Читать книгу Die Braut der Bestie - Cathy McAllister - Страница 5

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Kapitel 1

Gisela starrte aus dem Fenster in den Burghof hinab. Dort hatten sich riesige Pfützen gebildet und jeder, der den Hof trockenen Fußes überqueren wollte, musste unweigerlich einen Slalom laufen. Seit sie hier auf Burg Trugstein angekommen war, hatte es ohne Unterlass geregnet. Es war, als wollte das Wetter sich mit aller Macht der Trostlosigkeit ihrer Lage anpassen. Sie war nicht freiwillig hier. Sie war kein Gast, auch wenn man sie so nannte. Doch eigentlich war sie eine Gefangene. Morgen würde sie mit der Bestie von Trugstein vor den Traualtar treten. Auf allerhöchsten Befehl. König Ludwig selbst hatte diese Ehe für sie arrangiert, nachdem ihr Bruder Fulk nicht von den Wikingern zurückgekehrt war und sie damit allein und ohne männlichen Schutz dastand. Wäre sie ein Mann gewesen, wäre sie jetzt Graf von Rabenfeld. Doch wie die Dinge standen, war sie eine Frau und konnte den Titel ihres für Tod erklärten Bruders nicht übernehmen. Alles würde an ihren Gatten fallen. Alberic von Trugstein, oder besser bekannt als die Bestie von Trugstein.

Würde Gisela nicht das ewige Höllenfeuer fürchten, dann hätte sie sich einfach aus dem Fenster in den Tod fallen lassen. Die Versuchung war groß. Was war schlimmer? Ein Leben an der Seite eines Monsters? Oder das Fegefeuer? Tränen rannen über ihre blassen Wangen, doch sie hielt ihren Kopf aufrecht, die schmalen Schultern gestrafft.

Ihr Blick fiel auf die eindrucksvolle Gestalt eines Mannes, der über den Burghof schritt. Sein Gesicht lag im Schatten, doch sie wusste, wer er war. Seine riesige Erscheinung war unverkennbar. Er kam offenbar vom Kampftraining. Das lange Haar stand wirr von seinem Kopf. Haar, das so schwarz war, wie seine Seele. Manche flüsterten hinter vorgehaltener Hand, dass er seine Seele an den Teufel verkauft hätte. Er war ein Mann, der überall gefürchtet war. Ruchlos, grausam, ein Barbar, nicht besser, als diese wilden Nordmänner, die ihren Bruder auf dem Gewissen hatten.

Oh, warum hatte alles so kommen müssen? Ylfa, die Wikingerin, die Rabenfeld mit ihren Männern überfallen hatte, war ihr eine gute Freundin geworden. Der Angriff war von ihrem Bruder Fulk und seinen Männern erfolgreich abgewehrt und Ylfa, sowie drei ihrer Männer waren gefangen genommen worden. Erst wusste niemand, dass der Anführer der wilden Horde kein Bursche, sondern eine Frau war. Ylfa hatte ihre langen blonden Haare unter einem Wolfsfell verborgen gehabt und ihr Gesicht mit Ruß beschmiert, doch Gisela hatte ihre Tarnung recht schnell durchschaut. Als auch ihr Bruder hinter das Geheimnis seines Gefangenen gekommen war, hatte er die Wikingerin zu seiner Leibeigenen gemacht. Zwischen ihnen war eine starke Liebe entbrannt und Fulk hätte Ylfa wohl geheiratet, wenn nicht der König bestimmt hätte, dass entweder ihr Bruder die Schwester von Alberic, Jungfer Genovefa, heirate oder Gisela sich mit Alberic selbst vermählte. Um seiner Schwester diese Ehe zu ersparen, hatte er schweren Herzen Ylfa zu ihrem Vater zurück geschickt. Doch Ylfa musste ihren Vater unterwegs verpasst haben, denn wenig später tauchte Erik Olafsson, Jarl von Kalhar, auf der Festung auf und nach einem Zweikampf mit Fulk schleppte der Wikinger ihren Bruder davon. Seitdem hatte sie ihn nicht wieder gesehen. Es waren Monate vergangen. Der Winter war in Frühling übergegangen und von Fulk kein Lebenszeichen. Ungeduldig und nicht Willens, noch länger zu warten, hatte König Ludwig beschlossen, dass sie Alberic heiraten musste.

