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Ist etwas gut?
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Sinnvoll leben · Gutes (tun) dünkt möglich · Suche für Gutes · Sinnfall, Unsinnsfall · Erfahrung und Begründung eher überzeugend
Sinnvoll leben heißt Gutes tun, rundum Richtiges, rundum zu Befolgendes. Ist etwas gut? Ich weiß es nicht. Niemand beweist mir, ob es gute oder schlechte Taten gibt, oder ob nicht alles egal ist.
Doch ich will Richtiges tun und folge zwei Leitgedanken aus Erfahrung:
1. Die Zukunft weiß ich nicht.
2. Minder Wahrscheinliches glaube ich nicht.
Rätseln wir über Gutes, dann wäre die Vorarbeit zu mehr Gutem, nach Gutem zu trachten, sonst rätselten wir stets gleich darüber. Bestünde ein gutes Ziel, und wir könnten es nie erfüllen, dann ihm möglichst zugetan! Erkennten wir einst, dass nichts zu tun sei, hätten wir sinnlos gestrebt; doch wir rätseln – und suchen vorerst besser für Gutes.
Denn solange wir über Gutes schlicht rätseln, solange fördert einzig die Suche für Gutes (Suche guten Willens) gezielt, dass Gutes einmal erkannt und befolgt werde – gut, wenn es Gutes gibt, schadlos wenn nicht: in Summe eher gut, vorzuziehen, vorerst besser.
Suchtaten für Gutes dünken heute eher gut als ein sinn-abgewandtes Handeln, da sinn-abgewandtes Handeln in reinem Unsinn stets gar nichts bedeutete, bei einem Sinn aber zufällig gut dünkt oder gleich zufällig schlecht: sinn-abgewandtes Handeln so im Sinnfall und im Unsinnsfall je letztlich wertneutral dünkt, letztlich immer sinnlos, ohne das Gutheits-Plus der Suche für Gutes (Abb. 1). Suchtaten für Schlechtes dünken sogar eher schlecht.
Gibt es Gutes zu tun, sei Gutes getan und zuvor angestrebt; fehlte Gutes, strebten wir schadlos: Die reine Suche für Gutes dünkt heute ehest zu tun (dünkt; denn wer wüsste ewig sicher?) (Abb. 2), ihr Anteil macht unser Handeln heute eher tunlich, vorerst besser als sinnloses Tun – auf zu möglichst Gutem! (Abb. 3)
Die Suche für Gutes führt nach heutigem, Gutheits-ungewissem Denken eher ins Gute als alles andere (als für Gutes irgend minder zu suchen). Gutem dünkt heute eher zuzutun, je mehr und eher desto vorerst besser; Gutes soll so zur Erfüllung eher erkannt, soll eher angestrebt werden. Gutes erscheint ungewiss, also möglich, befolgensmöglich, dünkt heute richtigstes Ziel (denn einzig von Gutem dünkt, es solle unbegrenzt geschehen): Wir sollen heute für Gutes suchen, eher als alles andere.
Das vorläufige Wertmaß lautet daher: wie sehr eine Tat dem Willen zum endgültig Guten dient. Sehen wir ein, dass unser Wissen schwankt, und trauen ihm doch aufgrund Erfahrung, dann gilt uns genauso fest ein Vorab-Maß, ein Vor- und Eher-Sinn, eine vorläufige Wahrheit und geistige Mitte, mit der Überzeugungskraft all unseres vorläufigen Wissens, da erfahrungsbegründet und fruchtbar. Ein Vorab-Sinn dünkt uns tunlichst weil sinnigst, dünkt vorab tiefster Schluss, höchstes Gut. Logischer Vorab-Sinn gilt, wie die Logik einleuchtet: unabsehbar lange.
Ist Gutes wähl- und befolgbar, dann soll Gutes sein, je mehr und eher desto besser, dann soll Besserung sein; andernfalls dünkt alles egal. In Summe, Gutheits-ungewiss: Gutes und Besserung sollen eher sein.
Wir sollen Gutes eher wollen, weil Gutes möglich dünkt. Denn dass wir etwas tun sollen, dünkt vorerst nicht auf ewig auszuschließen.
