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Morgenmuffeleien

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„Aufstehen! In einer halben Stunde ist Abfahrt“, flötete Mandy gut gelaunt.

Lale vergrub den Kopf unter ihrem Kissen und stöhnte. „Erst liest du die halbe Nacht lang bei Festbeleuchtung“, maulte sie. „Und nun musst du auch noch die Animateurin raushängen lassen.“

Mandy riss mit Schwung Lales Bettdecke weg. „Raus aus den Federn!“

Lale kletterte murrend aus dem Doppelbett. Sie hatte sich damit abfinden müssen, mit ihrer Kollegin ein Doppelzimmer zu teilen. In ganz Leipzig waren die Hotelzimmer zu Messezeiten knapp. Sie mochte ihre Kollegin gern und sie hatten schon oft private Abende verbracht. Aber Mandys nächtliche Krimilektüre hatte ihr den Schlaf geraubt. Mit jedem Kapitel hatte Mandy eine weitere Lampe angemacht, um sich beim Lesen nicht zu sehr zu fürchten. Sie musste ihr für heute Abend unbedingt Liebesromane schmackhaft machen, und zwar am besten solche, bei denen Mandy nicht laut schluchzen würde. „Geh doch schon mal zum Frühstück. Ich springe kurz unter die Dusche.

„Möchtest du etwas Bestimmtes frühstücken?“ Mandy hatte die Hand bereits an der Türklinke.

Lale schüttelte den wirren Blondschopf. „Ich schütte mir nur Kaffee ins Gesicht. Und Mandy! Ich will dabei nicht reden, verstanden?“

„Geht klar, Chefin.“ Mandy verließ trällernd das Zimmer.

Zwanzig Minuten später stand Lale in Jeans, T-Shirt und Lederjacke am Frühstücksbuffet und drückte bereits zum zweiten Mal die Espresso-Taste der Selbstbedienungsmaschine. Langsam spürte sie ihre Lebensgeister erwachen und amüsierte sich über Mandys leicht verkrampfte Versuche, den Mund zu halten.

Über dem Raum hing beredtes Schweigen, das durch das gelegentliche Klappern von Geschirr und Besteck betont wurde. Lale nippte am Kaffee und beobachtete über den Tassenrand hinweg die Frühstücker. Sie schienen heute alle einen höchst offiziellen Messetag vor sich zu haben. Eine junge Frau in gedecktem Kostüm hatte noch keinen Appetit und klammerte sich an ihre Kaffeetasse. Lale hatte sie schon auf dem Weg zum Vollautomaten knapp überholt. Kein Wunder. Mit einem schadenfrohen Blick auf ihre hochhackigen Schuhe mutmaßte Lale, dass sie auch beim nächsten Mal schneller sein würde. Sie hatte das geeignetere Schuhwerk. Die Frau stellte ihre Tasse ab, sah kurz hinein und erhob sich. Jetzt! Lale sprang auf und spurtete zum Büffet. Tasse drunter, Knöpfchen drücken. Grinsend beobachtete sie, wie die Appetitlose auf hohen Hacken heranstakste. Der Automat gab ein letztes Blubbern von sich, dann einen langen Piepston. Eine rote Lampe blinkte und das Display riet: „Bitte nachfüllen.“ Mit hoch erhobener Kaffeetasse lief Lale zurück an ihren Tisch.

„Du bist kindisch“, empfing Mandy sie.

„Aber endlich wach“, entgegnete Lale.

Mandy deutete auf Lales halb volle alte Kaffeetasse. „Da hast du doch noch Kaffee.“

„Stimmt.“ Lale schlürfte. „Die beiden Tassen trinke ich noch und dann kann es losgehen.“

Eine halbe Stunde später machte sich Lale allerdings Sorgen um den Verbleib ihres Frühstückskaffees. Denn Mandy kurvte mit quietschenden Reifen über die freien Parkflächen am Messegelände.

„Hey, das ist klasse!“, rief sie und trat das Gaspedal, dass der Motor nur so aufheulte.

