Читать книгу Monikas Reifenpanne - Christine Jörg - Страница 5
Kapitel 3
ОглавлениеDas Wetter ist die nächste Zeit nicht mehr so schön und für die Jahreszeit zu kalt, doch das hindert Monika nicht daran, ihren sportlichen Aktivitäten nachzugehen. Zwar ist nicht daran zu denken eine Bergtour in höheren Lagen zu machen, da dort oben immer noch Schnee liegt, aber radeln und joggen ist immer möglich.
Als ab Mitte Juni endlich sommerliche Zeiten anbrechen, ist Monika im siebten Himmel.
Wie jedes Jahr lässt sie sich auch jetzt gerne wieder für ein Wochenende von Annes Bruder Peter zum Einbringen der Heuernte einspannen.
Schon seit ihrer Realschulzeit hat es sich eingebürgert, dass die Freundinnen des Öfteren die Wochenenden auf dem Bauernhof von Annes Eltern verbringen. Diese Tradition haben die zwei Frauen auch später beibehalten.
Wieder einmal steht so ein Wochenende an. Anne vereinbart mit Monika, dass sie sich am ersten Juliwochenende treffen. Auch Annes Sohn Markus wird mit von der Partie sein.
Monika freut sich schon darauf das Wochenende in Annes gemütlichem Elternhaus zu verbringen.
Freilich, Monika ist es nie entgangen, dass die Eltern und auch Anne gerne gesehen hätten, wenn aus Monika und Peter ein Paar geworden wäre, doch es blieb und bleibt bei einer herzlichen Freundschaft. Eher Geschwisterlich.
Für die nächsten Tage ist sommerlich warmes Wetter angesagt. Genau richtig für die Feldarbeit.
Nachdem Monika am Freitag den Kindergarten verlässt, radelt sie eilig zu ihrer Wohnung zurück. Hurtig packt sie ihre Tasche zusammen, trinkt eine Tasse Kaffee und verlässt die Wohnung.
Eine gute halbe Stunde später trifft sie bei der Freundin in Sonthofen ein. Wie Monika es nicht anders erwartet hat, hat Anne noch nicht einmal zu packen begonnen. Die Stimmung zwischen Mutter und Sohn ist wieder einmal gespannt. Markus Gesicht hellt auf, als er der Patentante die Wohnungstüre öffnet.
„Na, Alter“, begrüßt Monika den Jungen und pufft ihn mit der rechten Faust leicht an die linke Schulter.
Markus strahlt. „Hallo, Monika.“ Erstaunlicherweise hat ihr Patenkind sie nie Tante genannt. Monika ist nicht böse darüber. Sie bildet sich ein, dass ihr das einen Touch von Jugend gibt.
„Und, schon gepackt?“
Markus grinst. Dann kommt ein lang gezogenes: „Ja, ich schon. Aber Mama nicht.“
„So“, ist alles, was Monika dazu sagt. „Wo ist sie?“
Inzwischen sind sie an Markus Zimmer und Esszimmer vorbei im Wohnzimmer angekommen.
„Hier bin ich.“ Annes Stimme kommt scheinbar aus dem Schlafzimmer.
Markus macht noch eine Geste Richtung Schlafzimmer und verzieht sich in sein eigenes Zimmer. Monika verlässt das Wohnzimmer wieder und betritt das Schlafzimmer. Vor ihr steht Anne in T-Shirt und Höschen.
„Bei der Hitze reicht das was du anhast“, stellt Monika fest. Und dann: „Grüß dich.“
„Grüß dich“, kommt die Antwort. „Bin gleich fertig.“
Monika, die das „gleich fertig“ kennt, schlägt vor: „Ich koche uns Kaffee.“
Normalerweise dauert Packen bei ihrer Freundin immer ewig, auch wenn sie nur für ein Wochenende ins Elternhaus fährt.
„Ja, mach das.“ Weiter Anweisungen folgen nicht. Monika kennt sich in der Küche bestens aus. Sie stellt den Kaffee auf und öffnet den so genannten Krabbelschrank in dem normalerweise allerlei Knabberzeug gelagert ist. So auch heute. Die Kekse legt sie in der Verpackung auf den Tisch im Esszimmer, zwischen die Sachen, die da sonst noch herumliegen. Aus dem Geschirrschrank nimmt sie zwei Tassen und stellt sie zu den Keksen. Löffel, Zucker und Milch brauchen sie nicht. Beide trinken den Kaffee schwarz. Wenigstens eine Gemeinsamkeit, denkt Monika.
Das Geräusch aus der Küche sagt ihr, der Kaffee ist gleich durch. Also ruft sie durch die Wohnung: „Kaffee ist fertig.“
Markus trottet aus seinem Zimmer heran. Zuerst macht er einen Schwenk in die Küche und holt sich aus dem Kühlschrank eine Flasche Cola. Aus dem Schrank angelt er sich ein Glas. Dann setzt er sich an den Tisch, reißt die Packung Kekse auf und beginnt zu futtern.
Monika hat sich unterdessen zur Freundin ins Schlafzimmer gesellt. Als die beiden Frauen sich ebenfalls an den Tisch setzen, ist von den Keksen nicht mehr viel übrig.
