Читать книгу Denn du hast nur dieses eine Leben - Chantal Gawor - Страница 8
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Heute habe ich versucht, mich selbst zu akzeptieren, doch warum geht das auf einmal so schwer?
Ich war doch sonst jemand der gerne selbstbewusst auf der Bühne gestanden hat. Ich war doch auch die, die es geliebt hat am Geburtstag im Mittelpunkt zu stehen. Doch wo ist dieses alte „Ich“ hin? Wurde ich etwa beklaut? Aber wie soll mir jemand meine Persönlichkeit oder auch meinen Charakter wegnehmen? Das weiß ich mit 12 mittlerweile, dass es sowas nur im Fernsehen gibt. Klar, in dem Alter kennt man Krebs, aber psychische Krankheiten werden tot geschwiegen. Deswegen konnte ich auch nicht wissen, dass es etwas gibt, was mein Wesen verändert. Auf einmal konnte ich mich auch wieder im Spiegel anschauen und sagen „Wow, wie schön“. Doch nach einiger Zeit ging das Selbstbewusstsein wieder weg, aber warum? Vor zwei Wochen war ich doch noch ein total glücklicher Mensch, der eine eins mit nach Hause gebracht hat. Es ist schwer auf einmal so zu leben, als wäre man eine neue, fremde Person, die ich vor kurzem erst kennengelernt habe und sofort respektieren muss. Doch… beim Kennenlernen hat man Zeit, der Unterschied zu mir ist, ich muss von jetzt auf gleich mit meinem neuem „Ich“ klarkommen. Oder gibt es noch eine andere Lösung? Mit der Zeit scheint alles aussichtsloser…
Wenn ich jetzt mein neues „Ich“ annehme, was soll ich machen, wenn es mir schon nach einem Monat nicht mehr gefällt? All diese Fragen gehen mir durch den Kopf, aber nur die Zeit und nicht ich, kann sie beantworten.
Ich habe in der letzten Woche viel überlegt, doch die Zeit vergeht und das „Ich“ hat meinen Körper immer mehr unter Kontrolle. Hätte ich heute gewusst, was in zwei Monaten passieren wird, hätte ich mich so lange gegen das neue „Ich“ gesträubt, dass es keine Chance gehabt hätte an mich ran zu kommen.
Und wieder ist Zeit vergangen in der ich nachgedacht habe. Eventuell ein bisschen zu viel, denn in der Schule ist das mein einziges, großes Thema. Oh nein, jetzt werde ich vom Lehrer aufgerufen. Ich überlege, was ich sagen kann, denn natürlich möchte ich sowas wie „Ich habe nicht aufgepasst“ nicht sagen, so kennen mich die Lehrer nämlich nicht. Gerade kann ich mich noch retten, aber ich bin enttäuscht über mich selbst. Und das jetzt schon? Wie soll es dann weitergehen mit meinem neuen „Ich“?