Читать книгу Kopfüber Down Under - Teil 1 - Christiane Berndt - Страница 8

Оглавление

Am Ende der Träume und ein süßer Beagle, der uns Furcht einflößt

16.12.2013 - Singapur – Auckland (Heartland Hotel) (8419 km)

Um 7:35 Uhr landen wir in Singapur und ehe wir aus dem Flieger raus sind, ist es 8:00 Uhr. Wir rennen über den Flughafen Changi, der seit mehreren Jahren in Folge ebenfalls auf Platz 1 der Weltrangliste steht und haben keinen Blick dafür übrig. Wir müssen zu unserem Gate, welches ausgerechnet ziemlich weit weg ist.

Wir schaffen es jedoch noch rechtzeitig und wir haben nach den Kontrollen sogar noch Zeit, eine Mail nach Hause zu schicken. Unsere einzige Sorge ist jetzt, dass auch unser Gepäck richtig verladen wird.

Der nächste Flieger ist kein A380, sondern eine kleinere Maschine und es ist gleich enger, ein bisschen älter in der Einrichtung und nun ist auch der 3. Platz neben uns besetzt. Der Ablauf ähnelt dem vorherigen, so sitzen wir nun hier in Reihe 45 K + J. Als das Flugzeug endlich abhebt, geht mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Jetzt wird es wahr. Wir fliegen nach Neuseeland.

Wir fliegen derzeit direkt über Australien hinweg. Nachdem wir die letzten himmlischen Inselchen im Indischen Ozean überflogen haben, beginnt Australiens wunderschöne Küste zwischen Derby und Darwin mit Inseln und wild verflochtenen Flüssen. Wir kreuzen Australien einmal quer, fliegen über die eintönige „Great sandy desert“, die Große Sandwüste im Nordwesten des Kontinents und lange gibt es hier oben nicht viel zu sehen. Das mag vielleicht an dem ausgedörrten Innenland des Kontinents liegen, aber sicher auch an den Wolken, die leider einen Großteil der Insel bedecken. Wir fliegen vorbei an Alice Springs Richtung Brisbane, wo wir dann auf die Tasmanische See treffen werden. Planmäßig werden wir in dreieinhalb Stunden in Auckland landen. Leider wird es beim Anflug dunkel sein, so dass wir nicht viel von oben sehen werden. Aber ich habe die Hoffnung, dass wir vielleicht das Great Barrier Reef sehen können? Vorausgesetzt, es ist nicht so sehr bewölkt wie im Moment.

Die Hoffnung auf das Great Barrier Reef zerschlägt sich sehr schnell, denn es ist und bleibt bewölkt. Kurzzeitig reißt die Wolkendecke mal auf und gibt den Blick auf ödes braunes Land frei, doch als wir die Küste erreichen, ist alles dicht und wir fliegen auch viel zu weit südlich. Immer wieder durchfliegen wir Turbulenzen, vor Allem als wir die wilde Tasmanische See erreichen. Dann überwältigt uns ein erster glutroter Sonnenuntergang, der lange nachglüht und den Horizont ausleuchtet wie das infernalische Gemälde eines manischen Künstlers.

Dann taucht Auckland am Horizont auf. Flach und friedlich wie ein Teppich aus Millionen Leuchtdioden breitet sich die Stadt unter uns aus und wir drehen eine Ehrenrunde über der größten Stadt Neuseelands, bevor wir zur Landung ansetzen.

Es ist 23:30 Uhr und der Flughafen ziemlich leer. Wie eine Leuchtreklame brennt sich „AUCKLAND“ in blauen Buchstaben in meinen Kopf. Ich bin in Auckland. Nun bin ich überwältigt und gleichzeitig ganz leer. Dieser Gedanke, dass ich jetzt tatsächlich hier bin, fordert wieder Einlass in meinen Kopf, doch so richtig realisieren kann ich es immer noch nicht. Es gibt auch zu viel zu tun und so werde ich wieder abgelenkt.

Der nächste Gedanke gilt dem Gepäck, welches hoffentlich wohlbehalten angekommen ist. Auf dem Weg zur Gepäckausgabe haben wir die erste Berührung mit der polynesischen Kultur in Form einiger junger tätowierter halbnackter Männer und ebenfalls bemalten Frauen. Sie sehen toll und auch folkloristisch aus und formieren sich gerade für ein Foto. Wofür dieses Bild gedacht ist, wissen wir nicht.

Unser Gepäck ist glücklicherweise angekommen; eine Sorge weniger. Jetzt heißt es nur noch, durch die Zollkontrolle zu kommen. Wir haben uns nicht getraut, Lebensmittel aus dem Flugzeug einzupacken. Die Versuchung war groß, denn schließlich sind wir mehr als großzügig versorgt worden. Einiges mussten wir zurücklassen, obwohl das gänzlich gegen unsere Natur geht. Zu Hause haben wir aber Kaffee und Tee eingepackt und die Strohhüte. Die Botschaft sagte uns, wir müssten es deklarieren und das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre, dass man es uns abnimmt. Hier in Neuseeland angekommen, warnen überall Schilder davor, irgendwelche Nahrungsmittel oder andere biologische Produkte einzuführen. Hohe Strafen werden angekündigt und man fühlt sich wie ein Schwerverbrecher mit ein bisschen Tee im Gepäck.