Anne stöhnt. „Meine Erziehung.“ Müde fügt sie hinzu: „Du hättest wenigstens auf uns warten können.“
„Damit ihr mir alles wegfuttert?“ Markus schiebt sich die letzten beiden Kekse auf einmal in den Mund. „Ist besser für eure Linie, wenn ich sie esse“, hebt das Glas und spült mit dem Rest Cola die Kekse hinunter.
Ohne auf weitere Kommentare zu warten erhebt sich der Junge. Er ist etwa ein fünfundsiebzig und vollkommen untergewichtig. Man könnte ihn als einen Strich in der Landschaft bezeichnen.
„Und da soll ich nicht verzweifeln?“, meint Anne ratlos.
„Ich könnte jetzt sagen, das ist das Alter, aber das hilft auch nicht weiter“, sagt Monika nur.
Anne seufzt. Sie trinkt den letzten Schluck Kaffee und sagt: „Ich packe noch den Rest.“
„Anne, wir fahren nur für zwei Tage nach Rotfischbach. Viel brauchst du nicht. Du bist zum Heuen abgestellt.“
„OK, OK.“ Weg ist sie.
Monika steht auf. Sie räumt die Tassen, das Glas und die Kaffeekanne in die Spülmaschine. Die leere Kekspackung landet im Müll.
„So, das war’s.“ Anne kommt mit einer Reisetasche aus dem Schlafzimmer. „Markus bist du fertig?“
„Klar.“ Schon tritt er mit einem Rucksack aus dem Zimmer und öffnet die Wohnungstüre.
„Hast du deine Zahnbürste?“, erkundigt sich Monika, die aus Erfahrung weiß, dass Markus die gerne vergisst.
Markus grinst sie an. „Ich wusste, dass du mich das fragen wirst und habe sie vorsichtshalber gleich eingepackt.“
Monika lacht und sagt nur: „Bravo!“
Zu dritt gehen sie zu Monikas kleinem Corsa. Annes Tasche passt noch in den „riesigen“ Kofferrau. Markus nimmt seinen Rucksack mit auf den Rücksitz.
„Ach, ich habe vergessen“, sagt Anne, als sie auf der Beifahrerseite einsteigt, „Mama hat mir eine kleine Einkaufsliste durchgegeben.“
Von hinten kommt ein genervtes: „Mama.“
Monika vermutet, dass es sich um ein gewolltes Vergessen handelt, aber sie fragt: „Wohin?“
„Aldi.“
Der liegt auf dem Weg. Am Kreisel biegt Monika zu Aldi ab.
„Ich bleibe im Auto“, eröffnet ihnen Markus und setzt sich Kopfhörer auf.
Anne und Monika steigen wortlos aus. Nachdem Monika ein Ein-Euro-Stück aus dem Geldbeutel gekramt hat, lösen sie einen Einkaufswagen aus.
Die kleine Einkaufsliste entpuppt sich als gar nicht klein. Der Einkaufswagen ist halb gefüllt. Taschen oder Kisten haben sie keine.
Monika macht kurzen Prozess. Sie stellt Annes Tasche zu Markus Rucksack auf die Rückbank und packt alles lose in den Kofferraum. Anne fährt den Einkaufswagen weg. Monika setzt sich ins Auto und startet den Motor.
Anne steigt zu. Monika hält ihr die rechte Hand offen hin.
„Was?“ Anne versteht nicht.
„Mein Euro“, erklärt Monika, die die Freundin nur zu gut kennt.
Anne, die sich inzwischen angeschnallt hatte, schnallt sich wieder ab, pult das Geldstück aus der Hosentasche und reicht es der Freundin. Monika legt es in den Aschenbecher und fährt an, als man erneut das Knacken des Verschlusses vom Einrasten des Gurts hört.
Auf der B19 herrscht reger Verkehr. Monika fädelt sich vorsichtig ein. Nur langsam kommen sie bis Langenwang voran. Es herrscht Feierabendverkehr Richtung Oberstdorf.
In Langenwang biegen sie ab und fahren zu Michels Hof am Ortsausgang in Rotfischbach.
Als sie in den Hof einfahren, springt ihnen bellend der Schäferhund Max entgegen. Monika stellt den Wagen neben die drei Autos, Peters und der Feriengäste, die bereits hier parken. Anne öffnet die Autotür und ruft nach Max. Der stürzt sofort mit dem Schwanz wedelnd und freudig bellend auf sie zu. Er hat Annes Stimme erkannt. Jetzt da der Hund begriffen hat, dass nicht Feind, sondern Freund im Anmarsch ist, beginnt ein großes Begrüßungszeremoniell.
„Da seid ihr ja endlich“, hören die drei Ankömmlinge die Stimme von Annes Mutter Margarethe. „Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr.“
„Grüß dich Mama“, sagt Anne zunächst um dann hinzuzufügen: „Du weißt doch, dass wir arbeiten. Da geht das nicht so früh.“
„Hallo Oma.“ Markus geht auf seine Großmutter zu und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. Jedem verweigert er das Recht ihn zu küssen oder von ihm geküsst zu werden, außer seiner Oma. Monika hat das nie so recht verstanden, findet es aber jedes Mal rührend.
