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JUNGE MENSCHEN BRAUCHEN VORBILDER
ОглавлениеVON WALDEMAR CIERPINSKI
Carsten Eich war zu seiner Zeit einer der besten Halbmarathonläufer der Welt – leider war diese Distanz nie olympisch. Heute ist sie zwar nicht so populär wie der Marathon, dennoch hat sie eine enorme Beliebtheit, da sich viele Freizeitläufer mit dieser Distanz identifizieren können. Ich denke, dass Carsten auch im Marathon das Potenzial hatte, Zeiten unter 2:10 Stunden zu laufen. Aber der Marathon hat eigene Gesetze, und es muss wirklich alles zusammenpassen – vielleicht hat ihm das perfekte Rennen gefehlt. Im Halbmarathon hatte er seinen größten Auftritt 1993 in Berlin. Erst 2021, also 28 Jahre später, wurde sein damaliger deutscher Rekord von 60:34 Minuten verbessert. Und Carsten hatte damals nicht das Top-Equipment der heutigen Läufer.
Diese Leistung hat mir sehr imponiert. Vor allem aber schätze ich seine bescheidene und ehrliche Art. Er wollte immer mit Leistung überzeugen – nicht mit kessen Sprüchen. Als ich erfahren habe, dass ich für ihn ein Vorbild war, hat mich das mit Freude erfüllt. Einen so talentierten und großartigen Sportsmann zum Laufen motiviert zu haben, ist ein gutes Gefühl. Ich denke, dass junge Menschen generell Vorbilder brauchen. Sportler, die mit hohem Einsatz und großem Willen besondere Leistungen erbringen und somit gleichzeitig Werte vermitteln. Wir brauchen mehr davon.
Carsten und mich haben viele Jahre lang nur wenige Kilometer getrennt. Er wuchs in Leipzig auf, ich lebte in Halle. Beide Städte waren vor der Wende starke Leichtathletikzentren mit großartigen Läufern, die internationale Erfolge feierten. Ich selbst habe enorm von einer leistungsstarken Trainingsgruppe in Halle profitiert. Mit der Wende ergaben sich plötzlich neue Möglichkeiten. Mit dem Laufen ließ sich auf einmal auch Geld verdienen, ich kann jeden verstehen, der diese Chance ergriffen hat. Vielleicht hat Carsten in dieser Zeit eine so starke Trainingsgruppe wie früher in Halle oder Leipzig gefehlt.
Mich hat immer beeindruckt, dass Carsten während seiner Zeit als Topläufer so gut wie nie verletzt war. Und das, obwohl er Trainingsumfänge bestritten hat, wie kaum ein anderer Läufer zu dieser Zeit. Bei mir war das anders: Ich war in meiner Jugendzeit oft verletzt. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, und mir wurde klar, dass ich nicht ausgewogen genug trainiert hatte. Ich habe dann weniger Laufkilometer absolviert als die meisten anderen Marathonläufer. Aber ich habe dafür umso mehr an meiner allgemeinen Athletik gearbeitet. Beim Laufen entstehen große reaktive Kräfte, jeder Schritt ist ein Aufprall, das muss man als Läufer ertragen können – deshalb ist es so wichtig, die Muskeln, Sehnen und Bänder gezielt zu trainieren.
Wenn ich an dieser Stelle allen Lesern dieses Buches noch einen persönlichen Tipp mit auf den Weg geben darf, dann ist das dieser: Allgemeines Athletiktraining ist für Läufer die beste Verletzungsprophylaxe. Und nebenbei werdet ihr auch zu besseren Läufern. Bei mir hat es bis heute sehr gut funktioniert. Ich spiele auch mit über 70 Jahren noch mehrmals in der Woche Fußball, fahre Rad und laufe natürlich – wenn auch längst nicht mehr so viel wie früher.
Alles hat seine Zeit. Carstens Karriere war eine mit vielen Höhen und einigen Tiefen – so ist es meistens im Sport. An seine besten Rennen werden wir uns hoffentlich noch lange erinnern. Und mich persönlich würde es freuen, wenn auch er den einen oder anderen Knirps für den Laufsport begeistert hat.