Einwände:
„Es gibt Gutes, doch die Suche dafür ist schlecht“? Gibt es befolgbar Gutes, dann sollen wir Gutes möglichst tun und zuvor für mehr Gutes suchen. „Erstolpere Gutes“ hingegen, dem Einwand gemäß, hieße: „Stolpere fleißig – befolgbar Gutes gibt es nicht“; und gäbe es kein befolgbar Gutes, dann wäre die Suche für Gutes nicht schlecht, nur sinnlos-schadlos-wertneutral. In Summe (Gutheits-ungewiss): Die Suche für Gutes dünkt heute eher gut.
„Wir sollen Unsinn tun“ – Unsinn gleich Sinn? Dann bitte dies begründen, erfahrungsstimmig, sonst bleibt der Satz Gelall. Ein Unsinnsziel versinkt im eigenen Quark, allein Stimmiges kann seine Tunlichkeit belegen. Jeder Hauch Irgend-Sinn ist vorerst wichtiger, vorzüglicher, als aller Unsinn.
„Wir sollen das Schlechte tun, nicht das Gute“? Sags wie du willst und tue es, ich nenne dein „Schlechtes“ gut: Stimmiges Handeln für einen Endsinn dünkt vorerst tunlich. Oder sollten wir etwa einem Endsinn stets ganz zuwiderleben? Gesolltem entgegen, Schlechtes höchst fördernd, dünkt die Suche für wirklich Schlechtes vorerst ehest verwerflich, dünkt äußerst ungesollt.
„Es gibt Schlechtes, aber kein Gutes“? Minderwahr: Wäre etwas schlecht und sollte nicht sein, dünkte dessen Abschaffung gut; nicht einmal dieses gut, dünkte alles nichtschlecht-egal.
„Das Gute ist zugleich schlecht“? Ist so und zugleich nicht so? Unsinn dünkt möglich; aber Eher-Sinn, Suche für Gutes – auch möglich – führt eher ins Gute (möglichem Guten sich eher und williger nähernd), dünkt eher gut, dünkt heute für Gutes glaubwürdiger als Unsinn.
„Sinn? Unsinn? Mir alles gleich“ – dann fordere nichts, dann finde dich ab mit der Welt. All deine „Gleichgültigkeiten“, wen sollten sie kümmern? „ Das Leben, ein Traum“? Vielleicht, doch Gutes zu wollen dünkt vorerst besser.
„Die Welt den Starken“? Suche für Gutes dünkt heute eher gut als Wille nach Belieben. Denn Gutes, vorerst sinnig-ungewiss, dünkt überbeliebig, dünkt irgend suchenswert.
„Gutheitsbetrachtungen: nicht falsifizierbar, Wolkenfängerei“? Auch Logik und Mathematik sind nicht falsifizierbar,gleichwohl – streng folgerecht sowie erfahrungsgeprüft über ihre falsifizierbaren Früchte, in ihrer Erklärungstiefe vorerst konkurrenzlos – heute als ehest wahr anerkannt. Ähnlich die Ethik: Was an Ethischem sich erfahrungsstimmig nennen darf ist erfahrungsgeprüft, dünkt eher wahr als minderstimmig Ethisches.
„Ich weiß das Gute, also glaubt mir immer“? Erst erfahrungsstimmig begründen macht glaubwürdig, erhebt Behauptung oder Ahnung – nun prüfbar – zur Vorab-Erkenntnis.
„Ich bin schon eher gut, wenn ich tue was ich will, sinnlos, gottlos, und dazu noch ein Heil fördere, einen Teufel schlachte“: doch wäre so ein „Teufel“ nicht ein Mensch, der – sinnblinden Teufelsjägern reichlich wesensnah – auch nur „seinen Teufel schlachtet“ und sonst tut was er will? Bemäntelte „Heil“ nicht ein Ziel, das zuerst mir selber passt? Gegen echte Teufel hälfe kein Draufschlagen; echtes Heilswirken braucht Wahrhaftigkeit: Beweisbar eher Gutes tun! Anderes Tun taugt minder.
