Читать книгу Colour your life - Christine Koller - Страница 8

Оглавление

Dass Rot, Blau oder Gelb einen starken Einfluss auf die Seele haben, stellte schon Johann Wolfgang von Goethe in seiner 1810 veröffentlichten Farbenlehre fest. Heute setzt die Farbtherapie Farben gezielt zur Behandlung hyperaktiver Kinder, zur Leistungssteigerung bei Sportlern oder bei psychischen Problemen ein. Aber auch im Alltag wirkt die bunte Palette Wunder. Über das Auge wird die unterschiedliche Wellenlänge der Farbe aufgenommen und die Information ans Gehirn weitergegeben. Dadurch kommt es zur Ausschüttung bestimmter Hormone. Grundsätzlich wirken die langwelligen Rot- und Orangetöne anregend, motivierend und erotisierend; sie erhöhen den Blutdruck, aktivieren die Herztätigkeit und vertiefen die Atmung. Grün und Blau senken wie Tranquilizer den Blutdruck, beruhigen und harmonisieren. Gelb weckt die Lebensgeister, hebt die Laune und neutralisiert Stimmungstiefs. Daher sind etwa in Krankenhäusern oder Sanatorien die Wände häufig in zarten Gelbtönen gehalten. Auch die Werbung greift auf das Wissen um den Einfluss der Farben auf die Psyche zurück, in dem sie Signalfarben wie Rot, Orange und neuerdings auch intensives Gelbgrün nutzt, um bei Flaschenkorken, Büchern oder in Prospekten unsere Aufmerksamkeit zu erregen und uns zum Kaufen zu animieren.

Neben dieser psychologischen Wirkung werden Farben auch bestimmte Eigenschaften und Stimmungen zugeordnet. Bei einer Befragung durch die Psychologin Eva Heller bezeichneten von 1888 Personen 19 Prozent Gelb als Farbe des Optimismus, gefolgt von Grün mit 17 Prozent und Blau mit 15 Prozent. Bei der Hoffnung stand Grün mit 52 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Blau mit 23 Prozent, Weiß mit sieben Prozent und Gelb mit sechs Prozent. Abhängig von Erfahrungen und kulturellen Prägungen ordnen wir Farben unterschiedliche Bedeutungen zu. In England beispielsweise ist jemand, der von sich sagt, er wäre blau, melancholisch, hierzulande jedoch betrunken. Geprägt wird unser Farbverständnis auch durch Unterschiede im Typus. Auf die Frage der Psychologin Heller nach Farben, die Lebensfreude ausdrücken, war das Ergebnis ein bunter Mix: eine Farbtafel, die zu 29 Prozent aus Rot besteht, neben 17 Prozent Gelb, 13 Prozent Orange, zwölf Prozent Grün, zwölf Prozent Blau, zehn Prozent Rosa und sieben Prozent Weiß.

Als Lieblingsfarben gaben die Teilnehmer der Farbbefragung folgende Favoriten an:

35 Prozent Blau
20 Prozent Rot
12 Prozent Grün
8 Prozent Schwarz
5 Prozent Rosa
5 Prozent Gelb
3 Prozent Weiß
3 Prozent Violett
2 Prozent Gold
2 Prozent Braun
1 Prozent Grau

Für Grau als Lieblingsfarbe stimmte nur ein Prozent der Befragten, darunter befand sich erstaunlicherweise keine einzige Frau. Mit ihr verbinden die meisten Menschen Melancholie, Einsamkeit, Regen, Industriegebiete, Armut, Ödnis und Trauer. Wer Grau als Lieblingsfarbe wählt, der möchte sich, nach Ansicht des Schweizer Farbtheoretikers Max Lüscher, von den anderen abgrenzen. Und Eva Heller sagt: „In Zeiten der Trauer gibt es keine bunten Lieblingsfarben. Dann ist Grau Ausdruck der Trauer, nicht des Charakters.“ Weiter schreibt sie in ihrem Buch Wie Farben wirken: „Genauso ist es möglich, dass die Lieblingsfarbe Grau darauf hindeutet, dass der Befragte farbenblind ist.“ Auf etwa fünf Prozent der Bevölkerung trifft dies zu. Totale Farbenblindheit, bei der nur Hell-Dunkel-Abstufungen erkannt werden, ist dagegen sehr selten. Häufiger tritt die Rot-Grün-Blindheit auf, bei der die Betroffenen nur Gelb und Blau gut unterscheiden können, Grün und Rot aber als gleichartigen bräunlich-gräulichen Farbton wahrnehmen.

Grau, oder wenn die Seele Trauer trägt

Liegt keine Farbenblindheit zugrunde, deutet Grau auf einen tristen Gefühlszustand hin. „Denn“, so der altchinesische Philosoph Lü Bu We, „die Natur des Auges ist es, die Farben zu lieben; aber wenn das Herz nicht heiter ist, so mögen alle fünf Farben vor Augen sein, und man sieht sie nicht.“ Grau ist eine Mischung aus Schwarz und Weiß, aus zwei Farbtönen, die alle Farben brechen und ihnen ihre Leuchtkraft rauben. Allerdings ist Grau die trübste aller Farben: Es gibt Blaugrau, Grüngrau, violettes und gelbliches Grau – aber niemals ein strahlendes, leuchtendes Grau. „Grau ist die Farbe des Elends, das die Lebensfreude zerstört“, findet deshalb auch Psychologin Heller. Wer Sorgen hat, bekommt ein fahles Gesicht und manchmal sogar über Nacht graue Haare, daher der Volksmund: „Lass dir keine grauen Haare wachsen“ – also sorge dich nicht zu sehr. In Nordamerika bezeichnen so genannte grey areas (übersetzt: graue Gegenden) Gebiete, in denen die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist, während die grauen Männer in Michael Endes Kinderbuch Momo versuchen, den Menschen die Zeit zu stehlen. Die Maltechnik „Grisaille“, auch bekannt als Malerei der Totfarben, ist nur auf Grautöne reduziert und wurde in der mittelalterlichen Tafelmalerei verwendet oder von Pablo Picasso in seinem weltberühmten Bürgerkriegsbild „Guernica“.

Goethe allerdings sah in Grau nichts Tristes. Im Gegenteil. Er stellte in seiner Farblehre fest, dass sich alles, alle Farbigkeit aus diesem Ton, aus dem Trüben entwickelt. Seine Erklärung: Das Sonnenlicht ist eigentlich farblos. Wenn aber der Himmel bewölkt ist oder wenn man die Sonne durch die getrübte Glasscheibe betrachtet, dann erscheinen die Sonnenstrahlen gelb. Daraus folgerte er, je mehr das Sonnenlicht getrübt wird, desto intensiver wird seine Farbe, so ist sie in der Abenddämmerung und im Morgengrauen dunkelrot. Und: Auch wenn man die Grundfarben Rot, Gelb und Blau mischt, entsteht Grau. Deshalb steht diese Farbe auch in der Mitte von Goethes Farbkreis. Eine Tatsache, die die moderne Farbenlehre nicht bestätigt. Für sie befinden sich nach Johannes Itten in der Mitte des Farbkreises die Primärfarben Gelb, Rot und Blau, aus denen die Sekundär- und Terziärfarben hervorgehen. Das sind die Farben, die sich aus den leuchtenden Primär- und Sekundärfarben mischen lassen.

Colour your life

Подняться наверх