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Wer ist Krixmarix?

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In Grindelhausen an der Grindel leben 17 317 Einwohner. Es gibt eine Gesamtschule, zwei Kirchen, einen Autobahnzubringer, vier Tankstellen und einen Waldlehrpfad. Dieser Waldlehrpfad beginnt an einem Parkplatz, damit die Grindelhäuser nicht zu weit zu Fuß gehen müssen. Manche Spaziergänger halten den Waldlehrpfad für eine Aschenbahn und schaffen die 2 Kilometer in zehn Minuten; andere lesen sorgfältig jedes Schild an Bäumen und Büschen und brauchen zwei Stunden.

Gleich am Anfang des Waldlehrpfads erhebt sich unter einer hohen Kiefer ein Ameisenhaufen. Er ist 1.47 m hoch und hat einen Umfang von 7.85 m und ist eigentlich kein Ameisenhaufen sondern ein Ameisennest. Ein gutorganisierter Ameisenstaat, in dem 58 647 Ameisen leben. Von den Abenteuern der 49 237sten Ameise werde ich jetzt erzählen.

Da Neunundvierzigtausendzweihundertsiebenunddreißig kein sehr schöner Name ist, habe ich diese Ameise Krixmarix genannt. Krixmarix ist 7,7 mm groß. Das entspricht der Länge des kleinsten Fingernagels eines neunjährigen Mädchens. Für eine rote Waldameise ist das ziemlich klein. Die meisten von ihnen sind 9 mm groß. Es war sehr schwierig, ihre Länge festzustellen, da sie keinen Augenblick stillhält. Ihr Gewicht konnte daher nicht ermittelt werden. Sie ist zierlich, graziös und sehr hübsch. Wenn gerade keine andere rote Waldameise in der Nähe ist, gilt Krixmarix weit und breit als die Schönste. Man muß nur einen Blick für ihre Schönheit haben. Sie hat sechs Beine, einen wohlgeformten Vorder-, einen ebenso wohlgeformten Hinterleib und dazwischen eine sehr dünne Taille. Am Kopf trägt sie zwei Fühler, und außerdem hat sie noch zwei Facettenaugen, auf jeder Seite eines.

Es handelt sich bei Krixmarix nicht etwa um die Königin dieses Ameisenstaates. Wäre sie Königin, besäße sie Flügel und wäre viel größer. Trotzdem würde Krixmarix nicht mit ihrer Königin tauschen wollen, denn die Königin unternimmt mit ihren schönen Flügeln nur einen einzigen Hochzeitsflug, dann fallen sie ab, und von dem Augenblick an tut sie nichts anderes als Eier legen, Eier legen, Eier legen. Sie lebt tief im Inneren des Ameisennestes, wo es warm, modrig und ungefährlich ist. Die anderen Ameisen bringen ihr Futter, damit sie nicht aufhören muß, Eier zu legen. Sie ist so dick und schwerfällig, daß sie sich nicht von allein fortbewegen kann. Darum schleppen die Ameisen sie ab und zu einmal an die Luft. Um ihre Eier kümmert sie sich nicht weiter. Die anderen Ameisen pflegen die Brut.

Krixmarix ist aber auch keine männliche Ameise. Das wäre nämlich noch schlimmer! Die Männer haben nichts anderes zu tun, als die Königin zu befruchten und zu sterben. Dann werden sie auf den Ameisenfriedhof geschleppt.

Krixmarix gehört zu den anderen Ameisen. Die anderen, das sind die Arbeiterinnen. Weil sie so emsig arbeiten, heißen sie eigentlich Emsen. Krixmarix ist eine Gelegenheitsarbeiterin. Sie wird immer dort eingesetzt, wo Not am Mann ist, beziehungsweise Not an der Ameise. Einmal wird sie einer Arbeitskolonne zugeteilt, die das Nest ausbauen muß. Das nächste Mal muß sie bei der Eierpflege helfen. An den meisten Tagen arbeitet sie im Straßenbau. Sie schleppt Tannennadeln beiseite, die doppelt so groß sind, wie sie selbst. Kiefernnadeln werden im Team beiseite getragen. Krixmarix ist eine Schönwetterarbeiterin. Sie beginnt ihre Tätigkeit kurz nach Sonnenaufgang und beendet sie kurz vor Sonnenuntergang. Dann muß sie zu Hause sein, weil die Tore des Ameisenbaus geschlossen und sorgsam bewacht werden.

Krixmarix putzt sich und hält sich sauber. Sie ernährt sich von Pflanzensaft und Blütennektar und gelegentlich von Käfern. Sie frißt, bis ihr Hinterleib anschwillt wie eine winzige Traube. Sie ist sparsam! Sie verbraucht die Nahrung nicht für sich allein, sondern schleppt sie nach Hause, um die Arbeiterinnen im Innendienst zu ernähren. Sobald sie irgendwo etwas Nahrhaftes entdeckt, läuft sie zurück, um es den anderen mitzuteilen. Niemals vergißt sie, ihre kleine Sprühdose am Hinterleib sauber zu machen, damit sie den anderen Ameisen Mitteilungen machen kann und immer ihren Rückweg wiederfindet.

Niemals gibt es Streit im Ameisenstaat. Niemals wird dort gestreikt. Wer eigentlich den Ameisenstaat regiert, weiß kein Mensch, aber der Staat funktioniert. Alle ordnen sich ihrer Aufgabe unter. Die Menschen stehen um den Ameisenhaufen herum und sagen: „Das ist ein Wunder! Wie das klappt!“ Dabei tut jede Ameise nur, was nötig ist. Alle tun ihre Pflicht oder sterben. Krixmarix ist so brav, so sparsam, so uneigennützig, so tüchtig, daß es einem auf die Nerven gehen kann. Sie rennt 200 Meter zurück, nur um den anderen zu sagen, daß sie einen Honigbaum entdeckt hat. 200 Meter sind eine riesige Strecke für eine Ameise, so viel wie 50 Kilometer für einen Menschen! In einer Minute legt Krixmarix einen Meter und einen halben Meter zurück. Wenn ihr nichts in die Quere kommt. Ich habe das eigenhändig nachgemessen. In einer Stunde schafft sie 90 Meter. Hin und zurück und hin und zurück, emsig, emsig, emsig. Was für ein langweiliges Leben!

Wenn nicht die Abenteuer wären!

Die Weltreise der Ameise

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