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Kapitel 2

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„Hallo, Monika“, vernimmt Monika die Stimme ihrer Freundin Anne, als sie am Telefon antwortet.

„Grüß dich, Anne“, antwortet Monika prompt. „Wie geht’s?“

„Kann nicht klagen. Der übliche Stress mit Sohnemann. Sei du nur froh, dass du keine Kinder hast.“ Anne lacht laut. „Sag mal, Monika, weshalb ich anrufe. Am Samstag beginnt in Kempten der Jazz-Frühling. Hast du nicht Lust?

„Ach weißt du, Jazz ist nicht so mein Ding.“

Anne unterbricht die Freundin: „Es ist aber sehr nett. Tagsüber spielen im Stadtzentrum verschiedene Bands. Jazz, Dixie und so weiter. Macht wirklich Spaß. Das Wetter soll ja auch gut werden.“

„Und Eintritt?“, will Monika nun wissen.

Anne lacht schon wieder. „Das ist draußen auf der Straße. Das kostet doch keinen Eintritt. Du bist gut!“

„Na ja, wir können ja hinfahren, zuhören und schauen. Ich wollte schon länger mal wieder einen Einkaufsbummel in Kempten machen.“

„Siehst du“, meint Anne sofort. „Dann können wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.“

„Wann und wo treffen wir uns?“, will Monika nüchtern wissen.

„Komm doch zu mir zum Frühstück“, schlägt Anne vor. Sie wohnt in Sonthofen.

„Oder wir treffen uns in Immenstadt am Viehmarktplatz“, überlegt Monika laut.

„Ja, das ist auch eine Möglichkeit. Sagen wir um elf in Immenstadt Viehmarktplatz. Ich fahre“, bietet Anne an.

„Einverstanden. Dann sehen wir uns übermorgen. Danke, Anne. Gruß an Sohnemann von mir.“

„Ich freu mich schon. Schönen Abend noch, Monika. Bis Samstag. Tschüs.“ Anne hängt ein. Monika hört nur noch das Besetztzeichen.

Ja, weshalb soll sie nicht am Samstag mit Anne nach Kempten fahren. Alleine kann sie sich doch nie aufraffen.

Inzwischen sind die Pellkartoffeln durch. Der Quark ist auch fertig. Sie setzt sich zum Abendessen hin und ist zufrieden mit ihrer Entscheidung.

*

Monika kommt nicht gerne zu einem Treffen zu spät. Ganz im Gegensatz zu Anne.

Um zehn vor elf trifft Monika auf dem Viehmarktplatz in Immenstadt ein. Sie parkt ihr Auto und steigt aus. Weshalb soll sie bei dem schönen Wetter im Auto sitzen bleiben.

Es bleibt ihr Zeit, sich umzusehen. Auf der einen Seite erhebt sich der Mittag. Im Winter verwandelt er Immenstadt in eine schattige und eisigkalte Stadt. Monika bedauert immer die Menschen, die hier wohnen. Was bezahlten sie wohl an Heizkosten?

Auf der anderen Seite der Stadt geht es etwas flacher weiter, bis man auch hier an Anhöhen stößt.

Nein, definitiv, Immenstadt ist kein Wohnort für mich, entscheidet Monika.

Um zehn nach elf ist Anne immer noch nicht da. Fünf Minuten gebe ich ihr noch, sagt sich Monika. Warum kann diese Frau einfach nicht pünktlich sein? Ein Wunder, dass wir befreundet sind. Im Grunde genommen passt das doch gar nicht.

Viertel nach elf. Also gut. In fünf Minuten rufe ich an. Monika hat das Handy bereits in der Hand, lässt es dann aber wieder in die Handtasche zurückfallen.

Da endlich trudelt die Freundin ein. Wie üblich, wenn sie zu spät kommt, keine Entschuldigung, keine Frage, wie lange Monika schon dasteht.

„Guten Morgen“, sagt Anne dagegen freundlich als Monika sich zu ihrer Freundin auf den Beifahrersitz setzt. „Haben wir nicht ein Superwetter?“ Während sie den Gang einlegt schaut sie durch die verspritzte Windschutzscheibe zum strahlend blauen Himmel an dem nicht ein Wölkchen zu sehen ist.

Monika nickt. „Ja, wir haben es gut getroffen.“

Schweigend fahren die zwei bis zur Höhe Hauptschule an der Kemptener Straße.

