vergessen. Ja, ich liebe ihn. Aber das hat keine Bedeutung.“
„Janine, findest du nicht, dass das Unsinn ist. Du wirst nicht glücklich werden. Frank auch nicht. Ganz zu schweigen von eurem Sohn. Frank wird merken, dass was nicht stimmt. Willst du das wirklich?“
„Ja, es bleibt dabei. Bitte erzähl Frank nichts. Er hat so viel für mich getan, ich werde ihn nicht verlassen.“
„Wie du meinst. Trotzdem finde ich es nicht richtig.“
Janine nahm alle Kraft zusammen.
„Komm, lass uns wieder nach unten gehen. Frank wird mich schon vermissen.“
„Oh richtig. Ich hatte ihm versprochen, dich zu suchen“, fiel Marina wieder ein.
Beide gingen nach unten und versuchten, so gut es ging zu lächeln, als wäre alles in bester Ordnung.
„Da bist du ja. Wo warst du so lange?“
„Sie war bei Dirk, wie ich angenommen hatte“, gab Marina schnell zur Antwort.
„Alles in Ordnung?“
Frank sah Janine an.
„Ja. Alles in Ordnung. Wollte nur mal nach unserem Kleinen sehen“, lächelte Janine Frank an und nahm ihn an der Hand.
„Willst du tanzen?“
„Aber gern“, freute sich Frank.
„Na, ihr beiden, legt ihr mal ne kesse Sohle aufs Parkett. Das könnt ihr doch so gut“, lachte Max ihnen zu, während er mit Katrin in seinem Element war. Max war ein super Tänzer und Katrin war die richtige Tanzpartnerin für ihn. Frank nahm Janine an der Hand. Jetzt zeigten auch sie, wie gut sie tanzen konnten. Alle waren ausgelassen, sie tanzten und unterhielten sich prächtig miteinander. Der Abend verging.
„Wo ist eigentlich mein Freund Jerome?“, schaute sich Frank suchend um.
„Der hat sich schon lange verabschiedet. Hätte noch ne Verabredung. Ein heißer Feger sozusagen“, zwinkerte Christoph.
„Ihr kennt ihn doch.“
Ein Stich ging durch das Herz von Janine. Soll er wirklich die Nacht mit einer anderen verbringen, nachdem was eben geschehen war. Hat er sie belogen? Hat sie sich so getäuscht. Vielleicht besser so. Sie musste ihn sowieso vergessen. Doch das gelang Janine nicht. Während des ganzen Abends dachte sie an Jerome. An seine Liebkosungen, seine leidenschaftlichen Küsse. Seine Hände brannten noch auf ihrem Körper.
„Was ist los Janine? Du bist plötzlich so still. Fühlst du dich nicht wohl?“, legte Frank den Arm um sie.
„Doch, doch. Dachte nur gerade an meine Eltern, die das alles leider nicht mehr erleben können,“ log sie.
Frank glaubte ihr und drückte sie fest an sich.
„Komm, lass uns noch mal tanzen“, zog er sie mit sich, um sie abzulenken.
„Hoch lebe das künftige Brautpaar“, riefen alle plötzlich wie aus einem Mund und klatschten.
„He, Marina, wo bist du mit deinen Gedanken?“
„Entschuldige, Gunther, es wird nicht wieder vorkommen. Musste nur an Jerome denken, der sich leider nie ändern wird, mit seinen Frauengeschichten. Das tut mir leid. Ich mag ihn.“
„Hey, was soll das heißen? Wirst du mir untreu?“
Marina lachte Gunther an.
„Nein, keine Sorge. Du bist und bleibst mein bester Freund.“
„Bin ich nur ein Freund für dich?“, enttäuscht schaute er Marina an.
„Wie? Was? Was ist denn jetzt los?“
„Vergiss es, Marina, lass uns zu den anderen gehen.“
Anscheinend ahnt Marina nicht, wie es um mich steht, dass ich sie liebe. Ich muss es ihr zeigen, mich mehr um sie bemühen, dachte Gunther.
Langsam verabschiedeten sich die Freunde von Frank und Janine um den Heimweg anzutreten.
„Das war ein langer, aber sehr schöner Tag, findest du nicht auch? Aber jetzt ist es gut, dass wir alleine sind.“ Frank schaute Janine liebevoll an.
