Читать книгу Geile Zeit - Christine Rey - Страница 8
Track 2
ОглавлениеLautes Gelächter und das Knallen von Autotüren reißen mich aus meinen Gedanken. Zwei Frauen umarmen sich, laufen über den Parkplatz, und ich überlege, wie sie ausgesehen haben, als wir gemeinsam zur Schule gingen.
Mein Blick schwirrt umher. Streift den Rückspiegel. Eine sommersprossige Frau starrt mich mit verheulten Augen an. Ich seufze und befingere mein Gesicht. Drücke in die Wangen, bis ich den Knochen spüre. Das wird hier bald aufgehen wie ein Hefeteig. Hat mich jedoch nicht davon abgehalten, eine Wochendosis Prednison einzunehmen. Sicher ist sicher. Denn heute mache ich Urlaub. Urlaub von der Krankheit. Heute Abend will ich leben. Will wieder mal eine junge Frau und keine Kranke sein. Da ist mir jedes Mittel recht. Um Spätfolgen mache ich mir wenig Sorgen. Es hat alles seine Vorteile – sogar das Sterben.
Mit den Fingern trommle ich gegen das Lenkrad, die Füße zappeln. Ich stelle mir vor, das Gaspedal wäre das Fußteil der Bass Drum: bumm, bumm, bumm. Meine Medikamente machen mich zu einem Nervenbündel, immer bin ich hibbelig.
Jayden. Meine Hände zittern. Der Mund ist trocken. Es soll helfen, mit den Zähnen über die Zunge zu schaben. Also kratze und kratze ich, bis es weh tut, und sammle Spucke. Schlucke sie runter und lasse mich in den Sitz zurückfallen; ich weiß nicht, woher ich den Mut nehmen soll auszusteigen. Ob ich stark genug sein werde, ihn wiederzusehen? Ich will ihn sehen, ihn umarmen. Will mit ihm sprechen, ihm was erklären und mich verabschieden. Denn meine Zeit wird knapp. Mir geht der Atem aus.
Jayden. Ich sehe ihn vor mir, seinen dunklen Wuschelkopf. Das grinsende Gesicht. Die verfluchten Grübchen. Jahrelang hat mich sein Lächeln verfolgt; in der Nacht gewärmt und am Tag in die Verzweiflung getrieben. Tränen laufen mir unter den geschlossenen Lidern hervor. Wütend wische ich sie weg.
Jayden. Meine erste Liebe. Meine einzige Liebe.