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Grundhaltungen:

Haltungen gegenüber mir selbst und anderen Personen

1) Identität – Individualität – Wahrhaftigkeit

Dieser Grundhaltungskomplex nimmt seinen Ausgangspunkt in der Wertschätzung des inneren Selbst. Es geht hier aber nicht um Attribute des eigenen Selbst, nicht darum, was er sich an- und umhängt, um nach außen hin oder vor sich selbst wertvoller, schöner oder größer zu wirken (vgl. Christoph Schlingensief in „So schön wie hier kann‘s im Himmel gar nicht sein!“), sondern um den inneren Kern des eigenen Selbst. Um das, was die eigene Person im Innersten ausmacht. Dieser innere Kern ist originär und individuell. Er ist einmalig und nicht kopierbar. Selbst, wenn man eine Person klonen würde, wäre es eine ganz andere Person. Denn klonen kann man nur Bestandteile und Attribute. Nicht aber den eigentlichen Kern der Person, das, was seine Individualität ausmacht. Denn dieser Kern ist gottgegeben, es ist die Gottesebenbildlichkeit im Menschen, der Atem Gottes, der in diese Person hinein gehaucht wird und sein Wesen erst konstituiert. Und das eigentlich Großartige ist, dass diese Gottesebenbildlichkeit auch noch individuell ist und für jede Person anders. Jedes Mal ist es ein ganz anderer Atemzug Gottes, der zwar immer die gleiche Grundsubstanz in sich trägt, aber dennoch von jedem anderen Atemzug zu unterscheiden ist. Diese individuelle Gottesebenbildlichkeit macht den Menschen originär, das heißt für alle Zeit einmalig und nicht ersetzbar. Zumindest nicht ersetzbar für Gott und für das ewige Dasein. Und das ist es, worum es bei der Grundhaltung der Identität, Individualität und Wahrhaftigkeit im Kern geht.

Jeder Mensch ist somit einzigartig. Ausgestattet mit einer personalen Würde als Individuum, die in dieser Form nur ihm eigen ist und seine Unverzichtbarkeit als gottgewollter Teil der ewigen Welt ausmacht. In der Bibel heißt es „Gott hat mich bei meinem Namen gerufen und mich erlöst von Anbeginn.“

Mein Selbstbild und meine gesamte Haltung zu mir selbst sollten getragen sein von dieser Auffassung. Nur im Lichte dieser Auffassung finde ich meine wahre Identität und kann ich so etwas wie Liebe zu mir selbst entwickeln. Anderenfalls bin ich gezwungen, mich auf Attribute für das eigene Ich zu konzentrieren, darauf, mir permanent etwas umzuhängen, um mir selbst zu gefallen. Dies kann nur ein Trugschluss sein und ist von vornherein zum Scheitern verurteilt, da solche Attribute nicht von Dauer sein können, sie haben ihre Zeit und werden schon bald durch neue ersetzt. Man ist ein Getriebener und nie wirklich im Einklang mit sich selbst, da man seine eigentliche Identität nicht erfassen kann. Menschen, die sich primär auf ihre Attribute konzentrieren, fällt es damit auch schwer, individuell zu sein und sich wesentlich von anderen zu unterscheiden. Ohne ein Spüren der eigenen Identität kann man auch keine individuellen Seiten an sich formen und entwickeln. Das ist ein ganz wesentlicher Zusammenhang.

„Mensch, darum werde, was du bist!“ Dieser Satz steht deshalb sowohl für die Entfesselung der Identität im Menschen - im Sinne einer Entfesselung vom Ballast bloßer Attribute - als auch für die Entwicklung seiner ihn ausmachenden Individualität. Der entscheidende Wegweiser zu diesem Vorhaben sind die „Schätze im Himmel“. Sie sind das Wesen und der Ausdruck meiner Gottesebenbildlichkeit und machen letztendlich mein Herz und meine Identität aus. Sie allein sind nicht vergänglich und unzerstörbar. Sie sind ein Felsen der Wahrhaftigkeit im täglichen Leben und die Brücke zum ewigen Leben. Nur durch sie kann ich mit mir selbst eins sein, bin ich mit mir selbst im Reinen und kann – jedenfalls im Kern – unabhängig von der Außenwelt und von der Bewertung anderer leben.

So kommt es im Leben nicht in erster Linie darauf an, Sieger zu sein, sondern darauf, authentisch zu sein, nicht darauf, sich durchzusetzen, sondern darauf, seine Identität auszudrücken, nicht darauf sich zu behaupten, sondern darauf, eigene Spuren zu hinterlassen.


Der Kompass der Identität:

Das Sinnbild: Die Gottesebenbildlichkeit

Die Kernbotschaft: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Die Tugendmitte zwischen den Polen: Egoismus – Identität – Selbstlosigkeit

Die Aspekte:

1) Der Mensch ist nicht etwa eine Ansammlung von Attributen, sondern hat durch seine Gottesebenbildlichkeit einen individuellen Seins-Kern, der einzigartig und nicht kopierbar ist

2) Der Mensch ist ausgestattet mit einer originären und personalen Würde, die seine Identität ausmacht und ihn in seiner Individualität unverzichtbar macht

3) Durch seine Gottesebenbildlichkeit ist er nicht berufen zum Geschöpf sein, sondern zur Kindschaft Gottes und zur Unabhängigkeit von der Welt

4) Wahrhaftig sein heißt gemäß seiner Identität zu leben und seiner Identität Ausdruck zu verleihen. Wahrhaftig sein kann man nur, wenn man eine Identität besitzt.

5) Identität heißt auch Abgrenzung zur Welt und zu anderen. Es ist wichtiger, mit sich selbst eins zu sein als mit der Welt eins zu sein. „Was hat der Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber sich selbst nicht hat und Schaden nimmt an seiner Seele.“

6) Die „Schätze im Himmel", die innere Verbindung zu Gott und der eigene Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit, formen das Herz und die Identität. Sie allein sind unvergänglich.

7) Identität und Gottesebenbildlichkeit bedeuten unverzichtbar zu sein für Gott

Kleiner Kompass der wichtigsten Lebensgrundhaltungen

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