„Wollen wir zu Bett gehen. Ich möchte heute Nacht nicht alleine sein“, bat er.
Janine ließ sich mit ihm mitziehen. Was sollte sie tun. Ihm sagen, was heute passiert war? Nein, dass konnte sie ihm nicht antun. Er ist so liebevoll und fürsorglich. Ich würde ihm das Herz brechen. Also legte sie sich, nach einer Dusche zu Frank. Als Frank vom duschen kam, war er nur mit einem Handtuch bekleidet. Er war ein wirklich gut aussehender, großer, schlanker Mann. Seine blauen Augen schauten immer freundlich. Das braune lockige Haar fiel ihm ins Gesicht und in seinen Augen sah sie die Leidenschaft. Er streifte das Handtuch ab und legte sich dicht neben Janine unter das leichte, seidene Betttuch. Dann zog er Janine an sich.
„Janine, ich liebe dich über alles und bin froh, dass du meine Frau wirst.“
Dann küsste er sie voller Leidenschaft. Sie Hände streichelten über ihren Körper. Janine wollte ihn aufhalten, aber sie tat es nicht. Sie wollte seine Frau werden. Also ließ sie es geschehen. Frank liebte sie leidenschaftlich und zärtlich. Janine versuchte, mit allem was sie tat, zu zeigen, dass sie ihn liebte. Ihre Gedanken aber kreisten um Jerome. Erschöpft schliefen beide ein.
Die folgenden Wochen waren genau so hektisch, wie die vergangenen. Der Termin rückte näher. Janine wurde immer nervöser und trauriger. Jerome hatte sich nicht blicken lassen.
„Was sagst du da, du hattest es mir doch zugesagt. Warum musst du plötzlich weg?“, hörte Janine Frank mit jemandem reden.
„Hör zu, du bist mein bester Freund und lässt mich jetzt im Stich? Warum? Ich komme zu dir. Bist du im Büro? Das muss ich persönlich mit dir klären.“
Frank knallte den Hörer auf.
„Was ist los, Frank? Was hat dich so verärgert?“
„Na was, oder besser wer wohl. Jerome natürlich. Plötzlich kann er nicht mehr mein Trauzeuge sein. Er verlässt uns mal wieder und fliegt in die USA.“
„Was? Warum?“
„Keine Ahnung. Ich bin mal kurz weg. Muss die Sache mit ihm klären.“
Frank verschwand. Iris, seine Sekretärin starrte ihm entgeistert nach.
Warum will er wieder in die USA? Sein Auftrag ist doch erledigt, fragte sich Janine. Welchen Grund gibt es dann?
„Ich möchte zu Jerome, Marina, ist er da?“
„Ja, Frank, Moment ich sag ihm Bescheid. Was ist denn passiert?“
„Ich muss unbedingt etwas klären.“
Marina ging zum Büro von Jerome und klopfte.
„Jerome, Frank möchte dich sprechen.“
„Ja, nur herein mit meinem Freund.“
Marina hielt Frank die Tür auf.
„Warum tust du mir das an, Jerome.“
„Beruhige dich Frank, ich werde es dir erklären. Setz dich. Es tut mir ja selbst leid, aber es geht nicht anders.“
„Warum musst du wieder in die USA. Hast du doch wieder einen neuen Auftrag dort?“
„Nein, eine Freundin braucht mich dringend dort.“
„Eine Freundin? Du hast sie nie erwähnt.“
„Ich weiß, Frank. Ich stand mit ihr telefonisch in Verbindung. Wir wollten eine Auszeit.“
„Eine Auszeit?“
„Ja. Wir waren zusammen, in der Zeit als ich dort war. Sie ist ein wundervoller Mensch und ich kann sie jetzt nicht im Stich lassen. Dafür ist sie mir zu wichtig. Ihr kennt mich alle nur als Frauenheld, aber ich will auch Verantwortung ihr gegenüber übernehmen. Stella ist wirklich eine liebevolle Frau und ich mag sie sehr.“
„Von welcher Verantwortung redest du. Ist sie krank? Warum hast du mir nie von ihr erzählt?“
„Nun, ich dachte, die Trennung würde uns zeigen, dass wir nicht zusammen passen. Aber es ist anders gekommen. Je länger ich hier bin, um so mehr vermisse ich sie. Und jetzt braucht sie mich dringend. Sie hat sonst niemanden.“
Jerome schien wirklich besorgt.
