Читать книгу Asche der Vergangenheit - Cathreen Fischer - Страница 7
ОглавлениеKapitel 2
„Ich habe aber keine Lust zur Schule zur gehen!“ Seit Stunden tobte Shana in ihrem Zimmer auf und ab. Mit Engelszungen versuchte Luca sie zu überreden aber vergebens: Sie wollte einfach nicht. Obwohl das nicht ganz stimmte: Sie hatte eigentlich sehr große Lust zur Schule zu gehen, wenn da nicht diese gewaltige Angst gewesen wäre. Die werden mich alle hassen!!!
Auf ihrer alten Schule war Shana alles andere als beliebt. Sie hatte nur eine Freundin, Sophie, und alle anderen auf der Schule ignorierten sie oder redeten nur mit ihr, wenn es wirklich sein musste. Sie hatte Angst, dass es an der neuen Schule dasselbe werden würde. Shana brauchte jemanden, der sie aufbaute und keinen, der sie weiter niedermachte. Ihr Vater war dafür der absolut Falsche. Er strotze nur so vor Selbstbewusstsein und hatte auch noch nie die Probleme, die Shana hatte, bewältigen müssen. Nein, Luca war beliebt, sehr beliebt sogar. Egal wo er war, immer scharrten sich die Menschen um ihn und hingen wie gebannt an seinen Lippen. Wahrscheinlich, weil er ein Casanova ist, so welche haben nie irgendwo Probleme! Mit ihm konnte sie nicht reden. „Hey Shana, Ethan hier. Wenn du in deinem scharfen Outfit nicht zu spät kommen willst, sollten wir jetzt los!“ Ethan ging an das herangrenzende College und Shana war darüber wirklich froh. In den letzten Tagen hatte sie sehr viel Zeit mit ihren Geschwistern verbringen können, naja außer mit Nico, und sie hatte die Jungs in der kurzen Zeit schon ziemlich liebgewonnen. „Ich will aber nicht!“ Unglücklicherweise trafen Ethans Schmeicheleien voll ins Schwarze. „Wieso denn nicht? Du wirst da vergöttert, glaub mir! Schließich bist du eine Sarez und unser Name hat auf der Schule einen wirklich guten Ruf. Außerdem sind die Drillinge auch noch da, sie werden schon nicht zulassen, dass du Ärger bekommst!“ Shana hielt ihren auf und ab Kurs inne. Ethans beruhigenden Worte hatten einen schmerzenden Nerv getroffen. Wehmütig dachte sie an Paul, dessen Schwester ihre Klassenlehrerin war. „Und was, wenn ich genau deswegen ärger bekomme? Wenn meine Brüder mich unterrichten, dann bin ich sozial gesehen tot!“ Ethans Lachen wurde immer lauter. „Dann gibt es doch kein Problem, Kleine. Keiner von denen wird dein Lehrer sein, Dad hat schon darauf geachtet. Als was ist, alle Unklarheiten beseitigt?“ Das ernste in seinem Tonfall gab ihr zusätzliches Vertrauen. Seufzend atmete Shana aus. „Also gut, du hast gewonnen. Ich komme runter!“ Shana gab sich geschlagen. Sie konnte Ethans Argumenten einfach nichts mehr entgegenstellen.
Als Shana und Ethan auf dem Weg zur Schule waren, bemerkte sie erst jetzt, dass fast überall solche prachtvollen Häuser standen. „Sind wir hier im Reichenviertel?“ Für einen kurzen Moment war der Blick ihres Bruders unbezahlbar. So wie sie ihn kennengelernt hatte, war Ethan keineswegs auf den Mund gefallen. „Haha, nicht mal annähernd. Diese Häuser sind schon Ewigkeiten im Besitz der jeweiligen Familien. Hier ist das ganz normal. Weißt du, wenn man viele Familienmitglieder hat, die nicht so schnell sterben, braucht man viel Platz. Die kleinen Häuser sind die Neueren. Meistens hat dann eine Familie mehrere kleine Häuser, um alle unterzukriegen.“ „Klingt logisch.“ Viele Leute brauchen nun mal viel Platz! Shana schämte sich noch immer für ihre Unwissenheit. Es dauerte nicht lange, bis Ethan vor der Schule hielt. „Das ist deine Endhaltestelle: Die Bellison-Bay-High-School. Ich muss noch ein Stückchen weiter, da sind die Parkplätze für Studenten. Schreib mir einfach kurz 'ne SMS, wenn du weißt wann du heute aushast. Bis später, ciao Kleine!“ Seine gute Laune war unglaublich ansteckend. „Bis später!“ rief Shana ihm noch nach, als er mit seinem Auto viel zu schnell davonfuhr.
Die Bellison-Bay sah wie eine gewöhnliche High-School aus. Im Großen und Ganzen unterschied sie sich kaum von der Crowy-High. Das ist dein neuer Anfang, Shana! Nutze ihn! Alles wird gut gehen, hab vertrauen. Mit diesen aufmunternden Worten betrat sie das Schulgebäude. Als sie am Schulleiterbüro ankam hörte Shana hinter sich: „Hey du musst Shana sein. Ich bin Jenna, freut mich dich kennen zu lernen! Der Schulleiter Hudgie hat mich gebeten dich etwas herum zu führen. Er musste sich gerade um ein besonderes Problem kümmern, deswegen lässt er sich entschuldigen.“ Das Mädchen hatte mittellanges blondes Haar, die sie beeindruckend nach hinten gesteckt hatte. In ihren grünen Augen blitzte eine Art Verspieltheit auf, die Shana nicht so recht deuten konnte. Auch ihre Kleidung ließ darauf deuten. Jenna trug einen blauen Hoodie mit der Aufschrift: Keep calm and live your life. Dazu trug sie eine ausgeblichene Jeans, die sich perfekt an ihre Männerraubende Rundungen schmiegte. Ihre Figur war sehr weiblich und feminin, was Shana etwas beneidete. „Ähm hallo, freut mich auch. O-okay, wenn du möchtest.“ Mit so einer offenen Begrüßung hatte sie nicht gerechnet. Auf ihrer alten Schule waren alle Jugendlichen schwer pubertär, wenn man dort ein freundliches Nicken bekam, war das schon an sich viel wert. „Dann komm ich zeige dir erstmal alles. Danach kommen wir wieder her und du bekommst deinen Stundenplan.“ Währenddessen sie sprach, griff Jenna nach Shanas Arm und zog sie mitten in das Getümmel.
