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1 Kapitel 3

Acht Winter nach der Geburt von Ulfr, nebst der Blutschwester Isgred, fügte sich ein neues Mietglied zur Familie hinzu: Thorald, sein Altersgenosse, Sohn von Harald, Jarl von der Nachbarssiedlung von Oseberg.

Zwischen den beiden Clans gab es, seit Generationen, eine sehr feste Verbindung.

Harald, infolge des Verlustes seiner Frau Sigrid, gestorben mit der zweitgeborene, indem sie sie zur Welt brachte, war ein zerstörter Mann. Er entschied sich, die Bildung und Ausbildung seines einzigen Sohnes für einige Jahre an die Familie seines grossen Freundes König Olaf und der Frau Herja anzuvertrauen.

Die zwei schauten den Freund besorgt an. Harald war ein gutaussehender Mann von 30 Jahren, aber der Schmerz vom schweren Verlust, konnte man ihm ins Gesicht lesen, verhärmt und erschöpft, was ihn viel älter aussehen liess.

Olaf legte eine Hand auf die Schulter des Mannes.

-Sei tapfer, mein Freund! Mach dir keine Sorgen für Thorald, er wird es hier guthaben, wir kümmern uns um alles – versuchte er ihn zu ermutigen.

-Davon bin ich überzeugt! – bestätigte der Mann, indem er ein Ton verwendete, dass die Verzweiflung nicht durchsickern lassen würde, die, stattdessen, ihn plagte.

Harald sah den Sohn an, welcher an seiner Seite sass, mit gesenktem Haupt und die Augen starr auf seine kleinen Hände. Er spürte ein Stich ins Herz und er streichelte ihn den Kopf. Das Kind hob das Haupt um seinen Vater anzusehen, indem er die jungen Lippen zudrückte, um nicht zu weinen.

Herja nahm zwei Behälter, hergestellt von natürlichen Kuhhörner, dekoriert mit Schnitzereien und goldene Platten, sie füllte sie mit Met und hielt sie den zwei Männern hin, dann wandte sie sich an Thorald.

-Komm! – ermutigte sie ihn, mit der Zärtlichkeit einer Mutter, indem sie ihn die Hand ausstreckte –Ulfr wartet auf dich. –

Das Kind drehte sich zu seinem Vater, welcher mit dem Haupt nickte.

-Alles wird gut. – versicherte er ihn, indem er sich anstrengte, gelassen zu erscheinen.

Thorald nahm die Hand von Herja und zusammen durchquerten sie den Raum, aber bevor er nach draussen ging, drehte sich das Kind erneut in Richtung seines Vaters um und lächelte ihn an, so wie ihn seinerseits zu versichern.

Olaf wartete, dass sie hinausgingen dann erhob er das Horn, imitiert von Harald.

-Trinken wir! Zum Andenken von Sigrid und von allen unseren Vorfahren – schlug er dem Freund vor.

-Drekka Minni! – stossen sie einheitlich an, indem sie das Horn auf einmal leerten.

Olaf strich sich mit dem Handrücken über dem Schnurrbart -Du musst jetzt über diesen Moment hinweg denken, du könntest auf eine lange Reise gehen – empfahl er ihn.

-Ich habe darüber nachgedacht, wenn Thorald älter gewesen wäre, hätte ich ihn mit mir mitgenommen. –

-Wir können jedoch folgendes machen; du wirst reisen und wirst auch für mich Handel treiben, während ich mich befassen werde, ihn gebildet, gesund und stark zu erziehen – schlug Olaf vor.

-Mein Freund, du hast mir nie enttäuscht! – bekundete Harald.

Die zwei Männer sahen einander mit einem Blick tiefer Zuneigung und gegenseitiger Respekt an.

-Ich bin überzeugt, du würdest das Gleiche für mich tun! –stellte Olaf fest, ohne jeglichen Zweifel, indem er ihn die rechte Handfläche hinhielt. Eine Geste, welche der Freund erwiderte.

