Читать книгу Mutig ins Glück - Chiara Boner - Страница 8

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3. Kapitel

Paulina und Clara saßen am Strand, neben sich zwei Tüten.

„Was meinst du ist Henris Typ?“

Clara schien zu überlegen, zuckte jedoch schließlich mit den Schultern.

„Keine Ahnung, dabei müsste ich das doch eigentlich wissen, so lange, wie wir uns kennen. Sie hat sich nie für jemanden interessiert und es auch nie angesprochen, ob sie jemanden gutaussehend fand.“

„Ja, das passt zu ihr.“

„Aber wir sollten es herausfinden, sonst könnte es schwer werden mit dem Verkuppeln.“

„Deswegen habe ich ja gefragt.“

„Ich schätze, dass er sportlich sein muss, da sie darauf viel Wert legt.“

„Und er sollte ihre Ironie verstehen.“

„Und witzig sein.“

„Aber wie sollte er aussehen?“

„Ich schätze, dass er dunkle Haare haben muss.“

„Echt? Ich hätte eher an blonde Haare gedacht.“

„Naja, wenn blond, dann aber auch blaue Augen.“

„Oh ja, das sieht immer am besten aus, vor allem wenn sie so blau sind, wie das Meer.“

„Sie hätte einfach einen richtig tollen Typen verdient, keinen, der sie verarscht, dann wird sie sich nur noch mehr zurückziehen.“

„Aber wer hat das denn schon?“

Clara seufzte und schloss die Augen.

„Stimmt, das hat niemand.“

„Findest du es nicht auch komisch, dass sie sich noch nie für jemanden interessiert hat?“

„Mhm, weiß nicht, bei manchen ist das ja so.“

„Aber sie lässt jeden abblitzen.“

„Jeden Typen.“

„Ja, worauf willst du hinaus?“

„Was ist, wenn sie gar nicht auf Jungs steht?“

Clara schaute Paulina lange an und wandte erst den Blick ab, als sie sicher war, dass Paulina es verstand.

„Meinst du echt?“

„Auszuschließen wäre es nicht.“

„Ne, glaube ich aber nicht.“

Clara war dieser Gedanke schon öfter gekommen, doch da Henri nie Andeutungen gemacht hatte, hatte sie den Gedanken immer gleich wieder verworfen.

Scheinbar hatte Paulina sich noch nie Gedanken darüber gemacht, aber warum auch?

Wenn sie ehrlich sein sollte, dann konnte sie sich Henri auch nicht mit einem Mädchen vorstellen.

„Komm, lass uns zurückgehen und Henri wecken. Langsam bekomme ich Hunger.“

Clara stand auf und zog Paulina mit hoch. Die Tüten nahm sie jeweils eine in die linke, eine in die rechte Hand.

Genervt schlug ich die Augen auf. Clara und Paulina konnten sich gar nicht mehr halten vor Lachen. Ich hingegen fand das nicht so witzig. Ich setzte mich auf und schaute an mir herunter. Mein Shirt war klitschnass, genauso wie mein Bett. Die Flasche in Paulinas Hand war leer.

„Danke, Leute“, brummte ich.

„Immer wieder gerne.“

Clara klatschte bei Paulina ab und warf mir einen entschuldigenden Blick zu. Ich schaute sie böse an und stand auf. „Ach, komm Henri, das war doch lustig.“

„Total.“

Ehrlich gesagt konnte ich ihnen nicht böse sein, aber ich würde die beiden nicht so leicht davonkommen lassen.

Es war kurz vor sieben, kein Wunder, dass ich Hunger hatte.

„Gebt mir `ne Minute.“

Ich kramte eine schwarze Hose und ein weißes T-Shirt heraus und verschwand im Badezimmer. Meine Haare waren richtig zerzaust vom Schlafen.

Ich schaufelte mir etwas Wasser ins Gesicht und machte mir einen Dutt. Schminken tat ich mich nie. Einmal hatte mich eine Freundin geschminkt und das war keinem aufgefallen, von daher, warum sollte ich mir dann die Mühe machen?

Auf das stundenlange vor dem Spiegel stehen morgens und abends konnte ich gut verzichten.

Ich streifte mir meine nassen Klamotten ab und zog mir schnell meine etwas ordentlicheren Sachen an, was meinen Eltern sicher gefallen hätte. Am besten wäre natürlich eine Bluse gewesen. Das Outfit würde bestimmt auch gehen. Clara und Paulina waren schon auf dem Flur und warteten ungeduldig.

Ich zog die Tür hinter mir zu. Handy und Karte hatte ich dabei. Mehr brauchten wir nicht.

Wir schlenderten langsam den Flur entlang und dann die Treppe hinunter. Es gab eine kurze Schlange, weil die Zimmernummern und die Namen abgefragt wurden, bevor man einen Tisch zugewiesen bekam. Wir bekamen einen Tisch draußen, was mir sehr entgegenkam. Es war immer noch viel zu warm und hier draußen wehte jedenfalls noch ein Lüftchen.

