Читать книгу Traumprotokolle - Christof Wackernagel - Страница 6

Ab 9. Oktober 1993

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− über die Grenze, obwohl ich nur einen alten ungültigen Pass habe, aber dem Zöllner ist das egal, ich mache ihn, der hinter einem Fenster an einem Haus sitzt, darauf aufmerksam, aber er reagiert nicht; ich gebe ihm dann noch meinen Personalausweis, aber auch den sieht er nur flüchtig an, und ein paar Meter weiter überholt mich ein Mann auf einem Fahrrad und guckt mich auffordernd-erwartungsvoll an, bis er schließlich fragt, ob ich mich nicht an ihn erinnere, gestern hätten wir uns doch getroffen, und da fällt es mir auch ein, »aber da hatten Sie doch eine Halskrause«, sage ich, und er räumt ein, dass er ohne diese heute nicht so gut zu erkennen sei, und fährt rechts in eine Straße; ich muss jetzt durch Arkaden in der Altstadt, deren Boden renoviert wird, es ist so dunkel, dass man den Weg kaum sehen kann, mehrere Felder sind abgesteckt, mit Sand präpariert und an den oberen Enden mit Schrift aus Sand verziert, die ich nicht lesen kann; die Frage ist, wie ich Nata anrufen kann, die ja wohl etwas weiter weg in einer Kneipe sitzt, und in der Kneipe, in der ich jetzt sitze, erzählt mir der Typ, mit dem ich ein Drehbuch schreiben will, dass er in zwei Jahren tot sein werde − dabei denke ich, dass der Film dann wohl ihm gewidmet sein wird −, weil er schwul ist, ohne es zu wollen, sein Schwanz ganz klein, aber Frauen ekeln ihn an, Männer aber auch; Andres sitzt auch dabei, aber wir können nicht reden, und ich gehe an die Theke, wo ich ein Geplänkel mit einer Frau habe, aber dann fahren wir in dem VW von Kivelitz zur nächsten Lesung, ich sitze eng eingeklemmt zwischen der Tochter von Kivelitz und Nata − daneben sitzt noch jemand! −, und es ist so eng, dass man halb aufeinander sitzt, wozu die Tochter sagt: »die Sitzordnung ist ja die Härte«, gleich darauf aber unauffällig unter meine Hose nach meinem Schwanz greift, worauf ich versuche, genauso unauffällig an ihren Arsch zu fassen, den ich auch erwische und spüre, aber es klappt nicht, dass Nata es nicht merkt, sie sieht zu, sagt aber nichts, während die Tochter meinen Schwanz weiter knetet; es wird still im Auto, Kivelitz macht Musik, aber dann halten wir für eine Wurst, alle sind aus dem Auto, aber ich muss erst meine Hose wieder anziehen, komme aber nicht rein, außerdem ist der Reißverschluss kaputt, entdecke ich bei der Gelegenheit –

– wir brechen auf, von meinem großen Zimmer mit Vorhof, aber ich fahre mit dem letzten Tross und muss erst noch auf andere warten, die wieder viel zu spät kommen; vom Fenster aus sieht man, dass bei dem Volksfest auf der Burg am Berg viel los ist, die Leute stauen sich, heute morgen war ich auch noch oben, erzähle ich dem Kollegen, der jetzt gekommen ist, wir können also fahren, aber ich muss noch pinkeln, im Bad ist aber Erika, die Martin Feifel die vielen Klos zeigt, da sind zwei besonders raffinierte gegenüberliegende, die automatisch die Spülung wechseln, je nachdem, welches man nimmt, und erst, als die beiden draußen sind – Feifel hört sich alles höflich an – kann ich mich setzen –

– ich will Grimms Märchen neu rausbringen und arbeite an einem zellenartigen Raum mit jemandem daran am Computer, aber wir müssen dann weg, ins Gebirge mit einem großen Bus, der nach der Autobahnabfahrt allerdings einfach auf die Wiese fährt, zwar dann nochmal zurück auf die Straße, dann aber erst recht auf der Wiese, wobei Bullen durch den Bus gehen und kontrollieren und schließlich auf einen nur von Buldozern ausgehobenen beziehungsweise weggeschobenen Erdweg, und dann erzähle ich Astrid und Rüdiger, wie viel ich zwischen den Drehs an dem Grimm-Projekt gearbeitet habe –

– ich komme mit Barbara Rudnik in eine italienische Stadt, die noch völlig historisch erhalten ist, vielleicht zum Drehen oder nur so, wir freuen uns, dass wir uns wieder mal treffen, es sind breite Straßen und wir betrachten die dunklen, barocken, zum Teil hölzernen Häuser, nur wenige Menschen auf der Straße, Barbara schaut in eine Seitenstraße, ich betrachte aus einem Haus neben einem Fluss rausragende Tafeln, auf denen in etwa steht: »ARD – das war auch super – hier waren zum letzten Mal Kraimo-Gespräche«, da kommt Barbara auf dem Fahrrad vorbei und sagt, dass sie weiter vorne mal gucke; ich schlendere ihr nach, kicke meinen Geldbeutel auf der Straße vor mich hin –

– nach langem Hin und Her komme ich in die Wohnung zurück, und im hinteren Zimmer hängen sich zwei Katzen an mich an den Ärmel und singen höhnische Lieder, ich kann sie kaum abschütteln, obwohl ich den Gang runter bis zur Tür gehe, ich muss noch anrufen, dass ich später komme, obwohl schon Samstagmittag ist, und ich übers Wochenende kommen wollte, draußen sind die anderen und lagern am Rand des Parks, beleidigt, dass ich schon gegessen habe, essen sie Fleischstücke aus einer Pfanne, und ich bekomme nur wenig; die Besucher drehen inzwischen schon an der Hecke, und ich suche Renate, die bei den Arbeitern am Zaun sitzt und auch frustriert ist, da kommt Caren und erklärt, was schief gelaufen ist – ein Dreh, bei dem Magda dabei ist, »die hellste Birne«, sagt jemand, ein Spot, Fips und Nata auch dabei –

– in einer Hütte an einem steilen, bewaldeten Hang sehe ich eine fließende Stückdarstellungsform, ziehbar und bunt mit Fäden, parallel und geschwungen, Heiner Müller sitzt auf einem Hocker unterm Baum und ist deprimiert, während im Haus eine Razzia stattfindet, die aber normal ist, alles ist sowieso da, und ich finde es abstoßend ordnungsgemäß und spießig –

– ich helfe einem alten Mann beim Rasieren, er ist so tatterig, dass er kaum den Rasierpinsel halten kann, und meint, er brauche sowieso kaum mehr Seife, aber ich muss doch noch mich einseifen und erzähle, dass der Rasierpinsel noch von meinem verstorbenen Vater stammt, da kommt Renate und sagt, dass ein Herr Hensche für mich am Telefon sei, ich habe erstens keine Zeit und zweitens kenne ich keinen Hensche, der Detlef Hensche von der Gewerkschaft wird’s ja wohl nicht sein, er muss also warten, und ich rasiere bei mir auch noch die Koteletten weg, so dass meine an der Seite langen und vollen Haare damit abschließen, ich schüttele sie ein wenig und denke, dass Maren, mit der ich auf dem Gang des Maxgymnasiums gehe, mich bestimmt hübsch findet –

– die Stadt gibt einen Tageseinteilungsprospekt heraus, der drei farbige Kästchen hat: 1. Arbeit 2. Freizeit außer Haus 3. Freizeit zuhause, worin ein Hinweis auf den Sponsor der Aktion ist: Gerolsteiner − das man wohl dann trinken soll • an einem langen Tisch im Knast sitzt mir schräg gegenüber Günter Verheugen und wird von hinten von einem Knacki angegriffen, ich bin entsetzt, der Knacki, ein dicker, grobschlächtiger Kerl biegt Verheugens Kopf mit beiden Armen, die er unter seinen Schultern durchgezogen hat, vor, und ich sage schließlich: »bitte hör auf«, da lässt er ab und sagt: »ich bin doch zu so viel verurteilt«, resignierend, und Verheugen reibt sich den Hals –

– durch das Fenster sehe ich auf dem Schuldach gegenüber einen riesenechsenschuppigen Elefanten, er ist so groß, dass seine Hinterbeine auf der anderen Seite des großen roten Daches sind, die vorderen bis ganz vorne, und die Schuppen glänzen und er wiegt sich saft hin und her, sonst nichts –

– ein Mafia-Gericht verprügelt meinen Marquard-artigen Freund und ich muss auf dem Gang so lange warten, da kommt einer raus und flieht, gibt mir Geld, damit ich mit kann, aber am Ausgang des Gasteig-großen Gebäudes sind viele Bullen unter den Menschen und ich quatsche mit einem ganz harmlos auf Englisch, bis ich auf einem Gang neben der Heizung liege und die Mafiosi mit dem Verprügelten kommen, mich zwar erkennen, aber es gibt eine große Wiedersehensfreude und wir quetschen uns alle zusammen an einer vollbesetzten Theke vorbei, »seit Hamburg ist alles anders«, sage ich, und die Bedienung meint: »ja, schlechter, lauter Gas« und ich sitze in einer langen Reihe und will lesen, aber das Licht reicht nur bis in meine Nähe, so dass ich mich vorbeugen muss –

– »Ins Blaue«-Fortsetzung mit Charlotte und mir, nach einem Krach am Waldrand im Auto –

– ich fliege im obersten Stock des Hotels zunächst runter auf ein einstöckiges Nebengebäude, weil ich mit Sabine verabredet bin, und von da in einem weiten Bogen auf die Straße; ein Mann nickt anerkennend, aber dann muss ich wieder ins Hotel, was schwierig ist, weil eine lange Menschenschlange in einem engen Weg wartet, also versuche ich, aus der Menge heraus aufzusteigen – und es klappt: »man muss nur dran glauben«, ich habe ein Messer als Motor und steuere mit den Beinen, aber dann verstricke ich mich in der Luft in vielen Laken –

– in einem Haus mit vielen Leuten, auch Hunden, der Haushälter ist auch da und zwei Frauen essen aus Volkstöpfen, sind sie von der RAF?, egal, Fips ruft an und erzählt, dass es Mi schlecht geht, aber das Telefonat bricht ab, und Renate und ich gehen über eine Bergwiese einer Alpbach-artigen Szene, ich zeige ihr die Berge und den Tunnel, in dem wir gedreht haben, in dem, nach einer schwierigen eng-glitschigen Wegstelle in einer Bucht mit Fenster, Rosemarie Fendel sitzt, und wir begrüßen uns erfreut und setzen uns zu ihr an den Tisch und reden, wobei sie besonders die Beine von Renate bewundert, währenddessen ich ihr unter den Rock gucke bis an den Arsch, und Renate zieht verschämt die Beine weg, weil rote Flecken drauf sind, aber ich muss weiter und in einer Bucht daneben suche ich im Computer Adressen –

– eine neue Schiffstechnik wird eingeweiht auf feuchten Gleitrollen durch enge Gänge, der Dampfer rast die Wege hinunter, Abzweigungen, immer schneller, es gibt kaltes Büfett, und ich unterhalte mich mit der Bedienung, wie viel man so verdient und wie davon zu leben ist –

– ich fliege ziemlich hoch, allerdings oft sehr nah an den Elektrodrähten und ich kann noch nicht so gut steuern, dabei will ich noch bis in die USA, aber es ist tristes Wetter, und ich schwebe eher lustlos durch die Lüfte, komme schließlich unter einer breiten Brücke durch, unter der Angler stehen, und ich denke: »keiner sieht mich, weil es keiner glaubt, dass ich fliegen kann«, aber wie ich dann neben der Brücke kurz auf einer Straße stoppe und lande, komme ich kaum wieder weg, weil mich jetzt ja Leute sehen –

– ich gehe mit Abba in die Illegalität und wir fahren im Zug nach Paris zu einem Konzert, bei dem wir beiden Neuen mitsingen sollen, obwohl wir das ja nicht können, aber beim Essen sagt die eine Abba-Frau zu mir, ich sei ja vergiftet und deshalb uncool, weshalb ich im Hotel in Paris beschließe, zu gehen, obwohl ich keinen Pfennig Geld habe {Nacht zuvor: auch in Paris, in billiger Absteige, durch breite Straße, zum Teil mit Taxi}; Gerard gibt mir an der Rezeption eine Mark und findet auch, dass ich gehen soll, aber draußen treffe ich Nata und will ihr unbedingt die Gruppe zeigen, obwohl sie wenig interessiert scheint; Sicherheitsbeamte stehen überall rum, und eine Managerin fragt mich, ob sie die Gruppe wohl aus den Hotelzimmern holen soll, weil sich inzwischen Massen durch die Hotelhalle wälzen und das Konzert schon längst hätte losgehen sollen − sie hat wohl noch nicht mitgekriegt, dass ich nicht mehr dabei bin; ich rate ihr, das zu tun, und dann geht es auch gleich los, acht Leute singen acappella, sehr melodiös, Nata steht gelangweilt abseits, aber dann sehe ich und mache sie darauf aufmerksam, wie ich als »er«, als zweite Existenz, mit Langhaarperücke als Gerard verkleidet von hinten auf die Bühne komme und falsch dazwischen singe, und freue mich diebisch, sage zu Nata: »guck, er versalzt ihm die Suppe« –

– wir wollen in einem ziemlich kleinen Schiff bis Amerika fahren, und ich stelle meine Erfindung vor: ein unsinkbares Schiff etwa in dieser Form, das in der Mitte aufklappbar ist, dann aber vakuumdicht verschlossen wird und mit Sauerstoff gefüllt • Wolfgang Kieling bedroht an einem Tisch sitzend, an dem auch ich sitze, Gert beziehungsweise Fips mit einer Knarre, und als ich mich einmische, drückt er sie mir aufs Auge, dass es schmerzt und ich beschwere mich, so dass er ablässt und die Knarre fallen lässt; sie liegt unter dem Tisch und Gert schnappt sie sich und bedroht Kieling, bringt ihn aber nicht um, sondern lässt ihn laufen, bevor er aber zur Haustür, unterhalb des Fensters neben dem Tisch, rauskommen wird, wirft ein anderer »Bild«-Zeitungen auf den Weg, damit Kieling darauf erschossen werden kann, und wir unterhalten uns darüber, dass es eben doch unangenehm ist, jemanden zu erschießen, »ich hätte es eben ja können«, meint Gert und wir sind uns einig, dass er es besser nicht gemacht hat –

