Читать книгу Colour your life - Christine Koller - Страница 10

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„Bei Nacht sind alle Katzen grau“ –diese Redensart ist ein gutes Beispiel für die Wirkkraft von Farben. Denn nur unter Einwirkung von Licht können wir Katzen, Gegenstände, unsere gesamte Umwelt in ihrer vollen Schönheit und Pracht sehen, im Dunkeln nur in grauschwarzer Schemenhaftigkeit. Das hat mit der Wirkweise des Sehnervs zu tun: Die lichtempfindlichen Stäbchen in der Netzhaut ermöglichen es uns zwar, trotz einer relativ geringen Lichtintensität nachts zu sehen, jedoch nicht in Farbe und in der bekannten Schärfe, da nicht jede Stäbchenzelle mit einer Nervenfaser verbunden ist.

Farben brauchen Licht

Um Farben wahrzunehmen, brauchen wir grundsätzlich Licht. Das ist beim Farbensehen so, wie auch – auf einer abstrakteren Ebene betrachtet – in unserem Leben. Was ist nun genau das Licht, das unseren Alltag farbig macht oder grau erscheinen lässt, wenn es fehlt? Das Leben um uns herum ist an sich bunt: Die Bäume sind grün, der Himmel ist blau, Bücher und Alltagsgegenstände strahlen in Rot, Blau, Grün, Orange und Gelb; auch der Boden ist farbig, die Bilder an den Wänden. Oder ist Ihr Umfeld nur schwarz-weiß oder grau? Wenn Sie das so empfinden, liegt das an dem fehlenden Beleuchtungslicht Ihres Innenlebens. Wenn wir uns selbst im Weg stehen, traurig vor uns hin leben und das Feuerwerk der Umgebung nicht mehr wahrnehmen können, müssen wir unsere Einstellung ändern. Wir müssen unseren Beleuchtungswinkel ändern, das Beleuchtungslicht verstärken. Geschieht das nicht, kann aus einer milden Frustration, die uns alles grau in grau sehen lässt, leicht eine stärkere Form des Frusts erwachsen bis hin zur Depression, warnen Experten.

Mehr Watt an Beleuchtungslicht

Doch wie schafft man es, seine Einstellung zu ändern? Am einfachsten ist es wohl, bei sich selbst zu beginnen und sein Selbstwertgefühl zu stärken. Tun Sie sich etwas Gutes, verwöhnen Sie sich, denken Sie an frühere Erfolge, setzen Sie sich in Relation zu anderen, denen es weniger gut geht, um die Verhältnismäßigkeit Ihrer gar nicht so aussichtslosen Lage herauszustellen. Sie werden sehen, durch dieses Gedankenspiel fühlen Sie sich gleich etwas wohler und stärker in Ihrer Haut.

Bemühen Sie sich grundsätzlich darum, das Leben als Herausforderung zu betrachten. Was würde sonst beispielsweise eine Kassiererin im Supermarkt machen, sähe sie ihren Job lediglich als stupide Aufgabe, bei der es nur darum geht, Waren über den Elektroscanner zu ziehen? Ständig die gleiche monotone Tätigkeit, 100-mal und häufiger am Tag, begleitet von gleichgültig dreinblickenden Kunden – sie könnte verzweifeln. Macht sie stattdessen das Beste aus ihrer Lage, lächelt, ist freundlich zu den Kunden, verweist auf Sonderangebote und wünscht einen schönen Tag, empfindet sie ihren Job nicht nur als sinnvoll, sondern erhält als Zugabe freundliche Kunden und ein gelegentliches Lächeln. Dieses Beispiel lässt sich in der einen oder anderen Weise auch auf Ihr Leben übertragen. Insbesondere wenn es darum geht, öde Jobs, Sisyphosaufgaben, Probleme oder Krisen zu meistern.