Die Tür öffnete sich, doch Gisela wandte sich nicht um. Sie starrte immer noch auf ihren zukünftigen Gatten hinab. Er diskutierte mit ein paar Männern, warf plötzlich den Kopf in den Nacken und lachte lauthals.

Dieser Bastard hat gut lachen, dachte Gisela grimmig.

„Jungfer Gisela. Die Schneiderin ist da“, erklang die Stimme eines der Dienstmädchen.

Seufzend wandte Gisela sich um.

„Nun gut. Schick sie herein“, sagte sie ohne Emotionen.

Die Schneiderin, eine altjüngferlich wirkende Frau Mitte zwanzig mit plumper Figur und dem Gesicht eines Frettchen, trat mit ihren zwei Helferinnen ins Zimmer.

„Jungfer Gisela, das Kleid für dich ist so gut wie fertig. Wenn du es noch einmal anprobieren willst, damit ich die letzten Änderungen vornehmen kann“, sagte das Frettchengesicht.

Ergeben ließ Gisela die Anprobe über sich ergehen. Sie hatte ohnehin keine andere Wahl. Eigentlich hatte sie gehofft, im Sommer ihre Jugendliebe Brice zu heiraten, jedoch hatte sich diese Hoffnung hiermit zerstreut. Stattdessen würde sie ein Leben an der Seite eines Mannes verbringen, der für seine schwarze Seele berüchtigt war. Wenn sie überhaupt lange überleben würde. Alberics erste Frau hatte sich nach nur einem halben Jahr Ehe das Leben genommen. Man erzählte sich, sie habe Alberics Grausamkeit nicht länger ertragen können. Gisela lief ein Schauer über den Rücken, wenn sie an die arme Frau dachte. Und bald würde Gisela vielleicht dasselbe Schicksal erleiden.

Die Schneiderin hatte hier und dort noch etwas abgesteckt und nickte nun zufrieden.

„Sehr schön, Herrin. Du wirst eine wunderschöne Braut sein für unseren Herrn.“

Gisela schwieg. Was sollte sie darauf schon antworten? Sie ließ sich aus dem Brautkleid helfen und wechselte in ihr weißes Untergewand mit dem bordeauxfarbenen Übergewand. Die Farbe stand ihr am besten. Es passte zu ihrem schwarzen Haar und dem hellen Teint. In dem beigefarbenen Hochzeitskleid kam sie sich so farblos vor. Obwohl sie zugeben musste, dass sie darin irgendwie ätherisch aussah. Sicher ein interessanter Kontrast zu Alberics dunkler Vitalität. Barbarisch oder nicht. Ihr zukünftiger Gemahl war ein gutaussehender Teufel.

Mit einem Seufzer wanderte sie zum Fenster zurück. Alberic war mittlerweile verschwunden. Jäger kamen durch das Tor geritten. Sie hatten ein Dutzend Fasanen und einen Rehbock geschossen. Offenbar für das morgendliche Bankett. Es erinnerte sie an die schicksalhafte Nacht, als ihr Bruder Fulk und Brice, sein bester Freund, nach erfolgreicher Jagd ein kleines Bankett abgehalten hatten. Es war jene Nacht, in der die Wikinger ihre Festung angegriffen hatten. So sehr sie Ylfa mochte, so hatte das Unglück mit ihrem Angriff seinen Lauf genommen. Nein! Das war nicht fair von ihr, so zu denken. Ylfa und Fulk liebten sich. Es war nicht ihre Schuld, dass der König alles durcheinander gebracht hatte. Hätte König Ludwig nicht auf die Ehe mit Genovefa bestanden, hätte Fulk Ylfa nicht weggesandt und dann wäre das Zusammentreffen mit Ylfas Vater ganz anders verlaufen. Gisela seufzte erneut. Sie fühlte sich rastlos. Wenn sie doch nur mit ihrer Stute über die Wiesen galoppieren könnte, doch es war ihr nicht gestattet, die Festung zu verlassen. In der Festung herumzulaufen traute sie sich nicht, aus Angst, ihrem zukünftigen Gatten in die Arme zu laufen. Also schnappte sie sich ihre Stickarbeit und setzte sich in einen Sessel. Vielleicht würde die Handarbeit ihr helfen, an etwas anderes als die bevorstehende Hochzeit zu denken.