Jenna zeigte Shana von den wichtigsten Plätzen bis hin zu den Insiderecken jeden Winkel. Die Sporthalle, das Schwimmbad im Keller, die Toiletten. Ja, sogar Jennas Lieblingsplatz. „Hier verbringe ich immer die Pause mit meinen Freunden!“ Selbstverständlich bewegte sich Jenna auf der atemberaubenden Plattform. „Wow, das ist ja wirklich wunderschön hier!“ Das begehbare Dach war wundervoll gestaltet. Anstatt einfache Gitterzäune an den Rändern anzubringen, zierten Kletterpflanzen das triste Metall. „Cool, was? Wenn du willst kannst du in Zukunft ja mit uns hier essen!“ Shana war überglücklich. Sie wurde so freundlich in Empfang genommen, dass dieser Tag durch nichts und niemanden ruiniert werden könnte. Als die beiden Mädchen wieder am Schulleiterbüro ankamen, schoss gleich die Türe auf. Ein Mann, so ca. Mitte 30, öffnete sie. Er hatte lange, feuerrote Haare, die er offen trug. Seine grünen Augen blitzten nur so vor Freude. „Hallo Shana! Ich bin Adrian Hudgie, dein neuer Schulleiter. Bitte entschuldige die Verzögerung. Möchtest du mit reinkommen?“ Mr. Hudgie wirkte etwas aufgekratzt, irgendwie nicht ganz bei der Sache. „Äh…Ja gerne!“ Erwiderte sie etwas überrumpelt. Nun richtete Hudgie das Wort an Jenna „In Ordnung! Jenna bitte warte hier. Du kannst deine neue Klassenkameradin gleich mit in den Klassenraum nehmen.“ „Aye aye, Mr. Hudgie.“
Scherzhaft salutierte das Mädchen vor ihm, der Schulleiter verdrehte gekünzelt die Augen. Als Shana wieder rauskam, stolperte sie fast über ihre eigenen Füße. „Hoppla nicht so stürmisch. Warte ich nehme dir was ab und dann bringen wir die ganzen Bücher erst einmal zu deinem Spint! Außer dem Englischbuch. Wir haben nämlich jetzt gleich Mrs. Wesseling. Na, komm schon, gib Gas!“ Erneut zog sie Shana hinter sich her, ein Teil der Bücher hatte sie spielerisch in die Seite geklemmt. „Sag mal was habt ihr da eigentlich alles besprochen? Du warst ja eine halbe Ewigkeit da drin.“ Die Mädchen bogen in den gut gefüllten Flur ab. „Es fühlte sich auch wirklich wie eine Ewigkeit an. Mr. Hudgie hat mir das übernatürlichen Schulsystem erklärt. Dann hat er mir noch 'ne Menge Zeug zum Nacharbeiten gegeben und meinen Stundenplan. Oh Mann, ich dachte er hört gar nicht mehr auf zu reden.“ Gerade war sie überglücklich Ethans Überzeugungskünsten erlegen gewesen zu sein. „Haha ja so ist unser lieber Hudgie, eine Quasselstrippe wie sie im Buche steht! Welche Spint Nummer hast du Shana?“ „Ähm… warte… Ich glaube Nummer …“ Shana kramte eines der Papiere hervor, das Mr. Hudgie ihr gegeben hatte. „Es ist Nummer dreizehn!“ Diese Nummer scheint mich wohl zu verfolgen, überall nur diese Pech Zahl! „Super mein Spint ist auch nicht weit weg. Mir gehört Nummer neunzehn!“ Flötete sie. Von dem Moment an wusste Shana, dass sie ihre erste Freundin in der neuen Stadt gefunden hatte.
