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Der Aufbau des Innenbaus (vgl. Abb. 2)

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Der heutige Eingang liegt an der Südseite der Querachse (Abb. 8, 9). Wenn auch der aktuelle Erhaltungszustand der cavea und des Untergeschosses der Arena den originalen Zustand verunklärt, so lässt sich dennoch das System der Zugänge und der inneren Wege weitgehend rekonstruieren. Den vier Ordnungen des Außenbaus entsprechen im Inneren die vier Ränge, die maeniana (Abb. 10). Diese sind durch breite Umlaufe voneinander getrennt, an deren hangaufwärts zur cavea gerichteten Seite Mauern, die praecinctiones oder baltei, verlaufen. Die beiden Haupteingänge auf der Querachse, die nur politische Würdenträger passieren konnten, führten zu zwei Tribünen, die heute nicht mehr erhalten sind. Alle anderen Eingänge, die an der Fassade nummeriert waren, führten in radial postierte Korridore, die in allen vier Sektoren symmetrisch zueinander angeordnet sind. Die Korridore wurden von vier umlaufenden überwölbten Gängen, den ambulatoria, durchschnitten, von denen aus die Besucher zu den Sitzplätzen auf den vier Rängen gelangten. Der erste Rang, die Tribüne oder das Podium, bestand aus breiten Stufen, auf denen die für die Honoratioren reservierten Sitze, die subsellia, befestigt waren. Eine kurze Rampe, die vom innersten ambulatorium ihren Anfang nahm, gewährte einen direkten Zugang zu diesen Plätzen. Da diese unmittelbar an die Arena grenzten, mussten die ersten Reihen der Tribüne aus Sicherheitsgründen mit einer hohen Absperrung rund um die Arena versehen werden. Einst verlief zwischen der Tribünenwand und der Arena ein überdachter Gang, von dem sich vierundzwanzig mit wasserdichtem Putz ausgekleidete Nischen öffneten. In diesem Bereich befand sich ein komplexes Zu- und Abflusssystem des Wassers, das nahelegt, dass diese Nischen ursprünglich zu einer Latrinenanlage gehörten. Der zweite Rang der cavea, das maenianum primum, verfügte über acht marmorne Stufen, die über den dritten Umgang erreichbar waren. Weitere Rampen, die steiler als die unteren und seitenverkehrt zu diesen angeordnet sind, führten in den dritten Rang, das maenianum secundum. Dieses war in zwei Abschnitte, das maenianum imum und das maenianum summum, unterteilt, in denen sich die meisten Sitzplätze befanden. Von diesem Rang aus führten Treppen in den obersten Rang, der in der Höhe dem vierten Geschoss der geschlossenen Außenfassade entspricht und nach seinen Sitzstufen aus Holz als das maenianum summum in ligneis bezeichnet wird. Vor der untersten Sitzstufe öffnete sich ein Ring von 80 marmornen Säulen zur cavea hin. Einige der erhaltenen Kapitelle, die in einem Depot aufbewahrt sind, lassen sich aufgrund ihrer stilistischen Formgebung in das frühe 3. Jh. n. Chr. datieren und sind aus diesem Grund der großen Restaurierungsphase in severischer Zeit zuzuschreiben. Der ausgeklügelte Aufbau und die funktionale Verbindung von Rampen, Treppen und Ring-Gängen ermöglichten einen raschen Zugang und ein ebenso zügiges Verlassen des Amphitheaters. Die Einhaltung der nach sozialen Schichten bestimmten Sitzordnung war durch die Nummerierung der Eingänge, der Ränge und der Sitzplätze des Bauwerks und durch die entsprechenden Zahlen auf den Eintrittsmarken geregelt.


Abb. 4: Rom, Kolosseum, Fassade, erstes Geschoss, Eingang LII mit dorisierenden Kapitellen und ionischem Gebälk.


Abb. 5: Rom, Kolosseum, Fassade, zweites Geschoss mit ionischer Ordnung.


Abb. 6: Rom, Kolosseum, Fassade, drittes Geschoss mit korinthischer Ordnung.


Abb. 7: Rom, Kolosseum, Fassade, erstes Geschoss, Halbsäule mit Basis und Plinthe.

Im Labyrinth des Kolosseums

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