Читать книгу Weihnachtliches aus der Geschichtenküche - Charlie Hagist - Страница 12
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Die Sache mit dem Schnee
In der Werkstatt des Weihnachtsmannes wird fleißig gearbeitet. Während in einem Raum einige Weihnachtswichtel sägen, schrauben und feilen, sind in einem anderen Raum die Weihnachtswichtel dabei, aus Stoffen kleine Puppenkleider zu schneidern. Wieder andere sitzen in dicke Bücher vertieft schweigend und manchmal kopfschüttelnd in einem weiteren Raum.
Der Weihnachtsmann geht von Zimmer zu Zimmer und erkundigt sich, wie weit die Weihnachtswichtel mit der Arbeit sind und ob sie es schaffen, bis zum heiligen Abend die Stücke fertigzustellen. Überwiegend nicken die Wichtel und zeigen damit an, dass es für sie kein Problem sein wird, pünktlich die ordentlich hergestellte Arbeit abzuliefern.
Nur bei den Weihnachtswichteln, im sogenannten Bücherzimmer, geht es nicht recht voran. Sie sitzen da und stöhnen, reiben sich die vom vielen Lesen schmerzenden Augen und ab und zu sagt auch einer, dass er sich einfach keinen Rat mehr weiß. Dann erkundigen sich die anderen Wichtel nach dem Problem und bieten ihre Hilfe an. Aber in einigen Fällen wissen auch sie keine Antwort.
Gerade als der Weihnachtswichtel Nummer 14 erneut stöhnt, kommt der Weihnachtsmann in das Zimmer.
„Na. Wichtel Nummer 14, was hast du denn da für einen schwierigen Wunsch, dass du so stöhnen musst?“, erkundigt er sich.
„Was die Kinder sich aber auch alles wünschen. Weihnachtsmann, höre bitte mal. Hier schreibt ein Kind auf seinen Wunschzettel: Lieber Weihnachtsmann, ich wünsche mir ein Echo. Meine Eltern waren mit mir im Sommerurlaub in den Bergen und da war ein Echo zu hören, als sie ganz laut riefen. Das war so toll! Bitte schenke mir auch ein Echo! Deine Lea. Aber wie mache ich das? Ich kann doch nicht das ganze Jahr über bei Lea sein und immer dann, wenn Lea etwas ruft, zurückechoen.“
„Da hast du recht, Wichtel. Schenk ihr doch eine CD mit Liedern aus den Bergen, wo auch ein Echo oder Jodler drauf zu hören sind. Bestimmt wird sie sich auch darüber freuen.“ Weihnachtswichtel Nummer 14 pustet erleichtert, schreibt diesen Vorschlag auf den Wunschzettel von Lea hinter den Echo-Wunsch und reicht ihn weiter zu den Wichteln im nächsten Raum. Die dort arbeitenden Wichtel haben die Aufgabe, die Geschenke zu besorgen oder zu basteln.
Der Weihnachtsmann könnte sich eigentlich die letzten Tage vor Heiligabend gemütlich ausruhen und sich Gedanken über die Reihenfolge der Lieferung machen, wenn da nicht …, ja wenn da nicht die Sache mit dem Wetter wäre. Es hat bisher noch nicht geschneit. Auf der Erde ist noch alles grün. Die niedrige Temperatur lädt zwar nicht zum Besuch des Freibades ein, aber von Schnee ist keine Spur. Wenn aber die Rentiere den Schlitten mit den Geschenken ziehen sollen, dann brauchen sie unbedingt Schnee.
Der Weihnachtsmann überlegt, was er machen kann, um die Geschenke pünktlich bei den Kindern abzuliefern. Mit dem Lieferauto zu den Kindern fahren? Nein, meint er, das gehe nicht. Und mit einem Motorrad fahren wäre vollkommen falsch, denn da könnte er immer nur einen leichten Geschenkesack mitnehmen und müsste sehr, sehr oft hin- und herfahren.
Es bleibt ihm nichts anderes übrig, er muss zu seinem Freund Petrus gehen. Petrus ist bekanntermaßen für das Wetter zuständig.
„Hallo Petrus“, begrüßt er ihn.
„Hallo Weihnachtsmann“, grüßt Petrus zurück.
„Petrus, sag bitte, wann willst du es auf der Erde bei den Kindern schneien lassen? Morgen ist Weihnachten und es ist dort unten alles staubtrocken. Meine Rentiere schauen den ganzen Tag mit großen, traurigen Augen auf die Erde und scharren mit ihren Hufen in ihrem Stall. Sie wollen unbedingt mit auf die Erde zu den Kindern und die Geschenke verteilen.“
Petrus blickt über seine Brille und macht ein verzweifeltes Gesicht. „Wenn du wüsstest, mein lieber Freund, was ich schon alles versucht habe. Ich habe Wolken verschoben, ich habe versucht, die Temperatur zu senken, ich habe sogar Regen heruntergeschickt und dabei gehofft, dass er beim Herunterfallen wegen der gesunkenen Temperaturen zu Schnee wird. Aber nichts da. Da haben die Menschen dies und das erfunden. Und immer werden zur Herstellung Rohstoffe wie Holz oder Kohle oder Wasser benötigt. Da holzen sie ganze Wälder ab, um Pappe für Kartons herzustellen. Kartons, die einfach nur um einen Artikel gepackt werden, damit das nutzlose Ding zum Verschenken hübsch aussieht. Das nutzlose Ding braucht dann keiner und den Karton schon gar nicht. Der wird achtlos in die Ecke gefeuert. Du hast in deinem Weihnachtssack bestimmt mehrere dieser nutzlosen Kartons, mein lieber Weihnachtsmann.