Die Mädchen betraten den Klassenraum und auf einmal wurde es Mucksmäuschen Still. Alle Augen waren auf Shana gerichtet. Jenna, die ihren Auftrag zufrieden erfüllt hatte, setzte sich ganz selbstverständlich auf ihren Platz, der vorletzte Platz der Fensterfront. Shana blieb vorne wie angewurzelt stehen. „Oh Kinder, das ist Shana Sarez! Sie ist mit ihrem Vater vor kurzem hergezogen. Heute ist ihr erster Tag, also habt etwas Verständnis für sie, wenn sie sich noch an manche Dinge gewöhnen muss.“ Stellte Mrs. Wesseling Shana zum Glück vor. Das Sprechen vor einer Gruppe gehörte nicht zu ihren Stärken. „Shana kommt aus einem Menschendorf, daher sind ihr viele unserer Gebräuche nicht bekannt. Bitte gebt etwas Acht auf sie.“ Mrs. Wesseling war eine kleine, rundliche Dame, die so Mitte vierzig sein musste. Sie hatte ein freundliches Lächeln und eine Brille, die aussah, als hätte sie sie von einem Fasching Laden. „Shana, würdest du dich bitte den anderen Schülern vorstellen?“ Auch wenn ihre Stimme weiterhin freundlich blieb, duldeten ihre Augen nun keine Ausrede. „Ähm, gut.“ Sie holte tief Luft. Die Aufregung ließ ihr Herz bis zum Halse schlagen. „Mein Name ist Shana Sarez, bin siebzehn und komme ursprünglich aus Elden. Ich hoffe wir kommen gut miteinander aus und… ähm… ich glaube das war´s erstmal. Ach ja! Ich bin Steinbock! Und danke, dass ihr mich so freundlich aufnehmt!“ Stotterte sie. „Die Klasse kicherte etwas und hieß sie ebenfalls willkommen. „Shana der Platz hinter Jenna ist noch frei. Du kannst dich dort hinsetzen, wenn du möchtest.“ Ordnete die Lehrerin an. Shana nickte und setzte sich zufrieden auf ihren neuen Platz. In dem Moment drehte sich Jenna kichernd um. „Hihi das war wirklich gut Shana! Du hast Humor das ist spitze! Ich glaube die meisten aus der Klasse mögen dich jetzt schon. Also mich…“
„Jenna Cristal! Darf ich nun mit meinem Unterricht fortfahren?“ Unterbrach Mrs. Wesseling Jenna forsch. „Jap! Sorry Mrs. Wesseling!“ kam wie aus der Pistole. Die Klasse kicherte erneut und Mrs. Wesseling seufzte tief. „Haben sich jetzt alle über Jennas Witz ausgiebig gelacht?“ erwiderte sie halb ernst, halb amüsiert. Es dauerte noch einen Augenblick, bis sich wirklich alle wieder beruhigt hatten. „Gut. Dann können wir ja mit dem Unterricht beginnen.“ Shana konnte sich gar nicht richtig auf den Unterricht konzentrieren, weil sie so sehr über Jennas Worte nachdachte. … Ich glaube die meisten aus der Klasse mögen dich jetzt schon… Sie mögen mich! Ist das zu fassen?! Sie mögen mich!! Okay cool bleiben, Shana. Du darfst deswegen deine Aufregung nicht so zeigen. Sonst denken die noch du bist nicht ganz dicht oder so was. Also: Tief einatmen, tief ausatmen. Du bist cool! Also komm runter! „Shana!“ Jenna riss sie auf einmal aus ihren Gedanken. „Ähm, Ja was ist denn?“ Sie war so in ihren Gedanken vertieft, dass es bereits zur Pause geklingelt hat. „Ich möchte dir Amy vorstellen, sie ist eine meiner besten Freundinnen!“ Jenna war wie ein Donnerschlag: Laut und unüberhörbar. Aber auch Hell und wunderschön. „Hallo Shana, schön dich kennen zu lernen. Ich bin Amy Amicitia. Ich bin auch siebzehn und mein Sternzeichen ist Widder!“ „Hallo Amy, es freut mich auch sehr.“ Ertappt windete sie sich unter ihrem Blick. Amy war ein kleines zierliches Mädchen. Ihre Schüchternheit stand ihr buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie hatte wunderschöne blaue Haare, die etwas länger als schulterlang waren. Die Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden, der auf ihrer rechten Schulter lag. An ihren Ohren blitzen ganz viele kleine Steinchen in verschiedenen Grautönen hervor. Ihre dunklen Augen leuchteten vor Freundlichkeit. „Deine Stecker sind echt cool!“ Shana war sichtlich beeindruckt. „Oh, … ähm danke!“ Unsicher packte Amy sich an ihre Glitzersteine. „Die hat sie alle selbst gemacht! Amy ist wirklich gut darin. Also ich meine Schmuck aus Steinen herzustellen! Mir hat sie auch schon eine Kette gemacht! Sieh mal!“ Jenna holte euphorisch ihre Kette hervor. Es war ein ganz normales Goldkettchen, an dem ein Amulett baumelte. Das Amulett sah aus wie eine lila farbene, erblühte Rose, die man von oben betrachtete. „Wow die ist wirklich schön! Und das hast du wirklich selbst gemacht?“ Amy nickte stolz.
„Das ist ein Sugilith, er ist ziemlich selten. Ich habe ihn durch Zufall bei meinem letzten Urlaub am Edami Vulkan gefunden. Die Sugilithen entstehen in der Nähe von einem Vulkan, dass an ein Meer mündet. Meistens sind sie tief im Ozean, in der Tiefsee, wo die Menschen noch nicht hinkommen.“ Man sah wie ihre Augen zu leuchten begannen. Das Thema scheint ihr wirklich viel zu bedeuten! „Das ist Wahnsinn Amy. Mal ernsthaft, du hast wirklich Talent!“ Bei näherem Betrachten bemerkte man die kleinen Schleifkanten des Steins. „Das sage ich ihr schon die ganze Zeit aber sie hört nicht auf mich!“ Schmollend verschränkte Amy die Arme und die Mädchen fingen an zu lachen. Viel zu schnell war die Pause wieder vorbei. Die nächsten drei Stunden hatten sie bei Mr. Hobkins Geschichte. Shana war immer ziemlich gut in Geschichte aber das war kein normaler Geschichtsunterricht. Es war Elibiakunde. Oder besser gesagt Übersinnlichen-Wesen-Kunde. Jenna erklärte Shana, dass die übernatürlichen Wesen Elibia genannt wurden. Daher Elibiakunde. Leuchtet ein! Ich bin also eine Elibianerin. Oder doch Elibiaa? Ach, wen kümmerts! Ihr Elibialehrer war mit seinem kurzen blauen Haar und der Lederjacke mehr die Art Mann, der gerne mal das ein oder andere Risiko eingeht. Als die drei Stunden vorbei waren, holte Shana schnell ihr Handy raus, um Ethan eine SMS zu schreiben. Sie hatte noch eine Stunde mit Mr. Solomon. Dabei handelte es sich um Elementenkunde. Klingt interessant, dachte sie sich als sie das Handy wegsteckte. Mr. Solomon kam lautlos in den Klassenraum und legte seine große, schwarze Aktentasche auf das Lehrerpult. Mr. Solomon hatte nicht mehr viele Haare und die paar, die er noch hatte, waren vollkommen grau. Seine braunen Augen erkannte man kaum durch seine dicke Brille. Am Ende der Stunde ging Shana mit Jenna und Amy raus. Dabei tratschten die Drei munter drauf los, bis Shana das laute Getöse eines Autos wahrnahm. Es war Ethan mit seinem Sportwagen.
