Читать книгу Traumprotokolle - Christof Wackernagel - Страница 6
Ab 10. Mai 2011
Оглавление− wir gleichen Werte ab für die Träume, wie Vorlagen, was sich als Vorlagen eignet und was nicht, aber es sind immer nur »eins« oder »zwei«; ich sitze glückselig lächelnd auf einem Stuhl in der Mitte des Zimmers und nicke ab –
– jeder darf zum Geburtstag eine Stelle vorlesen, und wenn sich verschiedene Leute die gleiche Stelle aussuchen, kriegt man auf diese Weise die verschiedenen Interpretationen mit • eine riesen Versammlung auf dem Dach zur Verbreitung, aber wenn man dann die Leute sieht, die direkt was machen, ist das ein ganz kleiner Prospekt und man kann gar nicht richtig loslegen, weil man dann selber wird • »Tatortkommissarsassistentin brachte sich kurz vor dem fünfzigsten Jubiläum um« – »das stieß auf spartenübergreifenden Widerstand« • das gibt einen ein bisschen besseren Geschmack, wenn man es mit Weiblichkeit übergießt • treffe Sartre, der wegen eines Kongresses da ist, am Rande eines Drehs, wo er uns besucht, gleich wieder geht, aber dann wiederkommt, und ich begleite ihn dann zu einem offiziellen Essen von der Stadt Stuttgart, das zu seinen Ehren gegeben wird, und ich frage ihn, wie das ist, ob man da die ganze Zeit diskutieren kann und er sagt: »ja ja, kein Problem« und er erzählt, dass der Bürgermeister ein habgieriger Typ sei, der nur wolle, dass er, Sartre, komme, damit die Goldpreise steigen, und dann kommen wir mitten in die Vorbereitungen zu dem Essen, wobei ziemlich viele Leute um einen Tisch herumwuseln, der fast den ganzen Raum ausmacht, darunter ein Langhaariger im Siebziger-Jahre-Stil, der das Ganze leitet, den wir begrüßen und dem ich mich vorstelle, wovon er ganz angetan ist, findet es ganz toll, dass ich auch da bin, was auch gut zu dieser Siebziger-Jahre-Aufmachung der Veranstaltung passt, aber dann zerfällt wieder alles und sie machen eine gestellte Aufnahme mit einem Kameramann aus den siebziger Jahren, mit dem sie anfangen wollen und der da mit einem riesengroßen alten Ding rumfilmt, wobei so getan wird, als sei das ein historisches Dokument, dabei findet es ja heute statt und die Vorbereitung geht weiter, und da will ich Sartre mal fragen, ob er mir einen Rat geben kann, und erzähle ganz vertraulich, dass ich mal bei der RAF war und aber immer noch gerne mit anderen Mitteln weitermachen würde, aber bevor er antworten kann, sieht er einen Schwarzen – er selbst ist auch ein Schwarzer – und er will erstmal mit dem reden, weswegen ich nicht dazu komme, meine Frage zu stellen, was er denn meint, was man trotz allem noch machen kann, weswegen ich rausgehe und Leute auf blauweißen Plastikmatten am Boden sitzen sehe, die auch, zumindest teilweise, zu dem Kongress gehören und dann ist Sartre nicht mehr zu finden • ich warte in irgendeinem Saal, da kommen ein bisschen ausgeflippte Typen vorbei, von denen einer auf mich mit dem Finger zeigt und sagt: »now du für Gott work«, und das Ganze ist eine »Peter Timm Produktion« • ich suche im Lexikon nach der Göttin, deren Jubilar wir feiern, die auch da ist oder was und deren Leitspruch oder Motto heißt: »die Gerechtigkeit des Maßes«, ich finde einen ganz langen Artikel, mehrere Lexikonspalten, und ich kann mir kaum vorstellen, dass die dahin kommen wird, denn auf sie bezieht sich das mit diesem Essen, aber es wird dadurch viel länger, also allein die Vorstellungen der Beteiligten, der Bezug darauf wird dann so lang, wenn man das Ganze erwähnen will, was da im Lexikon steht, und ich habe bei diesem Essen mit ihr, der Göttin zu tun, bin an sie irgendwie gekoppelt – Brigitte Bardot mit einer ganz normalen, alten, abgewetzten Handtasche –
– ich stelle eine Dokumentation von allen unseren alten Arbeiten zusammen, kann aber nur ganz wenig nehmen, muss die Informationen dazu komprimieren, ganz schwierig und dann schau ich weiter oben in so ’ner Klappe, und da kommt dann immerhin nochmal ein neuer Artikel raus, auch mit Fotos, muss so die Zeit von »Abschnitt 40« gewesen sein, kann aber nur die kürzesten Zusammenfassungen und das Allernötigste nehmen beziehungsweise in der Dokumentation bringen • die neuen Gitarrensaiten haben eine »previt« – Kontrolle!, hätte ich sie doch gekauft als ich bei Knut war, aber da hat der Registrierungsprozess bei den anderen Sachen vorher gehakt, also die Speicherung dessen, was ich an dem Nachmittag gemacht habe – meine ganz normalen Tätigkeiten –, ist hängengeblieben –
– Zapfen, die aus dem Boden herausragen bis in Hüfthöhe, etwa zehn Zentimeter Durchmesser, und eine Blume oder ähnliches drin, was eine Installation zum Geburtstag ist, also man kann mit diesem Ding jemandem zum Geburtstag gratulieren; es gibt das überall, also im ganzen Land, und ich habe schon die Übersetzung davon, nur da ist das dann schon ein harmloser »Geisteszustand« oder Gegenstand, eben ein System von irgendwas, aber ich habe es noch auf der Höhe von wo es »gestreckt« ist, also wenn man etwas dazu sagen kann, es als Geburtstagsgruß ankommt3, aber es soll verboten werden, was ich verstehen kann, weil es genau auf Höhe der Geschlechtsteile ist, aber dieses Spezielle ist für Fips, an Fipsens Geburtstag, und es ist erst nach langen, umständlichen Bemühungen fertig, bei denen hochkomplizierte, langdauernde gruppendynamische Prozesse abgelaufen sind, höchstkomplizierte zwischenmenschliche Vorgänge bei der Zubereitung dieser Rohre in den konzentrischen Kreisen, weil die meisten Leute das gar nicht verstehen, was da gemacht wird, aber trotzdem mit »Hoheit«, also mit erhöhtem, fast euphorischen Gefühl ihren Job machen sollen, in einer erwartungsvollen Stimmung, also in dem Bewusstsein, dass man etwas Bedeutendes, Wichtiges, fast Historisches da macht, aber am Schluss ist dann trotzdem Ende gut, alles gut, endlich alles fertig hergerichtet, gebaut, installiert, und der Geburtstag von Fips kann beginnen und Fips wird sich sicherlich sehr freuen – unberührt bleibt die Konstruktion unverändert, das Gestell mit den Rohren in einem weiteren runden Gefäß, praktisch einen abgeschnittenen Ölfass, in Flüssigkeiten schwimmend, aber wenn man sie berührt oder versucht zu essen, verändern sie ihre Konsistenz • meine Zeichen am oberen Stockwerk sind weg, nur noch die Pappreste zu sehen, auf denen sie aufgeklebt waren, das wellige mittlere Zeugs der Pappe • mit Fips vor einer Buchhandlung in Afrika in das Schaufenster sehend, wo wir eine tolle chinesische Kulturzeitschrift entdecken, die wahnsinnig schöne, ästhetische, überzeugende Kunstwerke, Objekte abbildet und in Wirklichkeit eine längst eingestellte, also nicht mehr existierende Zeitschrift aus Deutschland ist, von der der Buchhändler noch eine letzte Restauflage gekauft hat, und als ich ein Heft davon haben will, lehnt das der Buchhändler, ein dicker, großer, souveräner Kenner, ab, weil er nur alles zusammen verkauft, nicht will, dass es weiter zerrissen ist, da es eh schon nicht komplett sei, zwar ziemlich viele Exemplare, aber eben nicht vollständig und kein Register hat, also man kann nicht richtig damit arbeiten könne, ist er bereit von achtundneunzig Euro auf sechsundneunzig runter zu gehen, was ich natürlich nicht kaufen kann und zudem ist die Frage, wie wir das transportieren wollen, aber er bittet uns trotzdem in die Buchhandlung, er spricht sogar Deutsch, wir setzen uns in den Garten von der Kunsthandlung und ich frage nach Hajek, ob er den für einen guten Künstler hält – weil von dem auch ein Objekt sogar auf einem Titelblatt dieser Zeitschrift abgebildet war –, aber er sagt ganz entschieden: »nee!«, aber das war auf dem Titelblatt der letzten, später dann eingestellten Zeitschrift, und Fips und ich sind eigentlich in einer ganz anderen Mission unterwegs und die Person, mit der wir verabredet sind, wartet jetzt schon lange und wird sich wohl wundern, warum wir nicht kommen, weil sie ja nicht weiß, dass wir hängengeblieben sind in dieser Kunsthandlung • wir treffen morgens vor dem Haus zwei Frauen, die wir am Abend vorher gesehen haben und die nochmal mit uns frühstücken gehen wollen, weil sie dann auch wegmüssen, auch unterwegs sind, wir gehen noch einen Kaffe trinken, und dann müssen die beiden weiter, während die anderen in eine Bibliothek wollen, ich aber plötzlich wahnsinnig dolle scheißen muss, schon denke, dass es hier in Afrika ja nur dreckige stinkende Löcher gibt, aber mir ist das egal, wenn ich nur schnell eins finde, aber dann gibt es tatsächlich am Rande der Vorhalle dieser Bibliothek, die wie ein großes Hotel ist, ganz normale Klos mit normalen Türen über denen bei einem auch ein Männchen gezeichnet ist, ich gehe rein und da sind wieder viele Türen zu den eigentlichen Scheißräumen, aber die verengen sich immer mehr zur Wand, bis zu einer nicht mehr durchquerbaren Lücke, hinter der das Fenster ist und ich denke schon, dass ich hier nicht mehr rauskomme, es ist wie in diesen Träumen manchmal, nur jetzt in Realität, und auch die Türen zu den Klos sind so dicht, aber man kann sie aufschieben, ich will sie aber nicht mehr zumachen, weil ich Angst habe, dass wenn ich drin bin, ich vielleicht nicht mehr rauskomme und mich wie in den Träumen ganz heftig konzentrieren muss, um wieder wegzukommen, aber dann kommt der Besitzer, ein gemütlicher, Vertrauen erweckender Typ mit einem Polizisten und zeigt mir, dass man die aufgeschobene Tür tatsächlich offen lassen, aber einen Vorhang, der auch oben offen bleibt, zuschieben kann, so dass man in Ruhe scheißen kann, woraufhin er freundlich lächelnd wieder geht und der Polizist, der eine schnieke Uniform anhat, auch dick, gemütlich und Vertrauen erweckend ist, sich noch seine Kappe aufsetzt, mich nochmal nett ansieht, bevor er abdampft – wobei ich denke, dass das alles so scharf und genau zu sehen ist, dass es kein Traum sein kann, beziehungsweise man mal wieder sehen kann, wie genau ein Traum sein kann, aber als ich dann alleine bin und endlich in Ruhe scheißen will, schaut ein kleiner Junge zum Fenster rein und sagt: »ach, das ist doch so schön, wenn man jeden Tag in Ruhe scheißen kann« und ich sage ja: »stengeln«, woraufhin der kleine Junge sagt: »ja, jeden Tag ein Weihnachtsbaum fällt« und ich mir vorstelle wie es aus einer schwanzartiges Kerze spritzt, Sperma rausläuft –
– eine neue Drucktechnik, bei der man das Ergebnis, wenn man es genau anguckt, dreidimensional sehen kann, sogar mit ein bisschen Geschichte, Verlauf der jüngsten Vergangenheit, wobei der Druck etwas wolkig aussieht, aber man muss genau hinsehen und dann wird es klar und deutlich • lauter kleine Päckchen und Tüten, also in Tüten verpackte Päckchen von Lizenzen und Kommunikationsgenehmigungen, Einteilungen, wann und wie viel man miteinander zu tun hat, wobei man den Zeitpunkt allerdings selber bestimmen kann, über den man sich auch gegenseitig informiert, und gerade ist jemand gekommen, der ein Päckchen mitgebracht hat, das wir verteilen, also jedem seinen Anteil von den Päckchen geben, also von den Tütchen, in denen drinsteht, mit wem man wann weiterredet, und es war dann keine Überraschung mehr, dass eine größere Sache aufgeteilt wurde; es sind viele kleine, verschiedenfarbige, aber gleich große und mit der gleichen Menge des Inhalts versehene beziehungsweise gefüllte Tütchen – in Puddingtütenform –, die in oben offenen Kartons verpackt sind und daraus verteilt werden • auf Seite zweihundertundirgendwas ist rechts oben in der dritten Spalte ein Block zerfetzt und in der Zeile danach ein Wort nur halb • ich beherrsche ein neues Übertragungssystem, das durch Gedanken ausgelöst oder ausgeführt wird und nicht über den Rechner, aber dann fehlen teilweise zwischen den Absätzen beziehungsweise Abschnitten, also jeweils neuen Nächten, die Trennstriche • ich gehe am See, Meer oder Fluss entlang und komme zu einer Luxusferienhotelanlage, frage mich noch kurz, ob es dieses einzige hohe hellrotbraune Hotel ist, das man von überall sieht, merke aber gleich, dass es das nicht ist, sondern nur unten rum so aussieht, und im unteren Eingangsbereich – das ganze Ding beginnt erst im ersten Stock und steht auf Stelzen – ist ein Juweliergeschäft, das gerade jemand betritt, was wieder mal ein Beweis dafür ist, wie viel Geld in diesem angeblich so armen Land in Umlauf ist, was einem keiner glaubt, aber dann gehe ich eine ganz steile Treppe hoch, eine sehr enge, quadratische, und stelle oben fest, dass es gar nicht rausgeht {wo ich sonntags in das offene Büro kam, in dem niemand war, aber man die Geräte benutzen durfte}, stelle dann aber fest, dass es doch rausgeht, und bin dann in einem Kleinbus, einem viereckigen, schmalen Ding, das haargenau in den Gang passt, durch den es fährt, außerdem fährt diese Kiste seitlich, nicht vorwärts, und es gibt tatsächlich auch hier eine Tür, die ich bitte aufzumachen, aber es wird eine andere Tür aufgemacht und ich komme raus und es laufen zwei Straßen am Fluss Niger schräg seitlich zusammen, auf denen viel Verkehr ist, was wieder mal eine Bestätigung dafür ist, was für einen Luxus es hier gibt in Afrika, und wie sie wohnen, die Weißen, aber ich komme dann in ein Büro von drei weißen Männern, durch das ich auf die Straße gehen kann, wo ich aber zum Abschied frage, ob ich ein Papier haben kann, um mir Notizen zu machen, wozu der eine ganz entschieden sagt: »also das gibt es hier nicht!«, aber ein anderer gibt mir heimlich einen kleinen Zettel mit, auf dem, wie ich draußen lesen kann, zwar handschriftlich, aber gedruckt, steht: »Alles für die Rechnung«, es ist also ein Rechnungsprüfungsbüro, und dann bekomme ich Putzzeug von einer Frau, lauter kleine Tütchen mit Putzpulver, das zum Teil auch Knut gehört, und ich überlege, ob ich jetzt schon anfangen soll zu putzen, gleich • ich erfahre, dass ich sofort zum Arzt muss, weil meine Diät dringend zurückgewiesen wird, das heißt, ich bin irgendwie krank und in dem Ständer mit den CDs mit den Programmen ist oben drauf eine CD mit den Rezepten, zwei sortiere ich schon in meine Schublade rein, aber Assa fragt lachend, ob ich die wirklich nehmen will, und die Medikamente liegen in einem glänzend bedruckten A5-Umschlag aus Karton • drei Arbeiter reißen den letzten Baum am Steinbruch oben ab • eine Maus läuft quer durch den Salon, ist schon unten durch und zum anderen zurück – ich springe in Zeitlupe von einem sehr hohen Schrank runter und ein Kleiderbügel segelt in Zeitlupe vom Schrank runter, ich mache alles in Zeitlupe • ich komme in einen Kollektivbetrieb und rede erstmal mit den Leuten, dann geht aber einer von denen weg, um etwas für meinen Rechner zu kaufen, weil der mir aus der Hand gerutscht ist und unten ein wenig angestoßen, wodurch vielleicht etwas kaputt gegangen sein könnte, da klingelt das Telefon, ich geh dran und jemand will den Typen sprechen, der eben gegangen ist, weswegen ich sage: »nee, der ist nicht da«, woraufhin der Anrufer sagt: »ja, da muss aber endlich mal geklärt werden, wann genau die Zeiten sind, an denen jemand da ist, das geht so nicht«, und ich sage: »ja, ich werd’s ausrichten« und frage, wer am Apparat ist, er sagt seinen Namen, und ich sage: »ja, ich glaube, ich weiß, wer Sie sind«, woraufhin er im Brustton der Wichtigkeit sagt: »ja, ich bin Schriftsteller«, was er so betont, als müsste man gleich vor Ehrfurcht erstarren, aber ich sage auch brav: »ich glaube, ich habe den Namen schon gehört«, woraufhin er sofort sagt: »ja, ich bin ein sehr bekannter Schriftsteller!«, woraufhin ich auflege und es den anderen erzähle, die inzwischen wieder da sind und sich totlachen über den und lästern, was für ein arroganter Typ das ist, und der Typ, der mit mir geredet hat, erzählt, dass sie alle so froh waren, als der endlich weg war – er war morgens dagewesen –, weil das so anstrengend gewesen war und er dann mit mir reden konnte, und dann kommt der wieder, der was für meinen Rechner geholt hat, und bringt eine angeblich ganz moderne Mauskonstruktion, die aber ein ziemlich großes mechanisches Ding mit drei Drucktasten ist, das man irgendwie auf den Rechner draufpacken kann, das mir aber viel zu teuer ist, dann ist auch Klaus Kahmann da, und die beiden unterhalten sich über dieses neue Gerät, wie man das anschließen kann und dass es im Grunde völlig überflüssig ist, und dann sitzen wir in diesem Kollektivbetrieb, der Nautilus sein könnte oder eine dazugehörige Druckerei, an einem großen Tisch, wir sind ja gekommen, um ein Buch zu besprechen, das wir dort rausbringen wollen, ich sitze ganz hoch am Tisch, die anderen vier aber schräg unter mir in einem Karton, dessen obere Klappen nach innen geschlagen sind, so dass nur ein kleiner Spalt offen bleibt, und ich höre, wie sie über mich reden, auch über die RAF und ich ärgere mich sowieso schon ein bisschen, dann kommt aber auch noch ein Kind, ein kleiner fetter Junge, und sagt {über mich}: »und dann fing er an mit Hitler«, so als ob ich irgendwie Sympathien mit Hitler {gehabt} hätte, und ich bin ziemlich sauer und frage: »was soll das?«, woraufhin die anderen abwiegeln und sagen: »das kommt darauf an, wie es gemeint ist«, aber das akzeptiere ich nicht und sage: »nein, da will ich Frage und Antwort sehen, also was angeblich gefragt wurde, um darüber reden zu können«, aber es wird weiter von allen Seiten abgewiegelt, und dann treffe ich Heiner am Rande einer Veranstaltung, wir reden über die »Weiße Rose« und über die Frage, dass behauptet wurde, es habe die Möglichkeit gegeben, Hitler sofort umzubringen, und dass sie das eben nicht gemacht haben aus politischen oder moralischen Rücksichten, oder um es später zu machen, und ich sage: »dadurch war es irgendwie zu spät und wurde dann gar nicht mehr gemacht!« da sagt Heiner tatsächlich: »ja, du hast recht« –
– umständliche Konstruktion und Arrangement, damit Gadhafi bei dem Wettbewerb doch noch mitmachen kann mit einem Objekt, das fünfundzwanzig Zentimeter abgemessen hat, also fünfundzwanzig mal fünfundzwanzig ist, und von dem auch die letzten zwanzig Prozent abgeschnitten sind, wobei das dann, wenn es fertig gemacht wird, sozusagen wieder drangehängt werden kann, aber so ist die Sache auch einheitlich für alle Beteiligten • Claudia will mich zum Flughafen bringen, macht aber noch an irgendeiner Arbeit herum und sagt: »hat noch Zeit, hat noch Zeit«, es ist aber schon ungefähr fünf nach halb zwölf und um viertel nach zwölf fliegt die Maschine, und dann findet sie selber plötzlich auch, dass es eigentlich schon knapp ist, und als wir am Flughafen ankommen, ist der Flughafen selbst verschoben worden, integriert in ein riesiges Einkaufszentrum, wodurch nur sehr schwer zu erkennen ist, wo der eigentliche Flughafen denn nun ist, also an einer Stelle, die man kaum sieht, so dass ich ziemlich hetzen muss durch dieses Einkaufszentrum, um zu finden, wo es endlich losgeht, und dann sehe ich eine Frau irgendwo rauskommen und erkenne, dass es tatsächlich der Ankunftsteil ist beziehungsweise dessen Ausgangstür, die direkt in das Einkaufszentrum mündet, und die Frau stöhnt, »boah, ist das heiß hier«, obwohl sie gerade vom Urlaub kommt, und durch die offene Tür kommen die Flugzeugabgase direkt in das Einkaufszentrum rein, ich gucke nach der Fluggesellschaft, mit der ich fliegen will, die kommen alle der Reihe nach und ich bin zum Glück bei allen angemeldet, so dass ich jede nehmen kann, und dann kommt wieder eine, offenbar eine ganz kleine, wo ich gleich reingehe und direkt durchgehen kann auf meinen Sitzplatz, der allerdings ganz seltsam, eher wie in Transportmaschinen seitlich sich gegenüberstehend aufgebaut ist, immer zwei zusammen und mir wird noch schnell ein zweiter danebengestellt und festgeschraubt, auf dem aber niemand sitzt, sondern nur mir schräg gegenüber sozusagen der Schaffner des Flugzeugs, das sofort losfährt, erstmal ganz lange über das Flugfeld, das nicht aufhören will, und in eine normale Straße übergeht, auf der die kleine Maschine – wie die, mit denen ich früher von Dortmund aus geflogen bin und die ich gern mag, fast lieber als die großen – gut fahren kann, aber die Maschine kommt und kommt nicht hoch, muss jetzt an einer Baustelle vorbei, fährt da durch, als ob sie keine Flügel hätte, und dann fragt mich der Schaffner, der mir gegenübersitzt, gemütlich gutgelaunt: »na, was haben wir denn so im letzten halben Jahr gemacht?« und ich sage: »naja, ich hab so ’n bisschen gedreht«, woraufhin er sagt: »das hab ich mir doch gedacht!« und so tut, als würde er mich kennen, und während wir dann um eine ganz enge Ecke kurven, ganz nah an einem alten, mehrstöckigen Bürgerhaus vorbei, erzählt er, dass da drin für die Produktion von »Der kleine Engel« gedreht worden sei, eine Produktion, bei welcher er auch mitgemacht habe – und von der ich schon gehört habe – und er zeigt auf den Hauseingang, aber dann geht’s wieder ganz scharf um die Kurve in die andere Richtung, denn das Flugzeug ist schon fast wie ein Auto inzwischen, und ich sage, dass ich von dieser Produktion gehört habe, dass sie doch nicht so ganz geworden sei, wie man sich das vorher vorgestellt hatte und wie es auch groß angekündigt worden sei, als Komödie gemeint, die auch ganz witzig hätte werden können, aber doch ziemlich blöd wurde, was wohl am Regisseur gelegen haben muss, was der Schaffner bestätigt, mit einem Einverständnis heischenden wissenden Blick sozusagen »ohne auf weitere Einzelheiten einzugehen«, weil wir beide wissen, was gemeint ist –
– ich decke mit einem anderen auf einem größeren Platz die Wahrheit ab, die ein größerer, Plastik- oder Gummi-artiger Klecks von etwa einen Meter Durchmesser ist, den man abziehen kann, und dann ist sie aufgedeckt, aber insgesamt wird es auch nicht viel klarer dadurch, und dann findet eine lange vorbereitete Veranstaltung vom Schriftstellerverband mit dem Thema »Widerstand und Bewegung« endlich statt, es ist eigentlich nur eine ganz kleine, spießige Bochumer Veranstaltung, aber es ist rappelvoll, man kommt kaum zwischen den Leuten durch; ich habe keinen Text von mir, noch irgendetwas anderes dabei, das ich vortragen könnte, Sabine fängt schon mal an und spielt etwas im Saal, während ich noch im Vorraum bin, nachdem ich nochmal rausgegangen war und gerade noch rechtzeitig zurückgekommen bin, als sie anfängt, schon zum Publikum spricht, während ich am Platz des Auftritts stehe und überlege, was ich denn sagen soll, und erwäge, ganz einfach frei zu sprechen, mal richtig zur Sache zu kommen und das dann »Über Klartext« zu nennen, ganz klar die Dinge beim Namen zu nennen und unumwunden zu sagen, was und wie verbrecherisch alles ist und zwar koste es, was es wolle, da kommt ein anderer Kollege rein, der da auch mitmacht und sofort beginnt, sich für seinen Auftritt umzuziehen, aber mir vorher noch seine CD auf den Tisch wirft, die ich offensichtlich kaufen soll und die ich nehme und mir anschaue, aber als Erstes sehe ich, dass unten steht: »Für Freunde 90 Cent pro Minute«, es sind aber insgesamt fünfzig Minuten, also fast fünfzig Euro, weswegen ich ihn frage, wie er das begründet, wozu er den Kopf schüttelt und sagt: »das geht nicht anders!«, er bekomme das auch, weil alles so teuer sei, und dann erzähle ich ihm, dass ich frei sprechen will, sozusagen neben mir stehen will und so deutlich wie möglich alles sagen, was man sonst immer nur umschreibt, aber er sagt: »das würde ich nicht machen«, zeigt, seine Umzieherei unterbrechend, mit dem Finger irgendwohin neben mich und fährt fort: »das steht ja da geschrieben«, woraufhin ich frage: »wo?«, aber er wegwerfend antwortet: »ja, bei mir irgendwo!«, was er so lässig ausruft, dass ich lache, woraufhin er sagt: »ja, stimmt, das gilt natürlich nicht für dich, weil es sich bei mir aufs Autofahren bezieht, ich würde mich sonst zu Tode rasen«, und dann stelle ich mir vor, dass Leute, die hören, was von mir gesagt wird, das nach unten verlängern und festmachen, mit Seilen oder Schnüren am Boden fixieren und dadurch seine Wirkung entschärfen, und obwohl die Vorstellung schon läuft, gehe ich nochmal raus und unten am Fluss entlang, unter den hohen Bäumen, die am Flussufer stehen • großes Treffen der gesamten ehemaligen Rote-Armee-Fraktion-Mitglieder beim Bundeskriminalamt mit den ehemaligen Fahndern mit Essen und Trinken und allgemeinem Quatschen und Machen und Tun, sowohl im Souterrain des BKA als auch auf der Wiese davor sitzt man in Grüppchen am Tisch oder auf dem Boden und quatscht, alles ist voller Mikrofone, mit denen jedes Wort dieses historischen Treffens aufgezeichnet wird, alle fühlen sich wichtig, finden es aber auch witzig, alles ist voll mit Maschinenpistolen und schwer bewaffneten zum Teil vermummten Sondereinsatzkommando-Leuten, die drumrum patrouillieren, man tauscht erstmal nur Eingangsfloskeln aus und unterhält sich angeregt über die Unmengen von zum Teil uralten Postkarten, die gesammelt wurden und werden, auch welche von Franz Josef Strauß, der auch zu dem Treffen gekommen ist, und man unterhält sich darüber, wer wie wo wann was geschrieben hat, und einer vom BKA, der aussieht wie Udo Fischer, hält die Begrüßungsansprache, man versteht aber nichts, es ist nicht klar, was er sagt; es ist schon das zweite Treffen dieser Art, das letzte Mal mit weniger Leuten, wobei ich aber auch schon Postkarten gesammelt hatte, die ich in dem Kunstprojekt mit Sigrid aus dem Norden eingebracht habe und die damit längst ins Museum gewandert sind; man kann nach dem Treffen Kisten und Unterlagen mitnehmen, so viel man will, und die Hauptfrage ist: »warum hat sich die RAF aufgelöst?«, was weder die RAFler noch die BKAler erklären können, es wird fast wie früher danach gefahndet, wobei kurz sowohl von den RAF-Leuten mit den BKA-Leuten als auch von den BKA-Leuten mit den RAF-Leuten echte verhörartige Situationen entstehen, bei denen aber nichts, nicht das geringste bisschen herausgefunden wird, es gibt auch mehrere andere Ansätze, etwas zu bequatschen, man kommt aber nicht dazu, und dann kommt eine Delegation von ganz jungen Typen rein und ich sage zu Stefan, dass der ganz lockere, ziemlich junge Typ von denen der oberste Chef der Bundeswehr ist, den ich beim letzten Treffen kennen gelernt und mit dem ich ziemlich viel gekifft habe, was Stefan mir nicht glaubt, und der Typ, der aussieht wie Udo Lindenberg, gibt erstmal keine Wiedererkennungszeichen von sich, kommt aber dann zu uns und setzt sich an unseren Tisch, wo wir gerade große Kuchenstücke essen; es ist nur das Waschbecken benutzbar, aber da sind irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen des BKA in Kraft, und am Rande des Gartens sehe ich Gert auf dem Fahrrad kommen, der ein riesiges Buch, mindestens doppelt so groß wie mein »es«, dabei hat, das erstmal von einer SEK-Patrouille kontrolliert wird, was Gert lächelnd über sich ergehen lässt, ich will ihm entgegenkommen und auch helfen, da ist er aber schon da und passiert gerade eine Durchleuchtungskontrolle, was ich von weiter hinten sehe und zuschaue, aber dann das dicke Buch von ihm in Empfang nehme, und ich sage den BKA-Leuten, sie sollten doch die Steine und Gesteinsbrockensammlungen aus dem Zusammenhang auch mitbringen, nicht nur die Postkarten, und die Behälter reichen alle gar nicht, um die ganzen Postkarten und anderen Sachen alle aufzubewahren und zusammenzustellen • ziehe vorübergehend in eine Wohnung am Hang in Stuttgart, wo eine Familie mit erwachsenen oder fast erwachsenen Kindern lebt, stelle meine Sachen in meinem Zimmer ab und setze mich mit diesen Kindern schon mal an den Tisch auf der Veranda mit Blick auf Stuttgart, dessen Tal sich fast bis zum Horizont erstreckt, und wir besprechen, wie das Zusammenleben so laufen wird, wobei ich sage: »ich kann noch nicht genau sagen, wie es gehen wird; ich kann dort arbeiten, ich kann hier arbeiten, je nachdem, es wird also auf ein Sowohl-als-Auch rauslaufen«, und die eine Tochter, eine ein bisschen nachdenklich-philosophische wie Maryam Sangaré, sagt: »also nie ganz ankommen?« – »nie ganz ankommen und nie ganz wegkommen!«, sage ich daraufhin, und betone, es sei ein philosophischer Irrtum, zu glauben, es gebe so etwas wie »Heimat«, und der Freund von ihr ist sehr skeptisch gegenüber dem, was ich da sage, weshalb ich noch eins draufsetze und sage: »es ist auch ein Irrtum zu glauben, dass es Liebe gibt«; ich esse gerade Cornflakes und setze mich an den Rand der Straße, die unter dem Haus entlangläuft vor diesen Hangbefestigungsmauern aus dunklem Naturstein vor diesem weitläufigen Balkon mit seinem wunderschönen Blick über das riesige Stuttgart mit seinen schönen Häusern unter dem schönen blauen Himmel, und dann kommt ein Typ über die Straße zu mir und fragt: »mögen Sie Scheiße?«, ich frage mit vollem Mund »mhm?« und er ruft triumphierend aus: »sehr gut! danke, das reicht«, wendet sich ab und geht weiter und lacht sich tot, weil er so tut, als habe ich seine Frage bejaht, was sogar ich selbst ein bisschen witzig finde und den jungen Leuten lachend erzähle, aber der Freund von Maryam regt sich total auf, wie blöd dieser Typ sei, der so eine saudumme Frage gestellt habe, wie man überhaupt so einen Schwachsinn fragen könne, aber ich sage: »naja, wenn er sich dann den ganzen Tag beömmelt, hat es ja seinen Sinn gehabt«, aber der junge Mann glaubt das nicht und betont: »nein, so dumm kann niemand sein, sich darüber zu beömmeln!« • ich hänge das Tonbandgerät auf einen Bügel in zwei Meter fünfzig Höhe, hole es dann aber da wieder runter und da ist das Geschenk für Fips, das da noch festhängt, das muss aber auch unbedingt mit –
