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Die Holzabdeckungen in der Arena

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In den Untergeschossen der Arena wurden Reste einer Bauphase vorgefunden, die noch vor der Errichtung der Tuffmauern in Benutzung stand. Ein System von Quadern aus Travertin mit quadratischen Pfostenlöchern trug senkrechte und darüber waagrechte Holzbalken, die in die Umfassungsmauer der Arena einbanden. Zueinander halten sie einen Abstand von 1,50 m ein.29 Man nimmt an, dass diese Konstruktion für eine der Einweihungsfeiern 79 oder 80 n. Chr. entstand. Mit ihr war es möglich, die noch unbebaute Fläche des Untergeschosses für Naumachien (Seeschlachten) zu nutzen. Diese sind von Martial (Liber spectaculorum 24–26, 30) und Sueton (Domitian 4) schriftlich bezeugt. Die durch große Nischen und Steinkonsolen belebte Umfassungsmauer hätte bei diesen Veranstaltungen eine Art Bühnenhintergrund geboten.

Für die Abdeckung der Arena in vespasianischer Zeit ersetzte man die einzelnen Pfostenhalter aus Travertin durch Ost-West orientierte Mauerzüge aus Tuff, die das Untergeschoss in die 2 – 4 m breiten Korridore A bis H unterteilten. Diese Mauern waren 0,90 m tief und 6,30 m hoch. Man geht davon aus, dass sie zu schwach bemessen waren und nachträglich verstärkt werden mussten. Die Holzabdeckung der Arena ist anhand der Spuren auf den Oberlagern der erhaltenen Tuffmauern rekonstruierbar (Phase A).30 In den schwalbenschwanzförmigen Aussparungen auf den Mauerkronen lagen kurze Querhölzer, die parallel zu den Mauern verlaufende Pfetten unterstützten. Diese trugen Querbalken, die den betreffenden Korridor überspannten und auf denen die Bohlen des Bretterbodens auflagen.

Allen Phasenbeschreibungen am Kolosseum ist anzumerken, dass die chronologische Prämisse eines Neubaus auf der grünen Wiese bzw. im See in flavischer Zeit Probleme aufwirft. Die Bauabfolge muss auf einen sehr kurzen Zeitraum zusammengedrängt werden. Der Entwurf wird der Regierungszeit des Kaisers Vespasian zugeschrieben. Die Mittel für den Bau kamen aus der Beute des Jüdischen Kriegs und standen demnach wohl erst ab 71 n. Chr. zur Verfügung. Das Gebäude wurde aber laut der Überlieferung von Sueton (Domitian 4,1) erst während der Herrschaft des Kaisers Domitian fertiggestellt, der bereits wieder die hölzerne Arenaabdeckung für die Einweihungsfeier durch Titus mit Mauereinbauten erneuern musste.31 Es erscheint unsinnig, dass eine höchstens zehn Jahre alte Struktur schon wieder restauriert werden musste, da dieselben Tuffmauern noch heute bestehen. Zu der 24 Jahre währenden Herrschaft der flavischen Dynastie gehören demnach sowohl die Abdeckung der Arena mit den Blöcken aus Travertin als auch die Pfostenständer und der auf den Tuffmauern aufliegende Arenaboden der Phase A. Warum sollte man extra für die beiden Einweihungsfeiern 79 und 80 n. Chr. einen eigenen Arenaboden errichten, um bald danach Mauerzüge einzuziehen und eine völlig anders konstruierte Arenaabdeckung auszuführen?

Mit diesen Maßnahmen wurde die Nutzung für Naumachien aufgegeben. Es fragt sich, warum dem Spielbetrieb diese Einschränkung auferlegt wurde. Vielleicht hatte Nero, der für Naumachien mit Krokodilen schwärmte, an seinem „stagnum“ bauliche Veränderungen vornehmen lassen, welche die Weiterführung dieser Darbietungen erschwerten. Das zur Flutung der Arena nötige Wasser könnte in der Domus Aurea anderen Zwecken zugeführt worden sein. Die domitianische Datierung der Tuffmauern beruht auf der Annahme, dass nach der Errichtung der Naumachia Vaticana diese Funktion ausgelagert wurde. Ebenso erscheint es eigenartig, dass zwei Eröffnungsfeiern stattfanden, obwohl sich das Bauwerk angeblich erst in einem rudimentären Zustand befand.32 Es kann sein, dass es sich dabei nur um propagandistische Spektakel handelte, aber wahrscheinlicher ist die Annahme, dass die Strukturen eines älteren Amphitheaters weiter benutzt wurden.

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Panella 1990, 62–70 Abb. 1, 2, 4–6, 27–34.

15

Ebd., 67–70 Abb. 34.

16

Panella 1996, 166 Abb. 154.

17

Panella 1990, 67 Abb. 1, 16, 28; Panella 1996, Abb 6, 7.

18

Panella 1996, 166 Abb. 154.

19

Medri 1996, 166 Abb. 152, 154.

20

Rea et alii 2002, 343 Abb. 1, 2.

21

Rea et alii 2000, 313–317, 337 f. Abb. 2, 4, 16, 30, 38–40.

22

Vorbehaltlich der Richtigkeit der Datierungen. Die Datierungsgrundlagen erscheinen größtenteils wenig tragfähig und lassen frühere Entstehungszeitpunkte möglich erscheinen.

23

Ebd., 316, 330 Abb. 37 US 628: Massicciata, 0,50 m stark.

24

Ebd., 322 Abb. 16 (US 2731), 324.

25

Ebd., 319 f. Abb. 11 (US 630).

26

Rea et alii 2002, 346–349 Abb. 4, 6, 7. Die Zeichnung Abb. 6 besitzt weder eine Angabe zur Lage des Aufschlusses noch zu den Himmelsrichtungen. Dasselbe gilt für Abb. 7, auf der unter den vielen Strukturen der obere Fundamentring nicht sicher zu erkennen ist.

27

Ebd., 354–361 Abb. 10, 12.

28

Beste 1998, 118.

29

Beste 2000, 115–118.

30

Beste 2011, 262–269 Abb. 2, 3.

31

Rea et alii 2002, 352 f.

32

Ebd., 346 noch ohne äußere Tragkonstruktion (?).

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