„Hallo Mädels, darf ich euch ein Stückchen mitnehmen?“ Sein Grinsen verriet seine Gedanken ungefiltert. „Vielen Dank Mr. Casanova aber ich steige nicht zu Fremden ins Auto. Vor allem nicht zu einem Typen wie dir!“ Jenna war drauf und dran sich in Rage zu reden, als Shana sie sanft zurückhielt. „Ist schon okay, Ethan ist mein Bruder und abgesehen von seiner Flirtkrankheit echt in Ordnung!“ Ethans Mundwinkel zuckten als Shana an ihm vorbei ging. „Na ihr zwei, soll ich euch irgendwohin mitnehmen? Freunde von meiner Schwester sind auch meine!“ Ethan packte mal wieder sein unwiderstehliches Lächeln aus und schon war es um die Mädchen geschehen. Kichernd nahmen die Mädchen auf der Rückbank Platz. Mit quietschenden Reifen fuhr er an und brachte Amy und Jenna nach Hause. Wie sich herausstellte wohnten sie nur eine Straße von Shana entfernt. Als die beiden alleine im Auto waren, sagte Ethan schließlich: „Und wie war dein erster Tag? War es wirklich so schlimm, wie du befürchtet hast?“ „Nein, im Gegenteil. Alle waren sehr freundlich zu mir. Jenna hat mir die Schule gezeigt und mir danach Amy vorgestellt. Naja, die Schule ist ziemlich groß und ich glaube, wenn ich sie nicht hätte, würde ich mich hilflos verirren. Und an die Unterrichtsfächer muss ich mich auch noch etwas gewöhnen.“ Er lächelte sie wieder mit seinem unwiderstehlichen Lächeln an. „Also doch ein gewöhnlicher Schulwechsel. Ich habe keinen Moment daran gezweifelt, dass du nicht beliebt sein könntest, schließlich bist du meine kleine Schwester! Und das mit den Fächern und der Schule kriegst du schon noch gebacken. In einer Woche sieht das ganze wieder anders aus.“ Ha. Klar. Shana war froh, dass Ethan sie nicht auf der Crowy-High gesehen hatte. Er wäre bestimmt mit jedem, also mit der ganzen Schule, aneinandergeraten, der Shana auch nur annähernd komisch fand. Tja, so ist das halt. Andere Länder, andere Sitten. Obwohl Welten wohl besser passt. Shana fühlte sich wirklich wie in einer anderen Welt. Eine Welt, in der sie endlich sie selbst sein konnte. Eine Welt, in der sie glücklich werden konnte. Eine Welt, in der sie die Chance hatte endlich ihren Platz zu finden.
Beim Abendessen saßen alle gemeinsam im großen Esszimmer und erzählten wie ihr Tag so war. Shana durfte anfangen, da es ja ihr erster Schultag war. Nach dem Essen spielte Shana mit Conlin, Kain und Abel noch ein paar Runden Billard. Irgendwann in der Nacht fiel Shana dann total fertig in ihr Bett und schlief zufrieden ein.
Als Shana am nächsten Morgen in der Schule ankam, warteten Amy und Jenna bereits auf sie. Schnell begrüßten die Mädchen sich, bevor sie in Bewegung setzten. Mit guter Laune gingen die Mädchen zu ihren Spinten, wo Jenna und Amy von einem wirklich heißen Kerl abgepasst wurden. Shana erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf ihn. Er hatte eine wilde blonde Mähne, die im Licht golden leuchtete. Seine stahlblauen Augen sahen milde und freundlich aus. „Guten Morgen. Wie geht’s euch zwei Hübschen denn heute?“ Unverschämt sexy spannte sein Shirt über seine Brust als er sich gegen den Spint lehnte. Die Drei quatschten eine Weile und Shana merkte, wie sie wieder unsichtbar wurde. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Dachtest du echt nur, weil zwei Mädchen nett zu dir sind, dass sich etwas verändert hätte? Gar nichts hat sich verändert! Du bist für Jungs immer noch unsichtbar! Sei lieber dankbar, dass dich überhaupt einer auf der Schule leiden kann! Es könnte viel schlimmer sein! Doch die ernüchternde Wahrheit tat nicht weniger weh als erwartet. Wie ein gebeutelter Hund versteckte sie sich stumm und tat so als würde sie in ihrem Spint nach etwas suchen. Ja, nach mehr Mut! Mit aller Kraft schluckte sie den größer werdenden Kloß herunter. „Und wer ist die Neue dort drüben?“ Hörte Shana den heißen Kerl sagen. „Damon das ist Shana Sarez. Sie ist erst vor ein paar Tagen mit ihrem Dad hergezogen.“ Amy ist ein Schatz! Ein wohliges Gefühl machte sich in ihr breit und vertrieb die sonst allgegenwertige Angst anders zu sein.