– bei sehr netten Leuten in einer großen Wohnung, alle sitzen im Zimmer, und ich lästere über den roten Whiskey, den es gibt; nur Frauen außer mir?, nein, noch zwei Männer, und wir setzen uns in einer Ecke zusammen; eigentlich wollte ich ja nur kurz vorbeischauen, aber nun bin ich schon den halben Tag da, und das erzähle ich der Frau, der die Wohnung gehört, als sie aus dem Zimmer geht, und ich gehe ihr nach − einige Leute pennen da schon −, und sie freut sich, als ich hinzufüge, dass in dieser Wohnung ja vorher schon Dieter Lattmann, dessen Name mir nicht gleich einfällt, und davor noch Sergej Radamsky gewohnt haben, später dann die alten Freunde aus München, die uns damals beim Filmen geholfen haben, und bei all dessen war es so, dass man immer länger hängen blieb, als man wollte, und sie freut sich so darüber, dass sie ihre Hosen auszieht und sich die Knie duscht und mich dabei zum Abendessen einlädt, was ich erfreut annehme, aber zwischendrin fahre ich noch nach Hause; draußen gräbt Gert an dem Steinbruch unterhalb der Wohnung und alle zerstreuen sich noch ein wenig vor dem Abendessen, in dem es auch Höhlen gibt {während des letzten Besuchs bei Lattmann Johannes von Günthers langes feierliches Bücherregale-Begucken} –

– in einem Schwimmbad, über dessen halbrund geschwungenem Eingang in verwitterten Buchstaben steht: »Automatisches Randloopopening«, »wahrscheinlich«, denke ich, »noch aus den Zeiten, als so was neu war« –

– im fernen Osten geraten wir in ein gefährliches Ritual von Massen, dem wir uns entziehen, indem wir im Dachgeschoss eines hohen Hauses Zuflucht finden, wobei wir erstmal eine Frau vertreiben müssen, die Bude geradezu stürmen, aber sie geht dann klaglos die Treppe runter und wir sind für uns, haben Gewehre, aber keine Munition, lange Flinten, in denen jeweils ein oder zwei Schuss drin sein dürften – aber was danach?; inzwischen versammeln sich unten die Massen, Millionen auf den Straßen, Menschenmeere, und gegenüber vor uns ein hellerleuchtetes Foyer eines Großkinos, in dem gerade ein Weg freigemacht wird für das Kaiserpaar; eine Frau fällt mitten im Weg auf den Rücken und wird gerade rechtzeitig weggetragen, und kurz darauf kommt die Prozession mit all den in dezent bunter Seide gekleideten steifen Menschen durch das Dachzimmer, ich denke noch, dass, wenn sie uns jetzt erwischen, ich wegen dieses Putschversuches nochmal in den Knast muss, aber einer der vornehmen Gestalten die, ohne uns ansonsten zu beachten, an uns vorbei durch das Dachzimmer schreiten, zu einer Tür rein, zur anderen wieder raus, erkennt mich und bringt mich runter, die anderen kommen auch weg, das Ritual geht weiter, und unten kommt auch noch die Frau mit dem Kind, die auch oben mit dabei war, auch unversehrt, sie erzählt, dass bei der Schießerei nur Nägele und zwei andere Schauspieler verletzt wurden, aber niemand tot, und zwei andere Frauen schon unterwegs nach Hause –

– ich haue einfach ab und fahre nach Frankreich, wo ich in einer kleinen Stadt aus dem Bus steige und in einen Eckladen gehe, in dem Dominik steht, der Frisör ist und sich sehr freut, dass ich komme, er hat einen roten Kopf, weil beinah er und seine Leute, auch in dem Hinterzimmer, in dem zwei Kunden auf den Stühlen sitzen, mit nassen Haaren und von zwei Mädchen geschnitten werden, weil alle zusammen beinahe vergast worden wären; ich denke: »wie ehrenvoll«, und bin eifersüchtig, aber sein Vater hatte es gerochen und Tabletten dagegen ausgegeben –

– Nata gibt ein TV-Interview und ist ziemlich aufgeregt, es ist draußen, und viele Leute stehen herum, die alle verscheucht werden, auch ich, und sich am Fluss zusammendrängen, wo Boote vorbeifahren, oder eins, denen applaudiert werden muss, was aufgenommen wird, aber beim ersten Mal nicht klappt, also das Boot zurück, die Massen am Fluss bleiben alle stehen und noch mal –

– Gert und ich machen einen Besuch in der Krümmede und zufällig ist bei Stefan die Tür offen und auch Besuch, aber wir sollen nicht rein, weil es schon drei sind, Gert geht aber einfach rein, ich nach, da ist Stefan sehr zurückhaltend, sogar sauer, sagt, an sich müsse er mich erwürgen, und legt sogar seine Hand an meinen Hals, aber dann weint er, seine Besucher auch, und wir gehen wieder, und auf der Treppe sagen wir nur, dass sie aber selbst schuld sind, geradezu erleichtert –

– wir fischen in einer großen Clique am Meer mit einem Netz, aber es lässt sich nichts fangen, da schickt Ernst Renate, Oli und mich, um die Spur eines kleinen Wildschweins zu verfolgen, was wir durch den Wald laufend auch tun, wir sehen die Spur sehr gut, auch Abweichungen rauf und runter von Hügeln, bis wir auf eine Ansammlung von Kühlschränken und Herden und Küchenschränken treffen, bei denen zwei Frauen stehen, von denen eine Oli hilft einen Kühlschrank wegzutragen, während die andere bewundert, dass ich außer einem Hemd nichts anhabe, meinen Arsch streichelt, was ich gut finde, und dann streichelt sie auch noch meinen Schwanz –

– ich besuche auf eigene Faust Libyen, in zwei Anläufen, ganz kompliziert muss ich eine bergartige Szenerie überwinden, an dicken Mauern heruntersteigen, mich von Eisenstange zu Eisenstange hangeln, die in die Mauer eingelassen sind, es geht tief runter, aber wenn ich vorsichtig jede Bewegung überlege, geht es, und unten muss ich jetzt, beim zweiten Mal, nicht über den Zaun in einen Garten, sondern durch das offene Tor, und in einer Schubkarre liegt auf dem Rücken ein dicker Mann, scheint tot, atmet aber, und auf dem schmalen Weg, es ist Nacht, begegne ich Leuten, die aus den Häusern an der Seite kommen, gemischt europäischarabisch gekleidet, ich grüße nuschelnd »Kief halik3«, obwohl ich ja keine Antwort will, außerdem vermeiden muss, dass man mich als Illegalen erkennt – und am vereinbarten Ort, einer Art Wartehäuschen, sind Nagia und Hadi, sie sehr selbstbewusst, er reserviert; ich habe meine Brille verloren, aber er gibt mir eine, die auch geht, und dann frage ich, ob der – kaum wiedererkennbare – Hammed mich wohl noch kennt: »ob ich dich noch kenne«, fragt er in fließendem Deutsch zurück, und ich bin baff, Hadi tut ganz stolz, und betont, dass Hammed besser Deutsch könne als Nagia und er, und wir gehen mit allen Brüdern, die mich zum Teil freundschaftlich anfassen, durch die Stadt, ein Kino wie in den Fünfzigern gibt es, und ein Haus hat eine Holzfassade, die man hoch- und wegklappen kann, und gerade wieder drangeklappt wird, und die Anmeldestelle mit dem Häuschen mit Fernseher und Scheißhaus, auf dem gerade einer sitzt –

– in einem Büro will ich mit einem Freund von Uwe Marx irgendeinen Deal machen, und nachdem alles klar ist, zieht er eine Pistole und nimmt mir meine Brieftasche ab und verschwindet mit seinem Spannmann, schießt aber schon auf dem Gang und dann unten auf der Straße nochmal, mehrmals Schreie, ich erschrecke, lösche die Lichter in dem Raum, um rausschauen zu können, es liegen Leichen auf der Straße, Leute laufen rum und rufen, ich habe Angst, dass bei der Gelegenheit mein Deal mit dem Typen auch rauskommt, abgesehen von der Brieftasche und das viele Geld, das ich wiederhaben will, ich warte, bis die Bullen da sind, bevor ich den Raum verlasse, das ganze Haus ist inzwischen leer, viele Gänge, breite Gänge in Wohnbereichen, die wie Runddörfer angelegt sind, auf deren natürlich innerhalb des Riesenhauses überdachten »Plätzen« Kinder spielen können, Matratzen liegen rum, ein Mann begegnet mir, und macht mir den Vorwurf, dass ich nichts gegen die Verbrecher gemacht habe, und ich protestiere, dass mich das doch das Leben gekostet hätte, was ihn aber nicht beeindruckt, und draußen suche ich zwiespältig die Polizei, einige Bullen stehen an Stehpulten, und eine sehr nette Bullin kümmert sich um mich, legt den Arm um mich und tröstet mich –

– eine riesige Kugel, die gerade zwischen die Häuser in der Straße passt, hebt sich langsam hoch bis unter das Dach eines hohen Hauses, auf dem an einem Absatz von hohen Fenstern zwei Männer mit schwarzen Fallschirmen stehen – der erste springt, die Fallschirm öffnet sich nicht und er matscht sich auf dem Boden fest, der zweite springt, wobei sich der Fallschirm ein wenig öffnet, und er beim Aufsetzen in die Knie geht, sich aber dann knirschend erhebt, inzwischen hat Renate eingekauft in einem Laden, in dem auch Gisela ist, und beide schauten geflissentlich aneinander vorbei, aber in der Mensa sitzt sie mit am Tisch, mir gegenüber, und Johannes Lill beklagt sich, dass sein Regenschirm schon wieder weg ist, ein seltenes Exemplar von seiner Großmutter, immer das gleiche Problem, er hat ihn wieder und zieht klagend ab, Gisela liegt halb auf zwei Stühlen und räkelt sich, über dem Mini der offene Bauchnabel, ich will unter dem Tisch ein wenig wixen, muss aber aufpassen, dass sie es nicht merkt, auch der Typ nicht, der noch am Tisch sitzt – dann kommt endlich Nata, und wir gehen alle –

– lange spaziere ich auf einer riesigen Baustelle herum, halbfertige Böden, durch die man abstürzen kann, Räume, die später meine werden könnten –

– Disco im Schulzentrum, erst bei den Jüngeren unten, wo ziemlich viel los ist, dann aber ist meine Jacke weg und ich gehe nach oben, wo bei den Älteren weniger Leute sind, aber mehr Alternative und Aufwand wie kaltes Büfett; als ich im Garderobenraum mir von jemandem in Sachen verlorene Jacke etwas zeigen lasse, sehen wir, wie im Raum daneben einer heimlich neben Spinde pisst; er sieht sich um und bemerkt nicht, dass wir ihn durch längliche Schlitze in der Wand sehen können –

– ich spiele eine Rolle wie Marquard, das ganze Stück auf der Bühne, aber nur ein Satz am Schluss, und nachdem ich den gesagt habe, müssen alle Schauspieler hinter mir als Bischöfe über die Bühne, es gibt Gerangel mit dem Vorhang, hinter mir Redl, das Publikum darf auch mit auf die Bühne und muss mitbeten, und dann ist Ende, aber unklar, wie es nun mit dem Applaus geht, man bereitet sich auch gleich auf die Premierenfeier vor, Redl verabschiedet sich vor mir mit Handschlag, ich muss mich noch umziehen und Marquard verwechselt die Hemden, geht nach hinten, in die Verschlingungen der riesigen Hinterbühne; ich höre ihn sprechen, aber als ich hingehe, ist es ein junger Mann in langem Mantel mit schwarzem Bart und Hut, den ich nicht kenne – nach längerem Hetzen lande ich in einem Burgcafé neben einem Fluss, schmal, nur ein paar Tische, aber man kann zum Ufer runtersehen, von wo sie kommen sollen, und dann sind sie auch endlich da, Fips, Ebby mit Sonnenbrille und Angelika Müller, Barbara Rudnik soll auch kommen, und Nata ist auf dem Rückweg komisch –

– bei Wolfgang Stein in einem dunklen Zimmer, Redl auch da und es geht um eine neue Szene, die für den »blinden Fleck«, Stefan, geschrieben werden muss, draußen ist aber erstmal das kalte Büfett, von dem ich eine Butterbrezel nehme, dann aber erstmal mit zwei Frauen zu Fuss zum Wald gehe, an einem Brokkolifeld vorbei, in das ich tumb hopse –

– Nata und ich im Wald, plötzlich fällt, beziehungsweise rutscht sie einen Abhang hinunter, und ich brauche ewig, sie wieder zu finden, erst im Dorf wieder • es sind säckeweise angebrochener, gekochter Reis übrig, die ich alle haben könnte, lagern in einem Hafengebäude, aber ich könnte sie erst ab Januar gebrauchen • Fips, Julia und mir ist gekündigt, im Job, es ist ernst, aber das Haus bleibt uns, in dem ich jetzt allein bin; ich steige die Treppen hoch und entdecke noch ein Zimmer unterm Dach, raffiniert versteckt, mit kleinem Schreibtisch, zwei leicht versetzten Ebenen, viel Licht –

– Antiimp-Veranstaltung, bei der ein Typ agitiert, der auch Geissler kennt, ich sage, dass ich mit dem nichts zu tun haben will, und beim nächsten Auftritt singt er ein Liebeslied, nach dem im Saal eisiges Schweigen herrscht, mindestens hundert Zuschauer schweigen, einer reckt die Faust, und der Entertainer/Agitator muss die Schlappe wiedergutmachen, zelebriert ein Ritual, mit dem er alle wieder in seinen Bann bekommt: ein Bananenbaum, wie ein Apfelbaum, aber mit lauter einzelnen Bananen bestückt, steht in der Mitte der Arena, drumherum lauter nackte Männer, die sich ritualartig bewegen, und langsam schreitet der Agitator von der Seitenempore runter, auch nackt, sein Schwanz hängt wie eine Banane herab, und in der ehrfürchtigen Stille schreitet er auf den Bananenbaum und pflückt eine Banane, womit das Ritual vollzogen ist, eine Bewegung geht durch die Massen, und er schreitet wieder von dannen, dick und ähnlich wie Heiner –

– der kleine Suq-Dealer führt uns zu den zwei großen Dealern, eine Frau ist mit im Spiel, die zwischen oder mit beiden Seiten steht; ein Typ recherchiert das ganze Ausmaß der Verbrechen nach und nach: welcher der drei Typen bekommt die Frau?, was für eine Rolle spielt der als Gott verehrte nur einmal existierende Vogel auf dem Baum neben dem Haus?, was will der Junge? –

– aus meiner Brust werden drei Stücke herausoperiert, im Gebirge, eines kommt wieder rein, aber die beiden anderen sollen experimentiell draußen bleiben, der Chirurg, der mit Renate konspiriert, weigert sich frech, sie wiedereinzusetzen, trotz meines wütenden Protestes –