Harald reiste für viele Jahre, von denen die meisten ihn weit weg von zu Hause verschütteten.

Für die zwei Kinder fing die Bildung und Ausbildung sofort an. Sie wurden über die Gesetze, die Geschichte, die Verarbeitung des Holzes und des Eisens instruiert und lernten alle Geheimnisse der Metallurgie. Sie lernten mit Waffen umzugehen, indem sie täglich verschiedene Disziplinen praktizierten.

In den langen Nächten des eisigen, norwegischen Winters, versammelte sich die ganze Familie in der Wärme des Feuers, während die Frauen webten und die Männer das Holz schnitzten, wurde an den Kindern, mittels Erzählungen von den Ältesten, die Kenntnis der Vergangenheit der Familie und des Clans überliefert, zusammen mit den Prinzipien, den Werten und den Ehrenkodex, welcher ein guter Wikinger niemals brechen sollte.

Ulfr und Thorald wuchsen gesund und stark, zusammen studierten sie und bildeten sich aus, und zwischen den beiden formte sich eine sehr starke Verbundenheit. Wie ihre Väter vor ihnen, wurden sie Geschworene Brüder, gemäss einem alten, magischen Ritus…

Der Winter war vorüber, die Wikingerschiffe durchzogen die skandinavischen Gewässer und die Wikinger, die weit weg von zuhause überwinterten, kehrten endlich wieder zu ihren Familien zurück. Auch Harald, mit grosser Überraschung von allen, kehrte in diesen Frühling zurück.

Es fiel das neunte Sommer an für die zwei kleinen Wikinger, ungefähr Mitte April, als sie sich ihrer Bruderschaft verschrieben.

An diesen Tag, war es ihre erste Ausbildung mit dem Bogen und alles wurde draussen arrangiert, hinter dem Haus, von wo sich das Panorama des gesamten Grundstücks ausdehnte.

-Legt das linke Bein nach vorn, es wird euch helfen, besser zu zielen und stärker zu spannen – empfahl Bjorn, der beste Bogenschütze des Clans -Zielt… -

Die zwei Kinder positionierten sich wie empfohlen, indem sie den Bogen mit dem startklaren Pfeil einlegten, und spannten die Sehne mit all ihrer Kraft, mit zugekniffenen Augen, um sich auf das zu treffende Ziel zu konzentrieren. Zwei mit Stroh gefüllten Säcken dienten als Hampelmänner, mit der Zielscheibe, die auf Herzhöhe gemalt wurde.

-Jetzt! – befahl Bjorn.

Die zwei kleinen Bogenschützen schossen ihr erster Bolzen ab und eine enttäuschte Miene malte sich auf ihren Gesichtern, als sie den Flug folgten, sehr weit vom Ziel entfernt.

-Um Odins gutes Auge! – fluchte eine Männerstimme.

Alle Blicke waren in dieser Richtung fixiert, während Leif, ein grosser Kerl mit roten Haaren, von den Büschen mit einer toten Ziege auftauchte, niedergestochen von den Pfeilen.

Bjorn sah verdutzt Olaf und Harald an. -Sie haben sie kalt gemacht, mit dem ersten Schuss! – sagte er ungläubig.

Der stolze und zufriedene Gesichtsausdruck der beiden Kinder löste Mitgefühl und Vergnügen unter den Männern aus.

-Was machte diese Ziege ausserhalb des Stalls? – frage Olaf während er die Pfeile aus dem armen Tierchen herauszog.

-Sie war geflüchtet und ich versuchte, sie zu den anderen zurück zu bringen – erklärte der Mann.

-Du hattest Glück, du hättest an der Stelle der Ziege sein können – stellte Harald fest.

-Ja! – rief Leif aus, indem er die grauen Augen aufriss. -Die Pfeile haben sie getroffen, als ich sie ergreifen wollte – fügte er hinzu, indem er den Blick auf die zwei Kinder richtete, welche ein halbes Lächeln von Entschuldigungen andeuteten.