„Bleibt ihr hier? Sonst würde ich zuerst gehen?“, fragte Clara.

„Klar.“

Mir war es auch lieber, wenn jemand hier am Tisch war, auch wenn ich hier keine Wertsachen hier liegen lassen würde. Bei meinem Talent würde ich den Tisch wohl nicht wiederfinden. Clara grinste, sagte aber nichts.

Natürlich wusste sie genau, warum ich hierblieb. Normalerweise würde ich beim Essen niemals freiwillig warten, schon gar nicht, nach dem Aufstehen. Eigentlich hatte ich immer Hunger, was man mir zum Glück jetzt nicht ansah. Durch den vielen Sport, den ich immer betrieben hatte, war meine Figur schlank geblieben.

Ich sah Clara lange nach, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Meine Gedanken drifteten ab.

Wie es wohl wäre, hier zu wohnen? Die Leute schienen mir hier so entspannt, ganz anders als bei uns in Deutschland.

Paulina fuchtelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum.

„Erde an Henriette.“

Ich schreckte zusammen und schaute sie an.

„Was ist?“

„Ich habe dich gefragt, ob du später noch mit zur Bar kommst?“

„Ja, warum nicht?“

„Du siehst echt fertig aus.“

„Danke.“

Ich war froh, als Clara endlich mit einem vollen Teller zurückkam.

Ich stand auf und schlängelte mich durch die Tische zum Buffet. Meine Laune war schlecht, vielleicht hätte ich mich doch nicht hinlegen sollen.

Wie oft war meine Stimmung danach am Boden? So gut, wie immer. Keine Ahnung, woran das lag.

In der Bar war viel los und wir mussten kurz warten, bis wir einen Platz ergattern konnten. Dieser befand sich direkt an einer Terrassentür, die zum Pool führte; besser als keiner. Inzwischen war es schon recht kühl geworden und ich fror ein bisschen, aber das würde ich gegenüber den anderen natürlich nicht zugeben.

Ich lehnte mich zurück und ließ den Blick über die Menschen schweifen. Die meisten hier in der Bar waren älter. Normalerweise könnten wir uns das auch nicht leisten, wenn uns nicht Claras Vater die Reise ausgegeben hätte. Er wollte, dass seine Tochter Spaß hatte, und so konnte sie so viele Leute mitnehmen, wie sie wollte. Unser eigenes Geld reichte gerade mal für ein paar Tage Italien, die ja auch noch anschließend kommen würden. Manchmal war es ganz gut, wenn die Eltern Geld hatten. Mir war es zwar etwas unangenehm, dass uns ihr Vater die Reise ausgegeben hatte und sogleich beschlossen, ihm ein Teil des Reisepreises wiederzugeben.

Clara und Paulina entschieden sich für einen Weißwein. Ich hielt nicht allzu viel von Alkohol und bestellte mir nur eine Cola.

„Ach, Henri, wenn wir schon mal hier sind, kannst du doch auch mal etwas trinken.“

Ich zuckte mit den Schultern und nippte an meiner Cola. Die Kellner hatten viel zu tun. Es waren zwei an der Bar, die die Getränke zubereiteten, die anderen liefen die ganze Zeit umher, um Bestellungen aufzunehmen und diese zu servieren.

Kellnern wäre kein Job für mich. Davon abgesehen, dass ich viel zu tollpatschig wäre, könnte ich auch nicht zu jedem Gast nett sein. Dies müsste ich zwar auch in meinem späteren Beruf, wenn ich mich wirklich dazu entscheiden sollte, die Erzieherausbildung zu absolvieren.

„Wann treffen wir uns morgen zum Frühstück?“

Ich zuckte mit den Schultern.

„Sagen wir halb zehn?“

Clara schaute mich erschrocken an.

„So früh?“

„Naja, wenn wir hier essen wollen, können wir nicht ausschlafen bzw. ihr nicht.“

Ich stand immer recht früh auf und da war es auch egal, ob ich spät ins Bett ging oder nicht. In der Schule hatte ich trotzdem nicht aufgepasst, aber da war ich auch nicht um eine Ausrede verlegen gewesen.

„Ich verstehe einfach nicht, wie du so früh aufstehen kannst.“

Paulina starrte auf ihr Handy und nahm am Gespräch gar nicht teil.

„Ist alles gut?“, fragte ich sie.

„Ja, klar, tut mir leid.“

Sie steckte ihr Handy wieder ein und lächelte in die Runde.

„Also morgen um halb zehn?“

„Wenn’s sein muss“, maulte Clara.

„So schlimm?“

„Ich meine, wir haben Ferien und dann früh aufstehen?“

„Naja sonst verpassen wir das Frühstück.“

„Wir können ja auch essen gehen.“

„Das kostet, außerdem hat dein Vater es mitgebucht, genauso wie das Abendessen.“

„Ist ja schon gut.“

Clara seufzte genervt und verdrehte die Augen.

Das machte meine Laune auch nicht gerade besser.