„Ich darf alles, was ich kann“? Eher nein; denn im Sinnfall gilt etwas nicht zu schädigen, bei jeglichem Tun, egal mit welcher Kraft – und im Unsinnsfall gilt gar nichts (da sonst kein Unsinn mehr).
Ein Letzt-Unsinn mit zufälligen, gleichwohl irgend dauerhaften Zwischen-Richtigkeiten („postmoderne Welt“) dünkt minder wahr als eine letztsinnige Ur- und Allbegründetheit; denn tiefere Richtigkeit dünkt wahnärmer als eine weniger tiefe Richtigkeit, dünkt vorerst gründlicher richtig. Eine Wahrheit stimmt am ehesten, vielfältigsten.
Geben wir uns „eigene Werte“, dann setzen wir Ziele nach eigenem Willen. Wie aber könnten Willkürwerte dauerhaft dem Guten dienen, wo jede Laune sie beeinflusst, umdreht, abschafft? Auch Mörder leben Willkürwerte; beliebiger „Ja-wie-Nein-Sinn“ hieße gar kein Sinn.
Die zwei Leitgedanken des Kapitelanfangs gelten allgemein, soweit jeder sie braucht. Stimmen sie? Erfahrung macht dies glauben. Aller Erfahrung zu spotten und dennoch Erfahrung zu nutzen wäre minder sinnig. Wie irr, der Alltagslogik trauend ein vorläufiges Wertmaß – erfahrungsbewährt, offenbarungsfrei, einzig: also vorerst unentkräftbar – dennoch zu übergehen zugunsten eines Sittengefühls, einer Geschmackseingebung, eines Wertegelalls.
Zusammenfassung:
Sollen wir etwas tun? Letztlich wissen wir es nicht; denn wir erkennen bislang nur Vorläufiges, somit kein Endziel, nichts, was endgültig gut und zu tun ist.
Doch solange unser Wissen schwankt, solange suchen wir besser für Gutes, als es zu lassen.
Denn solange Gutes (und so alles Tunliche) ungewiss ist, also möglich, solange führt Suchen für Gutes eher ins Gute, dünkt eher zu tun, einziglich (da Gutes sonst rein ungewiss, und Schlechtes oder Belangloses nicht zu tun): dünkt Suchen für Gutes so tunlicher als alles andere. Jetzt und auf unabsehbar lange Zeit.
Verfolgen wir unsere einzig eher gut dünkende Aufgabe und suchen für Gutes, dürfen wir glauben, dass unser Leben eher wohl gerät.
Verweigern wir uns ihr aber, können wir höchstens zufällig gut sein, wären ebenso zufällig schlecht und zufällig sinnlos. Wir fänden an unserem Tun keinen Wahrscheinlichkeits-Vorsprung des Guten, keinen vorläufigen Sinn am Leben.
Gutes ist vorerst unbewiesen-ungewiss, also möglich. Und schon diese Möglichkeit von Gutem – in Summe ihrer Chancen eher nicht egal, eher irgend verfolgenswert – schafft einen Eher-Sinn.
Sinn ist möglich – und so als Eher-Sinn schon da.
Ein Eher-Sinn genügt vorerst; denn auch sonst genügt uns unser vorläufiges Eher-Wissen.
Glaube ich sonst nichts, so glaube ich meiner Erfahrung und meinem erfahrungsstimmigen Denken. Gutes dünkt heute ungewiss, also möglich. Als sittliches Naturgesetz.
Ist Gutes möglich, sollen wir eher für Gutes sein.
Ist Gutes zudem unverstanden, sollen wir eher für Gutes suchen.
Eher gut heißt: eher für Gutes.
Abb. 1: Möglichkeitsdiagramm der Reinform: „sinn-abgewandtes Handeln“ (ohne Suche für Gutes oder für Schlechtes)
Abb. 2: Möglichkeitsdiagramm der Reinform: „Suche für endgültig Gutes“
Abb. 3: Möglichkeitsdiagramm der Mischform: „real-menschliche Suche für endgültig Gutes“