„Ich verstehe nicht. Du hättest doch trotzdem von ihr erzählen können. Warum holst du sie nicht hierher. Bring sie mit zu unserer Hochzeit. Ich möchte sie gerne kennenlernen. Auch unsere Freunde würden sich freuen.“
„Frank ich weiß nicht, ob sie das überhaupt will. Ich muss erst mal mit ihr darüber reden. Doch zuerst muss ich nach dem rechten sehen.“
„Jerome, irgendetwas ist doch da noch. Sie ist nicht krank? Trotzdem musst du nach dem rechten sehen und sie braucht dich dringend. Also was ist los?“
1 Kapitel 2 Jeromes Geheimnis
2
„Ok. Du bist der erste, der davon erfährt.“
Jerome zögerte noch einen Augenblick, doch dann sprudelte es aus ihm heraus.
„Also, ich bin Vater eines wunderschönen, kleinen süßen Mädchen. Sie heißt Samantha. Als ich euch mit eurem Sohn sah, hatte ich ein schlechtes Gewissen und bekam Verlangen nach den beiden.“
„Warum hast du dann Janine geküsst? Das verstehe ich nicht. Ich bin sprachlos, dass du Vater bist und mir kein Wort davon erzählt hast. Aber ich freue mich natürlich auch für dich. Du musst uns deine Familie unbedingt vorstellen.“
„Das mit Janine tut mir leid. Vielleicht hatte ich einfach Sehnsucht nach jemandem. Und außerdem wusste ich nicht, dass diese wundervolle Frau zu dir gehört. Verzeih mir bitte.“
„Vergessen. Jetzt weiß ich ja, dass du jemanden hast, der dir was bedeutet. Wann fliegst du?“
„Morgen.“
„Dann hast du genug Zeit. Um mit Stella alles zu klären und mit den beiden zu unserem Termin zurück zu sein.“
„Kann ich nicht sagen, die Kleine ist krank und befindet sich im Krankenhaus. Deshalb muss ich auch so schnell wie möglich fliegen. Wie ich das meinem Vater beibringen soll, weiß ich noch gar nicht.“
„Jerome, ich glaube er wird erfreut sein, dass du endlich zur Ruhe kommst. Deine Tochter wird ihn bestimmt um den Finger wickeln.“
„Hoffentlich. Es gibt im Moment viel zu tun, darum fällt es mir schwer, so plötzlich abzuhauen. Aber Holger ist ja eine große Hilfe. Darum wird er es verkraften und Max hat sich inzwischen auch gut eingearbeitet.“
„Na dann. Du wirst es schon machen. Ich halte dich jetzt nicht mehr länger auf. Mit dieser Überraschung muss ich erst mal klar kommen. Du wirst dich doch melden und mir Bescheid geben, wie es deiner Tochter geht. Du hast ja jetzt keinen Grund mehr, alles mit dir allein auszumachen. Du bist meine Freund. Denk daran. Ich hoffe, dass Samantha bald wieder gesund ist.“
Frank umarmte Jerome und wünschte ihm einen guten Flug und seiner Tochter das allerbeste. Dann verließ er das Büro und fuhr zurück. Er hatte Jerome mehrmals in den USA besucht. Aber von seiner kleinen Familie hatte er nie was mitbekommen. Man traf sich immer in seinem Hotel.
Jerome machte sich auf den Weg zum Büro seines Vaters. Er klopfte und öffnete langsam die Tür.
„Hallo Vater, hast du einen Moment?“
„Ja, komm herein, mein Sohn. Was gibt es so dringendes?“
„Vater, ich muss heute noch in die USA fliegen. Es ist wichtig. Ich habe den Flug schon gebucht und werde gleich zum Flughafen fahren.“
Sein Vater runzelte die Stirn.
