Читать книгу Neuanfang im Schmuckkästchen - Carmen Sommer - Страница 4
Neue Freunde
ОглавлениеSo vergingen einige Wochen. Der kleine Laden von Sanna wurde immer bekannter und beliebter. Auch Sanna wurde im Ort gut aufgenommen. Sie hatte sogar schon Freundschaft geschlossen. Doreen war ungefähr in ihrem Alter. Sie kam häufig, nach der Arbeit, vorbei. Am Anfang saß sie oft mit einem Buch in der Hand und las, trank einen Kaffee und ab und zu kaufte sie auch einen kleinen Strauß für sich selbst.
So kamen sie langsam ins Gespräch. So erfuhr sie, dass Doreen in einem nahegelegenen, größeren Ort als Anwaltsgehilfin arbeitete. Ihr Freund kam nur am Wochenende, da er weiter entfernt beruflich tätig war.
Doreen hatte hier nur eine kleine Wohnung im Haus ihrer Tante. Sie lebte schon lange hier, seit dem Tod ihrer Eltern.
Sanna war froh, eine Freundin gefunden zu haben. Sie hatte zwar mittlerweile viele Bekannte, aber eine Freundin war nochmal was anderes. Man konnte mit ihr über Dinge reden, über die man mit Bekannten nicht reden wollte oder konnte.
An einem Nachmittag erschien Doreen wieder. Diesmal kaufte sie nur einen kleinen Strauß.
„Heute kommt Sascha. Er war für ein paar Wochen im Ausland. Ich bin froh, wenn er wieder hier ist.“
„Das verstehe ich. Bleibt er länger?“
„Ja. Für ein paar Tage. Ich habe mir deshalb Urlaub genommen. Möchtest du nicht übermorgen vorbeikommen? Ich mach uns etwas zu Essen. Dann
kann ich euch bekannt machen. Sascha habe ich schon so viel von dir erzählt. Er will dich unbedingt kennenlernen. Ihr werdet euch bestimmt gut verstehen.“
„Bist du sicher, dass ihr nicht allein sein wollt.“
„Aber ja. Du bleibst ja nicht die ganzen Tage hier. Wir haben noch genug Zeit für uns, wenn du das meinst.“, lächelte sie.
„Ok. Dann komme ich gerne.“
„Super. Dann sehen wir uns so gegen 19.00 Uhr?“, schlug Doreen vor.
„Alles klar. Ich werde pünktlich sein. Auf Sascha bin ich schon sehr gespannt.“
Doreen ging wieder. Sie wollte noch zum Grab ihrer Eltern.
„Sanna, möchtest du heute Abend zu uns zum Essen kommen?“
Johann schaute herein und lud sie ein.
„Sehr gerne. Zum Kochen hätte ich heute auch keine Lust. Ich hatte heute wirklich viel zu tun. Danke. Wann soll ich da sein?“
„Wann du willst. Komm einfach wenn du fertig bist.“
„Ok. Ich freue mich. Bis nachher.“
Sanna war zufrieden mit dem heutigen Tag.
„Guten Abend, Sanna. Komm herein.“
„Guten Abend, Johanna.“
„Ed, Sanna ist hier. Du kannst schon mal den Wein öffnen. Du trinkst doch Wein?“, rief Johanna Ed zu.
Ed kam aus dem Garten und begrüßte Sanna.
„Guten Abend, Herr Becks.“
„Jetzt lassen wir das mal. Ich bin Ed und wir sollten uns ebenfalls duzen.“
„Ok. Ed? Ich bin Sanna.“, lachte sie und reichte ihm die Hand.
Ed öffnete eine Flasche Wein.
„Mmh. Hier riecht es köstlich.“
Sanna sog den Duft durch die Nase ein.
„Folge mir.“
Ed führte sie zu ihrem Platz. Die Essecke grenzte direkt an die Küche, so konnte man sich auch mit Johanna unterhalten, die gerade den Auflauf aus dem Ofen nahm.
„Es ist sehr gemütlich bei euch. Das gefällt mir.“
Sanna schaute sich um.
„Schön, dass es dir gefällt. Du kannst gerne so oft kommen, wie du möchtest. Wir freuen uns. David hat sich hier auch immer wohlgefühlt. Bis er sie kennenlernte.“
„Johanna, lass die alten Geschichten ruhen. Es ist wie es ist.“
„Du hast Recht. Die Hauptsache ist ja, dass es ihm gut geht.“, lächelte sie, als sie den Auflauf auf den Tisch stellte.
„Ihr verwöhnt mich alle hier. Ich bin wirklich verblüfft. Alle sind super nett zu mir. Übermorgen bin ich bei Doreen zum Essen eingeladen. Wir verstehen uns wirklich gut.“, berichtete Sanna.
