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Einleitung

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Ein kleiner Junge saß im Sand, abseits von den anderen Kindern auf dem Spielplatz, harkte, ordnete die Körner zu Linien, ebnete die für ihn so chaotischen Sandhäufchen, diese vielen kleinen unregelmäßigen Hügel zu einem flachen gleichmäßigen Feld. Hin und her fuhren die Harke und die Schippe, bis alles seinen Ansprüchen genügte. Dann nahm er seinen geliebten massigen Trecker aus Holz und bewegte das schwere Fahrzeug langsam durch den ebenen, gerade so mühevoll bearbeiteten Sand. Den Trecker hatte ihm sein Onkel gebaut. Mit viel Liebe hatte er ihn geduldig aus Blech und Holz für seinen Neffen zusammengebastelt. Nun lag der Neffe auf der Seite im Sand, kämpfte sich kraftvoll mit dem Trecker immer tiefer hinein und brummte versonnen vor sich hin. Er war weit weg mit seinen Gedanken, beobachtete konzentriert die Bewegung und fühlte der Kraft nach, die sich ihm entgegensetzte.

Im Hintergrund lachten und johlten die anderen Kinder auf dem Spielplatz, kämpften ihre Schlachten, eroberten Teile des Spielplatzes, teilten sich auf in Gut und Böse, verteidigten die Rutsche, schossen mit Stöcken auf ihre Angreifer, brüllten und kreischten und hatten ihren Spaß dabei. Nicht so unser Junge mit dem Trecker. Krieg spielen war nicht sein Fall und die vielen anderen Kinder machten ihn eher nervös, als dass er mit ihnen zusammen sein wollte. So wie die anderen ihr lautes Zusammensein liebten, das Spiel mit ihresgleichen, so genoss er den kühlen Sand unter sich, die leisen Geräusche die der Traktor machte, ja sogar das Alleinsein gefiel ihm. Er hatte seine Ruhe, keine Aufgaben, keine Verpflichtungen, musste an nichts denken, er fühlte sich frei und geborgen.

Er war ein hübsches Kind mit einem zu eckigen Hinterkopf, wie seine Mutter fand. Leider sprach er erst spät, nur wenig und wenn formulierte er gleich komplette, wohlgeformte Sätze, die er sich sicherheitshalber zuerst einmal leise selbst aufsagte, bevor er sie laut aussprach. Zudem brauchte er oft recht lange für eigentlich einfache Überlegungen, so dass seine Eltern schon Sorge hatten, ihr Sohn könne etwas zurückgeblieben sein. „Albert! Deine Lehrerin ist da“, rief seine Mutter, eine sehr fürsorglich, disziplinierte Frau, voll von großen Erwartungen, was ihren kleinen verträumten Liebling betraf. So sollte er schon, bevor er in die Schule kam, von einer Hauslehrerin unterrichtet werden. Er war ihr Augenstern, aber sie hatte auch genaue Vorstellungen, was aus ihm später werden sollte und dazu gehörte eine gute Ausbildung. Aus ihm sollte mal ein gebildeter Mann werden, auch studieren sollte er, und das wollte sie nicht dem Zufall überlassen. Zum Glück waren da noch sein Vater und der Onkel, die das Leben nicht ganz so ernsthaft angingen. Die Beiden wussten über die neusten Entwicklungen der Elektrotechnik Bescheid und liebten es, das Kind in die geheimnisvolle Welt der Elektrizität mitzunehmen. Sie erklärten ihm geduldig, stundenlang die Phänomene der Spannung und des Stroms. Das war, in den Augen des kleinen Jungen, die wirklich aufregende Welt. In einer Zeit, wo die Straßen noch von Fuhrwerken befahren wurden, waren die Elektrizität und der Magnetismus das spannendste, was ein Junge damals entdecken konnte. Für ihn war es die moderne große, weite Welt. Es brannte in ihm, die Geheimnisse der Elektrizität und des Magnetismus zu beobachten und zu verstehen.

Die Einsteins - eine liberale, liebevolle, kleine Gemeinschaft. Vater Hermann war ein Freidenker, der sich wenig respektvoll über Dogmen und Rituale äußerte. Starres Obrigkeitsdenken waren Hermann und Pauline Einstein fremd. Sie dachten fortschrittlich, pflegten das gemeinschaftliche Gespräch bei Tisch, förderten Belesenheit und die Musik. In diesem harmonischen, geborgenen Familienumfeld konnte sich der kleine Albert frei entwickeln oder sich einfach nur wohl fühlen. Seine übermäßige Phantasie fand in der Familie immer wieder neue Nahrung und sein Gehirn wurde fortwährend angeregt, bis sich sein Geist langsam zu dem späteren Genie entwickelte. Nicht die verhasste Schule war es, die aus ihm das machte, was später aus ihm wurde. Im Gegenteil, man muss fast sagen, trotz der Schule hat er seine unkonventionelle Art zu denken beibehalten. Denn die Schule im 19. Jahrhundert war, aus der Sicht eines kleinen, sensiblen Jungen, brutal. Sie versuchte eher kleine folgsame Untertanen hervorzubringen, als kreative und kritische Menschen zu fördern. Disziplin und Ordnung waren auch hier das oberste Gebot. Der Staat brauchte Bürger, die mit Feuereifer, in den Krieg ziehen würden, wenn das Vaterland bedroht wurde und so wundert es nicht, dass der kleine Einstein die autoritäre Strenge und Gewalt hasste und jedes Interesse am Unterricht verlor. So brach er als 15-Jähriger die Schule ab und reiste seinen Eltern nach Mailand hinterher, wo er ein Jahr lang ohne Unterricht oder Ausbildung lebte.

Albert Einstein war ein außergewöhnlicher Mensch, der nicht nur wegen seiner großen Leistungen so berühmt wurde, sondern auch wegen seiner Originalität. Er verkörperte, wie kaum ein anderer, den Traum von Unabhängigkeit und Freiheit im Geist, der vielen als Vorbild dient. Bis heute prägt Einstein noch das Bild vom zerstreuten Physiker, der vergeistigt die Welt betrachtet.

In seiner frühen Kindheit zeichnete sich eine derartige Entwicklung zunächst nicht ab. Und als er dann noch als Jugendlicher das Gymnasium verließ, hätte man ihm wohl eher das Ende seiner Karriere vorausgesagt.

Sein Vater und sein Onkel legten vielleicht den Grundstein für sein technisches und naturwissenschaftliches Interesse und seine Mutter gab ihm den Ehrgeiz, Großes zu leisten und die Liebe zur Musik mit auf den Weg. Doch reicht das, um sein Genie zu erklären? Im Fall von Einstein hätte wohl niemand zu prophezeien vermocht, dass aus ihm mal der bekannteste Physiker des 20. Jahrhunderts werden würde.

Der Raum so weit, so groß die Welt

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