„Ist etwas mit dem abgeschlossenen Projekt nicht in Ordnung?“
„Doch. Aber darum geht es nicht. Es ist privat. Ich muss dir jetzt etwas gestehen, was ich die ganze Zeit für mich behalten habe. Ich hoffe, du verstehst es.“
„Was ist los, Jerome? Raus mit der Sprache. Du weißt ja, dass ich mit deinem Lebensstil nicht ganz einverstanden bin. Aber egal, du bist mein Sohn. Also was gibt‘s.“
„Ich bin Vater einer Tochter. Sie ist krank und liegt im Krankenhaus. Deshalb muss ich sofort zu Stella und Samantha.“
Jeroms Vater starrte ihn ungläubig an.
„Was sagst du da? Vater? Seit wann? Warum weiß ich nichts davon? Du lebst nicht mit ihnen zusammen?“
„Nein wir sind getrennt. Aber Stella ist ein wundervoller Mensch und unsere Tochter ist wirklich süß. Wir trennten uns, bevor ich wieder nach Hause kam. Es war meine Schuld. Ich hatte mal wieder eine Dummheit gemacht.“
„Dann möchte ich beide kennenlernen. Bring sie mit hierher. Vielleicht wird alles wieder zwischen euch gut. Das würde mich sehr freuen, mein Sohn. Dann kommst du endlich mal zur Ruhe. Ich hoffe, dass du deinen Lebensstil jetzt ändern wirst.“
Er nahm seinen Sohn in die Arme.
„Aber, dass du kein Wort darüber erzählt hast, macht mich schon etwas traurig. Das passiert hoffentlich nicht mehr. Ich bin dein Vater, auch wenn es zwischen uns manchmal unterschiedliche Ansichten gibt. Wir haben uns doch immer wieder zusammengerauft.“
„Ja, Vater. Ich war blöd, dass gebe ich zu. Aber ich wusste selbst nicht, wie es mit mir und Stella weitergehen sollte. Ich mag sie sehr, hatte aber gleichzeitig ständig mit anderen Frauen Affären. Ich hatte das alles nicht so ernst genommen. Erst hier habe ich bemerkt, dass ich beide vermisse.“
„Dann ist es ja noch nicht zu spät. Mach dich auf den Weg und bring beide mit, damit ich sie kennenlerne. Los hau schon ab. Deine Tochter braucht dich. Ich wünsche ihr alles Gute.“
Dann klopfte er Jerome auf die Schultern.
„Danke Vater. Ich war ein Esel. Ich versuche mein Bestes. Bis bald.“
Jerome verließ das Büro. Warum hatte er nicht schon früher mit Frank und seinem Vater darüber gesprochen. Er verstand es selbst nicht. Ob Stella mit ihm in seine Heimat kommen wird, wusste er nicht, er wollte es versuchen. Für beide wollte er in Zukunft da sein. Auch wenn er nur freundschaftliche Gefühle für Stella hatte. Seine Liebe gehörte Janine. Das durfte aber niemand erfahren.
Als Frank im Büro zurück war, musste er sofort Janine die Neuigkeit überbringen. Somit wusste sie auch gleichzeitig, dass der Kuss von Jerome nichts zu bedeuten hatte und sie für Jerome nur ein Flirt war.
„Janine, du wirst es nicht glauben, was ich gerade erfahren habe. Jerome ist Vater. Er hat eine Tochter.“
„Was?“
Janine blickte erschrocken auf.
„Ja, eine 3 Jahre alte Tochter und eine Freundin in den USA. Seine Tochter ist erkrankt und liegt im Krankenhaus. Deshalb fliegt er noch heute in die Staaten. Er will sich wieder mit Stella versöhnen und sie vielleicht überreden mit hierher zu kommen. Mein alter Freund wird endlich sesshaft.“
Janine verspürte einen Stich in ihrem Herzen. Er hatte also eine Tochter und eine Freundin. Wenn er sie mitbringen will, dann muss er sie lieben. Dann werden sie wohl hier zusammen leben. Das wollte sich Janine nicht vorstellen. Was habe ich erwartet. Da ich mich für Frank entschieden habe, sollte ich Jerome sein Glück gönnen. Also war ihre Liebe vorbei. Sie musste Jerome vergessen. Es war endgültig vorbei.
„Alles in Ordnung, Janine?“
„Ja. Bin nur überrascht, dass du nichts davon gewusst hast, obwohl er dein Freund ist.“
„Das habe ich auch nicht verstanden. Eigentlich hatten wir nie Geheimnisse voreinander. War auch etwas sauer auf ihn.“
Dann widmeten sich beide wieder ihren Akten. Die Sache ging jedoch Janine nicht aus dem Kopf.
