Читать книгу Xari, das andere Nachtgespenst - Christine Jörg - Страница 8
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ОглавлениеAn diesem Morgen ist die Familie endgültig ins Haus eingezogen. Sie sind schon so früh angereist, dass die Nachtgespensterfamilie noch in den Betten gelegen hat, als die Geräusche im Bauernhaus begonnen haben.
Daher anschließend die Hektik, die gemütlichen Betten augenblicklich zu räumen und auf den Dachboden zu flüchten.
Jetzt sind die Gespenster ruhiger geworden. Außerdem sind sie neugierig. Vorsichtig schleichen sie schwebend durch die Räume.
Nach Tonis Geschmack sind die Möbel etwas komisch und zu modern, aber insgesamt vermitteln die Zimmer einen gemütlichen Eindruck. Hier würde sie auch gerne wohnen.
Xari begleitet seine Familie beim Erkundungsschweben durch das Haus. Zur Sicherheit hält er die Hand seiner Mutter fest umklammert.
Sie beginnen im Erdgeschoss. Im Augenblick verweilt die Familie in der Küche.
Schnell stellen Fritz, Toni, Bruno, Klärchen und Xari fest, dass das Haus vollkommen umgebaut worden ist. Zumindest im Erdgeschoss. Im ersten Stock etwas weniger.
Die fünf Nachtgespenster schweben durch die Stube, die jetzt als Wohnzimmer eingerichtet ist. Hier steht ein Vogelbauer mit zwei Wellensittichen.
„Dass sich die Menschen Vögel im Haus halten?“, wundert sich Klärchen. „Draußen gibt es doch so viele.“
„Schon komisch“, meint auch Papa Fritz. „Und noch dazu so fremde Vögel. Die gab es zu unserer Zeit nicht. Zumindest habe ich solche Vögel nie gesehen.“
Xari schwebt ganz nah an den Käfig. „Legen die auch Eier, die man essen kann?“
„Schätzchen.“ Mama Toni stellt sich neben ihren Jüngsten. „Das wissen wir nicht. Wir wissen ja auch nicht, weshalb diese komischen Vögel in Käfigen gehalten werden.“
„Kommt, lasst uns weitergehen“, schlägt Fritz vor.
Durch die Wand gelangen sie in einen Raum, der ganz eigenartig ausgestattet ist. Dass es Fernseher gibt, das wissen die fünf Nachtgespenster inzwischen. Schließlich hatte die letzte Familie einen, aber dieser Fernseher ist wirklich eigenartig.
Die Tür des Raumes steht offen. Sie schweben in den Flur hinaus. Gegenüber befinden sich eine Dusche und eine Toilette. Im hintersten Raum stehen ein großes Bett, ein Schrank und ein Sessel.
„Wer schläft denn da?“ Bruno ist neugierig geworden.
„Vielleicht die Kinder“, vermutet Mutter Toni.
„Aber warum befinden sich Schlafzimmer im ersten Stock?“, überlegt Klärchen laut, aber natürlich nicht für Menschen hörbar.
„Wir warten ganz einfach ab“, legt Fritz fest.
Sie schweben in den ersten Stock. Bereits ortskundig zeigen Fritz, Bruno und Klärchen den beiden anderen die Zimmer.
„Hier habe ich heute Nacht geschlafen.“ Klärchen schwebt ins erste Zimmer. „Das Mädchen wird hier schlafen. Ich bin mir sicher. Schau nur die schönen Puppen! So eine hätte mir auch gefallen.“
„Du kannst sie dir noch oft anschauen“, erinnert Bruno seine Schwester.
Klärchen nickt selig.
„Das ist das andere Kinderzimmer“, sagt nun Bruno. „Xari, das ist dein Fall.“ Bruno zeigt auf Bauteile von Playmobil, die wohl mal eine Burg werden sollen. Zumindest ist das auf dem Bild des Kartons zu erkennen.
Xaris Augen leuchten. „Oh, wenn die erst einmal steht, werde ich oft hier sein.“
„Ich denke, du hast Schiss“, erinnert ihn Bruno.
Xari zuckt zusammen. Stimmt ja, er hat Angst vor Menschen. Wie soll er da alleine in das Zimmer des Jungen kommen? Am liebsten hätte er losgeheult, aber er kann sich beherrschen. Er kann sich doch nicht jedes Mal von seinem älteren Bruder auslachen lassen.
Während die Kinder noch im Zimmer des Jungen schweben, fahren Fritz und Toni mit ihrer Runde fort. Zuerst schweben sie ins Badezimmer und in die Toilette. Von dort gelangen sie ins Schlafzimmer der Eltern.
„Oh, ist das schön“, entfährt es Toni.
„Und so gemütlich“, beginnt Fritz zu schwärmen.
„Tja, das auszuprobieren, dazu ist es jetzt wahrscheinlich zu spät“, bedauert Toni sogleich.
Sie hören Schritte auf der Treppe. Die Kinder können sie nicht mehr holen. Die Eltern hoffen, dass die Kinder die Schritte ebenfalls vernommen haben und sofort auf den Dachboden zurückgekehrt sind.
Tatsächlich erwarten die drei Zöglinge ungeduldig die Eltern.
„Und, was hab ihr gesehen?“, will Bruno gleich wissen.
„Das Badezimmer und die Toilette“, erzählt Papa Fritz.
„Und so ein schönes Schlafzimmer.“ Mama Toni gerät noch mal ins Schwärmen.
„Das muss ich mir ansehen“, entscheidet Bruno und will den Dachboden wieder verlassen.
„Bruno!“, kommt es scharf vom Vater. „Du bleibst jetzt hier! Ihr wisst“, damit wendet sich Papa Fritz an seine drei Kinder gleichzeitig: „wir dürfen tagsüber normalerweise nicht runter. Heute war das die Ausnahme der Ausnahmen.“
„Warum denn?“, will Bruno störrisch wissen, obwohl er die Antwort kennt.
„Nachtgespenster müssen sich tagsüber verstecken oder dürfen nur in besonderen Fällen durch das Haus schweben. Wenn wir das Verhalten der Menschen kennen gelernt haben, dürfen wir auch mal zwischendurch runter“, erklärt Mama Toni sanft. „Das ist nun mal so.“
„Ja“, kommt es murrend von Bruno. Er schwebt in eine Ecke, setzt sich und legt den Kopf auf die Knie. „Dann schlafe ich eben.“
„Das sollten wir jetzt alle tun“, empfiehlt Fritz.
Klärchen und Xari suchen sich jeder einen Platz zum Schlafen aus, während Mama und Papa sich auf das alte verstaubte Sofa legen.
„Eigentlich komisch“, sagt Mutter Toni leise zu ihrem Mann.
„Was ist komisch?“, fragt der mit müder Stimme, als seine Frau nicht weiter spricht. Er möchte schlafen.
„Alles ist aus dem Haus rausgeschmissen worden, nur das alte Sofa nicht.“
„Was ist daran so komisch?“ Fritz Stimme ist etwas wacher geworden. „Wir schlafen doch darauf.“
„Das wissen die Menschen aber nicht“, erklärt Toni.
„Ach, Schatz.“ Fritz hat keine Lust sich darüber den Kopf zu zerbrechen. „Das ist doch jetzt egal. Komm, lass uns schlafen.“ Er legt die Arme um seine Frau. Die kuschelt sich an ihn.
Schon bald nimmt sie seinen regelmäßigen Atem wahr. Auch von den Kindern hört sie nur das entspannte, regelmäßige Atmen.
Jetzt kann auch Toni beruhigt einschlafen.