„Und, wo willst du in Kempten parken?“, erkundigt sich Monika bei der Freundin. Sie selbst fährt nicht gerne mit dem Auto nach Kempten. Parken war noch nie ihre Stärke.

„An der Allgäuhalle“, antwortet sie fröhlich. „Da werden wir schon noch ein Plätzchen finden.“

„Meinst du?“

Anne zuckt die Schulter und wirft der Freundin einen kurzen Blick zu. „Einen Versuch ist es wert. Bestimmt gibt es ein kleines Plätzchen für mein Auto.“ Fast zärtlich streichelt sie mit der Hand über das staubige Armaturenbrett.

Auf der neuen B19 kommen sie zügig voran. Nach Monikas Geschmack zu zügig, das heißt zu schnell. Sie hat sich noch nie besonders gerne auf die Fahrkünste der Freundin verlassen. Schon zu oft hatte diese aus Unachtsamkeit kleine Unfälle gebaut.

„Was möchtest du einkaufen?“ Anne blickt Monika an.

„Schau lieber auf die Straße“, knurrt die nur.

„Sei doch nicht so verkrampft“, empfiehlt Anne freundlich der Freundin.

„Bin ich doch gar nicht“, widerspricht Monika schnell.

Anne bremst. Sie sind auf der Höhe des Parkplatzes vor Herzmanns angelangt.

„Was machst du denn?“

Anne fragt: „Willst du aussteigen.“

„Anne, du kannst doch nicht hier abbremsen. Du bist nicht alleine auf der Straße. Fahr weiter.“ Sie stehen halb in der Einfahrt zum Parkplatz.

Hinter den beiden Frauen hupen die ersten Autos. Anne legt den Gang ein und würgt das Auto ab. Es war wohl der falsche Gang. Das Hupkonzert nimmt an Lautstärke zu. Anne legt den Leerlauf ein und dreht den Schlüssel wieder. Der Motor summt. Jetzt legt sie schwungvoll den ersten Gang ein und fährt mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz ein um auf der anderen Seite wieder auf die Schnellstraße hinauszufahren.

Monika hätte zu gerne gefragt, was das eben sollte, doch sie wagt es nicht, noch ein Wort über den Vorfall zu verlieren. Stattdessen fragt sie: „Hattest du wieder Stress mit Sohnemann.“

„Frag nicht!“, kommt die knappe Antwort.

‚Ins Schwarze getroffen‘, sagt sich Monika. Seit der Junge alt genug ist, selbst zu gehen und die ersten Worte zu sprechen, gibt es Ärger und Zoff zwischen Mutter und Sohn. Anne scheint nicht bereit zu sein, mehr Erklärungen abzugeben. Monika zieht es vor, keine weiteren Fragen zu stellen. Sie wollen heute einen angenehmen Tag in Kempten verbringen. Mehr nicht.

Als wäre nichts gewesen, wiederholt Anne ihre Frage von vorhin. „Und, wo und was möchtest du einkaufen?“

„Eine Hose, T-Shirt und Sandalen könnte ich schon brauchen“, überlegt Monika laut, „aber eigentlich möchte ich in erster Linie in Ruhe bummeln gehen.“

Von der Seite sieht Monika wie Anne konzentriert auf die Straße blickt und nickt. „Dann sind wir ja schon zwei, die in Ruhe bummeln möchten.“

In der Nähe von Edelweiß fährt Anne rechts über die Brücke unter der die Bahnschienen zum Hauptbahnhof Kempten sich entlang ziehen. Dann geht es lange geradeaus auf der Eich und über den Ring. Nun sind sie in der Kottener Straße angelangt. Rechter Hand ist die Einfahrt in den Parkplatz.

„Da ist doch alles voll“, lautet Monikas Urteil.

„Warte doch. Wir fahren eine Runde. Irgendwo finden wir schon ein Plätzchen.“ Anne sollte Recht behalten. Tatsächlich in einer der hintersten Ecken machen sie ein freies Plätzchen aus.

‚Annes Fahrkünste sind nicht die besten. Aber eines muss man ihr lassen‘, denkt Monika neidisch, ‚sie kann wenigstens einparken. Schon stehen sie in der engen Parklücke und zwängen sich aus dem Auto heraus.

Monika hat wie üblich eine Bauchtasche um. Handtaschen mag sie nicht. Anne muss sich vom hinteren Sitz den Rucksack hervorhangeln. Kein einfaches Unterfangen, wenn man in das Nebenauto keine Delle drücken will.