Der Hochzeitstermin rückte näher. Nur noch zwei Wochen. Die Vorbereitungen waren soweit abgeschlossen. Janine war gerade wieder zur Anprobe bei Selina. Das Kleid sah wunderschön aus. Fast war es fertig. Ein paar kleine Änderungen wurden noch vorgenommen.
„Du siehst bezaubernd darin aus. Dieses Modell war die richtige Wahl. Es ist nur für dich gemacht. Deine Figur kommt richtig gut zu Geltung“, schwärmte Selina.
„Du hast recht, Selina. Es ist wunderschön. Du bist eine gute Schneiderin.“
„Danke. Freut mich, dass es dir so gut gefällt. Hab mir auch ganz besondere Mühe gegeben“, lachte Selina.
Inzwischen besaß Selina ein kleines Modegeschäft, dass ganz gut lief.
„Ina, kommst du mal bitte und bring den Schleier mit.“
„Ja, sofort.“
Ina arbeite inzwischen auch bei Selina im Laden. Sie kümmerte sich hauptsächlich um den Einkauf und die Buchhaltung. Ihr gefiel es gut bei Selina. Sie arbeite gerne mit ihr zusammen. Selina holte auch manchmal ihre Meinung zu den entworfenen Modellen bei ihr ein. Beide ergänzten sich gut. Selina beschäftigte auch noch 2 weitere erfahrene Näherinnen.
„Wie gefällt er dir, Janine?“ , wollte Ina wissen.
„Wunderschön.“
Wie wundervoll wäre es, wenn ich mit Jerome diesen Weg gehen könnte. Aber das ist endgültig vorbei. Für immer.
„Hallo, Janine, träumst du schon von der Hochzeit?“, lachte Ina.
„Oh ja, entschuldige, Ina.“
„Du kannst dein Kleid wieder ausziehen. Es ist soweit alles fertig. Noch eine Anprobe. Dann kannst du es gleich mitnehmen. Komm doch bitte in drei Tagen nochmal um dieselbe Zeit vorbei“, schlug Selina ihr vor.
„Habt ihr soweit alles geregelt. Lange ist es ja nicht mehr?“, wollte Ina noch wissen.
„Ja, alles soweit geklärt und geregelt. Das Wetter spielt hoffentlich auch mit. Sag mal, Selina, hast du gewusst, dass Jerome eine Tochter hat?“
„Wie? Jerome eine Tochter? Er ist Vater?“
„Ja, hab‘s heute von Frank erfahren. Der wusste auch nichts davon. Er ist bald aus allen Wolken gefallen.“
„Wie alt ist sie denn und wer ist die Frau. Wohnt sie hier in der Nähe?“
Selina war sehr erstaunt. Jerome und Vater. Das konnte man sich gar nicht vorstellen. Er, der die Freiheit und Abwechslung so liebte. Eigentlich hatten alle ein gutes Verhältnis miteinander. Das so ein Ereignis niemand wusste, sogar Frank nicht, war schon eigenartig.
„Sie leben in den Staaten. Seine Tochter ist 3 Jahre. Anscheinend lebten sie eine zeit lang zusammen. Dann trennten sie sich, aus einem, mir unbekannten Grund. Jetzt ist er auf dem Weg zu den beiden, weil seine Tochter erkrankt ist. Deshalb hat er Frank als Trauzeuge abgesagt. Frank war natürlich zuerst wütend. Er wusste ja nicht aus welchem Grund. Aber jetzt scheint alles wieder in Ordnung zu sein. Jerome versucht rechtzeitig zurück zu sein. Wenn nicht, wird Max einspringen. Frank hat es schon mit Max abgeklärt.“
„Das sind ja wirklich tolle Neuigkeiten. Wann werden wir die beiden denn mal kennenlernen. Ich bin schon gespannt.“ Selina war neugierig. Janine teilte die Freude, die Ina und Selina hatten, nicht ganz. Sie hatte Jerome dadurch ganz verloren. Nicht, dass sie wütend auf die Fremde und ihre Tochter war, nein, ganz im Gegenteil, sie taten ihr leid. Aber sie hatte ihre große Liebe an sie verloren.
