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Kapitel 3 Frau Springseil
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Frau Springseil
„Mama, Isabellas Mama hat gesagt, unsere neue Lehrerin hat ein fades Gesicht! Was ist fade?“
„Ein fades Gesicht? Es kann blass sein oder einfach ausdruckslos oder auch nichtssagend.“ „Was heißt ausdruckslos, Mama?“
„Zum Beispiel, wenn man kein besonderes Merkmal im Gesicht oder am Körper findet, wie zum Beispiel Sommersprossen, so wie bei dir auf der kleinen Nase! Oder man hat besonders große Augen oder man hat ganz dichte Augenbrauen oder man trägt einen Bart oder man hat einen großen Mund oder man hat auffallendes Haar oder die Haarfarbe ist auffallend zum Beispiel rot oder blau. Oder auch der Haarschnitt oder einfach die ganze Haarfrisur! Oder jemand hat eine Narbe im Gesicht oder die Ohren stehen ab oder die Ohren sind zu groß oder zu klein!“
„Ach so! Und Frau Springseil hat von keinem etwas?“ „Oh doch, ich glaube schon. Jeder hat ein besonderes Merkmal, jeder hat etwas Besonderes an sich, jeder hat auch einen besonderen Charakter.“ „Was ist ein Charakter?“
„Das ist so ähnlich wie ein Merkmal, man erkennt jemanden an etwas besonderem. Wie bei dir zum Beispiel, du hast lange dicke blonde Zöpfe und Sommersprossen auf deiner kleinen Nase und deine Augen leuchten grün! Du bist aufgeweckt und mittelgroß.“
„Werde ich dann besonders angeguckt?“ „Nein, aber einigen Menschen fällt das schon auf, so wie zum Beispiel Isabellas Mama. Sie schaut die Menschen ganz genau an! Das hängt mit ihrem Beruf zusammen.“
„Mama, was macht die Mama von Isabel beruflich?“ „Sie ist Regisseurin.“ „Was ist eine Regisseurin, Mama?“
„Das ist jemand, der einen Film leitet und führt. Der Regisseur hat bestimmte Vorgaben, er arbeitet mit einem Drehbuch.“ „Was ist ein Drehbuch? Dreht sich das, Mama?“ „Nein, so nennt man ein Buch, das für einen Film geschrieben wird.“ „Ja, und was hat das mit dem besonderen Hingucken von Isabellas Mama zu tun?“
„Na ja, sie schaut sich jeden Tag viele Schauspieler an, die an ihrem Film teilnehmen sollen, beziehungsweise eine bestimmte Rolle übernehmen sollen. Sie braucht zum Beispiel einen Verbrecher, am besten einen mit Bart oder mit einer großen Narbe im Gesicht oder mit wilden Haaren auf dem Kopf oder er muss abstehende Ohren haben. Oder sie braucht eine Oma mit einem faltigem Gesicht und einem dicken Bauch oder eine Prinzessin. Da würden sie dich bestimmt auswählen!“ „Mama, jetzt weiß ich ungefähr, was fade ist.“
„Pass auf! Wie siehst du mich?“, fragt Mama. „Du bist meine Mama!“ „Nein, was siehst du in meinem Gesicht?“ „Mh, rote Lippen, schwarze große Augen, lange Wimpern, einen schicken Pagenschnitt, glänzende glatte Haare. Und du bist groß und schlank.“
„Ja, und wie würdest du mich beurteilen oder über mich denken?“ „Das du hübsch bist und nett. Hübscher als Isabellas Mama!“ „Und wieso?“
„Isabellas Mama rennt immer nur mit Jeans herum. Sie hat zottelige Locken, die meistens mit einem bunten Tuch zusammengeknotet sind. Oder manchmal trägt sie eine schräge Mütze! Sie hat braune dunkle Lippen, blaue Augen und einen ziemlich großen Mund. Sie ist auch groß, aber nicht so freundlich wie Du! Ja, weiter weiß ich nicht.“
„Siehst du, du hast sie auch näher angeschaut oder beobachtet! Sie fällt dir auf!“ „Ja, weil sie die Mama von Isabella ist!“
„Jetzt gehen wir aber in die Schule, es ist schon spät. Ich bringe dich und du kannst mir dann gleich deine neue Lehrerin, Frau Springseil, vorstellen!“ „Oh ja!“
„Hallo, Frau Springseil, ich bin Tanjas Mutter.“ „Nett, sie kennenzulernen“, sagt Frau Springseil. „Es ist sehr schön, wenn die Eltern ihre Kinder am ersten Schultag persönlich in die Schule bringen“, sagt Frau Springseil und springt über ein Seil. Einmal, zweimal und immer weiter.
„Sind sie für den Sportunterricht zuständig?“, fragt Mama. „Nein, das werden wir in den Pausen üben, das hält fit!“, dabei lacht sie Tanja an. „Hoffentlich kommen wir miteinander aus. Ich habe für den ersten Tag eine Gitarre mitgebracht. Wir können erst einmal nach Herzenslust singen und dabei stellen sich alle persönlich vor! Ich begleite euch dabei auf meiner Gitarre!“
„Das ist aber eine geniale Idee“, lacht Tanjas Mama, „das ist bestimmt lustig. Bis heute nachmittag, Tanja!“
Am Nachmittag wird Tanja abgeholt. „Tanja, deine Lehrerin ist einfach super!“ „Ja, Mama, das finde ich auch. Mama, Frau Springseil kann so richtig nett lachen, das Gesicht wird ganz hell von ihr, wenn sie auf der Gitarre spielt und ihre Augen leuchten ganz dunkelblau und ihre braunen Locken wippen ganz lustig dabei! Und Mama, sie hat auch noch so kleine Gruben. So ganz winzige Gruben neben ihrem Mundwinkel! Weißt du, was ich meine?“ „Das heißt Grübchen, Tanja.“ „Das sieht vielleicht witzig aus, Mama.“ „Siehst du Tanja, du hast etwas an ihrem Gesicht entdeckt und ziemlich viel! Du kannst auch gut beobachten, Tanja! Also hat Frau Springseil gar kein fades Gesicht!“
„Nein, Mama! Isabellas Mama braucht vielleicht eine Brille! Mama, warum bist du keine Regisseurin?“
„Weil ich eine Schauspielerin bin!“