Jetzt gehen die Freundinnen untergehakt über den Parkplatz.

„Nachdem wir bummeln wollen, rollen wir die Einkaufsmeile von unten auf“, schlägt Monika vor.

„So etwas Ähnliches habe ich mir auch gedacht.“

Zwischen Forum und Big Box schlendern sie die Bahnhofstraße Richtung Fischerstraße hinunter.

Von unten aufrollen bedeutet in der Regel, man fängt beim Kaufhof an. Der wird ihr erstes Ziel.

Schon von der Bahnhofstraße aus können sie auf das Gewimmel in der Fischerstraße hinunterschauen.

„Sollen wir uns das wirklich antun?“, stöhnt Monika. Sie mag Menschenmassen nicht besonders. Zumindest nicht, wenn es ums Einkaufen oder Volksfest oder Ähnlichem geht. Der einzige Ort an dem sie Menschenmassen erträgt ist beim Start eines Marathons.

Anne, die die Ängste der Freundin kennt, sagt daraufhin: „Stell dir einfach vor, du läufst einen Marathon.“

Abrupt bleibt Monika stehen. „Wie bitte?“

Anne lacht. „Wenn du Marathon läufst, bist du auch nicht allein.“

„Du kommst aber auch auf Ideen!“ Monika lacht jetzt auch und zieht die Freundin weiter.

Die leichte Brise trägt die ersten Töne der Musik zu ihnen. Je näher sie zur Fußgängerzone kommen, desto lauter wird die Musik. Beschwingt drängeln sie sich durch die Fischerstraße und gehen am Kaufhaus Reischmann vorbei. Auf dem Residenzplatz steht eine Kapelle und spielt Musik.

„Mensch, heute ist ja Wochenmarkt!“, ruft Anne aus. „Komm lass uns einmal durchgehen.“

„Früher gab es da gute Würste“, erinnert sich Monika. „Leisten wir uns eine?“

„Nach dem Ärger, den ich heute Morgen schon hatte, ist mir die Lust zum Frühstück vergangen“, gibt Anne zu. „Eine Wurst würde mir schon schmecken.“

Sie gehen zum Stand an der hintersten Ecke und genehmigen sich jede ein Paar Wienerle und eine Brezel. Derart gestärkt schlendern sie an der Residenz vorbei.

Als sie vor den Toren des Gerichts stehen, sagt Anne: „Als Kunde möchte ich da nicht mehr rein.“

Monika grinst. „Ich tue alles dafür, dass ich diesen Advokaten mein schwer verdientes Geld nicht mehr zukommen lassen muss.“

Die Freundinnen haben hier ihr Scheidungsdrama über die Bühne gebracht.

Anne nickt nur. Am Zebrastreifen überqueren sie die Straße und betreten den Kaufhof. Planlos streunen sie durch die Damenbekleidung, dann die Herrenbekleidung. Schließlich gelangen sie in dem zweiten Stock.

„Ich geh hier mal für kleine Mädchen“, erklärt Anne, die an einer Konfirmandenblase leidet.

„Gut, ich schau mich hier um.“ Anne geht von der Rolltreppe geradeaus auf das Restaurant zu, während Monika sich zu HiFi und sonstigen Elektrogeräten begibt.

Als Anne zu ihrer Freundin stößt, fahren sie mit der Rolltreppe wieder hinunter und verlassen das Kaufhaus.

Den Weg, den sie gekommen sind, kehren sie wieder zurück. Das Kaufhaus Reischmann lassen sie rechts liegen und schlendern die Fischerstraße entlang.

Auf der Höhe der Freitreppe ist kein Weiterkommen. Die Musik wird lauter. Eine der Bands, eine Holländische, kommt musizierend die Treppe herauf und bahnt sich den Weg durch die Menschenmassen.

Die Freundinnen können bei der Musik nicht still stehen und tänzeln ein wenig vor Ort.

„Klasse!“, stellt Monika fest. „Dort unten spielen sie auch Musik. Weißt du was, ich lad dich auf dem Rathausplatz zu einem Cappuccino oder so was ein.“

Monika hakt sich wieder bei der Freundin unter. „Da sage ich natürlich nicht nein“, erwidert diese.

Langsam steigen sie die Treppe hinunter. Auf dem Absatz in der Mitte steht schon die nächste Kapelle. Hier bleiben die zwei Frauen das nächste Mal stehen und lauschen der Musik.