– ich soll hingerichtet werden, indem mein Hals durchgesägt wird, hinterher der Kopf aber wieder drangeklebt, und wenn ich es überlebe, ist es okay, aber es dauert noch, es wird viel darüber geredet, und alle sind nett zu mir, es handelt sich auch nicht um ein richtiges Gefängnis, sondern eher um einen Kuraufenthalt mit Zaun, und das Tor am Rande des Hofes, in dem ich stehe, ist offen, ich könnte wegzulaufen versuchen, aber dann würden sie mir nachlaufen, und ich ahne schon, wie ich aus der Puste geriete; dann fliege ich mit einem Bewacher in einem Minihubschrauber, der so klein ist, dass man ihn nicht sieht, oder unsichtbar, jedenfalls, als ob man selbst flöge, zum Ort der Hinrichtung, wo mir die Säge gezeigt wird: zwei Zentimeter dick ist das Sägeblatt, und grobzackig, ich bin entsetzt, weil diese zwei Zentimeter hinterher fehlen werden, bekomme Angst, lehne die Hinrichtung ab, will zumindest eine Betäubung − was abgelehnt wird − oder eine normale Guillotinierung mit einem scharfen Messer, auch wenn ich danach tot bleibe, schreibe einen Antrag, der weitergeleitet wird und dem tatsächlich stattgegeben wird, alles bleibt offen, ich komme wieder zurück in den Kurknast, wo eine Frau erzählt, dass dieselbe Prozedur gestern bei einem anderen Delinquenten sehr gut geklappt habe, der Hals sei eben um zwei Zentimeter kürzer, was nichts mache, und ich schäme mich für meine Feigheit –

– Nata, Gert und ich überfallen eine S-Bahn, richtig erstürmt vom Bahndamm aus, aber am nächsten Bahnhof warten wir auf die Bullen, es dauert ewig, und wir langweilen uns an der Haltestelle, da kommt Gert mit Heiner zusammen aus einem anderen Zug heraus und die Fans scharen sich um die beiden, viel los, manche erkennen uns aber als die Überfäller der S-Bahn, und Nata hat Rechtshilfe; ich denke, dass bei mir natürlich schwerer wiegt, dass es als »Rückfall« gilt, obwohl die Bewährung ja schon abgelaufen ist, man könnte höchstens alles als Jux abtun, da kommen zwei Typen mit einem großen Kopierer in den Wartesaal und nehmen ihn auseinander, zerstören ihn systematisch, und der Toner verdreckt alles –

– der Vorhang für die Dimitroff-Lesung in einem vollen Haus mit Rang, auf dem ich sitze oder stehe, geht auf – aber die Tische stehen falsch rum, zur Hinterbühne, außerdem gehen die Mikrophone und Verstärker der beiden Musiker nicht; der eine sägt auf seiner elektrischen Bratsche herum, aber man hört nichts, vom anderen kommt überhaupt kein Ton, obwohl beide an Knöpfen fummeln, also muss die Vorstellung um eine halbe Stunde verschoben werden, und die Zuschauer zerstreuen sich auf der Bühne, schauen sich um, latschen durchs Haus; ich versuche, mit einigen zu reden, sie bei Stimmung zu halten, und frage die Regieassistentin, was das sollte mit den umgedrehten Tischen, aber sie antwortet schnippisch –

– am Rande eines völlig überfüllten Saales antwortet ein völlig verknitterter Staatssekretär schlecht gelaunt auf Fragen, aber die Fragenden sind auch völlig verknittert, faltig bis dorthinaus, und eine Frage beantwortet er einfach nicht, sondern geht wortlos weg, was ich von meiner Couch aus empörend finde und weswegen ich laut schimpfe, was wiederum mir Schimpfe einträgt, aber eine Frau, die mich, beziehungsweise meinen Protest gut fand, streitet sich mit ihrem Mann um ihr Kind, immer heftiger, bis sie auf dem Hof sind, und er mit dem Messer auf sie losgeht, weshalb Nata voller Mitleid auf die Frau sieht, ich aber was tun will, bevor er sie ersticht, und schließlich die Frau an mich reiße und mit Gebrüll auf ihn losgehe, wobei sie auch verletzt werden könnte, ich aber denke, verletzt würde sie eh, aber es passiert nichts –

– ich soll, von einer Agentur ausgewählt, mit ins All fliegen, mit der nächsten europäischen Rakete, von der man ja nie so genau weiß, wie gut sie funktioniert, soll aber auch die Werbekampagne für die Aktion, zusammen mit Fips, vorbereiten und noch schnell zwei Drehtage in Karlsruhe absolvieren, Stress und Hektik an allen Ecken und Enden, wir rennen dauernd von einem Raum in den anderen, schichten Papiere von hier nach dort, während draußen vor der Tür ein Zeppelin verbrennt und abstürzt, was allerdings erwartet wurde, weil es eh nichts taugte, und der kleine See oder Fluss voll mit Schiffen, Booten, kleinen Dampfern ist, kaum Platz für das kleine Boot von Nata und mir, mit dem wir zwischen durchtuckern, aber ein wunderschöner Anblick, die vielen stolzen Schiffe, nur muss ich meinen Mantel von roten Flecken säubern, neben einer Mischung aus lützenkirchen-artigem und einem schon gesehenen, geträumten Bungalow, wobei mich der unrasierte Herr Andress trifft und bemitleidet, auch für den Stress mit den Drehtagen und dem Flug ins All, der ja auch unsicher ist, von wegen zurückkommen –

– ich fliege in einem offenen Zweier-Hubschrauber zum Drehen, wo ich eine Szene inszenieren soll, in der ein Auto an einer Ecke hält, aber der Requisiteur fährt den alten Amischlitten so blöd ran, dass er längs in der Mitte auseinanderfällt • bei der Dimitroff-Wiederholung im großen Haus sind keine Texte da, auch viel weniger Leute, Redl fehlt und die Schauspieler haben eigene, handschriftliche Texte dabei; fangen einfach an, eine Frau in der ersten Reihe macht einen Zwischenruf, und sie hat recht, ich distanziere mich –

– wir kommen zu viert in den Knast, aber ich finde die Zelle nicht, Nata blickt natürlich wiedermal durch und steht in einer Einbuchtung, in der mehrere Zellen liegen, in der auch meine ist; ein total umständlicher Zeitungstausch folgt, in dem ein Jüngling die Alten holt, kontrolliert und umständlich darüber quatscht – ich lobe die JVA Bochum, wo das alles unkompliziert lief – in einer Doppelzelle bringe ich einen riesigen Teppich mit; der andere Gefangene ist angetan, aber es ist umständlich, ihn zu legen • nach gefahrvollen Situationen komme ich mit meinem Moped auf einen Berg, wurde von Nazis verfolgt, aber dann ist alles ruhig, gelassen, schön, ein Kind im Tümpel redet mit mir, taucht unter, sprudelt das Wasser aus dem Mund, die Mutter steht im Hintergrund, sie lädt mich ein, zu bleiben, ich denke, hoffentlich merkt ihr Mann es nicht, und versteht es falsch, es ist eine wunderschöne, besinnliche, friedliche Situation – ist es ein Begräbnis oder ein Geburtstag, auf jeden Fall sind viele Verwandte da, es könnte auch eine Hochzeit von Achim oder Ähnliches sein, alles spielt sich im Garten ab, und wir wollen schnell weg, sind dann mit Inge und Jo und anderen in einen Raum und ich schmuse mit Inge, während politisch diskutiert wird, bis sie sich über mich beugt und sagt: »aber ich liebe dich doch«, was mir eher unangenehm ist, zumal Nate daneben sitzt und sauer ist und raucht, und noch geklärt werden muss, was mit den PDS-Leuten ist, die inzwischen gekommen sind, vor allem wo sich herausgestellt hat, dass eine Frau ein Spitzel ist –

– nach einigen schwierigen Situationen gehe ich über den Hof, und kaufe Klamotten, beziehungsweise sehe mir einige im Kaufhaus an, die Verkäufer sind alle sehr nett, zuvorkommend und unaufdringlich, und im Katalog, der auf Video abspielbar ist, zeigt mir der Verkäufer eine Computersimulation eines Cockpits eines Düsenjägers, der dicht über eine Stadt fliegt, so dass man ganz deutlich sehen kann, wie ein alter Citroën Flunder seinetwegen auf einen anderen Wagen fährt, richtig halb auf ihn drauf, und alles zerdetscht ist – ich will mit dem Fahrrad von München nach Bochum, überlege aber, an der Autobahnauffahrt Obermenzing, lieber zu trampen und das Fahrrad zusammenzuklappen, aber es kommen keine Autos, bis endlich ein Manta angeröhrt kommt, und zwei Burschen gröhlend aussteigen und mit den Fingern auf mich zeigen; erst denke ich, sie wollen mich verhöhnen, dann fragen sie aber nur nach dem Weg, und kurz darauf kommt ein Filmteam, das alles mit Lastern und Bauten vollstellt, so dass ich mich mit drei wunderschönen Frauen am Bordstein schlafen lege, alle drei fummeln an mir herum, aber an sich wollen wir schlafen, bis eine zu der, die gerade neben mir liegt, sagt: »aber blasen solltest du ihm schon einen« woraufhin diese meinen Schwanz in den Mund nimmt, aber bei mir tut sich nichts, und ich denke, dass er noch glitschig ist, von der anderen Möse, weswegen wir lieber richtig vögeln wollen, aber als es gerade richtig losgeht, krächzt hinter einer Kulisse die schlecht gelaunte Regisseurin, man soll sich um sie kümmern –

– wir kommen von hinten zum Bahnhof, um Oli und Mattias abzuholen, und die Bahnhofsuhr, auf die wir sehen, weil wir zu früh sind, geht im Fünf-Minuten-Rhythmus weiter, was bei einer Bahnhofsuhr ein Skandal ist; ich will das Fahrrad aus dem Ständer unter der Uhr nehmen, aber um das Vorderrad ist ein großer, blauer, viereckiger Klotz, und in diesem Moment kommen Oli und Mattias von alleine nach hinten, obwohl wir da gar nicht verabredet sind – haben Schlafsäcke auf dem Rücken –

– ich bin bei Leuten auf einem Hof, eine Familie, und eine Gruppe aus Bochum kommt und will mit mir reden; ich sitze mit ihnen im Hof, aber das Essen ist inzwischen fertig und ich will an sich nicht, dass sie mitessen, aber sie bleiben einfach sitzen, gehen wohl davon aus, dass sie eingeladen sind, was ich unverschämt finde, sage aber nichts, sondern hole den Hausvater, der sie ziemlich grob rausschmeißt; so hatte ich es auch nicht gemeint, und jetzt finden sie mich blöd, aber ich habe es ja auch nicht selbst freundlicher versucht – am nächsten Morgen aber beim Frühstück haben wir es schon eilig, ich sitze mit Gerts Vater, einem schmächtigen, stillen Mann im beigen Mantel, in einem Nebenraum; er ist nervös und will weg, ich frage: »warum?«, und wir machen aus, gleich abzuhauen, aber dann dauert doch alles länger, Gert und ich packen endlos irgend welchen Fusselkram zusammen und müssen noch zum Frühstück, wo man auf uns wartet, aber nicht meckert, dass wir dann erst so spät kommen, einer trinkt aus ihrer großen Tasse weiter Kaffee, der andere liest Zeitung, schließlich frühstücke ich noch alleine fertig, noch ein halbes Brötchen, da sehe ich draußen übers Feld vier spielende Kinder ankommen, die fröhlich sind, die Sonne scheint, weites, flaches Land hinter ihnen, und als ich um die Ecke schaue, die sie gehen, sind da noch tausende anderer Kinder, unzählbar viele, sich über die Felder, zwischen denen nur ein alleeartiger Weg führt, verteilend, lärmend, spielend, nur wenige hilflos das Chaos zu arrangieren versuchende Erwachsene dazwischen, und die Tochter des Hauses steht neben mir und findet das auch schön, will sich noch verabschieden, mich küssen, was ausführlicher wird, ich fasse unter den Pulli, aber noch über ihr Hemd und löse den Kuss auch bald, worauf sie sagt: »das hast du gut verstanden, ich will nämlich nichts von dir – nur den Genuss«, was mich leicht trifft, andererseits kann ich dann eher noch mit der Mutter, mit der wir eben noch am Fenster standen und die erzählte, dass ein langgesuchter Neu-RAFler verhaftet sei, was anfangen, denn wir waren uns einig, dass diese RAF-Nachfolger nichts taugen – wobei ich betonte, wie froh ich bin, nichts mit denen zu tun zu haben, aber weiter ging es dann doch leider nicht, erstmal –

– beim Geburtstag von Erika herrscht gespannte Atmosphäre, weil jeder es weiß, aber alle so tun, als wäre nichts, keiner redet darüber, und ich bin eh schon viel länger da, als ich wollte, bereite dauernd meinen Abgang vor und meine, ich müsste mich vor Renate rechtfertigen, dass ich sie gestern den ganzen Tag nicht angerufen habe, weil einfach ununterbrochen was los gewesen sei, auch schon Geburtstag und Lützenkirchenstraßenstress, was natürlich Quatsch ist, eine Ausrede, denn ich hatte es einfach vergessen, aber Renate will gar keine Erklärung, und ich muss weitere Gäste begrüßen, die ich jetzt erst sehe, und Käthe Ebner ist auch da, und muss geküsst werden mit Getue, und ihre Tochter und deren Freunde und Freundinnen, und ich sage zu Käthe, dass wir uns doch mal sehen könnten, so nah, wie wir beieinander wohnen, und im Spiegel des Flurs unten in der Lützenkirchenstraße zwischen den Treppen sehe ich, dass ich enorm viel Psoriasis im Gesicht habe, dicke, rote Flecken, erschreckend, aber dann gehören sie doch zum Gesicht eines anderen Mannes, eines jungen, und ich bin einigermaßen erleichtert, muss aber noch was aus dem Keller holen, wo Nata und ich alte Rundfunktonbandmaschinen entdecken, während sie erzählt, dass sie eben noch Schnaps ausschenken musste und alle sich plötzlich gemeldet hatten, wie in der Schule, und auch einen wollten, als sie merkten, was für eine Qualität er habe, »sind ja alles Kenner«, sagt sie angewidert, und da entdecken wir hinten in der Nähe der Tiefkühltruhe eine Standmaschine mit 4,75 und sogar 2,95 Geschwindigkeit, die ich natürlich gut brauchen könnte, die wir aber beschließen, erst das nächste Mal mitzunehmen und oben im Wohnzimmer versucht Erika, mir heimlich vor Heiner etwas Schmuck mitzugeben, den sie in einem Korb vor dem Fenster stehen hat, das die ganze Wohnzimmerfront groß ist, aber ich kriege ihn schlecht heimlich in die Tasche, eines ist eine goldene Brosche, deren Nadel pieckst, und da kommt in den Nachrichten, dass Kinkel und zwei weitere Regierungsmitglieder tot sind, Unglück dräut, draußen ziehen dunkle schnell fliegende Wolken auf und rasen hinüber; beim Abschied frage ich Erika, ob wir das nächste Mal das Tonband mitnehmen können, worauf sie kokett meint: »ja, und fünf andere zurück«, währenddessen eilt eine Frau unter dem Schatten der dunklen Wolke mit einer gelben Rose in der Hand zu den Nachbarn und als wir dann ins Auto steigen, steht Erika verloren im Schattenhalbdunkel mit einem Funktelefon in der Hand –

