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Kapitel 2

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Der Rest der Schicht verlief für Anna auch weiter sehr erfreulich. Als sie sich am Ende des ersten Arbeitstages umzog und schließlich das Krankenhaus verließ, war sie mehr als zufrieden. Sie hatte genau die richtige Entscheidung getroffen. Sich hier zu bewerben und quasi noch einmal von vorne anzufangen, war vielleicht für andere in ihrem Umfeld unverständlich – immerhin hatte sie schon Jahre als Oberschwester in ihrem alten Krankenhaus gearbeitet, Karriere, sich einen Namen gemacht, junge Schwestern ausgebildet. Hier war sie nichts weiter als eine einfache Stationsschwester – und dazu für die nächsten Monate in der Probezeit. Sie lächelte, als sie sich zu ihrem Auto wandte, denn sie wusste, dass sie sich keine Sorgen machen musste. Sie war angekommen, sie hatte sich einen Traum erfüllt. Auch mit dem geringeren Gehalt würde sie mehr als zurecht kommen. Ja, es war die richtige Entscheidung.

Zu Hause angekommen duschte sie erst einmal ausgiebig und rief dann sofort Tom an. Sie wollte im Moment nichts mehr, als ihm von ihrem Tag zu erzählen. Natürlich wäre es noch schöner gewesen, wenn er jetzt bei ihr wäre und sie in den Arm nehmen könnte, sie den Tag gemeinsam ausklingen lassen würden. Ein kurzer Anflug von Traurigkeit übermannte Anna, während sie dem Freizeichen des Telefons lauschte. Sie vermisste Tom.

»Hallo Süße!«, meldete er sich endlich. »Ich hab leider nicht viel Zeit. Aber erzähl mal, wie es war.«

Anna unterdrückte die sofort mitgelieferte Enttäuschung. Das kannte sie schon. »Wunderbar. Alle sind nett und unglaublich kompetent.«

»Und sie haben sich sofort in dich verliebt, richtig!?«, scherzte er.

Anna lachte. »Das vielleicht nicht grad. Aber ich habe mich ganz gut angestellt, denke ich.«

»Daran habe ich keine Sekunde gezweifelt. Ich bin stolz auf dich.«

»Danke. Und wie läuft es bei dir?«

»Du, das erzähl ich dir später in Ruhe. Ich muss schnell wieder rein. Sei nicht böse. Ich melde mich nachher.«

Anna seufzte. »Das geht nicht. Ich bin noch mit Clara verabredet.«

»Ach schön. Sag ihr Grüße und macht euch einen netten Abend.«

»Du dir auch. Bis dann, Schatz.«

Und schon hatte er aufgelegt. Tom war so – immer beschäftigt, immer unter Strom. Aber das mochte Anna eigentlich auch an ihm. Wenn sie an seinen Vorgänger dachte, der sie zum Zentrum seinen Universums gemacht hatte und gar kein eigenes Leben mehr führen wollte, wusste sie wieder zu schätzen, wie viel Freiraum sie und Tom sich ließen. Vor allem hielt das auch die Liebe frisch. Sie freuten sich immer sehr auf die gemeinsame Zeit.

Anna hatte noch etwas Zeit, bevor Clara sie abholen würde, schnappte sich ihr Buch und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Die Zeit verflog, während sie der bezaubernden Liebesgeschichte folgte, und fast schon enttäuscht legte sie eine Stunde später ihre Lektüre beiseite, um sich für den Abend fertig zu machen. Clara gehörte zwar nicht zu den pünktlichsten Menschen – genaugenommen hätte sie schon vor zehn Minuten hier sein sollen –, liebte es aber gar nicht, wenn man sie warten ließ.

Anna hatte gerade bei einem prüfenden Blick in den Spiegel alles an sich für gut befunden, da klingelte es auch schon Sturm. Nicht mal eine halbe Stunde zu spät!

Anna schnappte sich ihre Tasche und verließ schnell die Wohnung.

Clara wartete vor dem Haus in ihrem Auto. Anna stieg ein, die beiden begrüßten sich mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange und schon setzte sich der Wagen mit quietschenden Reifen in Bewegung.