Dann endlich wenden sie sich dem Rathausplatz zu.

„Wir sind nicht die einzigen, die den Einfall hatten“, meint Monika nüchtern und will schon wieder umkehren.

„Da vorne am Tisch.“ Anne deutet mit dem Finger auf einen Tisch.

„Da sitzen doch schon zwei Männer“, stellt Monika fest.

„Hast du Angst vor Männern?“

„Blöde Kuh.“

Ohne auf die Bemerkung zu reagieren, steuert Anne den Tisch an. Monika bleibt nichts anderes übrig, als der Freundin zu folgen.

„Ist da noch frei?“, hört Monika die Freundin fragen. Und dann ein überraschtes „Hallo!“

In sicherer Entfernung bleibt Monika stehen und wartet ab, was Anne jetzt veranstaltet und wen sie getroffen hat. Schließlich sieht sie, wie Anne dem einen Mann einen Kuss auf die Wange drückt und zwei Stühle zurechtrückt. Ein sicheres Zeichen, dass sie sich hier niederlassen. Also tritt sie an den Tisch.

Der freundliche Gruß, den sie aussprechen will, bleibt ihr beinahe im Hals stecken. Schließlich bringt sie ein gepresstes „Hallo“ hervor und hofft, der eine der Männer erinnert sich nicht mehr an sie.

„Na, hallo, aber“, sagt da einer der Männer, bevor der andere den Mund überhaupt öffnen kann. „Und, alles klar mit dem Auto?“

Anne und der zweite fremde Mann schauen wie Fragezeichen auf Monika und den Menschen, der ihr damals das Rad gewechselt hat. Monika hatte es dienlich vermieden ihrer Freundin vom peinlichen Vorfall mit dem Radwechsel zu berichten.

Monika nickt und sagt nur: „Ja.“

„Ach, ihr kennt euch?“, kommt seitens der überraschten Anne.

„Nein“, antworten Monika und der Fremde wie aus der Pistole geschossen im Chor.

Anne und der zweite Mann schauen sich sichtlich erstaunt an.

Jetzt setzt der damalige private Automechaniker an: „Ich habe nur bei Nacht und Nebel einen platten Reifen gewechselt.“

„Bei Nacht und Nebel?“, wiederholt Anne ungläubig. Dann schüttelt sie den Kopf. „Ist ja auch egal. Darf ich dir Monika Zenert vorstellen. Herbert Schmid“, damit weist sie auf den anonymen Retter, der somit auch einen Namen hat.

Monika nickt Herbert dezent und verhalten zu.

„Was darf es sein?“, mischt sich der Kellner ein, der gerade an den Tisch tritt.

„Für mich einen Cappuccino“, sagt Monika schnell.

„Ja für mich auch.“

Die Männer fragt er nicht mehr, die haben bereits jeder eine Portion Kaffee vor sich stehen.

Anne, das weiß Monika schon jetzt, wird sie im Auto auf der Heimfahrt löchern. Da muss sie durch.

„Wenn wir schon bei der Vorstellungszeremonie sind“, Herbert weist auf seinen Begleiter. „Frank Neuner , Anne Michel.“

Die beiden reichen sich die Hand. Also macht Monika es ihnen nach.

Anne und Herbert unterhalten sich angeregt, während Frank und Monika nur Zuhörer sind und sich einen Schwank aus der Jugend der beiden anhören.

So bleibt Monika Zeit zu überlegen, was dieser Herbert wohl für ein Mensch ist. Offensichtlich kommen Anne und Herbert aus dem gleichen Ort, nämlich Fischen oder besser Umgebung.

Dieser Frank spricht Hochdeutsch. Vielleicht ein Urlauber, dem Herbert ein wenig vom Allgäu zeigen will. Alles in allem, uninteressant. Nicht wert, sich weiter den Kopf zu zerbrechen.

Die Herren haben ihren Kaffee bereits ausgetrunken. Herbert beordert den Kellner an den Tisch. Schon zückt er den Geldbeutel und hält dem Ober einen Geldschein hin.

„Das wollte ich bezahlen“, sagt Monika zaghaft.

Herbert grinst sie an: „Sie geben wohl nie auf?“

Monika, der wie üblich der passende Spruch fehlt, wird rot und starrt auf ihren Kaffee. Das Wort Idiot wagt sie nicht auszusprechen.