„Das ist doch wunderbar. Du bist ja auch eine sehr nette und liebenswerte Erscheinung. Das mögen die Leute. Es freut mich, dass du und Doreen euch
angefreundet habt. Sie ist wirklich in Ordnung. Hat auch schon einiges mitgemacht. Damals, als ihre Eltern verstorben sind. Das war nicht leicht für sie. Sie und Sascha verstanden sich sehr gut mit David. Oft hatten sie was gemeinsam unternommen, bis David aus beruflichen Gründen fort musste. Dann ist das ganze eingeschlafen. Ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt noch Kontakt haben.“, erzählte Johanna.
„Sie kannten sich? Doreen hat David überhaupt nicht erwähnt.“, staunte Sanna.
„Warum sollte sie auch, du kennst David ja sowieso nicht.“, fügte Ed hinzu.
„Ja, schade eigentlich. Ich hätte ihn gerne einmal kennengelernt. Zumal ich seine Wohnung bewohne, die er, mit soviel Geschmack, eingerichtet hat.“, schwärmte Sanna wieder von ihrer hübschen Wohnung.
„Geschmack hat er, dass kann man nicht abstreiten. Das sieht man schon an seiner Lebensgefährtin. Trotzdem, ob das zählt. Ich meine, nur das Aussehen. Das andere muss auch stimmen.“, sagte Ed nachdenklich.
Er hatte die Befürchtung, dass die Verbindung irgendwann zerbrechen wird und David, leider zu spät, feststellen musste, dass es ein Fehler war.
Aber diese Erfahrung musste er selbst machen. Mann konnte ihm da nicht reinreden. Es würde auch nichts bringen. Im Moment, auf jeden Fall, hörte er sich glücklich an, wenn er anrief.
Es wurde ein schöner Abend. Sanna erzählte ein wenig von ihren Eltern. Mehr aber auch nicht. Johanna und Ed berichteten über ihre Zeit im Laden und wie viel Freude sie daran hatten. Auch über David erfuhr sie einiges.
So ging der Abend zu ende.
Sanna schlief zufrieden ein. Ihr Laden lief gut und machte ihr Freude.
Am nächsten Tag kamen einige Bewohner und brachten Bücher vorbei, die sie nicht mehr benötigten. So konnte Sanna ihre Regale weiter auffüllen. Mit den ausgeliehenen Bücher verdiente sie auch etwas dazu.
Es sprach sie herum, dass Sanna ganz besondere Blumengebinde und Sträuße herstellte, die man nicht überall bekam.
So kamen auch allmählich Aufträge aus den nahegelegenen Ortschaften. Das freute Sanna ganz besonders. Sie hatte viel zu tun. Mittlerweile hatten sich auch kleine Gruppen gebildet, die sich
regelmäßig bei Sanna im Laden trafen, um über ein Buch zu reden, dass sie ganz besonders gut fanden oder um Neuigkeiten auszutauschen.
Nicht selten verwickelten sie Sanna in ein Gespräch.
Der Abend war gekommen. Sanna stand vor der Wohnung von Doreen und läutete.
„Hey, du bist bestimmt Sanna.“, wurde sie freundlich von einem gutaussehenden jungen Mann begrüßt.
„Ja. Hey.“
„Ich bin Sascha, wie du sicher schon weißt. Komm doch bitte rein.“, lächelte er.
Schon kam ihnen Doreen entgegen.
„Ich sehe, ihr habt euch schon kennengelernt?“
„Ja, Schatz. Du hast nicht zu viel versprochen. Deine Freundin sieht wirklich fantastisch aus.“
„Wie? Was hast du erzählt?“, fragte Sanna erstaunt.
„Na, die Wahrheit. Du siehst fantastisch aus. Ich konnte doch nicht lügen. Aber keine Angst, er ist mir treu.“, lächelte sie ihn an und boxte ihm in die Seite.
„Das hoffe ich, denn ich möchte nicht der Grund einer Beziehungskrise sein.“,winkte Sanna ab.
„Keine Sorge Sanna. Ich liebe Doreen wirklich. Und außerdem, sieht sie doch auch bezaubernd aus. Oder?“
„Oh ja. Du hast dir eine sehr hübsche Freundin ausgesucht?“, stellte Sanna fest.
Doreen war wirklich sehr hübsch. Sie hatte ausdrucksvolle grüne Augen, braune lange Haare und eine makellose Figur.
„Na von mir redet mal wieder keiner.“ blickte Sascha schelmisch zu Doreen.
„Du bist für mich der best aussehendste Mann auf der ganzen Welt.“, grinste Doreen.
„Ja, mach dich nur lustig über mich.“, lachte er und umarmte Doreen und küsste sie.
„Jetzt aber Schluss, mit dem Unsinn. Setzt dich Sanna.“
„Danke. Ihr seid ja gut drauf. Wie lange habt ihr euch nicht gesehen?“
„Zu lange.“, schaute Sascha seine Freundin verliebt an.
„Aber jetzt bin ich wieder hier und wir holen alles nach.“
Während dem Essen, das köstlich schmeckte und von beiden zubereitet wurde, kam die Sprache auf Fam. Becks.
„Fühlst du dich wohl hier?“, wollte Doreen wissen.
