Читать книгу Perry Rhodan 3100: Sternenruf - Christian Montillon - Страница 9

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Dass die Milchstraße im Jahr 2047 NGZ, als das Ende der Cairanischen Epoche eintrat, nicht ins Chaos stürzte, war nicht zuletzt den umsichtigen Entscheidungen der politisch Verantwortlichen fast aller Sternenreiche zu verdanken. Nach dem falschen Frieden der vorangegangenen Jahrhunderte sehnten sich die Bewohner der großen wie kleinen Völker nach echter Verständigung, nach freiem Austausch und Zusammenarbeit.

Die Lemurische Allianz – bestehend aus der Liga Freier Galaktiker, der Akonischen Räterepublik und dem Tamanium der Tefroder – erwies sich als zuverlässige Grundlage für diesen Prozess. Bereits im Jahr 2069 NGZ wurde die Kristallrepublik der Arkoniden ein assoziiertes Mitglied dieser Allianz. Dazu kam das erweiterte Konkordat, mit dem sich die Union positronisch-biologischer Kulturen der Allianz auf Gegenseitigkeit verpflichtete.

Es schadete auch nicht, dass sich die Haluter, diese zahlenmäßig kleine Kultur, zu verlässlichen Freunden der Liga Freier Galaktiker und der Lemurischen Allianz erklärten. Auch die Cheborparner und Topsider behielten nicht nur, sondern intensivierten ihre guten Beziehungen zur Liga.

In der Eastside der Galaxis verfolgte die Allianz die erfreuliche Konsolidierung der Jülziish-Staaten zur sogenannten Herrlichkeit von Gatas.

Die Handelsföderationen der Barniter, der Mehandor, der Neuen Freifahrer und der vor allem in der Eastside operierenden Jül-Partikuliere konkurrierten zunächst weiterhin untereinander, fanden aber im Jahr 2064 NGZ im Gemeinsamen Nenner von Olymp zu einer für alle Beteiligten gedeihlichen Übereinkunft.

Kurz gesagt: Immer mehr verständigten und verbündeten sich die Sternenreiche der Milchstraße. Es folgten Jahre eines erstaunlich schnellen, umfangreichen und kooperativen Aufbaus, eine Blütezeit, die in der galaktischen Geschichte ihresgleichen sucht.

Spätere Generationen sollten fragen: Hatte es damals keine Vorzeichen gegeben? Hätten die Galaktiker, zufrieden mit dem Frieden, solche Vorzeichen überhaupt sehen und als solche erkennen können?

War man von den schnellen Erfolgen vielfältiger Aufbauarbeiten und Vorhaben geblendet oder wenigstens abgelenkt? Hatte man womöglich deswegen Ereignisse für Randerscheinungen gehalten, die tatsächlich über die Zukunft der Milchstraße entscheiden konnten?

Hätte man den Blick von den Projekten, die allesamt den Frieden, die Freiheit und den Wohlstand aller Bewohner der Milchstraße sichern sollten, abwenden sollen? Hätte man stattdessen den Blick auf jene kleine, nicht allzu ferne und dennoch in der Milchstraße fast unbekannte Satellitengalaxis vor Andromeda richten sollen?

Vielleicht waren die Vorzeichen, die unsere Milchstraße in die kosmischen Ereignisse jener Epoche reißen sollten, wirklich nicht erkennbar. Wie wollte man gegen das Unvoraussagbare Vorkehrungen treffen? Wie könnte man mit dem Unberechenbaren rechnen?

Wir Späteren sollten jener Akteure mit Nachsicht gedenken.

Immerhin dürfen wir sagen: Was sie taten, hat am Ende eine Zukunft gerettet, die unsere Gegenwart werden sollte.

Dass wir Heutige leben und dass wir so, auf diese, unsere Weise leben können, verdanken wir auch ihnen.