– Madu spielt im Keller auf einem Instrument, das ich nicht genau erkennen kann, einer Mischung aus elektrischem Piano und Cora oder gar Balafon4, er probiert so rum und ich spiele dann auf der Straße mit einem »Klingeldreisatz«, also drei goldenen Metalldreiecken an Bändeln, die, hintereinander gespielt, einen Dreiklang geben und mit denen ich einen unheimlich fetzigen, schnellen Rhythmus mit einer wunderschönen Melodie spiele, begleitet von zwei oder drei Tamani-Trommeln5, Madu kommt hoch und sieht sich das an, ich frage mich, wann wir mal wieder zusammen spielen, merke aber daran, wie das gerade läuft, dass es bald und gut klappen wird, und denke mir, dass wir auch mal auf der Lützenkirchenstraße zusammen spielen sollten, das müsste da auch sehr gut passen, und da kommt die Frau, die bei uns wohnt, vorbei, wippt im Rhythmus meiner Klingelei, was wirklich sehr, sehr schön passt, und ich denke, dass ich viel öfter mit diesen Dingern spielen sollte • wir sitzen auf dem Rasen unter Bäumen in einer Siedlung, die die »Parkstadt« in München sein könnte, und über den Bäumen sehe ich einen wunderschönen riesigen Raubvogel, knall hell leuchtend rot, mit glänzendem Gefieder und am Hals violett-gelb-grünen Streifen, und ich habe sofort gedankliche Verbindung zu dem Vogel, mache aufgeregt Ebby auf ihn aufmerksam und er kommt tatsächlich zu uns runtergeflogen, als wollte oder könnte er sich mit uns unterhalten, aber je näher er kommt, desto unsichtbarer wird er, so dass hinter dem Busch neben uns, wo er dann schwebt, nur noch ein roter Streifen zu sehen ist, er wie durchsichtig ist, man sieht offenbar nur von Weitem seine ganze Form, ich spüre aber genau seine fragenden Gedankenströme, mit denen aber keine Kommunikation möglich ist, weswegen er auch wieder hoch- und weiterfliegt, aber dann kommen oben noch mehrere normale, teils einfach graue Raubvögel vorbeigeflogen, die aber alle zu mir runtergucken, sich von mir angesprochen fühlen, ohne dass weitere Unterhaltung möglich wäre, und Julia zeigt lachend kopfschüttelnd drauf und sagt, dass ich sie ja anziehe mit meinen Gedanken, und dass ich es bin, der diesen schönen bunten Raubvogel, während der nachts da seine Arbeit macht, zwar nicht stört, aber mitmacht, sich einmischt, und ich sage, dass ich das schon zweimal gemacht habe, als ich draußen war und diese Vögel gesehen habe, sozusagen »gerufen« habe, und die sind dann gekommen und haben mich angesehen, mehr aber ist wiederum auch nicht gelaufen, und sie wissen, dass ich es bin, der sich nachts einmischt in ihre Fäden, die sie da ziehen, ein Raubvogel ist auch mal bis auf den Boden gekommen und als ich schon damit zu Ende war, kam er angewatschelt, aber flog dann wieder weiter, »die spüren mich, weil ich mich in ihre Flugbahnen einmische«, sage ich zu Julia, »und die verändere – aber sie sind nicht böse«, »Schosserie« /Causerie6 mit den Vögeln und die Raubvögel mit uns, also die Viecher suchen offenbar meine Nähe, aber wenn sie sie haben, ist es zu viel und sie hauen wieder ab • wir sind mit zwei Lastern unterwegs, die irgendwie Pannen hatten, und am ersten Tag sind die beiden Fahrer die Nacht durchgefahren, wir fahren aber die zweite Nacht wieder woanders hin und kommen morgens dort an; Ebby ist in dem anderen LKW und sitzt mit den anderen Leuten auf der Ladefläche total übermüdet, sie können kaum mehr die Augen offen halten und der Oberkörper kippt beim Sprechen nach vorne über, Ebby sagt: »zwei Nächte total durchgefahren«, wobei unklar ist, ob er sich selber meint oder die anderen Leute beziehungsweise den Fahrer, und zum Teil schlafen die Leute und sind gar nicht ansprechbar, und an den Mopeds und Motorrollern, die da transportiert worden sind, sind seitlich dicke lange Eisenstangen angeschweißt, die – angeblich – die Motorleistung enorm verbessern • Zeitschrift mit der Überschrift: »Muammar al Gadhafi – Rebellensieger«, wobei unklar ist, ob er Sieger über Rebellen ist oder Sieger als Rebell • ein Typ mit Quelläuglein, Fahrer eines der Autos, mit denen wir unterwegs sind, hält mir seinen Becher hin, damit ich Wasser reintue, aber ich denke: »das schreib ich erstmal auf« –
– der zu große schwarz-weiße Wassertopfentkalker geht jetzt – stört aber –
– ein viereckiger und ein runder Mond, dicht über/hinter/nebeneinander am Himmel, leicht verschwommen hinter einer dünnen Wolkenschicht • wir waren lange zu Besuch bei Leuten, mit denen wir uns gut befreundet haben, bereiten aber jetzt die Abreise vor, packen schon die ersten Sachen in die beiden Wohnmobile, ein Teil von uns ist schon weg und wir warten noch auf andere, weil wir noch eine Abendveranstaltung vorhaben, und während ich etwas in das Wohnmobil packe, steht eine Frau aus der gastgebenden Gruppe neben mir und ich spüre richtig den Stich, den es geben wird, wenn wir dann wirklich losfahren werden, und sage: »das wird dann schon hart, wenn wir tatsächlich wirklich fahren«, woraufhin sie den Kopf senkt und nickt • in einem alten zementverschmierten Blecheimer befindet sich das Material für den Einbau eines Schlosses in eine Tür, lauter Metalleinzelteile, und um zu sehen, ob es sich einbauen lässt, muss man den Blecheimer anschalten, ganz normal, indem man einen Knopf dreht, und dann klingt er wie ein schlecht eingestelltes Radio, das man so lange einstellen muss, bis es gut klingt, also sauber wie ein gut eingestelltes Radio, was dann zeigt, dass man das Schloss einbauen kann, was wir auch noch tun werden; das Ganze nennt sich »Rybus«-Schloss • am Rande des Gartens auf dem Rasen ein mit Werkzeug und anderem Material vollgestelltes Plastikzelt, man kann kaum reingehen, weil es komplett voll mit Werkzeug ist • letzter Drehtag, die Sterbeszenen der Hauptdarsteller, zu denen ich auch gehöre, werden gedreht, es war ein großer Kinofilm mit einer jungen Band mit netten Leuten, viele Verwicklungen und Beziehungskisten, aber alles abgedreht, wir sind eigentlich schon reisebereit, sollen nur noch schnell das Sterben drehen, wozu Lenn Kudriawitzki und ein anderer Junger unter einen Tisch kriechen, um dort zusammenzubrechen und zu verenden, ich liege schon schräg gegenüber in der Ecke und sterbe, was vom Kameramann direkt gefilmt wird, der Regisseur ist schon gar nicht mehr da, es müssen nur noch Bilder gedreht werden, und der Kameramann sagt total befriedigt: »das geht ja alles noch schneller, als ich gedacht habe, hab’s doch gesagt, dass das alles kein Problem wird, du siehst doch wunderbar aus, da müssen wir gar nicht mehr viel drehen, dann haben wir den Schluss auch« und dann kommt die allerletzte Szene mit lauter frischgeborenen Babys – was mir gar nicht klar war! –, deren Mütter auf einer blauen ein oder zwei Meter hohen Freitreppe sitzen, alle einheitlich gekleidet, die Babys, die geboren wurden, während wir starben, vor sich auf dem Arm und Schoß; ich seh mir das an und denke, dass das wohl ein »positives« Ende ausdrücken soll, Optimismus erzeugen oder so etwas, aber ich finde es trotzdem ganz witzig, gerade in dieser Plattheit, und dann gebe ich schon das erste Interview, weil anschließend gleich die Premiere sein wird, und ich sage, dass ich diesen speziellen Ossi-Humor ganz gern habe, wie ihn auch Leander Haußmann, der allerdings in diesem Film ausnahmsweise nicht mitspielt, auch habe oder bei dem ich ihn kennen gelernt habe, also diesen Humor, den wir Wessis nicht kennen, der aber trotzdem ganz witzig ist – Frühstück mit der alten Mamu auf einer großen Terrasse mit Blick über München oder eine andere deutsche, riesige Stadt –
– ich muss mit einem Typen und seinem Sohn ein illegales geklautes oder verbotenes Auto wegschaffen, eine ganz gefährliche Angelegenheit, bei der wir nicht erwischt werden dürfen, es darf niemand wissen, niemand merken, wir sind in einem großen Hof, der von vierstöckigen Häusern umgeben ist {der Hof, an dessen Rand die Frau saß, danach dann das Sumpfgelände auch als Innenhof und später oben im fünften Stock die Sekretärinnen, deren kleiner Chef später kam, als ich nur in einen Teppich gewickelt dasaß}, von dem aus ein Aufzug nach unten führt, durch den das wegmuss, der aber auch nach der anderen Seite offen ist, so dass man, wenn beide Türen offen sind, durchgehen und auf der anderen Seite auf die Straße gehen kann, was der Sohn auch tut, während er mit seinem Vater redet, was ich, draußen neben einem tiefen Loch stehend, sehe, das der Sohn aber, weil er so intensiv mit seinem Vater redet, der gerade das Ding bearbeitet, das wir wegschaffen müssen, was auch ein Sarg, ein Kanu oder einfach einen längliche Eisenkonstruktion sein könnte, nicht sieht und weshalb genau das passiert, was genau nicht hätte passieren dürfen, nämlich dass er prompt in das Loch fällt, das ziemlich tief runter geht und auch von vielen hölzernen Querbalken durchkreuzt ist, zwischen denen der Sohn aber geschmeidig durchgleitet, und er trifft unten auf, offenbar ohne sich was zu tun, weswegen der Vater sofort da runtersteigen will, ich aber sage: »das mach ich schon«, weil er sich weiter um das wegzuschaffende Ding kümmern muss, und ich steige runter und sehe, dass dem Jungen tatsächlich nichts passiert ist, er sogar sofort anfängt, Zeugs wegzuräumen und eine weiße, viereckige Schicht wegzuschieben, um das Abwasser ablaufen zu lassen, weil wir da auch mit dem wegzuschaffenden Ding vorbeimüssen, mit dem der Vater auch runterkommt und wonach wir dann durch den unteren Ausgang in einen unteren Hof wollen, ich will vorher aber noch die Unterbaukonstruktion von dem Haus begutachten, ein ziemlich altes, betoniertes Haus, bei dem unter der untersten Kellerkonstruktion noch ein halber Meter Luft gelassen ist, wo ich halb drunterkrieche, um mir das genauer anzuschauen, schüttle den Kopf und sage: »das ist mir aber nicht ganz geheuer!«, aber dann gehen wir raus und schieben das Auto oder den Rest davon, ein Haufen Blechmüll könnte es auch sein, einfach neben den normalen Müll, wo es gar nicht auffällt, und wir tun ganz harmlos und unauffällig und normal, als sei das völlig selbstverständlich, was wir da tun, und in diesem Moment kommt Karlheinz vorbei, der allerdings ahnt, dass wir eine illegale Aktion machen, aber nichts sagt, sich völlig korrekt verhält, mit uns in den Aufzug geht, mit dem wir wieder hochfahren, und dabei auch so tut, als habe er nichts gemerkt, und wie wir da im Aufzug hochfahren, wird mir klar, dass wir es tatsächlich geschafft haben, das Ding loszuwerden, ich kann’s kaum glauben, und ich hau dem anderen kumpelhaft zwischen die Rippen und sage, dass wir uns doch jetzt freuen können, dass wir das tatsächlich weghaben, und als wir dann oben ankommen und rausgehen, spielt Karlheinz mit, dass wir so tun, als seien wir ganz normale Leute, die sich ganz normal unterhalten und ganz normale Dinge tun, die überhaupt nicht verdächtig sind, draußen ist auch schon wieder Verkehr, normale Leute laufen rum, gehen ganz normal zur Arbeit, keiner hat was gemerkt, keiner ahnt was und ich sehe jetzt erst, dass da nochmal eine Unterführung unter dem Haus durchgeht, richtig groß vierspurig, aber wir müssen eigentlich nur noch zur Tankstelle, unser eigenes Auto holen und abhauen und alles ist gut – ich bekomme nach der Besprechung mit dem Regisseur ein riesiges Textbuch aus Packpapier, mindestens einen Meter lang und sechzig bis achtzig Zentimeter tief, handgemalt mit Pinselschrift, wobei jede Rolle eine andere Farbe hat, und auf jeder Seite, jedem Blatt, das jeweils eine Szene ist, kann man einen vorgestanzten perforierten Teil aufreißen und darunter dann den eigentlichen Szenenverlauf aufklappen, herausblättern, und dann steht da sehr kunstvoll geschrieben in der jeweiligen Farbe der Name des Schauspielers und darunter sein Text; das Drehbuch selbst ist ein Kunstwerk, das ich ganz ergriffen betrachte • bin in einem großen viereckigen Hof von mehrstöckigen Gebäuden umgeben, wo ich mit den Leuten aber nur sehr, sehr wenig zu tun habe, typische reiche Malier, irgendwo an der Seite auf dem Boden liegend und wartend {wie ich wartete, dass die Abschussrampe ausprobiert werden sollte, deren Geschoss dann direkt beim Nachbarn auftraf, aber nichts machte} und da kommt jemand vorbei und begrüßt mich überaus freundlich: »ach mein kleiner Freund, das ist ja sehr, sehr schön, dass ich dich hier treffe«, eilt dann aber weiter zu dem Besitzer oder diesen Leuten, mit denen ich kaum was zu tun habe, diese ganz reichen Malier, die vor Geld stinken, und dann wird in dem Hof ein Bild von Ralf Walter aufgestellt, auf einer Staffelei, ein ziemlich großes, etwa zwei oder drei Meter hohes und zwei, drei Meter breites, und Kinder von diesen reichen Leuten dürfen, auf Stühlen stehend, auf diesem Bild drauf rummalen, was ich eine Sauerei finde, typisch für diese reichen Snobs, aber an dem Bild verändert sich nichts, es weist alle Draufmalereien ab, insofern kann man es nicht kritisieren • Renate und ich sind nackt im Theater, die Vorstellung ist zu Ende und wir gehen raus, ich finde es ja schon ein bisschen peinlich, nackt zu sein, irgendwas kleines anzuhaben wäre schon besser, aber wir überlegen, dann noch eine andere Vorstellung zu sehen, und gehen in die Kammerspiele, um die Karten schon mal zu kaufen, Renate muss dann aber erstmal aufs Klo und ich setze mich in eine Nische, damit man mich nicht so gut sieht, so nackt, aber dann kommt eine Kartenabreißerin, die ich schon vom früher kenne, und setzt sich neben mich, begrüßt mich mit: »guten Tag, Herr Lechner«, was mich wundert, aber sie lacht und sagt dann: »guten Tag, Herr Wackernagel« und ich versuche, ihr zu erklären, warum ich nichts anhabe • Bassy und Idrissa liegen flach auf dem Boden, sind flach wie Pappe, müssen zur Uni, das heißt, sie werden dorthin transportiert, die Pappe wird dorthin getragen, weil die beiden total übermüdet sind von ihren Studienvorbereitungen, ich sage zu Idrissa: »du kannst ja die Augen kaum aufmachen!« und es sind wirklich nur zwei Schlitze in der Pappe, die er jetzt versucht, mit einem krampfhaften Lächeln zu öffnen, was aber nicht geht, aber er nickt durch dieses Papier durch, diese Pappe, auf die er gedrückt ist oder zu der er zusammengedrückt ist, und wir verabreden uns dann für morgen, wo wir den Abriss zusammen machen –
– in die Felder des Mirsches • ich muss weg! • jemand hat neue Klos bauen lassen, auf der anderen Straßenseite, sie sind fertig und die Frau, die sie gebaut hat, kommt und sagt: »al ham dullilah, die Klos sind fertig!« • bei meiner Tante Gaby, die Harwarton ausräumt, wo auch ganz viele andere Leute sind; ich gehe nochmal durch die Räume und stelle fest, dass sie alle viel kleiner sind, als ich sie in Erinnerung habe, weil ich damals soviel kleiner war und sie als größer empfand; ich frage, ob ich ein Tischchen haben kann, genau das kann ich aber nicht haben, weil Gaby das behalten will, aber dann gibt es Essen für all die vielen Leute an einem langen schmalen Tisch, Lutz und Erich Eisel sind auch da, und an allen Plätzen steht vor den Tellern ein Schnapsglas und Lutz trinkt seinen Schnaps einfach gleich aus, was ich ziemlich geschmacklos finde, weil am Anfang der Tafel überhaupt erst begonnen wird, das Essen auf die Teller zu legen • es wird gedreht, ich gehe aber erst nochmal weg, komme dann wieder und steige durch das Fenster ein und bringe die ganzen Sachen mit, es sind auch noch viele andere Schauspieler da, und ich lege mich erstmal auf eine Couch, um mich auszuruhen, da kommt eine Frau, die sich als Claudia Schrottlother vorstellt und fragt, ob sie mir Briefe schreiben darf, ich frage, wer sie ist und woher ich sie kenne, sie sagt, sie kenne mich nicht, aber sie habe über eine gemeinsame Freundin den Kontakt zu mir herausgefunden –
– Sabine kommt von einer Reise zurück, ist total übermüdet und hat eine viereckige Blechschale mit schwarzvioletter gefrorener Erde mit Knubbeln drin mitgebracht – eventuell Blumenknollen −, aber wir gehen erstmal Frau Jost besuchen, die in einem Hochhaus ganz oben wohnt, das in einer Hochhaussiedlung liegt, durch die wir zu ihrem gehen, Sabine das Schälchen mit der gefrorenen Erde in der Hand, und wir werden von einem kleinen Jungen mit einer Aktentasche belästigt, mit der er herumschwenkt, der sich nicht abwimmeln lässt, aber auch nicht genau sagt, was er von uns will, und dann auch noch, als wir Frau Jost sehen, die wirklich schon sehr, sehr alt ist und in der Kälte draußen vor dem Hochhaus steht und auf uns wartet und etwas verwirrt wirkt, sich vordrängt und als Erster auf sie zurennt, um sie zu begrüßen, worauf sie ganz erfreut reagiert und sagt: »ach, du bist bestimmt der kleine Soundso, das ist ja nett, dass du auch kommst«, was aber eine Verwechslung ist, weil sie auch nicht mehr gut sieht, und wir versuchen, das zu vertuschen, weil wir gar nichts mit dem zu tun haben, und verscheuchen den Bengel endlich erfolgreich, woraufhin Sabine bei der Begrüßung von Frau Jost sagen will, dass das Schälchen mit der gefrorenen Erde oben gleich in den Kühlschrank muss, Frau Jost aber denkt, das sei ein Geschenk für sie, bedankt sich überschwänglich, freut sich echt, so dass es unmöglich ist, das Missverständnis aufzulösen, und als wir dann aus dem Aufzug oben rauskommen und die Treppen zur obersten Wohnung, wo Frau Jost wohnt, hochsteigen, fällt auch noch etwas gefrorene Erde auf die Treppe und Sabine und ich versuchen, das sauber zu machen, ohne dass Frau Jost das merkt, wobei mir vor allem diese schwarzvioletten Wurzelknollen auffallen, und oben in der Wohnung sind noch sehr viele andere Leute, mit denen wir alle zusammen um einen großen viereckigen Tisch am Fenster sitzen, auch Valentin ist dabei, wobei man halb im Bett sitzt mit den Füßen oben, halb auf Stühlen, aber der Tisch reicht bis an den Hals beziehungsweise unter die Achselhöhlen, so dass man in die Tüten greifen kann, in denen sich das Gebäck befindet, das alle knabbern und sich dabei bemühen, die Krümel in den Tüten zu lassen, damit Frau Jost nicht zu viel den Tisch putzen und abspülen muss, weil sie so alt ist, und aus dem Fenster sieht man unten eine Art Volksfest oder Budenmarkt, wo Leute Sachen verkaufen, und Sabine sagt: »da unten sitzt ein Sammler!« und deutet auf ein Kind an einem Tisch, auf dem ein Ständer mit kleinen bunten Bildchen steht, ich vermute, dass es Briefmarken sammelt oder so etwas, man kann es nicht genau erkennen, weil es von so weit oben gesehen ist, jedenfalls ist es kein Bettler, sondern sitzt vor einem Ballon, einer Weltkugel, einem Globus aus Plastik, der aber auch kaum größer als es selbst ist, und verkauft wohl diese kleinen bunten Bildchen, und Sabine will erstmal eine Dusche nehmen, weil sie von der Reise noch völlig verschmuddelt ist, und geht durch einen Gang nach hinten, wo rechts dann die Dusche ist, aus der sie nochmal den Kopf rausstreckt und lachend etwas sagt, und dann unterhalten wir uns am Tisch über den neuesten Roman von einem Franzosen, der auch was Philosophisches sein soll, aber nichts Vernünftiges ist, worüber sich alle einig sind, und dann fragt mich einer von den Gästen, ein dicker, bärtiger, muffiger, streng, ob ich denn immer noch so denke, wie vor ein paar Jahren, als wir schon mal an dieser Stelle zusammengesessen seien und ich große Reden geschwungen habe über bestimmte Philosophen, die nur Scheißdreck redeten, und er damals schon gesagt habe, dass wir uns eines Tages wiedersehen würden und er mich dann fragen werde, ob ich das denn immer noch so sehe, ein Zeitpunkt, welcher jetzt gekommen sei, ich kann mich aber nur schwach erinnern, weswegen er zitiert, was ich gesagt habe, woraufhin ich mich erinnere und den Kopf schüttele und sage: »ich nehme kein Wort zurück, es ist alles haargenau so, wie ich damals schon gesagt habe« und meine Worte haben etwas Dunkelviolettes, knubbelunterbrochen Gestängiges, wie ein vergrößertes Genmodell, in etwas soßenartigem schwimmend, wie Blaubeerenmatsch, der leicht gefroren ist, aber daran hat sich heutzutage gar nichts geändert –
– ich fahre mit einer Fahrerin zum Drehen und es wird immer später, weswegen sie immer wilder fährt, hektischer und auch gefährlicher, und an einer Ampel, hinter der es nur rechts oder links geht, ruf ich bei der Produktion an, um zu sagen, dass wir gleich da sind, finde aber die Nummer nicht und wir kommen sowieso dann dort an, wo es erstmal gerade was zu essen gibt, die Ausgabe geht gerade los und ich werde nett aufgefordert, doch gleich mitzuessen; ich habe dort schon gedreht, war aber schon lange nicht mehr da und alle freuen sich, mich wiederzusehen, ich mich umgekehrt auch, aber dann kommt gleich die Assistentin und sagt, dass sie schon gegessen haben und dass der Regisseur völlig frustriert ist, weil der Film nicht aufgeht, die Konzeption einfach nicht stimmt, der Grundgedanke nicht funktioniert, was aber erst jetzt zu merken ist, das wird nichts auf diese Weise und er weiß noch nicht, wie es weitergehen soll, und dann sitzen wir in einer großen, kirchenartigen Halle herum, ich stehe neben einer Frau, die halb auf dem Boden liegt und ganz fromm ist, einer Sekte verfallen, und ich ziehe sie auf wegen ihrer Gottgläubigkeit, was sie aber gar nicht merkt, und dann gehe ich mit Fips und Ebby raus aus dieser kirchenartigen Halle und komme im bastüberdachten Vorhof an der Stelle vorbei, an der Barbara Rath-Korte immer ihr Ritual macht, das darin besteht, dass jemand auf einem in einem Kreis stehenden Stuhl beziehungsweise Sessel sitzt und sie um ihn herum tanzt, und wo jetzt endlich der schon mehrfach gewechselte – auch einmal mit einem Korbsessel, den ich ihr besorgt hatte–-, jetzt aber wirklich adäquate, geradezu thronartige Sessel steht, mit vielen auswüchsigen Verzierungen, barock vergoldet mit vielen kleinen Spitzen nach oben, auf denen kleine Lämpchen befestigt sind; ich gehe zu dem Sessel und betatsche ihn und sage: »na, jetzt ist das ja endlich der richtige!« und denke, dass sie damit sehr zufrieden sein wird, friere aber leicht und gehe raus und stelle mich in die Sonne, Ebby und Fips kommen nach und lachen über mich, aber ich frage: »ja, wann machen wir denn jetzt endlich die große Nummer und die Karawane?« • Leute strömen aus einem Vorortzug auf die Straße, morgens, sie gehen zur Arbeit, für mich sieht es so aus als wären sie ganz normal, ich sehe nur die Köpfe und eine Frau fixiert mich komisch, als hätte ich irgendwas oder als sei irgendwas mit mir, geht aber dann weiter, aber dann kommt ein knurriger Mann mit Bart, radikaler Muselman oder was, und fixiert mich auch bis kurz davor, dass eine Aggression ausbricht, aber dann geht er auch weiter, und die Leute, die zur Arbeit gehen, sehen ganz normal aus, überdeutlich • schreibe Traumnotizen auf beziehungsweise: ich schreibe auf, dass ich Traumnotizen aufschreibe und ich sehe mir die Notizen an, die ich über die Träume gemacht habe, lese diese Notizen, erinnere mich aber nur schwach an den Traum und schreibe auf, dass ich von Traumnotizen geträumt habe, die ich krampfhaft versuche, zu rekonstruieren, aber sie lassen sich nicht fassen, stehen ganz klar vor meinen Augen, aber lassen sich nicht beschreiben, obwohl es einfache, klare Vorgänge sind, und dann schreibe ich Traumnotizen auf von Träumen, in denen ich Traumnotizen aufgeschrieben habe, also dass ich geträumt habe, wie ich Träume aufschreibe, also Traumnotizen von Traumnotizen, oder nochmal anders: ich schreibe auf, dass ich geträumt habe, Traumnotizen gemacht zu haben, also ganz genau geträumt zu haben, wie ich Träume aufgeschrieben habe, wobei es neben mir leicht abschüssig runtergeht und ich ständig lächle, aber gleichzeitig verzweifelt bin, weil es sich alles nicht fassen lässt, ich habe von Traumnotizen geträumt und erzähle das anderen und dann schreibe ich auf, dass ich Traumnotizen aufgeschrieben habe, also Träume von Traumnotizen, die ich aber nicht rekonstruieren kann, schreibe auf, dass ich von Traumnotizen geträumt habe und suche ein Verschachtelungsverfahren, und ich weiß, dass das, was ich aufgeschrieben habe, nicht genau das ist, was ich geträumt habe, niemals identisch ist mit dem, was ich geträumt habe, bin verzweifelt deswegen und schreibe auf, dass ich geträumt habe, Traumnotizen aufzuschreiben – ich schreibe auf, dass ich geträumt habe, dass das Haus notariell festgelegt ist, also dass ich geträumt habe, ich hätte geträumt, dass eine Notiz gemacht wird, wie das Haus auf meinen Namen festgelegt ist, und ich denke im Traum vom Traum, dass es doch längst festgelegt ist! –
– nach langen Verwicklungen und sehr schönen Zusammenhängen, die optimistisch in die Zukunft sehen lassen, schiebe ich im Dunkeln einen vorne spitz zulaufenden Kinderwagen einen schmalen, teilweise mit flachen langen Stufen versetzten Weg hoch, vor mir eine Japanerin in Schuhen mit hohen, breiten Absätzen, die auch ein Kind trägt; es herrscht ziemliches Gedränge auf diesem Weg, neben dem anfänglich noch Bauzäune zu sehen sind, so sehr, dass ich einen Mann, der in einem rollstuhlartigen Dreirad sitzt, mit einer Saftpressmaschine auf den Knien, mit der er Saft presst, den er gleich trinkt, anrempele, so dass er ein paar Meter vorrollt, was ihn aber überhaupt nicht interessiert, und ich muss den Kinderwagen, in dem eventuell mein Kind liegt, hochheben, um eine der flachen Stufen überwinden zu können, hebe vorne hoch, wo an der Spitze des Dreiecks ein Bügel angeschweißt ist, und hinten hilft mir eine Passantin, weswegen wir auch weiter den Kinderwagen tragen und es gleich wesentlich weniger gedrängt ist, vor uns nur noch die Japanerin, die ich nur von hinten sehe und die, je freier der Weg ist, immer schneller geht – die Abstände der Gitter im alten Zimmer unten an der Ecke des Hauses sind unten so breit und hoch, dass ein Kind durchsteigen kann • ein riesiger Hund hat einen kleinen blauen Gebetskranz im Mund und zwei in blauen Gewändern völlig verschleierte Tussis wollen ihm den Gebetskranz wegnehmen, aber er gibt ihn nicht her und die beiden haben Angst, Druck zu machen, weil er sofort böse knurrt, wenn sich diese blöden Kühe ihm nähern • und nach dem ganzen Hin und Her stellt sich raus, dass auf dem Stick nur zweihundertsechs- undfünfzig Gigabyte sind: da kann man ja gar nichts mit anfangen! • obwohl eigentlich klar ist, dass der Zug bald fährt, trödeln und trödeln wir, selbst auf den Stufen zum Bahnhof noch, und die Frau, mit der ich zusammen bin, die an Renate und Sabine erinnert, aber meine neue Freundin ist, quatscht noch auf den Stufen zum Bahnhof mit jemandem, obwohl man da schon sehen kann, dass der Zug bereits Anstalten macht, loszufahren, die Türen schließen und so weiter, weswegen wir dann erst endlich losrennen, obwohl er schon losruckelt und nichts mehr zu machen ist, weswegen wir resigniert eine Tafel suchen, wann der nächste fährt, was frühestens in einer Stunde sein wird, aber wir sind dann in der Villa von Johannes Schütz, ein riesen Wahnsinnsapparat, in dem wir rumhängen und warten, wobei sich rausstellt, dass das auch das Schauspielhaus Düsseldorf ist beziehungsweise die Villa von Schütz mit dem Schauspielhaus verbunden, das in den Händen von Schütz und Compagnie ist und wir reden mit Frau Schütz, die mir eine Rolle in einem sehr ambitionierten Stück anbietet, wogegen ich nicht grundsätzlich abgeneigt, aber weswegen ich etwas durcheinander bin, weil ich ja gerade auch an einem anderen Theater eine kleine Rolle spiele und eigentlich gar nicht so viel Theater spielen will, außerdem komme ich nicht dazu, zu fragen, um was für ein Stück es sich eigentlich handelt, weil sie sofort die technischen Details besprechen will, zwölfhundert Euro pro Vorstellung anbietet, mit gezücktem Kugelschreiber dasitzt und gleich alles festhalten will, wobei meine neue Freundin die Hände vors Gesicht schlägt vor Freude und ich mir ausrechne, dass es ja mindestens zehn Vorstellungen geben wird, also zwölftausend Euro, damit, wenn man den zusätzlichen Stress bei Drehtagen rechnet, fast genauso viel gibt wie bei normalen Drehs, auch die Reisen von und nach München sollen bezahlt werden, was ich gegenüber meiner neuen Freundin als besonders erfreulich zur Kenntnis nehme, weil damit München als Wohnort bereits durchgesetzt ist, aber anbiete, bei aufeinanderfolgenden Vorstellungen bis zu drei Tagen in Düsseldorf zu bleiben, und dann kommt Schütz wieder vorbei, fragenden Gesichts, ob alles geklappt hat, denn er legte da großen Wert drauf und ist zufrieden, dass es nun so laufen wird, er hielt mich für die Idealbesetzung und inzwischen ist es Tag geworden, man kann aus dieser riesigen Villa von Schütz raussehen auf die anderen Villen in der Nachbarschaft, ein riesen Monsterbau neben dem anderen, eine davon im Sechziger-Jahre-Viereckstil mit unverputzten Ziegelsteinen, die viel schöner ist als die eher kitschige von Johannes Schütz, nicht mein Geschmack, und es geht in kleinen gewundenen Wegen am Hang nicht weit runter zum Meer, und ich will Frau Schütz noch was erzählen, was mir aber im selben Moment dann doch peinlich ist, da kommen die anderen Schauspieler und fangen an, sich zu maskieren, sie setzt auch einen Schnurrbart auf, es wird hektisch und sie kommt glücklicherweise nicht mehr darauf zurück, mich zu fragen, was ich erzählen wollte –
– wir haben eine ziemlich große Fete gemacht, für die Johannes Artmann und ein in der Sonnenleite neu eingezogener dicker Ossi das Catering gemacht haben und ich gehe am nächsten Morgen zu Johannes in den Laden, um zu bezahlen, wobei mich unsere junge kleine Katze begleitet, und als ich hinten in den Betriebseingang von Johannesens Laden will, flutscht sie mit zur Tür rein und rennt gleich in den Laden, was natürlich nicht geht, allein schon aus hygienischen Gründen, ich renne ihr nach, erwische sie, aber sie flutscht wieder rein, bevor ich die Tür zuschieben kann und erst beim dritten Mal schaffe ich es, sie auszusperren, denn sie versucht weiter, reinzukommen und dort zu spielen, aber Johannes ist gar nicht sauer, sondern legt sich mit mir in eine Ecke im Hof des Bürotrakts und streichelt meine Füße, was ich sehr nett und angenehm finde, aber dann muss er im Laden arbeiten und ich weiter; ich zahle die fünfzehnhundert Euro für das Essen, das er gebracht hat, wirklich tolles, äußerst leckeres Biozeugs, was wir beide nochmal würdigen, und gehe mit Felix zu dem dicken Ossi in der Sonnenleite, der sein Büro Parterre hat, nur ein Schreibtisch mit ein paar Zetteln drauf, wo er erst rumrechnet und rumrechnet und rumrechnet und dann Abrisse von Rollen von Rechenmaschinen muffig zu mir rüberschiebt, auf denen ich nicht genau erkennen kann, wie viel ich zahlen soll, er ist auch verlegen und druckst rum und deutet dann auf einen dieser Abrisse, sagt: »ich weiß, das ist schlecht zu erkennen, aber da sieht man es genau: es sind sechstausend« – ich falle aus allen Wolken, bekomme einen Schock, weiß gar nicht, was ich sagen soll, überlege fieberhaft, wie ich das denn bezahlen soll und dass ich gar nicht mehr so viel auf der Bank habe und dann alles Geld schon wieder weg ist, ich im Minus, frage, ob er das bar oder als Scheck haben will und er sagt gesenkten Blickes: »lieber bar!«, worauf ich sage: »dann muss ich aber erstmal noch zur Bank«, woraufhin er sich zurücklehnt und ganz offensichtlich erleichtert ist, dass ich nicht weiter nachfrage und diskutiere und er mich loshat und kaum bin ich draußen und weit genug weg, dass er mich nicht hören kann, brenne ich darauf Felix, der kopfschüttelnd nachgekommen ist, sagen zu können, dass das ja der absolute Hammer ist, unvorstellbar, in keiner Relation zu dem steht, was er gebracht hat, und will schnell zu Renate, um das mit ihr zu diskutieren –
– am Schluss des Stücks versammelt sich die ganze Gruppe – von oben gesehen – im Vorraum, mit angedeuteten Tanzbewegungen, im Kreis rumgehend, und das weiße Puder auf dem Dreiecksposten verklebt sich beziehungsweise wird verklebt und es muss im Grunde nur noch abgewartet werden, bis es trocken ist, dann kann man es abheben und der Schlusstext wird gesagt werden –
– die Träume machen mindestens drei Gigabyte aus und für einen Teil der Träume braucht man eine Aktentasche • ich ziehe das Bett so zu, dass ich, wenn ich davor stehe und Träume aufschreibe, im Luftzug stehe – die Leute muss man alle getrennt und separiert beschreiben, jeder in einer eigenen Schublade in seinem eigenen Zeug, für jeden eine eigene Datei – aber die Frau vom Goetheinstitut beziehungsweise Kultusministerium war nicht da –