Ich stand langsam auf und streckte mich. Wir saßen bestimmt schon eine Stunde hier herum. Meine Cola war mittlerweile leer und ich hatte keine Lust mehr, hier sitzen zu bleiben.

„Ich würde nochmal an den Strand gehen und mich dann hinlegen.“

„Alleine?“

„Ja, tut mir leid, das brauche ich öfter abends.“

Paulina schaute mich zweifelnd an, Clara nickte nur.

„Ja, mach das. Wir treffen uns dann morgen unten vor dem Restaurant, okay?“

„Ja, geht klar.“

Clara kannte mich einfach zu gut, sie wusste ganz genau, wann ich allein sein wollte.

Ich liebte es für mich zu sein, vor allem abends. Ich brauchte nicht immer jemanden um mich herum, das war mir oft zu viel.

Ich schlenderte mit beiden Händen in den Hosentaschen in Richtung Strand. Die Sonne ging langsam unter. Hätte ich mir nur einen Pulli mitgenommen. Normalweise ging ich niemals ohne einen aus dem Haus, aber ich hatte nicht bedacht, dass es abends draußen kühl sein würde.

Ich merkte, wie mir der Sand in die Schuhe lief, und zog diese aus. Meine Socken gleich mit.

Ich setzte mich in den Sand und zog die Beine an. Es waren noch einige Pärchen am Strand, die Händchen haltend durch das Wasser liefen. So wollte ich niemals werden. Allerdings müsste auch erst mal jemand kommen für den ich mich interessierte, bis jetzt war es wirklich niemand. Es war ein komisches Gefühl, wenn jeder glücklich war, nur man selbst keinen hatte mit dem man glücklich sein könnte, doch mit der Zeit gewöhnte man sich dran und bis jetzt war ich ja auch gut damit klargekommen. Natürlich hatte ich schon eine Beziehung gehabt, aber das war eher freundschaftlich gewesen. Ich hatte ihn nicht geliebt, war aber trotzdem mit ihm zusammengekommen. Damals hatte ich mir eingeredet, dass ich ihn lieben würde, nur um nicht immer eine Außenseiterin zu sein. Doch weder Händchen halten noch eine Umarmung noch einen Kuss hatte ich über mich gebracht.

Ich beobachtete die Leute. Manche gingen noch baden, wofür die meinen Respekt erhielten. Das Wasser musste eiskalt sein.

Mir fiel eine kleine Gruppe von jungen Leuten auf. Sie waren vielleicht zehn Meter von mir entfernt und kamen gerade aus dem Wasser.

Eine Frau war mit zwei Männern unterwegs. Sie lachte gerade über etwas und warf die Haare zurück. Die beiden Männer grinsten sich an und warfen ihr wieder Blicke zu. Sie hob ihre Klamotten hoch und ihr Handtuch kam darunter zum Vorschein. Ich schaute wieder aufs Wasser, wandte ich mich aber recht schnell wieder der Gruppe zu. Alle drei waren ungefähr in meinem Alter.

Vielleicht sollte ich langsam zurückgehen. Ich war echt müde und morgen war auch noch ein Tag.

Hoffentlich würden wir morgen etwas unternehmen, so voll, wie der Strand heute gewesen war, hatte ich nicht wirklich Lust auf Chillen am Strand.

Ich stand langsam auf und zog meine Schuhe wieder an. Die Strümpfe steckte ich so ein.

Vielleicht sollte ich mir für morgen lieber einen Wecker stellen, aber warum sollte ich ausgerechnet morgen verschlafen? Das würde bestimmt nicht passieren. Ich hatte noch nie verschlafen.

Zurück im Zimmer stellte ich mich kurz unter die Dusche und legte mich dann ins Bett.

Meine Haare waren noch nass, aber die würden bestimmt bis morgen trocknen. Von drüben war nichts mehr zu hören, wahrscheinlich waren die beiden auch schlafen gegangen, denn unten waren sie nicht mehr gewesen. Ich kuschelte mich in die Decke, obwohl es nicht kalt war, und schloss die Augen.

Ich wachte, wie vorhergesehen, schon um acht Uhr auf. Für meine Verhältnisse war es fast schon ein bisschen spät. Leise stand ich auf und öffnete die Balkontür. Ein herrlich lauer Wind wehte mir um die Ohren. Die Sonne war schon aufgegangen und die Vögel zwitscherten. Ich setzte mich auf einen Stuhl und ließ den Blick schweifen. Es war so schön ruhig. Scheinbar schliefen die meisten Gäste noch. Nur, wenn man wirklich genau hinhörte, hörte man das Werkeln im Frühstücksraum. Scheinbar waren doch schon ein paar Gäste wach.

Gestern Abend schienen die Leute, die ich gesehen hatte, einfach so unbeschwert. Klar, wahrscheinlich war dem nicht so. Die meisten Menschen verstellten sich nur damit niemand mitbekam, wie ihnen wirklich zumute war.

Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und legte meine Füße auf der Veranda ab.

