Читать книгу Mit intelligenten Kindern intelligent umgehen - Christa Rüssmann-Stöhr - Страница 28
Untertests im AID 3
Оглавление1. Alltagswissen
Hier werden Fragen zum Allgemeinwissen gestellt, beispielsweise „Wie viele Kilometer ist die Donau lang?“
→ Gibt an, über wie viel Allgemeinwissen das Kind bereits verfügt.
2. Realitätssicherheit
Dem Kind werden Abbildungen von Gegenständen gezeigt, bei denen jeweils etwas fehlt. Das Kind soll herausfinden, was fehlt.
→ Gibt an, inwieweit das Kind seine Umwelt korrekt wahrnimmt.
3. Angewandtes Rechnen
Dem Kind werden eingekleidete Rechenaufgaben, Textaufgaben, gegeben.
→ Gibt an, inwieweit das Kind seine rechnerischen Fertigkeiten auf konkrete Situationen übertragen und im Alltag anwenden kann. Dies ist ein wichtiger Untertest für die Differenzierung zwischen hoch intelligent und tatsächlicher Hochbegabung: Hochbegabte Kinder erzielen hier in der Regel sehr hohe Werte. Sie lösen Rechenaufgaben, die unbekannt sind und für die sie deshalb noch keine Lösungswege kennen können. Hier kommt ihre Fähigkeit zum Tragen, bei neuen Problemstellungen eigene Lösungsstrategien zu entwickeln.
4. Soziale und sachliche Folgerichtigkeit
Mehrere Bilder, die korrekt geordnet einen Handlungsablauf darstellen, werden dem Kind in einer falschen Reihenfolge vorgegeben. Das Kind soll die Bilder in die richtige Abfolge bringen.
→ Gibt an, inwieweit das Kind dazu in der Lage ist, einzelne Handlungen zu erkennen, richtig zu interpretieren und sie in einen Gesamtzusammenhang einzuordnen.
Dies ist ein wichtiger Untertest für die Differenzierung zwischen hoch intelligent und tatsächlicher Hochbegabung: Hochbegabte zeigen hier aufgrund ihrer hohen sozialen Sensibilität in der Regel höhere Werte. Auch unter qualitativen Gesichtspunkten ist das ein wichtiger Untertest: Nicht selten legen nämlich hochbegabte Kinder „falsche“ Reihenfolgen, falsch im Sinne der vorgegebenen Testlösung. Für die numerische Testauswertung muss also die Lösung als „falsch“ bewertet werden.
Manche Kinder haben auf Nachfrage allerdings eine ausgesprochen plausible Begründung für ihre eigene Reihenfolge. Für die Interpretation des Gesamtergebnisses ist das enorm wichtig: Es deutet darauf hin, dass dieses Kind soziale Handlungen anders als üblich interpretiert. Damit stößt es möglicherweise in seiner Umgebung auf viel Unverständnis.
5. Unmittelbares Reproduzieren
Das Kind muss Zahlenreihen nachsprechen, und zwar sowohl vorwärts als auch rückwärts.
→ Gibt an, inwieweit sich das Kind konzentrieren kann und wie hoch seine Merkfähigkeit im verbal-akustischen Bereich ist.
Dies ist ein wichtiger Untertest für die Differenzierung zwischen hoch intelligent und tatsächlicher Hochbegabung: Je höher der Gesamt-IQ, desto häufiger sind die Ergebnisse rückwärts besser als vorwärts. Hochbegabte Kinder sind im Rückwärts-Nachsprechen deutlich besser als im Vorwärts-Nachsprechen. Möglicherweise ist das schlichte Wiederholen von Zahlen so einfach, dass sich Hochbegabte gar nicht erst anstrengen; dagegen reizt sie die höhere Anforderung „rückwärts“, richtig aufzupassen. Mit wachsender Schwierigkeit werden Hochbegabte oftmals immer interessierter und strengen sich dann mehr an.
6. Synonyme finden
Das Kind soll zu vorgegebenen Wörtern andere Bezeichnungen finden, die dasselbe bedeuten.
→ Gibt an, wie groß der aktive Wortschatz des Kindes ist.
7. Kodieren und Assoziieren
Das Kind erhält einen Arbeitsbogen, auf dem verschiedene Gegenstände abgebildet sind. Eine Vorlage zeigt dem Kind, zu welchem Gegenstand welches Zeichen gehört. Das Kind soll die zugehörigen Zeichen so schnell wie möglich korrekt übertragen. Anschließend sollen die Zeichen frei erinnert werden.
→ Gibt Aufschluss über die Schnelligkeit der Informationsverarbeitung unter vorgegebener Zeit bei einfachen Aufgaben und überprüft die beiläufige Merkfähigkeit.
Dies ist ein wichtiger Untertest für die Differenzierung zwischen hoch intelligent und tatsächlicher Hochbegabung: Bei dieser anspruchslosen Aufgabe, die noch dazu als einzige unter Zeitbegrenzung durchgeführt wird, bringen Hochbegabte regelmäßig nur durchschnittliche Ergebnisse. Gleichförmige, sich wiederholende Aufgaben sind nichts für hochbegabte Kinder.
8. Antizipieren und Kombinieren
Das Kind soll einfarbige Puzzleteile zu einem Gegenstand/einer Figur zusammensetzen. Den Kindern ist nicht bekannt, was das Puzzle darstellen soll (zum Beispiel eine Giraffe).
→ Gibt an, inwieweit das Kind fähig ist, aus Einzelteilen das Ganze zu erkennen und herzustellen.
9. Funktionen abstrahieren
Dem Kind werden zwei Wörter vorgegeben (zum Beispiel Flugzeug und Schiff) und es soll die wesentliche Gemeinsamkeit erkennen (beides sind Fortbewegungsmittel).
→ Gibt an, inwieweit das Kind in der Lage ist, zwei unterschiedliche Dinge in Bezug auf ihre Funktionen auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
10. Analysieren und Synthetisieren
Das Kind soll vorgegebene Muster mit Würfeln nachbauen.
→ Gibt an, inwieweit das Kind dazu in der Lage ist, ein System zu analysieren und praktisch anzuwenden.
11. Soziales Erfassen und sachliches Reflektieren
Das Kind hat Fragen zu sozialen Regeln und Gewohnheiten in unserer Gesellschaft zu beantworten, zum Beispiel „Warum liegen Fleisch und Wurst im Supermarkt in einer Kühltruhe? Warum haben Wohnungs- oder Haustüren andere Schlösser als Zimmertüren?“
→ Gibt an, inwieweit das Kind die Hintergründe alltäglicher Begebenheiten und gesellschaftlicher Regeln versteht.
12. Formale Folgerichtigkeit
Das Kind muss mit Plättchen unterschiedlicher Größe, Form und Farbe logische Reihen fortsetzen.
→ Gibt an, inwieweit das Kind in der Lage ist, logische Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und weiter zu führen. Der Untertest misst formal-logisches Denken.
Im rechts abgebildeten AID-Ergebnisbogen sind die Testergebnisse von zwei Kindern eingetragen. Die roten Kreuze gehören zu Kim, die schwarzen zu Joshua. Beide Kinder sind sechs Jahre alt. Beide Kinder haben den gleichen IQ von 127 und sind doch völlig unterschiedlich.