»Ich verhungere gleich«, erklärte Clara ihren agentenmässigen Auftritt. Anna grinste nur. »Dann schnell!«, sagte sie nur und lehnte sich zurück. Sie wusste, dass sie jetzt besser kein Gespräch begann, denn Clara würde in Gedanken schon die Speisekarte ihres Lieblingsrestaurants durchgehen und ihre gesamte Konzentration benötigen, um das Richtige auszuwählen.

Anna und Clara waren seit Jahren beste Freundinnen. Sie kannten sich in- und auswendig. Es gab nichts, was sie sich nicht erzählten, noch nie war ein böses Wort zwischen ihnen gefallen, wenngleich sie sich immer unverblümt die Meinung sagten. Und sie waren so oft unterschiedlicher Meinung wie sie selbst unterschiedlich waren. Anna ging ganz in ihrem Job auf, sie hatte Ziele und die Karriere war ihr wichtig. Auch hatte sie in den letzten Jahren immer mal wechselnde Liebhaber, bis sie Tom kennenlernte, mit dem sie inzwischen sogar verlobt war. Clara dagegen war ganz Ehefrau und Mutter. Sie liebte es, die Familie zu umsorgen und ihrem Mann den Rücken frei zu halten und ihm ein schönes Zuhause zu bieten. Er arbeitete dafür rund um die Uhr, um seinen Lieben ein sorgenfreies Leben zu ermöglichen. So ging bei ihnen alles Hand in Hand. Abende außerhalb des Nestes gönnte sich Clara selten. Umso schöner war es für Anna, an diesem wichtigen Tag Clara bei sich zu haben.

Im Restaurant angekommen wurden sie von ihrem Kellner sofort an ihren Lieblingstisch geführt, den sie immer reservieren ließen, wenn sie zusammen hier aßen.

Clara ließ sich stöhnend auf den bequemen Stuhl fallen. »Was für ein Tag!«

Anna grinste, denn sie wusste, was nun kam: die rasche Aufzählung der familiären Ereignisse. So machte es Clara stets, um sich dann ganz entspannt Annas Erzählungen widmen zu können. Kurz unterbrochen wurden sie nur vom Kellner, der ihre Bestellungen aufnahm. Wie immer nahm Anna das Gleiche wie Clara. Sie hatte einen ausgezeichneten Geschmack, was selbst eine hervorragende Köchin – auf ihre Wahl war immer Verlass. Nur bei den Getränken unterschieden sie sich. Während Clara sich auf Wasser beschränkte, gönnte sich Anna einen Viertelliter Bordeaux, der hier besonders lecker war.

»Und nun erzähle!«, sagte Clara und beugte sich erwartungsvoll zu ihrer Freundin hinüber. »Wie war dein erster Tag?«

Während die Getränke gebracht wurden, berichtete Anna alles der Reihe nach. Clara liebte Details und wollte stets alles wissen. Auch von Dr. Marx erzählte sie und lobte seine Klasse, seine einfühlsame Art.

»Also hast du jetzt keine Zweifel mehr?«

»Nein, gar nicht. Es war genau richtig so. Schon nach dem ersten Tag fühle ich mich unheimlich wohl.«

»Das freut mich so! Ganz ehrlich. Du weißt, ich hatte so meine Bedenken.« Clara war eine jener Personen, die die Sicherheit des alten Jobs doch um einiges erstrebenswerter gefunden hätte als dieses ungewisse Neue. Auch wenn sie Annas Argumente verstanden hatte.

»So richtig sicher war ich ja selbst nicht, aber nach heute … Ach, ich bin richtig gespannt auf die nächste Zeit. Es ist aufregend.«

Sie stießen noch einmal an und widmeten sich dann dem Rehrücken, der in der Zwischenzeit ebenfalls gebracht wurde und tatsächlich ein Gedicht war.

Als die Teller abgeräumt und beide satt und zufrieden den Abend genossen, hielt es Clara nicht länger aus. »Und was sagt Tom?«

»Oh, er freut sich natürlich.« Anna hatte schon auf die Frage gewartet.

»Also, habt ihr tatsächlich schon telefoniert heute?«

»Ja, sogar zweimal, wenn du es genau wissen willst …« Anna biss sich bei Claras erhobenen Augenbrauen auf die Zunge. Das war doch bissiger rübergekommen, als sie beabsichtigt hatte.