Kein gutes Vorbild für kleine Kinder.

So richtig wach war ich irgendwie immer noch nicht. Ich hätte komischerweise ruhig noch weiterschlafen können. Es klopfte und Paulina trat ein.

„Wusste ich doch, dass du schon wach bist.“

Sie kam zu mir auf den Balkon und setzte sich neben mich. „Warum bist du schon wach?“, fragte ich etwas verwundert. Normalerweise konnte sie genauso lange schlafen wie Clara. Sie zuckte mit den Schultern.

„Konnte einfach nicht mehr schlafen. Hast du Lust, mit an den Strand zu kommen?“

„Klar, warte, ich zieh mich nur nochmal schnell an.“

Ich stand langsam auf. Irgendwie hatte ich keine Lust, jedoch besser, als hier die ganze Zeit zu warten, und wenn ich mich jetzt nochmal hinlegen würde, dann würde ich wahrscheinlich gar nicht mehr aufstehen.

Ich zog mir schnell einen dünnen Kapuzenpulli über und eine kurze Sporthose. Die Sportstrümpfe zog ich etwas höher. Meine Mutter sagte mir immer, dass es einfach nur affig aussehen würde. Ich hingegen fand es eigentlich ganz cool. Meine Haare band ich zu einem Zopf zusammen und nahm meine Karte.

„Wir können.“

Ich hörte, wie der Stuhl zurückgeschoben wurde und schon kurz darauf erschien Paulina.

„Na, dann mal los!“

Ich zog die Tür auf und verschloss sie leise wieder, als wir beide auf dem Flur standen. Wir mussten ja nicht unbedingt Clara wecken. Sie wäre dann den ganzen Tag schlecht drauf und unsere Laune wäre dann auch nicht besser. Nicht, dass Clara immer nur schlecht gelaunt wäre, Kleinigkeiten konnten ihr aber echt die Laune verderben. Dinge, die ich nicht so schlimm empfand, waren für sie nicht zu ertragen. Mit einem einzigen Kommentar konnte man sie dann schon zur Weißglut bringen.

Paulina und ich schlenderten nebeneinander her.

„Noch ganz schön ruhig.“

„Genieße es. Später sind die Kinder wach und wollen wahrscheinlich baden gehen.“

Paulina grinste.

„Dann können wir dich ja getrost hierlassen.“

Ich lachte und schaute zu ihr rüber.

„Da siehst du mal, wie einfach man mich loswird.“

„Das habe ich gestern schon gemerkt. Du hast es ja lange ausgehalten in dem Geschäft.“

„Tja, jedenfalls diene ich als Kleiderständer.“

„Stimmt, das hat schon etwas Gutes, aber du hättest mal deine Miene sehen sollen.“

Ups.

„Tut mir leid.“

Paulina winkte ab.

„Ist halt nicht deine Welt.“

Wir zogen Schuhe und Strümpfe aus, bevor wir an den Strand gingen. Die Besucheranzahl war vergleichbar mit gestern. Sogar schon um diese Uhrzeit liefen Pärchen Händchen haltend durch die Gegend. Ob ich auch jemals so werden würde? Mir wäre das wahrscheinlich viel zu peinlich, außerdem war ich schlecht, was körperlichen Kontakt anging.

Manchmal war mir sogar eine Umarmung schon zu viel. Zum Glück lag das in der Familie und somit war ich nicht die Einzige. Meine Eltern hielten es dennoch für sonderbar und manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich mich fragte, ob sie Recht hatten.

„Woran denkst du gerade?“, unterbrach sie meine Gedankengänge.

„Ach, nicht so wichtig.“

„Schweigsam, wie immer.“

Paulina lächelte, um zu unterstreichen, dass dies kein Vorwurf war. Es war nun mal so und daran hatte sie sich gewöhnt. Es war nicht so, dass ich den beiden nicht vertraute. Es war mir viel mehr einfach peinlich, darüber zu reden. Warum eigentlich? Ich wusste es nicht.

Ein Hund kam angeschossen und sprang fröhlich auf uns zu. Ich kraulte ihn hinter den Ohren und sah ihm hinterher, wie er kurz darauf wieder davonsprang.

Ich sah ein kleines Kind im Sand sitzen und buddeln. Wahrscheinlich wollte es eine Sandburg bauen, wie fast jedes Kind in dem Alter. Mich erinnerte das an meine Kindheit. Auch ich hatte immer Burgen gebaut und noch Muscheln gesammelt, um diese zu verschönern. Das war eine meiner wenigen Erinnerungen, die ich hatte.

Wir ließen uns in den Sand fallen und ich verschränkte meine Beine zum Schneidersitz.

„Hast du schon eine Idee, was man heute machen könnte?“

„Mhm, gute Frage. Clara möchte bestimmt an den Strand.“

Paulina schien davon nicht ganz so begeistert zu sein.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was es hier in der Gegend so gibt.“

„Und wenn wir in die Hauptstadt fahren, nachdem wir das Auto abgeholt haben?“

Ich entdeckte die beiden jungen Männer von gestern, die Frau war diesmal nicht dabei.