(aus: Hoschpians unautorisierte Chronik

des dritten Jahrtausends NGZ)

Prolog

»Sie sind fast da!« Apehei sah sich um, die Falthäute hatte sie um den Körper gelegt. Ihre Stimme zitterte. »Wir hätten es nicht tun dürfen! Wie konnten wir nur auf die Idee kommen?«

»Wir werden überleben«, unterbrach Hori. »Chaogator! Hast du ...«

»Ich habe«, sagte Hookadar. Er stand vor den beiden Frauen, die vier Arme erhoben. »Alles ist bereit.«

»Ich höre sie.« Apehei zog die Falthäute zurück. Ihre einzige Chance bestand in den Vorbereitungen. Versagten diese, waren sie tot. Mit einem Mal fühlte sie Entschlossenheit. Die Entscheidung war längst gefallen – sie konnten nichts mehr ändern. Das Zittern verschwand aus ihrer Stimme, als sie sagte: »Es wird gelingen.«

»Es wird gelingen«, wiederholte Hori. »Vergesst nicht, wer ich war und wozu ich an Bord fähig bin. Ich habe alle Weichen gestellt.«

Dann stürmten die Laichkangen die Ebene. Sie trugen Waffen, aber das Schlimmste war die Dunkelheit, die sie mit sich brachten.

Noch 100 Meter.

50.

»Jetzt!«, sagte der Chaogator.

Um die drei Flüchtenden schlossen sich Schutzanzüge, eine flirrende Energiekuppel baute sich auf. Die Ebene explodierte in einem Feuerball. Flammen und Rauch füllten die Welt. Ein Gesteinsbrocken schmetterte in den Schirm und zerschmolz.

Zwei Laichkangen rasten heran, mitten aus dem Zentrum des Infernos. Sie trugen geschlossene Kampfmonturen, um die ihre Schutzschirme flirrten. Ihnen folgten mit großer Wahrscheinlichkeit weitere, zweifellos waren darüber hinaus Roboter im Anmarsch. Es blieb nicht viel Zeit. Die Detonation hatte die Reihen der Angreifer ausgedünnt. Für einige Sekunden, im Idealfall Minuten, würden Verwirrung und Desorientierung herrschen ... aber es war keineswegs überstanden.

»Wir verlassen FENERIK«, sagte Hori.

Die Energiekuppel verpuffte, und die drei Flüchtigen rasten in ihren Raumanzügen senkrecht nach oben.

Sie ließen eine Bombe zurück, die nach fünf Sekunden detonierte. Der Raum bebte unter hyperdimensionalen Stoßwellen. Von den beiden Laichkangen blieb nichts.

Apehei und ihre Begleiter flogen weiter. Dieser Bereich FENERIKS war weitgehend zerstört. Die Reparaturen starteten automatisch, vom Horizont wälzten sich bereits Maschinen heran.

Mittlerweile hielt Hori das Aggregat in den Händen, ohne das ihre Flucht zum Scheitern verurteilt wäre. Sie entfaltete ein kleines Stück aus der Röhre des Treibers. Die geometrischen Muster der hauchdünnen Folie waberten.

Die Zerstörung und jeder etwaige Verfolger schwanden aus ihrer Sicht. Ein Erfolg, zweifellos – aber dies war nur der Anfang gewesen.

Niemand verriet FENERIK straflos. Seine Herren vergaben nie.

Seine Aufgabe war zu wichtig, und nun, nach der Katastrophe, noch viel mehr. FENERIK würde nicht zögern, seine Meute in Marsch zu setzen. Erst recht nicht in diesem beispiellosen Fall.

Apehei sah hinab, ein letztes Mal. Die Dunkelheit war nicht verschwunden. Das Flammenlicht der Explosion hatte sie nicht vertrieben, sondern sie im Gegenteil intensiviert, tiefer und düsterer werden lassen. Die Schwärze bewegte sich. Sie tastete sich voran. Sie witterte.

Aber auch sie blieb unter den Flüchtlingen zurück.

Der Treiber entfaltete seine Wirkung, und die drei Deserteure verließen FENERIKS Gefilde.

*

Erst als die drei auf ihrem labyrinthischen Irrweg des Entkommens einen planetaren Trabanten erreichten – einen leblosen, tristen Felsklotz im All –, hielten sie inne, um einerseits Rückschau zu halten und andererseits über das zu sprechen, was vor ihnen lag.