– Treffen von Leuten in einem Zimmer, von dem aus sie eine enge Treppe runtergehen {wie ich Treppen runterging in eine Bar wie früher das PN oder Big Apple, aber dann unten gar niemand war und vorher die große Turnhalle, in der ich war und in die ein Fotograf kam mit lauter Gestänge, danach diese große unterirdische Vergnügungsstadt, über der oben diese Riesentruthähne watschelten} und zu mir kommen: ich bin in einer Zelle, aber da können diese Leute rein, die organisierte Leute sind, die da was mit mir machen wollen oder sogar sollen, also mit denen richtig ein Programm abgewickelt wird; sie drängeln sich da alle rein, aber normalerweise nach einer Woche wird die Mannschaft von sechs bis acht Leuten jeweils gewechselt, was jetzt so weit ist, und deswegen kommen heute neue, zwei Mädchen, die noch Schülerinnen sind, die aber überhaupt nicht verstehen, worum es da geht und nur ganz normal etwas machen wollen, aber die werden von der Truppe der letzten Woche zur Seite gedrückt, werden peinlich gemieden, weil die alte Truppe sich als was Besseres vorkommt, wie überhaupt das Ganze etwas Elitäres hat, was Besseres, man verkleidet sich und auch das jedesmal neu, sehr fantasievoll und ausgefallen mit selbst hergestellten Masken oder grimassenartig verzogenen Gesichtern, und es geht dabei auch darum, den anderen, fast im Sinne von: dem Rest der Menschheit, zu zeigen, wie blöd sie sind und dass sie nichts kapiert haben, wobei es etwas künstlerisch Verschwörerisches hat; ich bin zwar Objekt des Ganzen, es geht aber letztlich um die Dokumentation beziehungsweise Dokumentierung dieser Aktionen, also um das Ergebnis • wir stehen zu zweit auf der Straße vor einem Kulturzentrum oder ähnlichem in einer Kurstadt wie Baden Baden, wo die Leute promenieren, und sehen auf der gegenüberliegenden Straßenseite einen jungen Schauspieler, den ich von »Abschnitt 40« beziehungsweise dem »Bewegten Mann« kenne, der da mit seiner Frau und einem Kinderwagen daherkommt, in dem ein offenbar frisch geborenes Kind liegt, aber dann sitze ich quer in einer Hängematte draußen und schreibe, aber der Wind weht zu stark, so dass ich reingehe, aufs Klo, das nach vorne raus offen ist, wovon ich begeistert bin, weil es trotzdem wie draußen ist, auch mit Wind, aber nicht zu viel, und ich sehe draußen sowohl die Leute, neben denen ich auf der Hängematte saß – zwei oder drei Männer und Frauen – als auch zwei Frauen, die Picknick machen mit einem Kind, mit dem sie rummachen, offenbar Probleme haben, und ich will mit den Leuten reden, bei denen ich war, aber sie sind zu weit weg, man kann nichts verstehen, auch wegen des Windes; das Ganze ist eine Abbruchlandschaft außerhalb der Stadt, deren Skyline man weit hinten auch sieht, aber sehr schön; ich überarbeite ein Stück, indem ich es weit ausholend seitlich nehme und umklappe, und dann kommt ein anderer Typ vorbei, der auch zu der Truppe von Schauspielern gehört, die da alle sind, es ist aber ein Engländer und ich sage: »ich habe ihn schon gesehen, in der Stadt rumgehen, und habe ihn auch nicht gegrüßt, obwohl er zu dem weiter hinten sitzenden Typen gehört, mit dem ich da eigentlich rede«, aber dann begrüße ich ihn, will ihm die Hand reichen, da sagt er: »naja, du hast ja kein Problem, du hast ja kein Aids« und ich frage mich, ob er Aids hat, aber vom Handgeben bekommt man ja kein Aids, und dann gehen wir in dieses Kulturzentrum rein, in dem eine kleine Filmwerkstatt ist, in der wir uns den »Bewegten Mann« ansehen wollen, wir sind jetzt zu dritt und als die ersten Bilder beginnen – zwei Männer sitzen in einem Lokal und warten auf einen dritten –, denke ich: »mein Gott, hat man ewig nicht mehr gesehen, das ist jetzt ein historischer Film, das konnte man sich gar nicht vorstellen, als man ihn drehte«, ein Klassiker, der in Burkina Faso gedreht wurde, gerade auch die Szene, wie der eine den anderen sieht und dann abwinkt, das ist geradezu ein unabänderliches Ding, ein Monument der Filmgeschichte, und es ist ein komi-sches Gefühl, da dabeigewesen zu sein, aber nach den ersten Bildern breche ich die Vorführung ab, denn ich will meine Szenen nicht sehen und habe Sönke gefragt, wie viel beziehungsweise wie lange die sind, eine ist fünfzig Sekunden, die andere etwas über eine Minute, und der Schauspieler mit dem neugeborenen Kind weiß noch gar nicht, dass es tot ist –
– ich will mit einem anderen, der Klaus Kahmann sein könnte, einkaufen gehen und wir fahren mit Fahrrädern ziemlich schnell eine breite Straße runter, auf der kaum Verkehr ist, die aber leicht glitschig ist und vor allem Rillen hat wie von Straßenbahnschienen, wo ich aufpassen muss, dass ich nicht reinfahre, weswegen ich einen großen Anlaufbogen mache, um sie im rechten Winkel überqueren zu können, aber es ist trotzdem eine richtige fetzige Fahrt, leicht gefährlich, aber es geht alles gut und dann überholt mich Klaus Kahmann und fährt voraus, bei der nächsten, ziemlich großen, Kreuzung links und kurz darauf wieder links auf den Parkplatz vor einem Einkaufszentrum, in dem wir einkaufen wollen und als wir dann zurückkommen ins Haus, muss das vertuscht werden, weil es eine Überraschung geben soll, weswegen ich sozusagen auf Zehenspitzen sofort hinten raus gehe und auf der anderen Seite wieder vorne rein; wir haben aber vergessen, Kartoffeln zu kaufen, weswegen ich überlege, nochmal hinzufahren, denn es ist eigentlich gar nicht weit, man sieht sogar das Flachdach des Einkaufszentrums, aber ich hab dann doch keinen Bock, nochmal dahin zu fahren, und mache erstmal einen Test mit dem Zeugs für die amerikanische Matratze, dieses ganz neue Wunderding, ich kann es nicht erwarten und mache lachend schon mal eine kleine für nur eine Person – die eigentliche werde ich später machen –, das geht im Handumdrehen, praktisch wie von alleine und das ist ja auch der Witz an dieser Erfindung, die aus einer Masse besteht, mit der man nur irgendwas Kleines machen muss, dann geht sie auf und wird eine Matratze, aber da macht auch ein Kind rum, mischt sich ein und will mit dem Matratzenmaterial, das eine lange, rundviereckige Angelegenheit ist, schlauchartig, spielen und ich muss aufpassen, dass dann auch noch genügend übrig bleibt, um die große Matratze zu machen, ich muss das echt bremsen, dieses Kind, und in der Abrechung sind alle Sachen, die ich gekauft habe, verschwunden, also die Belege weg, also ich habe die weder für die Steuer noch kann ich beweisen, dass ich das alles gekauft habe, einfach weg alles, keinerlei Unterlagen von mir mehr dabei: wenn man die Abrechnung zu hundert Prozent anguckt, fehlt mein Anteil • Ebby steigt aus dem Auto, um irgendetwas kurz zu erledigen, ich fahr aber schon weiter, nur ein kurzes Stück die Straße hoch, halte aber dann an, weil ich so heftig über die Träume nachdenke, steige aus und sehe, wie Autos hochgehoben werden, eines am Straßenrand, eines auf der Straße selbst, was in der Luft dann gekippt und gedreht wird, Leute halten an, steigen aus, sehen sich das an, steigen dann aber wieder ein und fahren weiter, ich stehe neben dem Wagen, nehme das aber nur am Rande wahr, weil ich so angestrengt fieberhaft darüber nachdenke, wie ich die Träume aufschreiben kann, wie ich das alles festhalten kann, für das ich keine Worte finde, zu rekonstruieren, was noch irgendwie festhaltbar ist, und ich kann gar nicht beurteilen, ob ich das mit dem Autos als Halluzination sehe oder ob das real ist, wahr ist, weil ich wie auf Trip von diesem Traumproblem bin: da ist das Auto weg!, Ebbys Auto, mit dem ich eben gekommen bin, ist weg, die müssen mir den Schlüssel aus der Tasche geklaut haben, ohne dass ich was gemerkt habe, ich kann es gar nicht fassen, dass ich nichts, aber auch gar nichts gemerkt habe, da ist jemand damit weggefahren, ohne dass ich es gesehen oder gehört hätte, und da sind ja auch unsere ganzen Sachen drin, ich renne die Straße wieder runter, frage mich, wie ich das Ebby erklären soll, ob ich ein »Blackout« hatte, was so wie eine feige Ausrede klingt, dabei war es ja wirklich so {wie ich im Hotelfoyer was zahlen sollte und es unverschämt teuer war, die Geschäftsführerin über dem Tresen angeflogen kam}, frage mich, ob ich das öfters habe, und bekomme Angst, in so einem Zustand jemanden umzubringen, auf den Kopf zu hauen wie das Radio auf Claudijas Kopf damals, und wie ich das bei einem Prozess dann erklären würde, dass es gar keinen Sinn hätte, sich zu rechtfertigen, und dass es von diesem Loch komme, das durch die Traumrekonstruktionssuche aufbricht, warte auf Ebby, und als er endlich kommt, gehen wir in den Metzgerladen, neben dem ich stehe, obwohl das ja eigentlich unpassend ist, Ebby aber egal, und ich fang an zu erzählen, Ebby hat sehr viel Verständnis, auch die »Blackout«-Frage und meine Verständnislosigkeit: »wie kann es sein, dass ich nichts mehr um mich herum gemerkt habe?« versteht er, sagt, dass er das alles auch kenne, sagt dann aber, bevor ich dazu komme, zu beichten, dass das Auto weg ist, er müsse nochmal kurz rausgehen, um zu kotzen, es gehe ihm schon den ganzen Tag nicht so gut, kommt dann aber wieder rein und während ich warte, fällt mir auf, dass ich ja auch den ganzen Tag schon nichts gegessen habe und ich eigentlich Hunger habe, denke aber: »das ist doch ganz gut, dann wird man nicht so dick!« und als ich dann mit der Erzählung endlich so weit bin, zu gestehen, dass der Wagen weg ist, lacht er hell auf, fast schrill, aber ohne Vorwurf, nur lachend, und er hat auch dafür Verständnis, kann sich das vorstellen, sagt sogar: »ist nicht so schlimm«, kennt das, sagt, dass er das auch hat, manchmal: »dann blickt man eben nicht mehr durch und dann passiert so was, ohne dass man etwas merkt«, jedenfalls sei das ganz normal und kein Grund, Angst zu haben, dass ich verrückt geworden sei oder Alzheimer habe oder so etwas, und dann schlage ich ganz erleichtert vor, dass wir zusammen die Straße hochgehen und uns das vor Ort anschauen, und ich stelle wieder mal fest, dass kein Unterschied zwischen Europa und Afrika in Bezug auf solche Klauerei besteht, so was könnte eher in Afrika nichtmal so dreist passieren wie in Europa • ich wache morgens um zwei auf und denke: »mein Gott, jetzt aufstehen und anfangen zu schreiben wie früher als ich in der Rue Trois Cent die mittlere Spalte geschrieben habe, das waren noch Zeiten, so richtig toll, das müsste man mal wieder machen und sei es nur einmal«, bin aber zu faul, es gleich zu machen, und nehme mir vor, es später mal aus Witz beziehungsweise einfach so mal wieder zu machen – komme in eine Art Kulturzentrum mit Leuten, die auch drucken, Musik machen und so weiter, da baut einer eine ziemlich tolle, moderne Anlage auf, auch mit zwei Lautsprecherverstärkern wie wir sie haben nur viel besser, mit braunem Edelholz verkleidet, scheinen echte Profis zu sein, wir stehen in einer Art Studio, zwar klein, aber mit Glasscheibe dazwischen, komme mit dem einen Typen, der sehr nett ist, ins Gespräch, wir sind uns einig, dass es im Wesentlichen drum geht, Musik um der Musik willen zu machen, alles andere davon abhängt, ob was dabei rauskommt, was man weitergeben kann, weswegen ich überlege, dass man doch vielleicht mal zusammen spielen könnte, aber insgeheim denke ich, dass das wohl nicht laufen wird, weil die viel zu professionell sind, groß im Geschäft, will ihm aber trotzdem meine Visitenkarte geben, gehe raus und suche auf dem balkonartigen Zugang in der Hocke wie blöd, finde aber erst gar keine, dann eine ganz verschrumpelte, schon gebrauchte, wobei eine Frau zu mir kommt, die vorschlägt, doch zu ihr beziehungsweise zu mir zu gehen, was nicht weit ist und wo noch ganz viele bessere Visitenkarten seien, weswegen sie einer weiter vorne gerade ihre Wohnung verlassenden Frau zuruft, doch noch zu warten und mich reinzulassen, was aber noch fünf Minuten dauernd würde, ich solle doch warten, mir dauert das aber zu lang und ich denke, dass die verschrumpelte Visitenkarte reicht, und gehe wieder rein, aber bemerke, dass das Kulturzentrum geteilt ist, es gibt zwei Bereiche, inzwischen wurde alles renoviert und ist noch viel schöner als vorher, frisch gestrichen, zum Teil farbig, aber nicht grell, wobei mir auffällt, dass kaum Leute drin sind, und in dem hintersten Raum reden zwei Männer ganz wichtig, der eine fläzt lässig auf der Matratze am Boden, der andere steht wichtig vor ihm, sie reden was Bedeutendes in Sachen Kultur und kommen sich offensichtlich ganz toll dabei vor und ich sage: »Entschuldigung, ich glaube, das ist der falsche Raum – der richtige muss wohl vorne rechts sein«, worauf der auf der Matratze sofort sagt, arroganten Vorwurf in der Stimme: »ja, das glaube ich auch«, um sofort wieder ganz wichtig mit dem anderen zu reden und ich gehe wieder raus, aber es sind wahre Zimmerfluchten, also es geht wohl ganz am Anfang schon rechts in den offenbar öffentlichen Teil, aber hier in dem Organisationsteil ist alles leer, sauber, neu und leer, aber der andere Teil, in den ich dann komme, ist noch besser renoviert und schön gemacht und auch kaum Leute drin, nur zwei Frauen, die sich unterhalten, und ich will etwas drucken lassen bei denen, denke, die sind so wie wir früher, nur eben heute, aber es scheint halt eine übliche subventionierte Geschichte zu sein, die vor sich hin wabert und nichts macht • lieber eine Verbindung ohne Kabel, weil dann sieht man es nicht, also wireless, und wenn man es nicht sieht, kann man es leichter abstreiten, können einem die anderen nichts beweisen –
– Treff oder Verabredung mit Oumar Mariko irgendwo unten in einem Keller, aber da sind erstmal deutsche Sympathisanten und es ist eh klar, dass wir nicht mehr viel zu reden haben, eigentlich mehr pro forma, um den Kontakt zu halten, aber dann sind da eh diese deutschen Sympathisantinnen, die an Tischen, bisschen angeordnet wie in einem Klassenzimmer, sitzen und ganz wichtig irgendwelche Parteigeschichten regeln, Zettel und Papiere hin und her geben und wichtige Dinge dazusagen, mit ihrer weißen Hautfarbe grell auffallen zwischen den anderen, den afrikanischen Parteigängern, die irgendwie gar nichts machen, typisch leer rumhängen; ich komm da rein, geh ein paar Schritte in den Raum und guck mich dabei um, woraufhin die eine Tussi eine spitze Bemerkung macht: »ja, der Christof, der hat’s ja nicht nötig, die Tür zuzumachen«, wonach mir auffällt, dass ich sie tatsächlich offen gelassen habe, und weshalb ich betont langsam wieder zurückgehe, um sie zuzumachen, und sehe dabei auf dem Tisch ein grünes Plakat, eine Art Fahndungszettel, mit dem nach einem Typen gesucht wird, der mit der Kasse und allem Drum und Dran abgehauen ist, ein hellgrüner Zettel in A4-Querformat, auf dem mit weißen Pinselstrichen in drei großen Linien etwas zu seiner Beschreibung gezeichnet und geschrieben ist, von einem Typen, der offensichtlich viel mit ihm zu tun hatte, und auf dem Zettel auch davon berichtet, dass der Gesuchte eine Therapie gemacht hat, die aber darin bestand, dass er sie nicht gemacht hat, was nicht ganz wörtlich so auf dem Zettel steht, aber unausgesprochen mitschwingt, das Geld dafür oder dazu hat er aber eingesteckt, außerdem war er anscheinend schwul und sensibel, und auf dem Zettel steht geschrieben-gemalt, dass, wenn das »sch« für »schwer« stehe, es folgendermaßen sei: dreimal hintereinander ist ein »sch« gemalt,wohinter jeweils ein Bogen von fünf weißen Pfeilen wegschießt, eine Art »Schwuppzeichnung«, um zu betonen, dass er besonders »sch« war, womit ausgedrückt werden sollte: schwerst sensibel, schwul und alles, und wir gehen zu dem Platz von dem Praktikanten, wo er sein Zeug aufgebaut hat, aber da ist auf dem Bildschirm nur der Anfang von dem Text, und man kann nun den ganzen Text aufklappen, aber da steht dann dasselbe, dass er nichts macht und nichts machen will und nichts machen wird, der Text löst sich auf, indem er sich zeigt, auch indem er auf dem Bildschirm überhaupt ganz erscheint, erst überdeckt, also ein Teil des Textes überdeckt, dann ein Teil des Textes kurz erscheint, und dadurch ist klar, dass nichts ist, alles aufgelöst ist, aber das ist auch für Oumar Mariko selbst eine Überraschung und er ist sauer; der Text ist ganz verknubbelt reingedrückt, und wenn man ihn rausholt, ist klar, dass nichts ist, nichts drin steht, aber auch nichts geschieht, »foi7« • wenn man überhaupt irgendwo mitmacht, erzeugt das schon Misstrauen bei den Leuten, und zwei Mädchen im Dorf sind neben einem Baum, der vor einem Haus steht, an diesen angebunden, gefesselt und mit Moskitonetzen eingezäunt, sie lachen verlegen-verschämt das als normal hinnehmend und die Leute sehen tatenlos zu, Kinder laufen drumrum • eine Maschine, die die wesentlichen Teile von selbst schreibt, rauslappt, runterwickelt, und die Hauptteile sind jetzt auch alles schon mal geschrieben, die Maschine weiß zwar, was sie schreiben soll, kann praktisch Gedanken lesen, ist aber ansonsten relativ primitiv, ein schlichtes Modell • eine Frau sitzt vor dem Schreibtisch mit einem Radio oder einem elektronischen Gerät in der Hand, wartend, bis irgendeine Sendung losgeht, und dann kommt ein ganz furchtbarer, abgehackter Piepton und eine Stimme, die fragt: »was veranlasst einen Menschen, sich so einen scheußlichen Ton anzuhören, um fernsehgucken zu können?«, aber dann sitze ich selber vor diesem langen Tisch, auf dem ein Fernseher steht, der irgendwie verbunden ist mit einem Autoarmaturenbrett – was darauf schließen lässt, dass das Ganze ein Auto ist –, auf das man seine Füße hoch- und ablegen kann und in dem zwei Mulden eingekerbt sind, die schon ganz ausgewetzt sind, weil Erika da ihre Füße immer draufgelegt hat als sie geguckt hat; ich frage mich, ob das nicht beim Autofahren stört, wenn das da schon richtig glänzend ausgewetzt ist, diese Fußabdrücke, aber das macht eigentlich gar nichts, ist im Grund nur eine ästhetische Geschichte und man kann eben total bequem da sitzen, die Beine hochmachen und fernsehgucken und dann beginnt die Serie, von der nach der dritten Einstellung klar ist, dass es eine Polizeiserie ist, denn man sieht drei junge Polizisten am Tisch sitzen, zwei Männer und eine Frau, und der links sitzende hat einen derart schlecht angeklebten Bart, dass es im Prinzip ein Skandal ist, man sieht ganz genau, wie unter dem Ohr die Gaze der Bartperücke sich schon löst – und nach außen wellt –, fast wie eine Großaufnahme da drauf, geradezu eine Provokation, Verarschung des Publikums, ich finde es unmöglich, dass so was durchgeht, und dann sagt die junge Polizistin auch noch, als die drei sich anfangen zu streiten, was man aber nicht genau verstehen kann, sich direkt ans Publikum wendend, also direkt in die Kamera abwiegelnd: »geht gleich weiter!« – habe vier A4-Seiten Traumnotizen gemacht und kann mir gar nicht vorstellen, wie viele Seiten das gibt, wenn ich das alles ausformuliere, oben überlappen sich aber drei Strichcodeteile, zwei sind im Grund okay, aber der dritte ist praktisch nach oben verrutscht • freundliches Wiedersehen nach sehr langer Zeit; wir sitzen an einem langen Tisch nebeneinander und jeder hat einen schlichten Blechspind vor sich, mit offener Tür, in dem sein Zeug ist, das renoviert, neu aufgefüllt, auf Stand gebracht werden muss, und ich gebe der Bonne Farben raus, um die Fensterläden neu zu streichen, die vier von Sabines Zimmer, die von der Tür an leicht ansteigen, wobei sie mit dem Gelb beginnen soll, das sehr dunkel und ölig aussieht, wie die gelbe Druckertinte zum Selbstnachfüllen • Assa Niaré, jung und schlank, mit Kind auf dem Rücken, wird ganz zärtlich vom ihrem neuen Freund, der auch sehr jung und sehr sympathisch ist, auf den Kopf geküsst –
– drei kleine Mopeds, Plastikteilchen, komprimierte, aber bereits entzippte Teile, die die Notizen der letzten Monate darstellen, und hab dann noch zwei an der Seite, die auch für eine bestimmte Zeit stehen • sehe einen Übersetzungscomputer für »doitsche Hinlu«, was offenbar ein deutsch-hinduistischer Dialekt8 ist • ich habe jetzt eine Internetconnection, zu der man zu Fuß nur ein paar Meter von meiner Wohnung aus hochgehen kann, und mache da ein paar Korrekturen; es ist ein Café beziehungsweise es sind zwei Cafés, wo in dem einen Suppen ausgebreitet werden in vielen Schüsseln in einer Reihe, viele Frauen stehen da und beratschlagen, wie sie die Suppen anordnen sollen, und Valentin macht Theater, weil er beklaut wurde, aber dann stellt sich heraus, dass das, was angeblich geklaut wurde, im Schuh drin ist, und ich sage: »dann ist ja die Fahndung nach dem Geklauten obsolet, überflüssig geworden«, aber Valentin tut so, als hätte er das gar nicht gehört beziehungsweise hätte vorher gar nicht gesagt, dass da was geklaut worden ist, während in dem anderen Café Frauen Gymnastik machen, die gerade vorbei ist, weshalb sie zum Schlussritual am Boden sitzen, wobei hinten in der letzten Reihe am Rand auch ein junger Mann sitzt, der das Ganze wohl organisiert und gerade aufsteht, was das Zeichen für die anderen ist, auch aufzustehen, sich ein bisschen zu schütteln und auch rauszugehen, während die Bäckersfrau sagt, dass sie jetzt schnell das alles saubermachen muss und so weiter, aber ich gehe nur vorbei und dann raus, wo eine sehr schöne grünbraunrote Landschaft ist und gleich vor den beiden Cafés ein sehr schöner großer schattenspendender Baum, unter den ich mich setzen will, weil auch ein bisschen Sonne bis dahin scheint, weswegen ich mich da mit meinem Rechner hinsetzen will und ein bisschen arbeiten, aber dann gibt es ein großes Treffen mit Martin Lüdke und einem Assistenten in einem Souterrainraum, um über »es« zu reden; Lüdke ist sehr wohlwollend, hat sich schon eingelesen und findet es wohl gut, hat sich auf jeden Fall da schon ein wenig drum gekümmert, muss aber gleich wieder weg und ruft beim Weggehen jemanden an, um sich zu vergewissern, dass die Sachen, die geschickt wurden, auch gut angekommen sind, hat also gar keine Zeit, in das andere Buch, das ich ihm zeigen wollte, auch nur reinzusehen • wir haben eine Wasserversorgung mit drei großen Blecheimern, wie riesige Blechtöpfe, aber immerhin schon luxuriös • Interviewtreff mit einem kleinen dicken Journalisten in einem Souterrainraum wie bei Karin unten Ebbys Zimmer, ich sage: »es ist jetzt dreizehn Uhr, wir müssen schnell machen, ich hab noch nichts gegessen und muss auch noch weg« und er schlägt vor, doch durch die kleine Tür raus in das schmale Gärtchen zu gehen, was ich einigermaßen unpassend finde, denke: »es ist doch blöd, da im Garten von Karin und Ebby zu sein!«, will aber nicht unhöflich sein und mache mit, wobei sich rausstellt, dass draußen eine wunderschöne hügelige weite Landschaft ist, grünbraun arabisch afrikanisch, durch die wir sehr erfreut erstmal gehen und staunen über soviel Schönheit, und der Journalist ist eine Mischung aus Gabriele Riedle und Gabriele Riedl, mit der ich mich kopfschüttelnd über so viel Schönheit freue, da sehen wir am Himmel ein riesiges Fluggerät neben dem ein dickes altes Propellerflugzeug fliegt, gar nicht weit über dem Boden, und diese Flugmaschine besteht aus unzähligen langen schmalen Blechen, die irgendwie aneinandergeschweißt sind, eine altertümliche Blechkonstruktion, ganz unförmig, die gar keine klar erkennbare Form hat, aber fliegt, am Himmel trudelt, was aber auch etwas Tänzerisches, Flugschauartiges hat, wobei es von dem Propellerflugzeug umkreist wird, die beiden schlenkern und machen und tun da am blauen Himmel entlang, torkeln wie besoffen, teilweise so nah am Boden entlang, dass ich schon wieder denke, die stürzen gleich ab, also dass das Ganze vielleicht ein Traum sein könnte, aber ich bin ja mit Gabriele, die das ja auch sieht und anguckt, also kann es gar kein Traum sein oder wir müssten beide den gleichen haben, außerdem ist das Ganze ziemlich gefährlich, diese Dinger sind gefährlich, haben etwas Kriegsartiges, auch wenn es toll aussieht, wie ein perfektes Gesamtkunstwerk, ein erhebender Anblick über einer wunderschönen sandig hügeligen Landschaft, durch die wir weiter gehen, um einen Platz zu finden, an dem wir das Interview machen können, aber dann ist diese klapprige Blechkonstruktion, die wirklich riesig ist, tatsächlich abgestürzt oder auch nur gelandet, liegt jedenfalls jetzt da auf dem Boden hinter einem Hügel, über den ein Teil von der rostigen Konstruktion hinausragt, rüberlappt, wobei man genau sehen kann, aus was für einem Schrott das besteht, das andere Flugzeug ist weg, aber als ich weiterwill sagt Gabriele: »das ist jetzt aber hier eine ganz wichtige Stelle«, denn wir stehen vor einer bunkerartigen Ruine, die zwar aus dem Krieg ist, aber noch aktiv, sehr gefährlich, voller Gift oder Drogen, strahlt jedenfalls aus oder kann explodieren, sie will erst ganz mutig da drauf steigen, verliert aber schnell den Mut und will weggehen, woraufhin ich den dicken Macker spiele und meinerseits raufklettere – es passiert aber nichts und während ich eher ratlos da oben stehe, kommt eine andere Frau vorbei, womit nochmal bewiesen ist, dass das nicht gefährlich ist, aber sie geht weiter, hat mit uns nichts zu tun, woraufhin wir wieder zurückgehen und ich darauf bestehe, dass wir jetzt klären, ob das mit dem klapprigen Riesenfluggerät ein Traum war oder nicht, indem wir uns in dem Innenhof des Hauses, in dem dieser Souterrainraum ist, hinsetzen und unabhängig voneinander aufschreiben, was wir gesehen haben, und hinterher vergleichen, was wir geschrieben haben, aber dann fängt Gabriele, die jetzt mehr Riedl-artig ist und nackt dasitzt, an, eine ganz normale Geschichte zu schreiben, was sie auch noch anfängt, mir zu erzählen, ich bestehe aber darauf, dass wir nicht miteinander reden, weil wir uns dann doch gegenseitig beeinflussen, was sie bejaht, aber dann dazusagt: »auf jeden Fall ist es gut, dass du jetzt schon mal mein Kind kennen gelernt hast«, mit dem sie vorher da war und das etwas blöde in einem Kinderwagen lag, aber dann werde ich unterbrochen, weil ich ein anderes Interview geben soll, und habe Angst zu vergessen, was ich geträumt habe, dabei habe ich schon über drei Seiten A4 geschrieben, und dann fahr ich mit Batoma im Auto hinten weg, also wir sind beide hinten, nackt und sie will vögeln, was ich auch gut finde und wir fangen an, rumzumachen und aneinander rumzufummeln, wobei sie aber ihre Beine so weit auseinander und hoch spreizt, dass man es von außen sehen kann, was ich nicht so gut finde, sie lacht aber nur; es ist eine Gegend wie in München nach der Arnulfstraße, bei Nymphenburg neben dem botanischen Garten in Richtung Stuttgart, nur viel breiter, die Fahrradwege ausgebauter, auf denen wir dann fahren, nachdem wir ausgestiegen sind, und wir haben ein unglaubliches Tempo drauf auf dem Fahrrad, es sind ziemlich viele andere Fahrräder auch da und es ist auch ziemlich grüne Welle, aber wir fahren viel zu schnell, ich mit Batoma hinten drauf auf einem extra Radweg, einem mit roten Ziegelfliesen gepflasterten Radweg, der teilweise in Bögen ausschweift, breiter wird und zurückführt neben die Straße, und ich erzähle ihr, dass das hier in Deutschland so ist mit dem Wegen extra für die Fahrräder, was sie bewundert; das Fahrrad hat eine Wahnsinnsgangschaltung und -gängeübersetzung, wir rasen fast so schnell wie die Autos und ich muss mich kaum dabei anstrengen, aber als wir auf eine rote Ampel zufahren, versuche ich zu bremsen, es geht aber nicht, ich schaffe es beim besten Willen nicht, wir kommen immer näher und näher und das Fahrrad bremst nicht, bis ich es aufgebe und wir eben auf gut Glück über die Ampel rasen und tatsächlich kein Auto quer kommt, was mich ungemein erleichtert; und weiter vorne sind dann sogar kleine Autos bei uns auf dem Fahrradweg, winzig kleine Autos, wie Bobby-Cars, aber echte Autos mit kleinen Menschen drin, die freilich trotzdem nicht da fahren dürfen und uns den Platz wegnehmen, wo sich sowieso schon so viele Fahrräder drängeln, weswegen ich mich ziemlich aufrege und Batoma mir zustimmt: »a mayin!9«, sagt, wir rasen aber so schnell, dass wir auch an denen vorbeifahren, sind dann auch bald schon Richtung Stuttgart auf dem weiten Land –
– der neue Titel der »Großen Sirte«: »Gadhafi stirbt so liebenswert«; warte auf der Straße auf irgend eine Frau von mir, die Einblick in meine Dateien bekommen hat, die in einer Art viereckigem Kasten sind und die renouvelliert werden müssen und wo man gucken muss, dass man den Zeiten entsprechend alles politisch richtig und nicht einfach so neu macht und daher über die ganzen Dateien von Madu zumindest mal einen Überzug macht, aber über meine auch in Bezug auf das Libyenbuch, im Prinzip alles mit neuen Klamotten, aber es ist eigentlich überflüssig, alles zu machen, weil nur die Gadhafi Stelle neu gemacht werden muss, weil die doch schon versaut ist »à cause de Kadhafi« • Besuch von einer störenden Gruppe in unserer riesigen Wohnung im sechsten Stock, ich bin schon total müde und sitze fast schlafend in mich zusammengesunken auf einem Stuhl, und da kommen diese Leute ganz aufgekratzt von einer Fete, und eine Frau von denen, die ich von irgendwoher kenne, sie könnte Nicki, die Musikerin sein, ist es aber nicht, es ist irgend so eine Zeitgeisttussi und sie tippt mich an die Schulter, will mich sozusagen aufwecken, was an sich schon eine Unverschämtheit ist, und sie sagt dann, dass sie erstmal nach London fliegen muss und wieder zurück, bevor sie ihre Schminke so weit reduzieren lässt auf das Niveau, das bei uns üblich ist beziehungsweise wie es sich bei uns gehört, und ich sage dann: »das ist nicht nötig!«, sie könne sie auch drauf lassen: »wir machen keine Abschminkerei zur Bedingung«, aber nachdem sie mich schon mal wach bekommen hat, geh ich dann rüber-runter aufs Klo, pinkeln, ein schickes neues sauberes Klo, weitläufig und großzügig gebaut, und gehe dann wieder hoch in unsere Wohnung, wo eine andere Frau im Bett liegt, die sich auch von den Gästen gestört fühlt, weil sie schlafen will, mit der ich mir sofort einig bin, weshalb wir über die Leute lästern, wobei ich sofort sehr geil auf diese Frau werde, aber dann sagen die Leute zum Glück, dass sie gleich gehen wollen, woraufhin ich der Frau im Bett einen Kuss gebe, der sich zu einem Zungenkuss ausweitet und ziemlich heftig wird und mich rasend geil macht, aber sie auch, so dass sie, und zwar noch bevor ich selbst dazukomme, was zu sagen, sagt: »komm doch rüber zu mir!, ich komm gleich rüber zu dir«, aber dann gehe ich nochmal den ganzen langen Gang bis zur Wohnungstür durch diese Altbauwohnung im obersten Stock, von der man auszugsweise, ausschnittweise über die ganze Stadt gucken kann, zur Wohnungstür, um nachzuprüfen, ob sie auch wirklich abgeschlossen ist, damit uns niemand bei Vögeln stören kann, sehe dann auf dem Gang draußen kurz eine Frau, die zum Fenster rausschaut, und beim Zurückgehen sehe ich, wie die Frau zu mir rüberkommt und sich dabei erst ganz auszieht und dabei über dieses blöde Kommuneleben lästert, über diese Leute, die so tun, als seien sie alle ganz frei, dabei sind sie in Wirklichkeit ganz konventionell in ihre Sitten und Gebräuche eingebunden {wo ich auf der Bergkuppe war und es so schräg runterging, Leute entgegenkamen und klar war, dass ich zu spät dran bin; dieses flache aus am Hang, dessen Pläne ich kannte und das ich dann wieder sah als es fertig war} • ich markiere einen ganzen Bereich der Wohnung wie auf dem Computer und bin froh, dass ich da Sabine eintragen kann • sind auf einer langen Urlaubsreise, machen an einer Autobahnraststätte Halt und es scheint dort die Grenze zu sein; der Typ rast ziemlich und es regnet, aber es wird schon irgendwie gehen, auch wenn ich teilweise ein mulmiges Gefühl habe, aber wie dann nach langem Hin und Her alles fertig ist und wir losfahren wollen, muss ich doch erstmal nochmal scheißen und sage den anderen, dass sie warten sollen, gehe aufs Klos und hab Angst, dass ich nicht richtig scheißen kann, obwohl ich muss und es peinlich ist, weil die anderen warten und ich nicht komme, kriege dann meine Hose schlecht runter, habe zwei Unterhosen an, die kleben und nur schwer wegzukriegen sind, aber wie ich dann endlich sitze, scheiße ich total befriedigend eine riesen Wurst, die ich im Klobecken gespiegelt sehe, was mich noch mehr befriedigt, und dann gehe ich wahnsinnig erleichtert zu den anderen zurück • ich kriege nach endlosem Gezocke die ganze Liste von den Namen nochmal neu, das erleichtert mir sehr die Arbeit, Katharina ist auch dabei, macht dabei auch Werbung für einen anderen neuen Film, bei dem sie mitspielt, zusammen mit einer anderen Frau, die aber ziemlich blöd ist –