Und außerdem werden bei dieser Entwicklung und Herstellung von immer mehr – teilweise überflüssigen und nutzlosen – Artikeln Rohstoffe und Energie gebraucht. Dazu werden, wie ich schon sagte, Wälder abgeholzt, werden riesige Kohlenmengen aus der Erde nach oben geholt und in Kraftwerken verbrannt, wird das Wasser gestaut, um in Wasserkraftwerken Turbinen anzutreiben und so weiter und so weiter. Das alles beeinflusst das Klima derartig, dass ich hier oben meine Probleme habe, ein der Jahreszeit gemäßes und den Menschen gefälliges Wetter auf der Erde zu machen.“
„Und ich, was mache ich?“, will der Weihnachtsmann nun wissen. „Eine Möglichkeit ist natürlich, das Weihnachtsfest ausfallen zu lassen. Aber das kann ich doch den erwartungsvollen Kindern nicht antun. Die haben Gedichte und Weihnachtslieder gelernt, die haben Geschenke gebastelt und die Gesichter von ihnen glühen vor lauter Erwartung fast wie kleine Kohlen im Gartengrill. Manche von ihnen können vor Aufregung schon gar nicht mehr schlafen.“
Petrus sitzt an seinem Tisch und ist der Verzweiflung nahe.
Doch plötzlich hat er einen – hoffentlich rettenden – Einfall. Er nimmt einen Bogen Papier und schreibt darauf:
Liebe Engel und Wichtel,
bitte kommt am 24. Dezember, Heiligabend, mit dicken schweren Schuhen oder Stiefeln zur Arbeit. Pünktlich um 7 Uhr morgens versammelt ihr euch alle, ich betone alle, auf Wolke vierundzwanzig. Ich werde auch anwesend sein und euch sagen, was zu tun ist. Geht heute Abend bitte rechtzeitig zu Bett, damit ihr morgen früh alle ausgeschlafen und pünktlich seid.
Am nächsten Tag, also Heiligabend, stehen alle Engel und Wichtel dicht gedrängt auf Wolke vierundzwanzig. Alle betrachten sich gegenseitig und können sich ein Prusten, Grinsen oder Lächeln nicht verkneifen. Es sieht auch zu komisch aus, Engel mit Engel-Flügelchen, weißen Kleidchen, Wichtelmännchen mit weißen Hemden, blauen Westen und roten Zipfelmützen und alle mit dicken Stiefeln oder schweren Schuhen bekleidet.
„Achtung!“, ruft Petrus lauthals. „Wenn ich bis drei gezählt habe, dann stampft ihr alle ganz kräftig mit euren Füßen auf den Boden. Ich denke, nein ich bin mir sicher, dass dann zumindest aus Wolke vierundzwanzig Schnee herabfällt. Und wenn dann der erste Schnee auf dem Weg zur Erde ist, dann werden auch die anderen Wolken endlich ihren Schnee auf die Reise zur Erde schicken. Und jetzt aufgepasst: eins, zwei, drei.“ Kaum hat Petrus „Drei“ gesagt, hüpfen alle Engel und Wichtel zusammen mit Petrus und dem Weihnachtsmann wie ausgelassene Kinder auf und nieder.
Und tatsächlich, es schneit zuerst aus Wolke vierundzwanzig und anschließend aus allen anderen Wolken. Die Erde droht nun bald im Schneechaos zu versinken. Der Weihnachtsmann ist über den vielen Schnee außer sich vor Freude. Schnell läuft er zu seinen Rentieren und verkündet die frohe Schneebotschaft. Und auch die Rentiere jubeln und wollen sofort losrennen.
Der Weihnachtsmann, der bis eben ein Schneeproblem hatte, weil kein Schnee auf der Erde lag, hat nun das Problem, dass seine Rentiere es gar nicht erwarten können, zu den Kindern zu traben.
Schnell beladen alle Wichtel und Engel den Weihnachtschlitten und spannen die Rentiere an. Der Weihnachtsmann besteigt den Schlitten, prüft, dass sein roter Mantel bis oben hin zugeknöpft ist, zieht sich die Kapuze über den Kopf, greift die Zügel und schaut mit freundlichem Gesicht zur dick verschneiten Erde hinunter. Es kann losgehen.
Dann wollen wir sie nicht lange aufhalten, sondern wir rufen ihnen ganz einfach den Weihnachts-Befehl zum Laufen zu: „Rentiere, jetzt aber los, ho, ho, ho!!“