„Du wirst ja immer noch dünner“, stellt die Großmama vorwurfsvoll fest. „Gibt dir deine Mutter nicht genug zu essen?“
„Also heute hat er vor unserer Nase eine ganze Packung Kekse weggefuttert“, lacht Monika, bevor sie zur Begrüßung fortfährt, „Grüß dich Gretl.“
„Mama“, erklärt nun Anne, „der Kerl futtert mich noch arm. Es wächst einfach nichts an ihn hin. Ich hab ihn schon auf Würmer untersuchen lassen. Nichts.“
„Du wächst halt zu schnell“, stellt Margarethe abschließend fest. „Ward ihr nicht beim Einkaufen?“, wechselt sie das Thema.
„Liegt alles lose im Kofferraum.“ Monika deutet auf dem offenen Kofferraum, aus dem sie gerade ihre Reisetasche hievt.
Oma Michel nähert sich dem Kofferraum und wagt einen neugierigen Blick hinein. „Was ist das denn?“, ruft sie aus und lacht. „Hat Anne wieder einmal die Einkaufskiste vergessen.“
Markus, der schon an der Haustüre angekommen ist, ruft zurück: „Hundert Punkte. Oma, du hast gewonnen.“
„Ja, ja“, sagt Anne scheinbar geknickt, „immer auf die kleinen Dicken mit den kurzen Beinen.“ Dann lacht auch sie, als sie einen Blick in den Kofferraum wagt. Alles ist durcheinander gerollt. Ein richtiges Stylbild.
Die Oma wendet sich zur Haustüre. Von Markus ist nichts mehr zu sehen. „Ich schicke euch Markus mit einer Kiste heraus. Dann könnt ihr das einsammeln.“ Sie dreht sich schnell um und geht auf das Haus zu.
Anne und Monika stehen vor dem Kofferraum. Ihre Taschen haben sie wieder abgestellt. Mit den Schultern zuckend warten sie auf Markus, der kurz darauf im Schlenderschritt eine Kiste herträgt, abstellt und wieder verschwinden will.
„He, nicht so schnell, junger Mann“, hält Anne ihren Sohn zurück. „Die Kiste darfst du dann deiner Lieblingsoma in die Küche tragen.“
Gelangweilt bleibt der Junge neben den Frauen stehen und wartet, bis sie den Einkauf des Nachmittags in die Kiste gestapelt haben. Dann hebt er sie auf und trägt sie, wie ihm geheißen, in die Küche.
Monika zieht den Kofferraumdeckel zu, hebt ihre Tasche auf, verschließt das Auto und folgt ihrer Freundin ins Haus. Die zwei Frauen gehen sofort in das Zimmer, das ihnen zugeteilt ist. Es ist immer das gleiche. Sie kennen also den Weg. Jede stellt ihre Tasche in eine Ecke. Dann beziehen sie ihre Betten.
Anschließend gehen sie in die Küche zu Annes Mutter. Die deckt gerade den Tisch für die Brotzeit am Abend.
„Es dauert noch“, weist Margarethe die zwei Frauen daraufhin, dass sie noch nicht so schnell mit einem Abendessen rechnen können. „Die Frieda kalbt.“
‚Hurra, wir sind auf dem Land und auf dem Bauernhof‘, denkt sich Monika. Mit Landwirtschaft ist sie erst in Berührung gekommen, als sie sich in der Realschule mit Anne angefreundet hat. Zu Hause gab es den Holzgeruch der Schreinerei, der sich bis ins Haus zog.
„Gehe ich richtig in der Annahme, dass Markus bei Frieda ist?“, äußert Anne die Vermutung.
„Ja.“
„Hat er sich umgezogen?“, will Anne nun wissen.
„Das weiß ich nicht.“ Margarethe schüttelt den Kopf.
„Also eher nicht“, stellt Anne nun nüchtern fest.
Normalerweise hat Markus alte Klamotten bei der Oma. Die soll er anziehen, wenn er zu seinem Patenonkel in den Stall geht.
Auch wenn Markus sonst ein eher aufmüpfiges Kind ist, bei Oma und Onkel ist er wie ausgewechselt. Gerne hält sich der Junge im Stall bei den Kühen, Kälbern und Schweinen auf. Er hilft beim Ausmisten, Striegeln und Melken. Dafür steht er sogar früh morgens mit dem Onkel auf.
„Sind die Wohnungen zurzeit belegt?“, erkundigt sich Anne dann bei ihrer Mutter.
„Bis Mitte September, ja“, gibt die zur Antwort.
„Beide?“
„Beide. Und jedes Mal mit Kindern.“
Anne lehnt sich an die Arbeitsfläche auf der die Mutter sich zu schaffen macht. Sie blickt der Mutter ins Gesicht. „Mama, wird das nicht zu viel?“
„Na ja, irgendjemand muss den Putz beim Wohnungswechsel ja machen. Dein Bruder hat dafür nicht auch noch Zeit und eine Frau findet er ja nicht.“
„Warum rufst du mich dann nicht an?“ Anne streichelt die faltige Wange ihrer Mutter.