– ich soll bei einem Arsch in einem Kurort am Meer mit einem arroganten Kollegen in einem Doppelzimmer wohnen, beschwere mich bei dem Kellner-Portier, der genauso arrogant reagiert, auch meine Drohung, das Hotel zu wechseln, ignoriert, und im Frühstücksraum mit Blick auf das Meer, das man aber nicht sieht, ist auch Barbara, aus einer anderen Produktion, die mitfühlend zu mir hält, da kommt eine Band an meinen Tisch, die einen Hund dabei hat, den sie auf den Tisch stellen und mit dem und dessen Exkrementen einzelne Sachen verdrecken, z. B. das Salzfass, bis ich platze und aufspringe, dem einen an die Gurgel gehe und ihn mit dem verdreckten Salzfass beschmiere und schreie: »ihr zerstört Gebrauchswerte, ihr Schweine, ihr Idioten«, etc., woraufhin einer aus der Band mit einem Messer auf mich losgeht, vor dem Aufzug, ich trete auf ihn ein und kann fliehen –

– ein großes Fest auf einem Bauernhof mit allen alten und neuen Freunden, zum Teil in Scheunen, zum Teil im Freien, z. B. ein riesiger Tisch für mindestens zwölf Personen, an dem der Reihe nach gegessen wird; als ich hingehe, will Sabine sich auch gerade auf den Platz setzen und wir lachen beide, weil noch genug andere Plätze frei werden, ich fürchte nur, dass die leckersten Sachen schon weggefressen sind, in einer der Scheunen sitzen junge Typen an einem Tisch und kiffen, haben die schwarzen Stücke nur so rumliegen, und einer schenkt mir was, außerdem hebe ich noch welche vom Boden auf, wo sie es achtlos liegen lassen, so viel haben sie, und einer nimmt noch ein Stück in den Mund, bevor er es mir gibt, da will ich ihm erzählen, wie gut ich es auf diesem Fest finde, auf dem auch meine Freunde aus der Zeit sind, in der ich so alt war wie er und wir zusammen kifften wie er mit seinen Freunden, weswegen ich frage wie alt er sei: »zehn« antwortet er lakonisch, und er sei eben ein Frühentwickler; eine Frau möchte zu mir auf die Schultern wie auf Christopherus, was ich auch gut finde, aber sie will in dem Dorf vom Dach der Apotheke auf mich, weswegen wir dorthin gehen, aber dann will sie doch nicht und neckt mich vom Dach; und auf den Feldern vor dem Dorf haben die anderen ein riesiges Spiel aufgebaut, das über viele Quadratkilometer geht und bei dem Seile aus Telegrafenmast-hohen Stangen befestigt werden und verbunden, und dann schlägt man dran und lacht sich über das Schlackern der Seile kaputt, aber dann kommt ein Zug und muss halten, weswegen das Spiel abgebaut wird und ins Flugzeug verfrachtet, das extra dafür bereitsteht – inzwischen fährt der Zug dicht an mir vorbei, es sind aber nur drei Waggons, dahinter und daneben noch einige Lastwagen, und ich frage mich, wer das Spiel wohl bezahlt, das muss ja Unsummen kosten, hoffentlich kriegen nicht einfach die Leute vom Hof hinterher die Rechnung, und so will ich mit Nata hoch in das Haus auf dem Berg, aber wir finden den Weg nicht, Ebby weiß ihn, aber Ebby ist irgendwo seitlich, wir hören ihn, nur tut sich davor ein Abgrund auf, eine Schlucht, über der die Grasnarbe, auf der wir stehen, schon überhängt und abzubrechen droht; allerdings hängen, auf den mindestens hundert Metern bis unten einige morsche Äste und Reste einer Holzhütte und ich lasse mich fallen, bis zum nächsten Ast, der zwar dann bricht, aber den Fall bremst, so dass ich mich auch an der Hütte festhalten kann und an einem nächsten Ast, bis ich schließlich wohlbehalten unten ankomme und Ebby lacht; Nata versucht es auch, flutscht leicht runter von Ast zu Ast und landet schließlich mit einer eleganten Drehung, bei der sie ein wenig trippelt, und ich denke noch bewundernd: »wie raffiniert«, da sie sich gerade in der Drehung etwas hätte brechen können –

– ich warte in einem alternativen Laden, einer ehemaligen Fabrik, auf eine Frau, mit der ich irgendetwas vorhabe, und inzwischen wird im abgetrennten hinteren Teil diskutiert, man sitzt im Halbkreis, und es geht um Politisches; es ist langweilig, deshalb gehe ich durch eine Ausstellung, Installation«, im Hintergebäude, wo, niedrig und eng, blaue Räume zu Kunst gemacht wurden, es ist leider dilettanisch, auch wenn Grohmann mitgemacht hat – danach kommt endlich die Frau, die ihre Eltern mitgebracht hat; ich stelle sie Nata vor, alle, aber inzwischen ist der Raum leer und abgeschlossen, und von draußen will die Feuerwehr rein, die an der Decke was machen soll; zum Glück haben sie einen Generalschlüssel, denn sonst ist keiner da, und zufällig fahren wir mit der Frau und ihrer Familie nicht nur im gleichen Zug, sondern wir steigen auch alle im gleichen Kaff, das so klein ist, dass es normalerweise zum IC gehört, um, stehen alle bereit –

– Peter Grohmanns Wagen hüpft über die Straße hinaus auf ein Feld oder eine Wiese, und wir gehen zu Fuß weiter zu einem Haus, das auf einem Damm-artig erhöhten Weg steht, Julia ist dabei und Johannes und Inge, und hinter dem Haus ist eine weite, tief abfallende Lanschaft zu sehen, an deren Grund eine Kiesgrube sichtbar ist mit viel Betrieb; die Frage ist, ob wir zu Fuß bis zu der irgendwo hinter der Kiesgrube liegenden Stadt gehen oder ein Taxi bestellen, und von der Baustelle aus sehe ich, wie durch die halbfertigen Häuser das überschwemmende Wasser läuft, als werde ein Modell vergrößert, beziehungsweise als sähe ich die Vergrößerung eines Modellversuchs; es geht auch rückwärts das Wasser, und nass wird man auch nicht, aber die Panzer in der Mitte der Baustelle können auch nichts verhindern, man sitzt hilflos in den Einstiegen • ich will vom Effnerplatz aus in die Lützenkirchenstraße, versuche es erst zu Fuß, nehme dann aber eine Straßenbahn, die allerdings wieder zurück zum Effnerplatz fährt, wo ich aussteige, und während ich wieder in Richtung Englschalking will, den Rock-Song »Was kommt danach?« höre, eine unmelodiöse harte Struktur; »Es haben ihn alle unterschrieben, den Vertrag, was kommt danach, bevor die Nacht kommt; es ist zum Heulen, es haben ihn alle unterschrieben, den Vertrag, was kommt danach, bevor die Nacht kommt, alle sind sie weg und wollen nichts mehr davon wissen, was kommt danach, bevor die Nacht kommt?« etc. • im oberen Wartesaal reden wir über das Stück eines jüngeren Autors, an boxenartigen Tischen, Steckel kommt auch dazu, aber dann wollen wir alle runter auf die Bühne, mit Zollstock, um nachzusehen, dort soll aber erstmal ein TV-Interview gemacht werden, wobei wir alle uns eng auf Sofas rumquetschen müssen; ich rase nochmal hoch, mit dem Aufzug, der viel zu langsam geht, und als ich wieder runter komme, lässt mich ein Aufnahmeleiter gnädig noch dazu, was mich ärgert, ein riesiger Aufwand an Kameras, Monitoren, Equipment etc. und wir fahren auf den Sofas durch die Straßen, Steckel verstummt beleidigt, der kleine Junge neben mir sagt: »jetzt kommen wir gleich an der Straße vorbei, die so heißt wie ich«, und als ich nach seinem Namen frage, sagt er: »Flick«, aber dann sind wir auch schon an der Kirche, in der wieder riesige Monitorwände für die Übertragung aufgebaut sind, neben denen gelangweilte TV-Beamte stehen, auch die Geräte sind abgeschabt und oft genutzt, es dauert immer noch, bis die Interviews losgehen, alle haben grellbunte, flickrige Kostüme beziehungsweise Kleider; ein Moderator beginnt im Auf- und Abgehen das Vorgespräch –

– an einer Straßenbahnhaltestelle in einem Baseler Vorort kann man gegenüber eine Basler Sehenswürdigkeit sehen, die nicht einmal Lucius kennt!; und die ich einem Begleiter zeige, der es kaum glauben will: die gegenüberliegende Häuserzeile, dreistöckig, letztes Jahrhundert, entpuppt sich selbst als Straßenbahn, also auf Rädern!, mehr noch: sie entfaltet sich wie eine Ziehharmonika, verbreitet sich, zieht sich in die Länge, wobei alles strukturell gleich bleibt, also Fenster, Türen, Erker etc., nur doppelt oder dreifach so breit, so dass die ganze Häuserzeile am Ende mindestens einen Kilometer länger ist und dann auch so stehen bleibt, denn das findet jeden Abend Punkt sechs Uhr statt • ich muss zum zweiten Teil meiner Hochzeit mit Kitty, und will abkürzen, indem ich aus dem Bus aussteige und ein Stück zu Fuß gehe, lande aber in einem Fluss, der immer enger wir und voller Gestrüpp, bis ich einsehe, dass die Richtung falsch ist, und ich umdrehe und mich wütend durch verwildertes Gebüsch zwänge, bis ich an einem Flussab-zweig eine Familie treffe, der ich mein Problem erzähle, und mich einer von ihnen eben hinfahren will, nach Eberswalde, zur Trauung; er muss aber erst noch nach Hause sich umziehen, es ist zwei Minuten vor Drei − und um drei Uhr der Termin − und er holt noch einen Anzug aus seinem Schrank, der zwei hintereinander liegende Schächte hat, aus je zwei Stockwerken, und er kann den hinteren Schacht versenken, um einfach etwas herausholen zu können –

– mit Fips und Ebby in einem Raum mit Podest, auf dem ich unbedingt mit Stühlen sitzen will • ich liege in einem Raum im Bett, in dem gleich Leute verhaftet werden, die kommen sollen; ich überlege, wie ich rechtzeitig unters Bett komme, falls es Schießereien gibt –

– wir sind bei netten Leuten in einer freundlichen Atmosphäre, in einem Haus im Freien, und plötzlich sehe ich an meinen Füßen ein Eichhörnchen, das irgendwie krank zu sein scheint, das Fell ist leicht schmuddelig und es bewegt sich desorientiert, doch mit einem Mal klettert es an mir hoch, bis auf meine Schulter und küsst mich, direkt auf den Mund, ich bin gerührt und erschreckt zugleich: hat es mich vielleicht angesteckt?, außerdem kuschelt es sich jetzt so an mich, dass ich es nicht mehr loswerde; ich renne zu den anderen, aber keiner weiß Rat –

– ich quatsche mit Heiner Müller in einem Hotelzimmer über Gott und die Welt, und als er was zu saufen holt, klingelt das Telefon und eine Frau aus Wiesbaden ruft an und druckst rum, bis sie damit rausrückt, dass sie mir nur sagen wollte, dass gegen mich ein Haftbefehl ausgestellt sei, wegen Magdalena Kopp – Marquard kommt, und als ich ihm es erzähle, stellt sich raus, dass er es schon seit gestern weiß, was ich empörend finde, aber erstmal fahren wir zu einer alten Zeche, in der ein Fest stattfindet, für das sich alle schwarz-weiß geschminkt haben, es ist viel Dope da, alle sind nett, es soll die ganze Nacht gehen, aber das geht für uns nicht, weswegen wir zurückfahren, Marquard am Steuer, dauernd irgendwas im Auto suchend und nicht auf die Straße schauend, und wie wir wieder im Hotel/Kurklinik ankommen, rede ich mit einem Arzt, der Beete jätet, ein wenig über das Problem Marquard, muss aber dann klären, wie ich das mit dem Haftbefehl mache, wo ich doch gerade noch drehe, wenn sie mich wenigstens danach holten, sage ich zu Nata, mit der ich auf einer abschüssigen Wiese sitze, weiter oben Heiner und Erich mit seinem Kind, und unterhalb von uns versammeln sich Ärzte um einen Mann mit Krücken: er soll Gehversuche machen ohne Brücken –

– ich rede mit Johnson über Sophia und Felix, dass er auch schreiben will –

– Fips und ich werden von einer Gruppe von Leuten in einem großen Haus erpresst, schaffen es aber, abzuhauen, an den Kellerwänden rund ums Haus rumzuschleichen und in einem großen Kellerraum zu warten, wo Ernst mit den Schlüsseln sitzt und außerdem an Gängen und Ecken je zwei Typen auf Bänken hocken, Kopf auf der Brust, Arme schlaff herab, ohnmächtig oder tot, und Ernst ist ganz verzweifelt, heult fast, weil unklar ist, wer den Schlüssel zurückbringt, da hält draußen ein roter VW-Käfer, den man durch das Kellerfenster sehen kann, und vier Typen steigen aus und gehen sofort zur Kellertür; ich würde gerne auf sie einschlagen, komme aber gegen viere auf einmal nicht an, zumal der Vierte dann schießen würde und die Kugel in meinen Rücken eindringen würde und ich sterben – lange Vorbereitungen zum Drehen, dazwischen hole ich Nata vom Bahnhof ab, der ansonsten leer ist, sie sieht mich nicht gleich in den vielen Zügen und Gleisen {der leere Bahnhof, die große Halle, in die, bei Regen, der südamerikanische Dichter mit Aktentasche kam, vom Filmteam begleitet} und dann muss ich auch zur Drehvorbereitung, eine hohe Leiter hoch in ein nur so erreichbares Zimmer und dort die Szene vorbereiten, aber runter auch, ich steige kompliziert aus, es ist schrecklich, wenn ich ausrutsche, der Kollege sagt noch, dass es so rum am Gefährlichsten ist, wie ich es mache, aber ich kann nur so, und dann passen meine behandschuhten Finger nicht in die Griffritzen der Leiter, es ist entsetzlich, aber nach der Hälfte der Strecke lasse ich mich, nur seitlich an der Leiter haltend, runtergleiten –