Dann erheben sich die Männer. Herbert klopft auf den Tisch und beide verabschieden sich mit einem „Man sieht sich.“

Schweigend schauen Anne und Monika den zwei davon schlendernden Männern nach. Sie trinken schnell ihren Cappuccino leer und wenden sich wieder der Fischerstraße zu.

„So, wir haben einiges getan“, stellt Anne nüchtern fest, „aber du hast noch nicht einen Schuh anprobiert und noch keine Hose gesehen.“

„Das machen wir jetzt“, schlägt Monika vor. „Was wolltest du denn sehen.“

„Nichts. Ich wollte dich einfach begleiten und bei schönem Wetter ein bisschen gute Musik hören.“

An und in verschiedenen Geschäften, die für eventuelle Käufe in Frage kommen, schauen die Freundinnen die Waren an den Ständern an. Doch nichts will ihnen gefallen.

Am Freudenberg stehen sie an der Ampel und warten auf das grüne Männchen um die Straße zu überqueren, als Anne ihre Neugierde nicht mehr zügeln kann.

„Sag mal, was hat Herbert denn eigentlich damit gemeint, dass er bei Nacht und Nebel dein Rad gewechselt hat? Und dann noch, ihr kennt euch nicht. Das ist doch ausgemachter Quatsch.“

„Na ja, er hat übertrieben. Als ich zum Geburtstag meiner Mutter gefahren bin, habe ich am Alpsee meinen Reifen platt gefahren. Nachmittags um zwei wohl gemerkt! Es war kalt und hat genieselt. Ich war etwas überfordert. Tja, und da hat der Mensch mir geholfen. Aber ich habe ihn wirklich nicht gekannt. Wir haben uns nicht vorgestellt. Mir war es schrecklich peinlich, weil sein Hemd verdreckt war. Von den Händen gar nicht zu reden. Bevor ich mich richtig bedanken konnte, war er dann schon weg.“

Anne schüttelt ungläubig den Kopf. „Herbert als Samariter. Ich glaub es nicht. Es geschehen noch Zeiten und Wunder. Ich hätte ihm noch nicht einmal zugetraut, dass er in der Lage ist, ein Rad zu wechseln.“

„Ist er“, versichert Monika nun. „Er hat mir sogar noch Erklärungen abgegeben, wie man das machen muss.“

Immer noch schüttelt Anne den Kopf. Sie überqueren die Straße und gehen die Bahnhofstraße hoch. Bei C & A wird Monika fündig. Zumindest für Hose und T-Shirt. Die Schuhe müssen eben noch warten.

Es ist schon beinahe ein Muss. Auf dem Rückweg spazieren sie durch das Forum. Im zweiten Stock bei der Buchhandlung Hugendubel spielt ein Pianist leichte Musik. Anne und Monika setzen sich auf ein Bänkchen und lauschen der Musik ein wenig.

Nach einer Weile erheben sie sich und kehren zu Parkplatz und Auto zurück.

Während der Rückfahrt wird Monika neugierig. „Woher kennst du eigentlich diesen Herbert?“

„Ganz einfach“, erklärt Anne, „der ist mit meinem Bruder in die Volksschule und aufs Gymi gegangen.“

„Ach ja?“, sagt Monika desinteressiert.

Anne fährt fort: „Herbert setzt sich ins gemachte Nest. Der Vater hat ein Hotel.“

Monika muss laut lachen. Nach einiger Zeit, die Monika schweigend neben ihr sitzt, sagt sie: „Dann war das mit dem verdreckten Hemd ja gar nicht so schlimm. Er hatte bestimmt einen Hiwi, der ihm den Dreck herausgeschrubbt hat.“

Jetzt lacht auch Anne. „Und du hattest ein schlechtes Gewissen.“

Dann endlich erzählt Anne von dem Ärger, den sie morgens mit dem Sohn Markus gehabt hat. Monika versucht Ratschläge zu geben, obwohl sie weiß, dass sie nur Kennerin für Kinder im Kindergartenalter ist.

Schließlich kommen sie gegen sechs Uhr in Immenstadt an. Anne liefert die Freundin auf dem Viehmarktplatz ab. Sie verabschieden sich herzlich.

Dann steigt Monika in ihr Auto und fährt nach Hause. Sie freut sich auf einen ruhigen Abend und eine Radtour am Sonntag.

Monikas Reifenpanne

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