Sie hofften, dass keine Spur blieb, der ihre Jäger folgen konnten. Aber sie wussten, dass ihre Flucht längst nicht abgeschlossen war. Vielleicht würde sie nie enden; womöglich war das der Preis, den sie zahlen mussten.

Hinter ihnen, scheinbar zum Greifen nah, ging der Planet auf, den der Trabant umkreiste – ein gigantischer Ball aus rotgelben Schlieren, von der fernen Sonne angeleuchtet. Hookadar zeichnete sich als Scherenschnitt davor ab.

»Werden sie uns die Schuld geben?«, fragte Apehei. Sie drehte sich um, leuchtete Hori an.

Hinter der Sichtscheibe ihres geschlossenen Raumhelms glänzte die metallisch-goldene Gesichtshaut im künstlichen Licht. »Woran?«

»An der Katastrophe.«

»Lächerlich!«, wandte Hookadar ein. Die Stimme des Chaogators dröhnte über den Funk. »Wie hätten wir drei so etwas ...«

»Wir sind geflohen«, fiel Apehei ihm ins Wort. »Könnte man das nicht als Beweis sehen?«

»Nicht, wenn man nachdenkt! Wir hätten FENERIK niemals ...«

»Noch einmal: Wir sind geflohen! Und das ist beispiellos.«

Sie schwiegen eine Weile und sahen in die Ferne. Der Planet stieg erstaunlich schnell höher; sein Mond umkreiste ihn rasch. Lohnte es sich, ihnen Namen zu geben? – Wohl kaum. Sie waren für die drei ephemere Stationen eines dunklen Weges.

»Bist du dir sicher?«, fragte Hori schließlich. »Ist wirklich vor uns keiner jemals diesen Weg gegangen? In all den Äonen?«

Niemand antwortete darauf. Wie auch? Keiner der drei kannte die Geschichte des Chaoporters lückenlos. Und selbst wenn – wer wusste schon, welche Teile davon in der Historie gefälscht worden waren? Was den Lauf von Universen beeinflusste, blieb nicht unbehelligt.

Wieder ergriff Apehei zuerst das Wort. »Was glaubt ihr, wird geschehen? Mit FENERIK?«

»Die Katastrophe wird eine ganze Galaxis verändern«, sagte der Chaogator. »Mindestens.«

»Und wir?«, fragte Hori bange.

»Wir suchen unsere Zukunft.«

*

Was ungesagt bleibt


Er steht unter einem blauen Himmel und trägt seltsam aufwendige Kleidung wie ein Potentat aus fernem Land. Strahlend blau ist der Himmel, wie an einem flirrend heißen Sommertag, und gleichzeitig sieht er Sterne dahinter. Ihm wird, als zöge jemand einen Schleier vor die Wirklichkeit.

Aber was ist wirklich?

Ist es die Stimme?

Sie ... ruft. Nach ihm?

Er weiß es nicht, aber er antwortet. Nein. Nicht er. Oder nicht ganz.

Sein Herzschlag wummert, vollkommen ohne Rhythmus, aber laut, laut, schmerzhaft laut ...

Er blickt sich um: Die Silhouetten einer Stadt, die er kennt, die er aber nicht erkennt.

Wo ist er?

Wieder der Blick zum Himmel, denn von dort kommt die Stimme.


Illustration: Dirk Schulz

Wenn er sie nur verstünde!

Dann sieht er sie: Feine schwarze Adern kriechen über den erbarmungslos blauen Himmel, sie nähern sich von dort, wo er aufhört zu sehen, und gleiten, immer größer werdend, ins Zentrum seines Blickfeldes.

Wie gigantische, dürre, dicke, schwarze Finger.

Kann etwas zugleich dick und dürr sein?

Und die Sterne ... erlöschen.

Reginald Bull erwacht. Seine rechte Hand gleitet dorthin, wo sein Zellaktivator sitzt.

Ist es jetzt so weit?

Perry Rhodan 3100: Sternenruf

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