„Ja, klingt gut, aber wie willst du Clara überzeugen?“

„Das könnte schwer werden.“

Wir schauten uns an und lachten. Ja, Clara würde das für keine gute Idee halten. Lange Autofahren mochte sie schon nicht und dann noch hier in Spanien, das war ihr wahrscheinlich zu gefährlich.

„Vielleicht sollten wir langsam mal zurückgehen.“

Ich nickte und stand auf. Etwas genervt versuchte ich den Sand von meiner Hose zu bekommen. Die Schuhe würde ich ganz bestimmt nicht hier im Sand anziehen.

Paulina trottete hinter mir her. Sie wirkte gar nicht richtig anwesend. Sollte ich sie fragen? Gestern Abend hatte sie ja abgeblockt.

„Ich weiß gar nicht, wie ich die Wochen ohne ihn aushalten soll. Ich vermisse ihn ja jetzt schon“, meinte sie plötzlich.

Oh Mist! Ich war komplett überfordert mit der Situation. „Kann ich verstehen“, stammelte ich.

Paulina lachte und schlug mir mit der Hand auf die Schulter.

„Du bist echt ein hoffnungsloser Fall.“

„Da könntest du Recht haben.“

Wir setzten uns auf eine Bank und ich versuchte, meine Strümpfe wieder anzuziehen. Wahrscheinlich hatte ich später den ganzen Sand noch im Schuh.

Zurück im Hotel hörte man schon die ersten Kinder. Es war kurz vor halb zehn und die ersten Gäste lagen sogar schon am Pool. Und dann kam ich mit meinem Pulli. Ein Kind rangelte mit seinem Vater im Wasser und schrie auf als es Wasser ins Gesicht bekam.

Clara wartete schon unten auf uns. Sie schien ausgeschlafener als ich. Ein paar Schritte kam sie uns entgegen.

„Da seid ihr ja endlich.“

„Wir waren eben noch am Strand.“

„Los, kommt. Ich habe Hunger!“

Paulina und ich schauten uns an und folgten Clara ins Restaurant, bzw. die beiden gingen voraus, während ich noch die Zimmernummer angab und den Namen.

Als ich endlich ins Restaurant konnte, hatte ich sie jedoch schon aus den Augen verloren. Na toll!

Eine Kellnerin kam auf mich zu. Das war genau die junge Frau, die ich gestern am Strand gesehen hatte, mit den beiden jungen Männern. Leila stand auf ihrem Schild.

Das passte.

Sie lächelte freundlich.

„Kann ich dir helfen?“

Sah ich so verloren aus?

„Äh, ich suche meine Freundinnen, die sind gerade vor mir reingekommen und wollten schon mal zum Tisch.“

„Folge mir doch, bitte.“

Sie drehte sich um und schlängelte sich zwischen den Tischen durch. Clara und Paulina saßen ganz hinten in der Ecke und winkten. Die Kellnerin zeigte mir den Tisch und wurde zu einem anderen gerufen. Clara lachte.

„Du bist hochrot im Gesicht.“

„Kann sein. War mir auch ziemlich peinlich.“

„Ja, das hat man dir angesehen.“

Oh, man!

Aber die Kellnerin hatte echt schöne Augen, schoss es mir durch den Kopf.

„Soll gleich einer lieber mit dir zusammen gehen, damit du den Tisch findest?“, zog mich Paulina auf.

„Ne, danke, dass schaffe ich schon.“

Beide zuckten mit den Schultern und standen auf. Ich saß mit dem Rücken zum Raum. Schade. Sollte ich mich bei der Kellnerin nochmal bedanken? Nein, das würde komisch kommen. Vielleicht hatte sie ja jetzt öfter Dienst. Gestern hatte ich sie hier noch nicht gesehen. Okay, dass hatte auch nichts zu sagen. Vielleicht hatte ich sie gestern einfach übersehen oder sie hatte frei gehabt.

Als Clara und Paulina wiederkamen, machte ich mich auf den Weg. Ich behielt meinen Blick unten, denn wenn ich ihr nochmal über den Weg laufen würde, wäre es mir mal wieder peinlich.

Ich nahm mir einfach zwei Brötchen mit etwas Marmelade und kehrte wieder an den Tisch zurück.

Clara hatte sich für die Pancakes entschieden und bei Paulina wusste ich es nicht so ganz. Sie scheinbar auch nicht, denn sie zuckte die Schultern als ich sie fragend anschaute.

„Sah lecker aus, fand ich.“

„Mittlerweile hast du sogar wieder deine normale Gesichtsfarbe“, neckte mich Clara.

Ich warf ihr einen bösen Blick zu, doch sie lachte nur. „Leute, was wollen wir heute machen?“

Mein Blick wanderte, während ich das Brötchen bestrich, zu Paulina.