„Ich bin also kindisch“, motzte Lale und hielt sich den verdächtig gluckernden Bauch. „Ich fahre immerhin nicht mit Dienstfahrzeugen Amok. Ich fahre übrigens auch mit anderen Fahrzeugen nicht so.“

„Ist ja schon gut.“ Mandy steuerte den Wagen um drei Messehallen herum auf den Parkplatz hinter dem Congress Center. „Endstation, alles aussteigen.“

Lale befreite sich aus Gurt und Beifahrersitz und streckte sich ausgiebig, während Mandy eine Reisetasche aus dem Kofferraum zerrte.

„Wo müssen wir jetzt hin?“ Lale sah sich um.

„Hilf mir doch mal“, schimpfte Mandy.

Lale schnappte sich den zweiten Henkel von Mandys kleiner, aber schwerer Reisetasche. Das mussten ihre Bücher sein. „Deine Eulen sind alle übergewichtig.“

„Eulen? Ach so.“ Mandy lächelte gequält. „Wenn ich Perowski treffe, will ich vorbereitet sein. Mir war gar nicht klar, wie viele Bücher ich von ihm habe.“

Die Tasche in der Mitte, gingen sie um das Congress Center herum, ein Stück am ausgedehnten Messebrunnen vorbei auf den West-Eingang zu. Dort wurden sie bereits erwartet. Vor den verschlossenen Glastüren stand Ole Elfgart und rauchte.

Der Leipziger Kollege grüßte knapp. „Was schleppen Sie denn da mit sich herum? Haben Sie einen Nacktscanner aus Dresden mitgebracht?“

„Und absetzen.“ Mandy rieb sich die Hand.

„Eulen“, erwiderte Lale. „Meine Kollegin trägt Eulen nach Athen. Sie ist Autogrammjägerin.“

Elfgart sah sie verwundert an. „Gibt es doch wieder einen neuen Harry Potter?“

„Harry Potter?“, fragte Mandy. „Was hat denn der damit zu tun?“

„Nur, weil dort auch immer Eulen verschickt werden“, erklärte Elfgart achselzuckend.

„Apropos Eulen, also Nachteulen …“ Lale beobachtete, wie der Leipziger Kommissar sorgfältig seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte. „Wir haben gestern Abend von diesem Rahmenprogramm erfahren.“

„Leipzig liest“, ergänzte Mandy.

„Genau“, sagte Lale. „Welche Sicherheitsmaßnahmen habt ihr denn bei diesen Lesungen vorgesehen?“

Elfgart wirkte irritiert. „Welche Veranstaltungen meinen Sie denn? Die Buchmesse ist hier.“

Mandy klang ungehalten. „Die Lesungen, die in der gesamten Stadt stattfinden, während der Buchmesse und an den Abenden.“ Sie zog das Programmheft aus der Tasche und hielt es ihm vor die Nase. „‚Leipzig liest’, das einzigartige Rahmenprogramm der Leipziger Buchmesse.“

Elfgart sah Mandy an. „Das kenne ich gar nicht.“

„Was sagt man dazu?“, meinte Mandy. „Das kennt er nicht.“

Lale zog die Augenbrauen hoch. „Sie wussten nicht, dass es noch mehr gibt als das Gehampel in den Messenhallen?“

Elfgart guckte verwirrt.

„Ist Ihnen klar, dass das etwa hundert Veranstaltungen sind, die in eurem ganzen Sicherheitskonzept einfach unter den Tisch gefallen sind?“ Lales Stimme war leise und drohend.

Elfgart machte ein schuldbewusstes Gesicht. „Dass ich davon nichts weiß, muss nichts heißen.“ Er zog eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und zündete sich noch eine an. „Das Konzept haben wir nur teilweise ausgearbeitet. Die Koordination macht Frau Mayer.“

„Und was genau machen Sie dann in der Sonderkommission?“ Lales Stimme wurde nun lauter. „Sind Sie der Praktikant, oder was?“

Elfgart grinste schief. „Natürlich nicht, ich sage ja nur, dass es nichts heißen muss, wenn ich nichts davon weiß. Am besten sprechen Sie mit Soraya Mayer.“

„Ja klar.“ Lale schnaubte. „Wir können uns auch noch ein bisschen quer durchs Präsidium diskutieren, während da draußen ein Irrer eine Bombe nach der anderen platziert.“

Der Leipziger Kommissar drückte verbissen seine angerauchte Zigarette in den Aschenbecher. „Sagen Sie mal, sind Sie eigentlich immer so?“

Lale verschränkte die Arme vor der Brust. „Wieso? Wie bin ich denn?“

„So, so unerträglich.“ Auch Elfgart verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust. „Sie müssen immer Ihren Kopf durchsetzen, was?“

„Immerhin benutze ich meinen Kopf“, konterte Lale grimmig.