***

Alberic hatte die Füße auf einen Schemel gelegt und lauschte der Musik. Seine Freunde saßen mit ihm am Tisch in der großen Halle und lachten über zotige Sprüche, die sie vom Besten gaben. Es war eine Menge Ale geflossen und die Stimmung war ausgelassen. Eine Magd mit prallem Hintern und vollen Brüsten stellte einen neuen Krug vor ihm hin. Alberic ergriff die Magd bei den Hüften und zog sie auf seinen Schoß.

„Nicht doch, mein Herr“, rief die Magd und kicherte, als er ihren Hals mit Küssen bedeckte.

„Spiel nicht die holde Jungfrau, Betty“, knurrte er und griff in ihren Ausschnitt.

„Hey Alberic. Lass noch was übrig von der Kleinen. Deine Freunde sind einsam“, rief Ruben, sein bester Mann.

„Wo sind die anderen Mädchen?“, fragte Alberic eine vorbeilaufende Magd. „Wir könnten hier noch ein paar gebrauchen.“

„Ich werde mich darum kümmern, Herr“, versprach die Magd und eilte davon.

„Auf den besten Gastgeber und zukünftigen Bräutigam!“, rief Tassilo, Alberics Hauptmann und bester Freund, und erhob seinen Krug.

Die anderen Männer stimmten mit ein und sie tranken in langen Zügen, ehe sie die Krüge polternd auf dem Tisch wieder abstellten.

Alberic hatte schon deutlich mehr als einen Krug zu viel, doch das war ihm egal. Morgen sollte er dieses farblose Kind heiraten. Sie war gerade erst sechzehn. Was sollte er mit so einem Mädchen anfangen? Er bevorzugte reifere Frauen, die wussten, wie sie einen Mann zufriedenstellen konnten. Und vor allem solche, die bereit waren, seine ungewöhnlichen Gelüste zu befriedigen.

Es war nicht seine Idee gewesen wieder zu heiraten. Doch wer stellte sich schon gegen seinen König? Würde er eben dieses Kind heiraten und sie zurück auf ihre Festung schicken. Dann konnte er wieder machen, was er wollte. Und bis dahin würde er sich hier noch ein wenig amüsieren.

***

Gisela konnte nicht schlafen. Sie warf sich eine Weile unruhig auf dem Lager hin und her, dann gab sie es auf und schwang die Beine aus dem Bett. Sie würde sehen, ob sie in der Küche einen Becher Milch bekommen konnte. Sicher schlief schon alles. Sie nahm ihren Umhang und legte ihn über, dann verließ sie ihr Zimmer.

Auf dem Gang hallten ihr Gelächter und Musik entgegen. Offenbar hatte sie sich getäuscht in der Annahme, dass alle schon schlafen würden. Sie wollte schon wieder in ihr Zimmer zurückgehen, als sie doch die Neugier packte. Leise schlich sie den Gang entlang bis zur Treppe, die in die Halle hinabführte. Sie hielt den Atem an. Das Bild das sich ihr bot, war ungeheuerlich. Ihr Zukünftiger saß dort unten mit seinen Freunden und feierte eine Orgie. Jeder Mann, ihr Zukünftiger eingeschlossen, hatte eine halbnackte Magd auf den Knien. Sie lachten und erzählten sich schmutzige Geschichten, dazu floss der Alkohol offensichtlich in Strömen. Es war widerwärtig. Empört wandte sie sich um, doch sie stolperte in ihre Hast und warf einen Eimer um, der achtlos mitten im Weg stehengelassen worden war. Das laute Geräusch des scheppernden Eimers sorgte für plötzlich Stille in der Halle. Gisela rappelte sich unbeholfen auf und ihr Blick glitt zurück zur Halle. Alle Augen waren auf sie gerichtet und auch ihr zukünftiger Gatte starrte sie direkt an. Dann verzog sich sein Gesicht zu einem Grinsen.