– ich stapfe alleine durch Berglandschaften und komme zu einem flachen Bungalow mit vielen Fenstern, wo ich frage: »wollen Sie Beratung?«, und der Mann an der Balkontür nickt nur und lässt mich ein {Flugankunft bei Überschwemmung, Transport zum anderen Flughafen über weite flache Landschaften, Rolltreppen}; ich sitze am Tisch und die Hunde und Katzen spielen mit mir, die Katze beißt in meinen Finger, aber nur so fest, dass es nicht wehtut, was die Hausfrau wiederum fürchtet; ich erkläre das und empfehle die richtigen Tabletten, woraufhin ich gehe und der Mann mir noch den Weg zeigt, den Abhang hinunter und auf der gegenüberliegenden Bergseite wieder hoch und in der Mitte in einem Tunnel, etwa sechzehn Kilometer, wobei ich mir vorstelle, dass, wenn ich mich durch das nasse Gras runtergleiten lasse, ich vielleicht eine solche Geschwindigkeit bekomme, dass es gefährlich wird, also gehe ich lieber, und der Typ, der mich begleitet {wir müssen uns beeilen, um die Maschine noch zu bekommen und ich bin unsicher, ob ich alle Papiere zusammenhabe, suche im Bus dauernd danach, aber wenn man mal am Flughafen ist, wartet die Maschine noch, bis man abgefertigt sein wird}, irrt mit mir in dem leeren Haus herum, wir kommen nicht raus, und als wir es endlich schaffen, stoßen wir – hier oben auf dem Berg! – auf eine italienische Autobahn mit großem betoniertem/geschottertem Mittelstreifen, ich frage, ob wir trampen sollen, aber wir müssen erstmal rüber, er wagt es gleich bis zum Mittelstreifen, nur ist es zu gefährlich, es ist so voll und alle rasen, aggressiv, ein Lasterfahrer zeigt einem PKW-Fahrer den Vogel und schneidet eine hasserfüllte Grimasse {die Frau mit dem weißen Schuh im Park von hinten}; endlich ist mal was frei und ich renne auf die Mitte, die aber viel schmaler ist, als es aussah, auch voll mit Leuten, einem alten Fernseher, auf dem ein Video läuft, Bullen, die unter Umständen kontrollieren und bei mir Ärger machen könnten, aber in dem Haus neben der Autobahn wird geduscht, zwei Alte wollen ficken, die Frau macht an dem Mann rum, bis sein Schwanz steht, und stülpt ihn geradezu ihrer Möse entgegen, um ihn da reinzukriegen und Nata und ich wollen auch, wobei ich ihr mit der Hand einen Orgasmus machen will, während ich drin bin, und sie auch, wozu Erika an der Ecke, wo auch alle anderen Leute sind, sagt: »das geht doch gar nicht, beim Mann so nachzuhelfen«, aber Nata widerspricht: »doch, wir sind zu müde, um uns zu bewegen« –

– schon unterwegs gehen alle Plattenspieler kaputt, einer liegt sogar auf der Straße und in dem großen Haus, in dem wir uns alle treffen und in dem auch andere Leute sind, sagt Erika, die mit Heiner auf der Veranda sitzt: »das kommt davon, dass du sie nur so kurz nebenbei an machst bei deinem kurzen Besuch«, was mich etwas ärgert, und in der Situation auch nicht weiterhilft, wo ein krimineller geheimnisvoller Typ zusammen mit Julia das ganze Haus im Griff hat, und die Situation sehr gefährlich ist und alle meine Versuche, ihm das Handwerk zu legen, scheitern, ich muss mit Fips und Ebby fliehen, wobei Ebby auf dem Weg ins Auto in der Küche im Tresor noch einen Packen Geldscheine findet, die er eben noch mitnimmt, was die Situation einerseits verschärft, andererseits frage ich mich, ob das kein Spielgeld ist, aber auf dem Weg zum Wagen verlieren wir uns, hinter einem Laster holt der Typ mich ein, kommt mit ins Auto und versucht, mich zu bequatschen, einzuwickeln, was er zwar nicht schafft, aber ich komme alleine nicht weg, habe keinen Autoschlüssel − und keinen Führerschein! −, also gehe ich wieder mit ins Haus, wo ich erfahre, dass seine − in dem Fall identisch mit Ebbys − Geigerausbildung nach hiesigen Maßstäben nicht ausreicht, was ich auf einen Zettel schreibe, als Beweis auch für alles andere, und in der Küche sitzt Julia mit zwei Babies, hat einen fremden Blick mit diesen Vibrations und, gemeinsam mit dem Typen, seltsame Ausstrahlung, hat ja das ganze Haus im Griff; ich frage, ob sie mich fährt, aber sie lächelt höhnisch: »weißt du nicht mehr, wie du mich nicht gefahren hast«, ich bekomme ein leicht schlechtes Gewissen, »so jemanden soll ich fahren«, womit das Thema erledigt ist, also, denke ich, soll der Typ mich eben selbst fahren, da kommt Fips aus der Tür, ganz glatt und jung und auch mit dem fremden Blick: »pah, jetzt habe ich aber lang für die zwei Seiten gebraucht«, sagt er, ist wohl auch schon umgedreht, im Bann?, ich resigniere und will alles aufschreiben, auch das Rezept, das an allem schuld ist, wobei ich mich frage, ob ich damit auch schon im Bann bin oder hineingerate –

– ein Werbezettel: »Lieber Kunde – hier hast du genau die trüben Härchen auf der Pfote, die stören« – wie kann man glauben, so Kunden zu gewinnen? –• wir gehen im Wald zu einem Haus, ich trage eine Daunendecke und will erst einen falschen Weg gehen, da erscheint parallel zu uns eine Gruppe von drei Männern, entsetzlich verletzt, blutig, abgerissen und verkohlt, einer hängt in der Mitte der anderen am Kreuz, das die anderen tragen mit Ketten daran gehängt, sie sind halb verhaftet und werden abgeführt, halb frei, führen sich quasi selbst ab, und mein Begleiter sagt nebenbei und ohne besondere Aufmerksamkeit: »das sind die drei letzten PLO-Leute«, wobei natürlich RAF−Leute gemeint sind, und einer der drei hat eine MP, mit der er rumspielt, sich wichtig macht, sie auf mich richtet; sie sind jetzt auf unserem Waldweg, teils drunter, er schießt, aber es kommen nur zu Demonstrationszwecken Luftstöße raus, trotzdem fühle ich mich an der Hand verletzt, es ist aber nichts zu sehen • wir rasen in einem Aufzug {Hochhaus, in dem die Wohnung war, aus der wir raus mussten} ein einsturzgefährdetes Haus hoch, und der Aufzug hat in der Mitte ein viereckiges Loch, so dass man den Abgrund sieht, der unter uns entsteht, man kann nur am Rand stehen, und oben treffe ich einen Ramadan-artigen Mann, der auch in die Filmvorführung wollte und auch die Stufen zu dem Räumchen hochgeht, und im Bummelzug nach Nürnberg erfahre ich, dass die Vorstellungen geändert sind, ich habe keinerlei Texte und soll ein kleines Mädchen spielen, die Maskenbildnerin steht mit mir bei der Kasse und wir sind uns einig, dass das eine Sauerei und immer das gleiche ist, und sie leiht mir ihr Reclam-Textbüchlein, damit ich die Sätze einzeln vor jedem Auftritt lernen kann, erst die Nibelungen, dann –

– ich stoße bei einem Waldspaziergang auf eine Filmcrew in einem verschneiten Dorf, wo grauuniformierte und graugeschminkte Schauspieler, einer könnte Feifel sein, eine abschüssige Straße hinuntergehen müssen, ich verdrücke mich in eine Seitenstraße, und lande in einer Sackgasse, die eine Wohnung ist, in der Maske und Garderobe sind, wo Schauspielerinnen auf ihren Auftritt warten, sie laden mich freundlich ein, doch dazubleiben, eine scheint mich zu kennen; ich bekomme neue Kleider und ziehe mich umständlich um, während ich mit einer Frau lange knutsche, aber dann kommt ein Produktionsleiter, der Tonbänder von Erika hat, auf denen sie erzählt, wie schwer sie es mit mir hatte, wofür mich die Anwesenden bemitleiden, und während des Anhörens ziehen wir von einer Walze eine aus dem anderen Zimmer kommende Folie ab, blöderweise bleibt der Kleber als eine Folie teilweise auf der Walze, so dass man das wiederum versuchen muss, vorsichtigst abzuziehen – ich soll unsere Gruppe im Hotel für eine Reise anmelden und werde hinter die Theke der Rezeption gebeten in den Hinterteil, und ich erfinde einfach Namen, als mir keine mehr einfallen, der Typ merkt das auch und zwinkert nur dazu vergnügt, frage ich, ob man auch zweimal N. N. schreiben kann –

– Filmpremiere mit recht wenig Publikum, aber Scheinwerfer auf die Leinwand und nebendran ein Spot, und kurz nachdem der Film begonnen hat, tritt in dem Spot ein blaugeleideter Mann auf und sagt etwas in ein Mikrofon, das Teil des Filmes ist; ich frage mich, wie das bei regelmäßigen Vorstellungen gehen soll, da wirft er eine Granate ins Publikum, die mit hellen Blitzen explodiert, alles springt auf, Entsetzensschreie, Qualm, ich sage ganz langsam »Panik« und stehe auch mit Nata auf, da ist schon klar, dass das nur Bluff war, nichts macht, trotzdem will Nata in eine hintere Reihe, viele Leute gehen auch, inzwischen ist es sehr voll, und in den hinteren Reihen sitzen so viele, dass wir nur ganz außen eine Stelle finden, wo wir zwischen den großen Köpfen der vor uns Sitzenden hindurchsehen können, Nata lehnt sich weit zurück, aber dann sieht man gar nichts mehr, also richte ich mich auf, was mir etwas unangenehm ist, weil ich dann den Leuten hinter mir die Sicht versperre, da kommt eine Frau mit ihrem Wagen mit Esszeug, wie Popcorn etc., in lauter Leinensäckchen, und sie sagt ganz offen, dass das auch nur Attrappe ist, Pappe, Kieselsteine und Dreck, also kaufe ich auch nichts, und um besser zu sehen, setzen wir uns links, wo die Vorführungscrew sitzt; in der Badewanne − im Film − sitzt ein kleiner Junge und wixt, die Drumrumstehenden reden auf ihn ein, da spritzt er in relativer Großaufnahme das milchige Zeug ins Wasser, und ich frage mich, wie sie das tricksen wollten, wahrscheinlich hat er echt gewixt, das einzig Echte sozusagen, denn alles ist Attrappe, und Überraschung, so dass ich die frische Brezel auf dem Nebentisch für Plastik halte – ausgerechnet sie ist aber echt, schön knusprig, und in diesem Moment öffnet sich die Tür hinter der Vorführungscrew und ein Dutzend weitere Schauspieler oder Mitglieder, dieser dänischen Performancetruppe erscheint, und wie ich ihren Blick sehe, weiß ich, dass es Irre sind und in einer Sekte, unter einem Bann, und sie stürmen auf die Bühne, wo die Leinwand weg ist, aber der Vorhang dahinter hoch geht und Hinterbühne erscheint, wo nochmal ein Vorhang hochgeht, so dass noch mehr Hinterbühne erscheint, und nochmal und nochmal, eine ungeheuere Tiefe der Bühne, über die die Irren kreuz und quer rennen, und ich denke, dass das Kino ja mal ein Theater gewesen sein muss und das ja auch nicht jedes Kino kann, und danach sitzen einige von der Truppe draußen im Straßencafé, ich rede mit einigen über die Vorstellung, da wirft einer ein glibberiges Tierchen zwischen Wurm und Fisch auf meinen Tisch, ich ekle mich, soll es anfassen: auch nur aus Stoff mit so feinem, weichen Fell, dass es glänzt, und der Blaugekleidete, offenbar der Boss, liest Zeitung, lacht über mich und wäre einem Interview nicht abgeneigt, bestätigt, dass sie ein Kollektiv sind, aber auch, dass er Obermacher ist, beziehungsweise auch sein Bruder, der aber nicht da sei, wobei ich vermute, dass der Bruder wohl der Oberboss im Hintergrund ist; ich schreibe auf Pappfetzen, weil ich nichts habe, da bringt mir einer der Truppe einen Block und ich betone, dass nicht gesagt ist, dass ich das Interview loswerde, früher habe die »Zeit« sogar noch meine Artikel gedruckt, heute nicht, aber das mache nichts, eine Frau lästert gehässig über die Eitelkeit des Blaugekleideten, und ich gehe eben mal rüber in das Büro von Siegfried, falls jemand sich wundern sollte, dass wir da sitzen − und die rauchen auch so viel! −, aber ich werde im Vorzimmer abgewimmelt, weil Siegfried in einer Sitzung sei, mit sechs Leuten, der Typ ist ziemlich harsch, aber als ich den Blaugekleideten frage, wie das Stück denn im Hinblick auf Faschismus zu verstehen ist, ob Karikatur, Kritik oder – da taucht plötzlich sein Bruder, der wahrscheinliche Oberboss, auf und brüllt rum, jagt mich fort, seine Leute wollen mir die Notizen nehmen, einer kriecht unter den Tisch, um was zu schnappen, ich renne, was das Zeug hält, zur nächsten S-Bahn, er ist scharf, und Nata wartet; dann hetze ich neben einer Frau die Treppen hoch, sehr hoch, gerade kommt eine Bahn und ich springe rein, obwohl ich keine Karte habe, und prompt sind dort Kontrolleure, aber ich gehe einfach auf sie zu und sage: »ich brauche auch noch eine Karte«, tue einfach so, als wäre es normal, sie schauen sich an, sind unsicher, merken aber wohl, dass ich von auswärts komme, und verkaufen mir aus ihren altmodischen Umhängedingern eine Karte, wir sind sehr hoch über der Stadt {die S-Bahn, die schwebte, bevor ich mit Sabine Bräuning vögelte}, aus dem Radio kommt Geläster über Brandenburg und einer liest die »BILD«-Zeitung, in der groß über die Sekte berichtet wird, die diesen Film, beziehungsweise die Performance gemacht hat, skandalös, mit Farbfoto von dem Blaugekleideten –

– an der Straße vor einer Eisenbahn Brücke, darüber steht ein Penner-Pärchen mit einem Bus, der ein ehemaliger Bullenwagen ist, der Typ hat ein Funksprechgerät vor der Brust hängen, aus dem die Dialoge einer etwas weiter stattfindenden Straßenkontrolle dringen, und er hört muffig und sauer zu, Nata sagt: »ich als Bullin} würde sehen, dass aus dem Lautsprecher das kommt, was die drüben sprechen«, und man sieht tatsächlich Schallwellen herumwabern, und in diesem Moment sagt eine Bullin auch, indem sie auf Pärchen zeigt: »die da kontrollieren«, aber da schwingen sie sich in ihren Bus, ein 7,5-Tonner, und rasen auf die Bullen los, jagen durch die Menge, die gerade noch ausweichen kann –