„Also ich dachte, wir könnten, nachdem wir das Auto abgeholt haben, in die Hauptstadt fahren“, schlug ich vor. Auf mich würde Clara eher hören. Hoffentlich auch heute, denn auf Pool oder so etwas hatte ich keine Lust.

„Wir sind doch gerade erst angekommen. Können wir nicht heute einen Tag Pause machen und dafür morgen fahren? Außerdem fährt man da so lange hin und bei dem Verkehr… Ich weiß ja nicht…“

Ich seufzte und warf Paulina dennoch einen amüsierten Blick zu.

„Was ist?“, fragte Clara natürlich sofort.

„Ach, nichts. Was sagst du dazu?“, wandte ich mich an Paulina.

Sie zuckte mit den Schultern und schien ebenso wenig Lust, auf Strand oder Pool zu haben.

„Außerdem waren wir gestern schon im Ort“, warf Clara wieder ein.

Da hatte sie ja leider recht, aber man hätte das heute so gut verbinden können.

„Kommt schon, Leute! Morgen fahren wir dann auch dahin, wenn es sein muss.“

„Okay, dann aber direkt nach dem Frühstück.“

Clara strahlte und biss von ihrem Pancake ab.

„Ihr seid die Besten.“

Na toll, heute den ganzen Tag am Strand liegen oder am Pool, das waren mal tolle Aussichten. Für Clara schon, ihrem Grinsen nach zu urteilen - bei mir und Paulina sah das schon wieder ganz anders aus.

Ich stellte meinen Teller zur Seite und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Ich bemerkte eine Bewegung und sah auf. Clara und Paulina grinsten.

Wie gut, dass wir schon fast mit dem Frühstück fertig waren, denn die Kellnerin war für unseren Bereich zuständig. Naja, sie hatte mich wahrscheinlich eh schon wieder vergessen. Das war ja eigentlich genauso wie bei Fußballern und ihren Fans, die konnten sich bestimmt auch nicht alle merken. Also hoffentlich war es so.

Nachdem Clara und Paulina endlich fertig waren, standen wir auf und schlängelten uns zum Ausgang. Mittlerweile waren fast alle Tische besetzt und draußen warteten auch noch ein paar Gäste, um hineinzukommen.

Meinen Blick heftete ich auf den Boden und wich ein paar Leuten aus. Ein kleiner Junger rannte mir vor die Füße und fiel hin. Ich half ihm auf und er lächelte mich dankend an. Ich sah ihm nach, wie er davonrannte und spürte einen Blick im Rücken. Toll, wahrscheinlich dachten alle, dass ich den Jungen umgelaufen hätte, doch als ich mich umdrehte, sah ich, wie die Kellnerin sich mir zuwandte und lächelte. Bestimmt war ich jetzt wieder hochrot im Gesicht.

„Henri, kommst du?“

Ich drehte mich um und folgte meinen Freunden aus dem Restaurant.

„Warum hast du denn so lange gebraucht?“, wollte Clara wissen.

„Ein kleiner Junge ist hingefallen und ich habe ihm hoch geholfen.“

„Und das hat so lange gedauert?“

„Äh, keine Ahnung, muss wohl sein.“

Ich wusste, dass Clara es mir nicht abkaufte, aber was anderes war ja nicht passiert.

„Aber dann bleiben wir bitte jedenfalls am Pool.“

Clara verdrehte die Augen und schaute mich abwartend an als ich nickte, stimmte sie auch zu. Ob die Kellnerin dann noch Dienst hatte?

Ich warf noch einen letzten Blick zum Restaurant, bevor ich den anderen nach oben aufs Zimmer folgte. Paulina und Clara verschwanden in ihrem, während ich auf meins ging. Ich war irgendwie echt froh, dass ich allein war. Dieses ständige Aufeinander-Rumhocken könnte ich nicht ertragen.

Mit der Zahnbürste im Mund trat ich auf den Balkon. Es waren immer noch einige Kinder im Pool. Ich sah auch den kleinen Jungen, der vorhin hingefallen war. Er saß auf den Schultern seines Vaters und lachte.

Mittlerweile war es im Pulli auch ein bisschen warm. Wie gut, dass ich mich eh gleich umziehen würde.

Wir hatten uns drei Liegen etwas abseits gesichert.

Ich zog mein T-Shirt aus, behielt aber meine Hose an. Ein Junge in unserem Alter schaute zu uns rüber, den hatte ich zuvor noch gar nicht bemerkt. Clara fiel es natürlich sofort auf.

„Schau mal, Henri, wie findest du den Typen?“

„Mhm.“

„Der sieht echt gut aus.“

Ich schaute Paulina Hilfe suchend an, doch sie grinste nur. Toll.

Von unserem Standort aus konnte man direkt zur Bar schauen. Vielleicht sah ich sie ja nochmal. Wie? Warum hoffte ich das?

Ich steckte meine Kopfhörer ins Ohr und schloss die Augen. Die Sonne hatte jetzt schon, am frühen Morgen, erstaunlich viel Kraft.