„Ich kann mir Jerome gar nicht als Vater vorstellen. Dass er jetzt plötzlich seinen Lebenswandel ändert, kann ich fast nicht glauben“, meinte Ina.
„Da bin ich auch gespannt, wie er das schafft, unser großer Frauenheld“, zwinkerte Selina den beiden zu.
„Dann warten wir mal ab. Ich muss jetzt wieder zurück. Frank und Dirk warten auf mich. Danke euch beiden. Bis bald.“
Janine verließ den kleinen Laden, in Gedanken bei Jerome und seiner Familie.
Die nächsten Tage vergingen rasch. Jerome war bei Stella und Samantha im Krankenhaus. Samantha hatte eine leichte Lungenentzündung, befand sich aber wieder auf dem Weg der Besserung und konnte in ein paar Tagen mit ihren Eltern nach Hause. Stella war froh, dass Jerome sein Versprechen hielt und gekommen war. Sie wusste, dass er seine Tochter sehr liebte. Vielleicht kam das zwischen ihnen ja wieder in Ordnung. Jerome erzählte Stella von der bevorstehenden Hochzeit seines besten Freundes und, dass er Frank versprochen hatte, sein Trauzeuge zu sein. Stella wollte, dass er sein Versprechen auch einhielt, war aber traurig, weil er dann wieder nach Hause flog. Davon sagte sie aber nichts. Dann wurde sie überrascht.
„Stella, ich möchte euch mit in meine Heimat nehmen. Wir wären wieder zusammen. Meine Wohnung ist groß genug und du findest auch dort schnell eine Arbeit. Samantha wird sich auch wohl fühlen. Vater und Frank würden euch sehr gern kennenlernen. Und ich glaube, meine anderen Freunde wären auch begeistert. Du würdest dich wohl fühlen. Sie sind alle sehr nett. Was hältst du davon?“
„Meinst du das wirklich ernst? Es ging schon mal schief.“
„Ja ich weiß, weil ich ein Esel war. Dies wird nicht wieder vorkommen. Ich habe dich vermisst.“
Stella fiel weinend Jerome um den Hals.
„Ok, dann versuchen wir es nochmal. Samantha wird glücklich sein und ich, ich auch.“
Jerome dachte dabei an Janine, wie sehr er sie liebte und sich nach ihr sehnte. Dieses Kapitel musste er jetzt beenden. Janine hatte sich für Frank entschieden und er für Stella und Samantha. Er musste endlich zu ihnen stehen und Verantwortung übernehmen. Alles wurde für die Abreise unternommen. Stella kündigte ihre Stelle. Alle bedauerten es sehr, verstanden aber auch ihren Beweggrund.
„Falls sie wieder zurückkommen wollen, es wird immer ein Platz für sie da sein“, erklärte ihr Chef, der etwas überrumpelt wurde.
Endlich war es soweit. Samantha war aus dem Krankenhaus und vollständig gesund. Die Abreise stand bevor.
Unterdessen liefen die Vorbereitungen zur Hochzeit auf Hochtouren. Janine hatte ihr Kleid das letzte mal anprobiert und mit nach Hause genommen. Max stand zur Verfügung, falls es Jerome doch nicht schaffen sollte. Aber nach dem letzten Anruf zwischen Jerome und Frank schien es doch zu klappen. Jerome kam mit seiner kleinen Familie zu Hause an. Stella gefiel die Wohnung. Sie war hell, groß und geräumig. Ein Zimmer für Samantha war auch vorhanden. Sie freute sich, mit Jerome wieder zusammen zu sein. Etwas Angst hatte sie noch vor dem Besuch bei Jeromes Vater. Und, wie würden seine Freunde auf sie reagieren. Der Termin bei Jeromes Vater stand bevor. Sie fuhren zum Elternhaus von Jerome. Dort wurden sie freudig empfangen. Jeromes Vater war sehr erfreut Stella und Samantha endlich kennen zu lernen. Stella machte wirklich einen sehr netten, positiven Eindruck und war das ganze Gegenteil zu den sonstigen Bekanntschaften. Auch die kleine Samantha hatte er gleich ins Herz geschlossen. Sie hatte die gleichen Augen und Haare wie ihr Vater und schaute lustig zu ihm auf. Da sie zweisprachig aufwuchs, sagte sie gleich „Opa?“
„Ja, meine Süße, dass ist dein Opa.“
Jerome nahm sie auf den Arm. Es war ein wunderschöner Nachmittag und Stella und Samantha fühlten sich sichtlich wohl.
