Читать книгу Ardantica - Carolin A. Steinert - Страница 7

Prolog

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Mit einem Brüllen rammte Cazaal die rostige Klinge seines Schwertes in den Türrahmen. Wut pulsierte durch ihn hindurch und paarte sich mit einem Gefühl, das er zutiefst verabscheute und auf keinen Fall zulassen wollte: Verzweiflung.

Er atmete tief ein und aus. Er musste Ruhe be­wahren. Das war nur ein kleiner Rückschlag, mehr nicht. So etwas waren sie alle schon gewohnt.

Langsam drehte er sich wieder zu der Wand, an der eine riesige Karte hing. Das Papier war alt, teilweise sehr vergilbt und von den Rändern her zogen sich ­lange Risse in das Bild. Mit schwarzer Kohle waren Linien, Kreuze und Sterne eingezeichnet. Cazaal hatte sie schon mehrere hundert Mal studiert und ergänzt, genau wie sein Vater vor ihm – und dessen Vorväter.

Mit dem Unterschied, dass Cazaal einfach nicht den entsprechenden Erfolg verzeichnen konnte. ­Da­­­­bei war er davon ausgegangen, dem Ziel so viel­ ­näher zu sein als alle anderen. Sonst hätte er nie ­diesen ­dämlichen Pakt geschlossen, der so viele Leben ge­kostet hatte.

Er knurrte leise. Ta‘ Vennin war durchaus über­zeugend gewesen. Den Vorschlag einer Zusammenarbeit hatte Cazaal einfach nicht ablehnen können. Natürlich hatte er dem Drachenmenschen nicht alle Details seiner Pläne offenbart. Die standen dem Ziel Ta‘ Vennins schließlich gewissermaßen entgegen.

Aber das war jetzt egal. Ta’ Vennin war tot. Der Anzahl der Elements, die in den Krieg gezogen waren, war selbst der Ardantica nicht gewachsen gewesen. Als ­Resultat daraus mussten Cazaal und sein Volk sich ­wieder zurückziehen, um im Verborgenen zu agieren. Das hatten sie nicht verdient.

Er ballte die Faust, als erneut Wut in ihm aufstieg. Es wurde Zeit, dass sie endlich bekamen, was ihnen zustand! Dann konnten sie diesen mickrigen Menschen zeigen, wo ihr Platz in der Nahrungskette war.

Zum Glück war nicht alles verloren. Sie brauchten nur noch drei verdammte Stücke – und die kleine Rothaarige gab es ja auch noch. Ein verschlagenes Lächeln zog sich über sein Gesicht.

Seit fast fünf Jahrhunderten arbeiteten sie nun schon auf diesen einen Moment hin. Seit fast einhundert ­Jahren schien es, als wäre die Mühe von ­Generationen umsonst und ihre Zeit abgelaufen - und jetzt tauchte eine zweite Ardantica auf. Das konnte nur ein Zeichen sein.

Er würde nicht ruhen, er würde noch härter ar­beiten, intensiver forschen und nie aufhören zu suchen. Er würde es schaffen und derjenige sein, der …

Die Tür wurde aufgerissen und Cazaal fuhr zusammen.

Sein kleiner Bruder stürmte herein, hielt kurz inne, als er das Schwert im Türrahmen bemerkte und hebelte es kurzerhand heraus. Lässig schwang er die Klinge, die die Luft mit einem leisen Sirren zerschnitt.

»Barkzic. Was willst du?« Cazaal riss dem Ange­sprochenen das Schwert aus der Pranke.

»Warum die schlechte Laune? Dafür gibt es doch keinen Grund«, sagte sein Bruder. Seine Stimme war wie immer kratzig und ein wenig zu hoch. Cazaal fand sie irgendwie unangenehm. Außerdem hasste er ­dieses dümmliche Grinsen, das Barkzic so oft zur Schau ­stellte – so wie jetzt. Er wirkte dadurch naiv und ungefährlich.

»Keinen Grund? Du denkst also, es gäbe dafür keinen Grund?«

»Nein. Es fehlen ja nur noch zwei.« Barkzic ­schnap­pte sich ein Stück Kohle, ging zur Karte und begann, einen Stern an einer Stelle im Süden zu malen.

»Nur noch zwei? Was soll das heißen?«

»Dass du einen ganz guten Riecher gehabt hast. Sie haben eins gefunden.«

Barkzic zwinkerte, was durch die schiefstehenden Augen sehr merkwürdig aussah.

Einen Moment lang starrte Cazaal auf die Karte. Meinte er das ernst? Oder scherzte er? Cazaal würde ihm eigenhändig den dicken Hals umdrehen, wenn es so wäre. Doch mit einem Mal schlich sich ein Ausdruck auf das Gesicht seines Bruders, der Cazaal jeden Zweifel an der Wahrheit der Botschaft vergessen ließ. Es war Siegesgewissheit.

Ein dunkles Lachen rollte Cazaals Kehle hinauf und erfüllte den Raum.

»Zwei also noch«, stellte er fest, als er sich wieder ein wenig beruhigt hatte. Mit den gepanzerten Fingern strich er über die alte Karte und den neuen Stern – den sechsten Stern!

»Zwei und eine Kleinigkeit«, murmelte Barkzic. »Sechs von acht plus eins.«

»Sieben von acht«, flüsterte Cazaal.

Er steckte sein Schwert in die Scheide und ­wandte sich zur Tür. Ohne sich noch einmal nach seinem ­Bruder umzusehen oder eine Erklärung abzugeben, verließ er mit schweren Schritten den Raum.

Er hatte eine Idee.

Ardantica

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