Читать книгу Die Literatur im Zeitalter Neros - Christiane Reitz - Страница 10
2. Die anderen Quellen (Sueton, Cassius Dio)
ОглавлениеC. Suetonius Tranquillus (circa 75 bis circa 160 n. Chr.) verfügte als zeitweiliger Sekretär des Kaiserhauses über Zugang zu den Archiven des Hofes. Er hatte unter Kaiser Trajan das Amt ab epistulis inne.
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Ämter am Kaiserhof Am römischen Kaiserhof entwickelt sich eine Bürokratie, innerhalb derer einflussreiche Amtspositionen in der näheren Umgebung des Kaisers zu besetzen sind: (vir) a studiis, a bibliothecis, ab epistulis. Zu den nicht genau abzugrenzenden Aufgaben gehören vor allem Korrespondenz und Archiv. Dazu kommt das Ressort a rationibus (Finanzen). Unter Claudius waren meist Sklaven oder Freigelassene in den Kanzleien unter Aufsicht von Prokuratoren beschäftigt; später (seit Hadrian?) erhielten diese Kanzleien offiziellen Charakter und waren den equites unterstellt. Sueton hatte nach Ausweis einer Inschrift aus Hippo Regius nacheinander alle drei Ämter inne.
Von seinem umfangreichen Werk sind uns nur die 12 Vitae Caesarum weitgehend vollständig überliefert. Sie differieren auch untereinander stark in Umfang und Detailreichtum; von einer chronologisch orientierten Berichterstattung unterscheiden sich diese Biographien durch eigene Darstellungsprinzipien, vor allem ein Rubrizieren des Materials und der Fakten unter inhaltlichen übergeordneten Gesichtspunkten. Sueton informiert auch über die physische Erscheinung der Kaiser. Allerdings sind weder diese Äußerungen noch die bildlichen Zeugnisse, zum Beispiel auf Münzbildern, verlässlich.
Der Historiker Cassius Dio schreibt in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts seine römische Geschichte (80 Bücher) in griechischer Sprache; die Darstellung reichte bis ins Jahr 229. Vieles davon ist gar nicht, nur lückenhaft oder in späteren Exzerpten und Zusammenfassungen erhalten. Ob Sueton und Cassius Dio andere Quellen benutzt haben als Tacitus, ist ein viel diskutiertes und nicht definitiv lösbares Problem. Nur Tacitus benennt, übrigens nur in den Nero-Büchern der Annalen 13–16, seine Quellen, und diese sind uns alle nicht erhalten geblieben. Beide anderen Zeugen berufen sich auf mehrere, allerdings ungenannte Quellen (Sueton, Nero 43,4; Cassius Dio 61,12,1). Die deutlichen Übereinstimmungen werden gemeinhin auf den Gebrauch gemeinsamer Quellen zurückgeführt. Jedenfalls stehen alle drei Autoren Nero tendenziell negativ gegenüber. Diese Grundeinstellung ist wahrscheinlich schon beim älteren Plinius und den Historikern der Flavierzeit artikuliert. Sueton äußert zwar an einer Stelle Skepsis gegenüber dem ihm vorliegenden Material, wenn er Zweifel an der Urheberschaft von Neros eigenen Dichtungen zurückweist, weil er die Autographen gesehen habe (siehe unten S. 19), ist sonst jedoch der Tradition gegenüber offenbar eher unkritisch. Die Quellenfrage ist knapp und präzise zusammengefasst bei M. Griffin, S. 235ff.