Diese lächelt und meint: „Ach, Kind, du hast doch selbst schon genug zu tun.
Monika steht am gedeckten Küchentisch und wundert sich wieder einmal, wie liebevoll Anne mit ihrer Mutter umgeht. Die Chemie stimmt zwischen den beiden. Im Gegensatz zum Sohn.
„Ich muss mal mit Peter reden“, beschließt Anne ernst. „Er kann dir das doch nicht alles auflasten.“
Die Küchentüre wird aufgerissen. Herein stürmt Markus und mit ihm ein strenger Geruch nach Stall. „Die Frieda hat ihr Kalb!“, ruft er den Frauen entgegen.
„Und, ging alles glatt?“, will die Oma als erstes wissen. Dabei vergisst sie die strenge Hausordnung. Wer aus dem Stall kommt muss sich zuerst waschen und umziehen und darf erst danach in den Wohnteil des Hauses.
„Ja“, Markus nickt eifrig. „Peter sagt, so schnell ging es noch bei keiner Kuh. Dabei hatte die Frieda letztes Mal solche Schwierigkeiten.“
Anne schreitet ein. „Seid ihr fertig im Stall?“
„Ja, für den Augenblick schon.“
„Gut, dann zieh dich bitte um. Die Sachen kannst du gleich draußen lassen. Ich hole dir aus dem Rucksack frische Wäsche. Monika, reiß doch bitte mal das Fenster auf.“
„Ups“, Markus führt die Hand an den Mund. „Ich hab mich nicht umgezogen“, fügt er kleinlaut hinzu. Schnell verlässt er, gefolgt von seiner Mutter, die Küche.
„So ein lieber Junge“, stellt Margarethe fest, nachdem sie jetzt mit Monika alleine ist.
Monika seufzt. „Ja. Nur die zwei können nicht miteinander. Aber Anne hat Glück. So aufsässig Markus oft ist, er weiß was er will und das zeigt er auch in der Schule. Wenigstens da ist er gut.“
„Das stimmt“, gibt die Oma zu. „Wie läuft es bei dir?“, will Annes Mutter dann wissen.
„Och, ich kann nicht klagen. Obwohl es mit den Kindern immer schwieriger wird. Sie kennen zum Teil keine Grenzen mehr. Die Eltern kommen nicht zu den Elternabenden und Gesprächsterminen, und wenn sie dann doch kommen, sind sie oft uneinsichtig oder sprechen sehr wenig Deutsch.“
„Ja, ja, es wird immer problematischer.“ Margarethe nickt zustimmend.
„Aber mir macht die Arbeit Spaß“, sagt Monika nun, „und das ist das Wichtigste.“
„So“, vernimmt Monika, als die Küchentüre aufgeht. Peter kommt herein. Frisch geduscht und in „Zivilkleidung“, spricht T-Shirt und Jeans. „Grüß dich Monika.“ Er geht auf sie zu und drückt ihr kräftig die Hand.
„Grüß dich Peter“, antwortet die Angesprochene und reibt die beinahe zerdrückte Hand.
„Ist Anne nicht mitgekommen?“, will Peter dann wissen. „Drückt sie sich wieder vor der Arbeit.“
„Wer drückt sich vor der Arbeit“, erkundigt sich Anne, die gerade die Küche betritt.
„Hallo Schwesterlein.“ Peter lacht. „Du bist ja doch mitgekommen. Willst wohl wieder einmal bei der Feldarbeit sonnenbaden?“
„Hallo, Bruder.“ Zur Begrüßung pufft Anne ihren Bruder leicht in den Bauch.
„Wo ist mein Lieblingsneffe?“, erkundigt sich Peter.
„Wäscht sich und zieht sich um“, erklärt Markus Mutter.
„Warum hat er sich nicht umgezogen, bevor er in den Stall gekommen ist?“, wendet sich Peter an die Oma.
Margarethe schaut ihren Sohn an. „Weil er dir beim Kalben helfen wollte.“
„So viel Zeit wäre noch gewesen.“
„Das musst du schon Markus sagen.“
„Was habe ich schon wieder verbrochen?“ Markus kommt gerade zur Tür herein.
„Du hast dich nicht umgezogen bevor du zu Peter in den Stall gegangen bist.“
Markus zuckt die Schultern. „Gibt Schlimmeres.“
„Du könntest dich aber so langsam an die Spielregeln halten“, rügt der Onkel.
„Ja, ja“, sagt Markus gelangweilt.
„Nichts, ja, ja. Tun!“, setzt Peter noch einen drauf.
„Oma gibt es Essen?“, wendet sich Markus an die Großmutter.
„Fünf Minuten.“
Unaufgefordert setzt sich Markus an den Tisch. Die anderen legen letzte Hand an die Abendbrotzeit.
Während dem Abendessen führen die fünf eine angeregte und fröhliche Unterhaltung. Danach wird der Tisch abgeräumt und die Spülmaschine bestückt.
„Habt ihr Lust Federball zu spielen?“, erkundigt sich Peter bei den Frauen und Markus.
