Читать книгу Schwarze Schwäne - Christina Kettering - Страница 5
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ÄLTERE:
Als wir Kinder waren, fuhren wir in den Sommerferien auf die Kanaren,
jedes Jahr. Ich kann das gar nicht richtig auseinanderhalten. Die Sommer zwischen meinem siebten und meinem fünfzehnten Lebensjahr vermischen sich alle zu einem einzigen Riesensommer. Dem Super-GAS, Größter anzunehmender Sommer, wobei das „Super“ davor natürlich wenig Sinn macht, „super-größter-anzunehmender-Sommer“ klingt doch etwas übertrieben, aber ich denke, mein Punkt ist klar. Die Eltern mieteten ein Haus mit Garten, leider ohne Pool, da reichte das Geld nicht, aber das Meer war nicht weit. Irgendwie sehen auch die Häuser in meiner Erinnerung alle gleich aus. Vielleicht war es immer dasselbe Haus. Der Garten ein bisschen abschüssig, karg, nur vereinzelt Gras, an vielen Stellen kam der dunkle Stein durch, vulkanischer Ursprung, das hatte mich fasziniert. Nachts lag ich im Bett und hörte auf das Grollen unter der Erde, mein Freund Jan hatte behauptet, dass man das hört. Ich lag im Bett und wartete, dass ein Vulkan ausbrach, und dass die glühende rote Lava direkt an unserem Haus vorbeifließen würde. Das klingt abenteuerlicher, als es war. Es war nur am Anfang spannend. Beim zweiten oder dritten Urlaub dort wurde mir klar, dass der Vulkan ziemlich harmlos war und wohl eher nicht ausbrechen würde und dann wird so ein einsam stehendes Haus ohne Pool bald ziemlich langweilig. Der Mutter war auch langweilig, glaube ich, zumindest mit uns. Deshalb ging sie jeden zweiten Tag mit dem Vater aus. Manchmal tagsüber, manchmal abends. Manchmal beides. Wir blieben im Haus.
Pause
Ich war die Ältere, ich musste auf uns beide aufpassen.
Pause
Unser Vater ist vor dreizehn Jahren gestorben, ohne viel Aufsehen, kurze Krankheit, schneller Tod.
Ich sag´s ja nur.