– wir haben eine Flussschiffsreise gebucht; ich sitze wartend mit Valentin in Tübingen am Fluss in einem Holzverschlag und wir reden über die besonderen Beziehungen, wir sind direkt auf Höhe des Wassers des reißenden Flusses, der breit, dreckig und bewegt ist, und in dem plötzlich Hippos schnaubend aus dem Wasser auftauchen und kleine, elegante Luftsprünge machen, was das Wasser natürlich noch mehr aufwühlt, und ich bin höchst erstaunt, dass es hier in Tübingen auch Hippos gibt, und dann auch noch so Riesenviecher, drei Stück, total verdreckt, schlammverkrustet und mit schlechten Zähnen, teilweise Zahnlücken, alte hässliche, verklebte Hippos, weswegen ich mit Schrecken daran denke, wie oft ich da schon gebadet habe, bin froh, dass mir noch keine begegnet sind und denke: »da werd ich aber nicht mehr baden!«, aber Vala lacht nur und findet es völlig normal, und weiter hinten, auf der anderen Seite des Flusses, sind wehende Fahnen an den Häusern, auf deren einer steht: »von Calwas Gnaden«, was heißen soll, dass wir froh sein können, dass wir überhaupt mitfahren dürfen beziehungsweise überhaupt da hingefahren wird, wo wir hinfahren wollen; aber dann erscheint Erich Grosch über uns in einer Luke und berichtet lachend, dass die Schiffskarten endlich da sind, es nun doch klappt, was unklar war, weil die normalerweise diese Reise, die wir wollen, gar nicht machen, sie nun aber kulanterweise doch bereit sind, uns Fahrkarten zu verkaufen, wozu man aber eine schmale Leiter hochklettern muss, worauf ich überhaupt keinen Bock habe, aber Katharina rennt dann schnell hoch und kauft die Karten, und wir klettern hoch, um auf das Schiff zu gehen, was dafür, dass es nur ein Flussschiff ist, ziemlich groß ist, ein richtiger Dampfer, der schon voll mit vielen Leuten ist, eine freudige, erwartungsvolle Stimmung, und in einem kleinen Vorraum verteilt Sabine die Karten, wir haben drei kleine, übereinanderliegende Kabinen, aber Sabine ist ganz verzweifelt, weil der Fernseher, den Katharina unbedingt haben will, in der untersten Kajüte ist, worin ich kein Problem sehe: »ist doch ganz klar, dann geht Katharina eben dorthin!« sage, aber Sabine entgegnet, dass das dann hieße, dass sie bei uns durchmüsste, wenn sie hoch- beziehungsweise raus wollte, aber auch da sage ich: »ist doch kein Problem, sie kann ruhig durch mein Zimmer gehen«, aber Sabine schüttelt den Kopf und sagt, dann gehe sie eben mit ihr in ein Zimmer, denn es mache ja nichts, sie habe nichts dagegen, wenn Katharina sehe, wie sie sich ausziehe, und auch Katharina sagt, es mache ihr nichts aus, und ich frage: »sag mal, seid ihr verrückt geworden, da überhaupt ein Problem draus zu machen, zwischen Tante und Nichte kann das doch kein Problem sein!« • wir sollen ein Interview geben über ein Stück, das wir spielen, ein Fernsehinterview, in dem wir beschreiben sollen, um was es in dem Stück geht, um Widerstand und antiimperialistische Inhalte, in einer ziemlich kleinen, engen, dunklen Kneipe, in der wir uns drängen und zunächst etwas ratlos rumstehen und nach einem geeigneten Tisch suchen, an dem wir alle sitzen können, aber dann schlage ich vor, dass wir uns doch am Rand vor das Fenster setzen sollten, weil da am meisten Licht ist, aber das ist nur ein Zweiertisch, an dem die Hauptdarstellerin und ich uns gegenübersitzen können und ich setze mich gleich so, dass ich von links im Profil zu sehen bin und denke befriedigt, dass das meine »Sonnenseite« ist und ich gut aussehen werde, auch wenn die anderen Schauspieler dann etwas in den Hintergrund gedrängt werden, eher verdeckt sind, und ich nehme mir fest vor, diese ganze Verlogenheit des angeblich »antiimperialistischen Widerstandes« schonungslos anzuprangern, wobei ich aber die Tatsache, dass es gegen Autos und die Sinnlosigkeit des Autoverkehrs geht, wiederum sehr gut finde und das auch hervorheben will, aber das Fernsehteam muss erstmal wieder weg und woanders etwas aufnehmen, so dass es schließlich überhaupt nicht zu dem Interview kommt, aber wir sollen das ziemlich lange Theaterstück zu diesen Fragen des Antiimperialismus, das wir zusammen umständlich entwickelt haben, plötzlich ganz woanders, unter völlig anderen Umständen spielen, und dann auch noch ohne vier von uns, die auch noch jeweils große Rollen spielen; wir sitzen in den Hinterräumen und warten auf unseren Auftritt, gerade spielt noch eine andere Truppe, die ich aber nicht so toll finde, aber dann kommen wir dran, die Ersten gehen schon raus, es wird auf einer nur kleinen, steinernen Erhöhung gespielt, unter Bäumen, und ich frage den Regisseur, wie wir das denn mit den Leuten machen sollen, die nicht da sind, was wir stattdessen machen sollen, da sagt er, er finde es eh blöd, dass wir da immer Leute von der Bühne aus gegrüßt hätten, das könne und solle man eh weglassen, ich sage, dass wir das damals auch weggelassen haben, und so beschließen wir, dass wir den gesamten Teil mit den Grüßen an die Leute auch diesmal weglassen; es ist insgesamt eh eine mehr improvisierte Geschichte auf der Straße, mit Faxen und Slapstick; bei der ersten Aufführung damals, die ich jetzt sehe, haben welche vor Angst gepinkelt, also gespielt, vielleicht halb und halb ernst und gespielt, wozu sie Wassersäcke in den Hosen hatten und dann ewig lange hohe Strähle pinkelten, worüber ich mich aufregte: »was soll denn diese blöde Pisserei?«, denn es geht in dem Stück darum, dass wir bei einem Autounfall jemanden umfahren, rücksichtslos sind, wobei einer auf die Bühne kommt und sich auf die Brust klopfend damit angibt, dass er einen großen Mercedes hat, mit dem er aber dann ein Kind umfährt, es skrupellos umbringt • Frank-Patrick Steckel ist wieder Intendant in Bochum, man hat ihn einfach wiedergeholt, weil die anderen alle nichts gebracht haben, es ist alles wieder wie früher und ich besuche die Leute dort, es ist auch alles ganz in Ordnung, er und ich reden ganz normal miteinander und dann entdecke ich eine Bibliothek mit einem Lexikon, das aus riesigen weißen Bänden besteht, neben dem zwei Bände in der gleichen Aufmachung und im gleichen Format stehen, die den Titel »Die Kinder« tragen; ich guck rein, um zu sehen, was das ist, kann nichts erkennen, vorne ist ein Zehn-Euro-Schein drin und ich denke: »das muss ich Steckel sagen, die braucht er vielleicht mal, die zehn Euro« –
– beim Ausstellungsabbau ist die Kerze in eine Säure gefallen, wodurch sie unglaublich gut und hundertprozentig gesäubert und renoviert ist und am besten von allen Ausstellungsstücken jetzt geht, dieses Säurebad war wie ein Erfrischungs- und Verjüngungsbad; das wird Heiner natürlich freuen, aber da kann man nichts machen • bin wieder mit dem Schauspielerkollegen an der Ampel, an der man dreißig Euro zahlen muss, wenn man barfuß da ist, da es aber zwei Ampeln hintereinander waren, werden es also sechzig Euro, und wir wollen so schnell wie möglich zurück; er steht neben mir und zeigt auf seine Füße, daneben sieht man meine Füße: sie sind barfuß, und hinterher denke ich, das hat gar keinen Sinn, das Geld da reinzulegen, man hat ja gar keine Quittung – beim ersten Mal hab ich’s machen müssen, weiß auch nicht mehr genau, warum, aber ich musste, beim zweiten Mal wäre es unnötig gewesen • auf dem Pappkarton, dem kleinen externen Lautsprecher, den man außen hinstellen kann, steht: »keine Einbrecher!«, als ob man die dann nicht klauen könnte oder dadurch die Musik gerettet würde, und wie ich die beiden Lautsprecher nehme, frage ich mich, was das soll • sitzen zu viert am Frühstückstisch im Hotel in einem rundum von Fenstern umgebenen Raum, durch die man gut die Stadt sehen kann, es könnte in München am Stachus sein, und der Typ mir gegenüber behauptet, Bernd Eichinger zu sein, sieht ihm auch ähnlich, kann es aber eigentlich nicht sein, weil er ja tot ist, aber vielleicht ist das ja nur ein Trick gewesen, um unerkannt weiterleben zu können, er gibt sich sehr bescheiden und zurückhaltend und ich sage nichts dazu, zumal Barbara Rudnik neben mir sitzt, die eigentlich auch nicht da sein kann, dann aber hoch in ihr Zimmer geht und kurz darauf wieder runterkommt, ich bin so lange neutral, was soll ich mit dem reden?, der benimmt sich wie Bernd und könnte er durchaus sein, aber als Barbara wieder runterkommt, guckt sie mich verschwörerisch an und versucht, mich auf die Seite zu ziehen, damit der Typ nicht hören kann, was sie sagt, und flüstert mir zu: »ich muss unbedingt mit dir reden!« und ich denke, das bezieht sich auf die Frage, ob das wirklich Bernd Eichinger ist oder nicht, aber wir kommen nicht weiter dazu, darüber zu reden, sondern gehen raus, wo auf dem Vorplatz des Hotels, das auch als Café gestaltet ist, Jugendliche ein Spiel machen, wo sie sich gegenseitig wie bei »fangen« jagen und erwischen müssen, einer davon ist in einen schwarzen Regenüberzug gekleidet, der immer einen oder eine aus der jeweils fünf bis sechs Jugendlichen großen Gruppe, Jungen und Mädchen zusammen, erwischen muss, sie rennen voreinander weg und der jeweilige Regenjackenbemantelte, der einen oder eine erwischt, muss denoder diejenige in die Brust beißen, woraufhin die beiden erstarren und eine Weile so stehen bleiben müssen, also das ist das Ziel dieses Spiel, den anderen in die Brust zu beißen, damit er dann an dieser Stelle erstarrt, und nebendran laufen Leute mit weiß geschminkten Gesichtern rum, weiß gekleidet wie diese Figuren, die in München oder in Köln auf den Touristenpunkten herumstehen und sich nicht rühren oder Bewegungen machen, die hier aber zum Teil wie normale Gäste im Café sitzen, und ich will mir die näher angucken, einer von denen ist sogar eine Bedienung, ein Typ, der an die Tür zu einem Servicehäuschen gelehnt steht und mit einem anderen redet, und in diesem Moment kommt Eichinger dazu und will auch mit den beiden reden und fragt, wie viel man dafür kriegt, wenn man das macht, in Wirklichkeit kostete das aber was, um so etwas machen zu dürfen, nämlich so um die elf- oder zwölftausend Francs CFA, was Eichinger auch machen will, jedenfalls einen Tag lang, um diese Erfahrung zu machen, wie er mir dann sagt, als ich wieder zurück ins Hotel will, aber er sich dann draußen auf die Wartebank setzt, und wie ich in die Halle vom Hotel zurückkomme, spricht mich der andere Schauspieler an, der vorhin mit am Tisch saß und sagt: »es ist völlig klar, das kann nicht Bernd Eichinger gewesen sein, das ist irgendein Hochstapler, der sich als Bernd Eichinger ausgegeben hat, und dann denke ich auch: »Eichinger würde nie so was machen wie eine angemalte Figur spielen, nur um diese Erfahrung zu machen, das hat der nicht nötig, das ist nicht seine Art«, außerdem war das der Grund, wieso Barbara mit mir reden wollte, denn sie kannte ja Eichinger gut genug und musste es ja wissen, ob er es war oder nicht, und als ich dann die Stockwerke hoch in mein Zimmer fahre und gehe, denke ich: »jetzt ist es schon wieder so weit, dass ich nur noch zwischen den verschiedenen Hotels hin und her renne und nicht mehr weiß, wie es bei mir zuhause aussieht, eigentlich wollte ich es doch nicht mehr so weit kommen lassen!«; der Schauspielerkollege kommt auch mit und wir haben jeder vier geschmierte Schinkenbrote dabei, richtige Doppelstullen in kleinen Plastiktütchen, und wie wir ins Zimmer kommen, ein ziemliches großes, wohnzimmerartiges, saalartiges, denke ich: »eigentlich hab ich ja keinen Hunger, aber eines könnte ich ja schon mal essen«, und der Kollege sagt, während er sich auf den Boden bei mir in diesem riesen mit dicken Polstermöbeln eingerichteten Zimmer fläzt: »ich will jetzt auch essen!«, worauf ich denke: »ach komm, dann essen wir die eben« und er sagt: »dann essen wir eben keinen Käse, nur den Schinken, man kann doch mal ohne Käse essen, das geht doch auch!« und ich sage: »ja, das ist auch gut!« und habe plötzlich ziemlichen Hunger –
– wir fahren nach Fadiguila10 und gabeln Batoma unterwegs auf • nach einer vor der Botschaft durchwachten Nacht – bin viel zu früh gekommen und völlig übermüdet – tadelt mich deswegen die Organisatorin der Ankunft beziehungsweise Journalistin, die mit Akten in der Hand auf dem Botschaftsvorplatz steht und auch wartet: riesen Absperrungen sind aufgebaut, meterhohe Zäune fast wie vor einem Knast, zwei Fernsehteams sind auch da, es geht darum, dass die Kinder sich auch wohl fühlen hier in der Botschaft, ich finde das aber unmöglich, dieses Verhalten, und auf dem Vorplatz steht ein »klackartiges« kleines Denkmal; und dann kommen endlich der neue Botschafter beziehungsweise erste Autos der Begleitkolonne, gigantische amerikanische Straßenkreuzer, völlig verstaubt und verdreckt von der Fahrt, was heißt, dass er mit dem Auto direkt – wahrscheinlich über Mauretanien – gekommen ist, nicht mit dem Flugzeug, das erste Auto fährt durch das geöffnete Gitter, die Fernsehteams filmen, die Organisatorin schaut kontrollierend, es ist ein beiger Straßenkreuzer, in dem in mauretanische Kaftane gekleidete Männer sitzen, dann kommt eine noch größere dunkle Limousine, bis unter die Fenster dick verstaubt und darin sitzt der neue Botschafter, ein ganz widerlicher Typ mit dunklem, zerklüfteten Gesicht, auch in einen blauen Kaftan gekleidet, die anderen sammeln sich draußen, um auch reinzukommen, und die Frau, die das alles organisiert, sagt – weil ich mich wundere, dass schon Montagmorgen ist, ich also die Nacht über da war –, dass es ja dann kein Wunder sei, dass ich am Tag vorher den Zeitpunkt nicht erwischt habe, als wir uns treffen wollten, weil ich da um fünfzehn Uhr kam, es aber in Wirklichkeit viel später war, und ich nehme mir vor, einen Artikel zu schreiben, wie unglaublich rückschrittlich so etwas ist, dass es ein Skandal ist, dass so etwas heutzutage überhaupt noch möglich ist, dass so ein Typ heute überhaupt noch Botschafter werden kann, aber dann sammelt diese Organisatorin beziehungsweise Journalistin gebrauchte Bleistifte, Kugelschreiber des Botschaftssitzes ein, was dann den »armen Negerkindern« gegeben werden soll, was ich total daneben finde • Mah nimmt sich ganz viele Kartoffeln auf den Teller und ich frage mich, ob sie die überhaupt alle essen kann • fahre ganz hinten in einem Zug, bin schon die ganze Nacht durchgefahren, völlig übermüdet und es wird langsam Tag, da sehe ich die wegfließenden Schienen und die sich erhellt habende schöne Landschaft dahinter, freue mich, dass ich diesen guten Platz erwischt habe, denke, dass ich aufpassen muss, nicht vergessen darf, meine zwei Koffer mitzunehmen, sehe dann oben auf dem Gepäcknetz Leo schlafen, die Schnauze auf einen Sack gelegt, so dass sie regelrecht nach oben weist, und bei der nächsten Station sehe ich eine Schulklasse von hinten kommen, die Kinder rennen schreiend zum Eingang und dann sehe ich sie auch weiter vorne reinkommen, ärgere mich, weil ich gerade pinkeln gehen wollte und die jetzt bestimmt die ganzen Klos besetzen, weswegen ich schnell losgehe, bevor es zu spät ist, obwohl ich ja schon hinter denen bin, und ich stelle fest, dass das ein ganz merkwürdiger Zug ist, denn das Abteil, in dem ich saß, dieses Schlussabteil ist das einzig normale, alles andere sind waggonlange Kunststoffkabinen aus hellgrau ummanteltem Hartplastik mit gerundeten Kanten, an deren Seiten zum Teil Schaffner oder uniformierte Bahnangestellte sitzen und irgendetwas arbeiten; es gibt auch Kabinen, aber das sind keine Klos, die Schulklasse ist auch nicht mehr zu sehen, auch sonst sind weit und breit keine Leute, später noch irgendwo ein Steward, und wieder weiter vorne wird es ganz merkwürdig: der Zug knickt im rechten Winkel ab, was physikalisch gar nicht möglich ist, weil er ja dann auf unglaublich breiten Schienen fahren müsste, denn er geht nach dem Knick noch sehr tief weit länger nach vorne, jeder Waggon ist verschieden gestaltet und geformt, es gibt gar keine Abteile, nur die Wagen, aber alles leer, und er fährt schnell vorwärts, man sieht eine wunderschöne, helle, meerige oder Seenlandschaft, fast weiß –
– wir essen mit einer großen Familie mit Kindern an einem großen Tisch, ich esse wieder am meisten, bin am Ende noch nicht fertig; hab ein Glas Wein getrunken und die Tochter des Hauses, die neben mir sitzt, sagt: »es gibt nur ein Glas Wein, es ist aber auch Tee und alles Mögliche andere da – ich hab schon mal eingegossen« – und in meinem Glas ist tatsächlich Tee, den ich erstmal auf einen Rutsch trinke; draußen auf dem Turm ist ein großes Bild von diesem Essen gemalt – woher soll der Hund wissen, wovon wir reden? –
– der Punkt der Registrierung ist selber nur eine Datei oder ein Terrain sozusagen, eine Ablagemöglichkeit, ein Terrain, auf dem dann das Gefährt, in dem das drin ist, fahren kann, aber der, der für die Sachen von unserem Dreh bereitsteht, ist eh belegt und ich hab mir das eigentlich auch schon so gedacht, also das Akzeptierte entfaltet sich nicht, aber die Sperre für meine PDFs ist auch drauf, also man muss da irgendwie neue Sachen finden, wie man die Sache sicherheitskopiert machen kann; die Sicherungskopie ist selber ein kleiner Kasten, das heißt, die Sicherungskopie ist genau so ein Paket wie das Original, aber das hilft alles nichts, das muss man irgendwohin packen und weitermachen, die Sicherungskopie ist selber ein eigener Mediaplayer, den ich installiert habe; wir sind bei Sylvia, aber wenn ich mit meinen Sachen komme, ist alles Zero Zero; um achtzehn Uhr kommt die Familie, dann steht das Original auf und es wird diese Kopie gemacht, und dann geht es überhaupt erst richtig los, und die Kopie nimmt materiell genauso viel Platz weg wie das Original und dann suchen wir eben eine Kiste raus, wo diese ganzen Sicherungsdoppelungen reinkommen, für die Formulare, die ich unterschreiben muss • ein ganz, ganz teures Restaurant, eine Mischung aus »Reste fidele« und »Gallo«, wir sind zu mehreren und alles ist voll, aber die Besitzer machen für uns, weil wir Stammgäste sind, einen Nebenraum auf, in dem bereits andere Spezialgäste sitzen, alles »very important Persons«, die uns entsprechend hochmütig angucken, weil wir schlicht gekleidet sind, ich habe mir auf der Fahrt hierher mein T-Shirt ausgezogen, weil es mir zu heiß wurde, und wir stehen am Rande und warten, bis wir einen Tisch zugewiesen bekommen, weil es erstmal so aussieht, als seien auch hier alle Tische besetzt, und diese etepetetearroganten Scheißleute gucken uns hochnäsig an, machen spitzzüngige Bemerkungen, eine ältere Frau mokiert sich, dass ich obenrum nackt bin, und ich zieh mir dann halt mein nassgeschwitztes T-Shirt wieder an, quäle mich da rein, weil es klebt und ein Schal drin ist, denn ich angezogen hatte, weil es anfänglich zu kalt war; an der Seite steht Hanns Martin Schleyer und guckt misstrauisch, wir sind zusammen da hingegangen, um mal in Ruhe über alles zu reden, weswegen auch die Restaurantbesitzer kommen und sagen, dass das doch eine ganz besondere Gelegenheit sei, die man ausnützen müsse, wenn Hanns Martin Schleyer da sei, reiben sich geradezu die Hände vor Befriedigung über diese Wichtigkeit, würden am liebsten sofort die Presse holen, suchen einen besonderen Tisch, an dem wir alles besprechen können, was mir alles sehr peinlich ist, vor Schleyer, vor den anderen und überhaupt ist alles völlig unklar, vor allem, woher die wissen, wer er ist, aber dann beginnt das Gespräch und Schleyer, der seitlich an der Wand an einen Tisch gelehnt steht, hat etwas in der Hand, was ich erst mit der Zeit als eine ziemlich große, längliche, rechteckige Kamera erkenne, mit der er mich aufnimmt, weswegen ich mich frage, ob er so was immer dabei hat und dauernd alle Leute aufnimmt, er sagt aber zunächst, dass er auch mal die Gelegenheit wahrnehmen möchte, mit mir zu reden und mich zu fragen, wie ich dazu komme, ihn zu entführen, wobei er ziemlich sauer wird, sich in Rage redet, wütend mir hinter seiner Kamera, deren Monitorbild ich im dahinterliegenden Fenster gespiegelt sehe, vorwirft, ich sei doch derjenige gewesen, der ihm das Tuch über den Kopf geworfen habe, woraufhin ich ausflippe und sage: »das stimmt doch überhaupt nicht, damals war ich doch noch gar nicht bei der RAF, ich bin doch erst ein paar Tage später abgetaucht und dazugestoßen, selbst die Polizei weiß, dass ich damals noch gar nicht bei der RAF war!«, aber dann flippt er auch aus, glaubt kein Wort, geht raus in die Garderobe, fummelt an den Mänteln rum, denkt dabei nach und kommt wieder rein, hat sich beruhigt und sagt: »ja, wenn das so ist, ist das klar«, dass ich das nicht gewesen sein könne, er will aber trotzdem endlich mal über alles reden, jedenfalls anfangen damit, und kommt freundlich auf mich zu – bricht aber, als er vor mir steht, zusammen, bekommt einen Herzanfall, Schweißausbrüche, ich fange ihn auf und setze mich auf den Boden, er liegt mit dem Kopf auf meinem Schoß, ich rufe nach unseren Ärzten, frage, wo Bassy ist, aber die sind plötzlich alle nicht mehr erreichbar − obwohl Bassy mit dabei war! − und aus dem Fenster raus sieht man in den oberen Stockwerken des gegenüberliegenden Hauses Hausbesetzer oder ähnliche Leute, die aus dem Fenster raus Fahnen schwenken und nach unten fallende längliche Parolenbänder rauslaufen lassen, Politkunstleute, die da eine Aktion machen, auch Texte laut schreiend von sich geben und das alles filmen, gleich wird die Polizei kommen, weil das auch sehr gewalttätig abgeht, aber trotzdem eine Kunstaktion beziehungsweise ein Film sein soll, aber dann versöhnt sich Schleyer mit mir, er liegt sozusagen in meinen Armen und ich habe Angst, dass er ausgerechnet jetzt stirbt, aber dann geht es ihm langsam besser, er beruhigt sich, steht sogar wieder auf und sagt: »nee, alles ist gut, wir können wieder nach Hause gehen« und ich begleite ihn durch die Straßen, er hakt sich bei mir unter, lehnt seine Schulter an mich, wir sind ganz versöhnt, und ich erkläre ihm, dass es bei mir halt auch noch der Unterschied zu den anderen aus der RAF war, dass ich vorher eine Karriere als Filmschauspieler gemacht hatte, also sozusagen ein Leben vor der RAF, während die anderen sonst nichts in ihrem Leben außer die RAF hatten, wozu er verständnisvoll nickt, und dann erkläre ich, dass ich eben auch klare Kriterien hatte, mit denen ich in die RAF gegangen bin – keiner mehr Hunger, alle Trinkwasser – und dass ich deswegen damit die RAF an der Praxis messen und merken konnte, dass das nicht erfüllt wird, ein Prozess, welcher etwa fünf Jahre gedauert habe, wozu er nichts sagt und weshalb er leer geradeaus schaut, aber sagt, dass er sich das gut vorstellen könne, wir reden dann weiter über alles in einer sehr friedlichen und versöhnlichen, fast liebevollen Atmosphäre, und in der Nähe seiner Wohnung kommt aus einer Seitenstraße seine Assistentin, ein älteres Semester, die mich an die Regieassistentin von Oliver Storz erinnert und sie auch sein könnte, sie hat ein dickes Notizbuch, eine Art Kalender mit einer Seite für jeden Tag, in dem aber auch viele andere Notizzettel und Quittungen liegen, und sie beginnt auch gleich ganz wichtig, an Terminabsprachen zu erinnern und neu dazu gekommene zu berichten, aber Hanns Martin Schleyer will erstmal Kässpätzle essen, wozu ich sofort anbiete, dass ich die doch machen kann, allerdings habe ich gleichzeitig Angst, das Versprechen nicht einlösen zu können, weil es schon Nacht ist und ich jetzt nicht mehr die nötigen Zutaten einkaufen kann, aber Schleyer versteht das nicht, weswegen ich es nochmal sage und die Assistentin es versteht, aber ganz hochnäsig wegwerfend, während sie in ihre Notizen guckt sagt: »naja, das können Sie ja einmal machen, irgendwann«, aber da versteht Schleyer und sagt erfreut: »nein, die machen wir gleich oben dann!«, aber sie erzählt, dass in der Wohnung oben ganz viele Katzen sind, weil sie viele Klappen gebaut haben, damit alle Katzen der Umgebung reinkönnen, denn je mehr Katzen in der Wohnung sind, desto mehr Glück bringe das, dann könne nichts passieren, man werde nicht krank, es sei wie eine Art Versicherung, diese ganzen Katzen im Haus zu haben –
– man kann die Fotos in Echt ansehen wie auf dem Bildschirm, man kann in Echt jetzt auch Ordner in Form von Schubladen machen wie auf dem Bildschirm, aber man kann es nicht behalten, es ist dann weg, virtuell, nur anzusehen, nicht anzufassen – wir sind in einem großen, verfächerten, vielebenigen Haus, eine Art lockeres Großkollektiv, hell und offen, lauter Künstler, Madonna ist mit ihren Kindern zu Besuch, ich sehe sie ein halbes Stockwerk tiefer mit einer Gruppe von Leuten am Boden sitzen und lachen, bin aber gerade auf dem Weg noch ein Stockwerk höher rauf, weil ich organisieren will, dass alle ein Hörspiel über Rudi Dutschke hören können, in dem ich vorkomme und auch Madonna erwähnt wird, weswegen das unbedingt jetzt gehört werden muss, damit sie das auch mitbekommt und vor allem die ganzen jungen afrikanischen Freunde was über Dutschke erfahren, ich muss aber erstmal noch was zum Anziehen suchen, weswegen ich hochgehe, wo auf dem breiten Gang zwischen zwei Etagen, der auf der einen Seite ein Holzgeländer hat, ein eher arroganter Typ sitzt, in einem Liegestuhl, in dem er an einem Laptop arbeitet und mir in Sachen Klamotten nicht weiterhilft – ich brauch ja nur nen Pulli oder eine Jacke, will es auch nur geliehen haben! –, sondern mich weiter nach oben bis ins Dachgeschoss verweist, wo aber wieder andere Leute sind, die ich nicht kenne, die mir aber sehr freundlich ganz viel anbieten, wir sind ja alle eine Truppe und sie wollen mir gerne helfen, aber das passt alles nicht und ist auch viel zu dick, weswegen ich wieder runtergehe und mit dem Motorrad eben mit nackten Oberkörper und Batoma hinten drauf losfahre, wobei wir über alles mögliche quatschen und lachen, regelrechtes »baroke11« machen, bis ich merke, dass mich das zu sehr vom Fahren ablenkt, weil zudem auch die asphaltierten Straßen beginnen und ich mehr aufpassen muss, weswegen ich sage, dass wir jetzt aufhören müssen zu quatschen, weil wir uns sonst verfahren, wonach wir auf den Beginn einer wahnsinnig breiten umfänglichen funkelnagelneuen Autobahn mit frischen weißen Spurmarkierungen stoßen, die von zwei Seiten mindestens sechsspurig zusammenfließt und bei der unklar ist, wo es in welche Richtung geht, wobei ich fast in die falsche, also Gegenrichtung, fahre und an einer Mittelstreifen-artigen Landzunge anhalte, wo sich die Wege teilen beziehungsweise zusammenfließen, aber nicht klar ist, was in welche Richtung geht, Batoma und ich steigen ab und holen den Plan raus, breiten ihn auf dem Motorradsitz aus und betrachten ihn erstmal ratlos, weil das gar nicht das Bamako ist, das man kennt, bis Batoma anfängt, mir den Plan zu erklären: das, wo wir seien, sei eine neue Autobahn weiter draußen, die äußerste Umgehungsstraße von Bamako, die auch im Plan ganz fett eingezeichnet ist und von der ich bis dato noch nichts wusste, und dann muss man quer runter, bis man etwas weiter sozusagen auf den inneren Ring kommt, von dem mir zumindest etwas schwante, aber dann verschwimmt alles, wird unklar, weiß sie auch nicht, was wo ist und wie man wo hinkommt, vor allem eben bis zum innersten Ring, Rue Koulikourou, versichert aber einleuchtend und unwidersprechbar, dass wir jetzt an diesem äußersten Ring seien und man da vorne, etwa fünfzig Meter weiter, hinter der einen der sechsspurigen Straßen, einen leichten Anhang hochklettern müsse und sich dahinter dann durchschlagen könne, das Problem ist aber, wie wir über die sechs Spuren rüberkommen, es ist ein riesiger Plan mit wahnsinnig komplizierten Verzwickungen und Verzweigungen der Straßen, und ich weiß nicht, wie ich das schaffen soll, woraufhin wir erstmal in die Wohnung einer Frau gehen, die nicht da ist und in deren Bett wir ficken können, was wir auch wie wahnsinnig tun, obwohl es ein Souterrain ist, dessen Fenster auf die Straße weisen und keine Vorhänge haben, und da sehen wir dann auch draußen die Frau kommen, der die Wohnung gehört, und es wird total peinlich, dass sie ausgerechnet jetzt kommt, da macht sie schon die Tür auf und kommt rein, eine eher ältere, die einen komisch zerfetzten Rock anhat, praktisch nur das Unterzeug, vom oberen hängen nur noch Fetzen am Bund, aber die Frauen kennen sich und begrüßen sich ganz normal und sie sagt: »wir kennen uns doch und ich bin ja auch nur Putzfrau und dachte, ihr wolltet euch nur ein bisschen unterhalten«, was mich an Rosemarie Prieß erinnert, aber das stört den Hund, den ich noch nicht bemerkt hatte – sie hat auch zwei weitere Hunde dabei –, weswegen sie diesen Hund mitnimmt, damit er sich nicht ansehen muss, wie wir ficken, ruft alle Hunde raus zu sich, während sie geht, und wie der Hund, der schon da war, rausgeht, sehe ich, dass der zwei Gesichter hat, eines vorne und eins in der Mitte, woraufhin ich erstmal noch woanders hingehe und auf der Straße Idrissa treffe, der mir ein riesengroßes Buch über Georgi Dimitroff gibt, dessen Innenblock sich schon vom Umschlag gelöst hat und in dem viele Fotos drin sind, eine richtig umfangreiche Dokumentation, die ich erstmal an mich nehme, aber dauernd drauf aufpassen muss, dass der Inhalt nicht rausfällt, während wir vor allem Weiteren erstmal in die Bibliothek gehen, zu der wir mit dem Auto fahren, das wir im Hof der Bibliothek ganz hinten unter Bäumen parken, und von dort dann ziemlich weit bis zum Eingang gehen müssen, wobei ich mich immer noch mit diesem Dimitroff-Folianten rumschlage, teilweise reinschaue, immer wieder gerade noch verhindern kann, dass der Inhalt rausrutscht, aber begeistert bin, was da alles an Dokumenten drin ist, aber schon in der Vorhalle wird klar, dass ich das Buch, das ich suche, dort nicht bekommen werde, woraufhin ich aber Idrissa von Dimitroff erzähle und auch von der Radiosendung über Dutschke, sage ihm, dass er da auch hinkommen soll und mitbekommen wie das war mit der Studentenbewegung, das sei auch wichtig für Mali • gebe Mah die Klipse12 für die Klamotten, habe drei Pakete mit dicken weiße festen Klipsen, in denen je zwanzig bis dreißig Stück drin sind • stehe am Rande eines riesigen Flussbettes, das das des Niger ist, aber völlig ausgetrocknet, nur ein winziges Rinnsal in der Mitte, aber einen halben Kilometer breit und auf der anderen Seite steil aufsteigende Klippen, und da kommt tatsächlich in der Mitte ein längliches Frachtschiff angeflitzt, wohl ein Kohlenfrachter, ich wundere mich, wie schnell der daherzischt, und fühle mich in meinem Verdacht bestätigt, dass der Niger nämlich in Wirklichkeit nur ein schwächliches Bächlein ist, gehe näher ran und frage mich, ob der ziemlich große und lange Kahn, der direkt vor mir vorbeizischt, vielleicht sogar Räder hat, weil dieses Rinnsal doch keine Tiefe hat, weswegen ich dann auch drüber gehe und feststelle, dass dabei kaum meine Füße nass werden, aber an den glitschigen Felsen auf der anderen Seite komm ich nicht hoch, bin erst etwas ratlos, nicht gerade panisch, aber doch unruhig, wie ich aus dieser Situation wieder rauskommen soll, da sehe ich weiter unten eine breite Vortreppe aus Beton mit den üblichen betonierten runden, kegelförmigen Pföstchen, letztlich ein Touristenteil mit Treppen, die durch die Felsen gebrochen bis runter ans Flussbett reichen, also wenn er voll wäre, halb unter Wasser wäre, und gehe da hin, um rauszukommen, kann dort auch tatsächlich hochgehen, aber dann sind da erstmal spielende Kinder, weiße, die mit schwarzen spielen, und deren Eltern, wirklich Touristen, weshalb ich möglichst schnell vorbeigehe, aber kurz darauf einen Mann mit Kinderwagen sehe, der mit seinem Kinderwagen stehen bleibt, woraufhin das Kind »Towabu13!« sagt und ich wieder einmal hingehe und dem Kind das Problem erkläre, das dazu nichts sagt, aber der Vater stimmt zu, sagt, dass ich recht habe, umarmt mich und küsst mich auf die Stirn und sagt fast mit Tränen in den Augen: »du bist ein lieber Towabu!« und geht mit seinem Kind im Kinderwagen und dann bin ich mit meinem Bett unterwegs und will einkaufen, schiebe es an der Moskitonetzstange vor mir her, was teilweise mit der schlecht gepflasterten Straße nur schlecht geht, frage mich auch, wieso ich das überhaupt mitnehme, weil ich doch gar nicht übernachten will, aber jetzt ist es schon mal dabei und schiebe es im Hintereingang von dem Supermarkt oder fast schon Einkaufszentrum rein und finde sogar eine Stelle, an der ich es abstellen kann, wobei es viel kleiner ist oder wirkt, als man denkt, und ich denke: »wird schon nicht geklaut«, gehe dann rein in den Supermarkt, der von Johannes, nur viel größer, sein könnte, suche eigentlich nur eine Flasche Öl, sehe zwei Damen, die auch etwas suchen, gleichzeitig aber ihr Geld zählen und sortieren, da kommt ein Inder, ein essender Inder, und spricht essend und im Vorbeigehen die beiden Damen an, sie sollten sich doch setzen und neben ihn setzen, und setzt sich am Beginn einer abwärts gehenden Ebene hin, so wie am Flughafen, wo man zum Bus, der einen zum Flugzeug bringt, runtergehen kann, isst weiter und fordert die Damen weiter auf, bis die dann ziemlich böse sagen, sie wollten nicht mit ihm reden, und ich wieder rausgehe und an einer Straße vorbeikomme, in der Geschäfte sind, deren Besitzer ich alle kenne, wo ich aber lange, lange nicht mehr war, auf die ich aber keinen Bock habe, die ich nicht grüßen will, weshalb ich in einer Art Trab zu rennen beginne, wobei ich weder rechts noch links schaue, damit ich nicht grüßen muss, wundere mich auch über diese – in Afrika gebaute! – gepflasterte Straße mit Gehsteig, und dieses trabende Laufen geht ganz einfach, so federnd, ohne jegliche Anstrengung, und eine junge Frau, die aus der Nebenstraße kommt, guckt mich an und nickt bewundernd, dass ich so toll rennen kann, sehe auch die Leute, die ich kenne, vor ihrem Antiquitätengeschäft sitzen, grüße aber nicht, renne, weiter, trabe fast wie fliegend, bis ich mir am Straßenrand mit Felix ein Buch über Cuba und die Revolution von Fidel Castro ansehe, in dem zwei Fotos von Mali sind, vor und nach der Entkolonialisierung, also vor und nach etwa neunzehnhundertfünfundsechzig, man sieht die Teile, die noch gleich sind, an der Ansicht eines Wirtshauses, das wie aus Baden-Baden aussieht, und da ist vorne links von unten über zwei Stockwerke gehend ein Mann draufgemalt, ein bisschen wie eine Sitzwegfigur, hager mit Hut, Schneider-von-Ulm-artig, während weiter oben eher Schwarzwaldfenster eingebaut sind und der Dachfirst mit Blumen bekränzt ist, wobei die ganze Fassade vor der Revolution dunkler aussieht, nach der Revolution heller, und Felix sagt: »das kann gar nicht Gadhafi sein, den gab’s damals − neunzehnhundertfünfundsechzig − noch nicht« und der Mann an der Wirtshauswand sieht tatsächlich wie Gadhafi aus, aber ist es bei genauem Hinsehen eben doch nicht –