„Oh, ja, wir zwei ein Doppel gegen die Frauen!“, ereifert sich Markus sofort und hakt sich beim Onkel unter.
„Hört sich gut an“, bestätigt Peter. „Oma ist Schiedsrichter.“
„Ich?“ Oma lacht erstaunt.
„Oder du spielst mit mir im Team“, bietet Markus großzügig an.
„Dann doch lieber Schiedsrichter.“
Peter holt Schläger und Federball, Monika und Anne passende Schuhe. Dann treffen sich alle in der Abendsonne vor dem Haus.
Die Mannschaften haben sich noch nicht warm gespielt, als sich die Familien aus den Ferienwohnungen dazu gesellen.
Schnell wird umdisponiert. Volleyball ist das Stichwort.
Auf der Wiese mit den Apfelbäumen werden zwischen zwei Bäumen zwei Bänder gespannt. Die Grenzen des Spielfeldes werden festgelegt.
Dann geht es an die Einteilung in zwei Gruppen. Gar nicht so einfach. Familien werden auseinander gerissen. Wer nimmt die Kleineren. Auch die Männergruppe hat eine ungerade Zahl. Schwierig, die Entscheidungen zu fällen.
„Oma“, Markus geht auf die Großmutter zu, „du bist Schiedsrichter.“
Mit beiden Händen wehrt Margarethe ab. „Ich kenne doch die Spielregeln gar nicht.“
„Das ist ganz einfach“, beginnt Markus mit den Erklärungen. „Du passt auf, dass der Ball nicht ins Aus geht. Außerdem darf jede Mannschaft den Ball nur maximal dreimal berühren bevor er ins gegnerische Feld geschlagen wird. Das ist schon alles.“
„Ich kann doch nicht um das ganze Feld rennen“, gibt die Oma zu bedenken.
„Warum sollen wir dann nicht zwei Schiedsrichter haben?“, wendet eine Mutter ein. „Sie nehmen diese Seite“, damit zeigt sie auf die eine Seite, „und ich nehme die Seite. Ich denke, so haben wir einen einigermaßen Überblick.“
„Das ist gut.“ Die Männer erklären sich einverstanden. Die anderen äußern sich nicht, was als OK angenommen wird.
„Welche Mannschaft fängt an?“ Markus, der Logische, will das wissen. „Hat jemand eine Münze?“
„Ja, ich“, meldet sich ein Vater zur Stelle und reicht Markus das Euro-Stück.
Der wirft das Geldstück in die Höhe, fängt es auf und legt es auf seinen Handrücken. „Zahl, wir haben gewonnen“, ruft er sofort.
Monika geht auf ihn zu und fasst ihn am linken Oberarm. „He, he, Freundchen, so geht das nicht. Seit wann lost ein Spieler die Spielseite und die Mannschaft aus, die Aufschlag hat? Das machen, meines Wissens, die Schiedsrichter. Außerdem war nicht ausgemacht, wer Zahl und wer Bild hat.“
Beleidigt gibt Markus das Geldstück wieder ab und entfernt sich ein wenig.
„Hier“, Monika reicht Margarethe das Geldstück.
„Wir nehmen die Zahl“, mischt sich ein Ferienkind ein.
Anne nähert sich. „Bild.“
Margarethe wirft das Geldstück hoch, kann es aber nicht so elegant auffangen wie ihr Enkel. Es landet im Gras und liegt schief. Die Aktion muss nochmals gestartet werden. Diesmal landet das Euro-Stück in ihrer Hand und sie legt es, wie zuvor ihr Enkel, auf den Handrücken. Wieder liegt die Zahl oben.
Dann endlich beginnt das Spiel. Ob alles wirklich nach offiziellen Spielregeln abläuft ist zweifelhaft, aber alle haben ihren Spaß daran. Wirklichen Gewinner gibt es keinen, dafür gibt es nach Beendigung des Spiels Getränke für alle. Man steht zusammen und unterhält sich ein wenig.
Die Kinder laufen noch herum. Markus redet mit einem Jungen und einem Mädchen, die etwa in seinem Alter sind.
Kurz vor elf ist Zapfenstreich. Schließlich ist morgen ein Arbeitstag auf dem Feld angesetzt.
*
Egal wann Monika ins Bett geht, morgens wacht sie früh auf. Leise und nur mithilfe des Lichts das zwischen den Vorhängen durchspitzt, schnappt sie ihre Kleidung und verlässt den Raum, in dem Anne noch friedlich schläft.
In der Küche hört sie schon Margarethe rumoren. Sie schaut kurz hinein und wünscht guten Morgen. Die Angesprochene wundert sich nicht. Schon längst ist ihr bekannt, dass Monika eine Frühaufsteherin ist und jetzt Joggen gehen wird.
Im Badezimmer macht Monika Katzenwäsche. Das heißt, sie spritzt sich Wasser ins Gesicht, zieht sich an, schlüpft in ihre Schuhe und verlässt leise das Haus.