-Ich überlebte an tausend Schlachten in der Jugend und ich will den Walhalla sicherlich nicht durch die Hände von zwei Kindern erreichen! – rief er mit Ironie aus. -Und ich bin mir nicht sicher, ob die Walküren mich hineingelassen hätten… Gestorben, während eine Ziege verfolgt wurde! – beendete er scherzhaft, indem er das Lachen der Anwesenden auslöste.

-Mein lieber Freund, wenn du dein Einmarsch im Walhalla machen wirst, wird es sicherlich dem grossen Wikinger würdig sein, der du einst warst! Jetzt bring sie zur Köchin, dass sie sie für das Abendessen kochen soll – ordnete Olaf kichernd an.

Leif nickte und senkte den Haupt, in Zeichen des Respekts, bevor er sich in Richtung Küche auf den Weg machte.

-Jetzt konzentriert euch auf das Ziel… - pfiff der Bogenschütze die zwei Kindern zur Aufmerksamkeit zurück -Weil, wenn ihr gegen ein Fein kämpft, werdet ihr ihn nicht besiegen, indem ihr ihm das Vieh niederschlagt.

-Du musst zugeben, dass das erste Pfeil ihres Lebens ein gutes Omen für die Zukunft ist – gab Harald an, mit einem Ton zwischen Selbstgefallen und Vergnügung.

-So scheint es… - antwortete Bjorn –Jetzt müssen sie sich bemühen, um zu beweisen, dass sie dieses Omen verdienen – fügte er hinzu, indem er sich an den zwei kleinen Bogenschützen wandte, welche schon bereit waren, in Erwartung des Befehls.

Ein Geräusch hinter ihnen machten Olaf und Harald aufmerksam. Die Toren der Ställe gingen auf und, nach 6 Monate, drängten sich eine Vielzahl von Tieren nach draussen, während einige Männer des Clans, zwischen Muhen, Grunzen und Gemecker, versuchten die Ordnung zu bewahren, um die über 500 Stück Vieh in den Wiesen zu leiten, auf denen sie sie frei grasen lassen würden.

-Bringt das Vieh weg von hier, ansonsten werden diese zwei eine Tragödie daraus machen! – rief Olaf spöttisch aus.

Inmitten all diesem Getümmel tauchte Leif auf, er bewegte sich schnell in ihrer Richtung und schien ungeduldig zu sein, etwas mitteilen zu wollen.

-Die alte Sigrùn hat die Ziege gesehen und lässt euch ausrichten, dass sie euch alle vier in der Heiligen Lichtung erwartet – unterrichtete sie der Mann, sobald er vor ihnen erschien.

-Gut! – kommentierte Olaf, indem er ein zustimmender Blick mit Harald austauschte.

-Ihr werdet eure Ausbildung nach eurer Rückkehr wiederaufnehmen – sagte er zu Bjorn.

-Ich werde hier auf euch warten – antwortete der Bogenschütze.

Die vier machten sich auf dem Weg und liessen die Siedlung hinter ihnen. Die Erde hatte sich vom Frost befreit und mit der ersten milden Wärme, welches von der Sonne geschenkt wurde, hatte im Dorf Gokstad wieder alles begonnen, zum Leben zu erwachen. Das Grundstück von Olaf war schön, von sehr ausgedehntem Ausmass, es erstreckte sich entlang der Küste und in Richtung landeinwärts, auf Kilometern und Kilometern, und er war stolz darüber.

Die Felder waren von einer tiefen Steinmauer getrennt, welche sie einfriedeten, einige Bauern waren damit beschäftigt, die Erde zu pflügen, während andere sich mit verschiedenen Saaten befassten: die Roggen, die kostbare Gerste, jegliches Gemüse und der Hafer, das letztere war dafür bestimmt, auch Futter zu werden, um die grosse Zahl an Vieh in dem nahenden Winter ernähren zu können.

