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VORWORT

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Es gibt nichts Unangenehmeres für einen gewissenhaften Menschen, als wenn er – sei es als Gast oder als Mitglied der Dienerschaft – ein fremdes Haus betritt, ohne mit den dortigen Abläufen vertraut zu sein. Wie wir alle wissen, kann es uns jeder Freude berauben, an einer Feierlichkeit teilzunehmen, wenn wir unpassend gekleidet erscheinen. Ebenso stuft uns die Unkenntnis hausinterner Regularien zu linkischen Außenseitern herab, die wegen ihres unbeholfenen Auftretens dem Spott anderer ausgeliefert sind.

Derlei Ungemach zu vermeiden, ist das Ziel dieses kleinen Ratgebers, der für Aspiranten, die in Downton Abbey oder andernorts die Stelle eines Dienstboten anstreben, nützliche Instruktionen bereithält. Ich spreche bewusst von „Aspiranten“, denn meine Empfehlungen richten sich nur an Bewerber, die von dem Ehrgeiz erfüllt sind, ihre zukünftigen beruflichen Aufgaben auf höchstem Niveau und zur vollsten Zufriedenheit ihrer Arbeitgeber zu erfüllen. Dies war stets auch mein eigenes Ziel.

Aus meiner Sicht ist eine Anstellung als Dienstbote zugleich eine ehrenvolle Berufung. Gewiss kann nicht jeder Hausbursche, der seine berufliche Karriere mit Schuheputzen beginnt, darauf hoffen, in einem renommierten Haus Butler zu werden. Nicht jedes Hausmädchen wird Kammerzofe ihrer Herrin, nicht jede Köchin den Haushalt eines gekrönten Hauptes oder führenden Politikers versorgen – aber einige schaffen es. Doch auch die Übrigen dürfen stolz darauf sein, ihre Herrschaft von den Mühen des Alltags zu entlasten, damit diese sich zum Wohle der Allgemeinheit höheren Aufgaben widmen können. Wie Ärzte und Krankenpfleger erleichtern wir das Dasein von Menschen, die oft die Bürde großer Verantwortung tragen. Indem wir alle ermüdenden Aufgaben auf uns nehmen, sorgen wir dafür, dass gesellige Veranstaltungen zum Vergnügen oder aber eine Mutterschaft zu unbeschwerter Freude wird. Ob Köchin, Kindermädchen, Kammerdiener oder Gärtner: Sie alle dürfen die Ehre genießen, das Leben ihrer Herrschaft zu erleichtern.

Ich gelte als gestrenger Vorsteher der Dienerschaft, und ich habe mich meiner Verantwortung niemals entzogen. Meine erste Anstellung erhielt ich 1870 im Alter von 14 Jahren in der Nähe von Ripon in Thrushcross Grange. Dort stand ich unter der Aufsicht von Mr Alfred Beet. In meinem ganzen Leben habe ich keinen anderen Butler kennengelernt, der seine Aufgaben auf höchstem Standard derart kompromisslos, aber zugleich auch gerecht wahrgenommen hat. Er war zu sich selbst ebenso hart wie zu seinen Untergebenen, und ich muss gestehen, dass meine Pflichterfüllung nicht immer seine Gnade fand, wenn ein Schuh nicht genügend glänzte oder eine Zeitung unzureichend gebügelt war. Doch wenn er mir Anerkennung zollte, war dies der höchste Lohn für meine Mühen, der mich den ganzen Tag beflügelte. Seither ist er mir ein Vorbild gewesen. Unter seinem strengen Regiment brachte ich es zum Aushilfsdiener und schließlich als Ersatz für den alten Mr Earnshaw zum Vierten Diener, bevor ich beim Earl of Grantham in Downton eine Anstellung als Zweiter Diener erhielt und dort den Rest meines Arbeitslebens verbrachte. Ich habe noch Mr Beets Abschiedsworte im Ohr: „Es freut mich, dass Sie die Pflichten eines Dienstboten verinnerlicht haben, Mr carson. Sie wissen nun um das Gute, das Sie bewirken können, und dürfen stolz auf dieses Wissen sein. Gott segne Sie.“ Ich gestehe, dass mir die Erinnerung an diesen Moment noch heute Tränen in die Augen treibt. Ich habe diese Worte all die Jahre über in meinem Herzen bewahrt, und sie gaben mir in guten wie in schlechten Zeiten Halt und Trost. Ich kann sie nur jedem, der sich dazu entschließt, unserem altehrwürdigen Berufsstand beizutreten, als Leitmotiv anempfehlen.

Charles Carson

Butler des Earl of Grantham

Downton Abbey, August 1924


Downton Abbey - Hausregeln für die Dienerschaft

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