»Anna, du weißt, ich mag Tom. Ganz ehrlich. Und ich gönn dir dein Glück mit ihm von Herzen.« Clara nahm Annas Hand. »Aber wie sagenhaft viel Zeit hat er dir geschenkt, um zu erfahren, wie es war? Lass mich raten; fünf Minuten?« Annas Blick sprach Bände. »Also nicht mal …«

»Hör mal, Clara, das ist okay. Er hat zu tun und dass er seine Besprechung verlassen hat, um kurz zu hören, wie es mir geht, ist doch lieb von ihm. Und am Wochenende können wir in aller Ruhe meine erste Arbeitswoche auswerten.«

»Und das reicht dir ganz ehrlich? Hast du ihn denn nicht vermisst heute? Komm schon, sag mir nicht, dass es nicht so ist!«

»Doch, natürlich hätte ich ihn gern öfter bei mir. Aber wir haben uns beide für dieses Leben entschieden. Es hat ja auch sehr viele Vorteile.«

So oft hatten sie dieses Gespräch schon geführt. Clara erhob noch einmal ihr Glas und stieß mit Anna an.

* * *

Christian saß im Arztzimmer. Den Papierkram hatte er inzwischen bearbeitet, er könnte nun nach Hause gehen. Aber dieser Tag beschäftigte ihn. Er dachte an die Begegnung mit Anna. An ihre strahlenden Augen. An dieses Gefühl. Er war so in Gedanken versunken, dass er die Zeit vergaß.

Es war schon eine halbe Stunde vergangen, als sein Handy klingelte. Sophie. »Hallo, meine Liebe«, meldete er sich und zwang sich zu einem besonders netten Ton.

»Ach schön, dass ich dich erreiche. Hallo mein Schatz. Kannst du bald Feierabend machen?«

»Ich bin gerade mit allem fertig und wollte mich jetzt fertig machen.«

»Wunderbar. Was meinst du, wollen wir nicht was essen gehen heute Abend? Zu deinem Lieblingsitaliener. Ich bin auch gerade erst nach Hause gekommen und habe jetzt keine Lust mehr zu kochen.«

»Das ist eine tolle Idee. Sollen wir uns gleich da treffen oder soll ich dich zu Hause abholen?« Christian merkte jetzt, dass er einen riesigen Hunger hatte und eine Lasagne wäre jetzt genau das Richtige.

»Wir treffen uns da. Es wäre doch ein ziemlicher Umweg für dich.«

Sie verabschiedeten sich und Christian freute sich auf den Abend. Er ging an seinen Schrank und zog sich um. Gut gelaunt ging er zu seinem Wagen, startete ihn und fuhr die ihm bekannte Strecke.

* * *

Sophie saß bereits an einem Tisch in einer kleinen Nische. Sie erhob sich und strahlte, als sie Christian auf sich zukommen sah. Dieser nahm seine Frau in den Arm und küsste sie auf die Wange, bevor er ihr den Stuhl zurechtrückte und sich dann selbst setzte. Sie erzählten sich von ihrem Arbeitstag. Sophie zeigte sich wie immer interessiert und aufmerksam, was Christian sehr genoss. Er selbst fragte auch nach, wusste er doch, dass Sophie sich freuen würde – wirkliches Interesse hatte er nicht an all den Stoffen und Schnitten, die sie nun beschrieb, aber er blieb gedanklich bei ihr.

Sie genossen das Essen und plauderten. Schließlich erzählte Christian auch von der neuen Schwester und hob ihre Fähigkeiten hervor. Von ihren Augen erzählte er nicht. Lenkte das Gespräch bei dem Gedanken an diese aber schnell auf Markus und das geplante Essen. Sophie zeigte sich begeistert, liebte sie es doch, Gäste zu bewirten. Und Markus mochte sie besonders.

Bald machten beide sich auf den Weg nach Hause. Eingeharkt geleitete Christian seine Frau zu ihrem Auto, um schließlich zu seinem zu gehen und ihr hinterher nach Hause zu fahren.

A true Love Story never ends

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