Читать книгу Bis dass der Tod Euch endlich scheidet - Catherine Herriger - Страница 4

... BIS DASS DER TOD
EUCH ENDLICH! SCHEIDET:
EINE EINFÜHRUNG

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»... nachdem er seine Frau mit Fäusten und Fußtritten zusammengeschlagen hatte, setzte er sich vor den Fernsehapparat, um endlich mal in Ruhe das Fußballspiel anzuschauen. Am Ende der Sportschau bemerkte er, daß sie noch immer auf dem Küchenboden lag. Doch jede Hilfe kam zu spät. Sie war infolge innerer Verletzungen verblutet.«

Nein – keine Schauergeschichte und kein Horrorfilm, nur ein Auszug aus einer Gerichtsakte, die das blutige Ende einer 27jährigen ehelichen Beziehung berichtet. Eine Beziehung, die einmal mit dem freudig liebe- und hoffnungsvollen Gelübde begann: »... in guten wie in schlechten Zeiten, bis daß der Tod euch scheidet.«

Was geschah in den letzten 27 Jahren mit diesen zwei Menschen? Der Mann war alles andere als ein Schlägertyp und die Frau keinesfalls ein Ausbund an Bösartigkeit. Sie hatten sich sicherlich einmal geliebt, waren finanziell abgesichert und erfreuten sich bereits an ihrem ersten Enkel. Für die Nachbarn waren sie ein mustergültiges Ehepaar mit einem harmonischen Familienleben. Eine unverständliche Geschichte? Mitnichten. Eine tieftraurige Kette von ersten Mißverständnissen und Reibereien, verschieden gelagerten Interessen, unausgesprochenen Enttäuschungen und daraus folgenden kleinen Racheakten, gegenseitigem Anschweigen und immer stärker werdenden unterdrückten Aggressionen – bis zum schlimmen, unvorhergesehenen Ende. »... bis daß der Tod euch endlich! scheidet.«

Es ist die Geschichte zweier Menschen, die gleich unzähligen anderen eine gemeinsame Beziehung eingingen, ohne eigentlich genau zu wissen, was das überhaupt heißt und beinhaltet. Beide hatten nur das Beispiel der Beziehungen ihrer Eltern, Freunde und Bekannten. Und wie schon bei ihren Eltern, Freunden und Bekannten hielt auch ihre Beziehung nicht, was sie anfänglich versprach: stetige Liebe, ungetrübte Harmonie, unverletztes Vertrauen, leidenschaftliches Begehren und erfüllte Partnerschaft.

Die Vorgeschichte für dieses entsetzliche Ende war erschütternd in seiner Einfachheit und Banalität: Dem Mann und Täter gingen seine Sportberichte über alles. Früher, als Junggeselle, war er aktiver Sportler gewesen und hatte seiner Frau zuliebe damit aufgehört. Sie sei immer äußerst eifersüchtig gewesen. Ständig hätte sie deswegen an ihm »rumgenörgelt« und ihn unter Druck gesetzt. Um des lieben Friedens willen trat er aus seinen Sportvereinen aus und verfolgte stattdessen von zu Hause aus sämtliche Sportberichte, derer er habhaft werden konnte. Meistens hätte sie aber gerade dann mit ihm sprechen wollen und ihn auch sonst am Zuschauen oder Zuhören gehindert, bis es nach vielen, vielen Jahren zu dieser unbeabsichtigten und schrecklichen Kurzschlußhandlung kam.

Totschlag im Affekt!

Der Mann erhielt eine verhältnismäßig kurze Gefängnisstrafe, erholte sich aber nicht mehr ganz von seinem schweren Nervenzusammenbruch, der ihn traf, als er seine Tat realisierte.

Wie sahen wohl diese 27 Jahre Ehe für seine Frau, das Opfer aus? Wir können nur mutmaßen. Der Mann wirkte schweigsam und in sich gekehrt, sie hingegen galt als eher fröhlich und aufgeschlossen. Beide bereits erwachsenen Kinder berichteten, daß der Vater die Mutter oft tagelang mit Schweigen für irgendwas »bestrafte«, bis sie ihn weinend anflehte, doch wieder »gut« zu sein. Es scheint, als sei die Frau jahrelang gegen eine menschliche Barriere ihres Mannes angerannt, immer in der Hoffnung, dahinter verberge sich etwas, was zu ihrem Glück beitragen könnte. Es sieht so aus, als hätte der Mann versucht, ihr mehr Gefühle zu geben – nur war sein »Reservoir« an Sensibilität und Empfindungen wesentlich kleiner als ihr eigenes. Er gab ihr ja »alles«, was er hatte: er opferte ihr »zuliebe« seine sportlichen Aktivitäten. Dann saß er mit ihr zu Hause und es zeigte sich, daß trotzdem von ihm und mit ihm nicht mehr an gefühlsmäßigem Austausch möglich war als bisher. Er blieb verschlossen und wortkarg. Da die Frau dies aber nicht ertragen konnte, fuhr sie damit fort, ihn weiterhin zu drängen und »mehr« von ihm zu fordern. Bis er eines Tages nicht mehr konnte ...

Was hätten die beiden anders, sicherlich besser, machen können? Wie hätten sie ihre gemeinsame Beziehung gestalten können? Man könnte dies jetzt resigniert als müßige Fragen bezeichnen, aber wir können daraus lernen.

Die meisten Menschen wissen genauso wenig wie dieses Ehepaar, was das Wesen einer Paarbeziehung ausmacht, was sie zum »Ticken« bringt und wie sie gefördert und entwickelt^ werden könnte. Dabei braucht jede Tätigkeit eine kürzere oder längere Ausbildung – aber ausgerechnet diese schwierigste aller Lebensformen, das enge Zusammenleben mit einem anderen Menschen, soll einfach so zu bewältigen sein?!

In den meisten Fällen beschränkt sich die Grundlage für eine Paarbeziehung auf folgende Vorsätze:

a) man möchte es genauso machen wie die eigenen Eltern, oder

b) um Himmels willen ganz anders!

Ziemlich knappe Voraussetzungen für ein derartig langfristig geplantes Unternehmen wie eine Zweierbeziehung, nicht?

Machen wir uns also daran, mehr in Erfahrung zu bringen über dieses Unternehmen. Es werden sich neue Aspekte und ungeahnte Zusammenhänge eröffnen, in Zukunft das Unternehmen Paarbeziehung besser und erfolgreicher planen und aufbauen zu können.

Bis dass der Tod Euch endlich scheidet

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