Was gibt es Schöneres, als so früh morgens, wenn die Luft noch rein und kühl ist, eine Runde zu joggen. Monika genießt es. Schnell gelangt sie auf ihren Lieblingsfeldweg. Den trabt sie entlang. Ihre Gedanken plätschern wie ein kleiner Bergbach dahin. Sie fühlt sich leicht, locker und entspannt. Irgendwann ist genug. Sie kehrt um und kehrt zu Michels zurück.
Inzwischen ist Leben auf dem Hof eingekehrt. Eine der beiden Ferienfamilien erscheint bereits mit Wanderstiefeln bestückt. Man begrüßt sich kurz. Dann steigen die Herrschaften ins Auto und fahren davon.
An der Haustüre zieht Monika ihre Schuhe aus. Zuerst macht sie einen Abstecher in die Küche. Anne hält ihr mit einem Guten Morgen ein Glas Saft hin. Monika bedankt sich und leert das Glas in kurzen Zügen.
„Ich geh mich kurz duschen“, sagt Monika und nimmt die Klinke der Küchentüre in die Hand. „So wie ich jetzt rieche, kann ich mich schlecht an den Frühstückstisch setzen.“
„OK, mach mal“, fordert Anne sie auf. „Markus und Peter kommen auch gleich.“
„Markus ist schon auf?“, wundert sich Monika.
„Der musste doch zum Kälbchen“, erklärt Margarethe und lächelt ein wenig.
„Ach ja, das Kälbchen.“
Eine halbe Stunde später sitzt die versammelte Mannschaft am Frühstückstisch.
Zaghaft klopft es an der Türe.
„Herein!“, ruft Peter etwas zu unwirsch. Er mag es nicht, wenn er beim Frühstück gestört wird.
Vorsichtig wird die Türe geöffnet. Andrea, eines der Ferienkinder wagt einen Schritt hervor. „Darf ich dir heute auf dem Feld helfen?“, fragt sie mit zaghafter Stimme.
Margarethe winkt die Kleine heran. „Natürlich darfst du helfen. Möchtest du noch ein Wurstbrot?“
„Komm setz dich zu mir.“ Peter rutscht auf der Bank näher zu Monika und klopft auf die freigewordene Fläche. Ihm tut es leid, dass er etwas unfreundlich zum Eintritt aufgefordert hat. Zögernd nimmt Andrea neben Peter Platz. Der reicht ihr das angebotene Wurstbrot auf seinem Teller. Andrea nimmt das Brot in die Hand und beißt kräftig hinein.
„Schmeckt aber gut“, stellt Andrea fest und nachdem sie den ersten großen Bissen hinuntergeschluckt hat.
Unaufgefordert stellt Anne ein Glas Orangensaft vor das Mädchen. „Iss erst einmal, damit du nachher richtig arbeiten kannst.“
„Ich habe aber schon gefrühstückt“, erklärt die Kleine jetzt.
Margarethe lacht. „Kinder haben doch immer Hunger.“
Andrea bestätigt diese Behauptung in dem sie nochmals ins Brot beißt.
Wieder klopft es an die Küchentüre. „Herein“, ruft Peter nun freundlicher. Er kann sich schon denken, wer jetzt kommt. Schließlich sind es immer die gleichen Spielchen.
Andreas Mutter steckt den Kopf zur Tür herein. „Ach, da bist du. Sag mal, man könnte glauben, du bekommst bei uns nichts. Komm, wir wollen gehen.“
„Ich darf aber Michels beim Heuen helfen.“
„Wie bitten?“ Andreas Mutter nähert sich. Sie greift ihre Tochter am linken Unterarm und will sie von der Bank ziehen. „Papa wartet schon im Auto.“
„Peter hat mir versprochen, dass ich helfen darf.“ Andrea weigert sich immer noch der Mutter zu folgen und schaut hilfesuchend Peter an.
„Lassen Sie sie nur da“, mischt sich Anne ein. „Wir gehen nachher alle aufs Feld.“
„Na ja, so ganz recht ist mir das nicht.“
„Da machen Sie sich nur keine Sorgen“, beruhigt Margarethe die zögernde Mutter. „Wir passen schon auf Andrea auf.“
„Na gut“, Andreas Mutter gibt sich geschlagen. Seufzend sagt sie: „Sei schön brav.“ Sie drückt ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. „Dann bedanke ich mich und schönen Tag allerseits.“
„Schönen Tag“, antworten alle im Chor.
Nach dem Frühstück cremen sich alle außer Margarethe dick mit Sonnenmilch ein. Dann geht es raus an den Hang, der heute gemäht werden soll. Jedes Jahr das gleiche. Dieser Hang ist so steil, dass man mit Maschinen nicht mehr viel machen kann, deswegen ist hier Handarbeit angesagt.
Bis zur Mittagszeit sind sie fleißig. Die Hitze nimmt zu. Auch Andrea müht sich mit dem großen Rechen ab. Nett zuzusehen, wie sich das Mädchen bemüht und nicht locker lässt.
Mittags bringt Margarethe mit dem Jeep Brotzeit und Getränkenachschub für alle. Nach einer halben Stunde Pause geht es weiter. Alles ist gemäht, ausgebreitet zum Trocknen in der Sonne und das erste Mal gewendet.