Eine weitere Möglichkeit, Ihren Beleuchtungswinkel zu ändern, ist, sich zu überlegen, was Sie als Eintagsfliege tun würden, wenn Sie nur einen Tag zum Leben hätten. Würden Sie diesen nicht ganz anders genießen und wieder über Kleinigkeiten staunen? Über ein Lächeln, über das Verhalten bestimmter Mitmenschen, über die Schönheit der Natur ...? Wenn Sie das Leben aus einem optimistischeren Blickwinkel betrachten, erstrahlt Alltägliches wieder in einem anderen, stärkeren Beleuchtungslicht. Diese Sichtweise umzusetzen ist nicht einfach. So stellte etwa der französische Schriftsteller Émile Zola fest: „Ich bin nicht Optimist, ich will Optimist sein“. Halten Sie’s wie er und probieren Sie es aus; versuchen Sie, dem Leben wieder einen Schritt entgegenzugehen! Denn: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum“, so der Ratschlag Mephistos in Goethes Faust an den Studenten Wagner.

Grau ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum

Also, Aktion! Weg mit mangelndem Mut und fehlender Disziplin, oder ist es nur Faulheit? Der Psychologe und Verhaltenstherapeut Jens Corrsen behauptet provokant: „Wer nicht bereit ist, für neues Erleben und das Erreichen von Zielen Anstrengungen und mögliche Unlust auf sich zu nehmen, will das Gewünschte nicht wirklich, wirklich, wirklich!“ Das gilt für die Änderung von Einstellungen, aber auch für eingefahrene Situationen, in denen wir eine Entscheidung treffen sollen. Etwa den Job zu wechseln, die unerfüllte Beziehung zu beenden, sich für ein Kind zu entscheiden, sich mit Mitte dreißig ein Saxophon zu kaufen und Stunden zu nehmen, auf Weltreise zu gehen oder die Wohnung zu renovieren.

Nach Ansicht von Experten gibt es drei interessante Theorien, warum wir in unserer Unzufriedenheit verharren, statt uns zu bewegen. Die so genannte „Prospect-Theory“ vergleicht unser Verhalten mit Aktien. Wir behalten sie, weil wir hoffen, sie würden irgendwann wieder den Wert erreichen, zu dem wir sie erstanden haben. Denn, so der Gedanke dahinter, wenn Sie jetzt etwas Neues anfangen, war der ganze Frust umsonst und Sie müssten wieder bei Null anfangen. Die Theorie der „kognitiven Dissonanz“ erklärt es so: Sich zum Beispiel von seinem Partner zu trennen, würde bedeuten, sich eingestehen zu müssen, versagt zu haben, folglich ändert man lieber nichts an der eingefahrenen Situation. Die Theorie des „Candyshop-Syndrom“ bezeichnet die Situation, in der der Entscheider von der Auswahl total überfordert ist: Wenn Sie sich jetzt für Weingummis zu einem Euro entscheiden müssten, entscheiden Sie sich gegen alles andere. Dann ist es besser, nicht zu handeln und weiter zu lamentieren. Die Folge: Statt etwas zu ändern, bleiben wir in unserer Komfortzone. „Das ist ein Bereich“, schreibt Psycho-Autor Till Raether, „in dem uns alles so vertraut ist, dass selbst Probleme etwas Anheimelndes haben.“ Uns hindert die Angst, und nur wenn Liebe und Leid zu stark werden, wagen wir einen Neuanfang. Gemeint ist die Liebe zu einem Ziel und der Leidensdruck der nicht mehr zu ertragenden Situation, in der wir uns befinden.

Doch nicht jeder schafft den harten Schnitt und so beginnen die meisten mit einem Kompromiss. Aus dem Traum vom einjährigen Sabbatical wird so ein unbezahlter, zweimonatiger Urlaub, statt der Kündigung übernimmt man eine neue Aufgabe innerhalb des Betriebs. Jeder Kompromiss ist jedoch ein wichtiger Schritt auf dem Weg, seinen Zielen und Lösungen näher zu kommen. Mit kleinen Schritten nehmen Sie sich die Angst vor dem ewig hinausgezögerten Sprung ins kalte Wasser. Beim vorsichtigen Einsteigen über die Badeleiter ins große Becken können Sie sich absichern und Entscheidungen revidieren. Akzeptieren Sie, dass der erste Schritt möglicherweise winzig ist, aber denken Sie daran: Sie zeigen Mut und agieren! Das gilt für große wie für kleine Entscheidungen im Leben. Bei der Inspiration zu letzteren sollen die nun folgenden Kapitel eine Hilfestellung sein. Sie laden Sie ein, neue Akzente in Ihrem Leben zu setzen, ganz nach dem Ausspruch des berühmten Architekten Walter Gropius: „Bunt ist meine Lieblingsfarbe.“

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