„Kommst du mit schwimmen?“

Ich schaute auf und sah, wie Clara mich ansah, nahm beide Kopfhörer raus und nickte widerstrebend. Ich legte mein Handy unter das Handtuch, damit es sich nicht überhitzte und zog meine Hose aus. Clara war schon im Wasser. Vorsichtig, damit ich nicht ausrutschte, ging ich zur Leiter und kletterte ins Wasser.

Das Wasser war noch ziemlich kalt und am liebsten wäre ich gleich wieder rausgegangen, aber ich wollte es mir nicht mit Clara verscherzen.

Ich stieß mich ab und fing an zu schwimmen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Clara mit dem Jungen unterhielt. Er war wohl mit seiner Familie hier. Doch er interessierte mich nicht sonderlich. Vielleicht würde Clara mich damit verschonen und einfach ihr Glück versuchen, dabei würde eindeutig mehr rauskommen, als wenn ich es versuchen würde.

Der kleine Junge vom Frühstück lief zu mir an den Beckenrand und lächelte mich an. Ich stellte mich hin und ging zur Seite, damit die anderen in Ruhe ihre Bahnen schwimmen konnten.

„Wie heißt du?“, fragte er mich.

„Henriette und du?“

„Das ist ein schöner Name. Ich heiße Lars.“

„Danke, deiner aber auch. Du scheinst mir, gerne schwimmen zu gehen.“

Er nickte und strahlte mich an.

„Baden ist toll.“

„Ja, das stimmt.“

Er lief zur Leiter, wurde aber von seinem Vater zurückgehalten.

„Du gehst nicht allein ins Wasser“, hörte ich ihn sagen. Lars zeigte auf mich und antwortete irgendetwas. Der Vater kam zu mir.

„Tut mir leid wegen meinem Sohn. Ich hoffe, er hat Sie nicht zu sehr in Anspruch genommen.“

Ich winkte ab.

„Nein, alles gut.“

„Sie können gut mit Kindern.“

„Danke.“

Er schaute zu seinem Sohn, der ihn sauer anschaute.

„Ich glaube, dass er nochmal reinmöchte. Hätten Sie etwas dagegen… “

„Nein, kein Problem.“

„Vielen Dank! Meine Frau geht nicht gerne ins Wasser und ich war die letzten zwei Stunden schon drinnen.“

Lars strahlte und sprang sofort ins Wasser. Ich bekam das ganze Wasser ab und lachte.

„`Tschuldigung“, nuschelte er.

Er hielt sich am Beckenrand fest und schaute mich an. „Machen wir ein Wettschwimmen?“

„Klar.“

Er stieß sich ab und schwamm los.

„Na, los, worauf wartest du?“

Ich war erstaunt darüber, wie schnell er schwamm und versuchte, ihn einzuholen. Natürlich hatte ich mein Tempo verringert, sodass er eine Chance hatte, zu gewinnen.

„Hey, Henri, du verlierst doch nicht etwa?“

Clara erschien neben mir und zwinkerte mir zu. Ich schaute zu ihr rüber und sah hinter ihr, wie die Kellnerin gerade den Poolbereich betrat. Irgendwie hob das meine Stimmung. Lars jubelte und drehte sich zu mir um.

„Ich habe gewonnen! Ich habe gewonnen.“

Ich lächelte und klopfte ihm auf die Schulter.

„Du bist echt schnell. Mir persönlich ein bisschen zu schnell.“

„Noch eins.“

„Später, okay? Mir ist ein bisschen kalt.“

„Na gut.“

Er schien enttäuscht zu sein, aber ich fror wirklich.

Ich kletterte die Leiter hoch und wickelte mich in mein Handtuch ein.

„Du hast es ja lange ausgehalten!“

„Das Wasser ist richtig kalt.“

„Und du hast einen neuen Freund, wie ich sehe.“

„Tja, Kinder sind einfach toll.“

„Darüber lässt sich streiten.“

Ich legte mich auf die Liege und setzte meine Sonnenbrille auf. Heute würden mich keine zehn Pferde mehr in den Pool bekommen. Clara stieg auch aus dem Pool und winkte den Jungen zu uns.

Oh ne, das musste jetzt nicht so sein.

„Darf ich euch Nick vorstellen?“

„Freut uns. Mit der Familie hier?“

Er nickte peinlich verlegen und wusste gar nicht, wo er hinschauen sollte. Ich schaute auf mein Handy und machte die Musik wieder an, nachdem ich mir wieder einen Stöpsel ins Ohr gesteckt hatte. Clara stupste mich an und schaute mich tadelnd an.

„Sorry Leute, ich muss kurz nach oben. Bin gleich wieder da.“

Ich stand auf, immer noch in meinem Handtuch gehüllt, und schlüpfte in meine Schuhe.

Bloß weg von hier. Ich hatte echt keine Lust auf eine neue Verkupplungsaktion von Clara.

Warum war meine Laune so derartig im Keller? Ehrlich gesagt, hatte ich keine Ahnung.

Ich spürte die Blicke in meinem Rücken, doch ich würde mich nicht wieder umdrehen.