In ihrer alten Schule hatte sie recht wenige Erfahrungen mit Jungs oder Freundschaften oder überhaupt irgendetwas Zwischenmenschliches sammeln können. Außer Sophie näherte sich ihr keiner Freiwillig. Rick – der Typ den Shana unabsichtlich ins Jenseits verfrachtet hatte – datete sie auch nur wegen einer kindischen Wette. Er wettete mit seinen Football Kumpels, dass er es schaffen würde sie innerhalb von einer Woche ins Bett zu bekommen. Shana wusste von Ricks eigentlichen Absichten und traf sich trotzdem mit ihm. Der Grund war so einfach wie dämlich: Rick war ein typischer Sportler: Groß, gutaussehend, beliebt. Aber auch wenn das Interesse groß war, war sie trotzdem nicht gewillt gewesen mit ihm zu schlafen. Es war bloß ein hoffnungsloser Versuch meinen Ruf zu verbessern. Ein Versuch der gründlich daneben ging. Tief seufzend blendete sie mal wieder die Gegenwart aus. „Shana, wenn du fertig bist mit… was du da gerade machst, möchte ich dir gerne jemanden vorstellen.“ Hörte sie Jenna hinter sich. Vor lauter Schreck fuhr Shana hoch und stieß sich mit voller Wucht den Kopf. „Au, verdammt!“ Fluchend hielt sich den Kopf und tauchte aus dem Spint auf. Als sie sich umdrehte traute sie ihren Augen kaum. Der heiße Typ von eben stand nun direkt vor ihr. Seine blauen Augen sahen aus der Nähe noch intensiver aus. Wie gebannt stand sie da und wusste nicht so recht, wie sie reagieren sollte. „Damon das ist Shana Sarez, unsere neue Klassenkameradin. Shana das ist Damon Miller. Er ist ein Jahr über uns.“ Amy schien vor ihm ihre Schüchternheit völlig abgelegt zu haben. Vertraut legte sie eine Hand auf seine Schulter und grinste Shana vielsagend an. „Freut mich…ähm…“ Dank Amy konnte sie sich kaum konzentrieren. „Damon. Es freut mich dich kennen zu lernen.“ Beendete er ihren Satz und griff nach ihrer Hand. „Damon.“ Shana schnappte aufgeregt nach Luft und fragte sich gleichzeitig, ob sie sich noch dümmer hätte anstellen können.
Damon lächelte sie verheißungsvoll an. Shana spürte wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. „Keine Sorge du wirst ihm ab heute öfter begegnen. Er ist mit und im Sonderlingenkurs, indem du doch auch bist, oder?“ sagte Jenna schelmisch und zwinkerte ihr zu. „Äh, ja ich glaube schon.“ So langsam ließ der Schmerz in ihrem Kopf nach. „Jenna nenn es nicht den Sonderlingenkurs. Sie meint den Elkadakurs, da wozu wir keine Bücher bekommen haben.“ Erklärte Amy und funkelte ihre Freundin böse an. Jenna wiederrum hob unschuldig die Schultern und verdrehte ihre grünen Augen. „Naja irgendwie hat sie ja recht. Findest du nicht, dass wir alle etwas sonderbar sind?“ Jede Bewegung schien für den Stoff einen Stresstest darzustellen. „Das ist ein Kurs für besonders begabte Elibia. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Alle in dem Kurs sind eigentlich ganz okay.“ „Bis auf unser kleiner Trouble Maker!“ Jenna verzog das Gesicht. Als die Beiden zu kichern begannen, ergriff Amy wieder das Wort. „Gabriel ist auch nett, er ist nur etwas verschlossen. Ich bin mir sicher, er ist gar kein so schlechter Mensch, wie ihr beiden denkt! Er hat sich bis jetzt nur noch keinem geöffnet! Das ist auch kein Wunder, wen ihr so gemein zu ihm seid!“ „Wir?! Gemein?! Er ist doch derjenige, der alles und jeden nervig findet und uns klar und deutlich gemacht hat, dass er seine Ruhe haben will. Und außerdem ist er gefährlich.“ Protestierend verschränkte sie die Arme vor der Brust und legte die Stirn kraus. Damon tat es ihr gleich und nickte ihr zustimmend zu. „Schließlich sagte er, dass er nichts und niemanden braucht! Da sage ich nur: Wen nicht will der hat schon. Außerdem konnte ich seine ignorante Art noch nie leiden!“ Damons Abneigung war nicht zu übersehen. Jeder Muskel seines Körpers schrie förmlich danach. In dem Moment ertönte die Schulglocke. „Ich bin dann mal weg. Wir sehen uns heute Nachmittag zur gewohnten Zeit, bis später Mädels!“ verabschiedete sich Damon und verschwand in der Menschenmenge. „Na kommt ihr Beiden, wir dürfen bei Mr. Hobkins nicht zu spät kommen.“ Amys Drängeln bewirkte, dass selbst Jenna quengelnd hinter ihr her trottete. In der dritten bis zur sechsten Stunde hatten sie Mrs. Adiam. Erst Mathe, dann kam auch noch Biologie. Mrs. Adiam war ein richtiges Monster. Unter den Schülern hatte sie den Spitznamen ‚Drachenlady ’ergattert. So einen Drachen habe ich auch noch nie gesehen. Und dann muss diese Frau ausgerechnet Mathe und Bio unterrichten. Halloo?! MATHE und BIO!! Für Shana konnte der Tag kaum schlimmer werden. Als diese qualvollen vier Stunden mit dem Teufel höchstpersönlich beendet waren, gingen Amy und Jenna schon mal vor aufs Dach. Nach der Horrorshow wollte sie einen Teil der Mittagspause dafür nutzen sich ein wenig die Beine vertreten. Die letzten Stunden hatten ihr echt den Rest gegeben. Etwas frische Luft wird das schon wieder hinkriegen! Shana entschloss sich in einem kleinen Wäldchen auf dem Schulgelände spazieren zu gehen.