– die Helfergruppe projiziert Schriften auf mein Moskitonetz: »gib nicht auf!« und »es dauert nicht mehr lange!«; es sind kleine, grauweiße Kästchen, innerhalb derer gestochen scharf und serifenlos die Schrift zu sehen ist • ich rufe Claudia an und sie hebt zu meiner großen Überraschung sofort ab, ist auch zunächst gar nicht ablehnend, erwidert ganz normal meinen Gruß, sucht aber dann nach einer Ausrede, setzt an, leise und gehetzt zu sprechen, als wäre sie in einer Besprechung, wovon ich aber weiß, dass es ein Vorwand ist und weshalb ich sie gar nicht ausreden lasse, sondern nur sage: »ich komme heut Abend im Fernsehen, schau’s dir an!« und auflege, woraufhin ich ins Wohnzimmer der Babls sehen kann, wie sie mit Sigi Programmzeitschriften durchstöbert, um rauszubekommen, wo ich denn mitspiele, sie gucken und vergleichen, sagen: »nee, da kann das nicht sein!«; es wundert mich, dass Sigi da mitmacht, das auch wissen will, womöglich ansehen, aber er lästert natürlich über mich, glaubt nicht, dass ich im Fernsehen komme, und ich habe einen Eindruck von deren normalem Eheleben, merke, dass da nichts zu machen ist, finde es schockierend, diese Eingefahrenheit –
– eine Konferenz oder Tagung − es hätten auch Dreharbeiten sein können oder es wurde dort gefilmt, eine Dokumentation − ist zu Ende, man geht nach Hause und hat schon nichts mehr miteinander zu tun, der Tagungsleiter verabschiedet sich flüchtig von mir, steht im Gang etwas erhöht und hat sichtbar schon ganz andere Dinge im Kopf, wendet sich dann auch sofort ab und ich muss erst noch ins Hotel, um die geliehenen Sachen zurückzubringen, bevor ich zum Bahnhof kann, was knapp wird und irgendwie doppelt blöd ist, weil ich mit der Straßenbahn sozusagen am Bahnhof schon vorbeikomme zu einem Zeitpunkt, an dem ich den Zug noch erwischen würde, zum Hotel ist es aber noch ziemlich weit, und bis ich von da zurück bin, ist der Zug weg {Abfahrtszeit zehn Uhr vierzig} und der nächste fährt erst nachmittags und die Vorstellung, so lange am Bahnhof rumzuhängen, nervt ziemlich, und in diesem Moment fährt die Straßenbahn sogar fast direkt am Hauptbahnhof vorbei, der dem Stuttgarter Bahnhof ähnlich ist und ich steige aus, weil die so einen großen Umweg zum Hotel fährt – ich sehe die Karte mit dem Verlauf vor mir –, dass es schneller geht, wenn ich zu Fuß hingehe, wobei mich eine Frau begleitet, die sagt, man müsse eine Treppe an einem altertümlichen Bauwerk – eine Art Industrieruine aus dem vorletzten Jahrhundert – hoch und dahinter dann durch verschiedenen kleinen Straßen zum Hotel, aber ich schüttle den Kopf und zeige nach rechts, wo man sogar das Hotel sehen kann, etwas erhöht stehend, das Erdgeschoss gelb angemalt, ein typischer fantasieloser Fünfziger-Jahre-Bau, und die junge Frau gibt mir recht, wir kommen ins Gespräch und sie begleitet mich sogar zum Hotel, weswegen ich sie kurz davor frage, ob sie mit hoch in mein Zimmer will, was sie nicht beantwortet, sondern fragt, ob ich möbliert wohne, was ich lachend bejahe, weil doch schließlich alle Hotels möbliert sind, wie solle das denn anders gehen?, aber dann kommen wir auch schon in die Rezeption, wo gerade andere Gäste auschecken und ihre Koffer raustragen, und ich gebe die drei großen, unterteilten Plastikbehälter zurück, in denen auch Essen war, worüber die Hotelfrau sehr befriedigt und erleichtert ist, ich betone auch noch mal, dass ich alles gegessen habe, was sie für mich zur Verfügung gestellt hat, aber die Behälter stehen den Leuten im Weg, die auschecken wollen, weswegen sie sich beschweren, aber ich finde meinen Schlüssel nicht und muss deswegen diese drei Plastikbehälter nochmal durchsuchen, wo er dann zum Glück sich findet, und oben im Zimmer ist ein Gerät, ein rechteckiges längliches Ding, mit dem man Jahrzehnte abrufen kann, an sich vorbeiziehen lassen, wobei die Sechziger und die Siebziger – the sixties and the seventies – zusammen in einer »Datei« sind, die Achtziger und die Neunziger in jeweils einer eigenen, was aber auch in Bezug auf dieses Hotel dargestellt wird • eine Krokodilsammlung auf dem Tisch, alle aus Gusseisen, nicht besonders groß, ganz eng auf dem erhöhten kleinen Tisch stehend, es vollständig belegend, mit gebogenen Hälsen, wie zur Seite sehend, meist mit offenen Mäulern und zum Teil oxidiert • ich soll mein Motorad auf die Seite stellen, weil da andere schnell vorbei wollen – es gibt zwei Spuren für Motos, damit das auch so geregelt werden kann –, die möglichst schnell sein müssen, um sich zu teilen, erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit sich teilen, und ich sage: »das kann doch nicht sein, das muss doch viel länger vorher angekündigt sein, da sist doch nur ganz selten!«, aber der andere sagt: »nee, das ist ganz oft!«; das Ganze spielt sich in der Nähe des neuen Hauses von Vieu Sakone ab, dem Verkäufer des Hauses in Razel, und von da, also von ihm, kommen die alle, er hat da seine Finger mit drin –
– Tene sieht mich erwartungsvoll an und will wissen, was sie machen soll, das muss sie aber selbst wissen • ich sortiere gerade Fotos, sieben verschiedene, größere Ordner, die ich sowohl intern als auch außen extra machen kann, ich finde aber die interne Methode besser, es ist irgendwie eine automatische, bietet mir aber nicht genügend an, es sind alte Sachen; außerdem soll Batoma ihre ganze Sache selber machen, es ist auch nicht gut, das mit den Standards zu machen, da geht das ganze Individuelle verloren • ich stehe ganz oben auf dem Dach und stelle mit Schrecken fest, dass kurz vor der Randmauer sich ein Riss im Boden auftut, der auch schnell größer wird, das ganze Haus schwankt, ich stehe ganz außen und die Seite meines oberen Zimmers mit den drei Fenstern, auf der ich stehe, bricht ab und klappt nach außen weg, ich selbst fliege aber langsam, fast wie in Zeitlupe in hohem Bogen runter bis neben die Boutique auf der anderen Seite des Platzes, wo ich sanft lande und sofort hoch zu meinem Haus sehe, an dem jetzt tatsächlich diese Seitenwand abgebrochen ist und unten zerbröselt liegt, ich wundere mich, dass ich gar nicht aufgeregt und verzweifelt bin, und führe das auf den Schock zurück, weil es doch eigentlich eine Ungeheuerlichkeit ist, aber dann kommen schon die Theaterleute und man kann jetzt nicht drüber reden, ich frage mich, wo Madu ist, was der sagen wird, warum der nicht kommt und was wir jetzt machen, aber das muss alles verschoben werden, weil es jetzt ganz wichtig und feierlich um das Stück geht, aber dann kann ich wenigstens flüsternd Idrissa davon erzählen und es ihm zeigen, aber er guckt nur kurz hin und regt sich gar nicht auf, findet das irgendwie gar nicht so schlimm, und ich wundere mich immer wieder, dass ich so sanft geflogen bin und nichts weiter passiert ist, bin aber immer noch völlig schockiert, wie dieser Schlitz immer größer wurde, ohne dass ich was tun konnte, und dann abbrach • in der nur halb fertigen und unverputzten Garage steht ein funkelnagelneuer uralter amerikanischer Gangsterwagen, beige, blitzend sauber, ziemlich groß, aber die Pläne und die Werbung dazu sind verblasst und ungültig, und man muss erstmal beweisen, dass es mir beziehungsweise uns gehört, alles, also es muss nach dem Essen dann alles aufgefrischt werden, und in ein paar Tagen werden dann auch die ganzen Konstruktionszeichnungen und Pläne, die ich alle habe, aber die jetzt nicht sichtbar sind, fertig sein, und da kommt nach dem Essen ein kleiner Junge und hat die alle schon dabei; ich frage mich, ob die die klauen wollen oder dafür nicht zahlen wollen, und der Titel von der Werbung ist: »das neue Traumauto!« und ein so ein Ding steht auch in der Garage –
– eine Konstruktion, ein Hausbau, wird vorbereitet, und ich sollte schon so lange dabei sein, bis zumindest das Fundament steht; das Material wird öfters umgeschichtet, und es soll zwar ein Haus auf dem Dorf werden, soll aber am Ende stabiler gebaut werden und Batoma sagt: »je mehr Material vormittags schon da ist oder morgens gekauft wird, desto besser ist es!« und ich geh am Schluss mit dem Fahrrad mit Batoma hinten drauf • ein Theaterstück mit Predigten aus den verschiedenen Religionen, islamisch, christlich, jüdisch etc., die Bühne ist als mehrere Stockwerke eingerichtet und auf jeder Ebene predigt einer, ziemlich langweilig, die meisten Leute gehen, am Schluss geht es auch um Hanns Martin Schleyer, was irgendwie ein eigenes Theaterstück ist, aber im selben Bühnenbild und ganz oben sieht man ihn, wie er Gefangene auspeitscht und auf einer anderen Ebene dafür bestraft wird, die Auspeitschung ist ziemlich brutal und realitätsgetreu dargestellt, so widerlich und abstoßend, dass man gar nicht hinsehen kann, viele sich die Hand vor die Augen halten und wegsehen, wozu ganz laut das Geräusch von zerschlagenem Geschirr kommt, und es ist ganz deutlich, dass damit gezeigt werden soll, dass er selber so ist oder war, wie er anderen vorwirft zu sein, ziemlich platt und durchsichtig, primitiv tendenziös, weswegen auch hier alle rausgehen und ich treffe im Foyer Wolfgang Pohrt, der das auch ziemlich tendenziell findet, aber er versteht mich falsch, weil ich gemeint hatte: »konventionell«, stimmt mir dann aber sehr zu, dass es so nicht geht, und ich denke: »das ist wohl jetzt Mode geworden, über Schleyer herzufallen, jetzt, wo’s nicht mehr gefährlich ist, jetzt damit zu kommen, wie schlimm der war«, wenn sozusagen nichts mehr dabei ist, was mich ärgert, weil sie es jetzt machen, wenn man es sich leisten kann, wir gehen in die Kantine, um noch was zu essen, es ist aber eine ganz blöde kleine in einem blöden, kleinen, langweiligen Theater wie Essen oder so ähnlich, wo es nur Kleinigkeiten gibt, zum Beispiel zwei längliche dicke, fette Würstchen, eines lang und vom Fett wulstig und knubbelig, das andere dünn und kurz, was in Croissant-artigem Gebäck angeboten wird, auf welches altmodische Zeug, das man sich auch noch warmmachen muss, ich aber, kalt und fettig, wie es ist, keinen Bock habe, und als wir da stehen und ich überlege, ob ich mir das trotzdem antun soll, kommt ein Kollege vorbei und sagt, betont den Lustigen raushängen lassend: »ja, hier bei uns grüßt man sich nicht!«, weswegen sich diese Provinzler wohl ganz toll und fortschrittlich vorkommen und er arriviert lacht, was ich alles total daneben finde, und dann ist die Kassenfrau von der Kantine auch noch selten unverschämt, gibt mir auf die zehn Euro, die sie sich aus dem dicken Packen Scheine, den ich habe, rausgezogen hat, weil sie kein Kleingeld hat, ganz viele kleine runde schwarze Chips raus, die man sich an der Hauptkasse auszahlen lassen soll, das Ganze ist also ein ziemlich blöder Laden und Pohrt geht schon raus, weil sein Hund unten gebellt hat, um ihn zu holen, und sagt, dass er noch in ein anderes Stück gehen will, irgendeinen Ibsen, »Peer Gynt« oder so was Umständliches, und ich frage ihn, ob er sich das wirklich antun will, »ist ja furchtbar!«, aber er winkt ab und fragt: »wieso, meine Frau geht da auch mit«, weshalb ich denke: »dann stimmt das ja gar nicht, dass die tot sein soll!« und während er seinen Hund holen geht, gehe ich mit Fips und den furchtbaren Würstchen zu Renate, die ich von hinten an einem Platz sitzen sehe mit einer gelben Kapuze auf; das Ganze spielte in einer Außenstelle des Theaters, einer Probebühne oder so etwas Ähnlichem, und ich muss wieder in den Hauptbau zurück und bin nackt, was im Prinzip kein Problem ist, obwohl ziemlich viel Leute auf der Straße sind, es Sonntagnachmittag ist, weshalb es mir dann doch etwas unangenehm ist, vor allem, als mir drei Musliminnen entgegenkommen, von denen ich eine kenne, und die auch gleich verschämt kichernd weggucken, weshalb ich in den Bau seitlich ins Souterrain gehe, wo aber alle Türen geschlossen sind, da kommt man nicht durch, weswegen ich dann doch rausgehe und versuche zu rennen, aber die Leute gucken trotzdem komisch, und ich denke, dass das ja wieder mal genauso wie im Traum ist, bloß kein Traum, denn es ist wie alles gestochen scharfe Realität, aber irgendwie so übertrieben, dass ich anfange zu zweifeln, ob es nicht doch ein Traum ist • treffe ein mobiles Kino, das mit einem LKW unterwegs ist, die Leinwand ist so groß wie der LKW, sie zeigen einen Film über Afrika, was von der Nordrheinwestfälischen Filmstiftung und anderen gefördert wird, deren Logos ich unten drauf sehe, auch Werbezettel • und an den Kreuzungen beziehungsweise Ampeln muss man laut sprechen, und erst wenn man das gut genug macht, wird man durchgelassen und kann weiterfahren, und dann sehe ich schon weiter vorne das Gerät von der Ampel, bei der es immer ganz schwierig ist –
– große Annäherung mit Angela, bei der wir am Schluss spazieren gehen und über Willy reden, es geht um unsere ganzen Irrungen und Wirrungen, wobei wir uns völlig einig sind und diese Einigkeit Teil unserer Annäherung ist, aber als ich sage, dass das ja auch Willy betrifft, auch er sich sozusagen geirrt hat, bleibt sie plötzlich stehen, lehnt sich an eine Wand, schüttelt den Kopf und will sofort den Kontakt mit mir abbrechen, sagt, dass sie nicht mit mir zusammen sein kann, wenn ich so über Willy rede, es geht ewig und ich sage, dass wir doch klare Kriterien hatten, was wir wollten, worum es ging und woran man messen kann, ob das zu verwirklichen ist oder nicht, sage: »man muss das abtrennen und in Streifen aufbewahren« – wie vier lange drei bis vier Zentimeter breite Lederstreifen –, aber da ist sie hundert Prozent dagegen, schüttelt nur den Kopf, schüttelt immer wieder den Kopf und sagt: »ich muss gehen« • bin im Supermarkt, einer Art Aldi, und sehe, wie Leute eine ganze Wagenladung voll mit nur einem Produkt kaufen, Schachteln mit Keksen oder so ähnlich, und ich finde das total unsozial, den anderen das wegzukaufen, das muss doch verteilt werden, aber sie gehen damit zur Kasse und ich stehe an der Kasse daneben und rede mit der Kassiererin, die sich darüber aufregt, dass ihr ein Zettel zugeschoben wurde von Neonazis, auf dem ein Foto zu sehen ist von Spuren im Sand oder im Schnee und alle fünf bis sechs Schritte eine etwas größere Vertiefung, fast auf Bodenhöhe fotografiert, mit einer leichten Biegung nach hinten abfallend, und darunter steht: »jeder Schritt ist zu viel«, was ganz klar gegen Ausländer geht und was die Neonazis überall in der Region verteilen, was die Kassiererin unmöglich findet, und ich finde das auch total daneben, aber als wir beide feststellen, dass man nichts dagegen machen kann, sage ich: »man muss sich eben wieder bewaffnen, hier in Deutschland ist nur die Linke nicht bewaffnet« und vor der Kasse noch eins weiter sitzt ein alter Mann im Durchgang und singt Kinderlieder • eine Straße wird mit irgendwelchem Schaumzeugs renoviert und/oder geputzt, das gleichmäßig darauf verteilt wird und erstmal bleibt, so dass man den Eindruck hat, dass es sowieso bleiben könnte, weil es gut aussieht, was hermacht, aber die Straße wäre dann nicht mehr als Straße benutzbar • ein kleines Töpfchen in der Mitte einer blitzblank sauberen funkelnagelneuen Pfanne • ich sitze in der Sonnenleite, die Renate mir zur Verfügung gestellt hat, weil sie selber ja weg ist, und ich sehe zum Fenster raus, wie ziemlich viele Kinder auf der Straße spielen, da kommt ein riesiger blauer LKW, und die meisten Kinder rennen weg, nur zwei bleiben in der Mitte stehen und sind so klein, dass ich Angst bekomme, dass der Fahrer sie nicht sieht, aber da ist es schon zu spät, er hat sie schon umgefahren, man hört es richtig knacken, aber der LKW fährt weiter und die anderen Kinder ziehen die leblosen Körper auf die Seite, aber da kommt schon der nächste Bus und fährt die beiden auch noch zu Matsch • ich befestige mit einem Schwarzen, der beim Supermarkt angestellt ist, eine große Plane am Autodach, er knotet die fest an vier Enden • nach dem Pausemachen am Plakat verteile ich kleine Yoghurtpuddinghäppchen in kleinen Töpfchen, die ich mit Honig gemacht habe, aber die Leute sind skeptisch und ich stoße die Köpfe von zwei Leuten, die keinen Pudding wollen, ganz vorsichtig aneinander • tippe Nummern in den Speicher von einem Mobiltelefon und eine ältere Frau bestätigt, dass es richtig ist • bin in der Sonnenleite, Renate ist in Libyen, schreibe etwas und gehe schnell raus, um was zu holen – kaum ist die Tür zu, stelle ich fest, dass ich den Schlüssel drinnen liegen gelassen habe, nur meine eigenen von Razel mitgenommen habe, und das, obwohl gerade eine Firma kommt und Essen für Tabaski14 bringt, und ich gehe rüber zu der Mutter von Erdi, die nach wie vor eine wahnsinnig schöne Frau ist, auch ihr faltiges schönes Gesicht hat eine erotische Ausstrahlung und sie lächelt mich auch in einer Weise an, dass ich sofort denke: »irgendwann muss es klappen mit ihr«, aber sie bedauert sehr, dass sie mir nicht helfen kann, ihre Wohnung ist ganz toll renoviert, mit sand- oder schaumüberzogenen Ecken, die teilweise ein bis zwei Zentimeter herausstehen, frisch gestrichen, gräulich, aber angenehm, und sie berichtet, dass Magda umgezogen ist, nicht mehr im vierten Stock wohnt und die neuen Leute dort ein Swimmingpool eingebaut haben, woraufhin sie anfängt, mich zu streicheln, aber da kommt ihr jüngerer Sohn vorbei und wir müssen was kurz ausladen, sind aber sozusagen heimlich verabredet jetzt, und ich setz mich draußen hin und schreibe einen handschriftlichen Brief an Renate, da kommen die und bringen das Essen, zwei Leute, die sogar in festliche Kostüme gekleidet sind, einer davon ist Fouzi, wirklich bunt orientalisch gekleidet und grinsend – ich gehe zum Schneider, um meinen Bubu15 abzuholen, und er holt ihn sofort von der Stange, wo er als Zweiter von vielen an einem Bügel hängt, schüttelt den Kopf und sagt, dass der Stoff schlecht sei, gefälscht, zeigt mir, dass die verschiedenen Stoffteile die Färbung verschieden angenommen haben, lauter verschiedene Blaus, mit lauter Plastik versetzt, reingemischt, kein richtiger Bazin16, ich solle doch den Stoff auch gleich bei ihm kaufen, was ich ungewöhnlich finde, weil man normalerweise doch beim Schneider nicht kaufen kann, aber ich gehe erstmal in den Raum rein, um mich in einer hinteren Ecke umzuziehen und den Bubu auszuprobieren, wobei ich feststelle, dass ich zwei Unterhosen übereinander habe und lange knuddeln muss, um die eine losgelöst ausziehen zu können –
– Vorbereitung von Vögelei mit Ebby und Karin, daraufhin die Vögelei selbst, ganz kurz nebenbei mit Ebby, wonach ich denke: »hab ich ihn jetzt in den Arsch gefickt oder was?«, aber ich hatte ganz klar eine Vagina gespürt und frage mich, ob er vielleicht nebenher eine hat; Karin hat meinen Schwanz in der Hand und sagt lachend, dass es, wenn sie ihn lutscht, ewig dauert, bis er nass wird, weil ich dort rasiert bin, was sie irre findet, wobei unklar bleibt, wie sie das meint, ich sage: »ich spüre aber viel mehr, wenn da keine Haare sind«, worauf Ebby anfängt, mich zu küssen, und wir in die Wohnung gehen, um weiter zu vögeln, zu dritt, wobei wir Englisch miteinander reden, Karin geht voraus und ich sage: »when you have no hairs on the clitoris, the sensibilisation is greater«, woraufhin sie antwortet: »it’s unbelievable, unbelievable!« worauf Ebby sich zu mir rüberbeugt und sagt: »it’s the first time, that I live with a photo!«, und dann frage ich, ob ihn das erregt, und er nickt; es ist eine ganz festliche Atmosphäre, wir sind auch auf einem Schiff, von dem wir runtergehen, es sind auch noch viel mehr Leute dabei, die zwar was mit uns zu tun haben, aber machen, was sie wollen, sich nicht um uns kümmern, und vorher bin ich mit einem etwas zwielichtigen Künstler unterwegs, der etwas von Klaus Kahman hat, es aber nicht ist, viel gerissener ist, ein geheimnisvolles größeres Projekt am Start hat, um das er viel raunendes Gewese macht, ich nehme ihn nicht so richtig ernst, habe das Gefühl, der macht sich nur wichtig, gehe aber trotzdem mit ihm durch einen Gang in ein größeres Haus, büro- oder fabrikartig, wohin er mich aus Gründen bringen will, die mir unklar sind, und wo die anderen Leute sind, mit denen er zusammenarbeitet, wo aber auch klar wird, dass es tatsächlich um eine ganz große Sache geht, ich bekomme mehr und mehr das Gefühl, dass es doch ernst gemeint ist, und dann stellt er mir seinen Hauptmitarbeiter vor, der zwar von einer anderen Firma ist, aber wohl auch eine Art Assistent von ihm, fast auf gleicher Ebene wie er, aber doch so, dass er machen muss, was dieser Typ sagt, woran ich auch merke, dass mehr hinter dem Ganzen steckt, und wir fahren dann mit dem Auto zu einem weiteren Ort, an dem wir an einem Tisch sitzend über das reden, was wir machen wollen, wobei mir immer noch nicht klar ist, was sie von mir wollen und wieso ich da so wichtig sein soll, es ist ganz offenbar alles auf allerhöchster Ebene, allerhöchste Wichtigkeit und es geht um sehr viel Geld, alles ist total festlich, feierlich, wie als ob man den Abschluss des einen und den Beginn von etwas ganz Großem feiern könne, alle sind ruhig und lächeln freudig, dass dieser Moment jetzt gekommen ist, eine geheimbundartige Atmosphäre, und ich weiß immer noch nicht, was ich da verloren habe und was dieser Typ nun von mir will, warum und in welcher Funktion ich denn da mitmachen soll, aber dann folgt schon der nächste Termin und er fragt diesen Kollegenmitarbeiter, ob der mich zurückbringen kann, worauf der antwortet: »ja, überhaupt kein Problem« und mich gleich um die Ecke mitnimmt, wo nicht genau erkennbare Gefährte stehen, von denen man nur die Rückenlehnen der Sitze sieht, jeweils zwei zusammen, weiter hinten sitzen Leute auf erhöhten Bastsesseln unter einem Bastvordach mit Blick übers weite Land und schauen lächelnd zustimmend interessiert zu, wie ich erst zu so einem Sitz gehen will und die Lehne zu mir ziehe, weil ich denke, damit fahren wir, dann aber kein Gefährt erkennen kann und davon ablasse, woraufhin die Leute in den erhöhten Bastses-seln mir zurufen und mir lächelnd zuwinken, zum Einsteigen auffordernde Handbewegungen machen und der Typ sagt: »nein, nein, steigen Sie ein!«, weswegen ich dann doch mich auf so einen Sessel mit hoher Rückenlehne setze, den ich dazu erst umklappen muss, woraufhin sich der Typ daneben setzt, einen Hebel umklappt – und das Ding hebt sich in die Luft, wir fliegen, obwohl es ja gar nicht weit ist, wo wir hinmüssen, ich sehe um mich, kann aber weder Tragflügel noch Rotoren erkennen, weiß nicht und kann mir nicht vorstellen, wie dieses Ding fliegt, aber es fliegt tatsächlich, obwohl es nur aus diesen zwei Sitzen besteht, in denen wir sitzen, aber wir fliegen in dichtem Nebel, was mir ein bisschen Angst macht, dass wir mit etwas anderem zusammen stoßen, obwohl ich denke, dass es wohl Radarsicherung hat, und ich sage: »man sieht ja gar nichts«, woraufhin er lächelnd sagt: »naja, es ist halt Nebel«, aber dann ist sofort blauer Himmel zu sehen und wir landen gleich wieder, weil es ja nicht weit ist, müssen dann aber erstmal durch eine Schleuse, die aus einem größeren, fast saalartigen Raum besteht, vor der man sich ausziehen muss, durch die man nur nackt durchkann, weswegen er sich auszieht, an seine Hoden packt, weil es eine Art Vibrationsschleuse ist, bei der man seine Hoden schützen muss und durch die man hüpfend tänzelnd einmal einen Kreis drehen muss, was er dann tut, wobei ich ihm zusehe, es dann auch so mache, wonach wir uns hinter der Schleuse auf eine Bank setzen und ich frage, wie dieses Flugzeug eigentlich geflogen ist, worauf er antwortet: »das ist eine ganz neue Erfindung, eine ganz neue Sache, aber es ist noch ganz geheim und soll demnächst ganz groß rauskommen« und ich hätte doch sicherlich nichts dagegen, dass er ein Foto mit mir da drin gemacht habe, das sie dann für die Werbung einsetzen wollten, woraufhin ich sage: »nee, überhaupt kein Problem«, worauf wir wieder auf den anderen Typen und dessen Kunstgeschichten zu sprechen kommen und ich sage: »da gibt’s ja noch die Karawane«, worauf er sofort einsteigt, sagt: »ah ja, das ist ja ganz wichtig«, sofort anfängt, sich Notizen zu machen und ich erzähle noch ein bisschen, wie es mit Wolfgang Clement war, was er alles notiert, und dazu nickt er und sagt: »das kriegen wir auch noch hin!« und erzähle, wie wir in Bad Münstereifel waren, drei Tage lang bei der Friedrich Ebert Stiftung und festgestellt haben, dass es hundert Millionen kosten wird, und Clement hinterher sagte: »aber das ist doch ein bisschen viel«, woraufhin ich entgegnete, dass das angesichts der biblischen Dimension dieser Sache gar nichts sei, Clement überlegte und mir dann zustimmte, woraufhin der Typ nickend sagt: »ja, das kriegen wir hin, das ist nicht viel Geld«, noch fragt, was Clement denn jetzt mache, aber ich meine: »der ist raus aus allem, der ist ja in Rente«, was aber für diesen Typen kein Problem zu sein scheint, und ich denke: »Mensch, vielleicht ist das jetzt die Chance, die Karawane doch noch zu machen!« • ich nehme drei Teile aus dem Kästchen von Batoma und lege sie in meine Sammlung, meine Kästchen rein und dann ist es besiegelt; sie steht etwas weiter weg und schaut abwartend gespannt zu, aber ich mache es und dann ist es besiegelt; dann will Fatoumata auch, dass ich das mache, aber das muss erst geklärt werden, obwohl es eigentlich nichts Besonderes ist und die drei Stäbchen oder was auch immer das ist, die nützen sich ab im Lauf der Zeit • Schlussveranstaltung einer kollektiven Künstleraktion in Dortmund, die Schiffe und Routenplanung zum Thema hat und bei der ich zu der Gruppe gehöre, die das Zimmer mit der Nummer zwei hat, das aber für zwölf Leute reserviert ist, die da ihren Beitrag machen müssen; draußen auf dem Gehweg vor dem Haus wird schon aufgebaut – es ist nachmittags und abends ist diese Abschlussveranstaltung –; Fernsehteams bauen ihre Lampen auf, ich warte an der Seite stehend mit einer Frau, die da auch mitmacht, aber nicht zu meiner Gruppe gehört, wir setzen uns dann auf zwei Stühle ganz eng nebeneinander und sie erzählt, dass sie sich gerade von ihrem Typen getrennt hat, mit dem sie vier Jahre zusammen gewesen war, ich überlege, ob ich sie irgendwie trösten kann, stelle aber fest, dass ich das weder kann noch will, obwohl ein gewisses Vertrauen zwischen uns entstanden ist, sie beugt sich über mich und ihre langen Haare fallen über meinen Kopf, so dass der ganz unter ihnen verschwindet, und ich sage zu einem aus meiner Gruppe, dass wir noch andere Frauen suchen sollten, was mir im selben Moment peinlich ist, weil sie das ja auch gehört hat, und wir müssen noch warten und warten, bis die letzten Gruppen da ihre blöde Arbeit beendet haben, aber ich kann nicht in das reservierte Zimmer mit der Nummer zwei gehen, weil da jemand drin ist, der heimlich raucht, was mich doppelt nervt, weil ich ja nicht hingehen kann und den verpetzen, aber darauf, noch über eine Stunde auf der Straße zu stehen und zu warten, habe ich auch keinen Bock und überlege, so lange eben nach Bochum zu fahren, was dann aber hieße, gerade mal hin und dann gleich wieder zurück fahren zu müssen, was wiederum diese Frau blöd findet, weil sie dann alleine wäre und warten müsste; meinen Beitrag hab ich schon abgegeben, der dann wiederum von Mitgliedern von anderen Gruppen analysiert werden muss, wobei sie meinen Beitrag analysieren muss und sie macht sich schon lustig über die Sachen, die ich geschrieben habe und die sie dann bewerten und beurteilen muss, und dann kommt einer aus ihrer Gruppe und sagt, dass er mich auch kennt, woraufhin wir dann rein in das Gebäude gehen, das breite, Platz-artige Gänge hat, und wir sehen eine Frau, die aus einer Tür kommt und ganz hektisch und wichtig zu einer anderen rübertappelt und ich denke: »dafür werden diese Gelder von der Kulturstiftung rausgeschmissen, bloß weil sie vor Jahresende irgendwie verbraucht werden müssen« –
