Читать книгу AugenblickeWortlos - Carsten Nichte - Страница 32

Dienstag, 11. April 2006

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Ernüchterndes Ergebnis: Das es keine neuen Metastasen in anderen Organen gibt, wird uns als Erfolg verkauft. Die Lebermetastasen haben sich vergrößert. Eine hat sich von 2 cm auf 4 cm verdoppelt. Der Tumormarker ist auf 36 gestiegen. Beklemmende Gefühle, Niedergeschlagenheit. Wir unterhalten uns im Restaurant des Krankenhauses bei einem Brötchen über die Bedeutung der Ergebnisse.

Es ist ein elendes Sterben auf Raten, ein langer Abschied. Gut, das ist das normale Leben im Grunde genommen auch, aber der Zeithorizont ist größer. Mit Anfang 40 ist das Ende zu weit weg, um sich darüber Gedanken zu machen. Wir retten uns von Chemo zu Chemo in der Hoffnung auf neue, wirkungsvollere Medikamente, und dass die Krankenkasse diese bezahlt. Wir können nicht einmal aus unserem Korsett ausbrechen und die Dinge tun, die wir „schon immer mal“ tun wollten. Wir neigen dazu, Dinge zu verschieben. Die Normalität hatte uns schon wieder eingeholt. Ich würde es akzeptieren und unterstützen, wenn Claudia uns verlässt, um sich einen letzten Traum zu erfüllen.

Claudia will nicht, dass wir sie vergessen, falls es soweit ist. Das wäre das Schlimmste für sie. Ihr Vater ist für sie eine leere Hülle. Über ihn wurden in der Familie nie viele Worte verloren. Claudia möchte nicht, dass ihr dasselbe passiert. Ich soll glücklich sein, in Zukunft. Ich will nicht, dass sie mich, bzw. uns verlässt. Egoistisch, nicht? Die nächste psychologische Verwerfung. Ich weine im Auto. Wir verlassen Bonn Venusberg mit einem Empfehlungsschreiben von Dr. May an Dr. med. Farroch in Leverkusen.


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