Während sie durch den Wald schlenderte, sah sie auf einmal eine Gestalt auf der Wiese liegen, die sich an einem Baum angelehnt hatte. Es war ein sehr attraktiver junger Mann, er trug eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes Hemd. Seine kurzen Haare waren pechschwarz und vom Wind ziemlich zerzaust. Die dunklen Haare und seine dunkle Kleidung, ließ seine Haut noch blasser erscheinen, als sie eigentlich war. Vorsichtig ging Shana auf ihn zu. Ihr Herz schlug so fest, dass sie fürchtete, es spränge ihr noch aus dem Brustkorb. Er ist so atemberaubend schön, die Friedlichkeit in Person! Bei diesem Anblick fühlte sich ihr Herz unbefangen an. Und gleichzeitig überkam sie ein vertrautes Gefühl: Furcht. Irgendetwas an ihm war gefährlich, Shana wusste es, sie spürte es regelrecht. Ihre Instinkte dröhnten in ihren Ohren: Lauf weg! Gefahr! Los, renn! Und dennoch konnte sie sich nicht von ihm abwenden. Es war, als ob er sie magisch anziehen würde und Shana hatte keine Chance, sich dagegen zu wehren. Selbst wenn sie gewollt hätte, sie hätte es nicht gekonnt. Langsam und vorsichtig beugte sich Shana zu dem Unbekannten hinunter und berührte sanft seine Schulter während sie leise flüsterte: „Hallo? Bist du wach? Hallo?“ Als sie seine Hand berührte, erschrak sie fast zu Tode. Der Fremde war eiskalt!! Blitzschnell ließ sich Shana neben ihn auf den Boden fallen und legte ihr Ohr auf seine Brust. Kein Herzschlag… Er hat keinen Puls…Was mache ich nur?!?! Panisch von dem Gedanken vor einer Leiche zu sitzen packte sie den Fremden an den Schultern und schüttelte in so gut sie konnte. Dabei schrie sie den Fremden unentwegt an. „Hallo? Hey Du wach auf! Das ist kein Scherz oder? Wach auf!“ Wie aus dem nichts packte eine Hand ihren Unterarm und schubste sie etwas von sich weg. Dabei ließ er ihren Arm nicht los. Erschrocken richtete sie sich wieder auf und saß dem Fremden genau gegenüber. Er hatte sich inzwischen hingesetzt und schaute Shana mit seinen unglaublichen Augen fassungslos an. Sie war wie gebannt. Er schaute sie mit seinen silbernen Augen an, und es fühlte sich so an als ob er in ihre Seele blicken konnte. Ich habe in meinem Leben noch nie so faszinierende und mystische Augen gesehen… silberne Augen… Plötzlich riss er sie aus ihrer Faszination. „Warum zum Teufel hast du mich geweckt? Wer bist du überhaupt?“ Er sprach leise und ruhig. Seine Stimme war sehr männlich und kalt. Shana spürte die Kälte in seinen Worten klar und deutlich. Sie passte zu seiner kalten Hand. Plötzlich merkte sie, wie es ihr fröstelte. „Es tut mir leid. Du sahst so blass aus also wollte ich nachsehen, ob es dir gut geht. Als ich gemerkt habe wie kalt du bist habe ich Panik bekommen.“ Sie wusste nicht woran das lag aber ihr ganze Körper zitterte wie Espenlaub. War es wegen dieser unerklärlichen Kälte? Oder war es die Angst?
„Und deswegen hast du mich so geschüttelt?“ Er schaute sie immer noch komplett emotionslos an. Von außen sah dieser Typ gelassen aus, doch Shana spürte, dass etwas in ihm wütete. Sie wendete ihren Blick nicht ab auch wenn alles in ihr danach schrie. „Ja, tut mir auch leid. Ich dachte du wärst… Ich meine…“ „Tot?!“ Vollendete er ihren Satz, ein leichtes Zucken umspielte seine Mundwinkel. Shana nickte. Mehr bekam sie nicht heraus. Seine Augen bohrten sich tief in ihr Gedächtnis. Diesen Mann werde ich niemals vergessen…Diese Augen…silberne Augen… Plötzlich spürte sie, wie seine Hand schlagartig die Temperatur wechselte. Die Eiseskälte von zuvor war wie weggebladen, jetzt fühlte sich seine Hand um ihren Unterarm angenehm warm an. Erschrocken starrte sie auf seine Hand. Sofort bemerkte er es und ließ von ihr ab. „Is´nich so wild. Hatte eh keine Lust mehr zu schlafen.“ In diesem Moment stand der Fremde Schönling auf und ließ Shana dort mit sich selbst und ihren Gedanken alleine. Es dauerte den Rest der Pause, bis Shana das Geschehene verstand. Oder zu mindestens so weit verdaut hatte, dass sie sich wieder bewegen konnte.