„Ah. Meine Zukünftige. Willst du dich ein wenig mit uns vergnügen, meine Liebe?“, rief er und seine Freunde und die Mägde lachten.

Gisela errötete aus Scham und Wut. Sie ergriff ihren Mantel, zog ihn fester um ihre Gestalt, dann wandte sie sich ab und floh zurück in ihr Zimmer. Das laute Gelächter aus der Halle verfolgte sie. Mit klopfendem Herzen rannte sie durch den Flur bis zu ihrem Gemach. Panisch riss sie die Tür auf und floh hinein, die Tür hastig hinter sich verriegelnd.

„Gütiger Gott“, stieß sie ungläubig aus.

Was sie da eben zu sehen bekommen hatte, war unfassbar. Nie hatte es im Haus ihres Bruders ein solches Gelage gegeben. Besäufnisse – ja. Doch Orgien? Dieser Mann war noch schlimmer, als sie gedacht hatte. Und das am Abend vor ihrer Vermählung. Mit Grauen wurde ihr bewusst, was ihr Zukünftiger von ihr erwarten würde. Nicht nur in ihrer Hochzeitsnacht. Immer, wenn ihm der Sinn danach stand. Sie würde sein Eigentum sein. Dass eine Frau ihrem Gatten die ehelichen Rechte verweigerte war undenkbar.

Sie schlug die Hand vor den Mund und setzte sich zittrig auf ihr Bett. Kein Wunder, dass seine erste Frau sich das Leben genommen hatte. Wer weiß, was diese arme Frau mit der Bestie alles zu erleiden gehabt hatte. Sie hatte gehört, dass manch ein Mann seine Frau sogar an seine Freunde weiterreichte. Würde sie all diesen Männern, die dort unten in der Halle feierten, vorgeworfen werden? Wenn doch nur ihr Bruder nicht darauf bestanden hätte, dass sie mit dem Heiraten noch wartete, dann wäre sie schon mit Brice verheiratet und müsste nun nicht diesen Teufel zum Gatten nehmen.

Wie ungerecht war das Leben? Als Frau hatte sie keinerlei Rechte. Erst war sie ihren Eltern unterstellt gewesen, dann ihrem Bruder und nun würde ihr Gemahl über sie verfügen. Während ihre Eltern und ihr Bruder sich noch liebevoll um sie gekümmert hatten, würde das Leben an der Seite der Bestie ihr sicher nichts Gutes mehr bereithalten. Gisela schlüpfte zitternd unter die Decken und rollte sich zusammen. Der Schlaf wollte sich nun erst recht nicht mehr einstellen und es war bereits kurz vor dem Morgengrauen, als sie endlich erschöpft einschlief.

Die Zeremonie war an Gisela vorbeigezogen wie ein schlechter Traum. Angst und Verzweiflung hatte ihr Herz fest im Griff. Ihr war so übel, dass sie von dem üppigen Festmahl keinen Bissen zu sich nahm. Das Ale, das sie getrunken hatte, ließ ihren Kopf schwirren. Stumm und starr saß sie auf ihrem Stuhl und versuchte, nicht an die bevorstehende Hochzeitsnacht zu denken. Was ihr nicht gelingen wollte.