„Schade, deine Mutter hätte sich sehr über die beiden gefreut. Sie wäre glücklich gewesen.“
„Ich weiß, Vater“, schaute Jerome seinen Vater traurig an.
Obwohl Jeromes Mutter schon seit ein paar Jahren verstorben war, fehlte sie beiden immer noch sehr. Sie war eine lustige und temperamentvolle Frau. Sie hatte für jeden ein offenes Ohr und ihr war nichts zu viel. Das Haus war ohne sie leer. Auch im Büro fehlte sie, da sie mit ihrem Mann das Ingenieurbüro aufgebaut und geführt hatte. Alle waren über ihren plötzlich Tod geschockt.
„Es tut mir sehr leid, mit ihrer … deiner Frau.“
Stella fühlte mit. Sie hatte ihre Eltern schon früh verloren.
„Es war ein wunderschöner Nachmittag. Mein Haus steht euch immer offen. Es ist auch euer Haus. Ihr könnt jeder Zeit hier einziehen, wenn ihr mal keine Lust mehr auf eure Wohnung habt. Hier ist genug Platz, das weißt du ja, Jerome.“
„Ja, danke Vater. Wir werden uns jetzt öfter sehen. Mich spätestens morgen im Büro.“
Sie fuhren zurück in ihre Wohnung.
Am nächsten Tag……
„Jerome ist da, Janine, er wird Trauzeuge. Er hatte gerade mit seiner Familie seinen Vater besucht. Ist super gelaufen. Sein Vater ist begeistert. Vor allem von der Kleinen“, erzählte Frank.
„Schön“, erwiderte Janine nur. Wie sie wohl ist, die Freundin von Jerome.
„Ich freue mich, endlich die Frau zu sehen, die ihn gezähmt hat. Auf seine Tochter bin in auch neugierig. Mein alter Freund wird endlich ruhig“, schüttelte Frank den Kopf, als könnte er es noch gar nicht glauben.
Dann widmete er sich wieder seiner Arbeit. Am Wochenende ist es also soweit, dachte Janine. Ich werde Franks Frau. Alles andere ist jetzt nicht mehr wichtig.
Jerome und Stella richteten das Zimmer von Samantha ein. Alle waren beschäftigt. Das Wochenende kam. Das Wetter war wunderschön, so dass die Trauung im Garten stattfinden konnte. Ein geschäftiges Treiben fand im Garten und Haus statt. Brigitte und Manfred Heller, die Eltern von Frank, waren schon einen Tag vorher angereist und freuten sich auf die Hochzeit ihres Sohnes. Brigitte und das Kindermädchen kümmerten sich um Dirk, während Manfred darauf achtete, dass alles reibungslos verlief. Marina, Selina und Ina waren damit beschäftigt, die Braut anzukleiden. Eine ihnen bekannte Frisöse steckte Janine die Haare hoch und befestigte den Schleier. Auch das dezente Make up übernahm sie. Langsam trafen die Gäste ein. Auch Jeromes Vater war eingeladen. Er kam mit Jerome und seiner kleinen Familie, die von den Freunden herzlich begrüßt wurden. Alle hatten sich die Freundin von Jerome anders vorgestellt. Extravagant, hochnäsig und eingebildet. Aber Stella war das krasse Gegenteil. Sie war freundlich, gar nicht hochnäsig. Einfach sympathisch und nett. Stella war erleichtert, als sie so freundlich empfangen wurde. Sie sah wundervoll aus mit ihren schwarzen, halblangen, lockigen Haaren. In dem cremefarbenen, eng geschnitten Kleid sah sie wirklich super aus. Das Kleid unterstrich ihre schlanke Figur und ihren dunklen Teint. Auch von Samantha waren alle begeistert.
„Da hast du aber wirklich eine tolle Frau an deiner Seite“, klopfte Gunther Jerome auf die Schulter.
Auch Christoph gratulierte Jerome zu seiner tollen Familie.
„Pass bloß gut auf die beiden auf und mach keinen Blödsinn.“
Alle Freunde umringten die drei und ein lebhaftes Gespräch begann.