„Last point before we get you!“ Spätestens jetzt sollte jeder begriffen haben, dass die Kiwis mit ihren Einfuhrbestimmungen nicht spaßen und gedanklich gehen wir noch einmal alles im Gepäck durch. Die strengen Richtlinien haben durchaus ihre Berechtigung, denn vor der Besiedelung durch den Menschen konnte sich ein einzigartiges Ökosystem entwickeln. Etwa 80 Prozent der Pflanzenwelt ist endemisch und aus der Tierwelt haben einige Arten sogar die Dinosaurier überlebt. Ohne Fressfeinde konnte sich hier eine einzigartige Vogelwelt entwickeln, unter denen der Kiwi als Nationaltier besonders viele Sympathiepunkte erzielt. Die endemische Tuatara-Echse, ein lebendes Überbleibsel aus der Zeit der Dinosaurier, zeigt, wie wichtig der Schutz des fragilen Ökosystems ist.

Somit verwundert es nicht, dass für einen nicht deklarierten Apfel oder andere Lebensmittel empfindliche Strafen erhoben werden, die bis zu Gefängnisaufenthalten führen können. Als ich am Lake Tekapo zufällig eine Sendung dazu sehe, weiß ich am Anfang nicht, ob die Geschichten ernsthaft gemeint sind oder überspitzt erzählt. Die Konsequenzen für eine vergessene Orange sind so drastisch und die erwischten Passagiere oft so mitgenommen, dass sie wirken, als wären sie einem Zusammenbruch nahe. Erst als ich einen Mann frage, der neben mir sitzt, erklärt er mir, dass die Darstellungen der Realität entsprechen.

Ordnungsgemäß zählen wir alles beim Zoll auf, was wir bedenklich finden und die nette Dame winkt uns einfach durch. Es ist mittlerweile Mitternacht und die erste Begegnung mit den Kiwis ist entspannt und super freundlich.

Am letzten Check bekommen wir doch nochmal einen Schreck, denn der Kosmetikkoffer wird aussortiert und ein Beamter mit Hund rückt an. Den süßen Beagle scheint irgendetwas zu interessieren, ist er doch ausgebildet, auch die kleinsten Pflanzenreste, Schokolade und andere verbotene Waren zu erschnüffeln. Wir beginnen zu schwitzen. Gedanklich gehen wir nochmal die Packliste durch und überlegen, ob wir vergessen haben, etwas zu deklarieren. Wir werden noch einmal einem Verhör unterzogen und der Beamte möchte wissen, ob wir in der Tasche auch schon mal Essen transportiert haben. Natürlich haben wir das. In unseren anderen Urlauben landet immer irgendwann Essen im Kosmetikkoffer, denn hier deponieren wir die Sachen, die auf dem Flug kaputt gehen könnten und in der Kosmetik macht es am wenigsten aus.

Genau das scheint der Hund zu riechen und Lisa packt gemeinsam mit dem anderen Beamten den Koffer aus. Jede Flasche, jedes Döschen wird gründlich begutachtet und der Mann macht ein paar flaksige Bemerkungen, dass wir so viel Cremes und Seifchen mitschleppen. Aber das ist nun mal typisch Frau und dafür wurde noch keiner bestraft. Die Männer lockern sich wieder, wir dürfen einpacken und uns fällt ein Stein vom Herzen. Wir dürfen nun endlich den Flughafen verlassen und man wünscht uns einen tollen Aufenthalt. Es ist kurz nach 01:00 Uhr nachts.

Die Halle ist voller Wartender und scheinbar ist mit uns eine Sportmannschaft geflogen, denn draußen warten viele Menschen mit Transparenten, auf denen zum Sieg gratuliert wird.

Auf uns wartet leider keiner, also rufen wir den Shuttle vom Hotel an und warten draußen vor der Halle. Es sind milde 19° C draußen und ein leises Urlaubsgefühl kommt auf. Von drinnen ertönen jetzt Rufe und lautes Trommeln und so muss ich natürlich nochmal nachschauen, was nun passiert. Die Sportmannschaft ist angekommen und die Angehörigen feiern die Sieger stolz. Ein Großteil der Gruppe ist indischer Herkunft und so schlägt man euphorisch die Dholak, die im Orient verbreitete zweifellige Röhrentrommel. Feierstimmung und pure Begeisterung machen sich in der Halle breit und erfassen auch die Umstehenden.

Endlich kommt der Shuttle und nimmt uns und andere Passagiere mit. Ich sitze vorn neben dem Fahrer, zum ersten Mal auf der linken Seite. Ungewohnt, aber ich muss ja zum Glück noch nicht selbst fahren. Der Mann ist putzmunter und fragt mich tausend Sachen. Er erzählt vom Oktoberfest in Deutschland, wo er mal war und ich sage, dass ich noch nie dort war. Um kurz nach 2 Uhr nachts kommen wir im Hotel an und wollen gern sofort ins Bett gehen. Nach dem Ausfüllen aller Formulare und einer kurzen Einweisung in die Hotelanlage schließen wir endlich die Tür hinter uns. Einige Sachen müssen wir auspacken, wir machen uns schnell frisch und dann fallen wir nur noch auf die riesigen Betten, um zu schlafen. Der Schlaf stellt sich dann aber doch nicht so einfach und problemlos ein. Schließlich ist unsere Körperuhr noch auf 14:00 Uhr gestellt und das schüttelt man nicht so leicht ab. Wir sind jetzt seit 34 Stunden auf den Beinen.


Kopfüber Down Under - Teil 1

Подняться наверх