– Tim wird von Wanda geschimpft und geschlagen und kommt weinend zu mir, ich tröste ihn, und er spricht ein gepflegtes, intellektuelles Deutsch; ich wundere mich, wie schnell er sich entwickelt hat, selbst Fremdwörter benützt er, etwas zu Nata sagend, und neben uns steht seine Schwester im Kinderwagen – aber Karlheinz Grieger hat keine Zeit, wir steigen die Treppe in seinem hohen Zimmer hoch zur höheren Ebene, auf der er in einer Nische am Schreibtisch sitzt, also wieder zurück zu Deutsch, der sauer ist, dass wir Wiens’ens Dramaturgin, Gabriele Groenewald, mitgebracht haben, mit der wir zusammen auf dem Klo sitzen, sie hat nur einen zu leichten Rock und drunter nichts an, weshalb sie ihn nur hochzuheben braucht, um zu pissen, während ich nebendran scheiße und Renate sich wäscht, und sie hat einen erstaunlich schmalen Hintern, aber dann gibt es Essen, während die Dramaturginnen an einem kleinen Tisch im Nebenraum warten und anbieten zu gehen – was ich natürlich zurückweise, aber ich muss vorher noch das Klo putzen, die Pfützen weg, das kann man Deutsch ja nicht so hinterlassen, und dann sehen Nata und ich einen Videoclip, auf dem ein Laster die Straße runterfährt, in der Kurve kippt, wobei sein Sand ins Gebüsch fließt, seine blaue Alu-Ladeverschalung abkippt und auf die andere Seite ins Wäldchen fällt, sich dann aber im Rhythmus der Musik zusammenfaltet und aufstellt, Szenerien mit Häusern und Autos dazwischen bildet, wieder auseinanderklappt und sich in neuen Bildern neu zusammensetzt, dazu spricht jemand in tiefer Stimme – ich renne durch einen Fußgängerzonenplatz, um noch schnell ein Glas zu verkaufen, obwohl ich es eigentlich nicht eilig habe, da rennt eine Frau neben mich und fordert mich freundlich auf, doch langsamer zu sein: »wieso denn so eilig?«, und vor dem Laden sagt sie, ich solle meine Zungenspitze rausstrecken, berührt sie mit ihrer und spuckt darauf, wodurch ich tatsächlich ruhiger werde und in den Laden gehe, in dem aber niemand ist, bis eine Frau kommt, die offenbar die Besitzerin kennt, und ruft: »hallo, da steht ein Mann«, worauf sofort die Besitzerin erscheint – inzwischen sehe ich, dass die Frau, die draußen auf mich wartet, auf die andere Seite der Straße geht, um besser hineinsehen zu können, und mir zulacht – und ich frage, ob sie das Glas will, sie nimmt es und gibt es mir sofort zurück: »nein, das schenke ich Ihnen, machen Sie sich einen schönen Tag damit« – und ich renne beschämt hinaus zu der wartenden Frau, die aufspringt und mir freudig entgegenkommt –

– wir warten in einem Zimmer auf den Beginn der Fete und spielen mit Gitarren, Redl sitzt rum, wir biegen die Saiten, bis sie fast reißen, und oben auf der Fete wollen wir in einer Band spielen; ich soll ans Schlagzeug, aber es gibt nur ganz kurze Schlagstöcke, und die anderen, die ich habe, sehen so − folgt Skizze − aus, außerdem müsste ich meinen Shit einem Alten geben, weil die Bullen zu erwarten sind, und gerade, als wir zu spielen anfangen – zu meiner Überraschung deutsche Schlager – kommt einer hereingestürzt und sagt, ruft in den Raum, der Alte sei tot, weil er meinen Shit gegessen habe, und so sitzen wir mit ihm im Büro, wo er einen diplomatischen Plan macht, und Nata sagt: »jetzt brauchen wir aber einen Schnaps« – wir sitzen mit Tana und anderen in einem dunklen Raum und Tana erzählt, warum sie ihre Seele nicht verkaufen würde, da stellt sich die Frage, was der – unterschiedliche – Impetus bei »Frost« und bei der »Begründung« war, auf jeden Fall ist die verkaufte Seele in Herne deponiert • vom zweiten Stock aus sehen Nata und ich, wie unten vor dem Haus in einem brachliegenden Stück Erde sich von der erhöhten Seite her eine Schlange dicht unter der Erde durchwühlt, und sie hört und hört nicht auf, ist mindestens zehn bis fünfzehn Meter lang, windet sich in einer Kurve durch die Erde und verschwindet wieder dicht daneben, wobei sie kam, und Nata sagt: »wenn die da unten die {Schlange} gefangen hätten, hätten sie ganz schön viel zu essen gehabt« –• wir schlafen mit vielen nebeneinander im Bett und zwischen Nata und mir liegt eine Frau, um die ich meinen Arm lege, der bis Nata reicht, aber sonst nichts, und morgens ist gerade der Auszug von Kuno aus der Gruppe, böse und wütend und von einer Kamera gefilmt, an der ich völlig verschlafen so nah vorbei gehe, dass ich ganz unscharf drauf sein werde, was mir letztlich aber egal ist; der Abschied von Kuno ist aber dann doch ohne Ressentiments, und die Frau aus dem Bett kommt mit in mein Appartement, unten bei der Concierge bekommt sie sogar einen kleinen Schlüssel, aber wie ich oben mit dickem Schwanz bäuchlings auf dem Bett liege, nackt, schüttelt sie nur den Kopf und sagt, dass wegen Nata nichts läuft • nach dem Dreh auf einer Baustelle, in deren Graben die Passagiere für den Flug, mit dem ich auch nach Hause will, sich sammeln; da ich aber kein Ticket habe, stellt mir der Aufnahmeleiter eines aus, mit Hand für 730,– DM, aber dann sind die Leute schon weg, und ich will mit dem Taxi los, aber der Taxifahrer weigert sich, weil er kein Abkommen mit der Filmfirma hat, also muss ich mit der Straßenbahn fahren, die auch gerade kommt und wie eine besenkte Sau losrast, es ist aber auch nur noch eine halbe Stunde Zeit, die Altstadt von München ist sehr pittoresk, und die Straßenbahn fährt durch enge Gassen, einmal rast sie dermaßen flott haarscharf um eine Ecke, dass Nata erschrickt und ich lache, weil das ja Schienen sind und alles genau berechnet, aber weil ich nackt bin, will ich endlich, es ist inzwischen schon dunkel und nur noch eine Viertelstunde bis zum Abflug, den Bedla Arabie in einer Einfahrt anziehen, Nata steht mit einem Kind von irgendwelchen Leuten auf dem Arm neben mir und mahnt zur Eile, weil die Straßenbahn schon wieder kommt, aber ich komme so schlecht in die Hose, und als ich es endlich geschafft habe, kommt sie wieder durch so eine enge Gasse, dass man gar nicht einsteigen kann, aber der Kontrolleur neben mir, der ein funkelnagelneues Gerät hat, beruhigt mich –

− ich sitze im Freien mit einer jungen Frau, die erzählt, wie sie immer nähen musste, schon als Kind, um ihre Familie zu ernähren, ganz sachlich berichtet sie, und ich frage, ob und wenn, wann sie denn mal tanzen gehen könnte, woraufhin sie mich erstaunt ansieht, den Kopf schüttelt und sagt: »das war nie drin«, was mich so entsetzt, dass ich einen Heulanfall kriege, was sie nicht weiter zur Kenntnis nimmt, und so gehen wir zum Strand, einen Weg aufs Meer hinaus {wie wo mal ein Einlasshaus war}, es ist zwar nieselig bedeckt, aber wir wollen auch baden, wie all die anderen hier, wobei, beziehungsweise wozu ich mich demonstrativ langsam auszieht, und darauf achte, dass sie mich sieht, als ich nackt bin, das Problem ist aber, dass so viele Felsen hier herumliegen, dass man nicht richtig hineinhechten kann, also tauche ich erstmal, um die Lage zu sondieren − den Rat, es einfach zu probieren, lehne ich ab: »da könnte man sich ja ’nen blutigen Kopf holen« −, und entdecke etwas weiter eine runde felsenfreie Stelle »das ist ja wie ein Thing-Platz«, versuche ich zu scherzen, und aus Jux versuchen wir erst zu zweit, dann mit mehreren eine Art Sirtaki oder Ähnliches zu tanzen, bekommen aber keinen gemeinsamen Rhythmus, und so tanzt jeder für sich, und die Bewegungen und Sprünge steigern sich wild und elegant, wobei mich wundert, dass das im Wasser so gut geht, und wenn man so etwas drehen würde, käme Luftnot hinzu, ich würde halb ertrunken abtransportiert, während wir uns hier zu der wunderschönen heftigen Musik bis zur Extase steigern – und in dem Schnellboot, flach, aber mit Kajüte, rasen wir dermaßen übers Wasser, dass ich den Käpt’n frage, ob das wirklich so unnormal schnell ist, was er bestätigt, dann muss er aber bremsen und fährt vorsichtig um Pflöcke, was mich wundert: »die haben die Bullen aufgestellt«, sagt er, »damit man nicht so rast hier«, und ich frage mich, was passiert, wenn man zu spät bremst und mit Tempo darauf fährt, und in dem Lokal kommt gerade die Politikerin mit ihrem Staatssekretär an, die »sich nicht an Hubschrauber gewöhnen kann«, weswegen sie umständlich auf dem Landweg transportiert werden muss, alles voller Bodyguards, und sie braucht einen Teil des Lokals für sich, abgetrennt durch eine Holz-Glas-Wand, und im Nebenraum sitze ich beim Wirt, der Würstl mit Kartoffelsalat isst, und schiele auf seinen Teller, will auch sowas, was »kein Problem« ist, zurück im Schiff finde ich es nur blöd, dass meine Jeans, die ich doch gerade für acht Mark gerichtet habe, beziehungsweise richten ließ, nun im Meer weggeschwommen ist, als ich sie vorhin auszog, wozu mir die anderen, die in ihren Kojen herumliegen, zustimmen {das riesige Schiff, das den hunderte von Metern langen rasenden Stapellauf auf Holzrollen machte} –

– in der schwedischen Botschaft macht Louis-Radu4 Vorbereitungen für einen neuen Spielfilm, in dem ich mitspiele, und ich gehe währenddessen spazieren, es ist ein großes modernes Haus auf einem Hügel gelegen, und wie ich in immer neue leere Hallen vorstoße, kommen plötzlich zwei Leute vom Wachpersonal und nehmen mich fest, es ist verbotenes Gelände, aber ich komme mit einer Verwarnung davon und verstecke meinen Shit unter Steinen im Fluss am Rand, bevor ich, wieder in der Botschaft, mit Delf Schmidt, der in einem düsteren, großen Raum an einem Schreibtisch in der Mitte steht, sonst nichts im Raum, über den Text und die Bitte um Unterstützung einer wahrscheinlich RAF Mutter redet, wobei ich mich ein wenig darüber ärgere, wie ernst er das nimmt, dann aber ist eine schon geprobte Szene erst nach dem Mittagessen dran, ausgerechnet die Liebeszene mit Sabine Böing, bei der wir uns am Boden wälzen, und die wir vorsichtshalber nochmal üben, vor dem Mittagessen, aber dann muss ich mein Textbuch suchen, um während des Mittagessens noch lesen zu können, finde es aber nirgends, die Zeit vergeht, ein Techniker schlägt vor, seines zu kopieren, und auf der Wiese vor der Botschaft, dem zum Teil bewaldeten Hang, frage ich mich, wie das Drehen weitergehen soll, wenn ich jetzt verhaftet werde und nicht sofort wieder rauskomme, der Aufnahmeleiter kommt, läuft ein wenig mit mir den Hang runter und tröstet mich, verbreitet Zuversicht, der ich nicht traue, womöglich checkt er schon Ersatz ab und ich stehe unten am Tor, neben einem kleinen Blockhaus, als ein Typ durch den Wald zum Ausgang kommt, einen Schlüssel in der Hand, und mir zuzwinkert, aufschließt und vorschlägt, dass ich abhaue, aber könnte eine Falle sein, und dann wäre es mit dem Drehen ganz aus, und ein anderer Typ meint, ich sähe eh witzig aus mit meinem Hemdchen und untenrum nackt –

– ich muss wieder mal in den Knast, bekomme eine Luxuszelle, eine Suite mit mehreren Zimmern, die sogar auf verschiedenen Ebenen liegen, und es kommen vier Wächter mit einem riesigen Blumenstrauß und anderen Geschenken, Prinz Eisenherz ist dabei, sie sind höflich bis devot, und bringen außerdem eine Glückwunschkarte von Kittys Tochter, ein gefaltetes blaues längliches Kunstwerk mit Walen und mit einer zart-heftigen Liebeserklärung, die mich tief berührt, aber dann muss ich wieder mit den Wächtern reden und wir rechnen aus, wie viele Jahre es her ist, dass ich zuletzt da war, im Hof, der wie ein Zoogelände mit Felsen, verschlungenen Wegen etc. gestaltet ist, begegne ich Rudi Meier, auch Einzelhof mit Wachbegleitung, »auch wieder da«, sagt sein Wächter, und Rudi Meier setzt sich auf einen Stein und lächelt, er hat auch einen Regenüberwurf aus Plastik an, wie ich, und es beginnt, stark zu regnen, und zurück in meiner länglichen Parterrebude, vor der auf der Straße ein Loch gebuddelt wird, kommt ein Kollege, und wir bringen durch Stiche in einen schwarzen Sack meine Mutter um, was mir, als wir das kleine schwarze Bündel, das höchstens fünfzig Zentimeter lang ist, neben das Loch legen, sofort wahnsinnig leid tut, aber nun ist es zu spät, es ist entsetzlich, ich rufe auf der Straße stehend die Bullen an, und der Typ am anderen Ende versteht kaum etwas, ist sanft und verständnisvoll, »sprechen Sie langsam und deutlich in Ihrer Telefonzelle, gehen Sie ganz hinein«, aber es ist sinnlos, ihm zu erklären, dass ich gar nicht in einer Telefonzelle stehe, und während ich versuche, ihm die Gideon-Bacher-Straße zu buchstabieren, kommt weiter vorne, wo Rolf Staudenberger wohnte, eine riesige Fastnachtshand aus der Ausfahrt gequollen, und mit den Bullen kommt die Presse, vor allem eine in braunes Wildleder gekleidete Fotografin, die alles genau fotografiert, das Fenster, mich, Details, und während sie sich zum Fenster hinausbeugt, klopft ein hinter ihr stehender Kollege auf ihr feines Ärschchen und sagt: »das ist doch was?«, worauf sie aber nur zynisch reagiert und weiter fotografiert, und dann reden wir alle, Bullen und Fotografen, ich drinnen am Fenster, sie draußen im Halbkreis davor, was wohl los ist, vorsichtig sind sie, wollen meinen Wahn nicht direkt aussprechen, aber ich weiß selbst inzwischen, dass alles nur Einbildung ist, denn es gibt ja keine Leiche, und ich hoffe, dass das nicht publik wird – Heiner bringt mich zurück in den Knast, aber ich habe wahrscheinlich die Kassette vergessen; er meint, das sei doch egal, sei doch bei ihm gut aufgehoben, und ich suche in den großen, mit einem Durchgang verbundenen Zellen, finde sie aber dann doch in der oberen Jacketttasche vorne, um dann mit zwei Kollegen noch irgendwie zu feiern, wozu wir aber erst bei Beatrice Feldmann im Lädchen uns versorgen, einer holt sich einen Flachmann und hebt ihn begeistert hoch – in dem Saal vor meiner Zelle packe ich mit einem Wächter Zeugs aus, das auf einem riesigen Haufen liegt, alles meins, einen Brief mit Kassetten, eine Stange, was ich alles mit reinnehmen kann, und schließlich noch eine Paketrolle, die aber mit Tesa beklebt ist, unendlich viel Tesa, Nata im halblangen Rock hilft auch, die Tesastreifen abzureißen, und die Rolle ist vier bis sechs Meter lang, mit mindestens fünfzig Zentimetern Durchmesser –

