Читать книгу Schwarze Schwäne - Christina Kettering - Страница 6
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JÜNGERE:
Das ist jetzt nicht dein Ernst.
ÄLTERE:
Warum? Das macht man so.
JÜNGERE:
Das macht man also so.
ÄLTERE:
Viele machen das so. Du weißt doch, was ich sagen will.
JÜNGERE:
Und wenn viele von der Brücke –
ÄLTERE:
Das sagst du jetzt nicht wirklich.
JÜNGERE:
Ich will das nicht.
ÄLTERE:
Lass uns das bitte in Ruhe durchsprechen.
JÜNGERE:
Machen wir doch. Und ich sage, dass ich das nicht will.
ÄLTERE:
Das wird unser Leben radikal verändern.
JÜNGERE:
Als ob du so viel hättest, was es zu behalten lohnte.
ÄLTERE:
Das ist unfair.
JÜNGERE:
Aber wahr.
ÄLTERE :
Wir müssen einmal realistisch durchsprechen.
Was das heißt.
Und für wen –
und wie –
und ob –
JÜNGERE:
Ich kann meine Mutter nicht in ein Heim geben.
ÄLTERE:
Warum?
Warum kannst du das nicht, kommt da als Frage auf.
Du bist hier die Soziologin.
JÜNGERE:
Das war bevor ich zwei Kinder hatte und einen Job zum Geldverdienen.
ÄLTERE:
Du bist diejenige, die gesellschaftliche Normen immer in Frage stellte, und da kommt eben der Gedanke auf, ob du nur denkst, du könntest deine Mutter nicht ins Heim geben, weil es gesellschaftlich verpönt ist –
JÜNGERE:
–
ÄLTERE:
Guck jetzt nicht so, die Gesellschaft verlangt von dir – gerade als Frau – fürsorglich, liebend und familienfreundlich zu sein –
JÜNGERE:
Dann spricht jetzt mal die Soziologin zu dir, die Gesellschaft verlangt nämlich gerade das Gegenteil von mir, Effizienz und Flexibilität verlangt sie, das Aufkündigen fester Beziehungen, gerade familiärer, die Unterordnung unter die Bedingungen des Kapitals, so gesehen wäre die Pflege einer alten Angehörigen geradezu ein rebellischer Akt, du solltest nicht versuchen, mich auf meinem eigenen Gebiet zu schlagen –
ÄLTERE:
Ich will nur, dass du bedenkst, was das für deinen Alltag heißt, für deinen Beruf und ob es wirklich für alle die beste Lösung ist. Es gibt auch gute Heime. Mit Pflegekräften, die das gelernt haben und sich viel besser um sie kümmern können, ich meine nicht, dass du das schlecht machen wirst, aber die haben das eben gelernt. Können zwischendrin Pause machen.
Haben eine größere emotionale Distanz –
JÜNGERE:
Wieso gehst du eigentlich automatisch davon aus, dass ich diejenige bin, die sie zu sich nimmt?