„Wo möchtest du hin?“

Ich sah Lars mit seinen Eltern an einem Tisch im Poolbereich sitzen.

„Ich gehe auf mein Zimmer.“

„Können wir später nochmal schwimmen?“

„Klar, wenn es für deine Eltern in Ordnung ist.“

Beide nickten lächelnd. Toll, das hatte mir gerade noch gefehlt. Lars war total lieb und ich mochte ihn, aber heute war einfach ein schlechter Tag.

Ein letztes Mal schaute ich noch in die Runde, bevor ich auf die Bar zusteuerte. Ich sah die Kellnerin hinter der Theke und heftete den Blick auf mein Handy. Hoffentlich erkannte sie mich nicht wieder.

„Kann ich mitkommen?“

Oh, bitte nicht. Lars nahm meine Hand und schaute mich abwartend an. Seine Eltern hatten ihn aber gut unter Kontrolle! Ich steckte wohl oder übel mein Handy ein und schaute ihn wieder an.

„Sind deine Eltern noch draußen?“

Er nickte.

„Wissen Sie, wo du bist?“, fragte ich ihn sanft.

Er schaute betreten zu Boden und schüttelte den Kopf leicht.

„Komm, ich bring dich lieber wieder zu deinen Eltern und heute Nachmittag gehen wir beide dann nochmal schwimmen, einverstanden?“

„Ja!“

Ich führte ihn wieder nach draußen zu seinen Eltern und machte mich dann auf den Weg in mein Zimmer. Die Kellnerin kam mir mit einem Tablett entgegen und lächelte freundlich. Ich erwiderte dieses und ließ sie vorbei.

Ihre Augen waren so dunkel, so etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Ich war verwirrt, dass ich darüber nachdachte. So etwas fiel mir doch sonst auch nicht auf. Ich war ein hoffnungsloser Fall. Meistens bekam ich noch nicht mal mit, wenn jemand sich die Haare geschnitten hatte oder neue Klamotten trug.

Ich stieg die Treppe hoch, aber nicht ohne vorher nochmal einen Blick Richtung Bar zu werfen. Sie war damit beschäftigt, die Gläser zu polieren und wieder einzuordnen.

Erst als die Zimmertür hinter mir ins Schloss fiel, atmete ich auf.

Was war das eben?

Was passierte gerade?

Ich ließ mich auf den Boden fallen, mit dem Rücken an der Tür.

Warum sind wir nur hier im Hotel geblieben?

Wenn ich sie nicht so oft sehen würde… Ja, was wäre dann?

Ich hatte einfach nur bemerkt, welch schöne Augen sie hatte, das war’s und mehr wird da auch nicht kommen. Mehr war da noch nie gewesen. Wobei, mir war vorher so etwas auch noch nie aufgefallen.

Ich sollte einfach nicht so viel darüber nachdenken.

Tja, leichter gesagt als getan!

Mein Handy zeigte mir eine Nachricht von Paulina an, wann ich wiederkommen würde. Clara sei ziemlich sauer. Oh je, das auch noch. Ich stand langsam wieder auf, machte mir einen neuen Dutt und schrieb ihr zurück, dass ich gleich zurückkommen würde.

Die Zimmertür fiel hinter mir ins Schloss, als ich im Begriff war, wieder nach unten zu gehen. Ich zog das Handtuch fester, denn mir war irgendwie immer noch kalt. Paulina kam mir entgegen.

„Ich sollte dich holen kommen. Ist alles gut bei dir?“

„Ja.“

Paulina schien nicht überzeugt, beließ es aber dabei.

„Hast du gesehen, dass die Kellnerin jetzt an der Bar arbeitet?“

„Ja, warum?“

„Nur so. Nach der Aktion von heute Morgen wäre es mir ziemlich peinlich“, meinte Paulina.

Hatte man das bemerkt?

Wir liefen bei der Bar vorbei, doch ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Clara kam uns natürlich entgegen und funkelte mich wütend an.

„Was sollte das denn, bitte sehr, eben? Kannst du mir das mal erklären? Ich halte die Augen für dich offen und du rennst einfach weg!“

„Er ist nicht mein Typ, das habe ich dir doch schon gesagt.“ „Trotzdem kannst du ihm mal eine Chance geben.“ „Warum denn? Ich möchte nichts von ihm, okay?“

Ich versuchte ruhig zu bleiben, denn wenn ich jetzt auch noch explodierte, wäre der Tag und die darauffolgenden wohl ziemlich im Eimer.

„Was ist denn überhaupt dein Typus? Man könnte meinen, du hast gar keine Gefühle.“

Autsch.

Ich hörte, wie Paulina die Luft anhielt und mir beruhigend die Hand auf die Schulter legte.

„Nur, weil ich bis jetzt kein Interesse gezeigt habe, heißt dass nicht, dass ich keine Gefühle habe, klar?“

Clara zuckte mit den Schultern.

„Oder du stehst einfach nicht auf Jungs.“

Mutig ins Glück

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