– mit Peter Timm nach Drehschluss die Idee, einen Film nur mit Leuten zu machen, die erzählen, was sie machen würden, wenn sie Millionär wären; ein Schauspieler fängt sofort an, zu erzählen, was er dann täte, dermaßen affektiert und deutlich nur, um dann dazu engagiert zu werden, dass es peinlich ist • morgens bei Türcke stehe ich auf und muss pinkeln und merke, dass ich schon anfange, obwohl ich noch im Zimmer stehe, bremse, denke, wie krieg ich das nur weg, mit Tempos auftupfen –

– ich will eine Probefahrt mit dem kleinen, runden Mazda machen, aber es dauert ziemlich lange, bis der Techniker ihn zusammengebaut hat, er wird zusammengesteckt, das Hinterteil will ich eben selber noch dranstecken, wobei der Wagen gar nicht soo klein erscheint, aber als ich kurz nochmal reingehe, ist er hinterher weg, hoffentlich muss ich ihn jetzt nicht bezahlen • wir treffen uns alle, die meisten sind drinnen, im großen Haus, ich stehe noch draußen und mache was am Boot, da steckt mir jemand, dass zwei von uns mich deswegen kritisiert hätten, nach dem Motto, ich mache nur, wozu ich Lust hätte etc., und ich rase wütend rein, stelle die beiden, die gesondert zusammenstehen und tuscheln, zur Rede − einer könnte Willy sein −, betone, dass es mir zu verdanken ist, dass das Boot repariert wurde, wodurch es, ganz nebenbei, auch als Schlafplatz, gerade für ihn, Willy, erhalten bleibe, und es ist dann sofort alles klar, große Versöhnung, wir umarmen und küssen uns zu dritt, und als ich rausgehe, steht da Elisabeth auf dem Platz mit einem Koffer und will gehen, ich frage erstaunt, warum sie nichts gesagt hat, aber sie will zu einer Frau mit der sie zusammenleben will, einer Lesbe und eine ganz tollen Wahnsinns-Übernutte, die es schafft, auf einem Blumenpodest ohne Blumen, auf dem Platz, direkt neben uns liegend, aber nicht zu sehen, gleich drei Männer gleichzeitig, die geil an sie ran wollen, abzuwehren, nicht ranzulassen, zu verscheuchen –

– wir schlafen zu mehreren oben in einem kleinen Zimmer, aber es wird jetzt Zeit, aufzustehen, wenn man raussieht, wird man halt gleich durch die die runden Bögen vor, beziehungsweise an den Fenstern der mehrstöckigen Häuser, daran erinnert, dass wir in einem arabischen Land sind, und ich unterhalte mich noch ein wenig mit Nägele, dann müssen wir aber runter zu Renates Geburtstagsfeier, wo auch schon einige da sind, aber es sind nur elf Leute und Renate ist frustriert, schaut traurig, enttäuscht, will es sich aber nicht anmerken lassen, außerdem muss sie dauernd irgendwelche der vielen Kinder versorgen, die mitgebracht werden, was ihr auch nicht gefällt, und die Kinder hauen sich –

– in der Vorhalle des Hauses, zu dem ich streckenweise schon geflogen bin, rede ich mit einem über den Rollstuhlfahrer, von dem auch schon in der Straßenbahn die Rede war, und er behauptet, der sei tot, aber kurz darauf kommt er in seinem Rollstuhl angefahren, und so kann ich mit Nata gehen, wobei ich ihr das Fliegen zeigen will, es aber nicht schaffe, zu zweit abzuheben, {der Zwischenstop unter der Brücke auf dem Weg in die USA} und dann lange durch die Verkaufshallen irre, wo ich noch einen Rest von dem samtartigen Stoff für Erika suche, den es aber nirgends mehr gibt, höchstens noch nachgemachten, und es wird auch immer eiliger alles, ich muss zurück, fliege knapp über eine Stunde, wird auch gleich geschlossen, nur noch wenige Minuten und das Wehr an dem Fluss vor dem Haus, in dem der Rollstuhlfahrer wohnt, die vielen Gusseisenräder, Zahnräder und Schiebetüren überspringe/fliege ich gerade noch, sehe aber dann auch schon Heiner und Erika, die noch warten –

– bevor ich in die Dichterausstellung reingehe {nachdem ich aus dem Tunnel kam {wie ich Rosemarie Fendel traf, im Tunnel in Tirol!}}, führe ich noch einen Smalltalk mit einem Fachmann, und drinnen kann ich ein dickes, halbgebrauchtes Notizbuch des Dichters haben und weiterführen, mindestens zehn Zentimeter dick, einige Seiten bedruckt, einige mit Bildern beklebt, die zum Teil wieder rausgerissen sind, eigentlich nur wenig frei, aber Angelika Müller, die kurz vor mir da war, hat zwei andere Bücher bekommen, in denen viel mehr frei ist, und ich bin ein wenig eifersüchtig –

– wir machen einen Spaziergang mit Inge, Johannes und Ruth, und Ruth hängt sich an der anderen Seite bei mir ein, so dass ich zwischen ihr und Nata gehe, die spitz sagt, dass es auffällig sei, wie nett ich Ruth fände, worauf ich sage: »ja, jedesmal netter«, worüber sich Ruth freut, was Nata kokett findet, und der Streit steigert sich, bis ich sage: »okay, dann gehen wir jetzt schon nach Hause«, und alle kehren um, kriechen mühsam einen Berg hoch, auf allen Vieren, und zuhause bei Inge und Johannes müssen wir erstmal Wäsche aufhängen, bevor wir den Honda aus dem Parkhaus holen können; Johannes gähnt, und will erstmal ins Bett, wenn wir weg sind, wozu ich sage, dass es dann ja gut ist, wenn wir schon abhauen, und dass er Flo, den ich ja neulich beinahe besucht hätte, einen schönen Gruß sagen soll, worauf Johannes sagt, dass Flo sehr sauer gewesen sei, alleine kalten Kaffee zu trinken, sei nun mal nicht so attraktiv, und er habe drei Stunden gewartet –

– ich komme zu einer RAF-ähnlichen Gruppe in die Berge; es gibt Häuser, eins im Tal und eines oben, und unten rede ich erstmal mit der sehr netten Frau, die gerade eine Filmzeitschrift durchblättert, und ich biete an, für alle zu kochen, Spaghetti mit Champignonsauce, beschreibe es genau, und sie findet es sehr lecker, und dann suche ich nach der Ankündigung des »Bettenstudent« und zeige sie ihr und den anderen, erkläre den Film, aber ohne zu sagen, dass ich derjenige, welcher bin, sie zeigt mir ihre nackten Schenkel bis zum Ansatz, und während wir weiter blättern, macht ein anderer Typ mit einem Revolver mit langem Rohr rum, spielt rum und macht sich wichtig; ich kritisiere das scharf und sie stimmt mir zu, wendet aber ihre Knarre, als sie sie weglegen will, auch an ihm vorbei und ich ermahne sie, eine Knarre niemals gegen Menschen zu richten, wozu sie mir bepflichtet, aber noch sagt: »außer auf meine Sekretärin« und lacht, aber dann muss ich hoch zur oberen Dependance, wo Kohl fett an einem Tisch sitzt und auch nichts zu kiffen da ist, beinahe wäre was da, und Kohl sinniert darüber, was er nach der Pensionierung macht, welchen Wagen er fährt, ob eventuell S-Klasse; ich sage scharf: »so was tut man nicht«, und er stimmt mir zu, ich wiederum gestehe zu, dass er so was als Dienstwagen ruhig fahren kann, aber danach nicht, und er geht seufzend und fett raus • Speitel hatte bis vor Kurzem was zu rauchen, raucht aber nie wieder und ist reuig, und ich beruhige alle anderen, dass ich unten was zu essen koche, weswegen wir dann auch gehen; ich überlege lange, ob ich den braunen oder den weißen Mantel anziehen soll, habe aber auch noch den dünnen weißen, den mir einer hinwirft, weshalb ich beide weißen Mäntel übereinander anziehe, und in dem einen finde ich glatt einen Knubbel in Silberpapier, aber es ist ein Stück Gemüse, kein Shit, und während wir den Bergweg runtergehen, würde einer am liebsten einen Film drehen, ich muss ihm aber erstmal erklären, wie umständlich das ist, dann beschließen wir, ein Spiel zu spielen, das man drehen könnte, eher ein tanzartiges Ritual, bei dem man umeinander kreist und Büschel und Äste auf den Boden schlägt, die einen machen es rechts von uns in einem umzäunten Bereich, wir links vom Weg neben weiten, abschüssigen Berg-Feldern, und im Hintergrund kommen zwei Pferde auf Rollschuhen, balgen miteinander um ein Tuch, rasen mit irrer Geschwindigkeit den steilen Hang hinauf und hinunter, bremsen vor einer Hütte am Hang, und ich denke, dass das ein schönes Hintergrundbild gewesen wäre, wenn wir gleichzeitig gedreht hätten, aber so was lässt sich ja nicht rekonstruieren, und da erstarren die drei auf der eingezäunten Wiese Stehenden, in der Mitte eine Frau, die Typen rechts und links, und sie nackt und breitbeinig; eine in eine Menschin verwandelte Pferdefrau, streichelt ihre Vulva mit einem dünnen Ast, das Gesicht verzückt, mit geschlossenen Augen gen Himmel gerichtet und sie schiebt den Stock ein bisschen in ihre Vagina rein und raus rein und raus, und ich denke, das kann doch nicht so guttun, das ist doch viel zu dünn –

– ich drehe, sitze im Restaurant des Schiffes und Nata macht Vorwürfe übelster Art, wir verkrachen uns so, dass ich, obwohl gerade Maren kommt und sich an den Tisch setzt, aufstehe und aufs Zimmer gehe und mir die Zähne putze, plötzlich legt Nata ihre Hände um meine Hüften und fährt runter, lacht, aber ich gehe trotzdem, weiter zähneputzenderweise, raus, sie sagt »Schatz«, findet es aber selber blöd, und auf dem weiten Hotelgang sehe ich den Regisseur mit seiner Frau, die auch die Hauptdarstellerin ist, was ich problematisch finde; er muss gleich ins Bett, weil er schon alt − fünfzig − ist und am Ende des Ganges kommt ein Whirl-Swimmingpool, ist aber ein Zimmer, Doppelzimmer hintereinander, dessen Tür offen war, und ein Mann im Bademantel liegt in der Badewanne und protestiert gegen mein Reinkommen; ich, immer noch zähneputzend, entschuldige mich, was er akzeptiert, wir wiederholen das • Nata, sturzbetrunken, prügelt sich mit einem, alle anderen sind auch betrunken, ich steige vom Hochbett und reiße sie auseinander und schimpfe • in einer Art Schauspielhaus auf der Probebühne oder einem Dreh, will ein Journalist was von mir, aber wir gehen lange hin und her, ich weiche aus, andere Schauspieler sagen aber, der sei ganz wichtig und toll, und ich verabrede mich mit ihm in einem anderen Raum, weil ich vorher Nata holen will, komme aber nicht dahin, weil alle Durchgangsräume und Hallen von Proben eines Regisseurs, der Massenszenen arrangiert und selber ein Faschist und Reaktionär ist, besetzt sind, Anzenhofer und Wittman gehen vorbei, mit Knarren, als Wachbeamte, die aber echt sind, danach sehe ich dann endlich den Journalisten nochmal, wie er mit seiner Assi auf und ab geht, und tut plötzlich ganz desinteressiert und abweisend, was aber eine Taktik zu sein scheint, aber dann kommt er, fragt, sich vertraulich zu mir wendend: »in welchem Orden sind Sie denn«, muss aber noch seine Schreibmaschine holen; ich bespreche schon mit Nata die Antwort: »nein, kein Orden mehr …, aber Kampf gegen Ungerechtigkeit«, was mir blöd vorkommt wegen des Komitees gegen Ungerechtigkeit, »Schweinereien«, wie primitv, Nata verzieht das Gesicht, »Korruption der Politiker etc.« – inzwischen hat er seinen Schreibcomputer ausgepackt, der nicht ganz in Ordnung ist, weswegen er einen Teil innen rausnimmt, der eine normale Reiseschreibmaschine ist, und er stellt die Frage neu: »besteht der Orden fort?«, was ich blöd finde, sowohl wegen der Tendenz, als auch, weil dann die Antwort nicht mehr ganz stimmt, zumal ich inzwischen Wut habe: »gegen alles, was Skandal ist«, was ich dann noch genauer definieren will –

