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Android-Benutzeroberflächen

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Android bietet weitgehende Freiheiten für Gerätehersteller und Softwareentwickler, ­eigene Benutzeroberflächen zu gestalten. Nur wenige Hersteller installieren ein unverändertes Android vor, die meisten verändern zumindest die Symbole der wichtigsten Apps und ein paar Kleinigkeiten beim Startbildschirm und den Einstellungen, was sich aber oft durch die Installation des Google Now oder Google Pixel Launchers aus dem Play Store zurücksetzen lässt. Andere, wie Huawei, ZUK oder LeEco, liefern mit EMUI, ZUI und EUI stark angepasste Android-Oberflächen und vielfach auch einiges an vorinstallierter Bloatware mit, die sich nicht immer entfernen lässt. Sollte eine Deinstallation der überflüssigen Apps nicht möglich sein, nehmen Sie ihnen in den Einstellungen unter Apps die Berechtigung für Benachrichtigungen weg, was seit Android 6 problemlos möglich ist. Dann stört die Bloatware wenigstens nicht mehr. Bei vielen chinesischen Android-Launchern fehlt der typische Button für die Liste aller Apps. Die Apps werden auf mehreren Startbildschirmseiten angezeigt, können dafür frei angeordnet und in vielen Fällen auch in Ordner ein­sortiert werden.

OnePlus setzt dagegen mit seinem OxygenOS, einem unabhängigen Android-Ableger, auf eine möglichst unverfälschte Android-Oberfläche, die aber um Zusatzfunktionen zur freien Belegung von Tasten, Gestensteuerung, Einschränkung von App-Berechtigungen sowie ­einen systemweit nutzbaren Equalizer erweitert ist.

Xiaomi nimmt mit seiner Android-Variante MIUI die größten Veränderungen gegenüber dem von Google vorgegebenen Standard vor. Über Themen ist die Oberfläche vielfältig personalisierbar. Einige nützliche Funktionen, die im Standard-Android fehlen, sind bereits vorinstalliert, u. a. ein Dateimanager, eine einfache Textverarbeitung, Kompass, QR-Code-Scanner, Notizblock und eine System-App, die grundlegende Systemchecks, Speicherbereinigung und einen Virenscanner bietet. Über Touch- und Tastengesten lässt sich die Oberfläche an persönliche Gewohnheiten anpassen. Wie auch OxygenOS verwendet MIUI die SwiftKey-Tastatur mit lernfähiger Autokorrektur, intelligenter Textvorhersage und Spezialtasten zur Positionierung des Cursors im Text. Der neuartige Second Space verhält sich wie ein zweites Handy. So kann man private von geschäftlichen Daten trennen oder das Smartphone zeitweise einem anderen Benutzer zur Verfügung stellen, ohne dass Ein­stellungen oder private Daten in den jeweils anderen Bereich kommen. MIUI hat wegen seiner Funktionsvielfalt und Anpassbarkeit besonders in Asien so große Beliebtheit erlangt, dass Xiaomi dieses System bei en.miui.com auch für Smartphones anderer Hersteller zum Download anbietet. Für nicht unterstützte Geräte gibt es zumindest den MiHome Launcher als App.

Die große Unbekannte – der Zoll

Offiziell muss für aus einem Nicht-EU-Land eingeführte Produkte eine Einfuhrumsatzsteuer von 19 % bezahlt werden, wenn der Zollwert, der sich aus Warenwert plus Porto zusammensetzt, über 22 Euro liegt. Dazu kommt bei zahlreichen Produkten im Wert von über 150 Euro noch ein kompliziert zu errechnender Zollbetrag, der allerdings bei Smartphones generell nicht erhoben wird. Die großen Importshops versenden zollfrei, was bedeutet, dass alle Formalitäten bereits vorab erledigt sind, und der Käufer es nicht mit dem Zoll zu tun bekommt. Auf Sendungen aus einem EU-Versandlager hat der Zoll ohnehin keinen Zugriff. Aber auch bei Bestellungen von kleineren chinesischen Händlern oder über AliExpress hält sich die Wahrscheinlichkeit in Grenzen, dass der Zoll gerade das eigene Päckchen aus den Tausenden Sendungen, die täglich an deutschen Flughäfen und Seehäfen ankommen, herausfischt. Sollte eine Sendung tatsächlich einbehalten werden, bekommt man nach Tagen bis Wochen eine Aufforderung, sein Päckchen beim nächsten Zollamt abzuholen und 28,50 Euro, 19 % von 150 Euro, zu bezahlen. Da kein Zollbeamter chinesische Versandpapiere lesen kann, wird gern diese Obergrenze der Zollfreiheit zur Bemessung angesetzt. Bei höheren Beträgen müsste der Zoll sich die Mühe machen, einen tatsächlichen Wert zu ermitteln, um dann einige Cent Zollsatz zu kassieren. Natürlich hat man als Kunde theoretisch das Recht, beim Zollamt einen geringeren Warenwert zu beweisen und damit die Steuer zu senken. Bei Bestellungen per DHL überträgt der Zoll die Verzollung einer überprüften Sendung an DHL, und der Käufer zahlt die Einfuhrumsatzsteuer an den Paketboten, ohne selbst zum Zollamt fahren zu müssen. Allerdings gibt es hier keine Möglichkeit, den Warenwert zu verhandeln.