Die ersten Blumen tüpfelten die weiten Kleewiesen, welche von Beerenpflanzen verstreut wurden, von Brombeeren und Himbeeren, und dehnten sich bis zu dem Punkt aus, wo die Erde sich in felsigen Wänden und Hügeln erhob, die an der Grenze mit den Ländereien von Harald gelangten. Mit der Schmelze, hatte der Wasserfall wieder angefangen, entlang der Felsen zu treiben, die mit Flechten überzogen waren und pumpten den Fluss auf, welcher der Wald und die Heilige Lichtung durchquerte.

Die Strasse, welche sie begangen, war mit Apfelbäumen und Hagedornen flankiert, die hervorgesprossen hatten und bereits die ersten weissen Blumen anfingen zu spriessen. Sie gingen stillschweigend weiter, zwischen die Geräusche der Natur, welche wiedererwachte und durch die Sonnenstrahlen, die zwischen den Bäumen durchfilterten. Man durchblickte die ersten Nester der Vögel und einige Äste hingen von den spiralförmigen Strohkörben, in welchen die Bienen angefangen hatten, ihre Bienenstöcke zu errichten, die, für das Ende des Sommers, voll mit Honig gewesen wären, mit dem die Wikinger ausgezeichneter Met produziert hätten.

Sie kamen an der Heiligen Lichtung an, wo die alte Sigrùn sie erwartete.

Sie näherten sich der Frau, die, aufrecht neben einer Eiche, von Kopf bis Fuss in ihrem schwarzen Mantel eingewickelt war. Von der Kapuze fielen, bis zur Hüfte, zwei weissen Zöpfe und ihre Augen kamen wie Aquamarine zur Geltung. Zwei Raben, Geschöpfe welche am Kult ihres Gottes Odin gebunden waren, standen reglos auf ihre Schultern. Die Alte streckte die Arme gegen den Himmel und die zwei Vögel stiegen in die Luft, indem sie über ihre Köpfe hinweg krächzten, bevor sie in dem Dickicht der Bäume verschwanden.

Diese Eiche haben eure Väter gepflanzt, als sie ungefähr euer Alter hatten, und sie ist gesund und stark, wie ihre Freundschaft, gewachsen – erklärte sie mit einer Nuance von Stolz in der Stimme.

Dann beugte sie sich um eine Sprosse aufzusammeln, entsprungen von den Wurzeln des Baumes und erhob es in Richtung Himmel.

-Heute haben die Götter ihr Willen geäussert, mittels eure Bolzen, und Thors Baum hat neues Leben erzeugt… Ihr seid für euren Eid bereit! – prophezeite die alte Sigrùn, indem sie die Sprosse an den zwei Jungen überreichte.

Die zwei kleinen Wikinger wählten ein Punkt, nicht weit von der Eiche entfernt, und schlugen eine Grassode um, auf welche sie sich die rechte Handfläche einritzten, dann mit einem Händedruck ihr Blut mischten, indem sie sich gegenseitige Treue schworen; damit düngten sie die Scholle und benutzten sie, um die Basis der Sprosse zu bedecken, welche sie eingepflanzt hatten, und besiegelten somit ein Pakt der Brüderlichkeit für den Rest ihres Lebens…

Isgred, neben der Erziehung, vorbehalten auf die Kinder eines adligen Hauses, musste lernen, ein Haus zu regieren, vor allem wenn der Ehemann auf einer Expedition verladen gewesen wäre. Auch sie hätte eines Tages, wie ihre Mutter, der Bauernhof führen, die Kinder erziehen, und die Geschäfte des Mannes verwalten müssen. Eines Tages hätte auch sie die Schlüssel des Hauses am Gürtel getragen, Symbol von Autorität und von Respekt, den eine Frau in der Familie genoss.

Die Reise Des Schicksals

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