„Schluss jetzt!“ Mandy sah von einem zum anderen. „Das bringt doch nichts.“

„Allerdings“, knurrte Lale. „Es wird Zeit, dass wir mal handeln. Wo ist denn diese Einsatzzentrale?“

Elfgart warf ihr einen wütenden Blick zu. „Folgen Sie mir.“ Er ging zum Congress Center und Lale überholte ihn.

„Und meine Tasche?“, rief Mandy hinter ihnen her.

Lale drehte sich um und nickte Elfgart zu. „Nun machen Sie sich mal nützlich.“

Er grinste. „So nicht, Frau Kollegin.“

Lale sah ihn böse an.

Elfgart hielt ihrem Blick stand. „Wie wäre es mit einem Bitte?“

„Pffft“, machte Lale, lief zu Mandy zurück und ergriff den zweiten Henkel der Tasche. „Wer ist hier eigentlich auf wessen Hilfe angewiesen?“, grummelte sie.

„Das habe ich gehört“, ließ sich Elfgart vernehmen.

„Dann wissen Sie ja Bescheid“, gab Lale zurück.

Ein halbe Stunde später liefen Lale und Mandy durch die Hallen 2 und 4. Sie hatten den Auftrag, beide Hallen auf Sicherheit zu überprüfen, bevor die ersten Messebesucher kamen. Außerdem mussten sie sich den Kollegen der Schutz- und Bundespolizei zeigen. Schließlich mussten die Einsatzkräfte wissen, wer zur Einsatzleitung dazugehörte. Auf persönliche Vorstellung oder Gespräche vor Ort wurde verzichtet, um die Aussteller nicht zu beunruhigen. Es sollte routinemäßig wirken und wurde mit international verschärften Sicherheitsrichtlinien für alle Großveranstaltungen begründet.

Lale überprüfte zunächst den Energiehaushalt ihres Handys. Der Akku strotzte vor Leistungswillen. „Ich bin froh, dass du deine Reisetasche in der Einsatzzentrale gelassen hast.“

Mandy stöhnte leise. „Ich kann nur hoffen, dass ich nicht ausgerechnet heute Samson Perowski in die Arme laufe.“

„Wenn du ihn irgendwo siehst, sag´ bescheid.“ Lale feixte. „Dann verhafte ich ihn vom Fleck weg und kette ihn mit Handschellen an deine Tasche. Das ist dann so, als hätte er eine Steinkugel am Fußgelenk.“

Mandy kicherte. „Und mit welcher Begründung willst du ihn verhaften?“

„Wegen Raubes“, erklärte Lale prompt. „Dir raubt er mit seinen Büchern den Schlaf und mir die Nerven.“

„Schau mal.“ Mandy rüttelte an einem Abfalleimer. „Die sind alle zugenietet. Die nehmen das verdammt ernst mit der Bombendrohung.“

„Ach was, das haben sie nur gemacht, damit sie uns losschicken können, um Mülleimer zu kontrollieren.“ Lale ärgerte sich immer noch über die Leipziger Kollegen. Da wusste doch die rechte Hand nicht, was die linke tat. Und statt einfach mal mit beiden Händen kräftig zuzupacken, wurden Verantwortlichkeiten hin und her geschoben. „Wenn du mich fragst, ist das hier nur Beschäftigungstherapie, damit sie uns los sind.“

Mandy winkte grinsend ab. „Flimm und Elfgart kontrollieren doch selbst Halle 1 und Halle 3.“ Sie rüttelte am nächsten Abfallbehälter und überprüfte die Tür zum Außengelände. „Wieso ist die offen?“

Lale deutete auf das Schild über der Tür. „Notausgang. Die Türen müssen offen sein.“ Sie betrachtete eingehend die dicken Verkleidungen, die von der Decke hingen und die Versorgungskanäle verdeckten. „Verplombungen sitzen akkurat.“

„Die haben alles verplombt?“ Mandy folgte der Verkleidung am Hallenrand entlang.

