Читать книгу Mein Vater, der Vogel - Christian Futscher - Страница 12

Reisen

Оглавление

Einmal klebte mein Vater einen großen Zettel an die Schlafzimmertür …

Ich wusste, dass er sich am Morgen, kaum hatten meine Mutter und ich die Wohnung verlassen, gern wieder ins Bett legte. Meine Mutter ging zur Arbeit, ich zur Schule.

Ich habe Vater oft darum beneidet, dass er zu Hause bleiben konnte.

Vom Frühling bis in den Herbst arbeitete er als Kellner, im Winter hatte er monatelang frei, das heißt, er war arbeitslos. Er hatte nur wenig Geld, dafür viel Zeit. Ich weiß nicht, wie oft ich von ihm den Spruch gehört habe: »Zeit ist mir wichtiger als Geld.«

Meine Mutter hätte gern öfter Urlaub gemacht, sie liebte es, zu verreisen, aber mein Vater wollte nie so recht. »Ich bin kein Urlauber!«, sagte er immer wieder.

»Jedesmal, wenn ich dich zu einem Urlaub überreden konnte, hat es dir sehr gut gefallen«, erinnerte ihn meine Mutter manchmal an vergangene Urlaube. Aber er blieb dabei, er sei kein Urlauber.

Auf dem Zettel an der Schlafzimmertür meiner Eltern stand:

Den Narren packt die Reisewut,

indes im Bett der Weise ruht.

Mein Vater, der Vogel

Подняться наверх