Ihr Gemahl schien sich prächtig zu amüsieren. Der Geräuschpegel in der Halle war mittlerweile ohrenbetäubend. Die wenigen anwesenden Frauen hatten sich zurückgezogen, seitdem die Feierlichkeiten aufgrund des Alkohols langsam aus der Hand geraten waren. Gräfin Elenor und Jungfer Genovefa hatten nur der Zeremonie beigewohnt und hatten sich dann in ihre Gemächer begeben. Es war offensichtlich, dass diese beiden Frauen nicht auf ihrer Seite standen. Auch der alte Graf, Alberics Vater, hatte sich schon vor Stunden verabschiedet. Seine Gesundheit schien nicht die beste zu sein. Nur von Gisela wurde erwartet, dass sie an der Seite ihres Gatten blieb, bis er es für richtig hielt, sich zurückzuziehen.

Plötzlich erhob sich ihr Gatte neben ihr und ergriff sie am Arm, um sie in die Höhe zu ziehen. Mit klopfendem Herzen stand sie neben ihm, sich seiner großen Hand um ihren Arm überdeutlich bewusst. Dieser Mann war wirklich beängstigend groß. Gisela reichte ihm nicht einmal bis zum Kinn.

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich mich mit meiner Braut zurückziehe“, verkündete er. „Feiert ruhig weiter, meine Freunde. Lasst es euch gut ergehen.“

Beifall und zotige Sprüche erklangen, die Gisela erröten ließen. Alberic zog sie mit sich und ihr blieb nichts anderes übrig, als hinter ihm her zu stolpern. Vor einer Tür, von der sie wusste, dass sie in seine Gemächer führte, blieben sie stehen und er drehte sich zu ihr um, sie aus zusammengekniffenen Augen musternd. Gisela fühlte, wie ihr die Knie weich wurden und ihr Herz schlug ihr förmlich bis zum Hals. Tränen traten in ihre Augen und sie hätte sich am liebsten von ihm losgerissen, um den Gang entlang zu ihrem eigenen Gemach zu fliehen.

„Bringen wir es hinter uns“, murmelte er und öffnete die Tür, um sie hinein zu schieben.

Sie durchquerten den Raum bis sie direkt vor dem riesigen Bett standen. Die Angst vor dem Kommenden schnürte Gisela förmlich die Kehle zu.

„Bitte“, flüsterte sie hilflos.

„Leg dich hin“, ordnete er ruhig an und ging zu einer Truhe, um etwas herauszuholen. Als er sich wieder zu ihr umdrehte, stand sie noch immer wie angewurzelt, wo er sie zurückgelassen hatte. Er runzelte die Stirn. „Leg dich hin, sagte ich.“

Zitternd tat sie, was er ihr gesagt hatte und sie legte sich ganz an den hinteren Rand, so weit wie möglich von diesem Ungeheuer entfernt. Er trat näher und sie starrte auf das kleine Ding, das er in der Hand trug.

„Was ... was ist das?“, fragte sie ängstlich.

„Schweineblut“, erklärte er und stieg zu ihr aufs Bett.

Gisela starrte ihn verwirrt an.

„Sch-schweine-bblut?“ Wollte er etwas irgendein heidnisches Ritual mit ihr durchführen? Sie konnte ihm wohl zutrauen, mit den Dämonen der Hölle in Kontakt zu stehen.

Er schaute sie mit einem seltsamen Blick an, den Gisela nicht deuten konnte und seufzte.

„Komm Mädchen, bringen wir es hinter uns.“

Alberic öffnete die Blase mit dem Blut und ergoss es über das Laken neben ihr. Dann hob er ihre Röcke an und schmierte etwas von dem Blut zwischen ihre Beine. Seine Berührung an einer so intimen Stelle löste ein seltsames Prickeln in ihrem Bauch aus. Als er plötzlich an ihrem Oberteil zerrte, dass ein klaffender Riss entstand, schrie sie erschrocken auf. Dann wischte er seine Hände vorsichtig an einem Tuch ab und griff in ihre Haare, um sie durcheinander zu bringen.