Erfahrungsberichten aus Foren zufolge zeigt der Zoll in letzter Zeit verstärkt Interesse, bestimmte Produkte komplett zu beschlagnahmen und trotz Zahlung der Einfuhrumsatzsteuer dem Käufer nicht auszuhändigen. Diese Gefahr besteht vor allem bei Geräten ohne CE- und ähnliche Prüfzeichen sowie bei Smartphones, die fremde Markenlogos zeigen oder sich eindeutig als chinesische Kopien bekannter Markengeräte erweisen, was auf die in diesem Buch erwähnten Smartphones aber nicht zutrifft. In solchen Fällen ist das Risiko hoch, die bestellte Ware nie zu erhalten. Oft wird man nicht einmal benachrichtigt und kann nur noch versuchen, sein Geld über den Käuferschutz von AliPay oder PayPal zurückzubekommen.

Die wichtigsten Android-Versionen

Im Laufe der Geschichte des Betriebssystems wurde Android ständig weiterentwickelt. Dabei waren immer verschiedene Versionen gleichzeitig auf dem Markt. Bis einschließlich Android 9 waren alle Android-Versionen nach amerikanischen Namen von Süßigkeiten benannt, in alphabetischer Folge. Zu jeder Version hatte Google ein eigenes Logo veröffentlicht. Android 10 hat erstmals keinen Süßigkeitennamen und auch kein eigenes Logo mehr.

Erst bei Version 1.5 und dem Buchstaben C wie Cupcake beginnen die Versionen, die öffentlich auf für die Allgemeinheit verfügbaren Geräten lieferbar waren. Android 1.0 Angel Cake und 1.1 Bettenberg waren nie auf Geräten verfügbar. Alle Android-Versionen bis einschließlich 4.3 Jelly Bean sind mittlerweile völlig bedeutungslos. Aktuelle Apps laufen kaum noch darauf. Die Version 3.0 Honeycomb wurde speziell für Tablets entwickelt und wird ebenfalls nicht mehr ausgeliefert. Mit Android 4.0 Ice Cream Sandwich wurden die beiden Produktlinien 2.3 Gingerbread für Smartphones und 3.x Honeycomb für Tablets wieder zu einem System zusammengeführt. Dazu wurde eine gänzlich neue Benutzeroberfläche entwickelt, in die viele Elemente der Tablet-Version eingeflossen sind. Auf Smartphone-Bildschirmen stellt sich diese Oberfläche automatisch so um, dass die Bedienelemente auch bei geringeren Bildschirmauflösungen funktionieren. Mit Android 5 Lollipop startete Google unter dem Namen Material Design ein komplett überarbeitetes Design der Benutzeroberfläche, das auch in den Nachfolgeversionen in weiter verbesserter Form verwendet wird.


Die Logos der ganz frühen Android-Versionen 1.0 Angel Cake, ...


1.1 Battenberg, ...


1.5 Cupcake ...


... und 1.6 Donut.


Die Logos der älteren Android-Versionen 2.0/2.1 Eclair, ...


2.2 Froyo, ...


2.3 Gingerbread ...


... und 3.x Honeycomb.


Die Logos der nicht ganz so alten Android-Versionen 4.0 Ice Cream Sandwich, ...


4.1/4.3 Jelly Bean, ...


4.4 KitKat ...


... und 5.0/5.1 Lollipop.


Die Logos der Android-Versionen der letzten Jahre: 6.0 Marshmallow, ...


7.0/7.1 Nougat, ...


8.0/8.1 Oreo ...


... und ­Android 9 Pie.

Google veröffentlichte lange Zeit monatlich Zahlen zur Verbreitung der einzelnen Android-­Versionen – in letzter Zeit nur noch unregelmäßig. Die Zahlen stammen nicht von verkauften Smartphones, sondern werden über die Besucherzahlen des Google Play Store ermittelt. Demnach hatte Android 8 Oreo im Sommer 2019 noch mit 28,3 % den größten Marktanteil, gefolgt vom Vorgänger Android 7 Nougat mit 19,2 %. Ältere Versionen als 4.4 KitKat sind mit jeweils unter 2 % so gut wie bedeutungslos. Alle Versionen vor 2.3.3. sowie die Tablet-Version 3.0 Honeycomb mit jeweils weniger als 0,1 % Verbreitung werden in der Statistik nicht angezeigt. Die im Herbst 2019 erschienene Version Android 10 tauchte in der letzten ver­öffentlichten Statistik noch nicht auf. Die beiden vorletzten Android-Versionen Oreo und Pie machten mit zusammen 38,7% mehr als ein Drittel des Marktes aus.


Verteilung der Android-Versionen (Quelle: Google).

Was macht Android so besonders?