Rechtzeitig zum Nachmittagskaffee kehrt die Mannschaft zum Hof zurück. Margarethe hat schon draußen den Tisch gedeckt. Zur Feier des Tages und weil alle so fleißig waren, gibt es Johannesbeeren- und Apfelkuchen mit Sahne.
Während die anderen sich die Hände waschen, schaut Markus zuerst nach dem Kälbchen. Er sieht es als sein Kalb an. Zumindest für dieses Wochenende.
In fröhlicher Runde setzen sie sich zusammen. Den Kuchen haben sie sich redlich verdient.
Gegen fünf Uhr gehen Peter und Markus, begleitet von Andrea, in den Stall. Auch dort wartet noch Arbeit.
Die Frauen bleiben noch eine Weile sitzen und unterhalten sich.
„Andreas Eltern werden eine Freude haben, wenn ihre Tochter aus dem Stall kommt“, überlegt Monika und grinst.
„Davon gehe ich aus.“ Margarethe lacht.
Kaum haben sie den Gedanken ausgesprochen, da fährt schon Andreas Familie vor.
Die Mutter ist gleich bei ihnen. „Und, alles gut gegangen?“
„Natürlich“, ist Margarethes beruhigende Antwort.
„Ich versteh das nicht“, wundert sich die Mutter jetzt noch, „sonst geht sie nie so auf Menschen zu.“ Dann ruft sie laut: „Andrea!“
Die drei Frauen schauen Andreas Mutter an. Dann sagt Anne: „Sie hilft im Stall.“
„Sie… Was?“
„Sie hilft im Stall“, bekräftigt Monika die Aussage der Freundin.
Die arme Mutter stöhnt. „Also gut, wenn sie fertig ist, soll sie bitte hochkommen.“
Margarethe nickt. „Richten wir aus.“
Als Andreas Familie im Haus ist, schauen sich Margarethe, Anne und Monika nur an und lachen leise. Sie verstehen sich auch ohne Worte. Das dicke Ende wird kommen, wenn Andrea mit Stallgeruch die Wohnung betreten wird.
Jeder will das schöne Wetter ausnützen und so treffen sich nach dem Abendessen alle wieder draußen. Wie schon gestern werden zwei Bänder in die Bäume gespannt. Volleyball ahoi! Die Mannschaften werden etwas anders verteilt. Alle haben Spaß an dem Spiel.
Etwa um die Uhrzeit wie gestern legen sich Anne und Monika vollkommen erledigt ins Bett.
„Gute Nacht, und schnarch nicht so“, ist alles was Monika noch zu Anne sagt.
Ein müdes „ich schnarch doch nicht“ sagt ihr, die Freundin ist schon beinahe eingeschlafen.
*
Bereits kurz vor sechs wacht Monika auf. Sie ist ausgeschlafen. So leise wie gestern schnappt sie sich ihre Sachen und zieht sich im Badezimmer an. Heute ist noch niemand in der Küche. Monika stiehlt sich aus dem Haus.
Wieder schlägt sie ihren Lieblingsweg ein. Immer wieder wagt sie einen Blick in die Landschaft. ‚Ja, wir im Allgäu sind schon verwöhnt‘, denkt sie sich und atmet tief durch. Die frische Luft tut ihren Lungen gut.
Hinter sich hört sie irgendwann Schritte, die langsam näher kommen. Der Jogger oder die Joggerin ist schneller. Monika lässt sich trotzdem nicht aus der Ruhe und aus dem Tritt bringen. Zurückschauen. Nein, das kommt nicht in Frage. Außerdem, wen kennt sie schon hier.
Die Schritte rücken und werden lauter. Die Person ist auf ihrer Höhe. Es würde Monika schon interessieren, wer da neben ihr läuft, aber sie dreht den Kopf nicht in die Richtung des Verfolgers.
„Na, hallo!“, vernimmt sie einen überraschten Ausruf.
Es hilft nichts, sie muss kurz zur Seite schauen. Doch nur zur Seite schauen bringt nicht viel. Die Person ist um einiges größer. Also hebt sie den Kopf und blickt in Herberts grinsendes Gesicht.
„Hallo“, erwidert sie kurz und hofft, damit die Sache erledigt zu haben. Schließlich rennt der Mensch schneller.
Der Hüne verlangsamt den Schritt und gleicht sich ihrem an. ‚Also auch noch Smalltalk‘, sagt sich Monika.
„Was führt Sie in diese schöne Landschaft?“, fragt Herbert.
„Heuen.“
Monika hört die rhythmischen Schritte neben sich. „Wie bitte?“, kommt die prompte Frage.
„Anne und ich helfen Peter beim Heuen.“
„Da schau an. Der Peter! Stellt Schwarzarbeiter ein!“
„Ganz so ist es nicht“, glaubt Monika erklären zu müssen. „Es ist eher Zimmer und Verköstigung gegen Arbeit.“
„Ach?“, Herbert scheint sich zu wundern. „So nennt man das jetzt.“
„Idiot“, sagt Monika eher zu sich, aber der Mitläufer hat es gehört.