– Abrechung auf drei Ebenen, die in verschiedenen Höhen schräg und versetzt in Griffweite schweben, Zettel, Fetzen, Ausdrucke, Zusammenrechungen, zum Teil ziemlicher Fummelkram mit Quittungen, Rechnungen, zum Teil handschriftlich, wenn man genau hinsieht, eigentlich fast alles handschriftlich erstmal, was heißt, dass das alles übertragen und übersichtlich gemacht werden muss, am Ende zusammengeführt und liquidiert, da höre ich, dass ein Brief in den Briefkasten geworfen wird, es klackt laut, und ich sage zu der Frau, mit der ich die Abrechnung mache, dass ich wette, dass das mit Geld zu tun hat, wozu sie nur lächelt, woraufhin ich aufstehe, zu dem Fach, das an der Tür innen angebracht ist, gehe – der Raum ist nur auf dieser einen Seite zu und wabert in den drei anderen Seiten ins Nichts –, zerre den Umschlag raus, was schon umständlich ist, weil er etwas größer als der Schlitz ist – ein genau viereckiger etwa zwanzig mal zwanzig Zentimeter großer Umschlag mit blauem Rand, relativ dick, deutlich spürbar, dass sich Zettel drin befinden –, sehr fest verschlossen, krieg das Scheißding kaum auf, zerre und reiße dran rum, ist wohl aus Plastikpapier, bis ich wenigstens so viel aufschlitzen kann, dass ich reinsehen kann, und es ist, wie ich dachte: lauter Zettel und Fetzen, zum Teil abgerissene, mit weiteren Abrechungen für die Steuer beziehungsweise von der Steuer zurückgeschickt, Zettel, die ich zum Teil noch ausfüllen muss, darunter auch alte Fetzen von Marquard, was ich alles noch zusammenrechnen muss, also ziemlich viel Arbeit, oft nur zwei oder drei Zahlen, die ich noch zusammenrechnen muss, alles handschriftlich –
– komme mit einem Film im Gepäck, den ich mit Stefan gedreht habe, eine Art Dokumentation, deren Videomaterial aber verdreckt ist, in ein Ferien- oder Erholungscamp in Holland, eine Art Freizeit- und Vergnügungspark, gleichzeitig mit vielen anderen Besuchern, die alle voller enthusiastischer Vorfreude sind, gut gelaunt, lachend; wir haben noch andere Sachen dabei, aber als ich rein will, fragt mich einer, ob ich überhaupt eine Eintrittsberechtigung habe, woraufhin ich sage: »ja, ich habe mit dem Besitzer gesprochen, der wartet auf mich!«, es ist also eher das Gegenteil der Fall, was ich nicht sage, aber es wird deutlich, dass ich eine ganz besonders wichtige Person bin, die Connections hat und viel mehr durchblickt als die anderen, und ich habe zwar ein Treff mit Batoma dort, gehe aber erst mit Stefan los, und man bewegt sich in diesem Gelände mit surfbrett- oder gokartartigen Gefährten, auf denen man kniet oder liegt und durch die Gegend rutscht, über die Wiese flutschen kann und jeder schnappt sich eins, um loszulegen, wobei es fast ein wenig Gerangel gibt, aber spielerisch, witzig, überhaupt nicht aggressiv, macht riesen Spaß, alle lachen, ist etwas matschig, aber es gut mit den Dingern und bald kommen wir an eine Sumpffluss-artige Stelle, hinter der ein grüner Hügel hochgeht und zu deren Überquerung man von diesen Brettern runtermuss und kaum habe ich meines verlassen und schaue mich um, um zu sehen, wie es weitergeht, da packt es einer von den Holländern, die sich besonders freuen, da sein zu können, und steckt es lachend senkrecht in den Sumpf, um besser mit seinem vorbeizukommen, weshalb ich ihm lachend mit dem Finger drohe, es sofort wieder rausziehe und den Sumpf überquere, den grünen Hügel aber wieder darauf liegend sozusagen hochrudere, wo mich Stefan, der schon voraus ist, grinsend begrüßt und als wir zusammen weitergehen, erscheint vor uns ein Abhang, den man mit einer Leiter wie unserer aus rotem Holz runtersteigen kann, wo unten Knut mit noch einem anderen aus alten Tagen steht und, wie wir, Plastikmaschinenpistolen trägt, die von Stefan und mir sind aus alten violetten umgebogenen Plastikkleiderbügeln konstruiert, sozusagen nur stilisiert, und wie wir an der Treppe oben ankommen, bleiben wir erstmal stehen und »schießen« irgendwelche Leute »ab«, da spricht mich einer an, der mich auch von früher kennt, der jetzt aber stört und den ich abwimmeln muss, »tut mir leid! aber es geht jetzt wirklich nicht«, dabei freut der sich auch sehr, mich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen, dann aber zielen Stefan und ich mit unseren Plastikkleiderbügelmaschinenpistolen runter, wo Knut und der andere stehen, die mit ihren Plastikmaschinenpistolen auf uns zielen, wir tun so als würden wir uns gegenseitig jeden Moment abknallen, drohen rum, aber es ist alles nur Jux und Dollerei, eine völlig lächerliche Pattsituation, keiner macht den ersten Schritt, tut aber so, dabei ist alles nur Spiel, weswegen wir irgendwann übertrieben ratlos fragen: »ja, was machen wir denn jetzt?«, die Dinger sinken lassen und die wacklige, durchgebogene Leiter runtersteigen und uns unten begrüßen und hocherfreut umarmen, nach Jahren sehen wir uns endlich mal wieder und ich sage: »Mensch, das müssen wir doch feiern!«, worauf Stefan fragt, ob wir wirklich keinen Film in der Videokamera haben, weil er diesen historischen Moment offenbar festgehalten haben will, ich antworte: »doch, der ist aber verdreckt«, aber Stefan hakt nach und fragt, ob das wirklich »verbraucht« sei, also nicht mehr ansehbar und zwar in einem Ton, als ob da was drauf wäre, was gefährlich sein oder werden könnte, dabei ist das völlig harmloses Material und wir wissen auch gar nicht so recht, was wir jetzt eigentlich machen sollen, wie wir das würdigen sollen, stehen verlegen lachend rum und keiner sagt was, irgendwie ist plötzlich alles ganz normal, obwohl es eben noch ganz feierlich und freudig erregt war, dass wir uns nach so langer Zeit endlich wieder getroffen haben, letztlich ist alles unklar, aber wir geben dann ein fiktives Interview, vor Mikrofonständern stehend in die Mikros sprechend, aber es ist nicht zu sehen, dass jemand das aufnimmt oder jemand fragt, aber wir spielen ganz wichtig, als sei das alles ganz wichtig, und solange wir das machen, ist der andere Teil dieses Vergnügungsparks, der größere Teil, mehr als sechzig Prozent – der Park ist in zwei Teile geteilt, die man wie auf einer Karte sehen kann – »inaktiv«, also nicht in Gang setzbar, ähnlich wie manchmal auf dem Rechner irgendwelche Menüteile und womöglich ist Batoma ausgerechnet in dem Teil jetzt gerade, das Bett ist aber schon gemacht, das große für Batoma und mich, und ich fahre es um die Ecke, schiebe aber dabei Erde vor ihm her, die sich anhäuft, bis es blockiert ist, und ich kriege die glänzenden Steinchen auf dem Boden nicht los, die poliert sind wie meine Vulkansteinchen aus dem Hof und die eine Art Eintritt sind; ich sehe sie von oben, kann sie aber nicht aufheben und sammeln, ich schiebe sie mit den Füßen ein wenig hin und her und zusammen • Treffen mit Ilija Trojanow und anderen Kollegen, fetenmäßig, wir wollen es krachen lassen, wir gehen schon hoch, während die anderen unten in einer Kneipe schon feiern und auf den Rest der Kollegen warten, die auch noch mitfeiern wollen, im Nachbarhaus feiern Ärzte, sind schon mächtig in Stimmung, ziemlich besoffen, obwohl es erst vormittags ist – und ich denke, dass wenn wir auch schon so früh anfangen, wir abends dann vielleicht schon gegen sechs aufhören und ich die ganze Bande wieder los bin, was mir gar nicht unrecht wäre –, und jedesmal, wenn bei denen ein Neuer kommt, begrüßen sie ihn mit Gejohle und den Worten: »hallo, Onkel Doc!«, was mir irgendwie bekannt vorkommt, ich aber im Grunde ziemlich blöde finde, und ich bereite ziemlich hektisch alles vor, damit wir auch wirklich schön feiern können, will mich dann auch schön anziehn, weiß aber nicht, was ich anziehen soll, probiere mal eine orangene Art Trainingshose, frage aber Renate, die dabei ist und die total scheiße findet und vorschlägt, dass ich einen orange gefärbten Badla Arabie17 anziehe, während ich überlege, ob ich die neue orangene Hose mit Schlag anziehe, die ich aber dann doch zu grell finde, und dann sagt Renate, dass sie die orangene Trainingshose haben will, weil die aus der Zeit stammt, in der wir uns kennengelernt haben, weswegen sie die anziehen will, wenn sie alt ist, um daran erinnert zu werden, woraufhin ich großzügig sage: »dann kannste sie ja gleich haben«, was mir im selben Moment aber peinlich ist, aber dann muss noch die Fotofrage geklärt werden, wofür wir schon ganz viele Fotos gemacht haben, von denen ich mir eins vorne ans Revers stecken will, damit mich jeder erkennt und wenn alle das machen, jeder jeden kennt, weil das so viele sind, dass viele sich nicht kennen, aber es ist DIN A4 und ich finde es dann doch ein bisschen doof, mit so einem großen Foto von sich selbst rumzulaufen und dann auch noch genauso auszusehen, also machen wir es eben ohne Foto –
– wir bereiten die Erscheinung eines neuen Buches von mir vor, drei, vier Leute, sortieren die Geschichten, reden teilweise drüber, lesen Stellen vor, aber die Geschichten sind alle von Sacko, er hat alles geschrieben, aber das weiß niemand und ich sage es auch niemandem; Renate ist auch da und lobt jede einzelne, weiß aber nicht, dass in Wirklichkeit Sacko alles geschrieben hat – Sacko selber wiederum ist viel zu sehr verwickelt in seine ganzen Angelegenheiten und Verstrickungen, als dass es auf seinen Namen oder unter seinem Namen erscheinen könnte, das würde alles noch mehr durcheinander bringen, vielleicht sogar schaden, deswegen kann ich es auch gar niemandem sagen, habe aber doch in leicht schlechtes Gewissen und ungutes Gefühl dabei, aber Batoma sagt: »die Schere muss neben dem Bett liegen, damit man die Geschichten auch korrigieren kann« und man kann wirklich sagen: diese Geschichten sind gut geschrieben, sehr gut sogar, haben viel von meinem Humor, haben meinen Stil, also er hat das echt gut gemacht und kein Mensch merkt, dass es nicht von mir ist; der Untertitel des Buches ist: »Weitergehende Konflikte« und es ist mir wirklich mulmig mit diesem falschen Namen, aber es ist notwendig, weil so ein Gedränge herrscht – wenn man die Fotos öffentlich macht, muss man das so machen, dass sie entweder einzeln gedruckt werden oder nur die gedruckt werden, auf deren Namen sie sind, weil wenn das nicht so gemacht wird, jeder kommen und die ausdrucken kann, und es ist Sacko, der mir klar macht, dass da ein kleiner Unterschied ist, auf den ich achten muss, und die beiden Sorten von Fotos schwimmen in jeweils einem gelben Farbeimer/Wassereimer, dümpeln da drin rum, also in dem einen die normalen, nur die, die gemeint sind und gemacht werden können, und in dem anderen, der anders benannt ist, da schwimmen die allgemeinen rum, und wenn ich nicht aufpasse, sind hinterher plötzlich alle ausgedruckt und ich habe kein Papier und keine Druckertinte und nichts mehr • man muss unbedingt die Sperre für die anderen Leute mit dem Notar klarmachen, sonst ist die Sache mit dem Haus unklar und die Leute nützen das aus, wenn es offen ist • einer erzählt mir von einem Restaurant in München, in dem es das beste japanische Essen gibt, für viel Geld, aber es gibt so gut wie nie was, es ist so gut wie nichts, es ist komplett aus Papier, aus lauter Streifen von feinem, feinstem japanischem Papier • komme vor einer Jahrmarkt-artigen Szenerie an einer kleinen Fressbude vorbei, bin mit drei Typen, zwei älteren und einem jungen, und der junge guckt einfach in die Töpfe der Bude rein, hebt Deckel hoch und schnüffelt, schaut nach, was es da zu Essen gibt, und so, was ich ziemlich unverschämt finde undweshalb ich zu den beiden älteren sage, dass man da wieder mal sehen kann, dass die heutige Jugend sämtliche Werte und Moralvorstellungen verloren hat, kein Mass und Ziel mehr hat, und bei einer anderen Bude gibt es dann Kässpätzle – die anderen haben alle nur normal Currywurst und solche Sachen –, aber da es schon später Nachmittag, fast Abend ist, gibt der Kässpätzlemann – ein dicker, gemütlicher Typ, die eine Hand in der Hosentasche, leicht zurückgelehnt in seiner kleinen Bude stehend – ganz lässig nebenbei den Rest, den er noch in seiner ziemlich großen Pfanne hat, drei Stückchen, die aber eher wie rotbraun panierte Fleischstückchen ehen, erst dem anderen etwas, dann mir etwas, ich wundere mich, weil es doch wie Fleisch aussieht, aber andererseits doch Spätzlecharakter hat, weshalb ich mit ihm quatschen will, fragen, was das ist, und sage, dass ich Spätzlespezialist bin, was er erst nicht versteht, weswegen ich es wiederholen muss, woraufhin er höflich nickt und ich dann wohlwollend sage, dass seine Kreation spätzlemäßig gesehen auch nicht schlecht ist, die er da gemacht hat • Renate/Fafa bei uns zu Besuch in der Gruppe und sie will als Erstes in die Badewanne, was ich ziemlich unverschämt finde, aber was soll man machen, sie ist ja Besuch, aber wie ich später hochkomme – die Badewanne ist im Flur im obersten Stock, direkt vor der Treppe –, sehe ich, dass sie die Badewanne nur hat einlaufen lassen und dann weggegangen ist, und jetzt ist sie schon so voll, dass sie gerade dabei ist, überzulaufen, was ich gerade noch abstellen kann und dann rufe ich sie, sage, sie soll das jetzt klären, woraufhin sie ganz leidend hochkommt, »ich bin krank!« und: »die Badewanne ist kaputt«, was ich eine besonders blöde Ausrede finde • bin in der obersten Wohnung eines Stadthauses und muss irgendwie mit einer Frau verhandeln, die einen Rechner hat, was aber alles sehr, sehr genant vor sich geht, vor Peinlichkeit fast verschwimmend, man sieht sich kaum an, redet drumrum, aber dann nimmt mich ein Detlev-Buck-artiger Typ von seiner Wohnung aus mit zu einer Bude am Straßenrand dieser Großtadt – man sieht von dort auch eine andere Brücken-artige Querstraße –, um mir zu zeigen, wie man dort einen »Stick« essen kann, und zwar gibt man dazu Geld vorne an der zur Straße gelegenen Kasse der Bude ab, was Detlev Buck ganz lässig tut und mir bedeutet, dass wir jetzt hier draußen erstmal warten, dann dreht sich der Kassierer auf seinem Drehstuhl um und drückt einen Knopf, man hört es klacken, es klickert in der Maschine, die hinten in der kleine schmalen Bude steht – es ist eine rote Baguettemaschine, schmal und hoch, die unten ein Fach hat, in das man greifen kann und wo dann ein Käse-Salami-Gurken-Baguette liegt, das auch getoastet ist und das er sich, nachdem wir reingegangen sind – sonst sind keine Gäste da – rausnimmt und während wir wieder rausgehen, bietet er mir an, abzubeißen, was ich aber nicht will, weil er mir vorher ein süßes, schaumiges Bonbon gegeben hat und mein ganzer Mund jetzt voll von diesem süß-ekligen chemischen Geschmack ist, und draußen stehen zwei Frauen, die uns unverhohlen musternd anschauen und sagen, dass sie in dieser Bude mit Selbstbedienungsautomaten auch einen »Stick« wollen, aber einen anderen, die wir aber stehen lassen, und wir gehen Treppen hoch, die Parallelstraßen verbinden wie in Stuttgart und als wir an der dritten oben ankommen, kann man links ein paar hundert Meter weiter eine Querbrücke mit der Autobahn erkennen –
– Kinder spielen in meinem oberen Zimmer vor dem offenen Fenster – ein Junge will auf den Sims klettern und runterspringen –
– ein Kind kommt an das neue, breite Glassiefenster18 und hat einen Sack mit Sachen von beziehungsweise für Batoma, vor allem ein kleines, viereckiges Radio der billigsten Sorte, das man einstellen kann, daneben ein noch kleineres Kind, das auch ein Säckchen mit irgendwas hat; ich denke, Batoma ist da, hat das aber nicht mitgekriegt und wird erst noch kommen, und aus dem kleinen Radio krächzt schon Musik, und das Motorrad ist ganz dreckig von diesen Sachen beziehungsweise dem Transport dieser Sachen beziehungsweise von den Spritzern dieser Art Betonmischung, die Batomas Vater immer zum Verputzen der Häuser anrührt, dieses hellgraue, fast weiße, fast flüssige Zeug, vor allem die Rückenlehne des hinteren Sitzes und die darunter liegende Verschalung sind ganz voll mit diesen Spritzern, und ich hoffe, dass Batoma kapiert, dass dieses Zeugs alles – mühsam! – gebracht wurde und nicht von alleine gekommen ist – einer will »pednets«19 am Tee machen, aber Batoma ist völlig übermüdet von der Nachtfahrt und das geht nicht • ich muss die Cadeaux20 alle einzeln unterbringen, schön langsam und nicht zu schnell und mit Hilfe des Katalogs; das ist natürlich scheiße erstmal und wenn ich zu schnell mache, gegen die kaputt, werden durcheinandergebracht und verkleben • bin mit Gert in Amsterdam und wir bekommen eine illegale Aktion von irgendwelchen Jungchen mit, mit denen wir überhaupt nichts zu tun haben und zu tun haben wollen, völlig bescheuerter Schwachsinn, bei dem ich zufälligerweise anwesend war und den ich gesehen habe, über den ich mich aber kopfschüttelnd auf dem Boden an ein Haus gelehnt aufrege, und Gert beugt sich über mich und flüstert mir ganz im Vertrauen zu, dass ich zu den Bullen gehen soll und erzählen, was ich gesehen habe, das habe nichts mit Verrat zu tun, aber ich solle es trotzdem diskret tun, was ich okay finde, aber bin der Meinung, dass er dann auch mitgehen soll, zumal wir dann sehen werden, wen wir wohl treffen, wenn wir aufs Polizeirevier kommen, Herman van Hoogen ja wohl nicht, der ist ja längst pensioniert – ich überlege kurz, ihn anzurufen, finde es aber dann blöd, sozusagen indirekt die alten Kisten aufleben zu lassen; außerdem kennt er ja auch keinen mehr dort –, denn ich weiß ja gar nicht, an wen ich mich wenden soll, wen ich dort nach wem fragen soll, und auf dem Weg zu den Bullen schauen wir uns erstmal noch ein bisschen die Amsterdamer Altstadt an, die wirklich wunderschön ist, ich bin nackt beziehungsweise habe nur ein blaues Air-Maroc-Tuch, das ich mir notdürftig um die Hüften binde, vor allem, damit man meinen Arsch nicht sieht, wir hängen uns an eine Touristengruppe dran und gehen durch enge Altstadtstraßen, finden es immer wieder wirklich unglaublich schön, hat man früher viel zu wenig drauf geachtet, wissen aber gar nicht, wo das Polizeirevier ist, da sehe ich auf dem Boden einen kleinen, etwa Gecko-großen Bullen, der aussieht wie ein Pelztier, eine Stoffpuppe, braunrotgrün, richtig mit Uniform und Polizeimütze, der zuckend auf dem Boden hin und her wuselt und kichert, total aufgeregt da hin und her wuselt, und nachdem wir gefragt haben, wo es zum Polizeirevier geht, wuselt er noch verrückter auf dem Boden hin und her zuckend rum und weist in die Richtung, in die es geht {wie Johnson, obwohl tot, auftauchte}, wir zeigen fragend um Bestätigung bittend in dieselbe Richtung und er nickt und nickt und wir gehen dann aber auch mit einem Gruseln da hin, wo ich zu der Schwachsinnsaktion befragt, teilweise verhört, letztlich aber nur um meine Meinung gebeten werde, woraufhin ich das Protokoll sehe, die Namen der Bullen, wobei einer so ähnlich wie Terstappen aussieht und ich mich frage, ob das nicht einer war, der auch bei unserer Verhaftung dabei war, aber wenn man überlegt, wie alt wir jetzt sind, müssten die ja, da sie älter sind als wir, längst in Pension sein, und dann kommt irgendwie eine Meldung, dass Kuchen auf dem Konto ist, ein unheimlich guter Kuchen, aber es ist kompliziert, den abzuheben, erfordert ein ganz umständliches Verfahren, und die Meldung erscheint zweispaltig in der Luft, etwa in Augenhöhe oder etwas höher, schräggestellt, teilweise mit einem Rollo drüber, rechts zu mehr als der Hälfte, links nur oben ein wenig • ich stehe auf meiner Veranda und trau meinen Augen nicht: die Hälfte der Mauer zu den Nachbarn ist weg, einfach weg, sieht erst so aus, als sei sie durchsichtig geworden, oder ich frage mich, ob sie das geworden ist, aber sie ist weg, abgebaut und ich rufe Madu, der hochkommt, das sieht, auf das Dach der Nachbarn rübergeht und sich die Bescherung kopfschüttelnd ansieht, wir uns einig sind, dass man daran wieder mal sehen kann, was für blöde Nachbarn wir haben, die haben einfach diese Mauer weggemacht und wir haben es gar nicht gemerkt, da stellen wir fest, dass die auch an unserer zu ihnen reichenden Außenmauer rumgebaut haben, irgendeinen Anbau, unverputzte Mauern mit Gerüsten davor mit unserem Haus verbunden stehen jetzt da, und in diesem Moment kommt auch der Maurer, zynisch grinsend und ohne uns zu grüßen, und macht sich an die Arbeit, steigt auf eine Plattform und fummelt an den unverputzten Steinen rum, da klettert Madu auf unserer Seite bis auf seine Höhe und spritzt ihn mit Wasser an, was ihm aber nichts ausmacht, weswegen ich denke, dass ich vielleicht eine ganze Schüssel Wasser auf ihn gießen sollte und in diesem Moment eine ziemlich fette Ratte außen seitlich an der unverputzten Mauer entlangklettern sehe und denke: »jetzt haben wir schon Ratten wegen diesen Scheißleuten da, das hat’s ja noch nie gegeben!« • bin bei Gabriele Heidecker und Marosch, er kommt gerade von der Arbeit zurück, breitet die Arme aus und umarmt mich hocherfreut, aber dann gehe ich mit Gabriele nochmal raus in eine sandige, fast Wüsten-artige Landschaft, eine Runde spazieren, während Marosch das Essen fertig macht, und sie erzählt von einer Performance, die sie in Israel gemacht hat und die ein riesen Erfolg war; es war eine Vorstellung von mehreren Künstlern, aber als sie dran kam, ihre Szene, sie und ihre Kollegen mit derart voller Brust gesungen haben – wozu sie sich auf dieselbe klopft und mich anlacht –, dass ihnen fast die Lungen geplatzt sind, weshalb ich ihr auch lachend auf die Schulter klopfe, was sie aber zum Anlass nimmt, sich umzudrehen und zum Haus zurückzugehen, und ich frage mich, ob sie das vielleicht falsch verstanden hat, etwa als Annäherungsversuch, aber das ist dann weiter kein Thema, denn als ich auch wieder diese Souterrainwohnung betrete, kommt Marosch gerade die Treppe runter, mit einem großen Topf in der Hand, den er auf den Tisch stellt, und dann reden wir über Religionen, wozu ich sage, dass wir – wobei unklar bleibt, ob damit Fantasia oder die RAF gemeint ist – die einzig multiplesklerose Religionsgruppe gewesen seien, was aber ein Versprecher ist, denn es sollte irgendwas mit »multi«, also alle Religionen mit einschließend, heißen; ich guck aber nochmal im Lexikon nach, um das Wort zu finden, das ich suche, da begegnet mir aber das Wort beziehungsweise der Name »Erika«, was ja auch eher an Krankheit, an Alzheimer erinnert und erst recht nicht gemeint war –
– es ist ein Kindergeburtstag, bei dem Ebby Musik macht, und plötzlich sind aufgeregte Rufe zu hören: »die Ablassvögel, die Ablassvögel«, die über uns fliegen, die man aber nicht sehen kann, dafür in einer Zeitung deren Blick vom Himmel: ganze Kontinente sind zu sehen, so hoch fliegen die, die halbe Welt, ich komm aus dem Staunen nicht mehr raus, und Ebby grüßt sie verschmitzt nach oben sehend –
– wenn man die Blaupausen unseres Hauses in Razel nimmt und dreht, zumindest den Grundriss, kann man das für das Haus auf dem Dorf nehmen beziehungsweise zumindest schon mal transportieren nach dort; das kann man irgendwie machen, also rein technisch gesehen, dann so bauen auf diese Weise in dem Sinne, dass der Grundriss durch den Transfer dann schon gebaut ist, aber irgendwie geht es nicht, es lässt sich dort nicht machen oder dauernd ist jemand dagegen oder es ist verboten oder wird verhindert – die Kopie, der Scan oder die Blaupause ist sozusagen schon im Zwischenspeicher für »copy and paste« als materielle Realisierung, aber ich werde sie irgendwie nicht los, weswegen ich dieses Fundament dadurch einfach anfange, dass ich die Felsbrocken dorthin werfe, und man hört ganz laut das »Klack, Klack« des Auftreffens, wodurch das zwar dann schon mal da ist, das Problem grundsätzlich aber nicht gelöst, weswegen ich mit einem Mediator darüber rede, aber der schüttelt den Kopf und sagt: »das lässt sich nicht transferieren nach Cääle«, aber ich muss, wie beim Drucker auch, die Datei erst ausmachen und dann kann ich sie transferieren, um damit das Fundament zu bauen • ein Stück, das in Europa spielt und in Wittelpoa, aber vorher muss ich bei einer Strindberg-Inszenierung einspringen, wir haben eine schöne Probe mit den Kollegen, ziemlich viele Schauspieler, ein ziemlich unübersichtliches Bühnenbild mit vielen, zum Teil schrägen Ebenen und einem Abgrund vor dem Orchestergraben; wir müssen improvisieren und spielen uns die Bälle zu, was wunderbar klappt, es fluppt wie geschmiert und eine Stelle besteht darin, dass ich ein Buch aus einem Versteck hole und daraus vorlese, was natürlich das allereinfachste ist und Spaß macht, also alles überhaupt kein Problem; es ist eine sehr moderne Inszenierung, in der viel durcheinander geredet wird und gemacht und getan, aber sehr natürlich, spannend und witzig, bin erstaunt, dass es so gutes Theater überhaupt gibt, aber bei der eigentlichen Vorstellung ist dann wieder alles völlig anders, aber eben in diesem Stil; es ist eine Art Werkraumtheater mit nicht allzuviel Publikum, eine Außenstelle der Kammerspiele in München, jeder macht, was er will, es entsteht praktisch ein neues Stück ganz nebenbei, was aber den Eindruck einer wohldurchdachten einstudierten Angelegenheit macht, es läuft wirklich ausgezeichnet mit den Kollegen, wir geben uns wie geschmiert die Stichworte, spielen uns gegenseitig die Bälle zu, die Regelung der Grundorganisation ist perfekt und ich bekomme deutliche Hinweise, dass die Stelle mit dem Buch, aus dem ich vorlese, auf jeden Fall mit eingebracht werden soll, das also wie geplant stattfinden soll, und ich gehe dann, wie vereinbart, von der Bühne runter zu dem Versteck des Buches, das irgendwo in einer Seitenwand des Zuschauerraums ist, wobei ich bemerke, dass so viele Leute auch wiederum nicht da sind, sehe viele leere Plätze, schnappe mir das Buch, das in einem Pfosten, einer Tragesäule drin steckt, und versuche dann zurück auf die Bühne zu kommen, aber es ist ziemlich dunkel alles, man sieht fast nichts mehr und dieser Abgrund vor dem Orchestergraben ist glitschig und rutschig und es gibt keine Möglichkeit, zu einem Aufgang auf die Bühne zu sehen, und ich frage mich, was das überhaupt noch mit Strindberg zu tun hat, wie das noch gerechtfertigt werden sollte als Strindberg-Inszenierung, auch wenn ich es genial inszeniert finde, und das andere Stück spielt in Deutschland und Asien und das asiatische Land heißt »Wittelkoa«, man sieht schon von außen den Präsidentenpalast und die Gitter davor, aber am nächsten Tag gehe ich an einem gläsernen Viereck auf dem Abhang vor dem Präsidentenpalast vorbei und versuche, den Text darunter zu lesen, um zu erfahren, ob jetzt die Vorstellung ist und wann und wie, aber es ist alles milchig und glasig beziehungsweise milchglasig und unsichtbar und als dann die Vorstellung läuft und alles ganz anders ist als geprobt, denke ich: »das kommt davon, man darf es eben nicht provozieren!« • ich halte dem Verkäufer in einer Bude das Mikrophon vor die Nase und fordere ihn auf, die Nachrichten reinzusprechen, die er ja sonst auch verliest, und er ist dazu auch bereit, sucht und sucht und findet seinen Text nicht und ich sage zu Heiner, dass ich nicht mehr bei den »Brialiern« esse und aus dem Stück nichts wird • habe ein Auto gemietet, ein neues, und fahre über die Landstraße ziemlich schnell weg, aber plötzlich geht es stark bergab und wird total sumpfig und rutschig, und ich denke: »naja, jetzt hab ich wenigstens ein neues Auto, mit dem man da durchkommen kann!«, ich schaffe es auch sehr gut, es durch den Glitsch zu lenken, und sehe weiter hinten noch eine größere Stelle mit normaler Straße und wie man da hinkommen könnte, und es hört und hört und hört kaum auf, bis es da hochgeht, es wird immer steiler und steiler, bis ich zu dieser Stelle komme, aber dann merke ich, dass da ja ein Abgrund davor ist, der letzte Rest bis zu dieser asphaltierten Stelle derart steil abwärts geht, je genauer man hinguckt, desto steiler, dass es fast senkrecht runter geht und je genauer ich runtergucke, desto tiefer, da würde das Auto nicht mehr fahren, sondern fallen, womöglich mehrere hundert Meter und ich würde tödlich abstürzen, wenn ich weiterführe, dann wäre Schluss, und dieses Land, durch das ich fahre, heißt, »Bayag-ko« und ist durch gelbrote Streifen gekennzeichnet, bisschen an die Maggi-Farben erinnernd, und ich erzähle den Traum mit der Autofahrt einer Frau in der »ich«-Form, obwohl sie es ist, die fährt, was ich nur, der unsichtbar dabei ist, sehe, und sie nickt immer bestätigend, dass ich das genau richtig erzähle, und ich frage mich, ob das alles überhaupt stimmt, weil sie doch fährt, aber ich es ins Diktafon diktiere, als sei ich es gewesen, aber dann kommt ein Einheimischer mit einem funkelnagelneuen Fahrrad vorbeigefahren, ein Asiate, und ich denke: »das geht alles gar nicht, weil der sich ja viel besser hier auskennt!«, und ich muss mit dem Fahrrad vom ersten Stück zu dem zweiten fahren, zusammen mit dem Schauspieler und irgendwie ist klar, dass das nicht geht, was ich ihm sage, aber er hat ja auch ein eigenes Fahrrad {das Theaterstück in dem Bauwagen am Rande des Platzes vor der Kirche, bei dem ich durch den Schlitz im roten Vorhang nach draußen sah und feststellte, dass gar kein Publikum da ist} – ich muss eine kurze Strecke probieren, nebenherfahrend, aber ich diktiere das laufend ins Diktafon und sehe zum Teil den Text im Hintergrund in der Luft gespiegelt, wobei der Text Lexikoncharakter hat, also ein Wort hervorgehoben und es wird erklärt, und jemand fragt mich ganz streng, ob ich es auch wirklich weiß mit der Unterbrechung mit dem Fahrrad • ich gehe mit einer Frau spazieren und habe eine Kamera dabei, um diese stark zerklüftete Vorstadtlandschaft zu filmen, will einen langsamen Schwenk von dreihundertsechzig Grad machen, eine sehr urige Landschaft, naturig, Vororthochhäuser gemischt mit wild bewachsenen Aufschüttungen, Wüsten-artig, aber zum Teil schon kultiviert, aber noch nicht alles mit Gras bepflanzt, und ich gehe langsam runter in so eine Art Bach oder Wadi, der seitlich auch mit Gestrüpp bewachsen ist, will dann von dem ausgehend meinen Rundschwenk machen, da kommt plötzlich eine kleine Autokolonne mir durch den Bach entgegen, die gerade reinpasst, die Räder an den schrägen Seiten des Wadis, was gut passt, als sei es für den Film arrangiert, dann lass ich die vorbei und geh wieder runter, dahinter kommen spielende Kinder, ein bisschen multikulti gekleidet, was auch gut in die Szene passt, aber als ich mich wieder aufrichte, wackelt das ausgefahrene Objektiv im Wind, es ist aus Gummi, ziemlich dünn und relativ lang, wahrscheinlich billiger Aushilfsscheiß, ärgerlich, aber es geht einfach nicht damit, und dann sehe ich einen Scheich in einer Mauernische eines Hochhauses sitzen, schön in seinen weißen Scheichgewändern mit weißem Käppi mit schwarzen Bändeln, er quatscht mich an, was ich hier mache, ich erzähle, dass ich das alles filmen will und er sagt: »ja«, das finde er auch spannend, wir kommen ins Gespräch und er sagt, ich solle erst mal die ganzen Leute hier filmen, die ganzen Türken und anderen Ausländer wie er selber ja auch, und dann gehen wir in den Keller dieses Hauses, dessen Fenster alle vergittert sind, und sein Sohn will mich wieder rauslassen, muss dazu aber die Gitter zumindest zum Teil ein bisschen lösen beziehungsweise die Öffnung, die er schon gebaut hat, etwas vergrößern, was zwar geht, aber lange nicht reicht, damit ich mich da durchzwängen könnte, weshalb ich zu den Nachbarn gehe, die aber auch alle vergittert sind und die haben wieder andere Schlüssel, um da rauszukommen, also ich muss da raus, wo der Sohn von dem Scheich mich da rauslassen will und irgendwann klappt er so viel Gitter weg, dass es doch nicht zu klein ist, er selbst spielend rauskann und ich dann auch ganz einfach rauskomme und es geschafft habe – eine größere Art Familientreff in museumsartigen Hallen, bei dem auch Rudi Wackernagel dabei ist, ein sehr großes Programm und auch Treffen mit Nicht-Verwandten, es sind ganz viele Leute, die ich da treffe, und Rudi will von einem Kuchen, einer saftigen Sahnetorte, was mit einer Gabel abmachen, muss dabei etwas Druck ausüben und – quatsch!, rutscht er mit der Gabel aus und ein Teil des Kuchens spritzt in hohem Bogen weg und klatscht direkt an so eine leicht rosa gefärbte Museumswand, und es sieht wirklich ganz toll aus, diese drei in einer sauberen Reihe hintereinander angeflatschten Kuchenstücke an der Wand, reine Kunst, wie sie überlegt besser nicht gemacht werden könnte; ich denke, das muss man fotografieren, bevor es weg ist, unterhalte mich mit einem anderen und sage: »ja, das würde doch in einer Ausstellung mit den anderen Werken von Rudolf Wackernagel gut passen, diese Fläche mit den drei Spritzern da drauf, die einfach ganz toll da platziert sind, das ist ästhetisch wie in der goldenen Mitte, genau stimmig«, wo mir der andere voll zustimmt, auch begeistert ist, und dann gehe ich hoch, meine Kamera holen, die Veranstaltung findet in einem Hotel statt, in dem wir auch wohnen, aber als ich wieder runterkomme, sagt ein anderer, dass beschlossen wurde, die Veranstaltung nochmal woanders zu erweitern, nochmal einen Abschlusskaffee und -kuchen woanders zu sich zu nehmen und da dann auch nochmal irgendeine Aktion zu machen, daraufhin sage ich: »dann sollten wir aber dahin gehen, wo wir als Kinder immer gespielt haben und später auf Trip mit Fips und Ebby nachts auf den Kinderspielplätzen uns rumgetrieben haben«, weil das eine sehr schöne Gegend ist, in der man gut was machen kann, also draußen und mit großen Spielzeugen, Schaukeln, runden, mit einem Eisenring in der Mitte drehbaren Holzplatten, wie die, mit denen wir uns damals auf Trip immer bei Vollmond gedreht hatten –