„Ja, sehr. Johanna und Ed sind wirklich sehr nett zu mir. Und die Wohnung, die ich habe, ist fantastisch. Ich muss immer wieder staunen. Auch über den herrlichen Garten. Darin kann man herrlich träumen.“
Sanna wurde melancholisch.
„Ja, David hat Geschmack. Den Garten hat er toll gestaltet. Immer wieder nahm er kleine Veränderungen vor, bis er so war, wie er es sich vorstellte. Mit der Wohnung war es ähnlich.“
Sascha schaute etwas traurig, als er darüber redete.
„Ihr ward Freunde?“
„Ja. Die allerbesten. Wir waren unzertrennlich, bis David weg musste und diese, wie heißt sie nochmal, kennenlernte.“
„Sie heißt Christin.“, fügte Doreen hinzu.
„Was ist passiert?“
Sanna wurde neugierig.
„Er hat sich total verändert. Alles hier wurde ihm zu klein, zu öde, zu einsam. Es war einfach zu wenig los. Bevor er Christin kennenlernte, kam er oft hierher. Wir hatten viel Spaß zusammen. Natürlich war es nicht schön, dass sein Arbeitsplatz so weit weg war, aber das war nicht zu ändern. Wir machten das Beste draus. Sooft es ging, trafen wir uns. Doreen, ich, David und Karen.“
„Karen?“
„Ja, seine damalige Freundin. Seine Eltern haben dir nichts über sie erzählt?“, schaute Doreen sie fragend an.
„Nein. Es geht mich ja auch gar nichts an. Sie hatten nur kurz euch erwähnt. Wir reden nicht viel über David. Johanna vermisst ihn sehr und ich denke, Ed geht es nicht anders.“
„Oh ja. Johanna leidet sehr darunter.“, nickte Doreen.
„Aber warum ist er nicht mehr mit Karen zusammen?“
Sanna ließ die Sache keine Ruhe.
„Weil sich diese Christin David geangelt hat. Sie hat alles unternommen, damit die Beiden auseinander kamen.“
Sascha reagiert sauer.
„Wo ist diese Karen jetzt? Was ist aus ihr geworden? Es tut weh, wenn man verlassen wird.“
Sanna konnte mitfühlen.
Doreen blieb nicht verborgen, dass Sanna kurz abwesend war.
„Sie ist weggezogen. Wir haben nur noch wenig Kontakt. Aber sie hat sich wieder verliebt und ist glücklich.“, berichtete Doreen.
„In ihrem letzten Brief schrieb sie, dass sie schwanger ist.“
„Vielleicht müsstest du sie mal wieder kontaktieren. Schließlich waren wir einige Jahre befreundet.“, schlug Sascha vor.
„Ja. Das werde ich tun.“, nickte Doreen zustimmend.
Es wurde ein richtig lustiger Abend. Sascha war ein super netter Kerl. Die Beiden passten hervorragend zusammen. Sie liebten sich, dass sah man. Sanna war froh, sie als Freunde zu haben.
Beim Abschied versprach man, sich öfter zu treffen. Sanna lud sie auch zu sich nach Hause ein. Ein Termin musste noch gefunden werden, wenn Sascha das nächste mal wieder hier war.
Sascha und Doreen besuchten Sanna in ihrer Wohnung
und man hatte viel Spaß. Doreen und Sanna sahen sich ab diesem Zeitpunkt häufig. Oft war Doreen bei Sanna. Wenn Sascha im Land war, unternahmen auch alle drei etwas gemeinsam.
So vergingen mehrere Wochen.
Der Herbst in seinen bunten Farben ging zu Ende. Der Winter zog ins Land. Die Wiesen und Felder waren mit Raureif überzogen. Die Bäume, kahl und grau, wiegten sich im Wind.
Tische und Stühle wurden hereingeholt. Auch Blumensträuße konnte Sanna nicht mehr vor dem Laden aufbauen. Es war kalt.
Sanna kuschelte sich am Abend auf dem Sofa unter eine wärmende, flauschige Decke. Sie feuerte den
Kaminofen an und schaute verträumt den tänzelten Flammen zu. Es ging ihr gut. Sie fühlte sich mittlerweile richtig wohl und zu Hause.
Versonnen trank sie ihren warmen Tee.
Bald wollten die Eltern sie besuchen. Sie freute sich schon darauf, ihnen alles zu zeigen.
Morgen, am Sonntag, wollte sie einen ruhigen Tag zu Hause in ihrer Wohnung verbringen. Doreen war zu Sascha gefahren und die Becks waren zu Bekannten unterwegs, die etwas entfernt wohnten.
Also konnte sie es sich morgen richtig gemütlich machen.
Lange saß sie an diesem Abend noch vor dem flackernden Feuer und ließ alles Revue passieren.
Bei leiser Musik, die im Hintergrund lief, fielen ihr langsam die Augen zu. Sie war eingeschlafen und
träumte von der Vergangenheit. In diesem Traum erlebte sie die schönen und unschönen Zeiten wieder.