„Das hat Flimm gesagt.“ Lale sah hinauf zum Hallendach. „So kann man sofort erkennen, ob irgendwo manipuliert wurde.“

„Dann auf in Halle 4.“ Mandy seufzte.

Sie durchschritten gerade wachsamen Auges den Gang zur nächsten Messehalle, als Lales Handy sich meldete. Schnell fingerte sie das Gerät aus der Tasche. „Vielleicht ist das schon die erste Reaktion auf unseren Toten. Petersen!“

„Petersen?“, quietschte es aus dem Apparat. „Das hätte ich mir ja denken können!“

„Frau Mayer“, sagte Lale überrascht. „Guten Morgen. Woher haben Sie denn meine Handynummer?“

Mandy sah verdutzt zu Lale und widmete sich dann wieder Türen, Plomben und Behältern.

„Woher ich Ihre Handynummer habe?“ Die Stimme der Kripo-Chefin überschlug sich. „Aus der Zeitung! Sie haben doch Ihre Handynummer in der Zeitung veröffentlicht.“

„Ich weiß.“ Lale betrat Halle 4. Hier waren die Messestände größer als nebenan, und es tummelten sich schon einige Aussteller. „Und? Warum rufen Sie an? Haben Sie unseren Toten identifiziert?“

„Sie sind unmöglich“, quietschte Soraya Mayer. „Ihr Vorgehen ist in höchstem Maße unkollegial. Das war so nicht abgesprochen! Warum tun Sie das?“

„Warum tue ich was?“ Lale lief durch einen der Gänge zwischen den Ständen. Sie nahm vorsichtshalber ihr Handy vom Ohr.

„Sie setzen das Foto des Toten in die Zeitung, Sie setzen Ihre persönliche Handynummer hinzu, Sie setzen sich über sämtliche Absprachen hinweg, und sie setzen mich nicht einmal davon in Kenntnis“, schepperte es aus dem Handy.

„Ja.“ Lale war am anderen Ende der Halle angekommen und inspizierte einen Versorgungskanal. Sie zeigte Mandy den aufrechten Daumen.

„Was? Ja?“ Die Kripo-Chefin schnaufte ungehalten.

„Ja, ich habe mich über Absprachen hinweggesetzt, weil es gar keine Absprachen gab“, erwiderte Lale.

„Ich weiß nicht, wie Sie das in Dresden handhaben“, schnauzte Soraya Mayer. „Dort mögen Sie damit durchkommen. Bei mir gibt es so was nicht, verstanden?“

„Da fehlt die Verplombung und der Eimer ist nicht dicht.“ Lale winkte einen Sicherheitsmann heran.

„Hören Sie mir zu, wenn ich Sie zusammenstauche“, verlangte die Kripo-Chefin hörbar erbost.

„Das tue ich, Frau Mayer“, entgegnete Lale gereizt. „Warten wir doch erstmal ab, was bei der Zeitungsmeldung herauskommt. Wenn es bis heute Abend keine neuen Erkenntnisse gibt, können Sie mich immer noch zusammenstauchen.“

„Wollen Sie mir jetzt auch noch vorschreiben, wann ich mich aufregen darf und wann nicht?“ Soraya Mayers Stimme jaulte jämmerlich.

„Meinetwegen sollen Sie sich überhaupt nicht aufregen.“ Lale war Dispute mit Vorgesetzten durchaus gewohnt, aber diese hysterische Person ging ihr besonders auf die Nerven.