Android ist nicht nur eine elegante Oberfläche für Touchscreen-Smartphones, sondern ein echtes Betriebssystem wie auf einem PC, mit dem man das Handy für noch viel mehr als nur zum Telefonieren nutzen kann. Natürlich hat Android diese Art von Mobilität nicht erfunden, es gibt parallel noch andere Systeme, allen voran Apples iOS mit dem iPhone, das erstmals Smartphones alltagstauglich machte. Google als wichtigster Entwickler der Android-Plattform gibt Softwareentwicklern viele Freiheiten – deutlich mehr als die Hersteller der anderen Plattformen, sodass in kurzer Zeit jede Menge Apps entstanden sind, der größte Teil davon ist für den Nutzer kostenlos. Auch Gerätehersteller sind weitgehend frei, wenn es darum geht, Android-Handys zu produzieren. Hardwaredaten wie Bildschirmauflösung und -größe, Zahl und Anordnung der Tasten, Kameraauflösung, Unterstützung verschiedener Funktechnologien (EDGE, UMTS, HSPA, LTE, 5G), Tastatur oder nicht sind für die Hersteller nicht konkret vorgeschrieben. Dies führte dazu, dass sich eine breite Vielfalt verschiedener Smartphones für jeden Nutzergeschmack entwickelt hat.

Verschiedene Benutzeroberflächen

Im Gegensatz zu den proprietären Plattformen von Apple oder BlackBerry kann sich ein Smartphone-Nutzer bei Android ein Handy aussuchen, das ihm gefällt, und findet dann immer weitgehend das gleiche vertraute System vor und kann dieselben Apps nutzen. Allerdings gibt es bei Android, ähnlich wie bei Linux – die beide auf UNIX basieren – diverse verschiedene Benutzeroberflächen, die über das eigentliche Betriebssystem gelegt werden. Besonders Samsung, HTC und einige chinesische Hersteller zeigen Benutzeroberflächen, die sich vom Android-Standard stark unterscheiden. Google versucht zwar, einen Standard für Bedienung und Optik zu setzen und Hersteller dazu zu bringen, auf eigene Oberflächen zu verzichten, was aber bei einigen Herstellern auf taube Ohren stößt. Die Abbildungen in diesem Buch wurden auf Smartphones der Google-Pixel-Serie erstellt, um die Originaloberfläche von Android 10 zu zeigen.

Android One


Mit Android One steuert Google dem Durcheinander verschiedener Android-Benutzeroberflächen entgegen. Alle Smartphones mit dem Android-One-Logo verwenden ein unverändertes Android und können so auch direkt von Google sehr schnell und regelmäßig mit Systemupdates versorgt werden. Zurzeit verwenden Nokia, die Mi-A-Serie von Xiaomi, General Mobile, die One-Serie von Motorola sowie einige Geräte von BQ und Sharp Android One.


Android-One-Smartphones: Nokia 9 PureView, ...


Xiaomi Mi A1, ...


... Motorola One Vision (Fotos: Hersteller).

Android CustomROMs

Android ist grundsätzlich ein quelloffenes und freies Betriebssystem, das jeder nach seinen Wünschen anpassen kann ... theoretisch. In der Praxis sieht es anders aus. Im Wesentlichen ist Google der größte und wichtigste Android-Entwickler, der vorgibt, was Android kann und was nicht. Anschließend verpassen die Smartphone-Hersteller dem Betriebssystem eigene Oberflächen, die das System oft ausbremsen und jede Menge Werbe-Apps, sogenannte Bloatware, und Funktionseinschränkungen mit sich bringen.

Von Google unabhängige Entwicklergruppen bauen sich aus den offenen Paketquellen des AOSP (Android Open Source Project, source.android.com), eigene Android-Versionen zusammen, die eher auf die Wünsche der Benutzer eingehen als auf die Wünsche der Hardwarehersteller. Die CustomROMs ähneln meist eher dem in diesem Buch beschriebenen Vanilla Android, also dem puren Android-Betriebssystem ohne vorinstallierte Zusatz-Apps, als die Android-Varianten der großen Smartphone-Hersteller.

Einige CustomROMs verwenden eigene Launcher, die aber auch hier mehr dem schnellen Aufruf von Apps dienen als dem Anzeigen von Werbung, wie dies bei einigen von Geräteherstellern installierten Oberflächen der Fall ist.


Logos bekannter CustomROMs: LineageOS, ...


AOKP, ...


OmniROM, ...


... MIUI.

Viele CustomROMs liefern aus lizenzrechtlichen Gründen die Google-Apps nicht mit. Die Entwickler der CustomROMs bieten aber meistens Downloadlinks für passende Versionen der Google-Apps an. Natürlich können Sie auch ganz auf den Einsatz von Google-Apps und damit auch auf den Google Play Store verzichten. In diesem Fall installieren Sie weitere Apps aus anderen Quellen, zum Beispiel F-Droid oder Uptodown.

Ein CustomROM muss für jedes Gerät speziell angepasst sein, da Bildschirmauflösung sowie Hardwaretreiber für Chipsatz, Mobilfunk, WLAN, Bluetooth und andere eingebaute Komponenten genau passen müssen. Bei einigen Smartphones gibt es sogar providerspezifische Varianten, die bei der Auswahl eines CustomROMs berücksichtigt werden müssen.

Dein Smartphone mit Android 10

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