Auf dem Weg zum Kursraum, schwirrten ihre Gedanken immer noch um diesen seltsamen, fremden Mann. Wo Shana den Kursraum betrat, sah sie bloß drei bekannte Gesichter. Amy saß neben Jenna, die, mal wieder, in der Mitte der Fensterreihe saß. Damon saß mit einem kleineren, braunhaarigen Jungen vor den Beiden. Der Junge hatte riesige Kopfhörer auf und trommelte im Takt auf dem Tisch herum. Damon hatte sich zu Amy und Jenna gedreht. Die Drei waren so in ihrem Gespräch vertieft, dass sie Shana gar nicht wahrgenommen hatten. Im mittleren Gang saßen zwei Mädchen. Die eine hatte blond gelockte Haare und betrachtete ihr Gesicht in ihrem Make-Up Spiegelchen. Das andere Mädchen saß direkt neben Ihr. Sie hatte ihre feuerroten Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und schaute sich auf ihrem Handy irgendwelche lustigen Videos an. Vor ihr saßen ebenfalls zwei Jungs, die sich über irgendeine rauschende Partynacht unterhielten. Sie hatten beide einen Irokesenschnitt und hatten ihr dunkles Haar zu einer Spitze gegeelt. Hinter Amy saß ein sehr junges Mädchen mit schneeweißem Haar. Es war schulterlang und ihren Pony hatte sie mit einer Spange an der Seite befestigt. Sie schien trotz diesem Krach seelenruhig zu schlafen. In dem Moment bemerkte Jenna Shanas Anwesenheit und brüllte quer durch den Raum. „Hey Shana, hier drüben sind wir. Komm hier ist noch ein Platz frei!“ Shana setze sich neben das schlafende Mädchen. Es kam ihr seltsam vor nur so wenige Schüler in diesem Kurs sitzen zu sehen. „Sind das alle in dem Kurs? Und wo ist unser Lehrer?“ „Viel wichtiger ist, wo du in der Mittagspause warst! Wir haben uns echt gewundert, dass du nicht nachgekommen bist. Hast du uns nicht gefunden oder hattest du keine Lust auf uns?“ Jenna verzog das Gesicht und verschränkte die Arme. „Tut mir wirklich leid. Als ich spazieren gegangen bin, war da so ein Typ, lag total leblos auf dem Boden. Ich habe die ganze Zeit versucht ihn aufzuwecken und als er dann wach war stand er einfach auf und ging. Und schon wars das mit der Pause.“ „Ich kann mir denken, wer das war…“ murmelte Damon und sein Gesicht verhärtete sich. „Also um zu seiner Frage zurück zu kommen. Unser Kurs ist fast komplett. Die beiden Jungs heißen Rob und Tobi. Die da drüben sind Elliot und Charlotte. Der Trommelking vor Amy ist Chris und Dornröschen neben dir ist Laura. Also eigentlich fehlt nur noch…“
Genau in diesem Moment betrat der Fremde, den Shana eben traf, den Raum. Ihre Blicke trafen einander und keiner der beiden wandte seinen Blick ab. „Wenn man von Teufel spricht!“ Damon verzog hasserfüllt das Gesicht. Auf einmal starrte Gabriel Damon mit einem eisigen Blick an. „Hast du mir was zu sagen, Wunderkind?“ Gabriels Blick verhärtete sich und auch Damon wurde ernster. „Nichts was du nicht eh schon weißt.“ Mit einem letzten abfälligen Blick musterte Gabriel seinen Widersacher. Dann wandte er sich ab und setze sich an den hintersten Platz der ganzen Klasse. Kurz darauf stürmte Mr. Hudgie in den Klassenraum. „Ah, willkommen meine Schüler! Es freut mich, dass wir vollständig sind! Und Gabriel du bist ja auch mal da, womit haben wir das denn verdient?“ Wie bei ihrer ersten Begegnung war der Schulleiter optisch etwas durch den Wind. Gabriel würdigte Mr. Hudgie keines Blickes und eine unangenehme Pause entstand. „Naja wie auch immer. Herzlich willkommen zu Ihrem Elkadakurs! Da Mr. Limp die Schule aus gesundheitlichen Gründen schweren Herzens verlassen musste, bin ich nun Ihr neuer Lehrer. Wie sie alle schon wissen ist mein Name Mr. Hudgie.“ „Schweren Herzens? Limpi ist doch schreiend aus der Schule gerannt, weil er nicht mit uns klarkam! Son Nervenzusammenbruch ist schon was Feines!“ Das Mädchen wedelte abwertend mit den Händen. „Tja es kann halt nicht jeder mit uns mithalten. So ist das Leben: Die Starken leben, die Schwachen sterben!“ Ihr Grinsen wurde immer breiter, als die Zwillinge vor ihr zu Jubeln anfingen. „Elliot, etwas mehr Disziplin, wenn ich bitten darf! Wie dem auch sei. Von nun an weht hier ein anderer Wind, meine Lieben!“ Mr. Hudgies Gesichtszüge wurden hart. „Ich möchte, dass sich jeder vor dem Kurs einmal vorstellt. Name, Alter, Wesensart und in welche Klasse ihr geht. Elliot Sie haben die Ehre!“ Mürrisch stand Elliot auf und ließ ihre Augen durch den Raum schweifen. „Für die, die mich noch nicht kennen: Elliot Valkyrie, 16 Jahre alt, und wie mein Name schon verrät, eine Walküren Dämonin. Klasse 3-C.“ Rasselte sie entnervt herunter und setzte sich wieder auf ihren Platz. Zur gleichen Zeit stand ihre Nachbarin auf und begann erstmal ihre Haare zu richten. „Guten Tag. Mein Name ist Charlotte Kingsley, ich bin 17 Jahre jung und gehe in dieselbe Klasse wie Elliot. Wie man unscharf erkennen kann, bin ich eine Nymphe. Bei Interesse könnt ihr mich gerne nach meiner Handynummer fragen.“ Charlottes Blick traf Damon, der gelangweilt die Augen verdrehte. „Hey Ho. Wir sind Rob und Tobi Warren und sind im 2. Jahr, Klasse 2-A! 16 Jahre und die stolzesten Nekromanten unter der Sonne!“ Die Beiden wechselten sich mit dem Sprechen so schnell ab, dass Shana keinen Unterschied erkennen konnte. Als sie wieder an ihrem Platz saßen, fingen sie wie kleine Schulmädchen an zu Kichern. „Gabriel, jetzt bist du dran.“ Shana fiel auf, dass Mr. Hudgie Gabriel nicht wie die anderen siezte und fragte sich was wohl der Grund sei. Ob sie miteinander verwandt sind? Gabriel stand auf und ersuchte Shanas Blick.