„Das kostet Sie was.“
„Wie bitte?“ Monika weiß nicht recht was er meint.
„Na, der Idiot kostet Sie was.“
Monika geht gar nicht mehr darauf ein und joggt ihren Trott weiter. Vielleicht verschwindet dieser aufgeblasene Lackaffe dann.
„Frühstücken Sie mit mir?“, will er nun wissen.
„Ich?“
Herbert schaut sich um. „Ist hier sonst noch jemand.“
„Also wenn, dann muss ich Sie zu einem Frühstück einladen.“
„Kein Problem. Wie weit laufen Sie noch.“
So schnell, dass Herbert gar nicht sofort reagieren kann, dreht Monika um. „Jetzt jogge ich zurück.“
Einige Zeit laufen sie schweigend nebeneinander her.
„Also wann?“, will Herbert nun wissen.
„Wann, was?“ ‚Besser ich stelle mich jetzt erst einmal blöd‘, sagt sich Monika.
„Das Frühstück!“
‚Mist! Er nimmt mich auch noch beim Wort. Nun ja, dann muss ich wohl in den sauren Apfel beißen‘. „Nächsten Samstag um zehn bei mir“, schlägt sie vor, immer in der Hoffnung, der gute Mensch hat keine Zeit.
„Gut! Und wo?“
Monika gibt ihm im Laufen ihre Adresse in Oberstaufen bekannt. Bestimmt hat er es bis dahin vergessen und erscheint erst gar nicht.
Jetzt trennen sich ihre Wege. „Also gut, Monika, dann bis Samstag um zehn Uhr. Servus.“
„Ja, tschüs.“ Monika läuft in die andere Richtung zu Michels Hof.
Hat sie sich verspätet? Als sie ankommt sitzen die anderen schon beim Frühstück. Nach einer kurzen Entschuldigung zieht sich Monika ins Badezimmer zurück und macht sich frisch.
In der Küche angekommen sitzt Andrea wieder neben Peter und frühstückt mit.
„Ich dachte schon, du bist zu Fuß nach Oberstaufen gejoggt“, sagt Anne lachend zur Freundin, als diese sich neben sie setzt.
„Nein, ich war heute nur gut drauf“, gibt Monika eine kurze Erklärung ab.
Die anderen nehmen ihre Unterhaltung wieder auf. Monika beteiligt sich nicht daran. Im Augenblick ärgert sie sich immer noch über die Einladung, die sie Herbert gegenüber ausgesprochen hat und die dieser dann auch noch angenommen hatte. Sie hofft nach wie vor fest darauf, dass der gute Mensch nächsten Samstag nicht kommt.
„Hey!“ Anne stößt Monika leicht in die Rippen.
„Ja.“
„Möchtest du noch Kaffee?“
„Nein, danke.“ Monika stellt die Kaffeetasse auf den Teller als Zeichen, dass sie das Frühstück beendet hat.
Klopfen an der Küchentüre. Andrea versteckt sich hinter Peter. Schon kommt die Mutter der Kleinen herein.
„Ist Andrea hier?“
Keiner antwortet. Alle starren wie auf Kommando auf den Tisch.
„Andrea kommt jetzt!“, befiehlt die Mutter erbost.
Langsam kommt Andrea hinter Peters schützenden Rücken hervor und setzt sich wieder auf.
„Andrea, heute gehst du mit uns“, bestimmt die Mama.
„Ich will aber nicht!“, ruft das Kind bockig. „Gestern war es so schön.“
„Sie hat uns gut geholfen“, nimmt Peter das Kind in Schutz.
„Gut“, gibt sich Andreas Mutter verzweifelt geschlagen. „Aber ich gebe dir Brotzeit mit.“
„Lassen Sie nur“, sagt Margarethe. „Wenn sie mit uns arbeitet, bekommt sie auch von uns Brotzeit und Trinken.“
„Papa wird nicht glücklich sein“, gibt die Frau zu bedenken.
„Ich geh euch doch sowieso zu langsam“, erinnert Andrea die Mutter.
Die stöhnt. „Also gut. Sei artig.“ Andrea bekommt ihren Abschiedskuss und wird zurückgelassen.
Bis zum Abendessen entspricht der Ablauf des Tages dem des Vortags. Nachdem sie geduscht haben, packen Anne, Monika und Markus ihre sieben Sachen zusammen.
Nach dem Abendessen setzen sich die drei in Monikas Corsa und düsen nach Sonthofen.
„Mama“, sagt Markus im Auto. „Ich möchte mal Tierarzt werden.“
Anne dreht sich halb zu ihrem Sohn um. „Hört sich ganz gut an. Dann weißt du ja, was du am Gymi machen musst.“
„Ja, Mama.“ Markus legt eine Hand auf die Schulter seiner Mutter. „Ich brauche einen Supernotendurchschnitt im Abi und schon vorher.“
„Ja“, nickt Anne bestätigend, „aber das ist für dich offensichtlich kein Problem.“
Sie kommen in Sonthofen an. Monika fährt vor das Haus. Eine Einladung mit in die Wohnung zu kommen lehnt sie ab. Sie möchte nur noch eines, nach Hause in ihre vier Wände.