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Leseprobe … und dann ging ich zu den Apfelbäumen!
ОглавлениеHamburg-Finkenwerder, in der Nacht vom 22.-23. November 1982
Mein Name war Jürgen, ich wurde 22 Jahre alt und bin eben gestorben. In wenigen Stunden erscheinen hier Bauarbeiter und man wird mich finden. Einer der Bauarbeiter wird sich übergeben, um Hilfe schreien. Die Polizei wird kommen und auf den Gerichtsmediziner warten. Die Krankenwagenfahrer werden sich mit den Polizisten um Paragraphen streiten, ob sie einen Leichnam transportieren dürfen oder nicht. Man wird sich einigen auf den Leichenwagen zu warten. Ich werde hier noch eine halbe Ewigkeit hängen. Aber das ist nichts im Gegensatz zu dem, was sich an Gefühlen in meiner Familie aufstauen und entladen wird.
Es war meine eigene Entscheidung. Heute ist mein Todestag. Ich habe nur den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Keiner war da. Mein Stiefvater hatte die Familie wegen einer anderen Frau verlassen. Meine Mutter lebte in einem anderen Ortsteil und war dabei, das Haus zu verkaufen, in dem ich mittlerweile als einziger wohnte. Meinen jüngsten Bruder W. hatte sie mitgenommen. Mein anderer Bruder M. war in der Woche beim Bund und am Wochenende bei seiner Freundin. Meine Schwester C. lebte bei ihrem Freund und dessen Familie ein paar Straßen weiter. Sie stand kurz vor Vollendung ihres 18. Lebensjahres, ihrem Realschulabschluss und wollte ihre Schule kurzfristig nicht wechseln.
Ich hatte mich geweigert mit meiner Mutter zu ziehen. Nach Beendigung des dritten Ausbildungsjahres wollte ich eigentlich nach Australien auswandern und Deutschland ein für allemal den Rücken kehren. Mein bester Freund Uwe lebte seit Jahren in Australien und erwartete mich im nächsten Sommer. Mich und meine Yamaha! Ich hasste meinen Ausbildungsjob, dennoch gab ich mir Mühe. Ohne einen gelernten Beruf würde man mich in Australien nicht aufnehmen können. Durch ein klitzekleines Malheur, eine kleine Dummheit wurde daraus nun nichts. Nie würde ich ein Visum für Australien bekommen! Deshalb entschloss ich mich, diesen Weg zu gehen!
Ende der Leseprobe