Wie gefesselt wartete sie auf seine Worte, ihr Puls spielte seinen eigenen Rhythmus. Lässig steckte er seine Hände in die Hosentasche, ließ jedoch keine Sekunde von ihr ab. „Gabriel di Lusatis. 19 Jahre alt. Klasse 4-B, Pureblood.“ Und schon saß er wieder auf seinem Platz. Als hätte sie Shanas Verwirrung bemerkt, drehte sich Amy zu ihr um. „Das heißt, dass er ein Vampir ist.“ Ein Vampir?!? Habe ich deswegen keinen Puls spüren können? Shana schaute immer noch verblüfft in Gabriels Richtung, bis Damon anfing zu sprechen. „Hey ich bin Damon Miller. Ich bin ebenfalls 19 und gehe auch in die 4-B. Ich bin ein Engel.“ Shana musste lächeln. Das passt zu ihm. Er ist so… Gut! Nachdem Damon Chris sachte angestupst hatte, stand er auf und stellte sich vor. „Jo, ich bin Chris Sonus, 17 Jahre und werde irgendwann mal Rapper!“ Die ganze Klasse lachte auf und Mr. Hudgie warf Chris einen bösen Blick zu. „War nurn Scherz! Ich geh in die 3-A und bin ein Gestaltenwandler!“ „Jetzt bin wohl ich dran. Mein Name ist Jenna Crystal! Ich bin 17 Jahre alt und gehe in die 3-B. Uund? Ich bin eine Hexe!“ Jenna quiekte zufrieden, als sie sich wieder setzte. „Also mein Name ist Amy Amicitia und bin 18 Jahre alt. Ich gehe auch in die 3-B und bin ein Naturgeist.“ Auch hier schien Amys natürliche Schüchternheit wie weggeblasen zu sein. Laura, die gerade noch im Tiefschlaf war, stand wie von Zauberhand auf. „Ich bin Laura Solomon und bin 15 Jahre alt. Meine Klasse ist die 1-C. Ich bin ein Reeker.“ Gähnend setze sie sich wieder hin und träumte weiter vor sich hin. Jetzt war Shana dran.
Eilig sprang sie auf, bevor ihr der Mut wieder abhandenkam. „Hallo mein Name ist Shana Sarez. Ich bin 17 Jahre alt und gehe in die 3-B. Und ich bin…ähm…“ Was bin ich eigentlich? Ein Halbdämon, ja. Aber was für einer? Das sind alles Dämonen und sie wissen was sie sind… Ah ich hab’s! „Ein Feuerteufel!“ Shana war mehr als erleichtert, endlich eine Antwort gefunden zu haben. Jedoch hielt ihre Freude nicht lange an, denn auf einmal fing fast die ganze Klasse an lauthals zu lachen. „Ein Feuerteufel? Du hast wohl zu viel Sience-Fiction geguckt!“ Lachend hielt sich Elliot den Bauch. „Du bist wohl nicht die Hellste, was?“ Grölten die Zwillinge. Doch das Schlimmste kam noch. Mit einer anmutigen Geste wisch sich Charlotte die Tränen aus den Augen und hob ihre pipsige Stimme, um wirklich alle zu übertönen. „Kann es sein, dass du keine Ahnung hast, was du eigentlich bist? Ich muss schon sagen, das ist ziemlich erbärmlich. Wie bist du bloß in diesen Kurs geraten, wenn du noch nicht mal den Hauch einer Ahnung hast? Eine Versagerin, wie sie im Buche steht! Nun sag schon, was bist du? Oder weißt du es wirklich nicht?!“
Das saß! Shana schaute ungläubig in Charlottes Richtung, die sich mit Elliot köstlich amüsierte. „Na, was ist?“ Wie zu erwarten streute Elliot noch mehr Salz in die Wunde. „Ehrlich gesagt weiß ich wirklich nicht was ich bin.“ Shana war ziemlich kleinlaut und fühlte sich elend. Charlotte hatte voll ins Schwarze getroffen. Sie wusste wirklich nicht WAS sie war. Oder wer sie war. Ratlos und mutlos setzte sie sich hin. Shana merkte wie Damon, Jenna und Amy sie verteidigten und die Diskussion ist einen Streit ausartete. In dem Moment brüllte Mr. Hudgie quer durch den Raum, seine unscheinbare Faust traf krachend das Lehrerpult. „RUHE! Nun ist aber gut hier! Shanas Eltern hielten es für angebracht, ihr erstmal das menschliche Leben zu zeigen. Und Charlotte, es gibt einen triftigen Grund, warum Shana sich in diesem Kurs befindet, der dich nichts angeht! Und ich möchte nichts Derartiges mehr zu Ohren bekommen, verstanden?“ Sein Blick allein hätte die Eiszeit herbeirufen können, da war sie sich sicher. Als seine Augen nun sie ins Visier nahmen, war nichts mehr davon zu sehen. „Was dich betrifft Shana, es ist überhaupt nichts Verwerfliches seine Kräfte noch nicht zu kennen. Du bist gewillt sie zu entdecken und zu kontrollieren, sonst wärst du nicht hier. Keine Sorge! Gabriel und du ihr werdet euch gegenseitig helfen eure Kräfte vollständig zu erwecken, du wirst sehen. Es dauert nicht mehr lange, dann weißt auch du wohin du gehörst!“ Shana war erleichtert und eingeschüchtert zu gleich. Gabriel warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Ich soll mit Gabriel arbeiten? Ob das gut geht… „Warum Gabriel? Ich kann das genauso gut machen! Ich bin genau so weit wie er!“ „Du bist auf einem ganz anderen Level wie sie, Damon. Und außerdem wird es Gabriel guttun. Er muss noch viel über soziale Kontakte lernen und das ist die ideale Möglichkeit dazu!“ Mr. Hudgies Worte waren in keinster Weise anklagend. „Aber…“ „Keine Wiederrede!“ Schnitt er Damon das Wort ab. „Mein Entschluss steht fest. Shana und Gabriel arbeiten nach der Schule solange zusammen, bis die Kräfte erwacht sind, Basta!“ Mit dem Schlusswort erklang die Glocke. Die Stunde war vorbei. Shana wunderte sich wie schnell die Zeit verging. Gabriel ging wutentbrannt als erster aus dem Klassenraum und knallte die Türe mit voller Wucht zu, dass sie mit einem lauten krachen aus den Angeln fiel.