– ich lese die Rezension eines RAF-Stückes, in dem die drei Hauptdarsteller nicht so dargestellt werden, wie man es erwartet, »aufgedrehte Bürgerkinder« etc., nein, sondern leise und nachdenklich seien die gewesen • eine Zeitungsredaktion mit mehreren Leuten um einen großen viereckigen Tisch herum und ich schreibe einen handschriftlichen langen, zweiseitigen Brief, mit dem ich einen Werbeauftrag absage – beziehungsweise den Entwurf dazu, der von der neben mir sitzenden Frau abgesegnet werden muss – mit der ausführlich und kompliziert ausgeführten Begründung, dass man nicht jeden Tag Werbung machen darf, sondern nur jeden zweiten Tag und heute aber der Tag ist, an dem man nicht Werbung machen darf beziehungsweise dies eine Werbung ist, die nicht erscheinen wird, womit ich den Kunden auf ganz raffinierte Weise verarschen will, sodass klar wird, er indirekt merkt, dass ich ihn verarschen will, er aber nichts dagegen machen kann, weil meine Begründung so zwingend logisch ist, dass er sie nicht widerlegen kann, aber als mich die anderen am Tisch fragen, was ich denn da dauernd mache, versuche ich, es zu erklären, und verheddere mich, kriege diese evidente Logik, die ich eben noch ganz klar im Kopf hatte, nicht mehr zusammen, stocke, die anderen sehen mich erwartungsvoll an, ich sage irgendwas von dem Zwie-Tage-Rhythmus und dass man dem nicht widersprechen kann, finde es selber aber dünn und merke, dass die anderen es auch nicht verstehen, aber keiner sagt was, keiner widerspricht, und ich denke, dass sie sich vielleicht nicht trauen zu widersprechen, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie es nicht verstanden haben, aber ich mache trotzdem weiter, weil es noch ganz kurz vorher so sonnenklar war, dass überhaupt kein Zweifel bestand, eine absolut klare logische Argumentation, und es geht auch noch um Werbung für Autos, was ich sowieso ablehne • mit Annette Thirier in einem Hotelzimmer, einer Suite im oberen Stock eines größeren Hotelkomplexes, und ich muss mit Fips noch die Vorstellung am Abend vorbereiten, Texte zusammenstellen und noch lernen, also eigentlich drängend alles, aber Annette will erstmal mit mir ins Bett und zieht mich im hinteren Zimmer auf die Couch, legt sich auf mich, ihren ganzen nackten Körper an mir reibend, sie will unbedingt sofort vögeln, während Fips im vorderen Zimmer rummacht; wir haben die ganze Nacht durchgemacht und sind eigentlich total übermüdet, aber Annette drängelt ihre Möse an mich und gibt dem Zimmermädchen, eine große, stattliche Frau, dunkel gekleidet, ein Hundert-Francs-CFA-Stück, ohne ihre Reibungen zu unterbrechen und ohne sie anzuschauen und befiehlt ihr schroff, damit auf der Straße etwas zu essen zu holen, womit das Zimmermädchen sofort wiederkommt und weshalb es dann da rumsteht, während wir rummachen, Annette will immer dringender vögeln, ich bin aber eigentlich viel zu müde; wir haben unser eigenes, neu gekauftes Bettzeug mitgebracht, das wir gerade ausgepackt haben und von dem überall noch die Pappzettel der Verpackung herumliegen, ganz viele Decken, ganz viele Überzüge, alles frisch und neu, wir haben das Zimmer auch umgeräumt, die Betten umgestellt, damit wir da auch alle schlafen können, was sich das Zimmermädchen alles neugierig anschaut, und dann fragt es, was das denn für ein Tisch sei, der neben der Couch steht, auf der wir vögeln, worauf Annette, ohne die Vögelei zu unterbrechen, herrisch antwortet: »den haben wir mitgebracht!« und das Zimmermädchen sagt: »ja, dann kann er ja auch hierbleiben«, denn sie findet ihn offenbar gut, er hat eine Lederüberzogene Leiste rundum, und Annette stöhnt völlig genervt: »in Zukunft bezahle ich getrennt«, was wohl heißen soll, nur unten an der Kasse, weil sie will, dass diese Frau endlich weggeht, was diese dann auch ganz langsam tut, aber dann habe ich definitiv keine Lust mehr zu vögeln und gehe rüber ins Hauptzimmer, wo Fips ganz in eine Decke gewickelt liegt und pennt, wobei ich aus Versehen an seine Füße stoße, wovon er aufwacht, was mir einerseits peinlich ist, andererseits müssen wir ja noch viel für die Vorstellung am Abend arbeiten, weshalb ich sage: »komm, wir müssen noch Text lernen« und Annette verkriecht sich unter einer Decke, die sie sich auch über den Kopf zieht, während Fips seine Decke bei uns reinschmeißt und erstmals ins Bad geht, um zu pinkeln, was mich ärgert, weil ich dann nicht ins Bad kann, und ich sehe überall noch diese Verpackungskartons von der Bettwäsche, die wir gekauft haben, rumliegen und überlege, wie wir das Zimmer einrichten, denke, dass wir das auf dem flachen Tisch vor dem Fenster machen, aus dem man einen wunderschönen Blick über die ganze Stadt hat, sehe da die Zettel mit den Texten schon rumliegen, schon ein wenig arrangiert, da dann den Text machen für den Abend –
– vier Koffer packen auf verschiedenen Ebenen, fallen lassend, werfend, von oben reinhüpfend, alles gleich lang und gleich groß machen, kontrolliert am Reißverschluss, den ich zuziehe und es daran einer Frau erkläre, zeige, dass es aufs μ genau gleich wird • muss mit einem Ausländer arbeiten, einem Asiaten, wir reden darüber mit ziemlich vielen Leuten • will eine Telefonkarte in einer kleinen Boutique kaufen, in der die Verkäuferin, eine blöde arrogante Kuh, etwas erhöht an einem Tisch sitzt, ich lege das Geld auf den Tresen und sehe plötzlich: das ist ja mauretanisches Geld, sage das ganz erstaunt auf Deutsch, dann fällt mir aber ein, dass sie das ja gar nicht versteht und wiederhole es nochmal auf Bamanankan, was sie aber beides arrogant ignoriert, da gebe ich ihr einen Fünfziger, was aber nicht reicht, weil ich auch einen Malitelcredit21 gekauft habe und sie nicht rausgeben kann, da kommt der Chef von dem Ganzen, auch ein arrogantes Arschloch, das kaum ein Wort mit mir redet, aber er gibt mir dann sein ganzes Kleingeld, weil er auch nicht ganz rausgeben kann, und dann gibt er mir alle möglichen Schrauben, Scharnierteile mit abgebrochenem Plastikrand drumrum, andere zerbrochene Plastikteile, von denen man aber unter Umständen noch etwas verwenden könnte, was ich als rausgegebenes Kleingeld akzeptieren soll – treffe Johannes Artmann im Laden und wir umarmen uns lange und innig, sehr schön und herzlich, nicht enden wollend, wiederholen immer wieder, wie sehr wir uns freuen, uns endlich wieder zu sehen, und wir verabreden uns, gleich ausführlich miteinander zu reden, wobei ich denke: »dann kann ich das auch klären mit den »es«-Prospekten auf seinem Infotisch in der Kaffeeecke«, erzähle aber erstmal, dass ich jetzt morgens immer eine Tasse heißes Wasser trinke, was ihm überhaupt nicht imponiert, er nimmt es kaum zur Kenntnis, denn er muss vorher noch schnell einiges mit seinen Angestellten regeln, während ich so lange alles mögliche Zeugs, das ich dabei habe, in seinen Laden packe, darunter auch einen Tisch, das fahrbare Stehpult, viel Wäsche, und ich baue Tisch und Stehpult auf einem seiner Kommoden auf, um so lange ein wenig zu schreiben, aber wie ich dann ganz oben stehe und zu schreiben beginne, sehe ich, dass es von da oben so weit runtergeht und außerdem wacklig gebaut ist, da das Stehpult ja Räder hat, dass mir ganz schwindlig wird, ich bekomme Angst, dass alles runterfällt, weswegen ich sofort wieder runtergehe, alles wieder abbaue und eben so warte, bis Johannes endlich Zeit hat, aber er hat und hat dann doch keine Zeit, muss sich auch noch, bevor er die dringendsten Sachen mit seinen Angestellten regelt, weil Mittag ist, auch erst noch kurz hinlegen und kann danach erst diese dringendsten Sachen erledigen und danach erst mit mir sprechen, und während er, bevor er sich hinlegt, noch einige Anweisungen gibt, will eine Frau sich auch erstmal hinlegen und zwar auf den Boden vor den Regalen, was Johannes aber in Ordnung findet, und ich denke: »es ist immer das Gleiche mit Johannes«, obwohl die Umarmung wirklich wunderschön und lang gewesen war, aber es ist halt so mit ihm, viel reden kann man nicht und er muss eben weitermachen in seinem Laden, was ja auch verständlich ist, weswegen ich anfange, das Zeug wieder zusammenzupacken, das in der Mitte einer Straßenkreuzung liegt, denke noch, dass ich irgendwie ein Taxi holen muss, versuche aber, es irgendwie alles selber tragen zu können, was noch dadurch erschwert wird, dass ich nackt bin und mich dauernd drum kümmern muss, dass mich ein Tuch einigermaßen bedeckt, weiß aber nicht, wie ich den Koffer, den Sack und alles in die Stadt kriegen soll, wo ich in der Wohnung von zwei Schauspielern wohne, die weg sind, außerdem bin ich mit Shortie verabredet, um mit ihm wiederum aufs Amt zu gehen, und während ich das Zeug irgendwie zusammenraffe, kommen zwei Mädchen vorbei, die sich über die Scheidung der einen unterhalten, sind ganz angeregt ins Gespräch vertieft, aber als sie mich sehen, unterbricht die, die gerade spricht, und ruft aus: »hach, was ist das denn?«, als sie mich da mehr oder weniger verzweifelt rumhantieren sieht, denkt, ich hätte einen Unfall gehabt oder etwas anderes Schwieriges, aber ich sage ganz lässig: »nein nein, das ist ein Umzug« und packe weiter mein Zeug als sei das das Normalste auf der Welt, und um sie zum Weiterreden zu animieren, wiederhole ich auffordernd ihre letzten Worte: »ja, ›und dann war ich also beim Anwalt und‹ – und wie ging’s weiter?« und dann redet sie tatsächlich weiter, geht aber auch weiter und ich kann den Rest nicht mehr verstehen, hab das ganze Zeug inzwischen aber umgehängt und aufgesattelt {wie ich auf den Dach des Gehöfts stand und seltsame Fluggeräte sah und die vier Cowboyartigen Typen kamen; die Präsidentenlimousine und der Kamelhaarmanteltyp}, eine Gitarre habe ich auch über der Schulter und ich gehe über ein altes Stauwerk, aus klobigen dunklen Felsbrocken gebaut, eine Brücke mit zwei oder drei Stockwerken, die ich ganz oben überquere, und wie ich auf der anderen Seite an dem Brückenvorraum ankomme, sehe ich ein Stockwerk tiefer lauter in Deutschland aufgewachsene schwarze und gemischte Kinder, Jugendliche, die in diesem ehemaligen Stauwerk offenbar ein Jugendzentrum haben und mehr oder weniger flachsend rumlungern und einer, der da mit jugendlicher betonter Lässigkeit im Stockwerk tiefer eine schräge Ebene hochkommt, lästert ziemlich deftig über München, wie blöd und verkommen das sei, worüber diese anderen Jugendlichen, die da rumlungern und nichts zu tun haben, lachen und wie ich mich einmische, indem ich ihm einerseits zustimme, andererseits seine harten Worte kritisiere, zwinkert mir ein halbwüchsiges Mädchen, auch eine Schwarze mit großen Augen, zu, zwinkert zu mir hoch, ziemlich heftig und anzüglich, und dann sehe ich erst, dass neben mir auch so ein Mädchen steht, aber so hellbraun, dass sie auch ein Mischling sein könnte, und da ich immer noch nackt bin und mit dem Tuch kämpfe, um mich notdürftig zu bedecken, denkt sie wohl, ich will was von ihr, und öffnet die Tür zu einer kleinen Kammer, in der nur eine Matratze auf dem Boden liegt, und sagt lächelnd, mit dem Kopf in diese Richtung nickend: »wir können da reingehen!« und ich habe den Eindruck, dass sie zumindest halbprofessionell zugange ist, das Ganze vielleicht ein verdeckter Puff, auf jeden Fall machen wohl all diese Mädchen es für Cadeaux, ich habe aber keine Lust und packe wieder mein ganzes Zeug, gehe ein Stockwerk tiefer, wo eine Band gerade ihre Anlage aufbaut und ich mich an einem Musiker vorbei zwischen ihm und einem großen Verstärker durchzwängen muss, wobei die Gitarre beinah zu schade kommt und ausgerechnet in diesem Moment klingelt das Telefon, und es ist Shortie, was mich wundert, weil er mit Malitel anruft und bei der Nummer von mir, die doch sonst nur Batoma hat, und er fragt, wo ich bleibe, weil wir doch aufs Amt wollten, wozu es langsam fast schon zu spät ist, ich sage: »ich komm gleich, bin nur aufgehalten worden«, schlage dann aber vor, doch morgen früh hinzugehen, woraufhin er vorschlägt, es dann lieber morgen Nachmittag zu machen, was ich wiederum blöd finde, weil Freitag und dann die Ämter meist ganz früh zu, dann geht gar nichts mehr, also wenn, dann morgen früh, aber dann haben wir kein Netz mehr und das Telefonat wird unterbrochen und ich telefoniere mit Günter Herburger und erzähle ihm, dass ich die Träume alle aufschreibe, und er ist nicht so von vornherein dagegen wie früher, findet es im Prinzip sogar gut, kritisiert aber den Traum, in dem ich Priester bin, das findet er nicht gut und sagt: »sonst bist du doch immer nur mit den unteren Schichten zugange und seit Neuestem plötzlich dauernd mit den Herrschenden und Mächtigen« und ich sage ganz ratlos: »ja, was soll ich denn machen, ich kann doch nicht meine Träume – das sind doch alles meine echten Träume, das habe ich doch tatsächlich geträumt, dass ich Priester bin«, wozu er dann nichts mehr sagt, verstummt –
– ich baue ein Haus und will, dass es obenrum überall dreieckige Fenster hat, untenrum aber, an den schmalen Teilen des rechteckigen Raums, normale rechteckige Fenster, die Bauarbeiter haben nur auf der einen Seite ein rechteckiges Fenster gebaut, an der gegenüberliegenden Seite aber nicht, und ich denke: »das kann man nachträglich noch einbauen« beziehungsweise raushauen, man kann es aber erstmal so lassen • ich mache Kopien von illegalen Texten in einer illegalen Wohnung, wir müssen aufpassen mit dem ganzen Hin und Her, zudem ist die Frage, ob das überhaupt einen Sinn hat, zumal es die letzten sind, die kommen, da kommt ein Zettel von Knut, dass es insgesamt elf Angehörige sind, je fünf Kopien, von denen drei schon da sind, aber nochmal die Frage, ob das überhaupt einen Sinn hat • ich als Vermittler, Mediator bei einer komplizierten wichtigen Angelegenheit und ich habe das auch gern gemacht • neue Fotos von Erika im Katalog der Agentur Alexander, fünf Stück, sehr schön, verschieden, sie jung, attraktiv, interessant; ich will ein neues Demoband schneiden, es sind aber noch nicht alle neuen Filme fertig, die von mir da rein sollen, und der Kleine von ihr – der Frau, die damit zu tun hat – soll sich nicht einbilden, er sei was Besonderes, und die Fotos von mir werden vom Haus gegenüber gemacht, wie ich bei mir auf dem Dach stehe und gucke • mit Tomas Arana mit dem Motorrad unterwegs, eine steile, breite, Naturstein-gepflasterte Straße hoch, bei der mir, kurz bevor ich oben bin, der Motor versagt, es nicht mehr schafft, ich fürchte, rückwärts runterzurollen, und ich stelle mich in letzter Sekunde quer zum Abhang, lasse neu an und fahre problemlos in Serpentinen hoch, wo ich das Motorrad an der Mauer, die die Straße absperrt, abstelle und das Vorderrad mit dem Zusatzschloss verriegle, wobei ich ihn etwas weiter unten am Abhang vor dem Haus stehen, in dem seine Wohnung ist, die er mir zeigen will, sehe und mir zuwinken; ich winke zurück und komme; es ist eine ziemlich verschachtelte, nicht allzugroße, aber verrückte Wohnung, gleich am Eingang ein Bad, am hinteren Ende der verschachtelten und auf mehreren verwinkelten Ebenen versetzten Zimmerfluchten ein zweites Bad aus dem er Parfüm für mich holt, weil ich so verschwitzt bin, das in einer flachen, rechteckigen Box schwimmt; er stellt es lässig vor mich hin, es schwappt drin und ich verstreiche was unter meinen Achseln – die Wohnung ist kompliziert gebaut, aber sehr billig, ein Schnäppchen, das er stolz vorführt, da kommt ein Nachbar und stellt sich, beide Arme in den Türrahmen gelehnt, in die Tür, begrüßt mich, kennt mich sogar irgendwoher, ist wohl ein Spanier oder Latino • Fips, Ebby und ich ziehen mit großem Aufwand, zwei LKWs voll, in ein weitläufiges Gehöft um, ein riesen Gelände, wir kommen da an und es läuft erstmal alles ziemlich chaotisch, das Zeugs wird alles ausgeladen und einfach irgendwohin gepackt, ich bin ziemlich genervt, setze mich mit Fips an einen Bordstein und sage leise im Vertrauen, dass wir so schnell wie möglich dafür sorgen müssen, dass diese ganzen Umzugsleute verschwinden, damit wir uns in Ruhe überlegen können, wie wir die Sache angehen, alles verteilen – wir haben jeder eigene Bereiche, die aber erreichbar nebeneinander liegen, haben das alles vorher schon ausgebaut, aber diese Umzugsleute gehen mir auf die Nerven, dass ich kaum einen vernünftigen Gedanken fassen kann, und Fips und ich sind uns bei dieser kleinen Besprechung einig, dass die so schnell wie möglich weg müssen, damit wir anfangen können, diese Häuser einzurichten, vor allem erstmal die beiden Küchen –
– ich gebe Journalisten ein Interview, die ganz offensichtlich was rauskriegen wollen, Fangfragen stellen, mich aufs Glatteis führen wollen, mich ganz klar dazu bringen wollen, etwas zu sagen, was ich eigentlich gar nicht sagen will, aber das ist mir völlig egal; sie spielen mir alte Tonbänder von Willy Brandt vor und ich sage: »ja, das waren noch echte Politiker, nicht so wie diese SPD-Marionetten heute«, wofür ich als Beispiel diesen einen besonders gesichtslosen langweiligen Norddeutschen nennen will, der schon einige Zeit vor Schröder dran war, dessen Name mir aber nicht mehr einfällt, auch die Journalisten rätseln mit mir rum, wissen wahrscheinlich, wen ich meine, können sich aber auch nicht an den Namen erinnern, aber vor allem einer der Journalisten will mich auf eine Fährte locken und sagt, dass er das Grundstück gefunden hat, von dem ich in meiner Prozesserklärung geredet habe, und ich sage: »das will ich sehen!«, weil ich das auch nicht kenne, aber das ist dann irgendwie nicht machbar, ich bin in einer Art Keller mit ganz vielen Geräten und er ist oben, da kann man aber hochklettern und er zieht mich hoch; Rosemarie Fendel hat auch einen Text oder ein Interview oder irgendwas ganz wichtiges Investigatives heraus-gefunden, wo sie mich darin und damit ganz gut platzieren will, also dass ich Vorteile davon haben werde, wobei aber Renate, die auch da ist, ihren Anteil daran, weil es noch im Knast war, beschreiben soll, wofür Rosemarie schon einen Vorschlag hat, sogar Formulierungen, aber Renate sieht das und sagt sofort: »nee, das geht nicht, das passt jetzt nicht«, das sei so nicht gewesen und das würde ihr jetzt schaden, das will sie nicht haben, was mir aber ganz recht ist, denn dann steht sie da nicht drin, taucht ihr Name nicht auf und wirft ein schlechtes Licht auf mich – Christian Klar kommt mit einem riesigen Spiegel, den ein emigrierter Bulgare dagelassen und wo er mit großen Pinselstrichen draufgeschrieben hat, warum er emigriert ist: weil seine Eltern von den Nazis verfolgt wurden; Heiner will den Spiegel, aber Christian nimmt ihn einfach und wischt diese mit fetten weisen Pinselstrichen geschriebene Erklärung weg – wir sind in München am Stadtrand und ich bekomme eine Wohnung geschenkt – und wie ich bei dem Haus ankomme, in dem ich diese Wohnung habe, ist da alles angemalt, teilweise stehen die Gerüste noch rum, alles ist schön bunt angemalt und die Leute stehen zum Teil mit Sektgläsern auf der Straße und feiern und machen und tun und ich denke: »man muss ja nicht immer in der eigenen Stadt sein, um zu feiern, man kann auch woanders hingehen, wo die Leute es sagen, und dann geh ich hoch in meine Wohnung, obwohl ich den Schlüssel vergessen oder verloren habe – es ist ja ein Altbau – sehe aber noch beim Durch-die-Tür-Gehen, dass mein Name noch an der Türklingel steht, deren Namensschilder zwar überklebt sind, aber an der Seite noch etwas offen gelassen, so dass man »…nagel« noch lesen kann, gehe dann bis in den obersten Stock {wo wir ganz oben waren und unten Verbrecher sich besprachen, später dann der riesige Dachboden} {die Abführung durch die Soldaten aus dem Theatervorlesungssaal}, frage mich dort aber, während jemand die Treppe hochkommt, der auch so weit hoch will, ob das meine Tür ist, beziehungsweise stelle fest, dass sie das nicht sein kann, weil ich doch einen Stock tiefer wohne • das Schauspiel Stuttgart hat nun Matthias Hartmann als Intendanten, aber ich will trotzdem bei einer Inszenierung mitspielen, die wir bei uns im Studio geprobt haben, und muss die Requisiten mitbringen, die ich alle auf einem Rollbrett-artigen Gefährt ins Theater bringe, habe aber keinen Telefonkontakt und finde die Leute nicht mehr, mit denen ich spielen will, abends ist aber Vorstellung, und ich muss mitsamt meinem etwas unhandlichen Gefährt eine hinter einer mit grünem Samt bespannten Tür eine rutschige glatte Fläche runter, was ich zuerst ohne das Gepäck, aber mit einer Matratze mache, um zu sehen, ob es überhaupt geht, muss danach aber wieder hoch, was gerade noch geht, weil in die flache Rutschbahn andeutungsweise Treppenstufen eingebaut sind, damit man oben die Tür vor der Rutsche rausmachen kann, um an die weiteren Sachen zu kommen und die dann auch runterrutschen zu lassen, und auf dem weiteren Weg zum Theater komme ich mit meinem völlig überladenen Dreirad-artigen Rollbrett an einem am Straßenrand stehenden Eisverkäufer mit seinem Stand vorbei; er grüßt mich, weil wir uns kennen, freut sich, mich zu sehen, i ni fama22 so ungefähr, ich grüße zurück, bremse, kehre um, um wenigstens anstandshalber eine Kugel Eis zu kaufen und das Nötigste zu besprechen, weil er sonst beleidigt wäre, denn er gehört auch ein wenig zu der Truppe, mit der ich spiele, hat aber mit dem Theater als solchem nichts zu tun, aber dann sehe ich, dass die Eisballen auf seinem Wagen – nur drei riesige, einer länglich – ganz unappetitliche Haufen Menschenfleisch und Hautähnlich-keit haben, richtiggehend ekelerregend, und als dann der Gehilfe des Eisverkäufers, ein dicker, großer nackter Mensch, der ständig sein Gesicht abwendet und den ich auch versuche, nicht anzusehen, weil er nackt ist, mit der Eisschaufel das Eis rausschabt, ist es, als würde er wirklich in feiste, gespannte Menschenhaut schneiden, aber es ist Eis, das ist nur eine Irreführung und er schabt und schabt und macht, obwohl ich nur eine Münze gegeben hab und nur eine Kugel will, nicht nur nur eine Kugel, sondern eine Überladung der Kekstüte, eine riesen Portion, die wohl auch extra ein riesen Cadeau sein soll, so dass ich gar nicht weiß, wann ich das alles je essen soll und wie ich das zusätzlich zu all dem anderen, das ich anschleppe, transportieren soll, sage auch zum dem Eisverkäufer, dass ich finde, dass es etwas eklig aussieht, aber er lacht nur und bestätigt das sogar, betont aber, dass es schon Eis sei und zwar sehr gutes Eis, aber dann gehe ich, sobald ich am Theater angekommen bin, erstmal in den Keller runter, muss da rein, sehe dabei, dass die an der Kasse erst dabei sind, aufzubauen, also ist noch Zeit, da kommt Matthias Hartmann und telefoniert ganz wichtig mit jemandem, den er ganz toll findet und bei dem er sich bedankt dafür, dass der kommen und bei ihm eine Lesung halten will, während ich inzwischen in der Zentrale anrufe, da aber den Anrufbeantworter erwische, vom dem ich einen gespeicherten Anruf von einem eitlen Schauspieler höre, der sich beschwert, dass seine Spesen noch nicht überwiesen sind, aber Verständnis äußert: »wahrscheinlich sind Sie in Ohnmacht gefallen, als sie gesehen haben, wie teuer mein Wagen ist, aber ich brauche eben ein gutes Auto« – und die Kiste braucht eben ganz viel Sprit – »und wenn Sie nur einmal mit solch einem Wagen durch die Alpen führen, würden Sie merken, wie toll das ist«, was ich wieder mal ein typisches Beispiel dafür finde, wie furchtbar Schauspieler sind, denn die Kassenfrau wird ja nie die Gelegenheit haben, in so einem teuren Wagen zu fahren, und dann frage ich den Eisverkäufer, der inzwischen auch am Theatereingang steht, wo es denn zu den Garderoben geht und wo man sich auf das Stück vorbereiten kann, das wir heute Abend spielen – es ist ein großes Haus mit vielen verschiedenen Bühnen –, wozu ich sage, dass ich das ja wissen muss, weil wir dieses Stück vielleicht noch öfters spielen werden, was er heftig nickend bejaht, und er findet, dass ich noch bei vielen Stücken mitspielen soll, ein Gedanke, welcher mir wiederum weniger gefällt, weil ich Hartmann nicht leiden kann, wozu er sagt, diesen Fehler habe er auch gemacht, habe dann aber festgestellt, dass Hartmann sehr liebenswürdig zu den Leuten sein könne, wozu ich wiederum sage: »das ist mir egal, der hat Marquard Bohm umgebracht«, was der Eisverkäufer nicht wusste und weshalb er ganz schockiert ist und mich kopfschüttelnd zu einem Lastenaufzug aus vergoldetem Gitter führt, mit dem man auf die andere Seite des Hauses kommen kann, aber dazu braucht man einen Schlüssel; der Aufzug ist zwar offen in diesem Moment, aber wenn ich dann wiederkomme und er ist zu, stehe ich blöd da, weswegen wir einen anderen Weg suchen müssen –
– gebe Leo ein Hundert-Francs-CFA-Stück in den Mund, damit sie damit Frühstück holt und die Dispo23, nur zur Information, was sie regelmäßig macht und wobei die Produktion mitmacht, obwohl ich schon lange nicht mehr drehe, habe aber dann selber schon ein Frühstück auf dem Tablett und muss noch schnell über die Grenze, weil ich auf der anderen Seite der Grenze bin, aber schnell wieder zurück will, da kommt Leo schon mit dem Ei-gefüllten Baguette und der Dispo im Mund zurück und gibt mir die Dispo, stellt sich auf die Hinterbeine, damit ich sie ihr aus dem Mund nehmen kann, und sie freut sie wie wild, dass das alles geklappt hat, rennt vor Freude – mit dem Baguette im Maul – im Kreis herum und versucht, auf den Tisch zu springen, den ich in der Fußgängerzone unter einer Arkade aufgebaut habe, um zu frühstücken, vor allem Brötchen mit Camembert, von dem ich verschiedene Sorten habe, und wovon ich mir gerade eines schmieren wollte, aber da sie ja jetzt schon so schnell zurückgekommen ist, sammle ich alles wieder ein und will zurück über die Grenze, um zu Hause in Ruhe zu frühstücken, aber Leo ist so toll vor Freude, dass sie dauernd weiter im Kreis rast, hin und her springt und macht und tut, bis sogar ein anderer Hund, ein dunkler, fast schwarzer, dazukommt und sich von der Freude anstecken lässt, auch mit dem Schwanz wedelt und ein bisschen mithüpft, aber viel schwächer, und ich mich schon frage, ob die Produktion etwa eine Extra-Dispo oder einen Zettel macht, wenn sie Freitag kommen wird, nur um sie Leo geben zu können, damit sie sich freut, denn dann wird eigentlich nicht mehr gedreht, und ich finde es sehr gut, dass die Produktion weiterhin noch eine Dispo rausgibt, aber ich weiß, dass die Produktionssekretärin sehr hundelieb ist und selbst einen Hund hat – will nach Bamako zurückfliegen und steige ins Flugzeug ein, finde aber meinen Platz nicht; ich habe der Stewardess mein Jackett gegeben und finde es über einen Platz im Businessteil gelegt, was aber leider nicht sein kann, weil ich ja dafür kein Geld habe, aber eine andere Frau findet ihren Platz auch nicht, weil der umgebucht wurde auf einen Businessplatz und sie freut sich: »ich bin noch nie Business geflogen!«, ich aber will wieder aussteigen und gerate vor der eigentlichen Flugkabine in eine leere Kabine, die sich als Bus entpuppt, der wiederum zum Flugzeug fährt, mit dem es dann auch hoffentlich wirklich nach Bamako geht, ich denke, ich muss dann auf jeden Fall erstmal fragen, ob das die Maschine nach Bamako ist, aber als ich aussteige – habe eine Tasche dabei – und auf das weite Flugfeld gehe, auf dem weiter hinten Maschinen stehen, sehe ich in der Mitte dieses Flugfeldes einen Haufen Koffer aufgebaut und drumrum stehen jede Menge schwerbewaffneter Bullen, ein Hubschrauber, Panzer mit Soldaten, alles voll mit Bullen mit Maschinengewehren, die einen Terroranschlag verhindern wollen und sagen, ich solle sozusagen mit hocherhobenen Händen langsam zu ihnen gehen, und ich denke: »scheiße, ich werde die Maschine verpassen, weil bis das alles geklärt ist, bis ich denen erklärt habe, dass ich kein Terrorist bin und so weiter, ist das alles längst gelaufen und die Maschine nach Bamako schon weg«, und während ich langsam auf die Schwerbewaffneten zugehe, kommt tatsächlich der erwartete Hubschrauber mit dem Terrorkommando, dessen Mitglieder alle gelb gekleidet sind, und sie fangen schon während er landet an, auf die Bullen zu schießen, wie wild, womit ich aber nichts zu tun haben will, und ich versuche abzuhauen, mich da rauszuhalten und ich sehe, dass sie nicht die geringste Chance gegen die Bullen haben, die besser ausgerüstet und viel mehr sind, aber da kommt tatsächlich ein zweiter Hubschrauber mit Terroristen, landet an einer anderen Stelle und die Insassen schießen von dieser Seite, was die Sache natürlich gleich wieder anders aussehen lässt, und ich kann nur noch versuchen, so schnell wie möglich abzuhauen, und laufe und laufe und laufe –
– bin mit einem anderen, der Dietrich zu Klampen sein könnte, aber es nicht ist, beim Arzt im Wartezimmer beziehungsweise Vorraum und sehe, wie eine Frau, die offensichtlich sehr krank ist, aber tapfer lächelt, sachte vom Arzt ins Krankenzimmer geführt wird, weiß also, dass es noch dauern wird, da bekommt der, der nicht Dietrich ist, ein Telefonat, das er annimmt und auf Lautsprecher stellt – was mich wundert, weil man doch in Arztpraxen alles ausmachen muss – und sagt: »Achtung Abhörgefahr«, was zwar als Witz gesagt ist, aber teilweise doch ernst gemeint, und als Antwort hört man eine Frauenstimme, die sagt: »ich habe in meinem Zimmer eine junge Stimme und es ist alles gelöscht, was von Julia und mir da war« und ich denke: »ach, der hat ja sogar Kinder« –