„Wir haben eine allgemeine Informationssperre und Sie geben Opferfotos an die Zeitung“, quietschte die Kripo-Chefin. „Wie soll ich mich da bitteschön nicht aufregen?“

„Sehen Sie, Sie bringen schon alles durcheinander. Die Informationssperre betrifft doch lediglich …“ Lale senkte die Stimme, „diese Bombendrohung. Oder gibt es da einen Zusammenhang mit unserem Toten?“

„Ach was“, meckerte Soraya Mayer. „Ich halte mich an die Fakten. Und Sie halten sich ab jetzt an meine Anweisungen, ist das klar?“

„Klar.“ Lale beobachtete einen Aussteller, der immer wieder aufs Neue seine Bücher umsortierte. Offensichtlich war er ziemlich nervös. Sie sah auf die Uhr. In wenigen Minuten würden die ersten Messebesucher kommen. „Hören Sie, Frau Schneider und ich sind gerade auf einer Kontrollrunde. Gleich wird die Messe …“

Klack! Soraya Mayer hatte aufgelegt. Achselzuckend betrachtete Lale ihr Telefon und steckte es in die Jackentasche. Dann beobachtete sie wieder den zappeligen Aussteller. Jetzt räumte er einige seiner Bücher wieder aus den Regalen in einen großen Karton und zückte ein Telefon. Langsam ging Lale auf den Stand des Mannes zu. Erst als sie näher kam, konnte sie verstehen, was er sagte.

„Wenn ich es Ihnen doch sage.“ Und: „Gut. Aber auf Ihre Verantwortung!“

Lale trat von hinten an ihn heran. „Gibt es Probleme?“

Der Mann fuhr herum und sah sie erschrocken an. „Was? Was wollen Sie von mir?“

„Ich will wissen, ob es Schwierigkeiten gibt“, sagte Lale und musterte ihn argwöhnisch. „Ich gehöre zum Sicherheitspersonal. Darf ich mal in Ihren Karton dort sehen?“

„Sicherheitspersonal? Sie sehen gar nicht so aus.“ Der Mann schien Lale zu belauern.

„Den Karton bitte.“ Lale nahm einige Bücher heraus: „Das Grauen aus dem Mumiengrab“, „Der Todesdolch“, „Leichenbasar“, „Vom Leben gebeutelt, im Tode zerfetzt“.

Der Mann riss ihr die Bücher aus der Hand und verstaute sie im Regal. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.

Lale warf erneut einen Blick in den nun fast leeren Karton. „Oh, das passt aber gar nicht zu den anderen.“ Sie nahm ein knallrotes Buch mit goldener und lila Schrift heraus. „Küsse unterm Rosenbusch“, las sie.

„Das gehört nicht in unser Programm.“ Der Mann sah sich um, griff nach dem Buch und ließ es in seine Sakkotasche gleiten. „Das lese ich privat.“

Lale schmunzelte. „Sind Sie Verleger?“

„Nein.“ Er stöhnte leise. „Lektor.“

„Na, dann“, sagte Lale. Vermutlich hatte der arme Kerl eine Portion zu viel Horror inhaliert. „Einen erfolgreichen Messetag wünsche ich.“

Als sie sich umwandte, sah sie Mandy, Flimm und Elfgart auf sich zukommen.

„Wir sind dann soweit“, erklärte Flimm. „Wir werden jetzt überprüfen, wie die Einlasskontrollen funktionieren. Und Sie beide übernehmen die Monitorwache in der Einsatzzentrale. Wir lösen Sie dann in zwei Stunden ab, wenn ich meinen Lagebericht durchgeben muss.“

Lale meinte, in Flimms letztem Satz einen unwilligen Unterton zu hören. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Flimm und Elfgart wirklich gut mit der Mayer klarkamen.

„Und ‚Leipzig liest’?“, fragte Mandy.

Lale vermied den Blickkontakt mit Elfgart und konzentrierte sich ganz auf Flimm.

„Wir machen es wie geplant“, sagte er. „Umfassende Sicherheit können wir bei so vielen Veranstaltungen nicht gewährleisten. Wir zeigen an möglichst vielen Orten Präsenz.“

„Dann dürfen wir so viele Lesungen wie möglich besuchen?“ Mandys Augen leuchteten auf. „Das ist ja toll!“

Elfgart zeigte wieder sein Fernsehserienlächeln. „Ihr könnt von Überstunden gar nicht genug bekommen, was?“

Allerlei Leipzig

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