– nach der Umgestaltung der Speisewagen muss man aufpassen, sonst kommt man neben Rechten zu sitzen • neben mir geschälte Steine, teilweise geschält und die geschälten Stellen leuchten • ich lerne eine sehr sympatische Frau kennen, wir tändeln, reden, zum Teil tanzen, und es kommt zu Annäherungen, und es stellt sich heraus, dass sie zu einer Amsterdamer elitären Szene gehört, in deren Haus sie mich führt, wo wir nur noch tanzen, wobei sie sich auszieht, ich ihren Körper küsse während des Tanzens und noch mehr, aber dann kommt ein anderer Typ und will auch was von ihr, wird aber von ihr abgewiesen, ich finde ihn auch blöd, schmierig und knirpsig, aber die Drumrum-Stehenden mischen sich ein, haben zum Teil Gasmasken-artige Brillen an und diskutieren den Fall, der schwierig, unlösbar ist, weil der Schiedsgerichtstyp nicht da ist, und meine Sicht, nach der explizit und freundlich gefragt wird, auch akzeptiert wird: dass ich den anderen Typ blöd finde und nichts von ihr will, wenn sie ihn nimmt, vor allem nicht zu dritt, aber jetzt gehen wir alle eh in einen anderen Saal, weil der WDR Aufnahmen über diese Szene machen will, und während ich mit ihr die Treppe hochgehe, wundere ich mich, dass der WDR so etwas exotisch findet, dass ich zum Beispiel einen Kaftan trage, sei doch völlig normal, und ihr fast durchsichtiges Kleid an sich auch; das ist ihr aber egal, man macht es eben, Hauptsache, wir können uns weiter küssen und streicheln und anfassen, wobei sie erzählt, dass ihr Freund und dessen Freund Fußball so sehr lieben, sie aber gar nicht, weshalb es Probleme gibt, und es insofern doppelt schlimm wäre, wenn sie z. B, plötzlich eines morgens in der Sonnenleite aufwachte, was ich verstärke dadurch, dass es dann mit Renate auch eine Katastrophe gäbe, will halt jetzt so lange noch schmusen, wie es geht, aber dann will eine in dem Raum, der wie ein Hörsaal aussieht, eine abschüssige Fläche, aber glatt, und da will einer sein Auto rückwärts rauffahren, was schon allein deshalb nicht geht, weil die Hinterreifen ja Antrieb sind und, sobald die über die Kante zur Ebene hinaus sind, in der Luft hängen und durchdrehen, der Wagen rollt wieder runter und reibt die Reifen ab, es stinkt vom Abgas und Gummi, ich fliehe aus dem Raum, auch die anderen schimpfen, das Afghanistankomitee nebendran könne doch nichts dafür, das ertragen zu müssen, das sei unzumutbar, aber der Typ versucht es verbissen weiter mit dem Wagen und der Qualm wird immer schlimmer, ich schreie, dass das alles Gift sei, und lande in einem Nebenraum, wo ich aus dem Fenster schaue • wir haben uns einen riesigen alten roten Cadillac gekauft, mit tollen, ausschwingenden Kotflügeln und verschiedenen Ebenen von glänzenden Stoßstangen, drei Sitzreihen und ein flach abfallendes Hinterteil, wir fahren fast zu zehnt darin, und gehen in München erstmal essen, das Lokal ist gar nicht so toll, aber schon fein, das Essen eher normal, aber die Rechnung etwas unerwartet hoch: 1024,80; ich frage mich, ob ich das vielleicht alles zahlen soll, beziehungsweise das von mir erwartet wird, aber die anderen, die auch ziemlich geschockt sind, fangen schon an, in ihren Taschen zu kramen, um zusammenzulegen; das Tolle ist, dass das Essen so gut gar nicht war, und dann kommt auch noch der Wirt und fragt, ob alles klar sei und dass wir uns ruhig Zeit lassen können mit dem Bezahlen − dass er sich nicht geniert, ist ungeheuerlich −, und einigen muss ich was leihen, und weil Bernie Zimmermann behauptet, woanders könne er was auftreiben, fahren wir mehrmals von einer Stelle zur anderen − jedesmal schwer zu parken! −, und wann wir je zurück nach Bochum fahren, wird immer unklarer – wieder mit dem roten Cadillac unterwegs, will ich hinten in das letzte weite flache Teil, aber der Deckel geht hoch und wir müssen halten, es ist ein Industriegelände in Halle /Saale, und während die anderen mit dem Wagen eine Runde fahren, warte ich in einer Halle neben umgeschulten DDR-Managern, die sich über ihre Arbeitsbedingungen unterhalten, und ich denke, dass die bloß nicht unseren Wagen sehen dürfen, weil sie ihn sonst haben wollen, und wir sie abwimmeln müssen, da kommt der Wagen und Renate beklagt sich, dass alle fahren wollen, obwohl nicht jeder mit dem großen Fahrzeug umgehen kann, weshalb ich sage, dass ich ans Steuer will, wovon Micha frustriert weggeht, und ich sitze in der dritten Reihe auf einem harten und zu kleinen Kissen –

– ich spüle mit Nata ab, da sehe ich einen Brief von einem Knacki, der ¾ des Blattes kreisrund anordnet, auch Zeichen malt und sich beim Bochumer Museum bewirbt, aber die Zeichen sind ganz anders als meine, und vor dem Abend will ich noch schnell den »Großen Bellheim« besteigen, diesmal aber von der anderen Seite, ich gehe ein Stück in Richtung der Hütte, die auf halbem Weg liegt, bis ich den Gipfel sehe und denke, dass ich dann die Wanderkarten noch rausholen muss, und es ja eh schon schneller geht, als man denkt, auch wenn der Gipfel imponierend weit weg ist • Mirjam macht noch zwei Videokopien und kommt damit zum Auto, lose in Papptüten, auch die Aufkleber hängen lose davon, aber der Song spinnt, egal, was ich drücke, er läuft schnell vor oder zurück und ich denke: »jetzt ist er endgültig kaputt«, aber dann geht er doch wieder, und ich lausche am Kopfhörerausgang vorne, ob auch Musik kommt, die tatsächlich zu hören ist, große Erleichterung –

– ein öffentliches Gebäude mit vielen Treppen, auf denen wir teilweise sitzen und reden, oben im Hotel stehen wir im Gang vor dem Zimmer mit zwei Frauen, denen das Zimmermädchen Handtücher aus einem Schrank gibt, da geht gegenüber die Tür auf und ein nackter Mann kommt heraus, geht an mir vorbei und macht eine der Frauen, mit »na, kleine Frau« an, worüber sich alle empören, ich auch, was mich dazu anregt, die Geschichte zu erzählen, wie Angela mir eine runterhaute, gleich zwei mal, wobei ich betone, dass sie Angela hieß, nicht wie die eine Frau, Angéla, aber wie der Dreh laufen soll, ist unklar {der Ami-Schlitten, den ich vom fünften Stock aus unten einfahren sah}, es sind Massenszenen, die Leute stehen im Hof rum, man muss noch warten, es wird ein Nacht-Dreh werden, das heißt, ich bekomme die letzte Maschine von Berlin nach Düsseldorf kaum mehr, die Bullen stehen herum, haben Tiere dabei, auch Pferde, die zum Teil von Irren beziehungsweise Debilen betreut werden, die selbst geführt werden müssen, aber wie wir dann in zwei Autos hintereinander am Straßenrand stehen, frage ich mich, ob uns die Aufnahmeleiter vergessen haben, aber es sind drei Schauspieler, und die können nicht vergessen sein, außerdem sitzt einer auf der Straße, mit dem wir was dealen, und der das Geld in Plastiksäcken, die wie Birnen aussehen, über das Trottoir schiebt –

– Krach in der Gruppe, die ich gerade besuche, einige gehen frostig, und ich gehe runter in die Werkstatt, wo ein Typ, leicht Ebby und Bert ähnlich, seinen Shit-Kuchen anpreist, verschiedene Größen und Stärken; bei den mittleren Teilen ist, sagt er: »so’n Piece« drin und deutet mit den Fingern ein fünf Zentimeter großes Stück an, aber ich kaufe von einem anderen ein Piece für zwanzig Mark, was ich morgen kriegen soll, er schaut aber so gierig auf meinen Zwanziger, dass ich ihn ihm schon jetzt gebe, wobei er erzählt, dass, wenn er fünfhundert hätte, er »Schnee kaufen könnte, reinstes Kokain«, und verdreht die Augen, auch »Bert« stimmt zu, offensichtlich denken sie, ich hätte das Geld, muss aber passen und gehe ins Wohnzimmer, weil Gäste gekommen sind, mit Kindern sogar, rufe Nata und ich trete ein und begrüße Julia und Angela mit Kuss auf den Mund und setze mich dazu, wie viele andere noch, und Julia lästert über die Wohnungseinrichtung, was mir aber nicht viel ausmacht, und wie ich auf die lange Bücherwand sehe, sage ich: »ist halt wie in der Lützenkirchenstraße und da fühlst du dich ja nicht so wohl«, wozu sie nickt –

– Proben zu einer Dreh-Szene mit Zelt im Studio, wo wir alle drumrumstehen, die Regisseurin und der Produzent tun so, als wäre alles ganz schwierig, ich finde es aber leicht, und in der Pause latsche ich im Studiogebäude rum und treffe in einem Raum Fips, der auf einem hohen Podest Schlagzeug spielt, einer begleitet ihn auf einer Orgel, ich will mitspielen, muss dazu aber erst einen Stecker wo reinstecken, finde aber den Anschluss nicht und komme in einen anderen Raum, einen länglichen neben dem Klo, wo ein Mann steht und sich die Hände wäscht und eine Frau herauskommt, eine Aktenmappe unterm Arm, und sagt: »ich bin jetzt Sozialfachfrau« und sich freut, und bei der Rückfahrt müssen Nata und ich uns bei der Bushaltestelle trennen, weil wir in verschiedene Richtungen fahren; mein Bus nach beziehungsweise in Richtung Nürnberg ist auch schon da, wartet aber noch, weswegen ich schon mal mein ganzes Zeug, Taschen etc. über den Sitz hinter der Fahrerin stelle, die gerade aussteigt und erstmal Pause macht, sehr freundlich ist, weswegen ich ihr anbiete, mich nachher neben sie zu setzen und ihr Geschichten zu erzählen, damit sie nicht einschläft, weil ich es sowieso einen Skandal finde, dass die Busfahrer die ganze Nacht allein durchfahren müssen, aber sie soll dann immer Kommentare geben, damit sie nicht von meinen Erzählungen einschläft • eine Frau ruft über den Zaun: »München 33 09 84« • ich besuche die Alten im Krankenhaus, sie liegen zusammen in einem großen Zimmer ums Eck, und als die beiden Putzmänner kommen, gibt es eine lange Diskussion, ob sie auch richtig putzen, und sie leugnen alles, weisen alles zurück, sitzen auf ihren Stühlen und sind stur in ihren Blaumännern und bevor sie dann endlich zu putzen anfangen, legen sie sich mit aufs Bett, bei je einem und die beiden Alten lassen sich das gefallen, scheinen es gewohnt zu sein; ich bin empört, schimpfe und tobe, aber die beiden Typen machen es sich bequem und scheinen erstmal zu schlafen, während sich Erika und Heiner zur Seite drücken – ich laufe durchs Krankenhaus, gehe auch ins andere Zimmer, wo Knackis auf Matratzen am Boden rumlungern und als ich über einen weiten Gang wetze, sehe ich im gegenüberliegenden Haus in einem großen Zimmer viele Leute, darunter Fips und, auch zu mir hinüberschauend und mich gleichzeitig erkennend, Olga, weswegen ich sofort in dieses andere Haus rüberrenne, wo sie auch alle schon auf mich warten, ich bin aufgeregt, und die Begrüßung mit Olga ist steif, aber ohne Vorwürfe oder alte Animositäten, wir küssen uns förmlich auf die Backe, lachen verlegen und sagen dass das ja »filmreif« war, wie wir uns durch die Fenster der Häuser gesehen haben, und ich denke auch, dass man das mal verwenden müsste, »wie geht’s?«, »was machst du?«, alles eher rituell-ratlos, sie beginnt zu erzählen, dass es ihr ganz gut geht, da ist es mir unangenehm, wenn alle zuhören, was sie auch neugierig wohlwollend tun, und ich will erstmal einen Tee, woraufhin sie verschwindet, Fips spielt ein Brettspiel und raucht dazu einen riesigen Joint, an dem ich mitrauchen will, andere auch, er ist gleich runter und Fips schimpft lachend, es solle jeder was abbekommen, während ich verwirrt meine verstreuten Sachen suche, und eine Frau aus der Gruppe etwas von mir will in Sachen RAF, neugierig ist, bis Fips lachend sagt: »die lässt keine Ruhe, bis sie erzählen kann, dass sie dich getroffen hat und jetzt weiß, wann der nächste Anschlag ist«, aber dann kommt Olga zurück und beginnt, etwas steif lächelnd, aber mich anrührend, davon zu erzählen, dass sie in Tunesien war, sechs Jahre lang, »in dieser Diktatur«, aber wieder finde ich es unangenehm, wenn alle zuhören können, und schlage vor, dass wir in ihr Zimmer gehen, ein mit nur zwei Betten eingerichteter, eher dumpfer Raum, »hier wohne ich mit Dominik oder Benedikt soundso«, sagt sie; es sind altmodische Betten, auf denen bunte, aber tendenziell spießige Decken liegen, sonst ist der Raum leer, aber sie macht die Balkontür auf und zeigt mir die riesige Parkettbodenterrasse im ersten Stock, die sich über die ganze Breite des Hauses oder auch der weiteren daneben erstreckt und bis fast zu den gegenüberliegenden, die ebenfalls teilweise solche Terassen haben oder riesige grüne Balkone, »leider fehlt noch die Treppe« sagt sie entschuldigend {meint wohl die nach unten, denn nach oben führen einige Gittertreppen}, und ich frage, warum sie denn nun so lebt, »ich bringe Leute auf Dope«, sagt sie, und ich denke, dass es wohl nur Haschisch sein wird und nichts Schlimmeres, und beschließe, etwas bei ihr zu kaufen, ein Gedanke, der, wie überhaupt das Zusammentreffen, mich etwas deprimiert • ich bin bei einem Seminar in einem etwas dunklen Raum und der Vortragende berichtet von Leuten, die zehn mal so viel wie andere verdienen, was unglaublich ist, unvorstellbar, und weil er mein Entsetzen in meinem Blick sieht, schaut er mich an und wiederholt es auch den anderen gegenüber, und wir alle dürfen aus durchsichtigen Schächtelchen, in denen Miniaturen aus durchsichtigem Plastik liegen, etwas aussuchen, Püppchen, winzige Laternen, Pfeifen, auch ein Büchlein ist dabei, in rosa, was ich aber langweilig finde, weil so was gibt’s ja schon, eher ein Flötchen oder ähnliches, aber ich muss mich beeilen, zum Zug zu kommen, alle sitzen so gemütlich auf der Wiese, mitten in München und sagen, ich soll doch bleiben, bis mir ein Inder hilft, den Pilotenkoffer zu packen, so dass ich plötzlich, als ich losrenne, merke, dass ich zwei habe, wieder zurück zu der Gruppe auf der Wiese, wieder hilft der Inder, das Zeug aus der zweiten noch in die erste zu packen, und ein anderer erklärt mir umständlich, wie ich zu der Wohnung in der Maximilianstraße komme und von dort zum Bahnhof, wobei ich erwähne, dass ich erst neulich im Palast-Hotel gewohnt habe und mich sehr wohl in München auskenne; der Zug fährt aber schon in zehn Minuten und in dem Haus renne ich bis unter den Dachboden, weil ich bei den vielen Türen, Gängen und Etagen nicht Bescheid weiß, und als ich zurück will, ist die Tür zugefallen, hat weder Türklinke noch Schloss, ich muss sie aufbrechen, runter vors Haus, wo Fips mit einigen aus der Gruppe hockt, mir seinen Schlüssel, einen riesigen Bund mit Beschwerer, leiht und wieder hoch unters Dach, wo ich den Rest packe und Brote schmiere, und dabei aus meiner Uhr laut unsere alte Musik höre, bis eine Frau von noch weiter oben runterkommt und wütend schimpft, ich solle nicht solchen Krach machen, wogegen ich mich rechtfertige, dass ich ja nicht wusste, dass da noch jemand ist, wovon sie besänftigt wird, und sie hilft mir, das Zeug alles runterzutragen; zwei Brote, eines davon mit viel Salami belegt, habe ich zu viel und gebe sie unten Fips, muss aber nochmal hoch, wo ich Gert treffe, der auch in dieser Kommune wohnt, was mich freut, wir kommen ins Gespräch, weil wir uns ja lange nicht gesehen haben, es ist auch viel zu spät für den Zug und ich überlege, dann doch morgen zu fahren, möchte aber nicht mit Gert in einem Bett schlafen, denke, es wird sich in dieser großen Wohnung, wo so viele wohnen, doch was finden, und erzähle von dem Seminar, wie der Mann von den Leuten erzählte, die zehn Mal so viel wie andere verdienten –

Traumprotokolle

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