„Was ... was machst du?“, fragte Gisela verwirrt.

„Die Leute erwarten, dass ich meinen ehelichen Pflichten nachkomme“, erklärte Alberic. „Wenn du dieses Zimmer so sauber und adrett verlässt, wie du hineingekommen bist, dann wird niemand glauben, dass wir es wirklich getan haben. Außerdem brauchen wir einen Beweis, dass du deine Jungfräulichkeit verloren hast, deswegen das Blut. Wir warten eine angemessene Zeit, dann kehrst du in deine Gemächer zurück, wo die Mägde schon auf dich warten.“ Er grinste. „Vielleicht könntest du so tun, als wärst du sehr durcheinander, um meinen guten Ruf nicht zu schaden? Immerhin habe ich mir meinen Beinamen hart erarbeitet.“

Gisela nickte stumm, doch sie war sich nicht sicher, ob sie verstanden hatte, was er ihr eben erklärt hatte. Hieß das jetzt, dass er nicht bei ihr liegen würde? Warum verhielt er sich so? Fand er sie unattraktiv? Sie sollte froh sein, immerhin hatte sie große Angst vor ihrer Hochzeitsnacht; vor ihm, gehabt. Doch neben der Erleichterung, die sie verspürte, fühlte sie sich aus unerklärlichen Gründen auch verletzt.

Alberic sah sie nachdenklich an.

„Da fehlt noch etwas“, murmelte er. „Moment.“

Er presste unvermittelt seinen Mund auf ihren und ihr Herz fing an zu rasen. Es war ein merkwürdiges, doch nicht unangenehmes Gefühl, von ihrem Gatten geküsst zu werden. Wenngleich sie es sich etwas zarter vorgestellt hatte. Er massierte ihren Mund mit seinem, nahm ihre Oberlippe zwischen seine Lippen und saugte daran. Dann ließ er plötzlich von ihr ab und musterte sie kritisch.

„Besser“, urteilte er. „Jetzt sind deine Lippen geschwollen. Kein Mensch würde uns abnehmen, dass ich dich genommen aber nicht geküsst habe.“

Gisela schaute ihn verwirrt an. Wenn es eines gab, was sie mit Sicherheit sagen konnte, dann war es, dass ihr Gatte nicht in einem einzigen Punkt dem entsprach, was sie sich ausgemalt hatte. Er erschien ihr unberechenbar, vielleicht sogar verrückt. Warum verschonte er sie jetzt? Wollte er warten, bis keine Gäste mehr im Hause waren? Damit niemand hinterher sehen konnte, was er mit ihr gemacht hatte?

Als Alberic sie nach einer Weile entließ, brauchte sie den Mägden, die auf sie warteten, nichts vorspielen. Sie war ein Nervenbündel. All die Angst, die sie gehabt hatte und dann das. Nie hätte sie damit gerechnet, dass er sie nicht anrühren würde. Aber aufgeschoben war eben nicht aufgehoben und würde sie weiter zittern müssen, wann die Bestie von Trugstein zuschlagen würde.

„Komm, Frau Gisela“, sagte eine Magd. „Ich habe dir ein Bad bereitet. Jetzt hast du es hinter dir.“

Die Mägde halfen ihr beim Auskleiden, dann stieg sie in die Wanne und ließ sich baden und das Haar waschen.

„Das erste Mal ist immer das schlimmste“, sagte eine Magd freundlich. „Wenn du Glück hast, wird dein Gatte sich weiterhin seiner Geliebten widmen und dich nicht allzu sehr belästigen.“

„Er ... er hat eine Geliebte?“, fragte Gisela erstaunt. Welche Frau stieg freiwillig in das Bett der Bestie?

„Sicher“, antwortete die Magd. „Alle adligen Männer haben eine oder mehrere Geliebte. Du solltest froh drum sein.“

„Das bin ich auch“, antwortete Gisela leise und wunderte sich, warum es so falsch in ihren Ohren klang.

Die Braut der Bestie

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