– eine Theater- und Musikgruppe von drei Männern und zwei Frauen, ziemlich jung, sehr sympathisch, mit großem Engagement bei ihrer Sache, Verve und Fantasie, eine ziemlich bekannte Gruppe, die in vielen Ländern spielt, hat eine Aufführung in einem Restaurant oder kulturzentrumsartigen Haus – wir sitzen alle auf einer langen Bank vor dem Fenster an einem Tisch, relativ eng aneinander, obwohl ich ja gar nicht zu der Gruppe gehöre, da kommt der Kellner mit einem Tablett, auf dem Schälchen mit einer roten Pampe sind, irgendwas »Dip«-Artiges, und um das entspannt zu essen, fläze ich mich auf die Bank, auf der wir sitzen, stelle einen Schuh drauf, aber einer aus der Gruppe weist mich darauf hin, dass die Restaurantleute das nicht mögen hier, und ich nehme ihn sofort wieder runter und sehe, dass er seine Füße auch oben hat, aber er hat seine Schuhe ausgezogen, weshalb ich überlege, ob ich das auch machen soll, es aber nicht mache, weil mir das Zeug eh nicht schmeckt und dann frage ich einen der Schauspieler, wann sie denn das nächste Mal in die USA fahren, weil ich in zwei Monaten einen Auftritt dort habe und man sich dann doch dort treffen könnte, das wäre doch nett, aber er antwortet: »nee«, denn da waren sie gerade, und ich sehe zum Fenster raus und blicke die Straße runter, die, sandig, staubig, in einer leichten Kurve nach unten geht, auf der gegenüberliegenden Seite eine durchgehende Lehmsteinmauer wie in den Dörfern hat, Eselskarren fahren drüber, Kinder spielen, ein sehr, sehr schönes Bild, was noch besonders dadurch verstärkt wird, dass gleich oben dann die blöde Hauptstraße kommt, hässlich und normal, und ich weise die anderen darauf hin, die mir zustimmen, es auch schön finden, nicht ganz so wie ich, aber im Prinzip, und bei der Vorstellung heute Abend geben sie zwar sowohl eigene Sachen zum Besten, lesen aber auch aus meinem Buch, teilweise szenisch improvisiert, wobei während der Vorstellung nach den jeweiligen Personen gefragt werden kann, weswegen einer der Männer, der vor uns steht, mich, weil er dazu nichts weiß, auffordert, die Frage nach einer Frau zu beantworten, von der eben die Rede war, wie die zu beschreiben ist, wie die zu verstehen ist, weshalb ich diese Frage eben selbst beantworte, aber sage, dass ich erstmal nachgucken muss, weil ich bei dreihundertsechzig Personen nicht alles auswendig wissen kann, und auch nachdem ich es weiß, suche ich lange nach Worten, sage aber am Schluss nur: »die ist einfach nur Mitglied irgendeiner Musikgruppe, die sich wichtig machen will«, worauf ein riesen Applaus ausbricht, was für diese paar Sätze eigentlich zu viel ist, ich aber als Zustimmung zu dem Buch insgesamt verstehe, aber irgendwann auch das nicht mehr, weil der Applaus überhaupt nicht aufhört und die Leute alle in eine andere Richtung gucken, und als ich dann auch in diese Richtung gucke, sehe ich, dass die Truppe gerade für ihre letzte Szene draußen vor dem Lokal in einem unüberdachten Übergang zum anderen Teil des Restaurants etwas aufgebaut hat, mit Kalebassen und Büchern und anderen empfindlichen Sachen, obwohl es wahnsinnig stark regnet, Wassermassen schüttet, und der eine Schauspieler, der Stephane Garcin ähnelt und ein grünes T-Shirt trägt, rennt patschnass rein und schüttelt sich, aber die anderen spielen weiter in dem Regen – ich erzähle einem Dritten von einer Arbeit, die ein Zweiter für mich macht, und zwar soll er etwas aufzeichnen, was als Vorlage auf einem Zettel-artigen Tablett in Form von runden Punkten zu sehen ist, von denen welche seitlich überlaufen, Schaum überschwappt und die irgendwie besprochen werden müssen, in gewisser Weise »geladen« werden müssen, und dieses Tablett trägt ein Mann gerade, der auf einem Außengang im ersten Stock zu einer Wohnungstür geht, in der derjenige schon steht, der das übernehmen soll, auch schon einen Zettel in der Hand hat mit den Notizen unserer Vorbereitungsbesprechung, und gibt ihm das, was der Ditte und ich von unten sehen und ich erzähle noch, wie bei der Besprechung dieser Zweite, als er diesen Zettel geschrieben hat, gesagt hat: »ja, die können alles haben, wirklich alles haben, einfach alles reinnehmen –
– Ankunft in dem anderen Land, mit großer Gruppe, die dort eine Art Weiterbildung macht, philosophisch politisch im Sinne der Völkerverständigung, alle steigen aus, die Sonne scheint und schafft eine fröhliche Stimmung, ein abfallender Hang mit gelblicher Wiese, und ich gehe erstmal hoch zu dem Freundschaftsspiel, das man aber nicht sieht, und kauere mich an der Seite der Bordkante des erhöhten Spielfeldes nieder, wo aber schon eine andere kleine Gruppe sitzt, die ich wiederum nicht stören will, weswegen ich wieder den breiten gelbgrasigen Hang runtergehe, einen schrägen Weg überquere, zusammen mit vielen anderen, die auch erstmal ihr Quartier suchen; es herrscht zwar eine erwartungsvolle, fast euphorische Spannung, wir wissen alle, dass wir etwas Großes machen werden, etwas Bedeutendes für die Weiterentwicklung der Menschheit, sind gespannt, was da jetzt alles kommen wird, aber mir ist leicht unwohl dabei, vor allem bei der Vorstellung, jetzt noch wochenlang mit diesen fremden Leuten zusammen zu sein, so nett und offen sie auch sein mögen, und einer sagt, dass er aus Versehen jemanden angesprochen hat, weil er gedacht hat, derjenige gehöre zu seiner Gruppe, aber es sei jemand aus diesem Land gewesen, in dem wir gerade angekommen sind • ein großer Ehrungsakt von jemandem, der sich sein Leben lang verdient gemacht hat, wird gerade vorbereitet, soll in Kürze stattfinden und zwar in Form der Übergabe einer Blechtüte, einem aus alten Blechdosen zusammengeschweißten Ding, wellig von den Blechbeschlägen, das aussieht wie ein hoher Topf, aber untenrum rund ist, und der Mann, der das übergeben soll und es mir vorher zeigt, geht ganz ehrfürchtig damit um, es ist etwas sehr, sehr Wertvolles, er fasst es an wie Porzellan, streichelt es fast, und es steht unausgesprochen im Raum, dass der Empfänger ergriffen sein wird, wenn man es ihm in die Hand geben wird –
– ich bin der Letzte in einem Zug, der am Zielbahnhof angekommen ist und übers Wochenende abgestellt wird, gehe aber nochmal kurz aufs Klo, pieckfein, luxuriös ausgestattet, supermodern, ich pinkle ins Aluminiumwaschbecken, mache aber hinterher alles mit viel Wasser wieder sauber, damit es nicht übers Wochenende stinkt, und wie ich wieder aus dem Klo rauskomme, sehe ich, dass alle Türen verschlossen wurden, sogar mit dicken Außengittern; denke im ersten Moment: »keine Panik«, denn das Wasser kann ich zur Not trinken und Montag wird wieder jemand kommen, habe aber keinen Bock das ganze Wochenende in diesem kleinen Vorraum rumzuhängen, fange an zu schreien und an die Türen zu hämmern, und denke allen Ernstes, dass Fips, der ja schon raus ist, auf mich warten und Alarm schlagen wird, glaube aber irgendwie selbst nicht dran – wir wollen gehen, aber Thorsten Buchmakowski findet seinen Stick nicht, wir suchen die ganze Wohnung ab, in der im Nebenzimmer eine Frau schläft, womöglich auch gerade mit Ebby vögelt, ich muss aber dringend weg und gehe schon raus, merke aber, keine hundert Meter von dem Haus weg, dass ich die Pfeife und wichtige Unterlagen vergessen habe, und kehre genervt wieder um, laufe zum Haus zurück, aus dem, in dem Moment, in dem ich ankomme, diese Frau gerade rauskommt, ziemlich ernsten und ratlosen Gesichtes und sagt: »ja: alles Scheiße, es ist alles weg von Thorsten Buchmakowski, die ganzen wichtigen Papiere«, woraufhin ich wieder hochgehe – wobei die Frau sagt, dass ich das Thai-Gras doch zusammen mit der Pfeife transportieren soll, was ich aber uncool finde – und auch nochmal mich an der Suche beteilige, obwohl ich eigentlich überhaupt keine Zeit dazu habe, schon viel zu spät dran bin, und ich schiebe die alte Kommode von Renate, von der ich die Farbe abgekratzt habe und die schon ein wenig von der Wand weggeschoben wurde, noch mehr weg, weil die ja vielleicht nicht genau genug geguckt haben {wie ich aus der Wohnung raus von der Fete weg in die Bäckerei ging, um das Bestellte abzuholen, was erst nicht klappte, wobei ich mich aus Versehen vordrängelte} und sehe, dass darunter richtig ein runder Dreckhaufen ist, in dem kleine Tierchen wimmeln, weshalb ich, wenn es jetzt schon gerade weggerückt ist, eben schnell den Staubsauer hole, und wie ich ihn anschließe, höre ich von unten – die Wohnung hat zwei Stockwerke –, dass Ebby den anderen Staubsauer, den blauen, den Sabine geschenkt hat, anschließt, um damit zu suchen und zu putzen, und Fips sagt: »ja, Ebby war schon immer so und hat alles saubergemacht«, und diese Frau, die auch dabei ist, fragt ganz erstaunt, woher wir den Staubsauer haben, und Ebby sagt: »naja, das ist unser zweiter«, was ich alles nur höre, weil es sich unten abspielt, und lachend denke ich: »typisch Ebby«, diese trockene Art zu antworten –
– riesige Wegweiser zum Balani24 quer durch den Urwald beziehungsweise die Busch-Baum-Savanne, an ganz vielen verschiedenen Stellen und in verschiedenen Farben, aber alles nur für einen Tag, ich bin so fasziniert wie deprimiert – ein Zeitungsartikel, der die Frage aufwirft, ob Angela Speitel damals in ihrer Zelle umgebracht worden sei, was wohl den Zweck hat, zu verhindern, dass bei neuen Prozessen die Fälschungen der ersten herauskommen, eine Art Vorwärtsverteidigung – ein ausgedehntes Casting mit sehr vielen Schauspielern für viele verschiedene Rollen, auch Pressekonferenzen und Interviews, wobei unser Film und ich eine wichtige Rolle spielen, andere aber unter Umständen noch wichtiger sind und ich erstmal warten muss und weggehe, weil es so nervig ist, denn das Interview hatte schon begonnen, aber dann sollte ich doch noch warten {dieses Interview in der Kneipe, wo ich den Platz mit Licht am Fenster suchte} und so gehe ich erstmal spazieren, komme zum Fluss, der so niedrig ist, dass man ihn teilweise durchwaten kann und betonierte trockene Flächen zum Vorschein kommen, über die ich gehe und neben denen schwarz vermooste Flussbegrenzungsmauern aufsteigen; ein Fotograf, den ich von früher kenne und der mich eigentlich auch fotografieren wollte, aber erst anderes zu tun hatte, guckt mir nach, steht oben, wundert sich, dass ich da gehe, und bewundert mich deswegen, aber ich sage, dass das ganz normal ist, und komme zu einem Inselchen, von dem aus ich sehen kann, wie auf einem benachbarten Inselchen unter Bäumen eine Castingszene gedreht wird, mit der ich nichts zu tun haben will, weil vor allem der Schauspieler sich dabei so wichtig macht, aber als ich mich vor den großen grauen Blechkasten setzen will, der auf meinem Inselchen steht, kommen die von drüben und sagen, dass der Kasten weg muss, weil er im Bild ist, und ich gehe erstmal zur Autobahnhausfahrt, wo ich an einem Fahrradreifenblech, das ganz neu glänzt, aber aufgespritzten Dreck drauf hat, herumkratze, um den Dreck wegzumachen, dann aber zurückgehe und hoffe, dass Pit und Caren mich aufgabeln, damit ich noch rechtzeitig zum Casting zurückkomme, sehe aber einen alten VW, in den ich mich auf den Beifahrersitz setze, da steigt auf der Fahrerseite Hannelore Elsner ein, setzt sich – sehr apart, älter geworden, aber glatt und erotisch –, sieht mich an, lächelt leicht spöttisch, aber herausfordernd, sagt: »deine Aufnahmen kannst du vergessen!«, macht das Licht aus, fängt an, mich zu küssen und anzufassen, wobei sie sagt, dass sie es unglaublich findet, dass ich sie nach all der Zeit sofort wiedererkannt habe, worauf ich entgegne, dass sie unvergesslich sei, und wir uns nebenher ausziehn –
– die Vorbesprechung zu dem großem Dreh, der morgen beginnen soll, ist zu Ende und wir verlassen grüppchenweise in Gespräche verwickelt den Saal, um zum Check-in zu gehen, der gleich davor ist beziehungsweise da jedenfalls eine Frau hinter einer Theke ist, die die Bordkarten ausgibt, aber noch viele andere vorher zu bedienen hat, weshalb ich mich so lange noch mit den Kollegen unterhalte über den Film und wir sind uns einig und froh darüber, dass ein bestimmter Kollege eine bestimmte Rolle nicht bekommen hat, weil der die euphorische Stimmung, in der wir sind, zerstört hätte, und der Kollege, der das sagt, kickt mit dem Fuß währenddessen ein Steinchen den Hang runter und lacht erleichtert, da kommt die Produktionssekretärin und verteilt noch irgendwelche grafisch schön gestalteten Zettel für morgen, nicht die Dispo, sondern Merkzettel mit aneinandergereihten schwarz-weißen Symbolen, und während ich mit Christoph Schrewe nicht weit von dem Check-in-Tresen stehe, an dem ich gleich drankommen werde, eilt Fips vor uns vorbei und zwischen Christoph Schrewe und mir und den anderen, die mit uns stehen, tröpfelt etwas heraus, das abwärts zusammenfließt und zu Menschen wird, die sich weiter unten an einen Tresen stellen und dadurch Druck machen, dass die Maschine schneller abfliegt – in diesem Moment bemerke ich, dass meine Brieftasche weg ist und ich nicht beweisen kann, dass ich eine Bordkarte bekommen muss, außerdem ist ja auch alles andere weg, ich bekomme riesen Panik, gehe zu der Frau am Schalter, die gerade das Boarding abgeschlossen hat und eher verärgert reagiert, aber sich dann bereiterklärt, nachzuschauen, ich will so lange nochmal im Schwimmbad nachschauen, ob ich sie da hab liegen lassen, als dieses Schauturnen stattfand, das zu den Filmvorbereitungsfeierlichkeiten gehörte, aber als da nichts ist, überlege ich, kurz nach Wuelenguena zu gehen, wo ich gestern Abend war, und auf dem Weg dorthin sehe ich schon, wie eine uralte Eisenbahnstrecke rekonstruiert wird, mit altertümlichen Dampfloks, die Schienen aus aus rostigem, verbogenem Blech, das irgendwie hingeklopft wird, aber eigentlich viel zu dünn für vernünftige Eisenbahnschienen ist, und dann soll das auch noch auf diesem Weg verlegt werden, dieser Art hohlen Gasse nach Wuelenguena, die wir so oft entlanggegangen sind, was jetzt nicht mehr möglich ist, wenn die da drei Stränge Schienen für diese altmodische Eisenbahn legen, und wie ich schon das erste der drei Dörfer sehe, nach denen dann Wuelenguena kommt, fällt mir ein, dass ich ja gestern mit dem Taxi zurückgefahren bin und das mit Geld aus der Brieftasche bezahlt habe, also sie da noch hatte, ich mir den Weg sparen kann, da treffe ich Shortie und bitte ihn, mir zu helfen, was er zwar bereit ist zu tun, aber dann doch nicht macht, sondern unkonzentriert aufs neben dem Weg liegende Feld geht und da drauf rumrutscht, rutschen geht –
– stelle eine CD aus kopierten Stücken zusammen, wobei ich zwei Abteilungen habe und die zweite Abteilung auf der Ansicht nicht mehr ganz drauf ist, jemand gibt mir aber den Hinweis, dass beim letzten Stück zumindest zu sehen ist, wie viele Stücke noch kommen und was man machen muss, damit man das auch sehen kann, also welche das sind; wir sitzen unten in einer normalen Essecke, da klingelt das Telefon und Fatoumata Guindo ist dran • komme vom Drehen aus in einen Bauernhof, in dem riesige Mengen gedealt werden, Berge von Shit, der wirklich auch aussieht wie Kuhscheiße, aber Dope ist und richtig rausquillt aus dem Raum, in dem einer der Dealer sitzt und Päckchen abwiegt, was ich vom Vorraum aus sehe, wo ich unschlüssig stehe und mich frage, wie die da so offen dealen können, ohne dabei hochzugehen, ohne dass jemals die Bullen draufkommen, und ich habe ein sehr ungutes Gefühl, dass, wenn sie dann hochgehen sollten, der Eindruck aufkommt, ich hätte damit was zu tun, aber daran kann man jetzt nichts ändern – fahre mit einer Frau eine braunmatschige Landschaft bergabwärts und sie sagt, dass wir doch ruhig schneller fahren könnten, weil der Boden jetzt fester wird, mein Fahrrad hat aber keine Gangschaltung, nur einen Gang, der immer gleich tritt und ich denke: »dann muss ich mich ja viel mehr anstrengen!« und es ist eine ziemlich weite Strecke, ein langes Stück noch zu fahren • oberhalb der Autotüren, in der Rille für den Gepäckträger, steht ein winziges, viereckiges Kästchen zum Schreiben, wobei ich nicht weiß, wie das funktionieren soll • wir streichen an einem Zettel, einem »affiche25« über die Nächte, die vier sind, drei fehlen noch, das sind aber nicht nur wir, sondern die ganze Kompanie, das ist eine ganze Truppe, die damit gemeint ist: das ist ein zu großer Verbrauch, aber es ist offensichtlich schon im Voraus bezahlt, da kann man nichts mehr ändern, aber ich habe keinen Bock, nochmal drei Nächte hier zu bleiben, es ist auch die Frage, wo denn die »Matelas« ist, die alte, schon halb zerfetzte, bei der der Überzug kaputt ist und das gelbe Schaugummi rausquillt, da sehe ist, dass die schon ans Gepäck drangebunden ist, und Batoma streicht die Nacht auf einem dieser vorbereiteten Zettel ab, so dass dann da noch steht, dass drei Nächte übrig sind – habe eine Art Anti-Reise-Sharing-Roman geschrieben und komme in München an, wo ich noch ganz viel zu erledigen habe, muss einen Brief wegen Madus Fahrrad schreiben, muss auch noch Briefe wegen der Veröffentlichung schreiben, habe einen Arzttermin und hänge am Bahnhof mein Jäckchen und mein Hemd an einem Bügel an einem Ständer neben einem Seiteneingang auf und gehe weiter, bis ich plötzlich feststelle, dass ich ja mein Jäckchen nicht anhabe, wo meine Brieftasche und alles drin ist, renne panisch zurück, aber es ist zum Glück alles noch da, und ich stelle fest, dass ich mich offenbar am Bahnhof wie zu Hause fühle, weil ich sonst keins habe, überlege, ob ich zu Klampen frage, ob ich da übernachten kann, das geht aber auch nicht, weil der zu viel zu tun hat, woraufhin ich denke: »dann geh ich eben doch zu Reinhild, aber die wird sich ärgern, weil ich mich nicht angemeldet habe«, außerdem muss ich zum dem Arzttermin, weiß aber nicht, wie ich da hinkommen soll, ob ich ein Taxi nehmen soll; das ist aber nicht weit vom Bahnhof und dann ist der Taxifahrer sauer, wenn er nur so eine kurze Strecke bekommt, außerdem ist heute Samstagabend, was ja auch nicht normal ist für einen Arzttermin, und bei dem Anti-Reise-Sharing-Roman will ich mal sämtliche Meinungen der Leute zusammentragen, die da auch dagegen sind, also ist es im Prinzip mehr eine Dokumentation • auf dem Moped auf einer großen, breiten Straße, auf der wir aber ganz alleine sind, zu dritt, und der, der hinter mir sitzt, packt auch mit an den Lenker, so dass wir ihn mit vier Händen greifen, da kommt eine Ampel und ich muss bremsen, aber das Moto bremst nicht und bremst nicht, ich rutsche bis über die Ampel fast auf die Kreuzung drauf, komme gerade noch rechtzeitig zum Halten und schiebe das Moped zurück, wobei ich sehe, dass ein Bullenbus am Straßenrand steht, dessen Insassen sich aber nicht für uns interessieren; ich weiß nicht, was ich machen soll mit dem Moped, und einer der beiden, die mit mir sind, schlägt vor, doch einfach die Bullen zu fragen, weil das ein bestimmtes Problem mit dem Motor ist, ein kompliziertes, aber behebbares, woraufhin ich tatsächlich zu den Bullen gehe, die in einer Art Container sitzen und administrative Sachen erledigen, aber tatsächlich bestätigen, dass das das Problem ist und sie was machen können, ich aber ich warten muss, bis sie mit ihren administrativen Sachen fertig sind, woraufhin wir warten und warten, bis ich sage: »ich geh schon mal raus zu den Frauen und sage ihnen Bescheid, dass das noch dauert«, woraufhin einer der Bullen sagt, sie würden das Moped gerne kaufen, sie würden es jederzeit kaufen und ich könnte es jeden Tag so machen, morgens eins kaufen und abends ihnen verkaufen, und ich sage zu meinem Begleiter: »Mensch, weißt du noch, wie wir das Auto von den Bullen gekauft haben, in Bochum damals« • muss zwölf Frauen hintereinander schminken, die erste ist Ludmilla Geilowa vom Schauspielhaus Bochum damals, und ich schminke und schminke und schminke eine nach der anderen, und eine will zudem, dass ich mit einem alten Drecklappen auch ihre Schultern schminke und den Rücken und alles, es ist die zehnte und ich denke: »noch zwei, dann hab ich’s geschafft!« da lacht sie und sagt, ich hätte eine Arbeit und ein Dia geschickt, damit endlich mal der Traum von den zwölf Frauen wahr wird, da sage ich: »ja, aber bescheiden und nichts passiert, bleibt alles rein platonisch«, woraufhin sie lacht und anfängt mich zu küssen –
– eine Frau, die vielleicht Haby Dembele sein könnte, aber nicht ist, sitzt vor einem kleinen viereckigen Tisch, daneben steht Brulai Sangare, Sylvias Mann, ich etwas abseits, und sie bittet mich um meinen Motorradschlüssel, den sie nimmt, küsst und mit Benediktionen für Batomas und meine Hochzeit beziehungsweise unsere Ehe bespricht; es ist ein feierlicher Akt, ein richtiger Beschwörungsakt, der da gemacht wird, von dem alle überzeugt sind, dass er funktioniert, ein Ritual, das uns viel Glück bringen soll, und man merkt, dass diese Frau es von ganzem Herzen meint und Brulai ihr zustimmt • Barbara Wolf sendet per Internet ein Dokument mit einem Elefanten beziehungsweise Foto von einem Elefanten, der Glück für die Hochzeit bringt und den man in der Größe verändern kann: erst wird er, als ich mit der Maus draufgehe, kleiner, dann kann ich ihn ganz groß machen, was viel Glück bringen wird • bin mit einer größeren Gruppe, zu der viele energische Frauen gehören, die wichtige Organisationsjobs haben, in den obersten Stock eines Hauses, also unter dem Dach eingezogen, und eine der energischen Frauen regelt noch schnell was, über einen niedrigen Kaffeetisch gebeugt, bevor sie sich auf den Weg macht, und ich gehe erstmal auf das einzige Klo, das im Gang außerhalb der Wohnung ist und stelle fest, dass es zwar eine Klobrille, aber keinen Klodeckel hat, sehe genau, dass der extra abgemacht wurde, bevor er von alleine abgeht und ich denke: »das ist ja wieder typisch!«; wir haben einen Putzplan, nach dem jeden Morgen die Küche geputzt wird, und eine der energischen Frauen sagt zu mir: »das musst du nicht mehr machen, putzen da oben«, denn die Muslimin, die mit strengem weißen Kopftuch, das nur das Nötigste vom Gesicht freilässt, zum Putzen gekommen ist, darf mich nicht sehen, weil ich ein Mann bin, guckt krampfhaft weg, will aber unbedingt die Küchenzeile putzen –
– man kann einen dritten Chip ins Telefon einsetzen, den ich schon gekauft habe und auf den ich warte, denn dann kann man alle drei Arten der Kommunikation machen, also mit diesem dritten Chip ist das Telefon vervollständigt und es funktioniert, obwohl alle denken, es funktioniert nicht, es ist sogar ganz einfach und ich muss nur noch warten, bis das Ding kommt; hatte Urlaub an einer Haltestelle und es ist genau zu sehen, wie die eine Ebene funktioniert, obwohl alle gesagt haben, die funktioniert nicht und hier nicht, denn es könnte sein, dass es da kein Netz gibt, das hat aber nichts mit Netz zu tun, das ist von sich aus da, gesetzt sozusagen, setzt sich selbst – habe Kontakt zu Mi bekommen über Internet und erzähle das Renate, während ich unten stehe und meine Tasche packe, bevor ich wieder hochgehe, da ruft sie an und sagt, sie finde das überdreht: »du fahndest jetzt per Internet nach Mi« und ich sage: »ja, klar, ich hab jetzt Kontakt« • das Schauspielhaus Bochum wird aufgelöst, alle gehen nach Hause, aber ein Teil will sich oben nochmal treffen und überlegen, wie es weitergeht, Steckel muss weg, aber der neue Intendant hat noch nie was Vernünftiges gemacht, ist eine reine Katastrophe, heißt wohl auch noch Brecht, ist aber ganz klein, und ich gehöre zu denen, die im obersten Stock nochmal diskutieren wollen, und ich frage einen Schauspieler, ob er auch mit will, was er sofort ganz begeistert tut, und während wir hochgehen – es sind breite Marmorstufen, weitläufig und verglaste Außenwände –, sagt er, wie sehr er Steckel geliebt hat, obwohl er am Anfang auch dagegen war, und wollte, dass er bleibt, und ich denke, da sieht man’s mal wieder, immer das Gleiche, am Anfang ist man dagegen und hinterher trauert man nach, vielleicht wird es ja mit dem neuen Intendanten genauso sein, er soll ja so schlecht nicht gewesen sein, aber eben gewöhnlich und oben angekommen sehen wir auf dem Dach des Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wohin man mit einer Leiter rüberbalancieren kann, dass dort eine Art Boutique ist, ganz oben auf dem Dachgeschoss oben drauf, wobei man sehen kann, wie jemand da Farben hat, die er aus dem Dach zieht, an Schnüren, bis man feststellt, dass es Dreiecke sind, die er da rauszieht, und wir fragen uns, wie er das da rausgekriegt hat und was da drin ist, Nachrichten und so • man muss noch ein zusätzliches Dossier für die »Geba« wegschicken, das ist eine neue Methode und eine neue Technik, aber die funktioniert, und ist irgendwo in der Nähe von Segou, also die hat auch Netz, das zu empfangen, man muss die unbedingt unterstützen das ist eine engagierte junge Frau, und man sieht das auch auf einer Projektionsfläche, also es sind beschriebene Teile, seitenartige leicht gewellte Teile, die man jetzt nochmal verschicken kann, aber da ist noch ein anderer dabei, der da wohlwollend zuguckt, also die Resultate sind zusammengefasst in eingesteckten Kästchen und man sieht das alles auch in Segou, das ist überhaupt kein Problem alles, und das, was ich da habe, also der dritte Teil, findet sowohl auf der Projektion, die man flach über der Erde schwebend sieht, als auch schon im Netz statt und dann kommt so ein anderer Kollege vorbei und schaut sich das eher gelangweilt an, heuchelt Interesse, und ich muss diese Kollegin unbedingt unterstützen, der ich diese abgespeckte Version schicke, die man auch in einer anderen Darstellung machen kann, mit so Polen, da sieht man immer die Bildchen, aber ich habe Angst, dass dann die Daten verloren gehen – man muss diesem anderen Lehrer unbedingt sagen, dass er sofort eine Lösung finden für das Problem und mit dem Unterricht beginnen muss und das nicht liegen lassen kann, sonst passiert nie was –
– ich bin mit einer jungen Frau in einem Straßencafé, in dem man sich zum Vögeln verabredet beziehungsweise zusammen überlegt, ob man will, und dann eventuell beschließt, es zu tun und die junge Frau will es mit mir versuchen, obwohl sie es noch nie so getan hat und ich denke »mein Gott, das kann man ja mal einfach so machen«, aber wir müssen dann die Gebühr von zwei Mark fünfzig für den Aufenthalt in dem Café bezahlen, das von einem niedrigen Zaun umgeben ist und an einem Platz in der Innenstadt ist; sie besteht darauf, dass sie es zahlt, was ich mit ansehe, obwohl ich meine Brieftasche schon ausgepackt habe, und beim Rausgehen stellen wir fest, dass es in Ordnung ist, dass man da zahlen muss, sonst würden da komische Leute hinkommen, sie sagt: »da würde dann jeder Depp da hinkommen und sich da hinsetzen« und ich sehe drei Frauen an einem Tisch, die normal miteinander reden, also man trifft sich dort nicht nur, um sich zum Vögeln zu verabreden, und wie wir dann in das Zimmer im danebenliegenden Hotel gehen, ist es schon ein wenig seltsam zwischen uns, sie lacht verlegen und als ich den Arm um sie lege, weint sie ein bisschen vor Aufregung und Angst und sagt, dass sie so was noch nie gemacht hat und ich sage: »das ist es ja gerade, deshalb will ich es ja ausprobieren!« im Aufzug umarmen wir uns, beziehungsweise klammern uns aneinander, weil es uns beiden ein wenig unheimlich ist, aber es ist total aufregend und neu und spannend, reizt doppelt, weil man sich nicht kennt, aber trotzdem irgendwie will, und ich frage mich, ob mit oder ohne Kondom, möchte es aber nicht thematisieren, weil ich Angst habe, dass es dann gar nicht läuft, und denke außerdem, dass sie bestimmt auch ohne will, weil es mit kein richtiges Vögeln wäre, und in dem Zimmer fangen wir sofort an, uns auszuziehen, schauen uns dabei neugierig an, da merke ich: meine Brieftasche ist weg, ich habe sie in dem Café liegen gelassen, als sie bezahlt hat, ich sehe sie vor meinem geistigen Auge offen ausgebreitet da liegen und wir ziehen uns sofort wieder an, um da runter zu gehen, aber als wir halb angezogen sind, sehe ich sie am Nachttischchen liegen, halb schon von Klamotten verdeckt, sie ist also doch da und ich habe nur Panik gehabt, da bekommt sie Angst, ob es wirklich richtig ist, jetzt zu vögeln, und ich sage: »wir können es ja anfangen zu probieren und du kannst jederzeit abbrechen, ich habe mich total unter Kontrolle, das ist dann kein Problem, wenn du abbrechen willst«, aber sie betont, dass sie auf jeden Fall richtig vögeln will und wir ziehen uns weiter aus, da klingelt das Telefon und ich sehe, dass es eine Nummer aus Deutschland ist und um Film geht, ich muss also rangehen, eine Produktionssekretärin ist dran, die mich nur weiterbindet, woraufhin sich wieder eine Frau mit energischer Stimme meldet, ich sage: »Wackernagel!«, aber sie schweigt erst und fragt dann: »ja – und?«, es wird kurz ziemlich peinlich, bis ich sage, dass ich angerufen wurde und mit mir verbunden und sie sagt dann: »ich wollte eigentlich nicht mit Ihnen sprechen, aber wenn Sie schon mal dran sind, kein Problem, ich wollte Ihnen nur die Tage durchsagen, an denen Sie drehen; außerdem habe ich kein Material von Ihnen«, wozu ich sage: »ja, dann schicke ich Ihnen mein neues Band« • ein Typ kritisiert, dass eine Partei kein Darstellungsort für den großen Präsidenten Gadhafi sei, das sei eine viel zu kleine Bühne • soll ein Stück von Christoph Schlingensief am Schauspielhaus in Essen inszenieren und ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll, wieso die glauben, ich könne das, obwohl ich doch noch nie inszeniert habe, aber es soll alles ganz, ganz schnell gehen, in ein paar Tagen soll schon Premiere sein, ziemlich viele Schauspieler, zehn bis fünfzehn, wir suchen den Proberaum, es ist alles total schlecht organisiert, ein riesiges, weitläufiges Haus, da sehe ich in einem Nebengang eine große Schultafel, an der unser Stück angezeigt wird, die ganzen Namen der Schauspieler, aber ich finde meinen nicht und denke: »siehste, das ist alles nur ein Trick, die wollen mich irgendwie reinlegen«, bis ich sehe, dass das Ganze überschrieben ist mit: »Christof Wackernagel inszeniert –«, folgt der Name des Stückes, was ein absurdes ist und, soweit ich es auf die Schnelle gelesen habe, gar nicht so schlecht, was mich wundert, aber man könnte was draus machen, nur finden wir weiterhin keine Proberäume, die Zeit ist rum und die Leute gehen alle wieder weg, ich frage mich die ganze Zeit, ob ich das wirklich machen soll, dass ich das doch eigentlich gar nicht kann und will und es mich nicht interessiert, ich mich womöglich blamiere, mir fällt überhaupt nichts ein, wie ich das inszenieren soll, aber die Schauspieler sind sehr nett und erwartungsvoll, aber ich habe mein Textbuch im Vorraum vom Klo liegenlassen, kann doch nicht die erste Probe ohne Textbuch beginnen, außerdem suche ich überhaupt erstmal den Raum, in dem die Probe stattfinden soll, finde keinen und finde keinen, wo immer ich reinschaue, wenn ich die Tür aufmache, ist es leer, überall Gänge, Treppen runter, Treppen rauf, teilweise nur wenige Stufen, halbe Stockwerke, nirgends ist irgendwas, da kommen aus einem Raum plötzlich ein Teil der Schauspieler, die in meiner Inszenierung mitmachen, raus, nachdem die da irgendwelche Vorbesprechungen gemacht haben, und sie sagen: »die Neuen, die da mitmachen, sind ganz gut, die sind da in dem anderen Raum«, der ein riesiger Saal ist, aber leer, ich stehe da drin und schaue ratlos um mich, da schaut ein Mann mit einer um den Bauch gehängten Ziehharmonika rein, ich schau ihn fragend an, da sagt er: »ich überwache hier die ganzen Säle« und geht weiter –